Psychopharmaka im Alter - Fachkliniken Nordfriesland gGmbH
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www.fklnf.de<br />
<strong>Psychopharmaka</strong> <strong>im</strong> <strong>Alter</strong><br />
Sucht <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>, Polypharmazie und Grenzen der<br />
leitliniengestützten psychopharmakologischen<br />
Behandlung bei Demenz<br />
– Ein Überblick<br />
Dr. med. Christoph Mai<br />
Chefarzt<br />
<strong>Fachkliniken</strong> <strong>Nordfriesland</strong> <strong>gGmbH</strong><br />
Krankenhausweg 3 25821 Bredstedt<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Medikamente <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>?<br />
Wo liegt das Problem?<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Medikamente <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>: Wo liegt das Problem?<br />
Werder und Preskorn (2003): Die Personen >= 65 Jahre sind in den<br />
USA ca. 15% der Bevölkerung:<br />
• Sie erhalten 33% der verschriebenen Medikamente<br />
• Kosten: ca. 3 Milliarden US-Dollar jährlich<br />
• Sie kaufen zusätzlich 40% der nichtverschreibungspflichtigen<br />
Medikamente<br />
• Die durchschnittliche Anzahl der verschriebenen<br />
Medikamente ist 3-5 pro Person<br />
• Nicht gezählt dabei sind nicht verschreibungspflichtige<br />
Medikamente oder Kräuterzubereitungen<br />
• Prävalenz der Polypharmazie (d.h. >= 5 verschreibungspfl.<br />
Medikamente gleichzeitig) in den USA: ca. 7%<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Medikamente <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>: Wo liegt das Problem?<br />
Polypharmazie bei >= 65 Jährigen (>= 5 verschreibungspflichtige<br />
Medikamente): Nach Analyse von Patienten-Datenbanken:<br />
Veehof et al. 2000: 4% , n=1544 (Niederlande)<br />
(69%: 2-4 Medikamente)<br />
Jörgensen et al. 2001: 39%, n=4642 (Schweden)<br />
Kaufmann et al. 2002: 23% der Frauen: >= 5 Medikamente (USA)<br />
12% der Frauen: >= 10 Medikamente<br />
Hansen et al. 2008: 29,8% >= 5 Medikamente (Deutschland)<br />
4,2 % >= 9 Medikamente<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Medikamente <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>: Wo liegt das Problem?<br />
Der Anteil der über 60-Jährigen in unserer deutschen Gesellschaft<br />
liegt bei ca. 25%.<br />
Das sind rund 21 Mio. Frauen und Männer.<br />
Die Prävalenz der Einnahme von mindestens einem<br />
Psychopharmakon oder Schmerzmittel liegt bei > 20%.<br />
Das sind rund 4,2 Mio. Frauen und Männer.<br />
Die Prävalenz des problematischen Konsums von Medikamenten<br />
liegt bei ca. 8%.<br />
Das sind rund 1,7 Mio. Frauen und Männer<br />
Die Prävalenz der Einnahme von Schlaf- oder Beruhigungsmitteln<br />
liegt bei > 5%<br />
Das sind rund 1 Mio. Frauen und Männer.<br />
Quelle: DHS - http://www.unabhaengig-<strong>im</strong>-alter.de/web/zahlenfakten/index.htm<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Medikamente <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>: Wo liegt das Problem?<br />
Was ist ein problematischer Konsum von Medikamenten?<br />
Nach dem „Kurzfragebogen für Medikamentengebrauch (KFM)“<br />
(Watzl et al., 1991):<br />
1. Ohne Medikamente kann ich schlechter schlafen<br />
2. Ich habe mir sicherheitshalber schon einmal einen kleinen Tablettenvorrat angelegt<br />
3. Zeitweilig möchte ich mich von allem zurückziehen<br />
4. Es gibt Situationen, die schaffe ich ohne Medikamente nicht<br />
5. Andere glauben, dass ich Probleme mit Medikamenten habe<br />
6. Die Wirkung meiner Medikamente ist nicht mehr so wie am Anfang<br />
7. Weil ich Schmerzen habe, nehme ich oft Medikamente<br />
8. In Zeiten erhöhter Medikamenteneinnahme habe ich weniger gegessen<br />
