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Programmheft - Badisches Staatstheater Karlsruhe

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EINE (MIKRO)ÖKONOMISCHEWELTGESCHICHTE, GETANZTvon Pascal Rambert und Éric MéchoulanMusik von Alexandre MeyerÜbersetzung und Bearbeitung der Theorie von Emmanuel AlloaÜbersetzung der Szenen von Michael NijsDEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNGTextRenata BäckelMarie-Therése Behrheidi Buchhornhaivu DoanMariella Gallascornelius GuzunMonika HamzićBarbara J. HellerBeate HerzogJulia Klosekerstin Koblitzkarin KraussMira Küblerines Kugeletalia Masinoclaudia Panghali PourramedaniRutgart Reinbergerluzia Renner-Motzhannah-Diana Römbkeeckhard SchaffitzelMartina Schöppenthauute SchrammBrigitte Schreiberanna Katharina Seidelneda ShakerianGudrun SpringerGertrud Stihlerlinda Tcherniakhovskiaaron Wiedldavid WiedluWe Wiedl


GesangSzenenTheorieTrang BachJens BurkardMatei DinuGreta Duveulrike Grünwaldalexander HahnJoachim Heinrichseva Hilfingervolker LeiseBeate Mathiaselisa MinschRoswitha PreiSSerRegina SchulzUte Baggeröhrstephanie Biesolt*shari Crosson*cornelia GröschelEmmanuel Alloa*Studierende der Staatlichen Hochschule für Musikund Darstellende Kunst StuttgartRegie, Choreografie, Bühne, LichtChorleitungEinstudierung SzenenDramaturgiePascal Ramberteva Hilfingercécile MusitelliMichael NijsPremiere 27.6.13 KLEINES HAUSAufführungsdauer 1 ½ Stunden, keine PauseAufführungsrechte bei den Autoren und Übersetzern


Regieassistenz Robert Karcher, Michael Letmathe, Aya Nishimoto BühnenbildassistenzSilvia Maradea Kostümassistenz Mara Fiek Soufflage Dagmar WeberInspizienz Jochen Baab Dramaturgie- und Regiehospitanz Rose TrollTechnische Direktion Harald FaSSlrinner, Ralf Haslinger Bühne HendrikBrüggemann, Edgar Lugmair Leiter der Beleuchtung Stefan Woinke Beleuchtungsmeisterjoachim grüSSinger Leiter der Tonabteilung Stefan Raebel Ton JanFuchs, Jan Palmer Leiter der Requisite Wolfgang Feger Requisite ClemensWidmann Werkstättenleiter guido schneitz Malsaalvorstand Dieter Moser Leiterder Theaterplastiker Ladislaus Zaban Schreinerei rouven bitsch SchlossereiMario Weimar Polster- und Dekoabteilung Ute Wienberg Kostümdirektorin DorisHersmann Gewandmeister/in Herren Petra Annette Schreiber, Robert HarterGewandmeisterinnen Damen Tatjana Graf, Karin Wörner, Annette GroppWaffenmeister MICHAEL PAOLONE, HARALD HEUSINGER Schuhmacherei ThomasMahler, Barbara Kistner Modisterei Diana Ferrara, Jeanette Hardy ChefmaskenbildnerRaimund Ostertag Maske Maike Arnold, Sonya RossWIR DANKENInstitut français Berlin, Bureau du Théâtre et de la DanseEventfloristik für die Blumen zur PremiereIch machemir Sorgen2


ZUM INHALTGedicht 1Das Leben des Vaters zieht vorbei.1720 – Lloyd‘s Coffee HouseIm Kaffeehaus sorgt der Reeder Shawnsich um die Zukunft. Doch sein Versichererrät ihm zu neuen Geschäften. DenGeschäftsabschluss feiern sie in derSchenke. Shawn vergleicht das Glück beimWürfelspiel mit seiner wirtschaftlichenLage. Zu Hause gesteht er seinem Sohn,dass er die Welt nicht mehr versteht.Theorie 1Über die Krise als Triebfeder der kapitalistischenÖkonomie1909 – TaongaAuf Polynesien schenken die Clans derMaori bei großen Feierlichkeiten anderenClans wertvolle Gegenstände. Ein solches„Taonga“ muss erwidert werden, denn das„Hau“, der Geist des Geschenks, möchtezu seinem Ursprung zurückkehren.1588 – MontaigneDie Fessel der Dankbarkeit missfällt demHumanisten Michel de Montaigne. Liebermöchte er die sozialen Beziehungen reinvertraglich regeln.1904 – PotlatschDie nordwestamerikanischen Indianer tauschenin rituellen Festen Geschenke aus.Diese „Potlatsche“ können in die Zerstörungdes eigenen Eigentums oder sogar imKampf münden.Gedicht 2Das Leben der Mutter zieht vorbei.Theorie 2Über den Gabentausch in Stammesgesellschaftenund der Berechnung von Preisentwicklungen4


1776 – Adam Smith1642 – Die PascalineDer Ökonom Adam Smith besucht eineSpiegelmanufaktur. Dessen Besitzermacht Geschäfte auf einem sich selbstregulierenden Markt. Der NaturwissenschaftlerBlaise Pascal stellt die von ihmerfundene mechanische Rechenmaschinevor. Die „Pascaline“ erleichtert seinemVater, einem Steuerbeamten, die Arbeit.Theorie 3Über Adam Smiths Begriff der unproduktivenArbeitGedicht 3Das Kind legt sich hin.1877 – Die MardistenJeden Dienstag, jeden „mardi“, trifft sichdie Literaturszene bei Stéphane Mallarmé,einem führenden Dichter des Symbolismus.Er plant ein Werk, das den „wahrenKult der Moderne“ auslösen soll. Strengkalkuliert er Auflage, Preis und Anzahl derLeser für „Das Buch“.TexteEinige Performer tragen ihre an diesemAbend auf der Bühne geschriebenen Textevor.Theorie 4Über die neoklassische Ökonomie und dieGlaubwürdigkeitsfrage bei der KreditvergabeDingeJeder stellt einen Gegenstand vor.2008 – SubprimeIn Detroit, Michigan wird das Haus vonTyrone zwangsversteigert. Seine Familiesitzt mit ihrem Hab und Gut auf der Straße.Theorie 5Über die FinanzkriseTheorie 6Über die SelbstdarstellungKnockin‘ on Heaven‘s DoorAbzeichen und Waffen sind wertlos, wennman an die Himmelstür klopft.5


