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BAUERNBLATT HAUSGARTEN 12. MÄRZ 2011<br />
Gesund und fitmit Wildgemüse<br />
Ernte vorund hinter dem Gartenzaun<br />
Der Winter ist noch nicht ganz vorbei,<br />
da sprießen schon grün und<br />
essbar verschiedene Wildpflanzen,<br />
lange bevor Kultursorten von Gemüsearten<br />
wieder so weit sind. Was<br />
haben sie zu bieten? Vergleicht man<br />
die Inhaltsstoffe von Kultur- und<br />
Wildgemüsearten, bekommt man<br />
ordentlich Respekt vor Letzteren.<br />
Überraschend hoher Vitamingehalt<br />
hilft gegen Frühjahrsmüdigkeit und<br />
hält fit. Ebenso beachtlich ist der Mineralstoffgehalt.<br />
Selbst beim Eiweißgehalt<br />
schneiden Wildpflanzen generell<br />
gut ab, lässt man mal den Vergleich<br />
mit Hülsenfrüchten außer Acht.<br />
Viele Menschen haben heute mit<br />
Verdauungsbeschwerden zu tun, weil<br />
Auf dem Teller präsentieren sich Gänseblümchen, Löwenzahn, Salatrauke, Brennnesseln,<br />
Sauerampfer, Scharbockskraut. Foto: Ilse Jaehner<br />
Wenn Haselsträucher blühen<br />
Kätzchen und Pinsel leben getrennt<br />
Haselsträucher blühen sehr früh.<br />
Schon bei wenigen Grad über null<br />
strecken sich die männlichen Blütenstände,<br />
die Kätzchen, und entlassen<br />
ganze Wolken Pollenstaubes.<br />
Die winzigen weiblichen Blüten<br />
bestehen aus kleinen, grünlichen,<br />
knospenartigen Gebilden<br />
mit rotfädigen Pinselchen als Narben.<br />
Da beide Blütenformen auf<br />
derselben Pflanze entstehen, sind<br />
die Blüten zwar getrenntgeschlechtlich,<br />
die Sträucher an sich<br />
aber einhäusig.<br />
Schon im Spätherbst hängen voll<br />
ausgebildete Kätzchen an den Zweigen.<br />
In diesem geschlossenem Zustand<br />
halten sie Frost bis –22 °C<br />
aus, ohne Schaden zu nehmen.<br />
Weibliche Blüten sind härter, doch<br />
nützt ihnen das wenig, falls die<br />
männlichen Blüten zuvor erfroren<br />
sind. In offenem Zustand sind sowohl<br />
männliche wie weibliche Blüten<br />
wesentlich empfindlicher und<br />
damit spätfrostgefährdet. Die extrem<br />
frühe Blütezeit, meist im Fe-<br />
bruar, spätestens im März, ist daher<br />
ein ziemlicher Unsicherheitsfaktor<br />
beim Anbau dieser Schalenobstart.<br />
Da die Sträucher<br />
an sonnigen,<br />
warmen Plätzen<br />
besonders früh<br />
blühen, sie deswegen<br />
umso eher<br />
durch Spätfröste<br />
leiden, soll man<br />
Haselsträucher nie<br />
in ausgesprochene<br />
Südlagen pflanzen,<br />
sondern besser<br />
in NordostoderNordwestlagen,<br />
dort allerdings<br />
recht hell in<br />
volles Licht, zugleichwindgeschützt.<br />
Das Risiko<br />
der frühen Blüte<br />
schwächt sich in<br />
Mittelgebirgslagen<br />
ab, weil es<br />
dort generell wohl<br />
später, dann je-<br />
ballastarme, oft außerdem denaturierte<br />
Nahrungsmittel sowie die häufig<br />
vorwiegend sitzende Lebensweise<br />
den Darm träge machen. Das bekommt<br />
insgesamt schlecht, abgesehen<br />
davon, dass man sich nicht wohlfühlt,<br />
wenn`s nicht klappt. Wildpflanzen<br />
bringen den Darm auf Trab.<br />
