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Presseheft - Der Untergang

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Constantin Film und Bernd Eichinger<br />

präsentieren<br />

Ein Oliver Hirschbiegel Film<br />

Eine Bernd Eichinger Produktion<br />

Darsteller<br />

Bruno Ganz<br />

Alexandra Maria Lara<br />

Corinna Harfouch<br />

Ulrich Matthes<br />

Juliane Köhler<br />

Heino Ferch<br />

Christian Berkel<br />

sowie<br />

Matthias Habich<br />

und<br />

Thomas Kretschmann<br />

Michael Mendl<br />

André Hennicke<br />

Ulrich Noethen<br />

u.v.a.<br />

Drehbuch<br />

Bernd Eichinger<br />

nach dem gleichnamigen Buch von Joachim Fest<br />

und „Bis zur letzten Stunde“ von<br />

Hitlers Sekretärin Traudl Junge und<br />

Melissa Müller<br />

Kinostart: 16. September 2004<br />

Länge: 150 Minuten<br />

Im Verleih der<br />

1


INHALT<br />

Seite<br />

Kurzinhalt 03<br />

Inhalt 04<br />

Interviews 06<br />

Bernd Eichinger Produzent & Drehbuch 06<br />

Oliver Hirschbiegel Regie 11<br />

Bruno Ganz spielt Adolf Hitler 15<br />

Alexandra Maria Lara spielt Traudl Junge 16<br />

Corinna Harfouch spielt Magda Goebbels 17<br />

Ulrich Matthes spielt Joseph Goebbels 19<br />

Juliane Köhler spielt Eva Braun 20<br />

Heino Ferch spielt Albert Speer 21<br />

Christian Berkel spielt Prof. Schenck 23<br />

Thomas Kretschmann spielt Hermann Fegelein 24<br />

Michael Mendl spielt Helmuth Weidling 26<br />

Ulrich Noethen spielt Heinrich Himmler 27<br />

Joachim Fest Autor 28<br />

Filmografien 31<br />

Bruno Ganz 31<br />

Alexandra Maria Lara 32<br />

Corinna Harfouch 32<br />

Ulrich Matthes 33<br />

Juliane Köhler 34<br />

Heino Ferch 34<br />

Christian Berkel 35<br />

Matthias Habich 36<br />

Thomas Kretschmann 36<br />

Michael Mendl 37<br />

Ulrich Noethen 37<br />

Bernd Eichinger 39<br />

Oliver Hirschbiegel 41<br />

Joachim Fest 42<br />

Traudl Junge/Melissa Müller 42<br />

Besetzung & Stab 43<br />

2


„Die neuere Geschichte kennt nichts, was mit den Ereignissen des Frühjahres 1945 vergleichbar wäre.<br />

Was damals erlebt und erlitten wurde, waren nicht nur die unvermeidlichen Schrecken einer Niederlage.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Untergang</strong> Berlins ist historisch nur mit dem Ende Karthagos zu vergleichen. Es war weit mehr als<br />

das Wahrnehmbare: Die Toten, die Trümmerberge und die Verwüstungsspuren über den Kontinent<br />

hinaus. Womöglich eine Welt. Wie bei den wirklichen Untergängen stets mehr verloren geht als das, was<br />

allen sichtbar vor Augen liegt.“ Joachim Fest<br />

KURZINHALT<br />

Berlin, April 1945. Ein Volk wartet auf seinen <strong>Untergang</strong>.<br />

In den Straßen der Hauptstadt tobt der Häuserkampf. Hitler (BRUNO GANZ) hat sich mit einigen<br />

Generälen und engsten Vertrauten im Führerbunker der Reichskanzlei verschanzt. Zu ihnen gehört auch<br />

Traudl Junge (ALEXANDRA MARIA LARA), seine Privatsekretärin, die ihn nicht im Stich lassen will.<br />

Während draußen die Lage immer mehr eskaliert, die Rote Armee weiter vorrückt und sich in den von<br />

Explosionen erschütterten Vierteln verzweifelte Szenen abspielen, erlebt Hitler den <strong>Untergang</strong> des<br />

Dritten Reiches hinter Bunkermauern. Obwohl Berlin nicht mehr zu halten ist, weigert sich der Führer, die<br />

Stadt zu verlassen. Er will, wie Architekt Speer (HEINO FERCH) es ausdrückt, „auf der Bühne stehen,<br />

wenn der Vorhang fällt“. Doch Hitler steht nicht auf der Bühne. Während sich die Wucht des verloren<br />

gegangenen Krieges mit aller Härte über seinem Volk entlädt, inszeniert der Führer im Bunker seinen<br />

Abgang. Noch Stunden vor dem gemeinsamen Selbstmord heiratet er Eva Braun (JULIANE KÖHLER).<br />

Statt des Endsiegs kommt das Ende, aber auch das ist vorbereitet bis ins letzte Detail. Nachdem er und<br />

Eva Braun sich das Leben genommen haben, werden ihre Leichen im Hof der Reichskanzlei verbrannt,<br />

damit sie nicht dem Feind in die Hände fallen. Viele seiner Getreuen wählen ebenfalls den Freitod.<br />

Goebbels und die verbleibenden Generäle weigern sich auch weiterhin, die von den Russen geforderte<br />

bedingungslose Kapitulation anzunehmen. Als die Lage immer aussichtsloser wird, tötet Magda<br />

Goebbels ihre sechs Kinder im Bunker mit Gift, bevor auch das Ehepaar Goebbels Selbstmord begeht.<br />

Kurz darauf gelingt Traudl Junge und einigen anderen in allerletzter Sekunde die Flucht durch den<br />

russischen Besatzungsring ...<br />

3


INHALT<br />

Die hübsche, 22-jährige Münchnerin Traudl Junge (ALEXANDRA MARIA LARA) stellt sich mit einigen<br />

jungen Damen im ostpreußischen Führerhauptquartier „Wolfschanze“ bei Adolf Hitler (BRUNO GANZ)<br />

als Sekretärin vor. Es ist mitten in einer Novembernacht, 1942, doch wenn der Führer ruft, folgt man,<br />

jederzeit und überall. Sie ist die Auserwählte, die ihm bis zum bitteren Ende nicht mehr von der Seite<br />

weichen wird.<br />

Das Ende kommt 2 1/2 Jahre später. Am 20. April ‘45 steht die Rote Armee vor den Toren Berlins, die<br />

Hauptstadt ist ein einziges Trümmerfeld. Hitlers Truppen sind zerschlagen, auf den Straßen kämpft ein<br />

letztes Aufgebot versprengter Einheiten, unterstützt von Goebbels’ (ULRICH MATTHES) „Volkssturm“<br />

und Kindern der Hitlerjugend wie dem 13-jährigen Peter (DONEVAN GUNIA), der zwei russische Panzer<br />

zerstört hat. Dafür wird er später, bei einer der letzten Amtshandlungen Hitlers, vom Führer im Hof der<br />

Reichskanzlei mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.<br />

Eva Braun (JULIANE KÖHLER) bereitet im Führerbunker ein Fest zu Hitlers 56. Geburtstag vor. Zum<br />

letzten Mal trifft die Führungsspitze des Nazi-Regimes bei einem Sektempfang aufeinander, unter ihnen<br />

Reichsinnenminister Heinrich Himmler (ULRICH NOETHEN). Himmler fleht den Führer an, Berlin zu<br />

verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Später wird er im Alleingang mit den Alliierten verhandeln<br />

und ihnen die Kapitulation anbieten – ein Vorgehen, das die sofortige Exekution seines Adjutanten<br />

Hermann Fegelein (THOMAS KRETSCHMANN), Eva Brauns Schwager, zur Folge hat.<br />

Während die Stadt brennt und nur noch wenige Tage zu halten ist, versuchen Hitler und Goebbels den<br />

Glauben an den Endsieg weiter zu nähren. Mit Armeen, die gar nicht mehr existieren, will Hitler das Ende<br />

hinauszögern. Die Generäle nehmen das widerspruchslos zur Kenntnis. Währenddessen plant Göring<br />

vom Obersalzberg aus, Kapitulationsverhandlungen aufzunehmen. Als sein Stellvertreter schreibt er an<br />

Hitler, was dieser als Ultimatum versteht. Hitler schäumt vor Wut und lässt ihn von einer SS-Einheit<br />

verhaften.<br />

<strong>Der</strong> Häuserkampf in den Straßen Berlins tobt immer heftiger. Couragierte Ärzte wie Dr. Schenck<br />

(CHRISTIAN BERKEL) versuchen das unglaubliche Leid der Zivilbevölkerung und Soldaten, so gut es<br />

die Umstände zulassen, zu lindern. Goebbels hat seine Frau Magda (CORINNA HARFOUCH) und die<br />

sechs Kinder im Bunker einquartiert. Albert Speer (HEINO FERCH), Hitlers Rüstungsminister und<br />

Lieblingsarchitekt, teilt dem Führer mit, dass er dessen Befehl, dem Feind „verbrannte Erde“ zu hinterlassen,<br />

aus Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zuwider gehandelt hat. Ehe er sich absetzt, bittet Speer<br />

Magda Goebbels, ihre Familie in Sicherheit zu bringen. Doch sie will ihre Kinder nicht in einer Welt ohne<br />

Nationalsozialismus aufwachsen sehen.<br />

Die Rote Armee rückt ins Stadtzentrum vor, die Lage der Menschen wird immer verzweifelter. Als Hitler<br />

keinen Ausweg mehr sieht, bereitet er Schritt für Schritt seinen Tod vor, beraten von dem Arzt<br />

Prof. Dr. Werner Haase (MATTHIAS HABICH). Zunächst diktiert der Führer Traudl sein politisches<br />

Testament. Dann heiratet er seine Geliebte Eva Braun und weist seinen persönlichen Adjutanten Otto<br />

Günsche (GÖTZ OTTO) an, seinen Leichnam zu verbrennen. Kategorisch verbietet er die Kapitulation.<br />

Hitler und seine Frau ziehen sich in ihre Privatgemächer zurück. Im Lärm des Artilleriefeuers knallt ein<br />

Pistolenschuss. Günsche meldet: „<strong>Der</strong> Führer ist tot“.<br />

Goebbels und die Generalität weigern sich selbst jetzt, die von den Russen geforderte Kapitulation<br />

anzunehmen. Die Situation ist aussichtslos. Magda Goebbels flößt ihren Kindern ein Schlafmittel ein und<br />

verabreicht dann, einem nach dem anderen, die tödliche Zyankali-Kapsel. Im Hof der Reichskanzlei<br />

erschießt Joseph Goebbels zunächst seine Frau, dann sich selbst.<br />

4


Lautsprecherwagen verkünden Hitlers Selbstmord, doch immer noch setzen Soldaten in den Straßen<br />

den Kampf fort. Traudl Junge gelingt es, sich mit einer kleinen Gruppe vom eingekesselten Führerbunker<br />

durch U-Bahnschächte in eine Brauerei abzusetzen, wo sich einige SS-Offiziere und Wehrmachtsangehörige<br />

verschanzt haben und bis zur letzten Patrone kämpfen wollen. Die junge Frau wagt die Flucht<br />

durch das von Rotarmisten umstellte Gelände. Plötzlich greift ein Kind ihre Hand: Es ist Peter! Die<br />

Russen lassen die „Mutter mit Kind“ unbehelligt passieren...<br />

5


INTERVIEW MIT BERND EICHINGER<br />

Wie ist dieses Projekt zustande gekommen?<br />

<strong>Der</strong> Ausgangspunkt für diesen Film war der Vorabdruck von Joachim Fests Buch „<strong>Der</strong> <strong>Untergang</strong>“, den<br />

ich damals im Spiegel las. Ich hatte mich seit über 20 Jahren mit dem Dritten Reich beschäftigt. Wie<br />

konnte es überhaupt zu einer solchen Hysterie in der Ära des Dritten Reichs kommen? Wie konnten sich<br />

Leute, die sonst ganz normal funktionierten, plötzlich so hinreißen lassen? Wie konnte solch ein<br />

Massenwahnsinn überhaupt entstehen? Ich habe versucht, diese Thematik zunächst nur für mich selbst<br />

zu ergründen. Einen Film darüber zu machen, erschien mir unmöglich.<br />

Und dabei hat Ihnen das Buch „<strong>Der</strong> <strong>Untergang</strong>“ schließlich geholfen?<br />

Das Buch von Joachim Fest gab mir sozusagen den dramaturgischen Schlüssel. Die Besonderheit des<br />

Buches liegt darin, dass es sich tatsächlich nur mit den letzten Tagen des Regimes beschäftigt – also<br />

nicht mit den letzten Tagen Hitlers, sondern des Regimes. Es wird klar, dass diese Maschine der<br />

Zerstörung noch nicht einmal dann zum Stillstand kam, als die Kraftquelle schon abgestellt, also Hitler<br />

bereits tot war – obwohl der Verstand den Beteiligten hätte sagen müssen, dass das alles keinen Sinn<br />

machte und nur zu weiterer Zerstörung und Hunderttausenden zusätzlichen Toten führen konnte. Dieses<br />

Phänomen der letzten Tage erzählt viel darüber, wie dieser Massenwahn auch schon in den früheren<br />

Jahren funktioniert hat, wie sich die Leute gegenseitig sediert haben, die Dinge in einer Art – ich kann es<br />

nicht anders nennen – Massenverrücktheit immer weitergetrieben haben, und wie sie auch in den letzten<br />

Tagen genau das wiederholt haben, was seit 1933 die Symptome des Regimes gewesen waren.<br />

Im Film DER UNTERGANG wird ja nicht nur eine Art NS-Mikrokosmos beschrieben ...<br />

<strong>Der</strong> Film beschreibt keinen Mikrokosmos, sondern in epischer Form einen Endzustand wie ein Zeitraffer.<br />

Ein Zeitraffer der genau das aufgezeigt, was in den ganzen zwölf Jahren des Hitlerregimes stattgefunden<br />

hat. Das war der Auslöser für den dramaturgischen Ansatz. Mit meinem Drehbuch habe ich versucht,<br />

etwas über das gesamte Regime zu erzählen, allerdings auf einen Zeitraum kondensiert, den man in den<br />

Griff kriegen kann. Dabei findet man natürlich immer wieder neue Elemente, aber nie die endgültige<br />

Antwort.<br />

Wie gültig kann man denn die Stimmung in jenen letzten Tagen überhaupt beschreiben?<br />

Ich denke, man kann sich der Sache von vielen Seiten nähern. Es geht ja auch darum, wie die Menschen<br />

jene Ereignisse empfunden haben. In diesem Zusammenhang ist es auch nicht unwichtig, dass etwa zur<br />

selben Zeit ein anderes sehr wichtiges Buch heraus kam. Nämlich die Aufzeichnungen „Bis zur letzen<br />

Stunde“ von Traudl Junge, Hitlers Privatsekretärin – redigiert von Melissa Müller. Mit Traudl Junge hatte<br />

ich auch meine Hauptfigur im Film gefunden.<br />

Viele sind damals Hitlers charismatischer Ausstrahlung erlegen.<br />

Vielleicht, aber die meisten dieser Leute haben bis zum bitteren Ende an ein Wunder geglaubt. Sie<br />

dachten, sie dürften diesem Wunder nicht Einhalt gebieten. Das war eines der Dinge, die Hitler<br />

besonders gut beherrschte: den Leuten zu vermitteln, dass er alles im Griff hat, auch wenn die Situation<br />

aussichtslos scheint. Er äußerte sich ja nicht nur über die Kriegslage, sondern sagte auch Sätze wie: „Es<br />

ist eigentlich ganz gut, dass die deutschen Städte in Schutt und Asche liegen, das wird den<br />

Wiederaufbau beschleunigen, es muss nur noch der Schutt weggeräumt werden.“<br />

6


Und das zu einer Zeit, in der das Ende doch für die meisten durchaus schon absehbar war.<br />

<strong>Der</strong> Film beschreibt die Zeit vom 20. April 1945, Hitlers letztem Geburtstag, bis zum 2. Mai 1945. In dieser<br />

Zeit hätten die Menschen draußen auch irgendeine Revolution anzetteln oder sich dem Ganzen<br />

verweigern können. Wenn das massenhaft passiert wäre, wäre die Kapitulation viel schneller erfolgt.<br />

Aber auch das ist nicht passiert. Man hat einfach abgewartet, bis irgendjemand den Stecker zieht – aber<br />

den hat keiner gezogen. Das ist auch Teil des Films: dass jeder innerhalb des Systems darauf wartet,<br />

dass jemand den Schalter endgültig ausknipst. Und dass es dennoch zu großen Heldentaten kommt.<br />

Welche Heldentaten meinen Sie damit?<br />

Die Heldentaten der sogenannten ganz „normalen“ Leute. Es hat mich sehr fasziniert, wie sich die<br />

Zivilbevölkerung in dieser Situation verhalten, sich geschützt hat in diesem Krieg, in dem keine Logistik<br />

mehr vorhanden war. Normalerweise gibt es doch bei jedem Krieg noch eine gewisse Logistik, z.B.<br />

Lazarette, irgendeine Art von Wasser- und Nahrungsversorgung – aber das alles war ja vollkommen<br />

zusammengebrochen, kein Mensch hat sich mehr um irgendetwas gekümmert. Auch die Armee konnte<br />

man nicht mehr als solche bezeichnen. Es waren eher einzelne Kämpfer, die sich in Gruppen<br />

zusammengefunden haben. Es gab keine Nahrung, kein Wasser, keinen Strom. Mich hat sehr fasziniert,<br />

was die Menschen tun, um sich und ihre Familien über die Runden zu bringen, und was noch an<br />

Zivilcourage, Hilfsbereitschaft und Überlebenswillen übrig geblieben ist. Deshalb habe ich im Drehbuch<br />

auch Schicksale eingebracht und weitergeführt, die mir durch Erzählungen und Berichte bekannt<br />

geworden waren.<br />

Wie inszeniert man eigentlich eine historische Person wie Hitler?<br />

Viele sagen, man dürfe jemanden wie Hitler nicht in Szene setzen, man dürfe einer Unperson kein<br />

Podium geben. Joachim Fest und ich halten das beide für Unsinn. Man muss in der Lage sein, auch die<br />

eigene Geschichte zu betrachten, und das geht nur, wenn man die Hauptpersonen, die diese Dinge<br />

maßgeblich in Bewegung gebracht haben – und dazu gehört Hitler in extremem Maße – auch zeigt.<br />

Sonst bliebe ja nichts anderes übrig, als all die Dinge im Dunkeln zu halten; man dürfte dann über die<br />