9. Ich fühle mich ohne Medikamente nicht wohl<br />
10. Manchmal war ich selbst erstaunt, wie viele Tabletten ich an einem Tag eingenommen<br />
habe<br />
11. Mit Medikamenten fühle ich mich oft leistungsfähiger<br />
Antwortkategorien: (1) nein, trifft nicht zu; (2) ja, in den letzten 12 Monaten; (3) ja, aber<br />
vor mehr als 12 Monaten (Cut off >= 4 positive Antworten)<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
15,0%<br />
12,0%<br />
9,0%<br />
6,0%<br />
3,0%<br />
0,0%<br />
Prävalenzen des problematischen<br />
Medikamentengebrauchs in Deutschland nach <strong>Alter</strong>sklasse<br />
2000: Abhängigkeit nach DSM-IV<br />
2000: Medikamente, problem. Gebrauch (nach KFM>=4 Punkte)<br />
2006: Medikamente, problem. Gebrauch (nach KFM>=4 Punkte)<br />
25-29 30-39 40-49 50-59 >=60<br />
<strong>Alter</strong>sklasse<br />
Quelle: Kraus et al. Epidemiologischer Suchtsurvey 2000 und 2006, KFM=<br />
Kurzfragebogen zum Medikamentengebrauch<br />
?<br />
ergänzt: nach<br />
Angaben der DHS<br />
(2010)<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Medikamente <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>: Wo liegt das Problem?<br />
Zu viele, zu oft, zu lange…..<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Medikamente <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>: Risiken<br />
• Larsen und Martin (1999): 20-25% aller Krankenhauseinweisungen in den<br />
USA bei den >=65 Jährigen sind auf unerwünschte Nebenwirkungen von<br />
Medikamenten zurückzuführen<br />
• Loya et al. (2009): 46,2% der >=65 Jährigen nehmen<br />
Medikamentenkombinationen, die unerwünscht interagieren<br />
• Hartikainen et al. (2007): Erhöhtes Risiko für Stürze und Knochenbrüche<br />
durch Benzodiazepine, Antidepressiva und Antipsychotika in >=60<br />
Jährigen<br />
• Haefeli (2005): Häufige Nebenwirkungen bei >=65 Jährigen:<br />
Blutdruckschwankungen, Schwindel, Verwirrungszustände, Obstipation,<br />
Blutzuckerschwankungen, Arrhythmien u.a.m.<br />
• Hansen et a. (2008): 4,2% von n=1427 von >65 Jährigen erhalten >=9<br />
Medikamente, dabei <strong>im</strong> Durchschnitt 2,2 schwere oder mittelschwere<br />
Wechselwirkungen pro Person.<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Medikamente <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>: Risiken<br />
• Veränderte Pharmakokinetik und Pharmakodynamik durch das <strong>Alter</strong>:<br />
Gefahr von Überdosierungen bei Verringerung der Leber- und<br />
Nierenfunktion. Beschrieben in Studien wird meist: Deutlich weniger<br />
Wirkstoff ist für denselben Effekt erforderlich (längerer Verbleib der<br />
Wirkstoffe <strong>im</strong> Körper).<br />
• Interaktionen mehrerer Wirkstoffe<br />
• Unerwünschte Nebenwirkungen<br />
• Gefahr der Abhängigkeit, auch der nicht<br />
bewussten Abhängigkeit, Gefahr des unbeabsichtigten Entzugs<br />
• Sturz- und Frakturgefahr, insbes. bei<br />
<strong>Psychopharmaka</strong><br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Was sind <strong>Psychopharmaka</strong>?<br />
Exkurs <strong>Psychopharmaka</strong><br />
<strong>Psychopharmaka</strong> ist eine Sammelbezeichnung für chemisch<br />
verschiedenartige Arzne<strong>im</strong>ittel, die die Aktivität des<br />
Zentralnervensystems beeinflussen und auf psychische Funktionen wie<br />
St<strong>im</strong>mung, Affektivität und Emotionalität wirken.<br />
Es werden folgende Gruppen<br />
von <strong>Psychopharmaka</strong> unterschieden:<br />
• Antidepressiva<br />
• Neuroleptika<br />
• Schlafmittel und Beruhigungsmittel<br />
• Sonstige (z.B. Phasenprophylaktika, Mittel zur<br />
Suchtbehandlung, Antidementiva, St<strong>im</strong>ulanzien)<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
