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Wolff plant: Schulen selbst schuld an Unterrichtsausfall - GEW ...

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SEITE 16ARBEITSBEDINGUNGENFLZ Nr. 3/05Arbeitsschutz: Stress im LehrberufDer BAD (BerufsgenossenschaftlicherarbeitsmedizinischerDienst) ist das Unternehmen, dasvon der Hessischen L<strong>an</strong>desregierungengagiert wurde, um dienach Arbeitsschutzgesetz vorgeschriebenenbetriebsärztlichenLeistungen für die hessischenLehrkräfte sicher zu stellen. Umdas Problem „Stress im Lehrberuf“genauer zu <strong>an</strong>alysieren, hatder BAD eine Studie <strong>an</strong> einigen<strong>Schulen</strong> durchgeführt, deren Ergebnisseder für Fr<strong>an</strong>kfurt zuständigeArzt, Dr. Martin Düvel,hier zusammenfasst.Ergebnisbericht der Stress-Studie der B’“A’“D GmbHvom 31. August 2005Stress g<strong>an</strong>z wörtlich genommenheißt ja eigentlich nur „Sp<strong>an</strong>nung“,und ein sp<strong>an</strong>nendes Lebenzu führen muss a priori noch keineGefahr für die Gesundheit sein.Ein Zuviel <strong>an</strong> Sp<strong>an</strong>nung dagegenbezeichnen wir als Stress und meinendamit etwas Negatives, dasnach ärztlicher Erfahrung häufig inGesundheitsbeschwerden oder garchronische Erkr<strong>an</strong>kungen mündet.Es gibt zahlreiche Hinweise, dassl<strong>an</strong>gjähriger Stress im Lehrberuf invielen Fällen sogar eine Ursache füreine vorzeitige Berentung der Betroffenenist. Das „Burn-Out-Syndrom“als gesundheitsbelastenderFaktor liegt heute im Fokus deswissenschaftlichen Interesses. Mitder Stress-Studie, einem Forschungsprojektder B·A·D GmbH(Berufsgenossenschaftlicher ArbeitsmedizinischerDienst), solltenInstrumente untersucht werden,die möglicherweise eine individuelleStress-Belastung besser erkennenlassen. Bisher fehlt es in der Arbeitsmedizinnoch <strong>an</strong> einem validenMesssystem, mit dem sich dieStressbelastung des einzelnen Mitarbeitersoder auch einer Gruppevon Mitarbeitern erfassen lässt.In der Studie untersuchten dieArbeitsmediziner des B·A·D in Zusammenarbeitmit der UniversitätM<strong>an</strong>nheim 2003/2004 bundesweit391 Personen aus den Dienstleistungsberufen„Lehrer <strong>an</strong> allgemeinbildenden<strong>Schulen</strong>“, „Pflegepersonalin Kr<strong>an</strong>kenhäusern“,„Servicepersonal in Hotels“ und„Polizisten im Außendienst“, umden tatsächlichen Einfluss der beruflichenStressfaktoren auf dieGesundheit und die individuellengraduellen Unterschiede besser erfassenzu können.Der für die <strong>Schulen</strong> in Fr<strong>an</strong>kfurtund im Wetteraukreis zuständigeBetriebsarzt Dr. Martin Düvelhat im Auftrag dieser Studie inzehn <strong>Schulen</strong> in Fr<strong>an</strong>kfurt, Friedberg,Bad Nauheim, Friedrichsdorfund Bad Homburg Kurzinterviewsmit insgesamt 120 Lehrern zu ihrenGesundheitsbeschwerden inZusammenh<strong>an</strong>g mit der beruflichenBelastung geführt. Die Teilnehmererhielten einen umf<strong>an</strong>greichenBefindlichkeits-Fragebogen,ein Stress-Tagebuch und Watteträgerzur viermaligen Speichelprobe<strong>an</strong> drei aufein<strong>an</strong>der folgenden Tagen.Die Speichelproben erlaubtendie Cortisol-Bestimmung, ein Hormon,das in Stresssituationen vermehrtgebildet wird, das