Ereignisse der Weltgeschichte, zumindest in Europa, nicht berichten, weil man die Person, die das<br />

angezettelt hat, nicht in einem Film betrachten dürfte.<br />

Wenn man es dennoch tut, ist die Frage berechtigt, wie man sich dieser Figur nähert.<br />

Ich habe versucht, in jeder mir zugänglichen Quelle etwas von dem privaten Hitler zu finden, z. B. der<br />

Sprachduktus, den man aus seinen Reden kennt, ist natürlich völlig anders, als im Privaten. Ich habe auf<br />

verschiedene Aufzeichnungen zurückgegriffen, z.B. die Protokolle der Tischgespräche, mitstenographierte<br />

Privatgespräche und Lagebesprechungen, die sehr häufig stattfanden, weil er am Schluss so paranoid<br />

war und dachte, seine Befehle würden nicht mehr befolgt oder anders ausgelegt. Es gibt auch einen<br />

Mitschnitt, wo man ihn im privaten Kreis, im Gespräch mit Mahnstein, in einer Dialogsituation reden hört.<br />

Aus all diesen Quellen habe ich eine Sprache für Hitler gestaltet. Außerdem habe ich ein gutes Ohr für<br />

Dialekte, und er sprach eine Mischung aus gehobenem österreichischen und südbayerischem Dialekt:<br />

das Gutturale mit rollendem „R“, nur nicht so stark ausgeprägt wie in seinen öffentlichen Reden. Diesem<br />

Duktus kommt Bruno Ganz in der Rolle als Hitler ziemlich nah.<br />

7


Gab es bei der Porträtierung von Hitler noch andere Herausforderungen?<br />

Ihn als Psychopathen oder Spinner zu porträtieren – darin sah ich die größte Gefahr. Hitler hatte eine<br />

enorme kriminelle und zerstörerische Energie und er war ein Barbar im ureigensten Sinn des Wortes.<br />

Hitler war garantiert bis zum letzten Moment voll zurechnungsfähig, deshalb ist ihm die Führung bis<br />

zuletzt auch nicht entglitten. Trotzdem war er am Schluss sehr besorgt, dass jemand möglicherweise<br />

Giftgas durch die Lüftung in den Bunker leitet – er hat immer an ein lähmendes Gas gedacht, das ihn<br />

handlungsunfähig macht. Das war eigentlich seine einzige große Sorge: lebend in die Hände des<br />

Feindes zu geraten. Aber dass ihn jemand ermorden könnte, hat er merkwürdigerweise bis zum Schluss<br />

nicht in Betracht gezogen. Es kam also überhaupt nicht in Frage, ihn etwa als Geisteskranken<br />

darzustellen. Das ganz große Problem ist, dass Hitler kein Teufel mit zwei Hörnern war, man ihn aber<br />

auch nicht verharmlosen darf. Vielmehr muss man die Vorgänge und Inhalte minutiös rekonstruieren, und<br />

daraus ergibt sich ein sehr vielschichtiges Bild – so vielschichtig, wie es wohl jeder Mann ist, der sich in<br />

einer Stresssituation befindet, wie sie extremer nicht sein könnte.<br />

Kann man sich tatsächlich in eine solche Extremsituation hineinversetzen?<br />

Ihm war bewusst, dass der Zusammenbruch dieser Welt und Zivilisation unmittelbar bevorstand. Die<br />

Frage war nur: Wie inszeniert man dieses Ende? Das hat er bis zum Schluss ganz bewusst gemacht. Ich<br />

bin davon überzeugt, dass er sicher nicht mehr daran geglaubt hat, siegreich oder auch nur mit einem<br />

Kompromiss aus der Sache herauszukommen – das hat er nur andere Leute glauben gemacht. Er hat<br />

mit klarem Blick auf die Historie seinen <strong>Untergang</strong> geplant. Er hat es inszeniert, und wenn man zynisch<br />

sein will, könnte man sagen, dass er dafür der beste Regisseur war, den man sich vorstellen kann.<br />

Hitler wollte dabei ja die ganze Welt mit sich hinabreißen.<br />

Dieser <strong>Untergang</strong>smythos, den er für sich selbst in Anspruch genommen hat, hat ihm nicht ausgereicht.<br />

Er hat ganz bewusst Sorge getragen, dass die ganze Zivilisation mit ihm in den Orkus gezogen wurde.<br />

Er wollte diesen <strong>Untergang</strong> auch wegen des größtmöglichen Effekts genau so inszenieren: nicht nur<br />

seinen Tod, sondern den <strong>Untergang</strong> eines ganzen Volkes. So etwas schafft kein Gaukler, so etwas kann<br />

kein durchgeknallter Abenteurer, denn es erfordert Unmengen an Energie und mentaler Leistung, dem<br />

muss man sich stellen. Und dem stellen wir uns auch im Film ...<br />

... was zu einer ziemlichen Gratwanderung werden kann.<br />

Das ist ein sehr komplexes Thema. Es wäre zu einfach, zu sagen, das Liebäugeln mit großen<br />

Untergängen, mit großem Pathos sei eine deutsche Tugend oder Untugend. Ich scheue mich, dies als<br />

typisch deutsches Syndrom darzustellen. Vielleicht ist den Deutschen etwas anderes als dieser<br />

<strong>Untergang</strong>ssog eigen: Die Pflichterfüllung. Sie fühlen sich selbst als Verräter, wenn sie aufgeben. Man<br />

gibt nicht auf, das tut man einfach nicht. Man beschwert sich nicht, man nimmt es hin, das ist die<br />

Pflicht – und die Obrigkeitshörigkeit stelle ich eher als Tugend oder Untugend der Deutschen hin. Aber<br />

mit den gleichen Voraussetzungen hätte ähnliches auch in anderen Ländern passieren können.<br />

Wie haben Sie denn andere historische Figuren nachgezeichnet?<br />

Man muss da sehr genau unterscheiden. Zum Beispiel zwischen einem Mann wie Göring und einem wie<br />

Speer. Göring hat sich abgesetzt, sobald er konnte: Nach dem Defilée an Führers Geburtstag fuhr er mit<br />

einer großen Mannschaft mit 25 Lastern voller Bilder, Teppiche, Bücher und Büsten nach Süddeutschland<br />

– obwohl er sich darüber im Klaren sein musste, dass auch dort in wenigen Wochen alles zu Ende<br />

sein würde. Offensichtlich war es ihm lieber, noch 14 Tage in Saus und Braus zu leben, als seinem<br />

eigenen Leben früher oder später ein Ende zu setzen.<br />

8


Die Sache mit Speer ist wesentlich komplexer. Hitler hatte nie erwartet, dass Speer bei ihm bleibt, zumal<br />

dieser als Rüstungsminister Aufgaben übernommen hatte, die soweit möglich bis zum Schluss<br />

wahrgenommen werden mussten. Speer hatte durchaus ein sehr zwiespältiges Verhältnis zu Hitler. An<br />

Speer entzünden sich viele Debatten, denn er hat ja später versucht, sich als Technokrat hinzustellen und<br />

nicht als jemand, der ideologisch Krieg führte. Seine Aufgabe war es, möglichst viele Geschütze und<br />

Munition zu beschaffen; er hat ja selber zwei interessante Bücher geschrieben, in denen er diesen<br />

Konflikt im Nachhinein als unhaltbar darstellt. Er war auch dadurch sehr geprägt, dass er viele Jahre<br />

hindurch Hitlers Architekt war, und als solcher die meiste Zeit als Einzelperson mit Hitler verbracht hat.<br />

Von 1933 bis 1939 verbrachte er Tausende von Stunden mit Hitler über den gigantischen Entwürfen von<br />

Städten, die sie gründen oder umbauen wollten. In dieser Phase fühlte sich Speer nicht als Nazi, sondern<br />

nur als Architekt, und dachte, er habe mit dem Ganzen nicht wirklich etwas zu tun. Als er dann<br />

Rüstungsminister wurde, hat ihn auch diese Aufgabe gereizt, denn er war ein großer Organisator – so<br />

wurde er zu einer Person, die er auch durch Selbstbetrachtung später versuchte aufzuarbeiten. Im Film<br />

ist Speer jedoch keine zentrale Figur, das hätte einfach den Rahmen gesprengt.<br />

Was genau ist die Intention Ihres Films?<br />

Wir haben uns vorgenommen, diesen Film in deutscher Sprache zu drehen, mit deutschen Schauspielern<br />

und einem deutschen Regisseur. Wieso? Wenn man den Lichtkegel auf den größtmöglichen<br />

physischen und psychischen Zusammenbruch einer ganzen Zivilisation richtet, nämlich unserer<br />

deutschen Nation, dann muss es auch möglich sein, dass wir diese Geschichte selbst erzählen<br />

können – und müssen. Mit anderen Worten: Man weiß ja, dass viele andere Projekte zum Thema Hitler<br />

von den Amerikanern, Engländern etc. gerade in Arbeit oder schon abgedreht sind. Viele haben schon<br />

in früheren Zeiten mit großen Besetzungen – sei es mit Anthony Hopkins, sei es mit Alec Guinness in der<br />

Rolle von Hitler – versucht, sich des Themas anzunehmen. Ich finde, es ist an der Zeit, dass wir unsere<br />

Geschichte mit den Mitteln, die wir haben, selber erzählen und den Mut aufbringen, in dieser Erzählung<br />

auch endlich die Hauptdarsteller auf die Leinwand bringen.<br />

Warum haben Sie sich für St. Petersburg als Drehort entschieden?<br />

Zunächst ging es darum, Motive und Locations zu finden, die aussehen wie Berlin im April des Jahres<br />

1945. Das ist sehr schwierig, denn Berlin hat sehr breite Straßen, sehr hohe Häuser, und diese fünf-,<br />

sechs- oder siebenstöckigen Gebäude waren ja teilweise zerstört. Wo also findet man so etwas? Wir<br />

haben uns etliche Drehorte angeschaut, u.a. in Bulgarien und Rumänien. Durch einen Tipp von unserem<br />

Ausstatter Bernd Lepel sind wir dann nach St. Petersburg gekommen, und fanden genau die richtigen<br />

Straßenzüge oder Teile davon. Es ist schon verblüffend, wie nahe das an den Baustil von Berlin kommt;<br />

es haben ja viele deutsche Architekten dort gebaut, und das merkt man natürlich. Außerdem kann man<br />

sich dort so einrichten, dass man organisatorisch eine Art Kriegszustand herstellen kann. Die andere<br />

Hälfte des Films drehten wir im Bunker, aufgebaut auf dem Bavaria-Filmgelände in München. In<br />

St. Petersburg ist es abenteuerlich, weil die Methodik anders ist, als wir es gewohnt sind. Und man kann<br />

vieles machen, was man in Deutschland nicht realisieren kann, z.B. ohne weiteres 500 bis 700 Komparsen<br />

in Uniform einsetzen – das würde hier nicht so einfach gehen. Andererseits gestalten sich Dinge<br />

wie Behördengänge, Zoll, Einreise- und Einfuhrbestimmungen sehr schwer. Aber die große russische<br />

Crew – wir brachten ja nur unsere wichtigsten Leute mit – war hochmotiviert. Wir haben nur sehr gute<br />

Erfahrungen gemacht.<br />

9


War Bruno Ganz für die Rolle Hitlers Ihre erste Wahl?<br />

<strong>Der</strong> Entscheidungsprozess war relativ kurz. Man schaut sich die Leute an, die im geeigneten Alter sind,<br />

in der Bandbreite von Mitte 40 bis Ende 50. Dann braucht man einen Menschen, der sich in eine Person<br />

wie Hitler, in eine sehr vielschichtige Figur, hineinversetzen kann und die Autorität mitbringt. Da kamen<br />

wir eigentlich sofort auf Bruno Ganz. Bruno war verständlicherweise besorgt, also habe ich ihm<br />

vorgeschlagen, das in einem Test mit Maske auszuprobieren. Das hat sofort geklappt: Bruno kam aus<br />

der Maske, hatte sich sehr gut auf den Test vorbereitet – und die Wirkung war so gespenstisch, das sich<br />

das gesamte anwesende Team gegruselt hat. Wir haben ihm den Test gezeigt, und er sagte dann sofort<br />

– mit einiger Schweizer Verzögerung –: „Ja, ich glaube, ich sollte das machen.“ Damit war das erledigt,<br />

wir haben niemanden mehr darauf angesprochen, und unsere – Olivers und meine – Hauptsorge, wer<br />

denn das Kaliber für eine solche Rolle hätte, war gelöst. Und das war für mich auch der Moment, dem<br />

Film grünes Licht zu geben.<br />

10


INTERVIEW MIT OLIVER HIRSCHBIEGEL<br />

Nach „Das Experiment“ und „Mein letzter Film“ gehen Sie mit DER UNTERGANG ein weiteres<br />

Experiment ein ...<br />

Ja, filmhistorisch gesehen betreten wir Neuland, es gibt keinen Referenzfilm. So detailliert und wortgenau,<br />

wie wir das umsetzen, ist das ohne Beispiel. Wir verstoßen auch gegen sämtliche Regeln des<br />

Filmemachens. Wir haben einen Plot ohne klassische Plotpoints, wir haben nicht einen Protagonisten,<br />

sondern viele, wir haben keinen Helden; den klassischen Bösen, den Antagonisten, haben wir in dem<br />

Sinne auch nicht. Es gibt kaum eine Regel des Drehbuchschreibens, die wir nicht brechen. Spannend zu<br />

sehen, wie die Leute reagieren werden.<br />

Wie kam das Projekt zustande, was war Ihre persönliche Motivation?<br />

Seit frühester Jugend hat mich das Thema Drittes Reich fasziniert. Ich kann nicht genau sagen, warum,<br />

es hängt wahrscheinlich mit Erzählungen speziell meiner Mutter zusammen, die beim Bund deutscher<br />

Mädel war. Es hat mich nicht losgelassen, ich habe jahrelang richtig gehend recherchiert, um das dann<br />

irgendwann abzustoßen und eigentlich zu erledigen. Meine Vorkenntnis der Materie war sehr groß, als<br />

Bernd Eichinger mir den Vorschlag machte. Ich habe dann das Buch von Fest gelesen, regelrecht<br />

reingesogen. Mein erster Reflex war: das kann man nicht machen, und für mich ist das sowieso nichts.<br />

Ich wollte die alten Geister nicht rufen. Mir war klar, wenn ich das mache, dann nur mit Haut und Haaren,<br />

das bedeutet, du bist für zwei Jahre deines Lebens im Dritten Reich, mit all diesen Figuren, dieser<br />

primitiven Ideologie ... Da haben sich mir die Haare hochgestellt. Meine Frau hat mir auch abgeraten. Ich<br />

habe aber gemerkt, dass es mich nicht losließ und dass ich mich innerlich, ehe ich zugesagt habe, schon<br />

darauf eingelassen hatte. Aber der entscheidende Grund war wohl: ich habe es als eine historische<br />

Aufgabe gesehen, die ich als Deutscher annehmen sollte.<br />

Anders gefragt: Warum hat Bernd Eichinger Sie ausgewählt?<br />

Das hab ich ihn auch gefragt ... Wir kennen uns noch nicht so lange, wir sind ins Gespräch gekommen<br />

über „Das Experiment“, das ihn sehr beeindruckt hat. Vielleicht gab den Ausschlag, dass ich da ja auch<br />

eine Gruppe von Männern geführt habe. Er suchte jemanden, der eine Schnittstelle ausfüllt: handwerklich<br />

klar und präzise eine Geschichte erzählen, im Budget bleiben und trotzdem künstlerisch<br />

wertvolle Arbeit abliefern ... das ist ein eher amerikanischer Ansatz.<br />

Das Budget war für die Thematik nicht groß, der Stoff erforderte sehr gute Vorbereitung – und jemanden,<br />

der mit all diesen Männern mit Sachkenntnis durchmarschiert. Bernd Eichinger war sich vorher sicher,<br />

dass ich der richtige bin, noch ehe ich daran geglaubt habe.<br />

11


Oft ist vom schwierigen Verhältnis zwischen Regie und Produktion die Rede. Wie war es, mit<br />

Bernd Eichinger einen so versierten Filmemacher als Produzenten zu haben?<br />

Wir hatten von Anfang an den Deal, dass es eine coachartige Situation sein sollte, zum Überprüfen und<br />

als Gegengewicht. Ich mag das sehr. Wenn man sich verträgt, gibt es nichts besseres, denn als<br />

Regisseur ist man ja Einzelkämpfer an der Front, das ist eine sehr einsame Situation. Er hat sich<br />

eingemischt, so wie ich mir das gewünscht habe. Er war zwei Wochen in Russland dabei und eine große<br />

Hilfe. Es war bis zum Schluss eine extrem angenehme Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Wir haben die<br />

gleiche Sprache gesprochen.<br />

Und wie war Ihre Arbeitsteilung konkret?<br />

Ich schaue prinzipiell keine Muster an, weil ich die „Jungfräulichkeit“ nicht verlieren will. Unsere<br />

Abmachung war, dass Bernd Eichinger am Ende eines jeden Drehtags die Muster anschaut und mich auf<br />

eventuelle Schwierigkeiten sofort hinweisen kann. Das ist zwar selten passiert, war aber für mich ein<br />

beruhigendes Gefühl. Ich habe erst den vorläufigen Rohschnitt angeschaut, nach 2-3 Wochen. Das ist<br />

ein neues Stadium der Arbeit, da gehe ich gerne mit etwas Abstand heran.<br />

Wie führen Sie Regie, wie arbeiten Sie mit Schauspielern?<br />

Ich habe das Regieführen nie als einen Ego-Trip verstanden und empfunden. Ich habe kein Problem, den<br />

Leuten zu sagen, was ich will. Und das, was ich will, weiß ich meist genau, und es scheint zudem oft richtig<br />

zu sein. Es gab nie lange Diskussionen, keinen Zirkus am Set, warum weiß ich nicht, das müssen Sie die<br />

Schauspieler fragen. Offensichtlich bekomme ich die Schauspieler dazu, ihre Hausaufgaben zu machen,<br />

und ich mache meine. Wenn sich gut vorbereitete Menschen treffen, dann funktioniert das. Und ich stelle<br />

eine Atmosphäre her, die Spielchen ausschließt. Vieles entwickelt sich bei der Arbeit, ich schaue mir das<br />

an und weiß dann, was ich will. Es gibt für mich bereits vorher eine präzise Auflösung. Ich habe eine Idee<br />

im Kopf, sage sie aber nicht, das ist ein energetischer Prozess. Bernd hat gesagt, ich sei ein „additiver<br />