50,0%<br />
40,0%<br />
30,0%<br />
20,0%<br />
10,0%<br />
0,0%<br />
Risikofaktor He<strong>im</strong>unterbringung:<br />
Verordnungen von <strong>Psychopharmaka</strong> bei Pflegehe<strong>im</strong>bewohnern <strong>im</strong> Vergleich mit<br />
ambulant versorgten Personen mit und ohne Pflegestufe<br />
12-Monatsprävalenz Neuroleptika<br />
12-Monatsprävalenz Antidepressiva<br />
12-Monatsprävalenz Sedativa/ Hypnotika<br />
Ambulant, keine Pflegestufe (AK) Ambulant, Pflegestufe (AP) He<strong>im</strong>bewohner mit Pflegestufe<br />
(HP)<br />
Quelle: Hach et al. (2004), n=3592 (BKK-Daten: Verordnungen, alters- und geschlechtsstand.)<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
60,0%<br />
50,0%<br />
40,0%<br />
30,0%<br />
20,0%<br />
10,0%<br />
0,0%<br />
Risikofaktor He<strong>im</strong>unterbringung:<br />
Verordnungen sedierender Medikation<br />
Ambulant, Pflegestufe (AP)<br />
He<strong>im</strong>bewohner mit Pflegestufe (HP)<br />
Sedierende Medikation<br />
Pflegestufe I Pflegestufe II Pflegestufe III<br />
Quelle: Hach et al. (2004), n=3592 (BKK-Daten: Verordnungen, alters- und geschlechtsstand.)<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Und die Folgen?<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
<strong>Psychopharmaka</strong> <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>: Risiken<br />
• Veränderte Pharmakokinetik und Pharmakodynamik durch das <strong>Alter</strong>:<br />
Gefahr von Überdosierungen (längerer Verbleib der Wirkstoffe <strong>im</strong> Körper)<br />
• Anfälligkeit für „Anticholinerges Syndrom“ <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>: Verwirrung,<br />
Halluzinationen und zentrale Erregung<br />
• Interaktionen mit anderen Medikamenten: z.B. Interaktionen von<br />
<strong>Psychopharmaka</strong> mit den für Herz und Kreislauf verschriebenen<br />
Medikamenten (und anders herum: z.B. ACE-Hemmer hemmen die<br />
Ausscheidung von Lithium)<br />
• Gefahr der Abgängigkeit<br />
• Sturz- und Frakturgefahr aufgrund der hemmenden Wirkungen von<br />
P. (orthostatische Hypotonie)<br />
• Gefahr des unkontrollierten Entzuges bei „Nichtbewusstsein“ einer<br />
Abhängigkeit: z.B. von Benzodiazepinen (z.B. Krankenhausaufenthalt<br />
nach Sturz).<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Unerwünschte<br />
Wirkungen<br />
Gefahr der<br />
Überdosierung<br />
Fazit: Medikamente <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>:<br />
Wo liegen die Probleme?<br />
Polypharmazie<br />
Oder:<br />
Zu viele<br />
zu oft<br />
zu lange….<br />
lange<br />
Wechselwirkungen<br />
problematischer<br />
Gebrauch<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
<strong>Alter</strong>sabhängie Prävalenz der Demenz<br />
Daten aus europäischen und amerikanischen Erhebungen und Meta-Analysen<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Die Diagnose einer Demenz ist eine Syndromdiagnose<br />
und soll auf anerkannten Kriterien<br />
fußen, wie sie z.B. in der ICD-10 niedergelegt sind.<br />
Demenz ist zunächst eine klinische,<br />
beschreibende Diagnose; eine prognostische Aussage<br />
ist damit nicht <strong>im</strong>pliziert.<br />
Hinter der Syndromdiagnose verbirgt sich eine Fülle<br />
von ursächlichen Erkrankungen, die<br />
differenziert werden müssen, da erst die ätiologische<br />
Zuordnung eine fundierte Aussage<br />
über den Verlauf und die Behandlung erlaubt.<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Grundlage der Diagnostik ist eine<br />
ärztliche Untersuchung unter Einschluss<br />
eines internistischen, neurologischen<br />
und psychopathologischen Befundes.<br />