jedoch intraindividuellstarken Tagesschw<strong>an</strong>kungenunterliegt.Im Ergebnis bestätigt die Studiedie Annahme, dass im Lehrerberufim Vergleich zu <strong>an</strong>deren Berufenmehr Menschen unter stressbezogenenGesundheitsbeschwerdenleiden. Insbesondere Schlafstörungenwurden von Lehrern amhäufigsten gen<strong>an</strong>nt.Vergleiche zwischen den einzelnenSchulformen oder <strong>Schulen</strong>sind nach den Einzel-Ergebnissender Studie wegen einer zu geringenZahl von Teilnehmern pro <strong>Schulen</strong>icht zulässig. Die Einzelergebnisseder Cortisol-Messungen der Teilnehmerliegen dem Betriebsarzt Dr.Düvel vor. Auch hier ist bei derInterpretation der Ergebnisse Vorsichtgeboten, da ein hoher oderauch ein niedriger Wert individuellnicht streng proportional zurBefindlichkeit oder zu vorh<strong>an</strong>denenGesundheitsbeschwerden steht.Insofern besteht nach der vorliegendenBeurteilung des Studienergebnissesweiterer Forschungsbedarf,wie dieStressbelastung arbeitsmedizinischam vorteilhaftestenerfasst werden k<strong>an</strong>n.An den unterschiedlichen<strong>Schulen</strong> sowohl imgroßstädtischen als auchim kleinstädtischen Umfeldhatten jeweils ca. 20–50 Prozent der Lehrerinnenund Lehrer der untersuchten<strong>Schulen</strong> <strong>an</strong> derStudie teilgenommen. Dr.Düvel fasste sein persönlichesFazit aus den Gesprächenmit den Teilnehmernzusammen.„So wie mir die Belastungssituationenin denGesprächen geschildert wurden,dürfte der Faktor Arbeitsklima, damitmeine ich das kollegiale Mitein<strong>an</strong>derunter den Kollegen <strong>selbst</strong>,eine g<strong>an</strong>z herausragende Rolle spielen“.Entscheidenden Einfluss aufdas Arbeitsklima hat nach Meinungdes Betriebsarztes die Schulleitung,und er präzisiert seine Eindrücke:„Die Förderung der Kommunikationdurch regelmäßige Teambesprechungen,die Akzept<strong>an</strong>z unddie Durchsetzung der gesetzten Regelnim alltäglichen Umg<strong>an</strong>g mitRegelverstößen, eine berufsbegleitendequalifizierte pädagogischeFortbildung der KollegInnen und einhilfreicher Support in schwierigen Situationenbei Konflikten mit Schülernoder Eltern sind nach meiner Beobachtungwichtige Faktoren, diedas Schulklima positiv beeinflussen.“Nicht zu unterschätzen ist lautDr. Düvel der Einfluss der Schülerzahl,also der Größe einer Schule,auf die Stressbelastung. GroßeSchülerzahlen begünstigen auf demSchulhof und im Umfeld der SchuleAusgebr<strong>an</strong>ntdie Anonymität des einzelnenSchülers: Die soziale Kontrolle fälltweg, Regelverstöße bleiben folgenlos,und mit dem wachsenden Aggressionspotentialnimmt dieStressbelastung der ver<strong>an</strong>twortlichenAufsichtspersonen zu.Der Betriebsarzt kommentierteauch den Einfluss der Bausubst<strong>an</strong>zauf das Wohlbefinden am ArbeitsplatzSchule. „VernachlässigteUnterrichtsräume und verschlissene,bzw. beschädigte Gebäudeverführen nicht nur Schüler mit jugendlichemÜbermut zu weiterenmutwilligen Beschädigungen. Einesolche renovierungsbedürftige Arbeitsstättewirkt indirekt als Botschaftauf die dort tätigen Menschen,dass die Allgemeinheit, dieRESOLUTIONfür den Unterhalt der Gebäude ver<strong>an</strong>twortlichist, der Arbeit der dortTätigen keine hohe Wertschätzungentgegenbringt.