Regisseur“, ich fange mit etwas an, merke, das stimmt, und dann kommt eins zum anderen. Wie beim<br />

Malen, man hat eine Skizze, die überträgt man auf die Leinwand, in immer neuen Schichten.<br />

Macht sich da Ihre Herkunft aus der Kunst bemerkbar? Hat Ihr Studium der Malerei und Grafik Ihre<br />

Arbeit beeinflusst?<br />

Es ist eher ein Prozess, ein energetischer Aggregat-Zustand, an den alle andocken ...<br />

Aus der Kunst habe ich gelernt, die Kraft eines Raumes zu spüren. Und ich zeichne die Storyboards selbst.<br />

Ist dieser energetische Prozess nicht kräftezehrend?<br />

Bei 66 Drehtagen natürlich! Ich kenne meine Grenzen. Ich kann 12, 13 Stunden am Tag arbeiten, dann<br />

verlassen mich meine Kräfte. Wir haben selten länger gedreht, und am Wochenende schlafe ich im<br />

Wesentlichen, um aufzutanken.<br />

Die Besetzungsliste liest sich wie das „Who is Who“ des deutschen Films. Hatten Sie Angst, bei<br />

so vielen großen Namen?<br />

Jeder hat Angst. Jeder gute Schauspieler, der morgens ans Set geht, hat Angst, je besser er ist, desto<br />

mehr Angst hat er, dass ihm das, was er sich vorgenommen hat, nicht ganz gelingt, dass er<br />

missverstanden wird etc. Mit derselben Angst gehe ich auch hin. Wenn alle Angst haben und nicht so tun,<br />

als hätten sie keine, dann funktioniert das, dann wird das konstruktiv und familiär.<br />

12


Wie haben Sie die historischen Figuren angelegt?<br />

Die Herausforderung bestand darin, nicht erfundene Charaktere glaubhaft zu inszenieren, sondern<br />

vorgegebene, wirkliche Menschen wieder zum Leben zu erwecken – quasi dokumentarisch zu verfolgen.<br />

Die Inszenierung durfte nie spürbar werden. Das sollten keine Pappkameraden sein. Historische Figuren<br />

müssen wirklich glaubwürdig sein. Bruno Ganz habe ich gesagt, dass er dahin muss, wo das Böse ist,<br />

ganz tief runter. Dass er in den tiefsten Abgründen seiner Seele forschen muss. Das war für ihn natürlich<br />

beängstigend. Heimlich hab ich mir da durchaus manchmal Sorgen um ihn gemacht ...<br />

Was ist Ihre Antriebsfeder?<br />

Das größtmögliche Maß an Authentizität zu erlangen. Ich möchte glauben, was ich sehe, das geht nur<br />

über Wahrhaftigkeit. Das ist natürlich schwierig bei unserem Thema: Wie stelle ich Wahrhaftigkeit mit<br />

einem Himmler her? Wahrhaftigkeit hat ja auch mit Zuneigung, Liebe zu tun, einem Sich-Hineindenken<br />

in eine Figur. Wir zeigen nun aber Gestalten, mit denen man eigentlich in seinen schlimmsten Träumen<br />

nichts zu tun haben möchte.<br />

Erwarten Sie diese Wahrhaftigkeit von Ihren Schauspielern?<br />

Ja, diese Vorgabe war zu erfüllen, wie das jeder einzelne hingekriegt hat, weiß ich nicht. Eine meiner<br />

Hauptaufgaben als Regisseur besteht darin, dass Schummeln erkannt und getilgt wird. Besser machen.<br />

Verändern und wahrhaftiger werden. Manchmal sind das nur Nuancen in der Farbe der Sprache. Aber<br />

wenn gespielt wird, ist Genauigkeit gefragt, Larmoyanz geht da nicht, Halbherzigkeit rächt sich.<br />

Wie war Ihr visuelles Konzept in Bezug auf Kameraarbeit und Licht? Ergibt sich das bei einem<br />

historischen Stoff bereits aus der Materie?<br />

Von Anfang an war klar, dass das nicht in die Sepiaton-Richtung gehen sollte. Ich wollte kein<br />

Cinemascope, sondern normales Breitwandformat, und vieles mit der Handkamera drehen. Mit einer<br />

35mm Handkamera, die ist kompakter als die großen, aber trotzdem eine schwere Mühle. Die andere<br />

Aufgabe war, nur mit natürlichem Licht zu operieren. Ich mag kein gesetztes Licht. Wir sind immer von<br />

den vorhandenen Gegebenheiten ausgegangen und haben nur minimal ausgeleuchtet. Die Nacht sollte<br />

eine Nacht sein, das ist das größte Problem. Im Berlin von 1945 brannte keine Straßenlaterne mehr. Es<br />

gab nur das Licht der Brände, das Mündungsfeuer der Geschütze und das Mondlicht. Als Quelle haben<br />

wir einen Lichtballon eingesetzt, der wirkt wie natürliches Licht, und im Bunker nur die überlieferten<br />

Wandleuchten. Zum Glück ist das neue Highspeed-Material von Kodak, das wir benutzt haben, extrem<br />

lichtempfindlich.<br />

Dann habe ich Elemente eingesetzt wie Leichen und Ruinen, die den Krieg vermitteln, ohne dramatische<br />

Kampfszenen, die in Konkurrenz treten zu US-Filmen. Den Gegner sieht man nicht wirklich, ich filme<br />

eher dokumentarisch, beobachtend, aus Sicht der Deutschen. Die Handkamera ist dafür das authentischste<br />

Mittel, die Schauspieler verschmelzen mit den Bewegungen der Kamera. Das ist ein<br />

symbiotischer Zustand. Es gibt kaum statische Einstellungen und ganz wenig Fahrten. Außerdem habe<br />

ich viel mit Schriftzügen gearbeitet, Plakate und Schilder, die es damals in Berlin gab, auch Wandlaternen<br />

– Großstadt-Superzeichen eben. Wenn eine Stadt untergeht, dann will ich die Stadt auch sehen,<br />

nicht nur ihre Ruinen.<br />

13


Wie kamen die Aufnahmen mit der echten Traudl Junge zustande?<br />

Sie stammen aus André Hellers Film „Im toten Winkel“, eine Dokumentation, die er drehte, als ihr Buch<br />

erschien.<br />

Ein amerikanischer Film hätte anders ausgesehen ...<br />

Ja, weil wir anders sind, anders erzählen. Wir sind das Volk der Dichter und Denker – was das heißt,<br />

habe ich bis heute nicht herausgefunden. Es ist ein sehr deutscher Film. Ein Grund, warum ich so stolz<br />

auf den Film bin, ist, dass uns da etwas gelungen ist, was als deutscher Film eine große Authentizität<br />

hat. <strong>Der</strong> ohne vorzuverurteilen, ohne zynisch zu werden, ohne erhobenen Zeigefinger mit der eigenen<br />

Geschichte und den Vorfahren umgeht, und hierbei dem Zuschauer Denklücken für Fragezeichen lässt.<br />

Einen derartigen Umgang mit der eigenen Geschichte kann uns keiner abnehmen. Das können nur<br />

wir selbst.<br />

14


INTERVIEW MIT BRUNO GANZ<br />

Weshalb haben Sie die Herausforderung angenommen, Hitler zu spielen?<br />

Nachdem mir Bernd Eichinger das Drehbuch sowie das Buch von Joachim Fest geschickt hatte, schaute<br />

ich den Film „<strong>Der</strong> letzte Akt“ von G.W. Pabst aus dem Jahr 1956 an. Dieser Film überzeugte mich, dass<br />

man Hitler wirklich spielen kann – in diesem Fall verkörpert von dem Bühnendarsteller Albin Skoda. Sonst<br />

schaut man ja immer auf die Unterschiede zum Original, aber diese Darstellung verselbständigte sich,<br />

und ich sah diesem Hitler zu und dachte, das ist keine Parodie, das ist Schauspielerei! Man kann sich<br />

durch Fantasie und Lektüre also herantasten an dieses merkwürdige Gebilde Hitler. Zu sehen, dass das<br />

möglich ist, war für mich ganz entscheidend. Beim Casting in München war ich selbst verblüfft, wie nahe<br />

ich Hitler – rein äußerlich – kam. Und dann hat mich ein ganz simpler, schauspielerischer Ehrgeiz<br />

gepackt, und ich wollte die Rolle übernehmen.<br />

Wie beurteilen Sie die Gewichtung dieser Thematik in unserer Gegenwart?<br />

Ich sehe nicht, dass das Honig für Neonazis wäre, und Altnazis spielen politisch keine Rolle mehr. <strong>Der</strong><br />

Film zeigt auf eine wirklich rüde Weise den <strong>Untergang</strong> des Regimes. Schonungslos. Und selbst wenn es<br />

Situationen gibt, die man menschlich nachvollziehen kann, und Hitler nicht immer nur das Zeichen<br />

„Massenmörder“ auf der Stirn trägt, so ist das Weltbild dieser Figuren doch dermaßen absurd und<br />

wahnsinnig, dass ich denke, dieses Land und dieser Staat sind gefestigt genug, um diesen Film<br />

auszuhalten. Es geht eher um diese Faszination für den dunkelsten Abgang, der damals betrieben<br />

wurde, für diesen makaberen Sog, jenseits von aller Politik, für die Ästhetik der Nazis und ihrer Mission.<br />

Was genau meinen Sie mit dieser Faszination?<br />

Mich hat immer Hitlers Aufstieg, sein Verhältnis zum Volk und noch mehr das des Volks zu ihm<br />

interessiert. Wir sehen hier nur Hitlers letzte Tage – und selbst in seinem auch körperlichen Zerfall gibt<br />

es noch äußerst stabile Machtverhältnisse. Er kann noch immer anordnen, Menschen liquidieren zu<br />

lassen, und keiner würde je einen solchen Befehl missachten. Man ahnt, dass das ein Mann war, der im<br />

Vollbesitz seiner Kräfte über eine ungeheuer verführerische Seite verfügt haben muss – er war nicht der<br />

Komiker, über den wir heute lachen, wenn wir seine Reden hören, und auch nicht der Wahnsinnige – das<br />

ist zu wenig.<br />

Welche war die schwierigste Situation, die Sie zu spielen hatten?<br />

Ich erinnere mich an eine Szene sehr deutlich, als ich dieses Kind auf dem Schoß hatte, und es sang<br />

das Lied „Kein schöner Land in dieser Zeit“ – und man weiß, dieses Kind wird kurz danach von seinen<br />

eigenen Eltern, der Familie Goebbels, getötet. Das war schrecklich. Da möchte man eigentlich sofort<br />

weglaufen. Es gab auch andere schwierige, harte Szenen und Dialoge, wie z.B. massive antisemitische<br />

Äußerungen. Aber als ich mich entschieden habe, diese Rolle zu übernehmen, war mir klar, was<br />

das bedeutet.<br />

Welche Hoffnung verknüpfen Sie mit diesem Film?<br />

Ich sehe, dass wieder ein Diskurs auflebt über diese Zeit, auch literarisch, mit Günther Grass zum<br />

Beispiel, mit Büchern über das versunkene Schiff, über die Bombardierung deutscher Städte, darüber,<br />

dass Deutsche auch Opfer waren. Unser Film redet von den Tätern, von schrecklich verloren-todessüchtigen.<br />

Von äußerster Gewalt, von Ideen und Manipulationen. Auch das gehört zu diesem Diskurs.<br />

15


INTERVIEW MIT ALEXANDRA MARIA LARA<br />

Bitte beschreiben Sie Ihre Rolle.<br />

Ich spiele Traudl Junge, die von Dezember 1942 bis zum Zusammenbruch der Naziherrschaft eine der<br />

Privatsekretärinnen von Adolf Hitler war. Ich habe versucht, herauszufinden, zu überlegen, wie sich diese<br />

junge Frau, die eigentlich hatte Tänzerin werden wollen, in diesen gespenstischen letzten Kriegstagen<br />

gefühlt haben muss. Und wie es für sie gewesen sein muss, langsam zu realisieren, in was für einen<br />

schrecklichen Alptraum sie da hineingeraten war – sie, die ihren Chef bewundert, fast als „väterlichen<br />

Freund“ empfunden hat! Keine einfache, dafür aber sehr spannende Aufgabe!<br />

Können Sie Traudl Junge verstehen?<br />

Um Traudl Junge spielen zu können, muss ich sie auch verstehen. Aber dieses ganze Thema ist so<br />

komplex, dass eine solche Frage nur schwer zu beantworten ist! Ich fand es hochinteressant, mich mit<br />

dieser Frau und meiner Rolle zu beschäftigen und mich aufs Neue mit meinen eigenen Fragen und<br />

Gedanken zum schrecklichsten Kapitel deutscher Geschichte auseinander zu setzen – und eine solche<br />

Auseinandersetzung stellt einen dann auch selbst sehr in Frage, und das ist auch gut so! Traudl Junge<br />

hat in dem Buch „Bis zur letzten Stunde“ und in der Dokumentation „Im toten Winkel“ deutlich gemacht,<br />

dass Jugend keine Entschuldigung ist, und dass sie vermutlich nur deshalb nichts über das Ausmaß der<br />

Judenverfolgung wusste, weil sie es nicht wissen wollte. Sie hat sich diesen Vorwurf nicht erspart und<br />

hat sich nach dem Krieg nie unschuldig gefühlt. Ich habe Respekt vor Traudl Junge, die dazu bereit war,<br />

sich mit sich selbst und ihrer Biografie zu konfrontieren und sich durch Nachdenken zu verändern.<br />

Was bedeutet dieses Projekt für Sie?<br />

Diese Arbeit war sehr besonders – und zwar in jeder Hinsicht! Die Auseinandersetzung mit diesem<br />

Thema, diesen Figuren und diesen letzten Tagen im Führerbunker hat alle Beteiligten auch Nerven<br />

gekostet – trotzdem habe ich es jeden Tag genossen, an diesen Drehort zu kommen und mit so großen,<br />

wunderbaren Kollegen und einem herausragenden Regisseur wie Oliver Hirschbiegel arbeiten zu<br />

können. Ich freue mich auf den Kinostart und bin wahnsinnig gespannt auf die Reaktionen.<br />

16


INTERVIEW MIT CORINNA HARFOUCH<br />

Wie kamen Sie zur Rolle der Magda Goebbels?<br />

Ich habe mich um diese Rolle beworben und Probeaufnahmen angeboten. Mir war selber nicht ganz klar,<br />

warum ich diese Rolle unbedingt spielen wollte – abgesehen davon, dass es für mich die interessanteste<br />

Frauenfigur in diesem Film ist. Mich interessierte wohl einfach die Frage, wie es sein kann, dass in<br />

solchen fanatischen Denksystemen so natürliche Dinge wie Mutterliebe und Beschützerinstinkte einfach<br />

ausgehebelt und von irgendwelchen nebulösen Todesgedanken und schwülstigen Welten in ihr<br />

seltsames Gegenteil verkehrt werden. Ich persönlich vermute, dass es sich um eine permanente<br />

Auseinandersetzung mit dem Nazi-System und dem System aus dem ich komme, handelt. Wenn man<br />

es auf die Spitze treibt, dann ist Magda Goebbels prototypisch für einen Menschen, der sich in einer<br />

Diktatur am wohlsten fühlt.<br />

Beschreiben Sie Magda Goebbels bitte noch etwas näher.<br />

Wirklich wohl gefühlt hat sie sich ihr ganzes Leben nicht. Aber Menschen, deren Leben unschöpferisch<br />

und unsicher ist, die dazu neigen, sich einem Führer anvertrauen zu wollen, weil dieser Führer sie<br />

eventuell von ihrem eigenen, ungeliebten Ich wegführt und ihnen auch jede Verantwortung abnimmt –<br />

dieser Innenhohlraum, diese Leere, dieses Nicht-Gestalten-Können des eigenen Lebens, dafür ist sie ein<br />

Prototyp. Sie ist in ihrem Inneren ein von sich enttäuschter und ängstlicher Mensch; dabei hatte sie viel<br />

gelernt, konnte drei Sprachen, Konversation, war sozusagen intelligent – aber das waren alles nur<br />

Vehikel, um sie von ihrer kleinbürgerlichen Herkunft fortzubringen.<br />

Das Seltsame oder Folgerichtige an dieser Frau ist ja, dass sie drei große Lebensüberschriften hatte,<br />

dreimal einen völlig anderen Ansatz, den sie dann vollständig abgeschlossen hat: Einmal hatte sie einen<br />

zionistischen jüdischen Freund, auch eine Führernatur, den sie als junges Mädchen geliebt hat und dem<br />

sie folgen wollte. Das wurde beendet, und es war nie wieder die Rede von diesem Mann. Danach war<br />

sie mit Herrn Quandt verheiratet, sozusagen der Versuch, ins Großbürgertum einzusteigen. Dann kam<br />

der Nationalsozialismus, anfänglich wahrscheinlich noch die kreativste, pseudo-schöpferische Phase in<br />

ihrem Leben, die etwas in ihr bewegt hat. Und da wurde sie brutalst zurückgestoßen, vor allem von<br />

Goebbels und der ganzen Ideologie – keine Frau durfte in diesem System irgendeine Art von Funktion<br />

haben; also hat sie diese Kinder bekommen, in diesem und für dieses System, weil sie auf keinem<br />

anderen Weg irgendwer sein konnte. Und deshalb ist es ihr wohl auch möglich gewesen, diese Kinder<br />

auf eine ganz selbstverständliche Weise mit in den Tod zu nehmen, denn sie betrachtete sie als einen<br />

Teil von sich und des jetzt untergehenden Systems.<br />

Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?<br />

In meinem ganzen Leben habe ich mich immer wieder mit dieser gesamten Thematik befasst; schon als<br />

Kind habe ich ein Buch über die KZ-Aufseherinnen von Ravensbrück in die Hand bekommen. Vielleicht<br />

war ich dafür zu jung, denn es hat mich in einen vollkommenen Schock versetzt und viele Ängste in mir<br />

ausgelöst, darunter die Frage, was ich tun würde, wo ich stehen würde. Dann komme ich ja aus der DDR,<br />

ich habe mir schon gewünscht, ein Held zu sein, d.h. ein Kommunist – und ein Kommunist kommt auch<br />

ins Gefängnis, wird gefoltert – höchstwahrscheinlich würde ich alle verraten, und dieser Gedanke hat<br />

mich in meiner Kindheit schrecklich traumatisiert. Auch jetzt habe ich mich ein halbes Jahr lang nicht<br />

getraut, etwas anderes als Material zu Magda Goebbels zu lesen, habe sie rundherum eingekreist, über<br />

