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30 Jahre Altstadtverein Fürth - Altstadtverein St. Michael ...

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<strong>Altstadtverein</strong> <strong>Fürth</strong><strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Altstadtverein</strong> <strong>Fürth</strong>„<strong>Fürth</strong> – die verkannte<strong>St</strong>adt“Die Altbausubstanz der <strong>St</strong>adt<strong>Fürth</strong> wurde im ZweitenWeltkrieg weitgehend vonBombenschäden verschont,nur sehr wenige <strong>St</strong>ädte inDeutschland haben einen prozentualso hohen Bestandan denkmalgeschützten Altbauten(von vergleichbaren<strong>St</strong>ädten blieben in Deutschlandneben <strong>Fürth</strong> lediglichRegensburg, Heidelberg,Oldenburg und Flensburgweitgehend erhalten).Da <strong>Fürth</strong> jedoch 1634 fastvollständig zerstört wurde,gibt es außer der <strong>St</strong>adtkirche<strong>St</strong>. <strong>Michael</strong> keinen nennenswertenBaubestand aus derZeit vor diesem großen Brandim <strong>30</strong>jährigen Krieg. Somitfinden sich im Altstadtviertel(begrenzt durch Rednitz,Pegnitz, Henri-Dunant-<strong>St</strong>raße,Königstraße) hauptsächlichBauten aus dem 17. und 18.Jahrhundert, in der sonstigenInnenstadt dominieren Gebäudeaus dem 19. und frühen20. Jahrhundert: „Wie in kaumeiner anderen deutschen <strong>St</strong>adtvergleichbarer Größe ist in<strong>Fürth</strong> die historische Entwicklungim <strong>St</strong>adtbild Phase umPhase in eindrucksvoller Geschlossenheitablesbar“.(Heinrich Habel, BayerischesLandesamt für Denkmalpflege).Allerdings wurde die einzigartige<strong>Fürth</strong>er Bausubstanzlange Zeit nicht geschätzt.Mittelalterliches Erbe, das fürden Tourismus interessant ist,findet sich bei uns aus denoben genannten Gründenkaum. Nach dem Krieg empfandman die eigentlicheAltstadt – das Gänsbergviertelund das heutige Altstadtviertel<strong>St</strong>. <strong>Michael</strong> – als Schandfleck.Es reiften Pläne, diese <strong>St</strong>adtteilezu beseitigen. Durchgeführtwurde dies beimGänsbergviertel in den 1960erund 1970er <strong>Jahre</strong>n: Die historischeGänsbergbebauungwurde im Rahmen einer„Flächensanierung“ vollständigbeseitigt.Gründung des<strong>Altstadtverein</strong>sUnter dem Eindruck desGänsberg-Abrisses in den1970er <strong>Jahre</strong>n (1/3 der <strong>Fürth</strong>erAltstadt im engeren Sinn) unddes ökonomischen wie sozialenNiedergangs der Altstadtkam es im Sommer undHerbst 1974 zu verschiedenenTreffen interessierter Bürger(Schülerverbindung Absolvia,<strong>Fürth</strong>er Liberale). Nach einerBürgerversammlung am 10.September 1974 im GrünenBaum wurde am 27. September1974 im Gemeindesaal<strong>St</strong>. <strong>Michael</strong> die Idee "Projekteiner Wiederbelebung" vorgestellt.Daraufhin entstandhauptsächlich aus finanziellenGründen ein Verein(Gründungsversammlung am17.1.1975). Der korrekteName "Altstadtviertel <strong>St</strong>.<strong>Michael</strong>, Bürgervereinigung<strong>Fürth</strong> e.V." sollte einerseitsden Namen "Altstadtviertel<strong>St</strong>. <strong>Michael</strong>" etablieren – dasViertel hatte keine Bezeichnung–, andererseits wolltenSeit 1989 gehört die ehemalige Freibank dem <strong>Altstadtverein</strong>, in diesem Jahr wurde Dach und Fassadesaniert. Das Gebäude wurde nach dem Brand von 1634 schon 1637 wiederaufgebaut und ist damit einesder ältesten Gebäude in <strong>Fürth</strong>.Foto: H. Regelsich die Gründungsväter und -mütter vom Vereinsklischeeabsetzen, deswegen "Bürgervereinigung".Erst im <strong>Jahre</strong>2000 wurde die gebräuchlicheKurzbezeichnung "<strong>Altstadtverein</strong>"auch in der Satzungverankert, ohne den altenNamen zu streichen.Ziele und Aktivitäten desVereinsDie Schwerpunkte der Arbeitsetzen in der Praxis die jeweiligeVorstände, sie müssenjedoch im Rahmen der seitGründung unverändertenSatzungsziele liegen, die nachwie vor unverändert lauten:"Verschönerung, Wiederbelebungund Gesundung desAltstadtviertels <strong>St</strong>. <strong>Michael</strong>;Förderung der kulturellenBelange der Altstadt; Denkmalpflege,wie die Erhaltungund Wiederherstellung historischund kulturell besonderswichtiger Baudenkmäler alsGesamt- und Einzelobjekte."Der erste Teil dieser Satzungszielebeschränkt sich auf dasAltstadtviertel <strong>St</strong>. <strong>Michael</strong>,der zweite Teil (Denkmalpflege)bezieht sich auf ganz<strong>Fürth</strong>.Das in den 1970er <strong>Jahre</strong>nziemlich heruntergekommeneViertel <strong>St</strong>. <strong>Michael</strong> wurde inden letzten 25 <strong>Jahre</strong>n – nichtzuletzt aufgrund von Initiativendes Vereins und seinerEinflussnahme auf Politik undVerwaltung – kontinuierlichverschönert, weitgehendenAbrissplänen der 1970er <strong>Jahre</strong>konnten damit die Grundlagenentzogen werden. Um dieBürger der ganzen <strong>St</strong>adt in dasanfänglich noch verrufeneViertel zu ziehen, rief derVerein Veranstaltungen wieden "Grafflmargd" (1975) unddie "Altstadtweihnacht"(1980)sowie jüngst den Ostermarkt(2005) ins Leben.Renovierungen, soziale undkulturelle Einrichtungen wurdenbezuschusst, Verkehrsberuhigungeninitiiert, Wegepolitischer Einflussnahme gepflegt,Unterschriftenaktionenund ähnliches unterstützt.23