Die Wiedergabe muss einen Mehrwerthaben, eine Zu- oder Dreingabe, durchdie man die eigene Überlegenheit unterBeweis stellt. Prestige erringt man durcheine völlige Verausgabung der eigenenKräfte und Mittel. Ein extremes Beispieldavon sind die Potlatsch-Feste der nordwestamerikanischenIndianer, bei denenman das eigene Eigentum vor den Augendes anderen mutwillig zerstört.Im 18. Jahrhundert wird der Begriff derProduktion zum Schlüsselbegriff, um dieWelt zu erklären. Die Produktion wird dabeimaßgeblich vom Produkt her gedacht unddie Produktivität von ihrem Endergebnis,der hergestellten Ware. Der Wert der Warespiegelt die in der Ware verkörperte notwendigeArbeitszeit. Adam Smith, schottischerWirtschaftstheoretiker und Begründerder klassischen Ökonomie, entdecktzu jener Zeit jedoch, dass es auch nocheine andere Form von Tätigkeit gibt, diein keinem Produkt mündet. Er prägt dafürden Ausdruck der „unproduktiven Arbeit“,eben weil Zeit dafür aufgebracht wird, abernichts Konkretes dabei herauskommt, keineWare, die sich weiter investieren ließe. Wiebei einer Theateraufführung: in der Zeit, diefür sie aufgebracht wird, wird die Aufführungauch aufgebraucht.Hinter Adam Smiths Wirtschaftstheoriesteht eine bestimmte Philosophie zwischenmenschlicherBeziehungen. Einmoralisch handelnder Mensch wird man,so Adam Smith, aus reinem Eigeninteresse.Großzügigkeit resultiert in Wirklichkeitaus Eitelkeit. Dabei sind materialistischeGütergesellschaften nicht per se unmoralisch:die Wertvorstellungen sind indie Waren selbst eingegangen: an derOrdnung der Güter ist abzulesen, was wirmoralisch für gut befinden.Im späten 19. Jahrhundert wird von neoklassischenÖkonomen wie Leon Walras oderCharles Gide der Fokus vom Produzentenauf den Rezipienten, vom Hersteller auf denKonsumenten verlagert. „Man muss sichden Wert als das vorstellen, was entsteht,wenn die Dinge im Lichte unserer Begehrlichkeiterscheinen“, wenn sich also unsereWünsche in den Waren spiegeln. Was meineWaren wert sind, hängt im Wesentlichen abvon der Aufmerksamkeit, die sie bekommen.Nach einer ersten Phase, die ganz auf dieWare abhob und einer zweiten, die auf denKonsumenten fokussierte, geht es heute umeine neue Form der Dienstleistungs-Ökonomie.Zentral werden die „access provider“,die Zugangsanbieter, die dafür sorgen,dass Menschen und Daten miteinander imAustausch sind und sie sich – durch dieLike-Buttons von Facebook – gegenseitigbestätigen. Jeder wird zum Produzentenseiner selbst und wird – als Netzwerker –zum Manager seiner sozialen Beziehungen.Die Arbeit an einem selbst schwanktzwischen Selbststilisierung und Selbstausbeutung;immer flexibler sollen wir werden,immer anpassungsfähiger. Wir sind unsereeigene „human resource“ geworden.Doch nicht jede Anpassung an die Bedingungenist eine Kapitulation vor der neoliberalenForderung nach mehr Flexibilität.Sich der Mittel und der Umstände bewusstzu sein, bedeutet zu wissen, dass alles immerauch anders angeordnet werden kann.Die Unbestimmtheit des Ökonomischenbraucht daher nicht nur Grund zur zu Paniksein; vielleicht müssen wir lernen, darinauch Freiräume zu sehen, Dinge anders zugestalten. In der Unbeherrschbarkeit desKünftigen liegt unsere Freiheit.Emmanuel Alloa10


Das unfertigeist Der RAumdes BetrachtersAls Jugendlicher inszenierte und schriebich die Texte für eine Theatergruppe, die ichmit meiner Klasse in Nizza gegründet hatte.Später, während meines Philosophiestudiumsentschied ich mich fürs Theater, um dieIdeen, die ich in der Philosophie kennengelernthatte, in die Körper zu bringen. Daich fand, dass das Theater eine Sache desKollektivs war, wollte ich keine Schauspielschulebesuchen. Bis heute habe icheinfach weitergemacht: ich schreibe und inszenieremeine eigenen Texte. Ich verwendemeine gesamte Energie für meine Arbeitund für die Leute, mit denen ich arbeite.Auch wenn ich mittlerweile auf der ganzenWelt arbeite, ist meine ganze Energie immerdort, wo ich bin. Als Autor ernähre ich michvon allem um mich herum. Neulich kam ichmit dem Zug in <strong>Karlsruhe</strong> an und habe dieseHitze gespürt. Es war nicht die Hitze desMeeres, nicht die Hitze von Avignon, nichtdie Hitze von Damaskus. Die konnte ich alleschon beschreiben. Wenn ich später beimSchreiben die Hitze aus <strong>Karlsruhe</strong> brauche,weiß ich, wo ich sie finden kann.Als Regisseur konzentriere ich mich aufmich und meine Arbeit. Meine Arbeit alsTheaterleiter in Gennevilliers bei Parisführt darüber hinaus. Ich schaffe dort einenPlatz für junge und internationale Künstler.Ein Theater zu leiten heißt Altruismus fürmich: Andere in die Praxis bringen. VierJahre lang bot ich dort Schreibworkshopsan. Diese „ateliers d’écriture“ fandenzuerst freitags und dann, in Anlehnung anMallarmé, dienstags statt. Ich wollte etwasin die Wege leiten, das ich nicht kannte.Das ist meiner Meinung nach der Auftrageines Künstlers: das zu tun, was man nichtkennt. Mit Film, Tanz und Theater habe icheinfach angefangen, ohne etwas davon zuwissen. Dieses Unwissen, diese Naivitätder Künstler ist sehr wichtig. Es mag einParadox sein, aber in den Schreibworkshopsgebe ich als Autor nichts weiter. Wasich gebe, ist Zeit, Zuhören und Vertrauen.Ich schweige, wenn die Leute ihre Textevorlesen, denn ich möchte kein Urteil fällen.In unserer Gesellschaft wird alles kontrolliert.Meine Arbeitsweise besteht darin,14