Eine Schweregradabschätzung der<br />
kognitiven Leistungsstörung soll mit<br />
Hilfe eines geeigneten Kurztestes<br />
durchgeführt werden<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Beispielhafte mögliche Ursachen eines<br />
Demenzsyndroms<br />
1. Endokrinopathien<br />
• Hypothyreose<br />
• Hyperthyreose<br />
• Hypoparathyreoidismus<br />
• Hyperparathyreoidismus<br />
2. Vitaminmangelkrankheiten<br />
• B12-Mangel<br />
• Folsäuremangel<br />
• B1-Mangel<br />
• B6-Mangel<br />
3. Metabolische Enzephalopathien<br />
• chronisch hypoxische Zustände<br />
• chronische Lebererkrankungen (M. Wilson, Hämochromatose,<br />
Leberzirrhose)<br />
• chronische Nierenerkrankungen (Dialyse-Enzephalopathie<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Beispielhafte mögliche Ursachen eines<br />
Demenzsyndroms<br />
4. Intoxikationen<br />
• Industriegifte (z.B. Kohlenmonoxid, Quecksilber, Blei, Perchlorethylen)<br />
• Medikamente (z.B. Kardiaka, Antihypertensiva, <strong>Psychopharmaka</strong>)<br />
• Alkoholabhängigkeit<br />
5. Elektrolytstörungen<br />
• Hyponatriämie (z.B. diuretische Behandlung)<br />
• Hypernatriämie<br />
6. Hämatologisch bedingte Störungen<br />
• Polyzythämie, Hyperlipidämie, multiples Myelom<br />
• Anämie<br />
7. Chronische Infektionskrankheiten<br />
• bakteriell: M. Whipple, Neurosyphilis, Neuroborreliose<br />
• viral: Zytomegalie, HIV-Enzephalitis, progressive multifokale<br />
Leukoenzephalitis<br />
8. Spätformen der Leukodystrophien, z.B. Zeroidlipofuszinose<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
• Blutbild<br />
Im Rahmen der Basisdiagnostik werden folgende<br />
Serum- bzw. Plasmauntersuchungen empfohlen<br />
• Elektrolyte (Na, K, Ca)<br />
• Nüchtern-Blutzucker<br />
• TSH<br />
• Blutsenkung oder CRP<br />
• GOT, Gamma-GT<br />
• Kreatinin, Harnstoff<br />
• Vitamin B12<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Gezielte weitere Laboruntersuchungen (Beispiele)<br />
• Differenzial-Blutbild, BGA, Phosphat, HBA1c,<br />
Homocystein<br />
• fT3, fT4, SD-Antikörper,<br />
• Kortisol, Parathormon, Coeruloplasmin<br />
• Pb, Hg, Cu,<br />
• Lues, Borrelien, HIV,<br />
• Drogenscreening, Urinteststreifen<br />
• Folsäure, Vitamin B6<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
In der Erstdiagnostik einer Demenz sollte die<br />
Liquordiagnostik zum Ausschluss einer<br />
entzündlichen Gehirnerkrankung durchgeführt werden,<br />
wenn sich dafür Hinweise aus der<br />
Anamnese, dem körperlichem Befund oder der<br />
Zusatzdiagnostik ergeben. Die liquorbasierte<br />
neurochemische Demenzdiagnostik unterstützt <strong>im</strong><br />
Rahmen der Erstdiagnostik die Differenzierung zwischen<br />
pr<strong>im</strong>är neurodegenerativen Demenzerkrankungen<br />
und anderen Ursachen demenzieller Syndrome.<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Bei vorliegendem Demenzsyndrom soll eine<br />
konventionelle cCT oder cMRT zur Differenzialdiagnostik<br />
durchgeführt werden. Für die Feststellung einer<br />
vaskulären Demenz sollten neben der Bildgebung<br />
(Ausmaß und Lokalisation von vaskulären Läsionen)<br />
Anamnese, klinischer Befund und neuropsychologisches<br />
Profil herangezogen werden. Der Beitrag der strukturellen<br />
MRT in der Differenzierung der Alzhe<strong>im</strong>er-Demenz oder<br />
der fronto-temporalen Demenz von anderen<br />
neurodegenerativen Demenzen ist bisher nicht<br />
ausreichend gesichert. Eine Notwendigkeit für eine cMRT-<br />
Untersuchung zur routinemäßigen Verlaufskontrolle<br />
besteht <strong>im</strong> Regelfall nicht.<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Klinische Diagnosekriterien für die<br />
"wahrscheinliche" Alzhe<strong>im</strong>er-Demenz<br />