<strong>Altstadtverein</strong> <strong>Fürth</strong>24Das Altstadtviertel und der<strong>Altstadtverein</strong> heuteDie Probleme des Altstadtviertelssind – soweit sie denbaulichen Verfall betreffen –eindeutig geringer geworden.Bestehen bleiben die Problemeder ökonomisch einseitigen<strong>St</strong>ruktur ("Kneipenmeile"),der unausgewogenenSozialstruktur (40% Ausländer,dabei leben hier relativwohlhabende Ausländer zusammenmit zumeist sozialschwachen Inländern, wasKonfliktstoff in sich birgt)sowie die – inzwischen abgeklungenen– Anwohner/GastronomieKonflikte in Bezugauf die Verkehrsberuhigungund die Ruhezeiten (Sperrstunden).Seit 1989 betreibt der<strong>Altstadtverein</strong> die "Galerie inder Freibank" am Waagplatz,die bis zur Eröffnung derkunst galerie fürth die bestbesuchteGalerie in der <strong>St</strong>adtwar. Am Waagplatz sind dieehemalige Freibank, derWaag-Brunnen, die Weihnachtssäuleund ein <strong>St</strong>.<strong>Michael</strong> Wandbild im Besitzdes Vereins.Im Verein ist die <strong>Fürth</strong>erArbeitsgruppe Archäologiebeheimatet, einige Funde sindim Museumsfenster am Waagplatzzu sehen. Wir unterstützenForschungen undBuchveröffentlichungen undversuchen ein Museum zurAlltags- und Mentalitätsgeschichtedes 19. und 20. Jahrhundertszu verwirklichenbzw. unsere dementsprechendenVorstellungen in dasgeplante <strong>St</strong>adtmuseum einzubringen.Im Gegensatz beispielsweisezu den Nürnberger Altstadtfreundenkann der <strong>Fürth</strong>er<strong>Altstadtverein</strong> nicht auf Großspenderzurückgreifen underarbeitet sich seine Einnahmenhauptsächlich auf der<strong>Fürth</strong>er Altstadtweihnacht(<strong>St</strong>andgebühren, Bewirtung).Die gute finanzielle Situationdes Vereins ist aber in ersterLinie einer strengen Anpassungder Ausgaben an die Einnahmenzu verdanken – hierhaben wir der öffentlichenHand einiges voraus, soscheint es. Auch die derzeitlaufende kostspielige Sanierungdes Vereinsgebäudeskönnen wir ohne Kreditaufnahmebewältigen.Die Mitgliederzahl beträgt ca.320, abgesehen von derAltstadtweihnacht mit ca. 120ehrenamtlichen Mithelfernbeschränkt sich die Zahl derAktiven auf etwa zehn engagierteBürgerinnen undBürger.AussichtenHeimat und Geschichte,Wissen um Herkunft undIdentität sind Grundbedürfnissedes Menschen, derin einer schnell wandelndenWelt und angesichts naturwissenschaftlichnicht zu beantwortetenmetaphysischenSinnfragen einen Anker, einenHalt sucht. Über die Jahrhundertegesehen kann Denkmalschutzden Wandel natürlichnur verzögern. Aber dieserVerlangsamung tut Not ineiner Zeit, die meint, mitimmer mehr Geschwindigkeitden Menschen glücklicher zumachen. Glück hat unsere<strong>St</strong>adt, dass sie mit dem Altstadtviertelein Zentrum besitzt,in dem alles ein weniglangsamer zu verlaufen, jasogar die Zeit an manchenOrten stillstehen zu scheint.Diesem Raum in der Zeit hatsich der <strong>Altstadtverein</strong> verschreiben.Alexander Mayer

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