Vertrauen zu geben. Wenn das einmal passiertist, stelle ich es nicht mehr in Frage. Inden Ateliers handeln die Texte oft von denBedingungen der menschlichen Existenz.Mit den sehr unterschiedlichen Leuten ausden Ateliers wollte ich weiterarbeiten undzeigen, dass es eine Möglichkeit gibt, zusammenzuleben.„Yes We Can“: Das Lebenist kein Schicksal.Eine (mikro)ökonomische Weltgeschichte,getanzt handelt von der Philosophie, derKunst, der Ökonomie, der Menschlichkeit.Ich möchte damit nicht politisch sein indemich eine Meinung über den Kapitalismusvorgebe. Diese 50 Leute haben jeweils eineeigene Stimme. Der gemeinsame Nennerist die Schönheit: in der Intelligenz derGedanken von Emmanuel Alloa und in denKörpern, die nicht gelernt haben, sich aufder Bühne zu bewegen.In meinem Weltbild gibt es keinen Helden.Ich lenke den Blick auf 50 Leute. Die Mitwirkendensind alle Koautoren des Stücks. Sieschreiben in Echtzeit Texte und tragen sievor. Bewegungen verstehe ich als eine Arterweiterter Text. Jeder entscheidet selbst,wie er die Alltagsbewegungen ausführtund wie er nach und nach die Rhythmik, dieGeschwindigkeit und die Struktur ändert umdaraus ein „choreografisches Objekt“ zu machen,wie ich es nenne. Natürlich ist manchesfestgelegt, wie die Szene mit der Pascaline,aber anderes ist offen. Das ist wie im Leben.In meiner Arbeit gebe ich einen sehr festeRahmen vor, in dem man frei sein kann.Heute sind wir mobil und flüchtig. Wir habenparallel die Chance, mehrfach zu lieben,mehrere Berufe auszuüben und mehrereLeben zu leben. Das Stück handelt von dieserVielfalt: Setzen Sie sich hin und stellenSie das Bild selbst zusammen. Springen Sievom Philosophen über eine Schauspielerinzur 70-Jährigen, die auf ihrem Rücken Bewegungenausführt. Vom Tanztheater habeich gelernt, dass man mehrere Geschichtengleichzeitig erzählen kann. Als ich in meinerJugend in Avignon 1980 – Ein Stück vonPina Bausch sah, war ich erschüttert. MeineInszenierung ist wie eine Stadt. Da gibtes Orte des Konsums, wie am Ettlinger Tor,Orte der Schönheit und der Poesie, wie imSchlossgarten, Orte der Intelligenz, wie amKIT, und Orte, die Verbindungen schaffen,wie die Straßenbahn, die regelmäßig hält.In den Szenen der Schauspielerinnen ist dieSprache Träger für Informationen. Die dreiGedichte sind sehr einfach. Es sind Fragmenteüber die Beziehung zum Vater, zurMutter und zum Kind, die ich in vier Minutengeschrieben habe. In der Sprache desPhilosophen werden Gedanken vermittelt.In den Texten, die auf der Bühne geschriebenwerden, spiegelt sich die Ästhetik derVielfalt. Mit diesem Patchwork bekenne ichmich zur Vielfalt in der heutigen Welt. DasStück selbst ist nur einer von drei Akten.Bei der Choreografischen Einführungwerden die Körper der Zuschauer angesprochen.Während der Vorstellung sindihre Gefühle sowie ihr Sinn für Schönheitund Intelligenz gefragt. Im Publikumsgesprächgeht es um die Dialektik zwischenden Ansichten der Zuschauer und denenvon Emmanuel Alloa.In meiner Arbeit lasse ich immer etwas unfertig.Wie bei der Künstlergruppe „Brücke“,die ich liebe. Das Bild ist nicht fertig: Skandal!Aber es gibt Gründe für das Unfertige.Marcel Duchamp hat alles verstanden: DasUnfertige ist der Raum des Betrachters.Pascal RambertAufgezeichnet von Michael Nijs15


Seidein EigenerRegisseurProbentagebuch19. – 20. April 2013, erster Workshop25 Leute finden sich in den Probenräumendes STAATSTHEATERS in der Nancyhalleein. Sie bilden eine gemischte Gruppeaus Managern, Technikern, Hausfrauen,Schülern, Künstlern, Rentnern, Arbeitssuchenden,Journalisten und Studenten. Aucheinige Lehrer zeigen Interesse. Wir könnennoch nicht beginnen, denn Pascal RambertsTGV aus Paris hat Verspätung. Nachdem erankommt, bringt er gleich unsere Körper inBewegung: Die Stühle und Tische sind ihmzu ordentlich aufgestellt. Lieber erzählt erin einem Stuhlkreis von seinen Plänen mituns. Er spricht von der Gesellschaftsvision,die diesem Stück zu Grunde liegt, und vonder bevorstehenden Arbeit an Körper undText. Philosoph Emmanuel Alloa umreißt dieverschiedenen Theoriekapitel der Vorstellung.Abends fragen wir uns: War das nichtzu theoretisch?Am nächsten Tag kommen die Mitwirkendenselbst zu Wort. Nach einer ausführlichenVorstellungsrunde beeindruckt Pascalmit seinem Namensgedächtnis: Er kannsie fast alle wiederholen. Dann beginnt die18