“Dr. Düvel abschließend: „MitZahlen und Messwerten aus derStress-Studie k<strong>an</strong>n ich meine Eindrückenicht wissenschaftlich exakt belegen.Sicher sind noch weitere Belastungsfaktorenbedeutsam. Zudiesen Faktoren zählen der zeitlicheAufw<strong>an</strong>d für die Unterrichtsvorbereitungoder für dieKorrekturen, die Org<strong>an</strong>isationder Stundentafel und der Vertretungsstunden,die Belastungdurch Lärm und zu hohe Nachhallzeitenin den Unterrichtsräumenund weitere Belastungsfaktorendes äußeren Umfeldes.Mein Fazit ist: wir müssen in Zukunftin der Arbeitsmedizin diesenkomplexen Einflüssen auf dieGesundheit mehr Aufmerksamkeitwidmen.“Um kurzfristig Problemfelderzu erkennen und über Verbesserungsmöglichkeitennachzudenken,hat das SchulamtFr<strong>an</strong>kfurt zu Beginn des Jahres 2005beispielhaft eine pragmatische Vorgehensweiseumgesetzt. An alleFr<strong>an</strong>kfurter <strong>Schulen</strong> wurde einstrukturierter Fragebogen zur orientierendenEinschätzung der Stressbelastungvers<strong>an</strong>dt. Die Aufgabe lautete,die stressbelastenden Faktorenim Kollegenkreis unter Wahrung derAnonymität <strong>an</strong> der jeweiligen Schule<strong>selbst</strong> zu ermitteln und im KollegenkreisVerbesserungsmöglichkeitenvorzuschlagen und <strong>selbst</strong> für die jeweiligeSchule festzulegen. Dies istein erster und wichtiger Schritt zurAnalyse der Gefährdungsfaktorender psychischen Belastung <strong>an</strong> denFr<strong>an</strong>kfurter <strong>Schulen</strong>.Dr. med. Martin Düvel,Facharzt für Arbeitsmedizin<strong>GEW</strong> Fachtagung Sozialpädagogische Fachkräfte<strong>an</strong> <strong>Schulen</strong> für Praktisch Bildbare und Körperbehinderte:Gegen einen Qualitätsverlust sozialpädagogischerArbeit <strong>an</strong> hessischen Förderschulen„Massiver Angriff auf pädagogischeArbeit <strong>an</strong> den <strong>Schulen</strong> fürPraktisch Bildbare und für Körperbehinderte“(...) Über 100 Teilnehmerinnen undTeilnehmer aus g<strong>an</strong>z Hessen reagiertenim Fr<strong>an</strong>kfurter Haus Gutleutäußerst empört auf einenRichtlinienentwurf des Kultusministeriums,in dem eine drastischeKürzung der Vor- und Nachbereitungszeitfür die pädagogischeArbeit der sozialpädagogischenFachkräfte, aber auch der Zeit fürElterngespräche, Beratung und<strong>an</strong>deres vorgesehen ist.Neben Fragen der Gestaltungder Arbeit, bei denen es der <strong>GEW</strong>sehr auf teamorientierte Arbeitsstrukturenzwischen Lehrkräftenund sozialpädagogischen Fachkräften<strong>an</strong>kommt, um die spezifischenKompetenzen der beidenProfessionen in der Schule optimalzur Geltung kommen zu lassen,geht es im Richtlinienentwurf desMinisteriums im Kern um die Fragedes Einsatzes der sozialpädagogischenFachkräfte. Die Zeit derArbeit mit Kindern soll auf Kostender Vor- und Nachbereitung dieserArbeit sowie auf Kosten <strong>an</strong>dererwichtiger Tätigkeiten teilweise umbis zu 7 Zeitstunden pro Wocheverlängert werden. (...)In der Versammlung wurde vereinbart,Eltern und Öffentlichkeitverstärkt über diese Pl<strong>an</strong>ungen zuinformieren. Sollte das Ministeriumtrotz aller qualifizierten Einwendungenbei seiner Absicht bleiben,wollen auch die sozialpädagogischenFachkräfte mit einer härterenG<strong>an</strong>gart darauf reagieren.Deshalb haben sie verabredet, sicham Samstag, den 12. Novembererneut zu treffen, um über weitergehende gewerkschaftliche Aktionenzu beraten und zu beschließen.