10. LRS-FörderungLese- und Rechtschreibschwächen (LRS) sind eine weit verbreitete Erscheinung in der Gesellschaft.In der Schule ergeben sich bei ihrem Auftreten für das einzelne Kind unter Umständenerhebliche Probleme, die allgemein unter die Bezeichnung „Lernstörungen“ fallen,wobei der Grad dieser Beeinträchtigung beim Lernen mehr oder weniger deutlich sichtbarwerden kann. Ein breites Spektrum von Gründen zeichnet dafür verantwortlich. Beispielsweisekann es sich um Ursachen handeln, die im weitesten Sinn medizinischen Bereichen zuzuordnensind, sei es, dass es sich um psychische, motorische oder sonstige Beeinträchtigungensehr unterschiedlicher Schwere handelt. Das andere Extrem stellen früher oder später auftretendeSchwierigkeiten dar, die auf erhebliche Versäumnisse im Lernprozess wie zum Beispielfehlende Übung in der Ausbildung <strong>des</strong> Lesens und Schreibens beruhen. Sie sind nicht medizinischenUrsprungs und erfordern somit ganz andere Maßnahmen zu ihrer Behebung.Die Fachschaft Deutsch am <strong>Leibniz</strong> – <strong>Gymnasium</strong> hat dieses Problem 2005 aufgegriffen, im<strong>Schulprogramm</strong> als Soll eines Förderprogramms verankert, entsprechende Fortbildungsmaßnahmenaußerschulischer Art durchgeführt und seitdem ein Konzept entwickelt, um allenKindern zu helfen, die aus verschiedensten Gründen Schwierigkeiten beim Lesen und Schreibenzeigen. Ansprechpartnerin ist Frau B. Engelbrecht.Das seit 2007 praktizierte Konzept wird 2009 erstmals evaluiert werden.Verfahren zur Diagnose von Lese-RechtschreibschwierigkeitenDie Diagnose möglicher Lese-Rechtschreibschwierigkeiten fällt zunächst in den Bereich <strong>des</strong>unterrichtenden Deutschlehrers der Jahrgangsstufe 5 . Eine im Schuljahr 2007 begründeteGruppe ist in Fragen der Diagnostik von außerschulischen Partnern unterwiesen worden. Nebenunterrichtsbegleitenden Beobachtungen (Näheres weiter unten) wird verpflichtend mitallen Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 5 ein Erkennungstest durchgeführt und,ggf. mit außerschulischer Unterstützung, ausgewertet. Beide Komponenten ergeben eine relativhohe Wahrscheinlichkeit, dass die hier thematisierten Lese-Rechtschreibe-schwierigkeitendiagnostiziert werden können. Gravierende Fälle kann die Schule mangels entsprechenderRessourcen nicht effizient betreuen; hier greifen wir auf außerschulische Hilfe zurück. Ansonstensind wir bestrebt, mit Hilfe speziell geschulter Kolleginnen den Schülerinnen undSchülern in Kleingruppen Unterstützung zukommen zu lassen. Entsprechende Förderprogrammerealisiert die Schule gegenwärtig bis zur Jahrgangsstufe 7, allerdings ist eine hinreichendeLehrerversorgung dabei vorausgesetzt.Beobachtungen <strong>des</strong> Deutschlehrers / der Deutschlehrerin:o Grundlage dieser Beobachtungen sollten möglichst zwei Klassenarbeiten und weitereschriftliche Arbeiten z.B. Hausarbeiten, schriftliche Bearbeitungen während <strong>des</strong> Unterrichtsoder/ und Abschriften von der Tafel sein. Es liegt im Sinne eines erfolgreichenVerfahrens, dass diese Arbeiten sowohl unter Stress (Klassenarbeit) als auch imstressfreien Raum entstehen.. Ebenfalls wichtig ist, dass die Rechtschreibleistungnicht allein auf der Basis eines Diktates erfasst wird, da der sogenannte Diktateffekt,d.h. die negative Erwartungshaltung der Betroffenen, die tatsächliche Leistungsmöglichkeitbeeinträchtigt.o Die Fehlerart und Fehlerhäufigkeit sollte z. B. durch eine Strichlistenstatistik (s. Vorschlagunten) erfasst werden. Dies dient zugleich der Ermittlung <strong>des</strong> konkreten, individuellenFörderbedarfs.
Erfahrungsaustausch <strong>des</strong> Deutschlehrers mit dem Klassenlehrer und den anderen in derKlasse unterrichtenden Kollegen (Zeitpunkt etwa November/ Dezember jeden Jahres imKontext der Erprobungsstufenkonferenzen) unter folgenden Leitfragen:o Bestätigen die Kollegen die grundsätzlichen Beobachtungen über Leseverhalten, Mitschriften,Heftführung?o Gibt es Beobachtungen in anderen Bereichen?:o Auffälligkeiten in der Motorik (Sportlehrer, Kunstlehrer)o Probleme bei der visuellen Wahrnehmung (Kunstlehrer)o Konzentrationsstörungen: Flexibilität, StressbewältigungBeobachtungspunkte für den/die Deutschlehrer/in1. Leseschwierigkeitena. Probleme der Graphem-Phonem-Zuordnungb. Mangelnde Synthesefähigkeitc. Fehlende Selbstkorrektur bei sinnstörenden Verlesungen2. Rechtschreibschwierigkeiten:a. Unlesbare Buchstaben, fehlende Punkte und Satzzeichenb. Wortfragmentec. Durchgliederungsfehler: Vertauschen einzelner Buchstaben, Ersetzungen, Hinzufügungen,Auslassungen von Buchstabend. Grundwortschatzfehler (häufige Wörter, Morpheme, Silben)e. Fehler bei Wortartenzuordnung (Groß-/Kleinschreibung)f. Fehler aufgrund mangelnder Ableitung (Umlautung, Stammschreibung, Endungen)g. Lernwörterfehler (z.B. Vieh – nicht nach einer Regel ableitbar, sondern zu lernen)h. Auslassung von Wörterni. Grammatische Fehlerj. Sonstiges:Besonders zu beachte sind dabei die Unterpunkte a, b, c, d, f, gEine letzte, aber wichtige Anmerkung:Nicht je<strong>des</strong> Kind mit vielen Fehlern im Bereich der Rechtschreibung hat auch eine Lese-Rechtschreibschwäche. In den absolut meisten Fällen sind unzureichende Lern- und ArbeitsstrategienUrsache einer fehlerhaften Orthografie. Hier bleibt einer auch, aber nicht nur individuellenFörderung ein breiter Raum.Fachkonferenz Deutsch, Mai 2008