• Nachweis einer Demenz in einer klinischen<br />
Untersuchung unter Einbeziehung<br />
neuropsychologischer Testverfahren<br />
• Defizite in mindestens zwei kognitiven Bereichen<br />
• Progrediente Störungen des Gedächtnisses und<br />
anderer kognitiver Funktionen<br />
• Keine Bewusstseinsstörungen<br />
• Beginn zwischen dem 40. und 90. Lebensjahr,<br />
meistens nach dem 65. Lebensjahr<br />
• Kein Hinweis für andere ursächliche System- oder<br />
Hirnerkrankungen<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Unterstützende Befunde für die "wahrscheinliche"<br />
Alzhe<strong>im</strong>er-Demenz<br />
• Zunehmende Verschlechterung spezifischer kognitiver<br />
Funktionen, wie z.B. der Sprache (Aphasie), der Motorik<br />
(Apraxie) oder der Wahrnehmung (Agnosie)<br />
• Beeinträchtigung von Alltagsaktivitäten und Auftreten von<br />
Verhaltensänderungen<br />
• Familienanamnese ähnlicher Erkrankungen (insbesondere,<br />
wenn neuropathologisch gesichert)<br />
Ergebnisse von Zusatzuntersuchungen:<br />
• Hinweise auf eine - in Verlaufskontrollen zunehmende -<br />
zerebrale Atrophie in bildgebenden Verfahren<br />
• Normalbefund bzw. unspezifische Veränderungen <strong>im</strong> EEG<br />
• Unauffälliger Liquorbefund (bei Standardprozeduren)<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Klinische Befunde, die nach Ausschluss anderer Ursachen<br />
für die demenzielle Entwicklung mit einer<br />
wahrscheinlichen AD vereinbar sind<br />
• Vorübergehender Stillstand <strong>im</strong> Verlauf der<br />
Erkrankung<br />
• Begleitbeschwerden wie Depression, Schlaflosigkeit,<br />
Inkontinenz, Illusionen, Halluzinationen,<br />
• Wahnvorstellungen, plötzliche aggressive<br />
Ausbrüche, sexuelle Dysfunktionen und<br />
Gewichtsverlust<br />
• Neurologische Auffälligkeiten (v.a. bei<br />
fortgeschrittener Erkrankung) wie erhöhter<br />
Muskeltonus, Myoklonien oder Gangstörungen<br />
• Epileptische Anfälle bei fortgeschrittener<br />
Erkrankung<br />
• <strong>Alter</strong>sentsprechendes CT<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Ausschlusskriterien für die "wahrscheinliche"<br />
Alzhe<strong>im</strong>er-Demenz<br />
• Plötzlicher, apoplektischer Beginn<br />
• Fokale neurologische Zeichen wie<br />
Hemiparese, sensorische Ausfälle,<br />
Gesichtsfelddefekte<br />
oderKoordinationsstörungen in frühen<br />
Krankheitsstadien<br />
• Epileptische Anfälle oder Gangstörungen zu<br />
Beginn oder in frühen Stadien der<br />
Erkrankung<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Kriterien für wahrscheinliche vaskuläre Demenz<br />
I. Demenz<br />
• Kognitive Verschlechterung bezogen auf ein vorausgehendes höheres<br />
Funktionsniveau<br />
• manifestiert durch Gedächtnisstörung und mindestens 2 der<br />
folgenden Fähigkeiten: Orientierung, Aufmerksamkeit, Sprache,<br />
Visuell-räumliche Fähigkeiten, Urteilsvermögen, Handlungsfähigkeit,<br />
Abstraktionsfähigkeit, Motorische Kontrolle, Praxie<br />
• Alltagsaktivitäten müssen gestört sein<br />
• Ausschlusskriterien:<br />
– Bewusstseinsstörung<br />
– Delirium<br />
– Psychose<br />
– Schwere Aphasie<br />
– Ausgeprägte sensomotorische Störung, die Testung unmöglich macht<br />
– Systemische oder andere Hirnerkrankungen, die ihrerseits kognitive<br />
Störungen verursachen können<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Kriterien für wahrscheinliche vaskuläre Demenz<br />
II. Zerebrovaskuläre Erkrankung<br />
• Zentrale fokal neurologische Zeichen mit und ohne anamnestischem<br />
Schlaganfall und Zeichen einer relevanten zerebrovaskulären Erkrankung <strong>im</strong><br />
CT/MR<br />
• Als relevant eingestufte zerebrovaskuläre Läsionen <strong>im</strong> radiologischen Befund<br />
