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Wolff plant: Schulen selbst schuld an Unterrichtsausfall - GEW ...

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SEITE 14PRIVATISIERUNGFLZ Nr. 3/05Global Player entscheidet über MittagessenUmfrage <strong>an</strong> allen Bildungseinrichtungen Fr<strong>an</strong>kfurtsLiebe Kolleginnen und Kollegen,liebe Schulleiterinnen undSchulleiter, liebe Eltern,liebe Schülervertreterinnen und-vertreter,wie Sie möglicherweise derPresse entnommen haben, gab eswährend des letzten Jahres Ausein<strong>an</strong>dersetzungenvon Eltern <strong>an</strong> denstädtischen Kindertagesstätten mitder Stadt Fr<strong>an</strong>kfurt wegen des Essens,das <strong>an</strong> die Kinder ausgegebenwurde.Der Hintergrund: Im Zusammenh<strong>an</strong>gmit der Privatisierungder städtischen Küchenbetriebe hatdie Stadt Fr<strong>an</strong>kfurt einen 10-Jahres-Vertragmit dem Groß-CatererSodexho geschlossen, der alle Kitasbeliefern soll. Das Essen warvon verschiedener Seite als zu wenig,zu wenig gehaltvoll undschlecht kritisiert worden. Auchentwickelten m<strong>an</strong>che Kinder plötzlichAllergien, was die Eltern befürchtenließ, dass diese auf Zusatzstoffein dem Essen zurückzuführenseien.Als Folge der Proteste wurdeneinerseits Verbesserungen durchgeführt,die dem Widerst<strong>an</strong>d die Spitzenahmen, so dass zur Zeit vordergründigRuhe herrscht. Andererseitswurden zwischenzeitlichKritiker mit derAndrohung von Anzeigeneingeschüchtert,der HessischeRundfunk hat inzwischenein Verfahrenvor Gericht gewonnen.Einigen wenigenKitas wurde zugest<strong>an</strong>den,zu einem <strong>an</strong>derenCaterer zu wechseln.Dies bedeutet nicht,dass die Eltern mit derSituation zufriedenwären.Die Kritik beziehtsich neben den oben aufgeführtenGesichtspunkten auch darauf, dassdas Sodexho-Essen täglich 300 kmweit <strong>an</strong>geliefert wird, demzufolgeschon l<strong>an</strong>ge vorher gekocht wirdund, da es nicht tiefgefroren wird,konserviert werden muss.Die Stadt Fr<strong>an</strong>kfurt wirbt<strong>selbst</strong> in Broschüren für gesundesEssen, eine grüne Dezernentinmüsste eigentlich für die Vermeidungvon unnötigem Straßenverkehreintreten.Schmeckst’s euch, Kinder?Keinesfalls ist Sodexho derpreisgünstigste Anbieter. Z.B.gibt es einen BIO-Caterer, der dasEssen in Fr<strong>an</strong>kfurt kochen würdeund 15 Cent preisgünstiger wäre.Sodexho <strong>selbst</strong> liefert in <strong>an</strong>derenStädten Essen um 1,10 Euro billiger.Dies alles sind Ungereimtheiten,die die Stadt Fr<strong>an</strong>kfurt gegenüberden Eltern nicht aufklärenkonnte oder wollte. Die Empörungder Eltern richtet sich deshalb vorallem auch gegen das intr<strong>an</strong>sparenteVerfahren, das im Zusammenh<strong>an</strong>gmit der Privatisierung diesereinstmals in den städtischen Küchenbetriebenerbrachten Dienstleistungsteht. Denn die StadtFr<strong>an</strong>kfurt bleibt die Antwort aufdie Frage, warum der Abschlussdes Catering-Vertrags mit einem<strong>an</strong>deren Unternehmen oder auchmit mehreren <strong>an</strong>deren Vertragspartnernüberhaupt nicht verh<strong>an</strong>delbarwar, <strong>schuld</strong>ig.Wir wenden uns jetzt <strong>an</strong> Sie/Euch, weil wir glauben, dass dasThema „Mittagessen für Kinderund Jugendliche“ im Zuge desAusbaus von G<strong>an</strong>ztagsschulenoder <strong>Schulen</strong> mit G<strong>an</strong>ztags<strong>an</strong>gebotbzw. pädagogischer Mittagsbetreuung,aber auch im Zusammenh<strong>an</strong>gmit dem 8jährigenGymnasium <strong>an</strong> Bris<strong>an</strong>z gewinnenwird.Wir möchten zunächst einmaleinen Überblick darüber gewinnen,wie das Mittagessen inden <strong>Schulen</strong> (sofern es <strong>an</strong>gebotenwird) derzeit org<strong>an</strong>isiert ist (...ein Fragebogen zu diesem Zweckwird mit dem Schulvers<strong>an</strong>d denbetroffenen <strong>Schulen</strong> zuges<strong>an</strong>dt –die Redaktion).Wir bitten Sie, möglichst baldeine Rückmeldung <strong>an</strong> das Büro des<strong>GEW</strong> Bezirksverb<strong>an</strong>ds Fr<strong>an</strong>kfurt,Bleichstr. 