(...)Aus der Presseerklärung 24.09.05Siehe auch Seite 17Das Kultusministerium <strong>pl<strong>an</strong>t</strong> mitdem Entwurf der Richtlinien fürdie Tätigkeit sozialpädagogischerMitarbeiterinnen und Mitarbeiter<strong>an</strong> den <strong>Schulen</strong> für Praktisch Bildbareund Körperbehinderte einenmassiven Angriff auf die Qualitätdes pädagogischen Angebotes undauf die Arbeitsbedingungen der sozialpädagogischenFachkräfte.Eine Qualität der sozialpädagogischenArbeit mit behindertenKindern und Jugendlichen m<strong>an</strong>ifestiertsich zum einen in der Förderungund Stärkung der Persönlichkeitsentwicklung,der Selbstwerdungund der nachhaltigenEntwicklung von Selbstständigkeitund Autonomie. Zum <strong>an</strong>deren inder Mittlerrolle in therapeutischenProzessen und deren Umsetzungund Festigung im Lernalltag. Diesesozialpädagogischen Faktoren habenvor allem in individuellen Lernprozessender behinderten Kinderund Jugendlichen einen besonderenStellenwert, welcher der Aneignungvon Wissen gleichzusetzen ist.Die differenzierten und vielschichtigenAufgaben der sozialpädagogischenArbeit benötigen aberumfassende Reflexion der jeweiligenProzesse, <strong>an</strong>gemessene Zeit der VorundNachbereitung und genügendRaum zum Austausch mit <strong>an</strong>derenam Lernprozess eingebundenen Professionen.Jede Einschränkung diesernotwendigen, professionellenund im sonderpädagogischen Alltagentwickelten St<strong>an</strong>dards führt zu einemmassiven Qualitätsverlust.Die drastische Verschlechterungder Arbeitsbedingungen für sozialpädagogischeFachkräfte negiert diewichtige pädagogische Arbeit undführt zu einer inakzeptablen Versorgungsmentalität,letztlich zumNachteil der behinderten Kinderund Jugendlichen. Auch der beabsichtigtedokumentierte Nachweisder geleisteten Tätigkeiten erinnert<strong>an</strong> Vorgaben in Lernprozessen undwird sozialpädagogischer Kompetenzkeineswegs gerecht. Zudemwird wesentliches Potenzial uneffektivgebunden.Der positive Ansatz der Teamorientierungin der Zusammenarbeitzwischen Lehrkräften und sozialpädagogischenFachkräftenwird ad absurdum geführt, wenndie spezifischen Kompetenzen so-zialpädagogischer Arbeit qualitativentwertet werden.Ein kompetentes Team verschiedenerProfessionen k<strong>an</strong>n nurgute Arbeit leisten, wenn die grundlegendenBedingungen in Analogiestehen und eine adäquate Wertschätzungerfahren. Die vom HKMvorgesehenen Arbeitsbedingungenfür sozialpädagogische Fachkräfte,vor allem hinsichtlich der Eingriffein die Arbeitszeitgestaltung, führenjedoch zu Qualitätseinbußenund Wertverlust. Dieses wird sichnegativ auf die tägliche Arbeit auswirkenund dem beschriebenenAnsatz interdisziplinärer, kooperativerArbeit keineswegs gerecht.Wir lehnen den Entwurf der Richtlinienfür die Tätigkeit sozialpädagogischerMitarbeiter und Mitarbeiterinnenentschieden ab undfordern das Kultusministerium auf,diesen Entwurf zurück zu ziehen.Kolleginnen und Kollegen derPeter-Josef-Briefs-SchuleSchule für Körperbehinderte imAntoniushaus Hochheim10.10.2005

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