• Lokalisation:Schlaganfälle Großgefäßterritorien:<br />
– Beidseitig A. cerebri anterior<br />
– A. cerebri posterior<br />
– Parietotemperale und tempoparietale Assoziationszentren<br />
– Superiore frontale und parietale Wasserscheidengebiete<br />
• Kleingefäßerkrankungen:<br />
– Basalganglien und frontale Marklagerlakunen<br />
– Ausgedehnte periventrikuläre Marklagerläsionen<br />
– Beidseitige Thalamusläsionen<br />
• Ausmaß:<br />
– Großgefäßläsionen in der dominanten Hemisphäre<br />
– Beidseitige hemisphärische Großgefäßläsionen<br />
– Leukoenzephalopathie => 25% des Marklagers<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Kriterien für wahrscheinliche vaskuläre Demenz<br />
III. Eine Verknüpfung von I. und II.<br />
• Definiert durch mindestens eine der folgenden Bedingungen:<br />
– Beginn der Demenz innerhalb von 3 Monaten nach einem<br />
Schlaganfall<br />
– Abrupte Verschlechterung kognitiver Funktionen<br />
– Fluktuierende oder stufenweise Progression der kognitiven<br />
Defizite<br />
• Unterstützende Merkmale:<br />
• Früh auftretende Gangstörungen<br />
• Motorische Unsicherheit und häufige Stürze<br />
• Blasenstörung (häufiger Harndrang, nicht urologisch erklärbar)<br />
• Pseudobulbärparalyse<br />
• Persönlichkeitsstörungen und St<strong>im</strong>mungsänderungen, Abulie,<br />
Depression, emotionale Inkontinenz, andere subkortikale<br />
Defizite<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Klinisch-diagnostische Konsensuskriterien der<br />
fronto-temporalen Demenz<br />
Grundlegende klinische Merkmale (alle zu<br />
erfüllen)<br />
• Schleichender Beginn und allmähliche<br />
Progredienz<br />
• Früh auftretendes Defizit <strong>im</strong><br />
zwischenmenschlichen Sozialkontakt<br />
• Früh auftretende Verhaltensauffälligkeit<br />
• Früh auftretende emotionale Indifferenz<br />
• Früh auftretender Verlust der<br />
Krankheitseinsicht<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Klinisch-diagnostische Konsensuskriterien der<br />
Parkinson-Disease-Demenz, Kernmerkmale<br />
• Ein demenzielles Syndrom mit schleichendem Beginn und<br />
langsamer Progression, welches sich bei bestehender<br />
Diagnose eines Parkinson-Syndroms entwickelt und sich<br />
basierend auf Anamnese, der klinischen und psychischen<br />
Untersuchung wie folgt darstellt:<br />
• Einschränkungen in mehr als einer kognitiven Domäne (s.<br />
unten)<br />
• Abnahme der Kognition <strong>im</strong> Vergleich zum prämorbiden Niveau<br />
• Die Defizite sind ausgeprägt genug, um zu Einschränkungen <strong>im</strong><br />
täglichen Leben (sozial, beruflich oder in der Diagnose eines<br />
Morbus Parkinson entsprechend der "Queen Square Brain<br />
Bank"- Kriterien eigenen Versorgung) zu führen, unabhängig<br />
von Einschränkungen, die motorischen oder autonomen<br />
Symptomen zuzuordnen sind<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Demenz<br />
Psychosoziale Interventionen<br />
• Verstehende Diagnostik<br />
(Bedingungsfaktoren)<br />
• Klientenzentriertes Verhaltensmanagement<br />
• Angehörigen- und Pflegendenschulung<br />
• Kognitive St<strong>im</strong>ulation<br />
• Erinnerungspflege<br />
• Musiktherapie<br />
• Sensorische St<strong>im</strong>ulation<br />
• Bewegungsförderung<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Demenz<br />
Pharmakologische Therapie bei Demenz<br />
• Acetylcholinesterase-Hemmer (Donepezil Aricept/Memac,<br />
Galantamin Reminyl, Rivastigmin Exelon/Prometax) sind wirksam<br />
(Kognition, Alltagskompetenz) und empfohlen bei leichter bis<br />
mittelschwerer Alzhe<strong>im</strong>er-Demenz.<br />
• Höchstverträgliche Dosis, Auswahl am Nebenwirkungs- und<br />