Fanatismus nachgedacht.<br />

17


Und dann haben Sie sich ein Konzept für diese Figur zurechtgelegt?<br />

Dass man unwahrscheinlich viel weiß und ein Konzept hat, das ist die eine Sache. Wenn man aber dann<br />

an den Drehort kommt, ist alles ganz anders, da muss man ganz konkret einfach die Szene drehen, da<br />

ist das Wissen manchmal hilfreich, manchmal gar nicht. Ich kann trotzdem nicht anders arbeiten – auch<br />

weil mir die Vorbereitung und das Wissen soviel Spaß macht. Wenn man sich vorstellt, wie man etwas<br />

spielen will, stellt man sich prinzipiell vor, man steht im Fokus der Szene – und das ist Magda Goebbels<br />

in vielen Fällen gerade nicht; die Hauptarbeit besteht also darin, auf die Chance zu warten, etwas in der<br />

Figur darzustellen.<br />

Welche war Ihre schwierigste Szene?<br />

Natürlich die Szene, in der ich den Kindern den Schlaftrunk gebe. Da laufen Prozesse ab, ganz<br />

unabhängig von einem selbst, das war spannend zu beobachten. Man kann nur staunend von außen<br />

zuschauen, wie es sich entwickelt. In diesem Fall war es so, dass ich das eigentlich nicht drehen wollte.<br />

Ich hätte nie gedacht, dass dieser Tag wirklich kommen würde, an dem ich diese Szene drehen musste.<br />

Ich war vollkommen dünnnervig.<br />

Lernt man daraus etwas fürs Leben – als Frau, als Schauspielerin?<br />

Das Wichtigste als Schauspielerin ist die gedankliche Vorbereitung – so habe ich das Gefühl, dass ich<br />

einiges mehr weiß vom Leben, den Frauen, dem Mutterdasein, über Automatismen, von Klischees. Man<br />

wird sich darüber klar, dass unter allen Tierarten die Menschen offensichtlich die einzigen sind, die ihre<br />

eigene Art vernichten. Keine andere Tierart tut das; im Sinne des Überlebens ist die menschliche Rasse<br />

die allerdümmste. Man kommt also zu solchen Erkenntnissen, die nicht schön sind, aber das verschafft<br />

einem zeitweise Linderung und einen Überblick über die Abläufe in der Welt, und man fühlt sich auf<br />

einmal ganz geborgen in einer Sicherheit des Wissens. Das vergeht dann wieder, verflüchtigt sich, das<br />

ist klar, der Himmel ist halt nicht immer offen.<br />

Welche Hoffnung verbinden Sie mit dem Gesamtprojekt?<br />

Es müsste eigentlich jeder wissen, dass wir auf dem Boden der Geschichte stehen, und wenn wir das<br />

ignorieren, dann sind wir schlecht beraten. Es geht um einen gravierenden Punkt in der deutschen<br />

Geschichte, und wenn wir den vergessen, ist das schlecht für uns alle, weil wir dann ein kollektives<br />

Trauma nicht bearbeiten, nicht beseitigen – und auch niemals weiterkommen werden als Volk. Mit<br />

diesem Film verbinde ich die Hoffnung, dass es dann irgendwie endlich vorbei ist, dass es dann mal gut<br />

ist damit, dass es mich nicht mehr mit Angst, Schrecken und Entsetzen erfüllt, sondern dass ich es als<br />

einen Punkt in der Geschichte nehmen und ein Teil meines Inneren dann weitergehen kann.<br />

Es findet also eine Bewältigung statt?<br />

Ja, genau. Das finde ich für uns alle, besonders für die jungen Leute wichtig. Deshalb muss man immer<br />

wieder mit dem Finger draufzeigen – und was dieser Film beschreibt, ist ja ein unglaublich<br />

apokalyptischer Moment, der extremste Ausdruck, wie alles absolut zerfällt und sich entblättert als<br />

gruselige, schreckliche Blase, die wie eine Jaucheblase platzt und die Welt und den Boden vergiftet. Sich<br />

das alles noch mal klarzumachen finde ich ausgesprochen wichtig für uns alle.<br />

18


INTERVIEW MIT ULRICH MATTHES<br />

Sie spielen Goebbels – wie geht man eine solche Rolle an?<br />

Abgesehen vom handwerklichen Aspekt der Arbeit an einer Rolle ist die Hauptschwierigkeit hier, die<br />

eigene Moral von der Psychologie zu trennen. Er selber fand sich ja nicht böse. Während der Vorbereitungen<br />

habe ich aber die Moral nicht vergessen; ich habe die Tagebücher gelesen, ein Riesenkonvolut<br />

von 2.000 Seiten, und das ist eine sehr merkwürdige Erfahrung. <strong>Der</strong> damals 20-jährige wird<br />

plastisch, man lernt ihn bis zu seinem Ende kennen durch das, was er täglich lebt, denkt fühlt – und<br />

trotzdem bleibt er ein Rätsel, denn diese ganze Negativenergie, diese Obsession, der Mangel an Mitgefühl<br />

mit seinen Opfern durchzieht sein ganzes Leben und stellt sich selbst – zumindest in den Tagebüchern<br />

– niemals in Frage. Das habe ich bis zum letzten Drehtag als Rätsel mit mir herumgeschleppt.<br />

Was empfindet man als kritischer Zeitgenosse, wenn man eine solche Uniform anzieht?<br />

Ich habe darüber nachgedacht, und muss gestehen, einerseits hat das schon was. In der geschützten<br />

Umgebung des Studios kommt etwas faszinierendes, komödiantisch-schönes auf, ein gewisser Kitzel –<br />

es wäre geheuchelt und verlogen, wenn ich das nicht zugeben würde. Andererseits habe ich mich auch<br />

seit langer Zeit wieder einmal geschämt, Deutscher zu sein. Das letzte Mal fühlte ich mich auf einem<br />

Theatergastspiel in Israel so – das war Scham, nicht nur das Verantwortungsgefühl, das mich als<br />

Deutscher ja ständig begleitet. In St. Petersburg hat mich diese Scham wieder eingeholt, als ich in dieser<br />

Uniform, dieser Art von zweiter Haut, über die Straße ging. Da kann man gar nicht anders, als dass einem<br />

die Vergangenheit in den Körper kriecht.<br />

Welche Hoffnung verbinden Sie mit diesem Projekt?<br />

Es macht mich immer total wahnsinnig, wenn die Leute sagen, schon wieder ein Nazi-Film, wir können<br />

das nicht mehr sehen. Oder wie Walser damals, Auschwitz als Moralkeule – das hat mich richtig empört,<br />

ich fand es so kalt und schrecklich! Wenn sich also ein Film mit einem Drehbuch dieser Qualität um<br />

dieses Thema bemüht, dann ist das außerordentlich wichtig. In diesem konkreten Fall finde ich es auch<br />

richtig, dass diese zu Monstern dämonisierten Figuren nicht in ihrer Überhöhung gezeigt, sondern<br />

tatsächlich zu Menschen werden. Als politisch bewusster Mensch ist man wohl genug mit den Dokumentationen<br />

gefüttert worden, die diese Figuren in ihrer fast roboterhaften, fanatischen Ideologisiertheit<br />

zeigen. Erst beide Seiten einer Figur ermöglichen es, in sich selber zu reflektieren, welche gesellschaftlichen,<br />

privaten, intimen und psychologischen Zusammenhänge dazu führen konnten, „böse“ zu werden.<br />

Beinhaltet dieser Film für Sie speziell „Deutsches“?<br />

Natürlich, wir sind ja die Täter, und deswegen hätten wir eigentlich viel früher schon die verdammte<br />

Pflicht und Schuldigkeit gehabt, uns dieses Themas auch filmisch anzunehmen. Möglicherweise ist es<br />

aber ein Tabu gewesen, diese Menschen auch mit ihrer Psychologie zu zeigen. Als ich von dem Projekt<br />

erfuhr, habe ich auch erst gedacht: Ach du lieber Gott, das ist irre heikel, Hitler im Schlafanzug, das ist<br />

ja wahnsinnig gefährlich. Aber ich fand das Drehbuch so gut, dass ich voll und ganz darauf vertraute,<br />

dass wir es in diesem komplizierten Balanceakt schaffen würden, die Figuren weder zu dämonisieren<br />

noch zu heroisieren. Es ist doch eine Aufgabe für deutsche Filmemacher, sich auch zu diesen letzten<br />

Wochen zu äußern.<br />

19


INTERVIEW MIT JULIANE KÖHLER<br />

Worin lag die Herausforderung in Ihrer Rolle als Eva Braun?<br />

Dass diese Person wirklich gelebt hat, ist immer etwas ganz Spezielles, denn dadurch ist man an<br />

gewisse Eckpunkte gebunden. Persönlich empfinde ich es als sehr interessant, eine Figur zum Leben zu<br />

erwecken, die es schon einmal gab, über die man zu ihren Lebzeiten eigentlich nichts wusste. Eva Braun<br />

ist ja erst bekannt geworden, nachdem sie tot war. Eine zweite Herausforderung ist, das heikle Thema<br />

als solches noch einmal zu behandeln und dabei nichts falsch zu machen.<br />

Wie sehen Sie diese Figur?<br />

Nach allem, was ich gelesen habe, war sie wohl eine sehr lebenslustige Frau, die dem Führer total<br />

verfallen war – sie muss ihn wahnsinnig verehrt und bis zur Selbstaufgabe geliebt haben. Das Besondere<br />

war, dass sie sich überhaupt nicht für Politik interessiert hat, sondern nur dafür, Hitler zu bekommen, ihn<br />

aufzumuntern, mit ihm fröhlich oder glücklich zu sein, und ihn letztendlich zu heiraten.<br />

Welchem Frauenbild entsprach Ihrer Meinung nach Eva Braun?<br />

Sie hat geraucht, sich die Fingernägel rot lackiert, gerne Partys gefeiert, entsprach also ganz sicher nicht<br />

dem in der Nazizeit geschaffenen Bild der deutschen Frau – das wollte sie auch gar nicht, sie hat sich in<br />

ihrer Leichtigkeit darüber hinweggesetzt, das hat etwas ganz Modernes. Für mich ist sie eher zeitlos.<br />

Fürchterlich ist, wenn man sich vorstellt, was sie vielleicht alles hätte verhindern können. In einer der<br />

Biografien kommt ein toller Satz vor: Eva Braun sei eine einzige Enttäuschung der Geschichte, weil<br />

man von Hitlers Geliebter viel erwartet hat, und dann war da nichts – sie hat ihn einfach irrsinnig geliebt.<br />

Was investierten Sie selbst in diese Figur?<br />

Ich gehe an eine Rolle heran, indem ich alles über sie sammele und es dann wie eine Partitur vor<br />

mir habe – oder wie einen vollen Einkaufswagen vor mir herschiebe. Dann versuche ich, alles was ich<br />

gelernt und erfahren habe, so in meinem Gehirn zu speichern, dass ich es in den jeweiligen Momenten<br />

abrufen kann.<br />

Wie haben Sie sich vorbereitet?<br />

Ich habe vor allem Massen an Literatur gelesen, bestimmt nicht alles, aber u.a. die Autobiografien, ein<br />

spezielles Buch von zwei Franzosen über Hitlers Frauen, die Aufzeichnungen von Traudl Junge, Joachim<br />

Fests „<strong>Der</strong> <strong>Untergang</strong>“, und dann habe ich mir Filme angeschaut – Eva Braun hat selbst ja auch Filme<br />

gedreht. Bei der ganzen Recherche habe ich festgestellt, dass ich vieles auch in der Schule nicht gelernt<br />

hatte – wenn ich das schon damals erfahren hätte, dann hätte mir der Geschichtsunterricht mehr Spaß<br />

gemacht. Durch dieses Frauenschicksal habe ich unglaublich viel über diese Zeit gelernt.<br />

Wie betrachten Sie Eva Brauns Selbstmord?<br />

Ich kann mir vorstellen, dass jemand, der sich so einem Menschen verschrieben hat, dann auch mit ihm<br />

zusammen in den Tod geht. Ich würde das wahrscheinlich nicht machen, aber sie war so abhängig von<br />

ihm, nichts anderes hat sie interessiert, sie hätte alleine nicht überlebt, dann war das eine konsequente<br />

Schlussfolgerung. Was wäre denn aus ihr geworden? Ihr Leben hatte ohne ihn keinen Sinn.<br />

20


INTERVIEW MIT HEINO FERCH<br />

Bitte beschreiben Sie Ihre Rolle als Albert Speer.<br />

Er war der Haus- und Hofarchitekt von Hitler, Rüstungsminister, mit den Goebbels und auch mit Eva<br />

Braun befreundet und genoss großes Ansehen. Er ist eine sehr komplexe Figur. In den letzten 14 Tagen<br />

des Dritten Reiches war er nur kurzzeitig im Führerbunker und hat zwei größere Auftritte – da hatte er<br />

bereits seit einem Jahr gegen Hitlers Befehle der „verbrannten Erde“ gearbeitet, also schon lange<br />

erkannt, dass es keinen Ausweg mehr gibt. So lieferte er auch genug Indizien für die Alliierten, als ob er<br />

aktiver Widerständler gewesen wäre – und er kam milder davon, was sicher dazu beigetragen hat, dass<br />

er 20 Jahre in Spandau abgesessen hat und nicht zum Tode verurteilt wurde oder es für nötig befand,<br />

sich wie andere in der Führungsriege umzubringen.<br />

Was hat Sie an dieser Rolle gereizt?<br />

Natürlich dass Oliver Hirschbiegel, den ich sehr gut kenne, und mit dem ich bereits wunderbar<br />

zusammengearbeitet habe, die Regie übernommen hat. Außerdem ist Bernd Eichinger der erfolgreichste<br />

Produzent für große Filme in diesem Land und die Besetzung ist phantastisch; bis ins Kleinste sind alle<br />

ganz tolle Kollegen. DER UNTERGANG ist ein großes, außergewöhnliches Projekt, auch eine Gratwanderung,<br />

eine reizvolle Aufgabe für alle. Und da ist es eine Ehre, den Albert Speer zu geben, auch<br />

wenn die Rolle eher zu den mittelgroßen Protagonisten dieses Films gehört.<br />

Wie haben Sie sich vorbereitet?<br />

Mit einer Menge Literatur über und von Speer; ich habe mir Fotos angeschaut, einzelne seiner Bauwerke,<br />

die in Berlin noch erhalten sind, besucht, und Gespräche mit Zeitzeugen und dem Regisseur geführt.<br />

Welche Hoffnung verbinden Sie mit diesem Film?<br />

Wir stellen ja eine These auf. Man kennt viele Wochenschauen, es gibt viel Material darüber, wie es über<br />

der Erde ausgeschaut hat, wie zerbombt Berlin gewesen ist – aber es ist kaum etwas erhalten darüber,<br />

wie es während der letzten Tage im Bunker gewesen ist, mit und um Hitler – wie er die letzten Wochen<br />

damit verbracht hat, den Exitus in sich zu akzeptieren, bis er sich selber umbringt. Die Größe des<br />

Projekts, der Regisseur, der Produzent und die Schauspieler – das sind alles Gründe, die diesen Film<br />

sehr erfolgreich machen werden.<br />

Ist der Film auch ein Kommentar zur aktuellen Situation in unserem Land?<br />

Ein politischer Kommentar zur heutigen Situation ist es wohl weniger. Vielmehr ist es eine Schatzkiste,<br />

in die man hineinschauen kann, weil es das erste Mal ist, dass diese Zeit aus dieser Perspektive<br />

beleuchtet und versucht wird, alles so authentisch wie möglich darzustellen.<br />

Wie haben Sie Albert Speer schauspielerisch gestaltet?<br />

Ich gebe meiner Rolle Recht, ich gebe Albert Speer Recht, in allem, was er tut, in seiner bedingungslosen<br />

Fürsprache. Er war wohl einer der mächtigsten Männer des Dritten Reichs, auch wenn er sich im<br />

Nachhinein nur teilweise so gesehen hat und auch behauptet, er habe von der Judenvernichtung nichts<br />

gewusst. Das mag man glauben oder nicht; ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass jemand in seiner<br />

Position nichts mitbekommen hat. Für diese Rolle muss man wohl die Bedingungslosigkeit aktivieren, mit<br />

der er diese große Aufgabe angegangen ist, ein neues Römisches Reich zu erschaffen; man muss diese<br />

21


Liebe zu seinem Beruf, den Ehrgeiz, der in ihm steckt, zulassen – und auch die Hoffnungslosigkeit, das<br />

Sehen der Katastrophe und der Sinnlosigkeit, das eigene Versagen des Nicht-früher-Erkennens und des<br />

Akzeptieren-Müssens.<br />

Ich glaube, Bormann war es, der zu Speer sagte: „Sie wissen schon, dass der Führer Sie liebt.“ In dieser<br />

merkwürdigen Ambivalenz liebte Hitler den Architekten, der ihm in Windeseile mit einem unglaublichen<br />

organisatorischen Talent ganze Bauwerke erstellen konnte – das ist sicher ein geiles Gefühl, der siebte<br />

Himmel, der Traum eines jeden Architekten –, mit dem er über Kunst philosophieren konnte. Speer<br />

verkörpert das, was Hitler immer abgegangen ist, was er so gerne sein wollte, Künstler und Visionär.<br />

Auch das muss ich aktivieren, und das ist nicht so schwer, weil unser Beruf ja auch mit Kunst und<br />

Leidenschaft zu tun hat.<br />

22


INTERVIEW MIT CHRISTIAN BERKEL<br />

Beschreiben Sie bitte Ihre Rolle als Professor Schenck.<br />

Professor Schenck war einerseits Ernährungsinspektor im Dritten Reich, Himmler untergeordnet und<br />

gehörte zur SS, andererseits war er als Arzt Angehöriger der Wehrmacht. Als das Ernährungsamt<br />

geschlossen und evakuiert wurde, hat er darauf bestanden, in Berlin zu bleiben – obwohl er die<br />

Möglichkeit gehabt hätte, sogar dazu aufgefordert wurde, die Stadt zu verlassen. Aber er wollte sich um<br />

die Bevölkerung kümmern, weil er vorausgesehen hat, dass viele Menschen wahrscheinlich verhungern<br />

würden. Er ist durch Zufall in die Reichskanzlei gekommen, wo er plötzlich operieren musste, obwohl er<br />

das als Internist nie zuvor getan hatte. Meiner Meinung nach steht er für das Auge des Zuschauers, er<br />

ist jemand, der am Schluss durch diese Hölle stolpert mit einer Mischung aus Anteilnahme, Entsetzen,<br />

