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Wolff plant: Schulen selbst schuld an Unterrichtsausfall - GEW ...

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FLZ Nr. 3/05 FRANKFURTER SCHULENSEITE 13Das Hessische Kultusministeriumhat sich im Rahmen der NeuenVerwaltungssteuerung vier StrategischeZiele gesetzt, von denen eineslautet, dass die Kinder am Endedes zweiten Schuljahres altersgemäßeTexte sinnerfassend lesenkönnen sollen. Im Namen diesesunstrittigen Zieles, was im Übrigenschon in den Rahmenrichtlinienfestgehalten ist, werden nunkeineswegs unstrittige Aktivitätenentfaltet.In Staatlichen Schulamt Fr<strong>an</strong>kfurthat eine Projektgruppe „Leseförderung“das sogen<strong>an</strong>nte Fr<strong>an</strong>kfurterVerfahren festgelegt, mitdem Eing<strong>an</strong>gsdiagnose in allenFr<strong>an</strong>kfurter ersten Klassen betriebenwerden soll. Am 15.9.05 ludm<strong>an</strong> eine Lehrkraft jeder Fr<strong>an</strong>kfurterGrundschule ein, die im Rahmender Ver<strong>an</strong>staltung „Eing<strong>an</strong>gsdiagnostikzu den Lernvoraussetzungenfür den Schriftspracherwerb“über ihre Multiplikatorenfunktionund das g<strong>an</strong>ze Verfahrenunterrichtet wurde. Beim Fr<strong>an</strong>kfurterVerfahren h<strong>an</strong>delt es sich umdas Münster<strong>an</strong>er Screening(MÜSC), ein Test zur Früherkennungvon Lese-Rechtschreibschwierigkeiten.Die pädagogischenFragen, ob so ein Screeningsinnvoll ist, oder lieber individuelleDiagnostik betrieben werden sollte,ob m<strong>an</strong> ein Verfechter von hartenTests oder Anhänger von strukturierterBeobachtungen ist, undwie Diagnostik ins schuleigeneCurriculum eingebettet ist, scheinenfür das Schulamt nicht von Interessezu sein. Das Münster<strong>an</strong>erScreening ist ein Verfahren,das sich <strong>an</strong> Schul<strong>an</strong>fängerin den ersten fünfWochen nach der Einschulungwendet, und so entstehtein völlig absurder Zeitdruck,der die interess<strong>an</strong>teund produktive Ausein<strong>an</strong>dersetzungmit pädagogischenFragen und Zielsetzungenverbietet. Kolleginnenund Kollegen, Schülerinnenund Schüler und derenEltern werden in einer Weiseüberrumpelt, die ihresgleichen sucht. Das Verfahrenverursacht nicht nurKosten für das Testmaterial,sondern da der Test nur inGruppen bis maximal achtKindern durchgeführt werdenk<strong>an</strong>n, werden viele Unterrichtsstundenin die Sachegesteckt, Stunden, die natürlich<strong>an</strong>deren Kindern verlorengehen. Die Frage aufwelcher rechtlichen Grundlagedas alles passiert, wirdnoch zu klären sein. WieKolleginnen und Kollegen zuMute ist, die gezwungenwerden sollen, viele Stunden ihrerArbeitskraft in die Einführung einerSache zu stecken, die nicht mitihnen zusammen entwickelt wurdeund zum Teil auch gegenläufig zuDas Fr<strong>an</strong>kfurter VerfahrenEing<strong>an</strong>gsdiagnose top downSeite 33 des Testheftes „Münster<strong>an</strong>er Screening (MÜSC)ihrem pädagogischen Arbeiten ist,k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich vorstellen.Im Vorwort des Testh<strong>an</strong>dbuchswird m<strong>an</strong> darauf hingewiesen, dassDiagnose nur Sinn macht, wenn siezu gleichermaßen differenziertenund wirksamenFörderkonzeptenführt, die im Kapitel PädagogischeSchlussfolgerungenausgeführt sind.Die erste Fördermöglichkeiterfordert extra Förderstundenund kommtsomit nicht in Frage, daja Förderstunden geradeweggekürzt wurden. Alszweite Möglichkeit wirddas Programm „Hören,Lauschen und Lernen“gen<strong>an</strong>nt, welches für denKindergarten entwickeltwurde und das <strong>an</strong> jedemTag 15 Minuten durchgeführtwerden muss. Obdie Schülerinnen undSchüler ohne Risikopunktebeim Hören undLauschen ihren Fähigkeitenentsprechend gefördertwerden, darf m<strong>an</strong>bezweifeln. Als letzteMöglichkeit erfahren wir,„<strong>selbst</strong>verständlich ist esmöglich, diesen Kindernim Rahmen des alltäglichenUnterrichts spezifischesFördermaterial in Ergänzungoder <strong>an</strong> Stelle des für die Klasse üblichenLernmaterials <strong>an</strong>zubieten.