körperliche Arbeit. Wir gehen durch denRaum und versuchen, mit allen Blickkontaktaufzunehmen. Anfangs fällt es schwer,Fremden einige Sekunden lang in die Augenzu schauen. Rasch kommt jedoch ein Gefühlder Verbundenheit auf und wir schaffen es,gemeinsam den Raum auszufüllen, ohnedass größere Lücken entstehen. Pascalzeigt sechs Gesten, die beim ersten Auftrittausgeführt werden: Fenster, Welle, Auge,Tisch, Schere und Turm. Auf den erstenBlick kinderleicht, aber Pascal besteht aufKonzentration und Präzision.Claudia Pangh freut sich auf den nächstenWorkshop: „Im Vorfeld hatte ich michgefragt, ob ich das überhaupt kann. AberPascal hat mir meine Ängste und Vorbehaltegenommen: Es ist völlig egal, was ichan Erfahrung und Kompetenz mitbringe. Erschafft es, aus diesen unterschiedlichenLeuten ein Gruppe zu bilden, in der jederdas Gefühl hat, etwas Besonderes zu sein.Er nimmt sehr genau wahr, was jeden Einzelnenausmacht.“10. – 11. Mai, zweiter WorkshopWir vertiefen die Möglichkeiten unseresKörpers. „Langsam. Sei präzise. Händegeschlossen.“ Es sind Worte, die Pascalimmer wiederholt. Dann bittet er uns,Alltagsbewegungen aus unserem Zuhausenachzustellen. Dafür projizieren wir denGrundriss unserer Wohnung auf die Bühneund verhalten uns wie im täglichen Leben.Auch hier achten wir auf höchste Genauigkeit:Wie öffnet sich meine Tür? Wie langedauert der Gang ins Bad? Wie heiß ist dasWasser in der Wanne? Wie spät ist es geradein meinem imaginären Zuhause?An diesem Wochenende nehmen wir unsZeit für den ersten Schreibworkshop.Pascal erklärt kurz das Prinzip: „Es gibtkein Thema. Alles ist möglich. Aber ichmag Texte, die vom Ich und vom Hier undJetzt ausgehen.“ Alle setzen sich an einengroßen Tisch und schreiben. Nach einerhalben Stunde liest der eine oder andereseinen Text vor. Man spürt eine besondereAufmerksamkeit im Raum.„Ich staune … Ich staune über meinenKörper. Ich arbeite hier konzentriert, ichdehne mich, ich bewege mich, ich hüpfe,gehe, laufe, sitze aufrecht und liege auf demBoden, angespannt und entspannt. Und vor9 Wochen lag ich noch auf einer Intensivstation,derselbe Körper, bei einer Notoperationvon oben bis unten geöffnet. Aber ichspüre keinen Schmerz, ich kann dieselbenBewegungen machen wie davor, und wennich nicht jeden Morgen im Spiegel die19


iesengroße Narbe sehen würde, wüssteich kaum mehr, dass etwas passiert ist, dasdiesen Körper doch verändert hat.Dass ich überhaupt hier sitze verdanke ichdem medizinischen Fortschritt, vor 50 Jahrenwäre ich wohl gestorben. Gibt es einenGegenwert dafür, das Leben geschenktbekommen zu haben? Ein Polynesier hättenichts dafür eintauschen können, mir fieleauch nichts ein, was ich geben könnte.Wem ist mein Leben so wertvoll, dass eineganze Mannschaft an Ärzten und Pflegerndafür bezahlt wird, zum rechten Zeitpunktbereitzustehen, um meinen Tumor zuentfernen und mich wieder auf die Beine zubringen? Mein bisschen Krankenversicherung,mit dem ich versuche mein Lebensrisikoabzusichern, kann dafür nicht ausreichen.Das heißt dann wohl, dass eine ganzeGesellschaft mit mir solidarisch ist, um meinLeben zu retten, bereit, dafür jede Anstrengungzu unternehmen. Das scheint ein Wertzu sein, bei dem wir uns, zumindest hier indiesem Land, alle einig sind.Ist die Medizin dann frei von ökonomisch bestimmtemDenken? Ganz sicher nicht. Sehrviele Menschen verdienen in der MaschineGesundheitswesen eine Menge Geld, unddennoch habe ich es genau dieser ‚Maschine‘zu verdanken, dass ich mir heute hierdarüber Gedanken machen kann, welchenWert die Dinge haben. Ich staune …“Claudia PanghNach 30 Minuten unterbricht Pascal dieLesungen und verabschiedet sich: „Ich mages, wenn etwas ungesagt bleibt.“21. – 25. Mai, SchauspielprobenCécile Musitelli hat die Vorstellungen vonUne (micro)histoire du monde, dansée inFrankreich und Japan gespielt. In <strong>Karlsruhe</strong>erarbeitet sie mit Ute Baggeröhr, StephanieBiesolt, Shari Crosson und CorneliaGröschel die Szenen aus dem Stück. JedeSchauspielerin muss den ganzen Textlernen, denn die Rollen in den Spielszenenwerden jeden Abend in Echtzeit auf derBühne neu verteilt. So entsteht gleich eineaußergewöhnliche Probenstimmung. Denneine Schauspielkollegin zu kritisieren, istnormalerweise verbotenes Terrain. Jetztschauen die Darstellerinnen aber genauestensauf einander und perfektionieren sichgegenseitig. Cécile fährt nach fünf Tagenwieder nach Paris, aber die Schauspielerinnenarbeiten in den nächsten Wochenregelmäßig zu viert, um die Szenen dynamischzu halten.20