Wechselwirkungsprofil.<br />
• Bei Zweifel an günstigem Verhältnis zwischen Nutzen und<br />
unerwünschten Wirkungen Absetzversuch, eventuell Umsetzen<br />
auf anderen Acetylcholinesterase-Hemmer.<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Pharmakologische Therapie bei Demenz<br />
• Der nichtkompetitive NMDA-Antagonist Memantin Axura/Ebixa<br />
wird bei moderater bis schwerer Alzhe<strong>im</strong>er-Demenz empfohlen.<br />
• Eine Kombination von Acetylcholinesterase-Hemmer und<br />
Memantin bei leichter bis mittelschwerer Alzhe<strong>im</strong>er Demenz ist<br />
der Monotherapie mit Acetylcholinesterase-Hemmer nicht<br />
überlegen und wird nicht empfohlen.<br />
• Eine Add-on-Behandlung von Donepezil-behandelten schwer<br />
Alzhe<strong>im</strong>er-Kranken mit Memantin kann erwogen weren (Offlabel<br />
von Donepezil!)<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Pharmakologische Therapie bei Demenz<br />
• Für vaskuläre Demenz existiert keine zugelassene und keine<br />
evidenzbelegte medikamentöse Therapie. Im Einzelfall kann<br />
eine Behandlung mit Memantin oder<br />
Acetylcholinesterasehemmer erwogen werden.<br />
• Gemischte Demenz soll nach den Grundsätzen der Alzhe<strong>im</strong>er-<br />
Demenz mediziert werden.<br />
• Rivastigmin Exelon/Prometax ist wirksam und empfohlen zur<br />
Behandlung der Demenz bei Morbus Parkinson<br />
• Für Lewy-Körperchen-Demenz existiert keine zugelassene oder<br />
ausreichend belegte Medikation, ein Versuch mit Rivastigmin<br />
bei Verhaltenssymptomen kann erwogen werden<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Präparat<br />
Donepezil<br />
Galantamin<br />
Rivastigmin<br />
Übersicht über Darreichungsform und Zieldosis<br />
der Acetylcholinesterase-Hemmer<br />
Applikationsform<br />
Tabletten (5 mg, 10 mg)<br />
Schmelztabletten<br />
(5 mg, 10 mg)<br />
Retardierte Hartkapsel<br />
(8 mg, 16 mg, 24 mg)<br />
Lösung (1ml entspricht 4 mg)<br />
Hartkapseln<br />
(1,5 mg, 3 mg, 4,5 mg, 6 mg)<br />
Lösung (1 ml entspricht 2 mg)<br />
Transdermales Patch<br />
(4,6 mg/24 Std., 9,5 mg/24 Std.)<br />
Einnahmeintervall<br />
1 x täglich<br />
1 x täglich<br />
2 x täglich<br />
2 x täglich<br />
2 x täglich<br />
1 x täglich<br />
Startdosis<br />
2,5-5 mg<br />
abends<br />
8mg retard<br />
morgens<br />
2 x 4 mg<br />
2 x 1,5 mg<br />
2 x 1,5 mg<br />
1 x 4,6 mg<br />
Zieldosis<br />
10 mg/Tag<br />
abends<br />
16 – 24 mg<br />
morgens<br />
6 – 12 mg/d<br />
6 – 12 mg/d<br />
9,5 mg/d<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Präparat<br />
Memantin<br />
Übersicht über Darreichungsform und Zieldosis<br />
von Memantin<br />
Applikationsform<br />
Tabletten (10 mg, 20<br />
mg;<br />
für die Aufdosierung:<br />
5 mg und 15 mg<br />
erhältlich)<br />
Tropfen (1 ml entspricht<br />
20 Tropfen, enthält<br />
10mg)<br />
Einnahmeintervall<br />
1 x oder<br />
2 x täglich<br />
2 x täglich<br />
Startdosis<br />
5 mg<br />
1 x täglich<br />
Zieldosis<br />
Kreatininclearance<br />
>60 ml/min/1,73m²:<br />
20 mg/Tag<br />
Kreatininclearance<br />
40–60 ml/min/1,73m²:<br />
10mg/Tag<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Studie zur ärztlichen Versorgung in Pflegehe<strong>im</strong>en<br />
(Prof. Dr. phil. Dr. h.c. Ursula Lehr, Deutsches Zentrum für<br />
<strong>Alter</strong>sforschung Heidelberg et al., Dtsch Ärztebl 2005)<br />
�Keine adäquate medizinische Versorgung für<br />
demente oder depressive He<strong>im</strong>bewohner<br />
�Nur ein Drittel der He<strong>im</strong>bewohner in Versorgung<br />
durch Neurologe oder Psychiater<br />
�Bei 53% der erfassten Bewohner Demenz, weniger<br />
als 20% erhalten Antidemetivum<br />