38a, in 60313 FFM zuschicken.Darüber hinaus möchten wirin der Stadt Fr<strong>an</strong>kfurt eine Diskussiondarüber initiieren, dass Kinderund Jugendliche ein Recht auffrisch gekochtes, biologisch wertvollesEssen haben und dass Eltern,die dieses Essen bezahlen, ein Mitspracherechthaben müssen, wer esliefert. Auch Kinder und Jugendlichesollten bei dem, was auf ihrenTisch kommt, mitreden können.Wir fordern, dass die StadtFr<strong>an</strong>kfurt Personen einstellt, diedie <strong>Schulen</strong> kompetent beraten,welches Essen, welcher Lieferer,welche Org<strong>an</strong>isationsform für siedie geeignete ist.Bitte geben Sie uns Nachricht,ob <strong>an</strong> Ihrer Schule ein Interessebesteht, in diesen Prozess mit einzusteigen.Mit freundlichen GrüßenMari<strong>an</strong>ne Friemelt, <strong>GEW</strong>1.) Die derzeitige M<strong>an</strong>gelsituationöffentlicher Haushalte auf allen Ebenenwird von Politik und Medienüberwiegend so dargestellt, als sei„der Staat“ auf allen Ebenen schlicht„pleite“. Die (steuer- und wirtschaftspolitischim übrigen <strong>selbst</strong>ver<strong>schuld</strong>ete) M<strong>an</strong>gelsituation öffentlicherHaushalte wird vor allemvon marktradikalen Kräften einerseitszu einem General<strong>an</strong>griff aufstaatliche Ausgabenpolitik im Allgemeinenund auf den sozialpolitischenAuftrag des Staates im BesonderenStadtkämmerer Horst HemzalDie kommunale Selbstverwaltung löst sich m<strong>an</strong>gelsverfügbarer Mittel aufgenutzt. Andererseits suchen dieselbenKräfte nach Mitteln und Wegen,um unmittelbaren Zugriff auf diezweifellos knapper gewordenen,aber trotzdem immer noch erheblichenstaatlichen/öffentlichen Fin<strong>an</strong>zmittelzu erl<strong>an</strong>gen.2.) Bei der derzeitigen Kampagneum PPP h<strong>an</strong>delt es sich um ein groß<strong>an</strong>gelegtes Komplott der deutschenund europäischen Bau- und Immobilienindustriesowie großer B<strong>an</strong>kenund Kapitalgesellschaften. Diebesonders fokussierten Bereiche sindderzeit der Straßenbau, die Inst<strong>an</strong>dsetzungvon K<strong>an</strong>alisationen, der Bauund die Bewirtschaftung von SchulundVerwaltungsgebäuden, Denkbarsind für die Zukunft aber auchKindergärten, Sport<strong>an</strong>lagen usw..Koordiniert wird die Kampagne vonStabsstellen im Bundeswirtschaftsministeriumund in verschiedenenL<strong>an</strong>deswirtschaftsministerien, fl<strong>an</strong>kiertvon einschlägig bek<strong>an</strong>nten Unternehmens-und Steuerberatungsfirmen,bek<strong>an</strong>nten Wirtschaftsprüfungsunternehmenund Anwaltsk<strong>an</strong>zleiensowie diversen (mehroder weniger) wissenschaftlichenbzw. akademischen Koryphäen ausUnternehmen und Hochschulen.3.) In der Diskussion um PPP wirdvon interessierter Seite die Behauptungin den Vordergrund gerückt,es würden erhebliche Einsparungenfür die öffentlichen Haushalteerzielt (15 bis 20%). In Wirklichkeitist PPP ein gezieltes Programmzur Plünderung der öffentlichenHaushalte.Thesen zu Public Private Partnership (PPP)4.) PPP wird als Mittel und Möglichkeitverkauft, einen sog. Investitionsstauder öffentlichenH<strong>an</strong>d bei der Errichtung und Bewirtschaftungöffentlicher Gebäudeoder Einrichtungen zu beseitigen.In Wirklichkeit h<strong>an</strong>deltes sich um ein Vorkreditierungssystem,welches insbesondere dengroßen