31. Mai – 1. Juni, dritter Workshop„Sei dein eigener Regisseur“, wiederholtPascal. Er möchte, dass wir aus AlltagsbewegungenTanz machen, indem wir dieGesten aus unserem imaginären Hausüberhöhen. Vergrößern, verlangsamenoder um 90 Grad drehen, auch hier ist allesmöglich. Wir sollen als Regisseure unsererselbst eigenständig neue Raumlösungen fürden Körper finden. Pascal hat das vollsteVertrauen in uns. Das Wochenende endetmit einem Schreibworkshop. Diesmal sitzenwir nicht am Tisch, sondern auf dem Bodender Probebühne.„Von den ungewohnten Tätigkeiten ziemlicherschöpft, freue ich mich, dass wir auchanderswo schreiben dürfen und gehe nachdraußen auf die Terrasse. Es ist wunderschönmit Blick auf den Stadtgarten, wo ichso viele Tage meiner Kindheit und Jugendverbringen musste, weil ich sonst nirgendsalleine hindurfte. Der See vor mir liegt ruhigda und es regnet endlich nicht mehr.Ich lasse mir die heute einstudierten Teiledurch den Kopf gehen und bemerke, dassich mit den Rechenmaschinenbewegungennoch nicht klar komme. Auch überlege ich,was für einen wichtigen größeren Gegenstandich nächstes Mal mitbringen könnte,denn mein „Gute Laune“ Rizzi-Kaleidoskopist anscheinend etwas zu klein. Die Stadtgartenerinnerungenführen mich dann wohldoch zu einem Gegenstand aus meinerKindheit.“Gudrun Springer7. – 8. Juni, vierter WorkshopVor jeder Probe bittet Pascal die Mitwirkenden,selbst das Warm-Up zu organisieren.Meistens meldet sich Brigitte Schreiber.Ihre Übungen sind nicht einfach, abersprechen jede Faser im Körper an.Wir kennen jetzt alle Abläufe im Stück.Pascal möchte den Philosophen EmmanuelAlloa integrieren. Zum ersten Mal liegtPascals ganze Aufmerksamkeit nicht aufallen Mitwirkenden, sondern auf einem. Esist anstrengend, immer wieder die gleicheSzene zu proben.12. Juni, erste ChorprobeAus <strong>Karlsruhe</strong>r Chören stellt ChorleiterinEva Hilfinger einen Chor zusammen. Wirtreffen uns im Chorprobensaal im STAATS-THEATER. Bevor es ans Singen geht, machtEva ein körperliches Warm-Up. Dann werdendie drei Stücke angestimmt.17. Juni, erste BühnenprobeVormittags arbeitet Pascal mit den Schauspielerinnenin der Nancyhalle. Die Probeläuft flott. Nachmittags schauen wir uns dieBühne an. Der weiße Tanzteppich ist ausgerolltund das einfache Licht ist eingerichtet:21


vier Reihen von weißen Leuchtstoffröhren,so hell wie möglich. Mit BeleuchtungsmeisterJoachim Grüßinger bespricht Pascaleinige Änderungen.Am Abend proben wir zum ersten Mal aufder Bühne. Jedes Chormitglied bekommteine Patin oder einen Paten, der ihm dieSzenen erklärt. Weil es eine Bühnenprobeist, müssen wir vor allem die Übergängeund technischen Absprachen proben. Wirarbeiten Schritt für Schritt und schaffen esleider nicht bis zur letzten Szene.18. Juni, zweite BühnenprobeZum ersten Mal sind alle Beteiligten versammelt:Philosoph, Schauspielerinnen, Sängerund Autoren. Wir beginnen an der Stelle, ander wir am Vortag aufgehört haben. Nachder letzten Szene nutzen wir die verbliebeneZeit, um einige Abläufe zu klären. Zweianstrengende Tage sind vorbei.19. Juni, ProbebühneNach dem Galopp der letzten Tage nehmenwir uns auf der Probebühne in der NancyhalleZeit, um einige Szenen im Detail zuverbessern. Anschließend machen wir denallerersten Durchlauf ohne Unterbrechungen.Die Performance fliegt an uns vorbei.20. Juni, ProbebühneAb jetzt machen wir in jeder Probe einenDurchlauf. Die tropischen Temperaturenstauen sich auf der Probebühne und wirsehnen uns nach der Kühle des KLEINENHAUSES.„Ich mache die Tür auf und laufe gegeneine Wand. Die ganze Stadt stöhnt unterder Hitze, die Seen scheinen längst ausgetrocknetund selbst meine Katze bewegtsich nicht mehr. Alles hält den Atem an, jedeBewegung wird vermieden, denn selbstbeim Nichtstun läuft der Schweiß. Ein beunruhigenderZustand, aber ist es nicht auchirgendwie toll, dass wir nicht alles in derHand haben, dass es etwas Stärkeres gibt,als die Menschenmacht? Etwas, das unslähmt und gewissermaßen entmenschlicht,weil wir nicht leisten können, wie üblich?“Marie-Therése Behr21. Juni, Probebühne„Wir nannten ihn Cornelius,den alten Baumauf der Wiese vor dem Haus.Wir nannten ihn nach dem alten Elefanten-Königaus dem Lieblingsbuch meines Sohnes,Babar der Elefant.Er begleitete uns viele Jahre.Sah Glück, sah Leid.Letzte Nacht fällte ihn der Sturm.“Karin Krauss22