Nicht zuletzt sind viele für den<br />
Verzehr geeignete Wildpflanzen zugleich<br />
Heilpflanzen. Bekanntlich regen<br />
Löwenzahnblätter die Tätigkeit<br />
von Niere und Blase an, Huflattichblätter<br />
helfen gegen hartnäckigen<br />
Husten, Gänseblümchenblüten und<br />
-blätter tun Magen, Galle und Leber<br />
gut. Die Blätter von Scharbockskraut<br />
beugen massiv Vitamin-C-Mangel vor.<br />
(Nur sammeln ab Austrieb bis zum<br />
Öffnen der Blüten!)<br />
Manches essbare Wildkraut wächst<br />
direkt vor der Haustür, vielleicht sogar<br />
im eigenen Garten: Löwenzahn,<br />
Gänseblümchen, Sauerampfer,Vogelmiere.<br />
Hinzu kommen Brennnessel,<br />
Scharbockskraut, Giersch oder<br />
Geese,Huflattich, Wegerich, als hartnäckige<br />
Unkräuter verschrien, aber<br />
frei wachsend im Frühjahr willkommen.<br />
doch endgültig Frühling wird als in<br />
wärmeren Lagen mit häufigem Hin<br />
und Her des Winters. Ideal für die<br />
Männliche Blüten sitzen dicht an dicht als Kätzchen. Weibliche<br />
Blüten erkennt man an den roten, pinselförmigen<br />
Narben. Foto: Ilse Jaehner<br />
Die Aufzählung ist nicht vollständig<br />
und berücksichtigt in erster Linie früh<br />
treibende Arten. Und alles wächst,<br />
ohne dass man sich im Geringsten<br />
darum bemühen müsste.<br />
Man sammelt nicht in der Nähe von<br />
stark befahrenen Straßen oder ausgiebig<br />
mit Gülle, Mineraldünger und<br />
Pflanzenschutzmitteln behandelten<br />
Flächen. Auch wo Hunde Gassi gehen,<br />
lässt man die infrage kommenden<br />
Kräuter stehen. Selbstverständlich<br />
wird alles vor dem Verzehr gründlich<br />
gewaschen. Ilse Jaehner<br />
Und so werden Wildgemüse<br />
zubereitet:<br />
1. roh als Salat<br />
2. gekocht entsprechend Spinatgemüse<br />
3. gedämpft oder gedünstet wie<br />
Blumenkohl<br />
4. als Würz- oder Suppenkraut<br />
5. fein gewiegt mit Butter oder<br />
Quark gemischt als Brotaufstrich<br />
6. Saft zur Blutreinigung oder<br />
allgemeinen Kräftigung<br />
Blütenentwicklung ist ein langer Winter<br />
mit nachfolgend spätem, kühlem<br />
Frühling ohne Spätfrost.<br />
Ungünstig stehen Haselsträucher<br />
außerdem in Frostlöchern, Kaltluftseen<br />
oder wo es zur Zeit der Blüte häufig<br />
regnet. Dann fliegen nämlich die<br />
Pollenkörner nicht gut, was sie können<br />
müssen, weil Haselnüsse Windblütler<br />
sind, die Pollenkörner also<br />
durch den Wind von den männlichen<br />
zu den weiblichen Blüten getragen<br />
werden. Dazu genügt ein Windhauch.<br />
Wo es allzu windig ist, wird der Pollen<br />
leicht von den weiblichen Blüten<br />
weggetrieben.<br />
Das ist besonders nachteilig, wenn<br />
nur wenige Sträucher gepflanzt wurden,<br />
sie in einer Reihe stehen und<br />
obendrein quer zur vorherrschenden<br />
Windrichtung. Da Haselnüsse mehr<br />
oder weniger Fremdbefruchter sind,<br />
empfiehlt sich die Pflanzung mindestens<br />
zweier Sorten, besser sind drei<br />
oder vier. Wilde Waldhasel pflanze<br />
man nicht als Pollenspender, weil ihr<br />
Pollen die Qualität der Nüsse drückt.<br />
Ilse Jaehner