Kulturnotizen - Druckservice HP Nacke KG
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Matthew Barney as The Loughton Candidate,<br />
2008, Öl auf Leinwand, 115 x 95 cm<br />
teils im An- und Ausschnitt und über die<br />
Jahre mit immer den gleichen Modellen<br />
im Atelier gemalt hat, also im direkten<br />
Gegenüber: schnell und voller Risiko, infolgedessen<br />
wieder verwerfend und sofort<br />
wieder beginnend. Die so entstandenen<br />
Bildnisse sind Momentaufnahme und<br />
Verdichtung zugleich, von großer Intensität<br />
und enormer Präsenz. Der Malvorgang<br />
ist als pastose Bewegung festgehalten,<br />
in der sich Lichtrefl exe manifestieren.<br />
Und, könnte eine Gesichtshälfte oder<br />
ein Arm einen Menschen repräsentieren?<br />
Schmersals Bildnisse stellen in Frage und<br />
sind machtvolle Behauptungen, Existenz<br />
ist hier sinnliche Erfahrung. Ihn interessiere<br />
das physische Gegenüber, bei allen<br />
seinen Motiven, sagt Peter Schmersal,<br />
sachlich und gelassen im Gespräch, ohne<br />
allzu viel Worte sich seiner Sache sicher,<br />
aber sich immer wieder neuen Herausforderungen<br />
stellend. Als er ganz in Wuppertal<br />
gelebt hat, ist er mitunter in die<br />
Landschaft hinausgefahren und hat dort<br />
unter freiem Himmel gemalt. In Berlin<br />
hingegen entfällt erst mal der Gedanke an<br />
Bilder mit Landschaft, tritt anderes in den<br />
Vordergrund.<br />
Aber nach wie vor entstehen Malereien<br />
von Blumen und Interieurs, welche etwas<br />
Karges, Knappes kennzeichnet. So hat<br />
Schmersal noch in Wuppertal immer<br />
und immer wieder einen Stuhl, seitlich<br />
dahinter eine Sense gemalt, damit zur<br />
Metaphorik hin und dann wieder von<br />
ihr weggearbeitet, bis er bei der Malerei<br />
als lapidares Konstatieren von sichtlicher<br />
Wirklichkeit angekommen war... Und im<br />
Berliner Atelier stehen an der Schauwand<br />
und auf der Staffelei mittelformatige<br />
Bilder, die nichts als den leergeräumten<br />
Tisch zeigen: als Linienkonstruktion und<br />
wie im Gegenlicht, umfasst von einem<br />
pastellfarben monochromen Ton. Im<br />
Umschlag von Fläche und Raum handelt<br />
es sich um Zeichnung und Malerei, Andeutung<br />
und Ausformulierung zugleich.<br />
Schon darin, wie der Gegenstand selbst<br />
isoliert bleibt und der Umraum angelegt<br />
ist, schließen diese neuen Bilder an die anderen<br />
Sujets und deren Darstellungsweisen<br />
an, auch wenn Schmersal den bildnerischen<br />
Vortrag, weiterhin die plastischen<br />
Aufwerfungen des Sujets da geradezu umkehrt.<br />
Eine gewisse Zeitlosigkeit – welche<br />
ja schon die ausschließliche Hinwendung<br />
zum „klassischen „ Metier“ der Malerei,<br />
allen neuen Medien zum Trotz, kennzeichnet<br />
– ist noch den Motiven eigen. Die<br />
Dinge auf seinen Bildern gibt es jedenfalls<br />
seit Jahrhunderten: Sie sind grundsätzliche<br />
Phänomene unseres Daseins, genommen<br />
Herbst oder Die Traubenernte (Goya), 2009, Öl auf Leinwand, 100 x 70 cm