VerbranntesGeldDer Tanz begann im Juni 2007, als bekanntwurde, dass zwei vom Bankhaus BearStearns aufgelegte Hedgefonds, die indurch Subprime-Darlehen besicherteWertpapiere investiert hatten, gezwungenwaren, Schuldverschreibungen in Höhevon 3,8 Milliarden US-Dollar zum Verkaufzu bringen. Buchstäblich von einer Minutezur anderen war eine der bedeutendstenInvestmentbanken der Wall Street genötigt,einer Übernahme durch JP MorganChase zuzustimmen, zum Spottpreis vonzwei Dollar je Aktie, während nur 48 Stundenzuvor die Notierung bei rund 30 Dollargelegen hatte.Ein Jahr später, nach den Konkursen vonWashington Mutual, Wachovia, FannieMae, Freddie Mac, AIG und Lehman Brothers,und dann der Citigroup, der Bank ofAmerica, von Northern Rock, der UBS, derBank of Scotland und sehr vieler andererFinanzinstitute, begann man zu verstehen,dass der Zusammenbruch etwa vonLehman Brothers keine beiläufige Episodewar und dass das gesamte Bankensystemsich zweifellos in einer der schwerstenFinanzkrisen der Geschichte befindet.Im September 2008, als die Krise sich mitdem Zusammenbruch von Lehman Brotherszuspitzte, bezifferte man den Gesamtwertder sogenannten financial assets – mit anderenWorten: der Verschuldung – weltweitauf 160 Billionen US-Dollar, also auf etwadas Dreieinhalbfache des globalen Bruttoinlandsprodukts.Vor der Krise betrug dieVerschuldung in den USA das Viereinhalbfachedes Bruttoinlandsprodukts, in Europabelief sie sich auf 360 Prozent. Weltweit, soist festzustellen, stieg die Zahl der Länder,in denen financial assets in der Summeüber dem Wert des Bruttoinlandsproduktslagen, von 33 im Jahre 1990 auf 72 im Jahre2006. Die Finanzialisierung der Ökonomieist global, und global ist auch die Krise desFinanzkapitalismus.Dies ist ein wichtiger Unterschied zwischender aktuellen Krise und jenen der jüngerenVergangenheit, die regional begrenzt waren.Solange, wie es in der Vergangenheit der Fall24


war, dass der Rest der Welt die USA (re-)finanzieren kann, ist eine regionale Eindämmungder Krise denkbar: Die amerikanischeRegierung wäre unter solchen Umständenimstande, ein umfangreiches Programmfiskal- und geldpolitischer Anreize zu lancieren,das durch den in US-Staatsanleiheninvestierten Überschuss der gesamtwirtschaftlichenErsparnisse aus anderenLändern finanziert würde. Doch wer wäreheute in der Lage, die USA nachhaltig zuunterstützen? Die gegenwärtige Schwierigkeitbesteht darin, dass die Krise, als globaleKrise, genau jenes Moment zerstört, aufdem in den vergangenen Jahrzehnten das –wenn auch ungleichgewichtige – Wachstumder globalen Ökonomie beruhte, nämlichden Nachfragefluss aus Ländern mit einemstrukturellen Produktionsdefizit (wie denUSA) in Länder mit strukturellen Überschüssen(wie China, Japan oder Deutschland).Bereits im Dezember 2007 kündigten dieZentral- und Notenbanken von fünf Währungszonenkoordinierte Unterstützungsmaßnahmenfür Banken an. Im Januar 2008gewährten die Europäische Zentralbank,die Federal Reserve und die SchweizerischeNationalbank zusätzliche Finanzhilfen.Von da an reihten sich Interventionen zurRettung des Banken- und Finanzsystems inbeeindruckender Folge aneinander.Der von den Finanzderivaten hinterlasseneAbgrund scheint unüberbrückbar.Die öffentliche Verschuldung erreichte inwenigen Monaten ein Niveau wie zu Zeitendes Zweiten Weltkriegs, geopolitische Szenariensind in ständiger Veränderung, unddie Krise breitet sich, statt sich abzuschwächen,unerbittlich weiter aus, entfaltet ihrezerstörerischen Wirkungen auf Beschäftigung,Löhne und Renten; sie berührt dasnackte Leben ganzer Bevölkerungen.Es ist die Krise der Krisen, eine Krise miteiner langen Geschichte und, aller Voraussichtnach, einer langen Zukunft. Es istdie gewalttätige Krise einer gewalttätigenFinanzsphäre. Es ist eine systemische Krise,in der ein ökonomisches, politisches undkulturelles Modell als Ganzes unter der Lastder eigenen Widersprüche zusammenbricht.Es ist der Bankrott eines gesellschaftlichenModells; es bleiben Wut, Ernüchterung,Misstrauen und Protest – und die Fragenach den Grenzen des Kapitalismus.Niemand ist in der Lage, vorherzusagen,ob das notwenige politische – und nichtnur ökonomische – Geschick existierenwird, um mit den vielfältigen, kumuliertensozialen und politischen Widersprüchenumzugehen, die sich bereits abzeichnen.Es gibt heute keine fertigen Rezepte, nurdie feste Überzeugung, dass jedwedeZukunft von uns selbst abhängt.Christian MarazziFolgeseiten Stephanie Biesolt, Cornelia Gröschel, Ute Baggeröhr, Shari Crosson25


Mein Geliebter, mein HerrMein Geliebter, mein Herr,Ich öffne das Fenster, das zum Garten geht.Ich stehe am Fenster.Die Bäume, die du gepflanzt hast, sind noch da.Der Raum ist weit. Ich sehe deinen Körper.Als Kind stand ich immer am Fenster, ich sah dich. Heute ist dein Körper dürr, dein Rückenkrumm. Es herrscht Stille.Von meinem Turm siehst du winzig aus.Ich fasse dein Bild zwischen Daumen und Zeigefinger du verschwindest das Gold undden Sommer in deinem Körper du bist mein Herr mein geliebter Vater das Leben entgleitetdeinem Körper ich liebe ihn der Tod fällt von den Bäumen herab. Du trägst diese Stoffhose,dieses Sommerhemd, zwei GartenscherenEine für die jungen ZweigeEine für die toten Bäume.Die Hitze lastet schwer auf dir du Puder im Gold.Mein Vater. Geliebter.Leg dich hin. Gib diese Knochen der Erde. Gib.Stell als Wappendie Silberschere und die Goldschereauf deine Brust.Gleite in die heraldische Erde deiner dürren Knochen.Vater, meine Liebe.Mein Geliebter, das Leben ist vorbeigezogen.28