Nichtverstehen und Verstehenwollen.<br />

Welche Haltung nahm Schenck Hitler gegenüber ein?<br />

Nach dem Krieg hat er das Buch „Ich sah Berlin sterben“ geschrieben, in dem er auch die erste<br />

Begegnung mit Hitler beschreibt. Zusammen mit dem Chirurgen Haase wird Schenck in den Bunker<br />

gerufen und wird Zeuge, wie Haase Hitler für den Selbstmord berät und die Schäferhündin umgebracht<br />

wird. Schencks Beschreibung ist sehr ambivalent. Er erschrickt darüber, wie kaputt Hitler zu diesem<br />

Zeitpunkt bereits aussieht, aber es mischt sich in die distanzierte Beobachtung auch Verständnis für eine<br />

Figur, der alles zerbrochen ist.<br />

Was konnten Sie in die Rolle einbringen?<br />

Ich gehöre zu einer Generation, deren Familie noch unmittelbar mit dieser Zeit konfrontiert war. Mein<br />

Vater hat während des Krieges als Sanitätsarzt gearbeitet, kam auch in russische Gefangenschaft und<br />

war ein Spätheimkehrer. Die Familie meiner Mutter war mütterlicherseits jüdisch, und die meisten, bis auf<br />

meine Großmutter und zwei Cousinen, sind umgebracht worden. Auch meine Mutter war in einem der<br />

härtesten Lager in Frankreich, in den Pyrenäen, und ist nur mit Glück dort herausgekommen. Insofern<br />

habe ich privat eine sehr gemischte Geschichte; und dieses Staunen, Erstarren, Verstehenwollen ist wohl<br />

allen Nachgeborenen mehr oder weniger eigen.<br />

Was hat Sie an diesem Projekt gereizt?<br />

<strong>Der</strong> ganz große Reiz war das Buch, das dieses Ende verarbeitet und dramaturgisch einfängt. Es gibt eine<br />

riesige Anzahl von Figuren und Geschichten, die ineinander verwoben sind. Durch das Dritte Reich<br />

wurden wir zu einem symbolischen Volk, das Böse war deutsch. Wir haben versucht, diesem „Bösen“<br />

Gesichter zu geben, unsere Gesichter, deutsche Gesichter, in denen die persönliche Verstrickung<br />

durchscheint. Das war seit langem fällig. Durch Oliver Hirschbiegel wurde diese Arbeit zur Suche nach<br />

den Menschen hinter den Symbolen. Das war erschreckender als viele Deutungen.<br />

23


INTERVIEW MIT THOMAS KRETSCHMANN<br />

Sie spielen Fegelein – was ist das für eine Rolle, und wie haben Sie sich vorbereitet?<br />

Als Hitlers Schwager – er heiratete Eva Brauns Schwester – hat er sich ganz gut in die oberste Etage<br />

„geschleimt“. Er war ein Schwein – das waren viele, aber Fegelein war ein besonderes. Aus allem, was<br />

ich mir erlesen konnte, hat er nur im eigenen Interesse gehandelt und Sachen gedreht, die ihresgleichen<br />

suchen. Er war auch so etwas wie der „Golden Boy“, die Frauen haben ihn gemocht, die Männer haben<br />

ihn alle gehasst.<br />

Was hat Sie an dieser Rolle gereizt?<br />

Bernd Eichinger wollte unbedingt, dass ich diese Rolle spiele, wollte sie sogar für mich schreiben, was<br />

für mich schon ein Kompliment war. Eigentlich wollte ich mich von dieser Art Rolle wegbewegen, ich habe<br />

mein Soll an Nazi- und Soldatenrollen ja erfüllt. Aber dann habe ich das Buch gelesen, und es ist so ein<br />

Kracher, es ist so stark, so genau, und nimmt einen wirklich total gefangen. Es stellt den Irrsinn im Bunker<br />

gegen die Realität der leidenden Bevölkerung. Bernd sagte: Filme kommen und gehen, der bleibt, da<br />

musst du dabei sein. Und genauso war es: Ich war sehr froh, dabei sein zu können.<br />

Beschreiben Sie doch bitte eine typische Szene.<br />

Fegelein hat versucht, sich abzusetzen – aber man hat ihn mit einer anderen Frau, völlig besoffen, mit<br />

falschen Ausweisen, Geld und Diamanten aufgegriffen. In der Zwischenzeit hatte Himmler schon Kontakt<br />

mit den Alliierten aufgenommen, und Hitler hat vermutet, dass Fegelein dahintersteckt – so wird er quasi<br />

statt Himmler als Erster erschossen, um ein Exempel zu statuieren, in der gleichen Nacht, in der Hitler<br />

und Eva Braun heiraten.<br />

Was kann dieser Film Ihrer Meinung nach bewirken?<br />

Was können Filme bewirken? Die Welt werden wir nicht verändern, aber ich finde es wichtig, dass<br />

Deutsche so einen Film erzählen. Über diese Zeit gab es schon so viel, manches kommt einem zu den<br />

Ohren raus. Aber etwas in dieser Form habe ich noch nie gesehen; so etwas kritisch zu zeigen finde ich<br />

gut und wichtig.<br />

Wie stellen sich Drehort und Set im internationalen Vergleich dar?<br />

Es liegt eigentlich immer nur am Geld. Große Produktionen haben mehr Geld, sich ein großes Team zu<br />

leisten, und als Schauspieler kümmert man sich nur um seine Aufgabe, so sollte es ja auch sein – es hat<br />

viel damit zu tun, ob man genug Zeit hat, genau zu erzählen, oder ob man immer nur getrieben wird.<br />

Hatten Sie genug Zeit?<br />

Ich nicht, aber der Regisseur ja. Dies ist ein Riesenfilm, da gibt es keinen Unterschied zu dem, was ich<br />

im Ausland erlebt habe.<br />

Welche Chancen gibt es für ein deutsches Produkt auf dem internationalen Markt?<br />

Ich glaube noch nicht einmal, dass es nötig ist, so einen Film mit Stars zu bestücken – viel wichtiger ist<br />

es, die Figuren genau zu erzählen. Es sind ja historische Figuren, die wir alle kennen. Wir wissen, wie<br />

sie aussehen, also muss man genau besetzen, damit es glaubhaft ist. Diese Gesichter hier stimmen<br />

24


genau, das ist unglaublich. Das kann für das Ausland wichtig sein. Nehmen wir als Beispiel „Das Boot“:<br />

Das war und ist wohl der größte deutsche Erfolg im Ausland, jeder kennt den Film – und zu der Zeit war<br />

kein Star mit an Bord. Auch DER UNTERGANG ist kein Film, der über Stars funktioniert – obwohl es<br />

natürlich schön ist, dass die Besetzung aus so großartigen Schauspielern besteht, es hat sich ja auch<br />

jeder darum gerissen, mitzuspielen. Das ist natürlich ein Glücksfall.<br />

Welchen Traum verfolgen Sie persönlich?<br />

Ich versuche immer das Gegenteil von dem zu machen, was ich vorher getan habe. Als ich z.B. den<br />

Polanski-Film „<strong>Der</strong> Pianist“ gedreht habe, stand ich gleichzeitig in „Blade II“ vor der Kamera, das hatte<br />

so gar nichts miteinander zu tun. Und auch bei DER UNTERGANG war es nicht anders. Da stand ich am<br />

Set in St. Petersburg und flog dann nach Toronto und drehte „Resident Evil: Apocalypse“, was einfach<br />

nur Action und Entertainment war.<br />

25


INTERVIEW MIT MICHAEL MENDL<br />

Wie würden Sie Ihre Rolle als General Weidling beschreiben?<br />

Es ist eine sehr kantige Rolle: General Weidling geht seinen eigenen Weg, und man könnte sagen, er<br />

unterliegt dabei einem Irrtum. Die Heeresführung meint, er habe seine Einheit vom Osten abgezogen.<br />

Und jeder, der das gegen Hitlers Befehl tut, wird ja standrechtlich erschossen. Natürlich stimmt das<br />

nicht – im Gegenteil: Er kämpft seit Tagen an vorderster Front. Er geht also zum Rapport zum Führer,<br />

der Irrtum stellt sich heraus, und daraufhin wird er sogar befördert, zum General von Berlin. Da meint er,<br />

hätte man mich mal lieber nicht befördert, dann wäre dieser Kelch an mir vorübergegangen. Er ist<br />

Preuße, hat aber durchaus eine eigene Vorstellung davon, was Pflicht und Gehorsam heißt – also kämpft<br />

er zwar für das Vaterland, erkennt jedoch den Unsinn, und hat später die wunderbare Aufgabe, die<br />

Kapitulation auszurufen. Und – das hat mir sehr gefallen – er tut dies in etwa mit folgenden Worten:<br />

Während ihr alle im Dreck lagt und keine Munition und nichts mehr zum Fressen hattet, hatte unser<br />

Führer nichts Besseres zu tun, als sich umzubringen. Das zeugt doch von Charakter.<br />

Gibt es Parallelen zwischen Ihrer Person und der historischen Figur des Generals?<br />

Ich glaube, dass ich als Widder jemand bin, der immer mit dem Kopf durch die Wand will, und der vor<br />

allem Ungerechtigkeit nicht ertragen kann. Das habe ich in dieser Figur auch gefunden. Diese kleine,<br />

aber sehr wichtige Rolle zeigt die Widerspenstigkeit, den todernsten Zorn und seinen Gerechtigkeitssinn.<br />

Sahen Sie in diesem Projekt auch Risiken?<br />

Wir haben die Verantwortung, unsere deutsche Geschichte aufzuarbeiten. Und wenn man das in<br />

solchen Bildern erzählen kann, wie Bernd Eichinger sie geschrieben hat und Oliver Hirschbiegel sie<br />

umsetzte – und das noch mit einer wunderbaren Besetzung – dann war das eine Aufgabe, die man als<br />

Schauspieler gerne übernommen hat. Beim Lesen des Scripts hatte ich keine Befürchtungen – wenn es<br />

allerdings in falsche Hände geraten wäre, da hätte man leicht ein Melodram daraus machen können so<br />

nach dem Motto: Ach Gott, der arme Kerl! Aber durch Oliver Hirschbiegel war die Garantie gegeben, dass<br />

das ganz bestimmt nicht der Fall sein würde.<br />

26


INTERVIEW MIT ULRICH NOETHEN<br />

Was können Sie zu Ihrer Rolle als Himmler sagen?<br />

Himmler, Reichsführer SS, ist in diesem Film zwar eine kleinere Rolle, wenn man sich jedoch damit<br />

beschäftigt, ist es wie ein gigantischer Berg, der vor einem liegt – denn es ist eine historische Persönlichkeit,<br />

einer der allergrößten Verbrecher überhaupt, der Architekt der so genannten Endlösung. Die<br />

Aufgabe lautet also, sich der Figur anzunähern, auch wenn die Frage lautet: Möchte ich mich dem<br />

überhaupt annähern? Will ich damit überhaupt etwas zu tun haben? Normalerweise versucht der<br />

Schauspieler, seine Figur zu verteidigen, aber ich hatte unglaubliche Schwierigkeiten, allein die Worte<br />

aus dem Drehbuch zu lernen und beim Spielen habe ich gemerkt, es gibt nur wenige Momente, in denen<br />

ich diese Texte auch denken kann. Das hat wohl damit zu tun, dass man sich nicht im Stande sieht, diese<br />

Figur zu verteidigen.<br />

War dies Ihre bisher schwierigste Rolle?<br />

Das würde ich so nicht sagen. Ich habe mich zwar wahnsinnig schwer getan, aber nicht weil ich einen<br />

inneren Schweinehund überwinden musste. In St. Petersburg haben wir uns in den ersten Wochen auch<br />

hauptsächlich mit den Außenbildern beschäftigt, mit dem Grauen außen herum – jetzt geht es in die<br />

Innenräume, und ich merke, dass eine unglaubliche Anspannung da ist. Oliver lässt es sich nicht so<br />

anmerken, er verbreitet eine gute Atmosphäre, ist ganz locker – es wirkt wie ein entspannter Dreh. Aber<br />

darunter schwingt etwas mit, da fragt man sich, ob es gut gehen kann.<br />

Wie verlief Ihre Vorbereitung?<br />

Interessant bei Himmler ist, dass es zwar Biografien gibt, aber sie beschränken sich meist auf den<br />

technischen Aspekt; wir wissen, dass er ein in seiner Arbeit sehr effizienter Bürokrat war, sehr fleißig ein<br />

riesiges Tagespensum absolvierte; wenn man aber nach persönlichen Hintergründen sucht, wird es in<br />

den Materialien plötzlich sehr dünn. Als ich mich aber in Berlin mit Waldemar Pokromski für die Maske<br />

getroffen habe, saß zufälligerweise auch Romuald Karmakar dabei; mir war eingefallen, dass er doch<br />

gerade dieses Himmler-Projekt mit Manfred Zapatka gemacht hatte – also habe ich ihn angesprochen.<br />

Zwei Tage später schickte er mir freundlicherweise die Kassette mit dieser Geheimrede, die Himmler in<br />

Posen vor seinen SS-Oberen gehalten hat. Diese Rede, mit ihren ganzen Grausamkeiten und Grässlichkeiten,<br />

habe ich mir immer wieder angehört; in einer solchen öffentlichen Rede ist der Ton ja eher<br />

pathetisch, die Stimme wird noch stählerner – aber dann gibt es Passagen, in denen Himmler sich über<br />

bestimmte Geräusche beschwert, und das – das sind die kleinen Momente, in denen die Stimme<br />

persönlicher wird. Mit dieser Vorstellung kam ich ans Set, merkte dann, dass es so nicht funktioniert, also<br />

habe ich versucht, einen Weg zu finden.<br />

Welche Wirkung erhoffen Sie sich von diesem Film?<br />

Das Hauptargument, das für diesen Film spricht, ist zu sagen, lasst uns über diese Zeit reden, lasst uns<br />

darüber berichten, es ist wichtig, dass sich auch jüngere Generationen davon ein Bild machen. Obwohl<br />

es eigentlich sehr viele Argumente gibt, die dagegen sprechen: Ist es überhaupt zu leisten? Tritt nicht in<br />

dem Moment, in dem ich solchen Leuten mit der Kamera auf den Leib rücke, eine Form von Identifikation<br />

oder eine Art Glorifizierung ein? Kommt man dem nicht menschlich näher, als man das überhaupt will?<br />

Es gibt also ein ganzes Bündel von Skrupeln, aber dennoch sage ich: Das erste Argument zählt trotzdem,<br />

ich wurde gebeten, mitzumachen, also stelle ich mich zur Verfügung. Und ganz wichtig ist, die Opfer<br />

dieses Krieges nicht aus den Augen zu lassen, davor muss man sich sehr hüten.<br />

27


INTERVIEW MIT JOACHIM FEST<br />

Wie stehen Sie zu dem Film DER UNTERGANG?<br />

Ich war von Anfang an beeindruckt von Bernd Eichingers Drehbuch. An einigen Punkten habe ich<br />

Korrekturen erbeten, und die Zusammenarbeit zwischen uns war vom ersten Tag an völlig reibungslos,<br />

auf einer fast freundschaftlichen Basis, obwohl wir uns vorher nicht kannten. Seit diesen Erfahrungen<br />

habe ich das größte Zutrauen in seine Fähigkeiten als Autor und Produzent des Films. In gleicher Weise<br />

habe ich bei meiner Anwesenheit während der Dreharbeiten gelernt, dass auch der Regisseur Oliver<br />

Hirschbiegel, von dem ich die eine oder andere beeindruckende Arbeit kannte, diesem wirklich großen<br />

Thema in der besten vorstellbaren Manier gewachsen ist, und dass man sich nach allem, was ich<br />

gesehen habe, viel davon versprechen kann. Ich tue es jedenfalls. Das kann ein großer Film werden, und<br />

ich bin optimistisch, dass er das werden wird.<br />

Sehen Sie eine Gefahr in der Darstellung realer historischer Figuren?<br />

Bruno Ganz spielt Hitler auf eine Weise, die neue Maßstäbe setzt. Ich habe Anthony Hopkins,<br />

Alec Guinness und viele andere als Hitler in allen möglichen Filmen über die Nazizeit auftreten sehen<br />

– manches war ganz gut, anderes wieder weniger gut gelungen. Bei Bruno Ganz aber gibt es keine<br />

Frage: Das ist wirklich Hitler, und wenn man ihn sieht und sein Agieren verfolgt, beginnt man zu frieren.<br />

Da im Augenblick mehrere Filme über diese Zeit in Arbeit sind, denke ich, alle Regisseure, die einen<br />

Hitler auftreten lassen, werden große Mühe haben, den von Ganz gesetzten Standard auch nur<br />

annähernd zu erreichen. Hier ist eine neue Qualität, die man sehr schwer wird übertreffen können. Ich<br />

bin aufs Äußerste beeindruckt – mir graust so schnell vor nichts, was dieses Thema angeht, ich habe<br />

mich zu ausführlich damit beschäftigt –, aber durch Bruno Ganz ist eine neue Dimension sichtbar<br />

geworden, die mich immer wieder mit blankem Entsetzen erfüllt, ohne dass er so furchtbar viel tut. Allein<br />

die Erscheinung und die Autorität, die er ausstrahlt, die destruktive Energie, die aus ganz beiläufigem<br />

Wort von ihm ausgeht, die Verschlossenheit, die Menschenfeindlichkeit, der Menschenhass – das kann<br />

nicht eindrucksvoller sein.<br />

Welche Resonanz erwarten Sie auf den Film?<br />

Die Resonanz auf das Buch war sehr gut. Was ich mir für den Film verspreche, weiß ich nicht. Ich fürchte,<br />

irgendjemand wird sagen, das ist wieder diese unerlaubte Heroisierung, die moralischen Aspekte<br />

kommen zu kurz …<br />

Hat der Fest oder Eichinger keinen Zeigefinger, den er erheben kann? Das sind die blödesten Kritiken,<br />

die ganz bestimmt kommen werden. Ich habe diesen Zeigefinger tatsächlich nicht. Wer diesen Film auch<br />

nur halbwegs aufmerksam verfolgt, wird merken, welche Lehre diese Darstellung enthält. Wenn er das<br />

nicht merkt, kann ich ihm auch nicht helfen, dann wird auch der erhobene Zeigefinger ihm nicht helfen.<br />