B<strong>an</strong>ken und Kapitalgesellschaftenmittelfristig großeGewinne in die Kassen spülensoll und l<strong>an</strong>gfristig die Situationöffentlicher Haushalte erheblichverschlimmern wird.5.) PPP-Verträge führen im kommunalpolitischenBereich zu einerl<strong>an</strong>gfristigen Bindung kommunalerHaushaltsmittel. Der kommunaleGestaltungsspielraum verkleinertsich in dem Maße, in welchem sichKommunen und Gebietskörperschaftenauf solche Verträge einlassen.Kommunale Selbstverwaltung(als demokratische, politische Errungenschaft)findet nicht mehr(bzw. zunehmend weniger) statt.6.) Die PPP-Befürworter aus Politikund Wirtschaft behaupten, dassPPP insbesondere kleinen und mittelständischenFirmen des BauundH<strong>an</strong>dwerksbereichs nützt.Insbesondere sei hier von Bedeutung,dass dem ineffizienten undträgen Öffentlichen Dienst die Zuständigkeitfür die Auftragserledigunggenommen werde. Es wirdhierbei verschwiegen, dass bisherbereits über 90% der öffentlichenBau- oder Bewirtschaftungstätigkeitüber entsprechende Vergabeverfahrendurch private Firmen erledigtwerden. Tatsächlich führenPPP-Projekte zu einer Verstärkungder Marktmacht einiger wenigerGroßunternehmen. Kleine und mittelständischeFirmen verfügen inder Regel weder über die entsprechendeEigenkapitaldecke nochüber eine ausreichende Kreditwürdigkeitbei den B<strong>an</strong>ken, um <strong>selbst</strong>als PPP-Unternehmen in den Marktzu gehen.7.) Die größere Marktmacht dergroßen bauindustriellen Unternehmenführt zu einem erheblichenwirtschaftlichen Druck fürdie kleinen und mittelständischenFirmen. Erste Erfahrungen zeigen:Die Auftragsbedingungenvon PPP-Betreibern zwingen kleinereUnternehmen zu Tariffluchtund Lohndumping, zur Nichteinhaltungvon Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen,zu Qualitätsminderungenbei der Auftragserledigungusw. und werdenmittelfristig zu einem Rückzugvieler Firmen aus diesem Bereichführen (die Anzahl der Insolvenzenwird als Trend gerade in derBaubr<strong>an</strong>che verstärkt).8.) Die mittelfristig höhere Belastungder öffentlichen Haushalteführt in der Konsequenz zu einemZw<strong>an</strong>g, die für PPP-Projekte abfließendenMittel entweder durchKreditaufnahmen oder durch radikaleEinsparmaßnahmen in <strong>an</strong>derenBereichen zu kompensieren.Bereits im Rahmen der PPP-Projektewerden eine Vielzahl Mitarbei-ter/innen aus dem öffentlichenDienst in die private Wirtschaftverschoben. Die infolge der PPP-Projekte notwendigen Einsparmaßnahmenwerden zu einem weiterenArbeitsplatzabbau im öffentlichenDienst führen.9.) Die Verschiebung einer erheblichenAnzahl von Mitarbeiter/innen aus dem öffentlichen Dienstin private PPP-Projektgesellschaftenbringt für die betroffenen Arbeitnehmer/innenteilweise schwereinschätzbare Risiken mit sich. Dietarif- und arbeitsrechtlichen St<strong>an</strong>dardsdes Öffentlichen Diensteswerden zur Disposition gestellt. ErworbeneBesitzstände stehen infrage.Es besteht das Risiko eines Arbeitsplatzverlustesdurch Insolvenzder privatrechtlichen PPP-Projektgesellschaften.Fazit:PPP-Projekte nützen in erster LinieB<strong>an</strong>ken, Kapitalgesellschaften undden Großunternehmen der Bauindustriesowie ihren H<strong>an</strong>dl<strong>an</strong>gernin Wirtschafts- und Unternehmensberatungsfirmen.PPP-Projekte beschleunigenden Monopolisierungsprozessin der Bau- und Immobilienbr<strong>an</strong>che.Die mittel- undl<strong>an</strong>gfristigen Folgen für die öffentlichenHaushalte könnten katastrophalsein: Die kommunaleSelbstverwaltung löst sich m<strong>an</strong>gelsverfügbarer Mittel auf.Für die betroffenen Beschäftigtenentstehen zahlreiche existenzielleUnsicherheiten und Risiken.Ver.di Fachbereich Gemeinden

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