von meinem Turm,geliebte Muttervon meinem Turm, geliebte Mutteram Fensterdein Körper ist im Gartenin der Sonnebrüchig gewordendas Blut nach der Linderung zieht sich zurückdie Haut ruhigim KorbsesselleuchtetMAMAdein Körper demnächst verstorbenwieder ganz Kinddein Tod im Korbsesseldu ruhstim Schein der Sonnedein dürrer Körper geht fortals Kind sah ich deine KraftMAMAeine Blume auf deiner Brustwird die Entführungin die Erde seinunter dem Korbsesselgleitest duder Strohhutdie Goldscherendie Edelsteine des Tages fallenin den offenen Sargich werde dieBlumen legenstarkes Bett aus DüftenMAMAda, wo du ruhstvom Turm aus seheich deinen Körpervorbeiziehender Toddieser Schattenwie ein Lochin meinem Herzenmein Turmdas Leben ist vorbeigezogenmein Kindmein Kindvon meinem Turmsehe ich deinen kleinen Körpermein Schatzleuchtenin der Luftspielst duCrocket Frösche essen die Pucksim Fluss badest du deinen Engelskörpermein Kind mein Lebenin deinem Laufstallaus Korbauf die goldene Deckehast du deinen Körper gelegtim Schattenunter den blutroten Gladiolendie schwebenden Schattenstreifendeine goldenen Haaremein Schatzin deinen Händensternförmige Zahlendie Buchstaben A B C Ddie Würfeldie Tücherdein Lachenstürzt Strahlen herabZähne für die Sonneim Gartenvon meinem Turmmein Schatzziele ich auf dich.Pascal RambertDeutsch von Michael Nijs29


Pascal Rambert Regie, ChoreografieDer französische Autor, Regisseur undChoreograf Pascal Rambert, Ritter imOrden der Künste und der Literatur, leitetseit 2007 vor den Toren von Paris dasThéâtre de Gennevilliers, das ausschließlichUraufführungen präsentiert. SeineGedichte, Theaterstücke und Erzählungenwurden in 12 Sprachen übersetzt. AlsRegisseur und Choreograf ist PascalRambert in Europa, Nordamerika und Asientätig. Nach der Uraufführung von Une(micro)histoire économique du monde,dansée 2010 in Gennevilliers erarbeiteteer das Stück in vier französischen und dreijapanischen Städten neu. Zurzeit plant erFassungen für New York und Los Angeles.Clôture de l'amour (Liebesschluss), eineAbfolge zweier einstündiger Monologe, istim Repertoire u. a. des Moskauer Künstlertheaters.Für das Stück erhielt er 2013 denAutorenpreis des Palmarès du théâtre, ehemals„Molière“. Am 20. Juli 2013 ist er beimFestival d'Avignon mit Avignon à vie in denEhrenhof des Papstpalastes eingeladen.Emmanuel Alloa TheorieDer Deutsch-Italiener Emmanuel Alloawurde 1980 in Brüssel geboren. In Freiburg,Padua, Berlin und Paris studierte er Philosophie,Geschichte und Kunstgeschichte.Er promovierte in Philosophie an derSorbonne und der Freien Universität Berlin.An der Fakultät der Bildenden Künste derUniversität Paris VIII unterrichtet er Ästhetik.Am Pariser Théâtre de Gennevilliersmoderiert er seit 2010 die GesprächsreiheRencontres philosophiques. Seit 2012 ister Assistenzprofessor für Kulturtheorieund Kulturphilosophie an der UniversitätSt. Gallen. Als Gastprofessor und beiForschungsaufenthalten arbeitete er u. a.an der Columbia University New York, derBauhaus-Universität Weimar und in Mexikoan der Universidad Michoacana de SanNicolás de Hidalgo, der ältesten Universitätauf dem amerikanischn Kontinent. Zuseinen Forschungsschwerpunkten gehörenFragen der Aufmerksamkeitsökonomie.2013 gab er den Band BildÖkonomie. Haushaltenmit Sichtbarkeiten heraus.32


Ute Baggeröhr SzenenNach dem Schauspielstudium in Leipzig spielte Ute Baggeröhr u. a. amSchauspiel Frankfurt, Staatsschauspiel Dresden, Thalia Theater Hamburgund Maxim Gorki Theater Berlin. Seit 2011/12 fest in <strong>Karlsruhe</strong>,spielt sie derzeit in Der Vorname, Wie es euch gefällt, die Lehrerin inVerrücktes Blut und die Kurfürstin in Prinz Friedrich von Homburg.Stephanie Biesolt SzenenStephanie Biesolt, 1987 in Jena geboren, machte 2013 den Abschluss inSchauspiel an der Staatlichen Hochschule für Musik und DarstellendeKunst Stuttgart. Sie arbeitet für Film und Rundfunk und ist in der Spielzeit2012/13 Gründungsmitglied des Schauspielstudios am STAATSTHE-ATER. Zu ihren Rollen zählen Kreusa in Medea und Louise in Agnes.Shari Crosson SzenenDie <strong>Karlsruhe</strong>rin Shari Crosson, Jahrgang 1988, studierte Schauspiel ander Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.Sie spielte im Tatort des Südwestrundfunk und in mehreren Kurzfilmen.Als Mitglied des Schauspielstudios ist sie in Wie es euch gefällt,Männerphantasien, Medea und Gilgamesch zu sehen.Cornelia Gröschel SzenenDie gebürtige Dresdnerin Cornelia Gröschel steht seit ihrem neuntenLebensjahr vor der Kamera. 2011 absolvierte sie ihr Schauspielstudiumin Leipzig. In <strong>Karlsruhe</strong> stellte sie sich mit Die Hermannsschlacht vor.Aktuell spielt sie die Johanna in Schnitzlers Der einsame Weg und dieTitelrolle in der Romanadaption Agnes von Peter Stamm.Die Ökonomie ist die Kunst,mit UnUbersichtlichkeitumzugehen33