Aber vielleicht enttäuscht mich das deutsche Publikum mal positiv und überrascht mich …<br />

Welches Faszinosum beinhalten diese letzten Tage und Stunden?<br />

Erst einmal ist es eine ungeheuer dramatische Geschichte, die einfach für sich selbst spricht. Die<br />

Tragödie, die sich da abspielt, hat so viel Mitgefühl weckende, so viele unselige, schreckliche,<br />

erschütternde Umstände und Konstellationen, dass man daran einfach nicht unbeteiligt vorübergehen<br />

kann. Zugleich aber bringt dieses Ende des Dritten Reiches noch mal alle Aspekte gesammelt,<br />

konzentriert, verschärft zum Vorschein, die dieses Hitler-Regime ausgemacht haben. Insofern kann man<br />

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im Grunde genommen keine bessere Einführung in die Geschichte des Dritten Reiches lesen, als die<br />

Geschichte seines <strong>Untergang</strong>s. Alles kommt wie in einer Nussschale zum Vorschein.<br />

Welche Aspekte sind das genau?<br />

Zum Beispiel der ganz tiefe Nihilismus des Regimes, die Zerstörungsenergie, die es entfaltet hat – denn<br />

Hitler ist, wenn man es genau betrachtet, die Entfaltung einer ungeheuren destruktiven Phantasie. Das<br />

wird niemals so deutlich wie gerade in den Endtagen, und es ist schließlich dieses Gefühl von geballtem<br />

Ressentiment, das in einer Figur wie Hitler auch zum Vorschein kommt. So steht es auch in dem Buch:<br />

Ich bin der Ansicht, wenn das deutsche Volk diese Bewährungsprobe nicht besteht, dann soll es<br />

zugrunde gehen. Und Hitler hat alles dazu getan, damit es zugrunde geht, denn ein solches Volk hat ein<br />

Überleben nicht verdient. Da richtet sich gewissermaßen der enttäuschte Hass Hitlers gegen das eigene<br />

Volk, und so ergibt sich die ganze paradoxe, unglaublich wirkende Situation, dass Hitler vor allem zwei<br />

Völker ausrotten wollte: die Juden, und dann zuletzt auch die Deutschen. Neben anderen Widersprüchen<br />

bestimmt ein solches, geradezu absurdes Paradoxon sein Leben.<br />

Das klingt ziemlich gespenstisch.<br />

Die Szenerie, in der sich das abspielt, habe ich immer als zutiefst surreal empfunden. Die führenden<br />

Leute des Regimes bewegen sich in einer Welt, die völlig aus der Wirklichkeit herausgetreten ist. Sie<br />

treffen Entscheidungen über den Einsatz von Armeen, die gar nicht mehr existieren, sie bieten Kräfte auf,<br />

Munitionen, Geschütze, Gerätschaften, die gar nicht mehr existieren. Sie wissen nicht mehr, was die<br />

Realität ist – umso spürbarer wird die Realität aber für diejenigen, die sie draußen auf den Strassen<br />

erdulden und erleiden müssen: die Zivilbevölkerung.<br />

Ich habe das auch sehr betont, mehr, als es sonst bei Büchern nötig ist, und mir natürlich – von einigen<br />

Rezensenten jedenfalls – den in Deutschland ja nicht unbekannten Vorwurf eingehandelt, ich wollte aus<br />

dem Volk der Täter ein Volk von Opfern machen. Das ist Unsinn! Das sind alles Menschen, die unter<br />

„normalen“ Umständen aufgewachsen sind und gar nicht wissen, was es heißt, in eine solche Situation<br />

hineinzugeraten – und natürlich sind viele Menschen völlig unschuldig da hineingeraten. Aber die unschuldigen<br />

Opfer sind immer in der großen Mehrzahl, und so ist es auch hier. Man muss mindestens<br />

dieses Unglück der vielen Tausend oder Millionen Menschen sehen können, man kann nicht einfach<br />

darüber hinweggehen und sagen, die haben es doch verdient. Das ist auf eine neue Art unmenschlich<br />

– das ist die Unmenschlichkeit, die in Deutschland à la mode ist.<br />

Und wie beurteilen Sie Hitlers Zustand?<br />

Was Hitler selbst angeht würde ich sagen, von Sinnen oder reduziert war er überhaupt nicht. Alle<br />

Berichte, die ich kenne, sprechen zwar davon, dass er in seinen Themen und Interessen ungeheuer<br />

eingeschränkt war, aber auch davon, dass seine Autorität, seine Energie, seine Fähigkeit, seinen Willen<br />

durchzusetzen, in diesen allerletzten Wochen fast stärker war als in den Jahren zuvor. Es ging von<br />

diesem gebrechlichen, mit schlurfenden Schritten über die Gänge der Reichskanzlei sich mühenden<br />

Mann offenbar gerade durch diese Hinfälligkeit eine noch verstärkte Wirkung aus. Alle haben ihm auf<br />

sklavische Weise gehorcht.<br />

Welche Faszination übt dieses Geschehen auch noch 60 Jahre danach aus?<br />

Es war eine große Tragödie. Tragödien haben den Menschen immer interessiert, deshalb hat es im<br />

Theater, solange die Menschen irgendein Interesse hatten, immer Tragödien gegeben. Heute nicht mehr,<br />

da gibt es nur noch Albernheit und Spaß und Comedy. Irgendwann wird die Zeit wiederkommen, da man<br />

sich wieder für Tragödien interessiert – aber eigentlich ist die Tragödie der Stoff, aus dem das Theater<br />

29


esteht. Es gibt Tragödie und Komödie; Goethe hat einmal gesagt, der einzige Unterschied sei, bei der<br />

Tragödie liegen am Ende alle tot herum, und bei der Komödie heiraten alle. Das seien die beiden<br />

menschlichen Grundmuster: entweder zu heiraten oder zu sterben.<br />

Könnte man Hitler als tragische Figur bezeichnen?<br />

Den Begriff des Tragischen würde ich auf Hitler nicht anwenden. Thomas Mann hat einst gewarnt, mit<br />

dem Begriff allzu eilfertig umzugehen, weil dadurch jede Dummheit, jede Niedertracht einen gewissen<br />

Geistesadel bekommen kann. Ich finde das sehr richtig, und die Warnung vollauf berechtigt – deswegen<br />

würde ich sagen, Hitler hat mit großer Rücksichtslosigkeit, mit Skrupellosigkeit durchgesetzt, was immer<br />

er wollte, und am Ende ist es schief gegangen. Das ist noch keine Tragödie. Eine Tragödie entsteht aus<br />

dem Widerspruch zweier Prinzipien in einem Menschen, und bei Hitler gab es keinen Widerspruch. Er<br />

hat nach der Art von psychisch Kranken gehandelt; das haben mir mehrfach Klinikärzte erklärt: die<br />

Krankheit besteht darin, dass die Patienten ein Ziel über Stock und Stein verfolgen. Nichts anderes spielt<br />

dabei eine Rolle, kein Argument, das gegen dieses Ziel spricht, keine Erwägung des Mitleids, der<br />

Menschlichkeit, der Moral haben dabei etwas zu suchen. Es sind Menschen, die einfach nur dieses eine<br />

Ziel verfolgen, und es unter allen Umständen durchgesetzt sehen wollen. Alles andere ist völlig<br />

gleichgültig. Das trifft auf Hitler zu, deswegen wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, ihm die<br />

Qualität des Tragischen zuzubilligen.<br />

Sie beenden ihr Buch mit dem Satz, dass „bei den wirklichen Untergängen stets mehr verloren<br />

geht als das, was allen sichtbar vor Augen liegt“ ...<br />

... es ist ja eine ganze Welt untergegangen, mit ihren Normen, ihren Gesittungsregeln, ihren Moralbegriffen,<br />

ihren Lebensformen, und was sonst noch so etwas hinkend überlebt hat, ist von der nachfolgenden<br />

Generation, insbesondere von den 68ern, noch schnell mit umgebracht worden – immer mit<br />

Berufung darauf, dass das ja alles zum Nazismus geführt habe und deswegen kein Recht auf weitere<br />

Dauer hat. Die Trümmer in den Straßen waren nur Ausdruck der Trümmer in den Seelen, man kann es<br />

auch moderner formulieren, der Trümmer, die in der Mentalität der Menschen angerichtet worden waren,<br />

in den Regeln, auf die sich eine Gesellschaft verständigen muss, wenn Menschen zusammenleben<br />

wollen. Und wenn es keine Regeln und keine Gesetze mehr gibt, die allgemeine Beachtung finden, ist<br />

diese Welt kein Ort mehr, an dem man leben kann. Davon ist sehr viel durch Hitler kaputtgegangen.<br />

Was kann die Beschäftigung mit dem Dritten Reich im 21. Jahrhundert noch bewirken?<br />

Ich sage gelegentlich, ich lerne immer mit neuer Verwunderung, dass ich einem Volk von Heiligen und<br />

Helden angehöre. Wir wissen heute ja alle so genau, was die Moral der Welt verlangt und wie man sich<br />

entsprechend verhält. Die vorigen Generationen waren natürlich alle dumm und töricht und feige …<br />

Zum Glück hat diese Generation, die sich in Worten so großartig aufspielt, noch nie eine Bewährungsprobe<br />

auf ihre Normen und Standfestigkeit ablegen müssen. Ich fürchte, da kämen schreckliche<br />

Wahrheiten zutage. Wie lange wird man sich mit Hitler und dieser Zeit beschäftigen? Ich glaube, solange<br />

das Thema nicht geistig-moralisch bewältigt ist, und das ist es überhaupt nicht. Was wir in diesem Lande<br />

erleben, ist eine andere Form der Verdrängung: man dreht die Dinge um und sagt, wir haben so viel<br />

gelernt aus dieser Zeit, dass uns das überhaupt nicht mehr passieren und tangieren kann. Wir selbst,<br />

also diese moralische Elite, haben natürlich alles gelernt und bedürfen keiner weiteren Aufklärung. Man<br />

wird sich mit Hitler beschäftigen, solange die Folgen spürbar sind und solange das Thema uns eine Lehre<br />

sein kann. Noch lange also.<br />

30


FILMOGRAFIEN<br />

Bruno Ganz (Adolf Hitler)<br />

Bruno Ganz gehört zu den gefeiertsten Bühnen- und Filmschauspielern im deutschsprachigen Raum.<br />

Nach seiner Schauspielausbildung am Züricher Bühnenstudio und ersten Theater- und Fernsehauftritten<br />

in der Schweiz kam der ambitionierte Jungschauspieler 1962 nach Deutschland und begann<br />

unter den Regisseuren Peter Zadek und Kurt Hübner Theater zu spielen. 1967 lernte er den Regisseur<br />

Peter Stein kennen. Die Zusammenarbeit der beiden an der Berliner Schaubühne führte zu legendären<br />

Inszenierungen.<br />

In der Uraufführung von Thomas Bernhards „<strong>Der</strong> Ignorant und der Wahnsinnige“ spielte er 1972 unter<br />

der Regie von Claus Peymann bei den Salzburger Festspielen. Im folgenden Jahr wurde er von der<br />

Zeitschrift „theater heute“ zum beeindruckendsten Darsteller des Jahres gewählt. In seiner weiteren<br />

Bühnenlaufbahn agierte Bruno Ganz unter so bekannten Regisseuren wie Peter Stein, Klaus Michael<br />

Grüber, Luc Bondy und Dieter Dorn. Für seine glanzvolle Theaterkarriere wurde er 1991 mit dem Hans-<br />

Reinhardt-Ring der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur ausgezeichnet und ist seit 1996<br />

Träger des Iffland-Ringes, der höchsten Auszeichnung für Bühnenkünstler im deutschsprachigen Raum.<br />

Seit 1975 wirkt Bruno Ganz nur noch in ausgewählten Theaterinszenierungen mit – wie als Goethes<br />

„Faust“ in Peter Steins ungekürzter Aufführung – und arbeitet überwiegend als Filmschauspieler.<br />

Zu seinen wichtigsten Rollen in über 60 Filmen gehören jene in DIE MARQUISE VON O... (1976) von<br />

Eric Rohmer, für die er mit dem Filmband in Gold ausgezeichnet wurde, DER AMERIKANISCHE<br />

FREUND (1977) von Wim Wenders, Peter Handkes DIE LINKSHÄNDIGE FRAU (1978), MESSER IM<br />

KOPF (1978) von Reinhard Hauff, Werner Herzogs Gruselklassiker-Remake NOSFERATU – PHANTOM<br />

DER NACHT (1979), DER ERFINDER (1980), von Kurt Gloor Volker Schlöndorffs DIE FÄLSCHUNG<br />

(1981), Alain Tanners DANS LA VILLE BLANCHE („In einer weißen Stadt“ 1983), Wim Wenders<br />

DER HIMMEL ÜBER BERLIN (1987), sowie die in Thea Angelopoulos’ MIAAIWNIOTHTA KAI MIA MERA<br />

(„Die Ewigkeit und ein Tag“), dem Gewinner der Goldenen Palme von Cannes 1989. Danach war<br />

Bruno Ganz in Silvio Soldinis Publikums- und Kritiker-Hit PANE E TULIPANI („Brot und Tulpen“) im Kino<br />

zu sehen, für den er sowohl den<br />

Italienischen, als auch den<br />

Schweizer Filmpreis als bester<br />

Darsteller erhielt. Nach Urs<br />

Eggers EPSTEINS NACHT und<br />

Eric Tills LUTHER nahm er eine<br />

der größten schauspielerischen<br />

Herausforderungen in Angriff:<br />

Die Rolle des Adolf Hitler in<br />

DER UNTERGANG.<br />

Zu Bruno Ganz’ weiteren zahlreichen<br />

Auszeichnungen gehören<br />

der Adolf-Grimme-Preis<br />

(1999) sowie der Europäische<br />

Filmpreis (2000).<br />

31


Alexandra Maria Lara (Traudl Junge)<br />

Alexandra Maria Lara, 1978 im Bukarest geboren, kam mit viereinhalb Jahren mit ihren Eltern nach<br />

Deutschland. Sie machte ihr Abitur am Französischen Gymnasium Berlin und absolvierte anschließend<br />

ihre schauspielerische Ausbildung von 1997 bis 2000 an der staatlich anerkannten Schauspielschule<br />

„Theaterwerkstatt Charlottenburg“. Bereits während der Schulzeit erhielt Alexandra Maria Lara zahlreiche<br />

Filmangebote; mit 16 Jahren übernahm sie die Titelrolle in der ZDF-Familienserie „Mensch, Pia!“.<br />

Inzwischen kann A.M. Lara auf ein beeindruckendes Repertoire an Fernseh- und Kinorollen zurückblicken.<br />

Einem Millionenpublikum bekannt ist die Schauspielerin aus den beiden viel beachteten Roland-<br />

Suso-Richter-Filmen „Die Bubi Scholz Story“ und „<strong>Der</strong> Tunnel“ (weitere Hauptrollen spielte sie u.a. in<br />

Berno Kürtens „Vertrauen ist alles“, Mark Schlichters ZDF-Fernsehspiel „Liebe und Verrat“ und dem<br />

Zweiteiler „Trenck“). Die vielseitige Schauspielerin beeindruckte in Kinoproduktionen wie Jochen Kuhns<br />

FISIMATENTEN, der Tragikomödie SÜDSEE, EIGENE INSEL von Thomas Bahmann, unter der Regie<br />

von Oscar ® -Preisträger Florian Gallenberger in dem Episodenfilm HONOLULU, in Peter Thorwarths<br />

Komödie WAS NICHT PASST, WIRD PASSEND GEMACHT, in Joseph Vilsmaiers LEO & CLAIRE und<br />

Doris Dörries preisgekröntem Film NACKT. Als Gräfin Maria Walewska (an der Seite von Christian<br />

Clavier, Gérard Depardieu, Isabella Rosselini) in der internationalen TV-Produktion „Napoléon“ erregte<br />

sie zum ersten Mal öffentliche Aufmerksamkeit im Ausland. Anschließend hat sie in der internationalen<br />

Produktion „Doktor Schiwago“ eine der Hauptrollen übernommen (an der Seite von Sam Neill und<br />

Keira Knightley).<br />

Im Kino wird Alexandra Maria Lara nach ihrer Hauptrolle in DER UNTERGANG bald in Helmut Dietls<br />

neuem Kinofilm VOM SUCHEN UND FINDEN DER LIEBE zu sehen sein.<br />

Corinna Harfouch (Magda Goebbels)<br />

Schon als Kind entdeckte die in Suhl geborene Corinna Harfouch ihre Liebe zum Theater. Nachdem sie<br />

die Ernst-Busch-Schauspielschule in Berlin absolviert hatte, startete sie mit „Faust II“ ihre Theaterkarriere<br />

in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz). 1982 spielte sie in „Lady Macbeth“ an der Volksbühne in Berlin unter<br />

der Regie von Heiner Müller, später am Berliner Ensemble unter anderem im „Urfaust“, der<br />

„Dreigroschenoper“ und „Jetzt erst Brecht“. In der Spielzeit 1996/97 sorgte sie hier insbesondere als Eva,<br />

Hitlers Geliebte in der gleichnamigen Inszenierung von Stephan Suschke, für Furore. An der Volksbühne<br />

Berlin konnte man sie des Weiteren in „Die Frau vom Meer“ und in Frank Castorfs „Des Teufels General“<br />

erleben. Für die Titelrolle der Eva in dieser Inszenierung bekam sie den Gertrud-Eysold-Preis.<br />

Corinna Harfouch wurde im Laufe ihrer Karriere mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. So erhielt<br />

sie zwei Mal den Kritikerpreis als beste Darstellerin in Kinofilmen – 1989 für Siegfried Kühns<br />

DIE SCHAUSPIELERIN und 1990 für ihre Rolle in Michael Gwisdeks DER TANGOSPIELER.<br />

1997 gewann sie für ihren Part in Sherry Hormanns IRREN IST MÄNNLICH (1996) den Bayerischen<br />

Filmpreis. Zwei Jahre später durfte sie gleich zwei Goldene Löwen in Empfang nehmen – nämlich für ihre<br />

Darbietungen in Mark Schlichters TV-Produktion „<strong>Der</strong> Ausbruch“ (1996) und Hermine Huntgeburths<br />

„Gefährliche Freundin“ (1996), für den man sie zudem mit dem Adolf-Grimme-Preis bedachte.<br />

Im Fernsehen begeisterte Corinna Harfouch zudem in so unterschiedlichen Produktionen wie der<br />