“Wer in den letzten Wochen Erstklässlerunterrichtet hat, wird diesg<strong>an</strong>z bestimmt get<strong>an</strong> haben müssen,weil nicht alle das können,was m<strong>an</strong>che schon locker bewältigen,wird aber auch festgestellthaben, das sich die Kinder größtenteilsnoch schwer tun mit dem <strong>selbst</strong>ständigenArbeiten. In den letztenJahren ist die Stundentafel mehrfachum Förderstunden gekürztworden, die Klassengrößen sindständig gestiegen und die Möglichkeitzur Bildung kleiner Lerngruppen inder Schul<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gsphase bis zu denHerbstferien ist abgeschafft worden,alles Dinge die die Kinder stabilisiertund einen guten und wirksamenUnterricht ermöglicht haben.Das ist eine dramatische Entwicklung.Die Maßnahmen, dievom Schulamt zur Qualitätsentwicklungergriffen werden, verschlimmerndie Lage in den <strong>Schulen</strong>zusätzlich. Gerade der Anf<strong>an</strong>gsunterrichtsollte die Freude am Lernenwecken, sollte Ängste ab- und nichtdurch von oben pauschal <strong>an</strong>geordneteTestverfahren aufbauen. Bei dengetesteten Kindern flossen nicht seltenTränen. Hoffentlich gab es einige<strong>Schulen</strong>, die sich in ihrem pädagogischenH<strong>an</strong>deln nicht beirren ließenund den Test nicht durchgeführthaben.Es gibt viele gute Gründe die Durchführungdes Tests zu verweigern. Einerist S. 33 des Testheftes (sieheAbbildung). Kinder, die noch nichtlesen können, sind hier eindeutig imVorteil: Sie müssen sich nicht mit rassistischemWortmaterial herumschlagen!Sus<strong>an</strong>ne HoethFragebogen zur Auswertung der Ergebnisseder OrientierungarbeitenHäufig sind Fragen nicht eindeutig durch Ankreuzen zube<strong>an</strong>tworten. Wir bitten Sie, bei Bedarf die freien Zeilenfür ergänzende Anmerkungen zu nutzen.1. Treffen die Ergebnisse für die einzelnenKompetenzbereiche mit Ihren Erwartungen überein.❒ ja ❒ nein Anmerkungen:2. Wenn es deutliche Unterschiede zwischen denErgebnissen der Parallelklassen gibt, können Sie sichdiese Unterschiede schlüssig erklären?❒ ja ❒ nein Anmerkungen:3. Werden die Ergebnisse im Kollegium diskutiert,bewertet und Schlüsse daraus gezogen?❒ ja, in Jahrg<strong>an</strong>gsteams❒ ja, in Fachkonferenzen❒ nein❒ ja, in der Gesamtkonferenz❒ Austausch ist ge<strong>pl<strong>an</strong>t</strong>Anmerkungen:4. Empfinden die beteiligten Lehrkräfte die Orientierungsarbeitenals eine Möglichkeit zur Erweiterungihrer Diagnosekompetenz?❒ ja ❒ nein Anmerkungen:5. Schätzen die betroffenen Lehrkräfte die Erkenntnisseaus den Orientierungsarbeiten als nützlich für diePl<strong>an</strong>ung der Unterrichtsinhalte im 4. Schuljahr ein?❒ ja ❒ nein Anmerkungen:5. Verändert sich die Unterrichtspraxis durch die Einführungder Orientierungsarbeiten allgemein im 3. und4. Schuljahr?❒ ja ❒ nein Anmerkungen:6. Sind die Aufgabenformate aus den Orientierungsarbeitenfür Ihr Kollegium für die Zusammenstellungkünftiger Klassenarbeiten hilfreich?❒ ja ❒ nein Anmerkungen:7. Wie schätzen Sie die Haltung Ihrer Kolleginnen undKollegen gegenüber den Orientierungsarbeiten ein?