Trang Bach ist Studentin der Elektrotechnik.Renata Bäckel ist Künstlerin, arbeitetmit Neuen Medien und schreibt Essays.Ein Praktikum am STAATSTHEATERKARLSRUHE weckte Marie-TheréseBehrs Interesse für den Schauspielerberuf.Marketingexpertin Heidi Buchhornhasst Stillstand. Jens Burkard war Besterim Schulchor. Schüler Haivu Doan istPrakti-kant am STAATSTHEATER. In Bukarestist Matei Dinu an der Universitateade Arhitectură și Urbanism Ion Mincu immatrikuliert.Als ERASMUS-Student ist erfür sechs Monate in <strong>Karlsruhe</strong>. Greta Duvewirbt für eine IT-Firma und singt in zweiChören. Mariella Gallas macht pro Jahrmindestens bei einem Theaterprojekt mit.Ulrike Grünwald koordiniert grenzüberschreitendeAusbildungen mit Frankreich.Stadtplaner Cornelius Guzun liebt Strawinskyund Nijinsky. Firmen und Privatpersonenberät Alexander Hahn zum ThemaAltersversorgung. Monika Hamzić, Muttervon vier Kindern, war zuletzt Dozentin fürDeutsch als Zweitsprache und macht jetzteine Umschulung zur Erzieherin. JoachimHeinrichs unterrichtet Wirtschaft. Nachdem Kunststudium kam Barbara J. Hellerin die IT-Branche. Ihre Leidenschaft fürsSchreiben führte sie zu den Workshopsvon Pascal Rambert. Beate Herzog suchtdort den Kontrast zu ihrer Arbeit in einerkatholischen Kirchengemeinde. HeilpädagoginEva Hilfinger ist nebenbei Chorleiterinder WEIBrations. BuchhändlerinJulia Klose wagt zurzeit erste Schritte imKulturmanagement. Durch das Studiumder Germanistik ist Kerstin Koblitz theatersüchtiggeworden. Karin Krauss, Vorstandder AIDS-Hilfe <strong>Karlsruhe</strong>, stellt sichvielen Herausforderungen. Mira Küblerist Elektronikerin für Betriebstechnik. In34


Shakespeares Verlorene Liebesmüh hatteInes Kugele einen sehr kurzen Auftritt: Siedurfte schreiend das Liebesglück sprengen.Journalist Volker Leise berichtet übererneuerbare Energien. Talia Masino gehtin Rheinland-Pfalz zur Schule. Musik undBewegung spielen im Leben von BeateMathias eine große Rolle. Elisa Minsch istTheaterpädagogin. Normalerweise stehenClaudia Panghs Schülerinnen auf derBühne. Am STAATSTHEATER wechseltsie nun die Seiten. Ali Pourramedani hatInformationswirtschaft studiert und arbeitetals Business- und IT-Berater. RoswithaPreißer ist Architektin und stammt ausdem Schwarzwald. Rutgart Reinbergerging schon als Kind gerne ins Theater.Luzia Renner-Motz ist im Abiturstress. ImTheater fühlt sich Hannah-Diana Römbkewohl. Wirtschaftsingenieur EckhardSchaffitzel hat gerade einen Umbrucherlebt. Berlinerin Martina Schöppenthauleitet eine Kindertagesstätte in derWeststadt. Die Erziehungszeit von UteSchramms drei Kindern ist fast beendet.Seit zehn Jahren bildet Brigitte SchreiberLehrkräfte für das Fach Kunst aus. ReginaSchulz ist Mutter zweier Kinder und singtin zwei Chören in Durlach. Die angehendeArchitektin Anna Katharina Seidel kommtaus Stuttgart. Neda Shakerian ist Schülerinund träumt davon, das Theater zumBeruf zu machen. Sportlehrerin GudrunSpringer war jahrelang Statistin. GertrudStihler lebt von ihrer Rente. Linda Tcherniakhovskiwill später mit Schauspiel Geldverdienen. Aaron Wiedl möchte Physikstudieren. Er geht zusammen mit seinemBruder David Wiedl aufs Helmholtz-Gymnasium. Ihr Vater Uwe Wiedl arbeitetin Frankfurt als Informatiker und hat nochzwei weitere Kinder.35


ildnachweiseUmschlag Alina SchmuchSzenenfotos Felix GrünschloßProBenfotos Felix Grünschloß,Alina Schmuch, Rose TrollPORTRÄTFOTOS Delia Daum,Felix Grünschloss, Patrick Imbert, privatTEXTNACHWEISEVerbranntes Geld aus: Christian Marazzi,„Verbranntes Geld“, aus dem Italienischenvon Thomas Atzert, diaphanes, Zürich 2011.Die Bildunterschrift auf Seite 34, 35 ist vonRose Troll.Die Gedichte von Pascal Rambert entstammendem Stücktext der Aufführung.Nicht gekennzeichnete Texte sind Originalbeiträgefür dieses <strong>Programmheft</strong> vonMichael Nijs.impressumHerausgeberSTAATSTHEATER <strong>Karlsruhe</strong>GeneralintendantPeter SpuhlerVERWALTUNGSDIREKTORMichael ObermeierSchauspieldirektorJan LindersRedaktionMichael NijsKonzeptDouble Standards Berlinwww.doublestandards.netGestaltungKristina PerneschDanica SchlosserDruckmedialogik GmbH, <strong>Karlsruhe</strong>BADISCHES STAATSTHEATER<strong>Karlsruhe</strong> 12/13<strong>Programmheft</strong> Nr. 129www.staatstheater.karlsruhe.deDie Welt existiert,um in ein schOnesBuch zu mUnden36


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