TV-Serie „Unser Lehrer Dr. Specht“ oder hochkarätigen Krimis wie „Tatort – Verbranntes Spiel“ (1993)<br />

und „Kommissar Beck – Stockholm Marathon“ (1994). Herausragend war auch ihre Darstellung der Vera<br />

Brühne in Hark Bohms gleichnamigem Sat.1-Dreiteiler, für den sie den Fernsehpreis 2001 erhielt. Für<br />

ihre Leistung in der Rolle der Rabia in BIBI BLOCKSBERG (2002) gewann Corinna Harfouch den<br />

Deutschen Filmpreis als beste Nebendarstellerin.<br />

32


Auch in weiteren Kinoarbeiten überzeugte Corinna Harfouch durch eine beeindruckende Bandbreite.<br />

Dabei arbeitet sie mit etablierten Regisseuren wie Joseph Vilsmaier (CHARLIE & LOUISE –<br />

DAS DOPPELTE LOTTCHEN, 1993), Margarethe von Trotta (DAS VERSPRECHEN, 1994) oder<br />

Bernd Eichinger (DER GROSSE BAGAROZY, 1999) ebenso zusammen wie mit Regisseuren der<br />

jüngeren Generation wie Matthias Glasner (SEXY SADIE, 1996), Nico Hofmann (SOLO FÜR<br />

KLARINETTE, 1998), Lars Büchel (JETZT ODER NIE – ZEIT IST GELD, 2000) oder Miriam Pfeiffer<br />

und René Reinhardt (DAS MONSTRUM, 2001).<br />

Im Jahr 2001 übernahm die Schauspielerin erstmals die Hauptrolle in der Fernseh-Reihe „Blond: Eva<br />

Blond!“ (Regie: Urs Egger bzw. Jorgo Papavassiliou) sowie im ersten Teil von BIBI BLOCKSBERG (2002)<br />

unter der Regie von Hermine Huntgeburth. Bereits abgedreht sind Pepe Danquarts Kinofilm CROOK<br />

sowie der Fernsehfilm „Die fremde Frau“ und die vierte Episode von „Blond: Eva Blond!“, bei denen<br />

jeweils Matthias Glasner die Regie verantwortete. Wie DER UNTERGANG kommt auch Franziska Buchs<br />

BIBI BLOCKSBERG UND DAS GEHEIMNIS DER BLAUEN EULEN im September diesen Jahres in<br />

die Kinos.<br />

Bis Mitte Juni 2004 drehte Corinna Harfouch den Kinofilm ICH LEBE! unter der Regie von Dagmar<br />

Knöpfel. Ab August 2004 steht sie wieder als Eva Blond (Regie: Achim von Borries) vor der Kamera.<br />

Ulrich Matthes (Joseph Goebbels)<br />

Ulrich Matthes wurde 1959 in Berlin geboren. Nach nur einem Jahr Schauspielunterricht bei der<br />

renommierten Lehrerin Else Bongers gab er sein Debüt an der Seite von Maximilian Schell am<br />

Renaissance-Theater Berlin in Pavel Kohouts „Armer Mörder“. Nachdem er sich an diversen Berliner<br />

Theatern einen guten Namen gemacht hatte, spielte er an führenden Theatern in Krefeld, Düsseldorf und<br />

München. In der bayerischen Metropole war er zunächst am Residenztheater, wechselte dann aber zu<br />

Dieter Dorn an die Münchner Kammerspiele, wo er u.a. in Stücken von Peter Handke, Tankred Dorst und<br />

Botho Strauß auftrat.<br />

1992 ging Ulrich Matthes wieder zurück nach Berlin und wurde festes Ensemblemitglied bei der<br />

Schaubühne am Leniner Platz, wo er in modernen und klassischen Stücken, wie z.B. als Kostja in<br />

Tschechows „Die Möwe“, große Erfolge feierte. Anfang der 90er wurde er von der Zeitschrift „theater<br />

heute“ zum besten Nachwuchsschauspieler des Jahres gewählt.<br />

Neben der intensiven Theaterschauspielerei fand Ulrich Matthes auch Zeit, in interessanten TV-Filmen<br />

mitzuwirken, so u.a. in Frank Beyers „Nikolaikirche“ (1995), Heinrich Breloers „Das Todesspiel“ (1996),<br />

Hermine Huntgeburths „<strong>Der</strong> Hahn ist tot“ (1998), Frank Beyers „Abgehauen“ (1998) und Christian Görlitz’<br />

„Mörderherz“ (2002).<br />

Für das Kino entdeckte ihn Tom Tykwer, als er ihn 1996 in seinem bildgewaltigen Drama<br />

WINTERSCHLÄFER an der Seite von Heino Ferch besetzte. Danach folgten das Liebesdrama AIMEE<br />

UND JAGUAR (1997) unter der Regie von Max Färberböck und Nina Grosses FEUERREITER (1998),<br />

für den er den Bayerischen Filmpreis erhielt. Letztes Jahr war Ulrich Matthes in Nikolai Albrechts Kinofilm<br />

MITFAHRER zu sehen. Im September ist er gleich im zwei Kinofilmen zu sehen. Neben<br />

DER UNTERGANG startet auch DER NEUNTE TAG von Volker Schlöndorff.<br />

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Juliane Köhler (Eva Braun)<br />

Juliane Köhler studierte Schauspiel in New York und wechselte nach einem ersten Engagement am<br />

Niedersächsischen Staatstheater in Hannover zum Residenztheater in München. Dort avancierte sie<br />

zum gefeierten Bühnenstar mit Hauptrollen in Ibsens „Hedda Gabler“ über „Das kunstseidene Mädchen“<br />

bis zu Schnitzlers „Fräulein Else“ und wurde 1995 vom Bayerischen Kultusministerium als beste<br />

Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet. Ab 1999 war sie unter anderem am Frankfurter Schauspielhaus<br />

in (und als) „Stella“ und „Kameliendame“ (beides Inszenierungen von Amelie Niermeyer) und<br />

an den Münchner Kammerspielen zu sehen.<br />

1993 gab sie in Lars Beckers Film SCHATTENBOXER ihr Kinofilmdebüt. <strong>Der</strong> Film öffnete ihr auch die<br />

Türen zu diversen Fernsehanstalten. So stand sie u.a. für Klaus Emmerichs TV-Film „Inzest – Ein Fall für<br />

Sina Teufel“ (1995) und für Uwe Jansons „Koma“ (1996) vor der Kamera. In den letzten Jahren war sie<br />

ein gerngesehener Gaststar in u.a. so prestigeträchtigen TV-Serien wie „Tatort“ und „Bella Block“. Ihren<br />

großen Durchbruch im Kino hatte die versierte Charakterdarstellerin 1999 mit dem Liebesdrama AIMEE<br />

UND JAGUAR unter der Regie von Max Färberböck. Juliane Köhler spielt darin die Ehefrau und Mutter<br />

von vier Kindern, Lilly Wust, die sich im Berlin des Zweiten Weltkriegs schicksalhaft in eine Frau, Felice<br />

Schragenheim (Maria Schrader), verliebt. Für diese Rolle wurde sie bei den Filmfestspielen von Berlin<br />

mit dem Silbernen Bären geehrt und erhielt außerdem noch den Deutschen Filmpreis sowie den<br />

Bayerischen Filmpreis.<br />

1999 spielte sie im Caroline Links sehr erfolgreicher Kästner-Verfilmung PÜNKTCHEN UND ANTON.<br />

Die zweite Zusammenarbeit mit Caroline Link folgte 2001 in dem Oscar ® -prämierten NIRGENDWO<br />

IN AFRIKA. Zu ihren weiteren Kinofilmen gehören u.a. WEISSER (2000) von Wojtek Marczewski und<br />

MEIN ERSTES WUNDER (2002) von Anne Wild.<br />

Heino Ferch (Albert Speer)<br />

Nach seiner Schauspielausbildung am Salzburger Mozarteum begann Heino Ferch 1987 seine Karriere<br />

an der Freien Volksbühne Berlin, wo er bis 1990 Ensemblemitglied war. Danach wechselte er zum<br />

Schillertheater und gab u.a. Gastspiele bei den Salzburger Festspielen, an der Mailänder Scala und am<br />

Wiener Burgtheater.<br />

Sehr bald war der Charakterschauspieler auch in TV-Filmen zu sehen, darunter in Uwe Jansons<br />

„Gefährliche Verbindung“ (1993), in Roland Suso Richters „Samstags, wenn Krieg ist“ (1993) und in<br />

Nico Hoffmans Klassiker-Remake von „Es geschah am helllichten Tag“ (1996).<br />

Seit seinem Kinodebüt in Heiko Schiers Berlin-Film WEDDING (1989) gehört Heino Ferch auch zu<br />

den bekanntesten Gesichtern des deutschen Spielfilms. Und so ist es kein Wunder, dass er immer<br />

wieder von deutschen Regie-Koryphäen wie Wim Wenders für IN WEITER FERNE SO NAH (1992), von<br />

Volker Schlöndorff – an der Seite von John Malkovich – für DER UNHOLD (1995) und von Tom Tykwer<br />

sogar zweimal, nämlich für WINTERSCHLÄFER (1996) und LOLA RENNT (1997) vor die Kamera geholt<br />

wurde. Den großen Durchbruch hatte Heino Ferch dann 1997 in Joseph Vilsmaiers Ensemblestück<br />

COMEDIAN HARMONISTS als Roman Cykowski, eine Rolle, für die er mit dem Bayerischen Filmpreis<br />

und dem UCI-Filmpreis ausgezeichnet wurde. Vilsmaier besetzte Ferch zwei Jahre später erneut in<br />

seinem Bio-Pic MARLENE (1999). Zu Heino Ferchs weiteren Kinofilmen gehören u.a. WIDOWS (1997)<br />

von Sherry Hormann, Thomas Bohns STRAIGHT SHOOTER (1998), wo er die Nemesis von Hollywood-<br />

Legende Dennis Hopper war, und NACHTS IM PARK (2000) von Uwe Janson.<br />

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In den letzten Jahren glänzte Heino Ferch in den TV-Highlights „<strong>Der</strong> Tunnel“ (2000) von Roland Suso<br />

Richter, wofür er den Bayerischen Fernsehpreis und die Goldene Kamera bekam, in „Napoleon“ (2001)<br />

von Yves Simoneau, in Uli Edels „Julius Caesar“ (2002) und in Kaspar Heidelbachs mehrfach ausgezeichnetem<br />

Fernsehereignis „Das Wunder von Lengede“ (2003).<br />

Aktuell hat er gerade die internationale TV-Großproduktion „D’Artagnan und die drei Musketiere“<br />

beendet, in der er an der Seite von Emmanuelle Béart die Rolle des Athos übernommen hat.<br />

Nach DER UNTERGANG wird Heino Ferch Anfang nächsten Jahres in Helmut Dietls neuem Kinofilm<br />

VOM SUCHEN UND FINDEN DER LIEBE zu sehen sein.<br />

Christian Berkel (Prof. Schenck)<br />

Christian Berkel wurde 1957 in Berlin geboren. Zweisprachig aufgewachsen, zog es ihn mit 14 Jahren<br />

nach Paris, wo er bereits neben der Schule Schauspielunterricht bei Jean-Louis Barrault und Pierre<br />

Bertin nahm. Zurück in Berlin setzte er den Unterricht bei Stefan Wigger, Jürgen von Alten und Margret<br />

Langen fort. Zeitgleich mit dem Abitur bestand er die Abschlussprüfung der Deutschen Bühnengenossenschaft,<br />

der ein paar Jahre später noch ein Regie- und Drehbuchstudium an der Deutschen<br />

Film- und Fernsehakademie (dffb) folgte.<br />

Ingmar Bergman entdeckte den 19-jährigen für seinen Film SCHLANGENEI. Er empfahl ihm, seinen<br />

Weg auf der Bühne zu beginnen. Von 1977 bis 1993 war er an Theatern wie den Städt. Bühnen<br />

Augsburg, dem Düsseldorfer Schauspielhaus, dem Schauspielhaus Bochum, dem Residenztheater<br />

München, dem Burgtheater Wien, sowie dem Schillertheater Berlin engagiert. Er spielte dort die großen<br />

Rollen des klassischen und modernen Repertoires und arbeitete mit bedeutenden Regisseuren wie<br />

Claus Peymann, Alfred Kirchner, Rudolf Noelte, Alexander Lang und Niels-Peter Rudolph zusammen.<br />

Durch sein Talent und seine Wandlungsfähigkeit konnte Christian Berkel in über 40 Fernsehfilmen, sowie<br />

einer illustren Mischung nationaler und internationaler Kinoproduktionen, dem verbreiteten Schubladendenken<br />

entgehen.<br />

Dabei überzeugte er mit seiner Doppelrolle in der Travestiekomödie „Drei Frauen und (k)ein Mann“, oder<br />

als promiverliebter Banker in Helmut Dietls Melodramödie ROSSINI ODER DIE MÖRDERISCHE<br />

FRAGE, WER MIT WEM SCHLIEF ebenso nachhaltig, wie der Unterschied zwischen seinem raffinierten<br />

Karrieristen Fred Kiefer in Dieter Wedels „Die Affäre Semmeling“ und dem psychotischen Vater im Tatort<br />

„Schwarzer Advent“ (Goldener Gong) die Zuschauer verblüffte.<br />

Sein verhalten geheimnisvolles Spiel in Oliver Hirschbiegels mehrfach preisgekröntem Film<br />

DAS EXPERIMENT brachte dem „Ausnahmeschauspieler“ (Focus 02/01) die Rolle des charismatischen<br />

Alfred Greven in Bertrand Taverniers französischer Großproduktion „Laissez-Passer“ ein, der auf der<br />

Berlinale 2002 mit zwei silbernen Bären ausgezeichnet wurde.<br />

Neben weiteren interessanten Fernsehproduktionen, war Christian Berkel dieses Jahr als enigmatisch<br />

schillernder Profiler in Mennan Yapo’s Kinofilm LAUTLOS zu sehen, und kehrt demnächst als schwuler<br />

Kicker in Sherry Hormanns Kinoprojekt MÄNNER WIE WIR auf die Leinwand zurück.<br />

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Matthias Habich (Prof. Haase)<br />

Nach seiner Schauspielausbildung an der Hamburger Hochschule für Musik und dramatische Kunst<br />

studierte Matthias Habich am Conservatoire de Dramatique in Paris und bei Uta Hagen und<br />

Lee Strasberg in den USA.<br />

Habich ist einer der renommiertesten Theaterdarsteller im deutschsprachigen Raum und hat unter<br />

anderem an den Münchner Kammerspielen und dem Schauspielhaus Zürich gearbeitet und war drei<br />

Jahre lang Mitglied des Theaters von Peter Brook in Paris („Mahabrata“).<br />

Vor der Kamera fiel er zu ersten Mal in den 70er Jahren auf, als er in Fritz Umgelters TV-Sechsteiler<br />

„Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck“ die Hauptrolle spielte und<br />

sich damit einen sicheren Platz im deutschen – und auch europäischen – Fernseh- und Kinogeschäft<br />

eroberte. Zu seinen Kinofilmen gehören u.v.a. Volker Schlöndorffs FANGSCHUSS (1975), Robert<br />

van Ackerens DIE REINHEIT DES HERZENS (1980), Krzsysztof Zanussis IMPERATIV (1982) und<br />

Thomas Braschs DER PASSAGIER – WELCOME TO GERMANY.<br />

In den 90er Jahren war Matthias Habich wieder verstärkt im deutschen Fernsehen zu sehen, u.a. in<br />

TomToelles „Deutschlandlied“ (1994), in Andreas Kleinerts „Im Namen der Unschuld“ (1996) und<br />

Martin Buchhorns „Die Rättin“ (1997). Für seine Darbietung in dem Fernsehfilm „Tatort – <strong>Der</strong> kalte Tod“<br />

(1997) erhielt er den Goldenen Löwen als bester Schauspieler. Zum ersten Mal mit Regisseur<br />

Oliver Hirschbiegel arbeitete Habich 1997 bei dem TV-Movie „Das Urteil“ zusammen, wofür er 1998 mit<br />

dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Danach folgten „Klemperer – Ein Leben in Deutschland“<br />

(1998/99) unter der Regie von Kai Wessel und Andreas Kleinert, wo er den historischen Viktor Klemperer<br />

verkörperte, der mit seinen Tagebüchern aus dem Dritten Reich postum zum Bestseller-Autor avancierte.<br />

Es folgte Margarethe von Trottas Uwe Johnson-Romanverfilmung „Jahrestage“ (2000), wofür er 2001<br />

den Deutschen Fernsehpreis als bester Nebendarsteller erhielt. 2002 war er in Peter Keglevics TV-Film<br />

„Zwei Tage Hoffnung zu sehen und 2003 in „Raus ins Leben“ von Vivian Naefe.<br />

Große Beachtung wurde Matthias Habich in zwei Filmen von Caroline Link zuteil, und zwar in JENSEITS<br />

DER STILLE (1995) und NIRGENDWO IN AFRIKA (2001). Ersterer wurde für den besten ausländischen<br />

Film zum Oscar ® nominiert, letzterer gewann die begehrte Trophäe 2003 in genau dieser Kategorie.<br />

Habich erhielt für NIRGENDWO IN AFRIKA 2002 den Deutschen Filmpreis als bester Nebendarsteller.<br />

Zuvor war Matthias Habich noch in Jean-Jacques Annauds Weltkriegsdrama DUELL – ENEMY AT THE<br />

GATES (2001) zu sehen und in Alexander Berners Kinofilm BORAN (2001). Seine jüngsten Fernsehproduktionen<br />

sind „Wellen“ Regie Vivian Naefe und das große TV-Event „Nero“, eine europäische<br />

Co-Produktion unter der Regie von Paul Marcus, sowie Roland Suso Richters „Kein Himmel über Afrika“.<br />

Thomas Kretschmann (Hermann Fegelein)<br />

Nach seinem Schauspielstudium und einem Engagement am Schillertheater gab Thomas Kretschmann<br />

1990 in DER MITWISSER unter der Regie von Ulrike Neulinger sein Spielfilmdebüt. Für seine Rolle<br />

wurde er 1991 mit dem Max Ophüls-Preis als Bester Nachwuchsschauspieler ausgezeichnet. Ein Jahr<br />

später holte ihn Joseph Vilsmaier für sein Weltkriegsdrama STALINGRAD vor die Kamera.<br />

Doch nicht nur in Deutschland wurde man auf den talentierten Newcomer aufmerksam. <strong>Der</strong> französische<br />