❒ eher positiv ❒ eher negativAnmerkungen(z.B. Worauf beziehen sich eventuelle Widerstände?):8. Tauschen Sie mit Nachbarschulen mit gleichem /ähnlichen Einzugsgebiet die Ergebnisse aus und ziehenSie gemeinsam Schlüsse für die Weiterarbeit?❒ ja ❒ nein Anmerkungen:9. Haben Sie schon einmal versuchsweise eine Orientierungsarbeitaus den verg<strong>an</strong>genen Jahren am Endedes 4. Schuljahres eingesetzt, um Lernzuwächse undden Erfolg getroffener Unterrichtsveränderungen zuevaluieren?❒ ja ❒ nein Anmerkungen:10. Welche Unterstützung erwarten Sie, um konstruktivmit den Orientierungsarbeiten als Diagnoseinstrumentarbeiten zu können:Unterschrift:_________________________________Senden Sie bitte den Fragebogen bitte bis zum10. Oktober 05 <strong>an</strong> Frau Madelung, SSA, zurück.Vielen D<strong>an</strong>k!Diagnoseinstrument –für was?All jene Zweiflerund Kritiker, die sich nicht davonüberzeugen lassen wollten, dassOrientierungsarbeiten tatsächlichnur der Orientierung dienen sollen,fühlen sich nun bestätigt.Diejenigen, die trotz massiverEinwände, einer intensiven Ausein<strong>an</strong>dersetzungmit den Arbeitenund eines extrem hohen Arbeitsaufw<strong>an</strong>desdie O-arbeiten durchgeführthaben, mussten feststellen,dass <strong>an</strong> Ihrer inhaltlichen und häufigkonstruktiven Kritik niem<strong>an</strong>dso richtig interessiert war, sondernihnen allenthalben nur der Vorwurfnicht genügend informiert zusein entgegengebracht wurde undjene, die ohne große Einwände undvielleicht mit einer Spur Hoffnunges könne eventuell zu etwas gutsein, eint nun ein Fragebogen mitdem sich Fr<strong>an</strong>kfurter Schulleiterauf die Anf<strong>an</strong>g November stattfindendenDienstversammlungenzum Thema: ,Orientierungsarbeiten-Analyseder Fr<strong>an</strong>kfurter Ergebnisse‘vorbereiten.Die zu be<strong>an</strong>twortenden Fragenhaben fast nichts mit dem <strong>an</strong>geblichenDiagnoseinstrument fürSchüler zu tun, sondern zielen aufeine ,Evaluation‘ des Umg<strong>an</strong>gesder beteiligten Lehrkräfte mit diesenArbeiten.Kennt ihr z.B. die Antworteurer Schulleitung auf die Frage?„Wenn es deutliche Unterschiedezwischen den Ergebnissender Parallelklassen gibt, könnenSie sich diese Unterschiede schlüssigerklären?“Nehmen wir mal <strong>an</strong>, sie oderer haben die Thematik gewissenhaftverfolgt und nehmen wir malweiter <strong>an</strong>, sie oder er wollen nichtdie Gunst der Stunde nutzen undmal über die eine oder den <strong>an</strong>dereneine ,ordentliche dienstlicheBeurteilung‘ abgeben. Nehmen wirmal all dies Positive <strong>an</strong>, was sollEure Schulleitung <strong>an</strong>kreuzen,wenn sie gefragt wird:„Wie schätzen Sie die HaltungIhrer Kolleginnen und Kollegengegenüber den Orientierungsarbeitenein?“ eher positiv/eher negativEine ,eher positive Haltung‘!Na wunderbar! Die Orientierungsarbeitenwaren erfolgreich. Machenwir weiter so! Wäre das euchrecht? Wäre es euch lieber siekreuzte eine ,eher negative Haltung‘<strong>an</strong>? Eine Kritik <strong>an</strong> den Orientierungsarbeiten?– Nein, nein,soweit soll es nicht kommen, dennprompt wird gefragt: „Worauf beziehensich eventuelle Widerstände?“Ihr seht, <strong>selbst</strong> mit bestem Willenkönnen Schulleitungen diesenFragebogen nicht im Sinne der betroffenenSchüler und Lehrkräfte(und hoffentlich auch m<strong>an</strong>chmal inihrem eigenen) ausfüllen, doch –was ist mit jenen, denen auch nochder beste Wille abh<strong>an</strong>den gekommenist. Fragt Sie!

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