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© Stefan Richter<br />
Und immer lächeln!<br />
Über Probleme in der Fläche, den Weg nach draußen und das Schönste im Wahlkampf<br />
– Heiko Moll, Vorsitzender des Kreisverbandes Aurich<br />
Heiko, du bist seit einigen Jahren der<br />
Vorsitzende des LINKE-Kreisverbandes<br />
Aurich. Ein bisschen Heimatkunde<br />
in »DISPUT«: Wo liegt Aurich?<br />
Im äußersten Nordwesten von Niedersachsen.<br />
Unser Kreisverband hat<br />
ca. 120 Mitglieder – und das in einem<br />
Kreis, der eigentlich von Anfang an immer<br />
SPD-geführt war. Hier wurde gesagt:<br />
Stell einen Pfahl auf, einen Helm<br />
drauf und ein Schild »SPD« dran – und<br />
der wird gewählt.<br />
Umso mehr sind wir stolz darauf,<br />
was wir in den fünf Jahren seit Gründung<br />
der LINKEN alles erreicht haben.<br />
Wir sind mit einer Fraktion im Kreistag<br />
vertreten, wir sitzen im Stadtrat Aurich<br />
und im Stadtrat Norden. Wir haben insgesamt<br />
zehn Mandatsträger und sind<br />
niedersachsenweit einer der erfolgreichsten<br />
Kreisverbände.<br />
KREISVERBAND<br />
Seit wir die Politik mitgestalten,<br />
hat sich schon einiges geändert. Nur<br />
als Beispiel: Aurich ist eine der ersten<br />
Städte, die keine Kita-Gebühren mehr<br />
erheben.<br />
Der Schulmittelfonds, den wir 2007<br />
im Kreistag angestoßen haben und der<br />
armen Menschen die Sorge nehmen<br />
soll, wie sie die Schulmaterialien für<br />
ihre Kinder bezahlen können, ist durch<br />
Aurich landesweit ins Laufen gekommen.<br />
Das sind Sachen, wo man sieht,<br />
dass wir als LINKE viel erreichen können.<br />
Rundum zufrieden?<br />
Was ich bemängele ist, dass die<br />
»Fläche« durch den Landesvorstand<br />
oder den Parteivorstand ein bisschen<br />
vernachlässigt wird. Dabei stoßen wir<br />
gerade in der Fläche auf die meisten<br />
Probleme: Arbeitslosigkeit, öffentlicher<br />
Verkehr, sozialer Wohnungsbau …<br />
Warum und was müsste mehr in der<br />
Fläche getan werden?<br />
Ich wünsche mir, dass mehr Veranstaltungen<br />
in der Fläche gemacht werden<br />
und dass mehr Mandatsträger –<br />
obwohl sie sich jetzt Mühe geben –<br />
in die Fläche arbeiten. Ich weiß, wie<br />
schwierig das bei dem erforderlichen<br />
Zeitaufwand ist. Bloß: Unsere Partei<br />
holt die notwendigen Stimmen, um<br />
wieder in den Landtag Niedersachsen<br />
zu kommen, nicht allein in »Leuchttürmen«<br />
wie Hannover. <strong>Die</strong> hohen Gewinne<br />
haben wir in der Fläche erreicht. Wir<br />
brauchen die Fläche!<br />
In unserer Parteiarbeit haben wir<br />
zum Beispiel folgendes Problem, das<br />
man wahrscheinlich nicht lösen kann:<br />
Aktive Genossen, die auch mal zu Veranstaltungen<br />
in die Landeshauptstadt<br />
Hannover fahren möchten, müssen erst<br />
eine Stunde mit dem Bus zur Bahn fahren,<br />
da wir keinen Bahnhof haben, und<br />
sie sind dann noch zwei Stunden mit<br />
dem Zug unterwegs. Das heißt, man<br />
ist drei Stunden unterwegs, um zu einer<br />
solchen Veranstaltung in der Landeshauptstadt<br />
zu kommen. Und man<br />
muss schon 17:45 Uhr wieder zurück,<br />
weil sonst der Busanschluss nach Aurich<br />
weg ist.<br />
Warum ist es der LINKEN gerade in der,<br />
wie du sagst, SPD-dominierten Region<br />
gelungen, gut Fuß zu fassen?<br />
Durch ihre unsoziale Hartz-IV-Politik<br />
hat die SPD hier gewaltig an Ansehen<br />
und Stimmen verloren. <strong>Die</strong>se Lücke haben<br />
wir als DIE LINKE ausgefüllt. Und<br />
bis heute sind viele davon überzeugt,<br />
sobald DIE LINKE schwächer wird und<br />
die SPD stärker, schwenkt die sofort<br />
wieder auf den rechten Kurs ein. Das<br />
erleben wir auch im Stadtrat. <strong>Die</strong> wenigen<br />
SPD-Abgeordneten, die linke Positionen<br />
beziehen, brauchen unsere Unterstützung.<br />
<strong>Die</strong> Leute in der Region lassen sich<br />
jedoch nicht mehr so leicht täuschen.<br />
Oft genug haben sie erlebt, dass die<br />
SPD ihnen erst den Kühlschrank leer<br />
macht und nach drei, vier Jahren, wenn<br />
sie in der Opposition ist, den ranzigen<br />
Käse in den Kühlschrank legt und sagt:<br />
Guck mal, wie sozial wir sind!<br />
DISPUT August 2012 14