�In ca. 50% der He<strong>im</strong>e erhalten weniger als 15% der<br />
Bewohner Antidementivum<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Unterversorgung<br />
mit Arzne<strong>im</strong>itteln<br />
Bewertung der leitliniengerechten Versorgung in<br />
Deutschland 2008 (Von: Prof. Dr. Dr. Rychlik, Institut für empirische<br />
Gesundheitsökonomie /Verband forschender Arzne<strong>im</strong>ittelhersteller)<br />
Schizophrenie<br />
SD-CA<br />
RA<br />
Osteoporose<br />
Migräne<br />
Hypertonie<br />
Hepatitis C<br />
Depression<br />
Demenz<br />
Chron.<br />
Tumorschmerz<br />
0% 50% 100%<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Demenz<br />
Generelle Prinzipien bei psychotroper<br />
Medikation<br />
• Medikamente mit anticholinerger Wirkung vermeiden<br />
(Acetylcholin-Mangel bei Demenz! Cave Delir!)<br />
• Medikamente mit sedierender Wirkung min<strong>im</strong>ieren<br />
(Sturzgefahr!)<br />
• Höchste Sorgfalt bei Auswahl und Dosierung<br />
• Medikamenten-Interaktionen beachten<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Demenz<br />
Generelle Aspekte der Antipsychotika-<br />
Behandlung<br />
• Erhöhtes Mortalitätsrisiko durch Antipsychotika<br />
• Erhöhte Gefahr zerebrovaskulärer Ereignisse<br />
• Bei längerer Behandlung keine Überlegenheit bzgl. psychischer<br />
und Verhaltenssymptome gegenüber Plazebo<br />
• Fazit: Über Risiken aufklären, geringstmögliche Dosis,<br />
möglichst kurzer Behandlungszeitraum, engmaschige<br />
Verlaufskontrolle<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Demenz<br />
Generelle Aspekte bei Benzodiazepinen<br />
• Negativer Einfluss auf Kognition<br />
• Erhöhte Sturzgefahr<br />
• Paradoxe Reaktion<br />
• Abhängigkeitspotenzial<br />
• Bei abruptem Absetzen Gefahr des Delirs<br />
• Wenn überhaupt: Substanzen mit kurzer Halbwertszeit (cave<br />
Diazepam!)<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Demenz<br />
Empfehlungen zur symptomorientierten<br />
medikamentösen Behandlung<br />
• Antidepressiva sind wirksam und werden empfohlen; keine Trizyklika!<br />
• Keine Empfehlung zur Behandlung von Angst<br />
• Risperidon zur Behandlung von Agitation und Aggressivität wirksam,<br />
Aripiprazol ebenfalls<br />
• Haloperidol zur Behandlung von Aggressivität schwächer wirksam,<br />
aber nicht wirksam bei Agitation<br />
• Olanzapin nicht empfohlen, bei unsicherer Wirkung auf Aggressivität<br />
und Agitation, aber anticholinergem Profil<br />
• Carbamazepin bei Aggressivität und Agitation wirksam<br />
• Schwache Evidenz für Wirksamkeit von Citalopram bei Agitation<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Demenz<br />
Empfehlungen zur symptomorientierten<br />
medikamentösen Behandlung<br />
• Keine Empfehlung zur Medikation bei Euphorie<br />
• Risperidon bei gesteigerter Psychomotorik wirksam (Off-label);<br />
eventuell Versuch bei hohem Leidensdruck des Erkrankten, bei<br />
Gefährdung<br />
• Die günstige Wirkung von Risperidon auf psychotische Symptome<br />
(Halluzination, Wahn) ist belegt; andere atypische Antipsychotika sind<br />
nicht evident wirksam; Haloperidol ist wirksam, aber schlechter<br />
verträglich (EPM); Empfehlung: 0,5-2 mg Risperidon<br />
• Keine Behandlungsempfehlungen zur Behandlung von Apathie,<br />
Schlafstörungen, Appetit- und Essstörungen<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011
Ich danke für Ihre<br />
Aufmerksamkeit!<br />
<strong>Fachkliniken</strong> <strong>Nordfriesland</strong> GmbH<br />
Krankenhausweg 3 25821 Bredstedt<br />
www.fklnf.de<br />
Dr. Christoph Mai:<br />
Vortrag anlässlich der<br />
Tagung: Neue Ansätze<br />
für alte Menschen,<br />
DIAKO Flensburg,<br />
30.11.2011