Regisseur Patrice Chéreau besetzte 1993 Kretschmann in seinem Epos DIE BARTHOLOMÄUSNACHT<br />

(„La Reine Margot“), der Italiener Massimo Spanno holte ihn 1995 für seinen Film FÜR EHRE<br />

UND VERSTAND („Marciando nel buio“) und der Brite Anthony Hickox zwei Jahre später für<br />

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PRINZ EISENHERZ („Prince Valiant“, 1996). Neben Hollywoodstar Harvey Keitel überzeugt<br />

Kretschmann in Jonathan Mostows U-Boot-Thriller U-571 (2000). Danach folgten u.a. Filme wie<br />

FEINDLICHE ÜBERNAHME – ALTHAN.COM (2001) von Carl Schenkel und BLADE II (2002) von<br />

Guillermo del Toro.<br />

Seinen internationalen Durchbruch hatte Thomas Kretschmann in Roman Polanskis Oscar ® -prämiertem<br />

Film DER PIANIST („The Pianist“, 2002), in dem er den Wehrmachtsoffizier Wilm Hosenfeld spielte, der<br />

gegen Kriegsende den jüdischen Pianisten Wladyslaw Szpilman vor dem Verhungern rettet.<br />

Neben DER UNTERGANG wird man den vielseitigen Schauspieler im Herbst 2004 auch noch in einer<br />

anderen Eichinger-Produktion sehen, nämlich in RESIDENT EVIL: APOCALYPSE (Regie: Alexander Witt)<br />

an der Seite von Milla Jovovich.<br />

Michael Mendl (Helmuth Weidling)<br />

Michael Mendl gehört zu den großen Charakterdarstellern deutscher Zunge. Im Laufe seiner über<br />

30-jährigen Karriere hatte er Engagements und Gastrollen an den renommiertesten deutschen<br />

Theatern, u.a. am Württembergischen Staatstheater Stuttgart, am Düsseldorfer Schauspielhaus, an der<br />

Volksbühne Berlin, am Schauspielhaus Hamburg, Residenztheater München und an den Kammerspielen<br />

München. Man sah ihn auch auf der Bühne der Salzburger Festspiele.<br />

Seit Mitte der 80er-Jahre ist er auch im Fernsehen ein begehrter Darsteller. So spielte er u.a. in vielen<br />

diversen „Tatort“-, „Fahnder“- und „Eurocops“-Folgen mit, und war in „<strong>Der</strong> Schattenmann“ (1994) von<br />

Dieter Wedel, „Deutschlandspiel“ (2000) von Hans-Christoph Blumenberg, „Papst Johannes der XXIII“<br />

(2002) von Giorgio Capitani und „Mutter Teresa“ (2003) von Fabrizio Costa zu sehen.<br />

Seine großartige Darstellung von Willy Brandt in Oliver Storz‘ TV-Miniserie „Im Schatten der Macht<br />

– Willy Brandt“ (2003), über die letzten Regierungstage des Ex-Bundeskanzlers, wurde mit der Goldenen<br />

Kamera 2004 honoriert.<br />

In Sönke Wortmanns Kinodebüt KLEINE HAIE (1991) war er ebenso mit von der Partie wie im ersten<br />

Kinofilm von Sherry Hormann, LEISE SCHATTEN (1991). Danach folgten Filme wie SCHLAFES<br />

BRUDER (1994) von Joseph Vilsmaier und 14 TAGE LEBENSLÄNGLICH (1997) von Roland Suso<br />

Richter, wofür er den Bayerischen Filmpreis erhielt, SOWEIT DIE FÜSSE TRAGEN (2000) von Hardy<br />

Martins, Costa-Gavras DER STELLVERTRETER (2001), die gleichnamige Theaterstück-Verfilmung von<br />

Rolf Hochhuth über die Rolle des Vatikans während des Zweiten Weltkrieges und IM NIEMANDSLAND<br />

(2001) von Tayfun Pirselimoglu.<br />

Ulrich Noethen (Heinrich Himmler)<br />

<strong>Der</strong> in München geborene und im Schwäbischen aufgewachsene Ulrich Noethen hat an der Stuttgarter<br />

Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Schauspiel studiert. 1986 gab er an den Städtischen<br />

Bühnen in Freiburg im Breisgau sein Bühnen-Debüt, wechselte 1988 ans Kölner Schauspiel. Dort spielte<br />

er unter anderem in „Butterbrot“ (Regie: Joachim Lux), „Hamlet“ (Regie: Frank Castorf) und „Liebe Jelena<br />

Sergejewna“ (Regie: Max Färberböck). Von 1989 bis 1993 gehörte Noethen dem Ensemble der<br />

Staatlichen Schauspielbühnen Berlin an, wo er Parts in „Faust“ (Regie: Alfred Kirchner), „Böhmen am<br />

Meer“ (Regie: Thomas Langhoff) und „Ein Sommernachtstraum“ (Regie: Hans Neuenfels) übernahm.<br />

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Mit seiner TV-Rolle in der ARD-Serie „Die Partner“ (1994/95) erregte Noethen die Aufmerksamkeit von<br />

Dominik Graf, der ihn daraufhin für den Kult-Tatort „Frau Bu lacht“ (1995) und die Krimi-Reihe „Sperling“<br />

(1997) verpflichtete. Es folgten weitere TV-Arbeiten wie Thomas Bergers Komödie „Busenfreunde“<br />

(1996) oder der Thriller „<strong>Der</strong> Skorpion“ (1996), eine weitere Zusammenarbeit mit Dominik Graf. Für seine<br />

Rolle in Mark Schlichters Road Movie „<strong>Der</strong> Ausbruch“ (1996) erhielt Noethen 1997 sowohl den Goldenen<br />

Löwen als auch den Bayerischen Fernsehpreis.<br />

Im Jahre 1997 brachte ihn schließlich Joseph Vilsmaier auf die Leinwand: Als Harry Frommermann<br />

feierte Ulrich Noethen mit der Musik-Biografie COMEDIAN HARMONISTS seinen bis dato größten<br />

Publikumserfolg und erhielt zudem hochkarätige Auszeichnungen. So gewann er sowohl den<br />

Bayerischen Filmpreis als auch den Bundesfilmpreis in der Kategorie bester männlicher Hauptdarsteller.<br />

Es folgten weitere Kinoproduktionen wie Didi Danquarts Drama VIEHJUD LEVI (1998), Anno Sauls<br />

GRÜNE WÜSTE (1999) oder Xavier Kollers Literaturverfilmung GRIPSHOLM (2000).<br />

Mit seiner ebenfalls mehrfach preisgekrönten Rolle als Herr Taschenbier in Ben Verbongs Kino-Märchen<br />

DAS SAMS (2001) legte Ulrich Noethen den Grundstein für eine herausragende Karriere im deutschen<br />

Kinderfilm. Für diese Rolle erhielt er wiederum den Bayerischen Filmpreis als bester Schauspieler und<br />

wurde für den Deutschen Filmpreis nominiert. Kurz darauf sahen ihn die Kinder erneut, diesmal in der<br />

Rolle des stets etwas naiven Vaters Bernhard in der ersten Realverfilmung von BIBI BLOCKSBERG<br />

(2002). Zu Beginn des Jahres 2003 begeisterte Ulrich Noethen unter der Regie von Tomy Wigand als<br />

Lehrer Dr. Justus Bökh in der Neuverfilmung des Erich-Kästner-Klassikers DAS FLIEGENDE<br />

KLASSENZIMMER (2002). Zudem wiederholte er in SAMS IN GEFAHR (2003) seinen Part als Herr<br />

Taschenbier, erneut vor einem Millionenpublikum.<br />

Noethen wirkte desweiteren im mehrfach prämierten Kurzfilm „DIE ROTE JACKE“ (Regie: Florian<br />

Baxmeyer) mit, der im Juni 2003 mit dem Studenten- Oscar ® ausgezeichnet wurde und für den Kurzfilm-<br />

Oscar ® nominiert war. Im September 2004 laufen mit BIBI BLOCKSBERG UND DAS GEHEIMNIS DER<br />

BLAUEN EULEN und DER UNTERGANG gleich zwei Kinofilme mit Noethen an.<br />

Neben seinen Kinoerfolgen steht Ulrich Noethen auch weiterhin für TV-Produktionen vor der Kamera.<br />

Zur Zeit dreht er an der Seite von Iris Berben den ZDF-Dreiteiler „Die Patriarchin“ (Regie: Carlo Rola).<br />

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Bernd Eichinger (Produzent und Drehbuch)<br />

Nach dem Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, an der Bernd Eichinger 1973<br />

seinen Abschluss machte, gründete er ein Jahr später seine erste Produktionsfirma Solaris Film, die viele<br />

jener Autorenfilme produzierte, die dem Neuen Deutschen Film über die Grenzen des Landes hinaus<br />

Ansehen verliehen, darunter Filme von Wim Wenders, Alexander Kluge, Edgar Reitz oder Hans-Jürgen<br />

Syberberg.<br />

1979 übernahm Bernd Eichinger die Leitung der Constantin Film, für die er künftig produzierte.<br />

Zu der Vielzahl nationaler und internationaler Kinoerfolge von Bernd Eichinger zählen u.a.<br />

CHRISTIANE F. – WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO (Regie: Uli Edel), DIE UNENDLICHE<br />

GESCHICHTE (Regie: Wolfgang Petersen), DER NAME DER ROSE (Regie: Jean-Jacques Annaud)<br />

mit Sean Connery, DER BEWEGTE MANN (Regie: Sönke Wortmann, Buch: Ralf König), LETZTE<br />

AUSFAHRT BROOKLYN (Regie: Uli Edel), DAS GEISTERHAUS (Regie: Bille August) mit Meryl Streep,<br />

Glenn Close, Winona Ryder und Jeremy Irons und RESIDENT EVIL (Regie: Paul W.S. Anderson) mit<br />

Milla Jovovich.<br />

Er war außerdem Koproduzent von DER SCHUH DES MANITU (Regie: Michael Bully Herbig) sowie des<br />

Oscar ®-Gewinners 2003 in der Kategorie Bester nicht-englischsprachiger Film, NIRGENDWO IN<br />

ARFIKA (Regie: Caroline Link). Im Herbst 2004 kommt das von ihm produzierte Sequel RESIDENT EVIL:<br />

APOCALYPSE (Regie: Alexander Witt), wieder mit Milla Jovovich in die Kinos.<br />

DER UNTERGANG (Regie: Oliver Hirschbiegel), der in St. Petersburg und München gedreht wurde,<br />

wartet mit einer sensationellen Besetzung auf. Aus der deutschen Schauspieler-Elite sind u.v.a. mit von<br />

der Partie: Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Corinna Harfouch, Ulrich Matthes und Juliane Köhler. Es<br />

ist ein Film, den Bernd Eichinger nicht nur produzierte, sondern für den er auch das Drehbuch (nach dem<br />

gleichnamigen Buch von Joachim Fest und den Aufzeichnungen Traudl Junges „Bis zur letzten Stunde“)<br />

schrieb.<br />

Allein in Deutschland lockten die Filme von Bernd Eichinger bisher mehr als 80 Millionen Besucher<br />

in die Kinos.<br />

Filmografie – Bernd Eichinger (Auswahl)<br />

Filmtitel Regie<br />

1974 Falsche Bewegung Wim Wenders<br />

1975 <strong>Der</strong> starke Ferdinand Alexander Kluge<br />

1976 Stunde Null Edgar Reitz<br />

1977 Hitler – ein Film aus Deutschland Hans Jürgen Syberberg<br />

Die Konsequenz Wolfgang Petersen<br />

Taugenichts Bernhard Sinkel<br />

Die gläserne Zelle Hans W. Geissendörfer<br />

1979 Geschichten aus dem Wienerwald Maximilian Schell<br />

1981 Christiane F. -<br />

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo<br />

Uli Edel<br />

1984 Die unendliche Geschichte Wolfgang Petersen<br />

1986 <strong>Der</strong> Name der Rose Jean-Jacques Annaud<br />

1987 Ich und Er Doris Dörrie<br />

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1989 Letzte Ausfahrt Brooklyn Uli Edel<br />

1990 Werner – Beinhart! Niki List<br />

1992 Salz auf unserer Haut Andrew Birkin<br />

1993 <strong>Der</strong> Zementgarten Andrew Birkin<br />

Das Geisterhaus Bille August<br />

1994 <strong>Der</strong> bewegte Mann Sönke Wortmann<br />

1996 Das Superweib Sönke Wortmann<br />

Das Mädchen Rosemarie (TV) Bernd Eichinger<br />

1997 Fräulein Smillas Gespür für Schnee Bille August<br />

Ballermann 6 Gernot Roll<br />

1998 Bin ich schön? Doris Dörrie<br />

<strong>Der</strong> Campus Sönke Wortmann<br />

Opernball (TV) Urs Egger<br />

Hausmeister Krause (TV-Serie) Chico Klein, Friedrich Schaller<br />

1999 Leslie Nielsen ist sehr verdächtig Pat Proft<br />

<strong>Der</strong> große Bagarozy Bernd Eichinger<br />

Nur wir 2 Marc Rothemund<br />

2000 Freche Biester! Melanie Mayron<br />

Hausmeister Krause (TV-Serie) Geriet Schieske<br />

2001 Resident Evil Paul Anderson<br />

Vera Brühne (TV) Hark Bohm<br />

666 – Traue keinem,<br />

mit dem Du schläfst!<br />

Rainer Matsutani<br />

Hausmeister Krause (TV-Serie) Geriet Schieske<br />

Knallharte Jungs Granz Henman<br />

Nirgendwo in Afrika Caroline Link<br />

2002 Wie die Karnickel Sven Unterwaldt<br />

Nackt Doris Dörrie<br />

2004 <strong>Der</strong> <strong>Untergang</strong> Oliver Hirschbiegel<br />

Resident Evil: Apocalypse Alexander Witt<br />

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Oliver Hirschbiegel (Regie)<br />

Vor drei Jahren machte der bis dahin sehr erfolgreiche TV-Regisseur Oliver Hirschbiegel zum ersten Mal<br />

mit DAS EXPERIMENT auch im Kino Furore. <strong>Der</strong> spannungsgeladene Psycho-Thriller zog damals über<br />

1,6 Millionen Zuschauer ins Kino und wurde im In- und Ausland mit Preisen ausgezeichnet, darunter mit<br />

dem Bayerischen Filmpreis 2001 und dem Publikumspreis für den Kinofilm des Jahres bei der Verleihung<br />

des Deutschen Filmpreises 2001.<br />

Seit Mitte der 80er-Jahre ist Oliver Hirschbiegel eine feste Größe im deutschen Fernsehen. Er inszenierte<br />

dort vor allem Thriller und Kriminalgeschichten sowie diverse Episoden der TV-Krimiserien „Kommisar<br />

Rex“ und „Tatort“.<br />

Seine TV-Karriere begann der 1957 in Hamburg geborene Regisseur, als er 1986 sein selbstgeschriebenes<br />

Drehbuch zu „Das Go! Projekt“ an das ZDF verkaufte – unter der Bedingung, es auch selbst<br />

inszenieren zu dürfen. <strong>Der</strong> Film war ein voller Erfolg und wurde sowohl von den Kritikern als auch vom<br />

Publikum sehr gut aufgenommen. Viele TV-Movies und Serien-Episoden folgten seither.<br />

Oliver Hirschbiegel absolvierte ein Malerei- und Grafik-Studium an der Hamburger Hochschule der<br />

Künste, wo er sich unter Sigmar Polke zunehmend für die Bereiche Foto, Video und Film interessierte.<br />

Nach diversen Rauminstallationen und Performance-Projekten versuchte er sich mit Erfolg an ersten,<br />

experimentellen Film-Inszenierungen. Außerdem war er zusammen mit Gabor Body Herausgeber des<br />

Videomagazins Infermental.<br />

DER UNTERGANG ist Oliver Hirschbiegels zweiter Kinofilm.<br />

Filmografie – Oliver Hirschbiegel (Auswahl)<br />

Filmtitel<br />

1986 Das Go! Projekt (TV) Buch und Regie<br />

1991 Mörderische Entscheidung – Umschalten erwünscht (TV)<br />

1992 Tatort: Kinderspiel (TV) )<br />

1993 Kommissar Rex (TV-Serie) Regie bei 14 Folgen, 1 Folge Buch<br />

1994 Tatort: Ostwärts (TV)<br />

1996 Trickser(TV)<br />

1997 Rex – Die frühen Jahre (TV)<br />

1997 Das Urteil (TV)<br />

1998 Todfeinde (TV)<br />

2001 Das Experiment (Kino)<br />

2002 Mein letzter Film (TV)<br />

2004 <strong>Der</strong> <strong>Untergang</strong><br />

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Dr. Joachim Fest (Buch; Historische Skizze)<br />

<strong>Der</strong> Publizist und Historiker Joachim Fest wurde 1926 in Berlin geboren und studierte Jura, Geschichte<br />

und Germanistik. 1963 wurde er Chefredakteur des NDR-Fernsehens und veröffentlichte eine Studie<br />

über die Führungsfiguren der NS-Herrschaft unter dem Titel „Das Gesicht des Dritten Reiches“. Von 1973<br />

bis 1993 war er Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.<br />

1973 erschien der Bestseller „Hitler. Eine Biographie“, ein Buch, das damals weltweit eine Historiker-<br />

Debatte auslöste. Auch in späteren Jahren blieb Joachim Fest der NS-Thematik verbunden und schrieb<br />

u.a. 1994 ein Buch über die Widerstandskämpfer des 20. Juli mit dem Titel „Staatsstreich. <strong>Der</strong> lange Weg<br />

zum 20. Juli“ sowie 1999 „Speer“, eine Biographie über Hitlers Rüstungsminister und Leibarchitekten<br />

Albert Speer.<br />

2002 erschien im Alexander Fest Verlag „<strong>Der</strong> <strong>Untergang</strong>. Hitler und das Ende des Dritten Reiches“. Das<br />

Buch wurde sofort ein Bestseller. Joachim Fest schildert darin die Schlussphase des Krieges, von der im<br />

gespenstischen Scheinwerferlicht eröffneten Schlacht um Berlin bis hin zum Selbstmord Hitlers im<br />

Bunker unter der Reichskanzlei. Fest versucht darüber hinaus, einige Fragen neu zu stellen sowie an ein<br />

Geschehen zu erinnern, das nicht nur politisch-historisch, sondern für ungezählte Mitlebende vor allem<br />

menschlich nichts anderes als ein Weltuntergang war.<br />

Traudl Junge/Melissa Müller (Buch; Erinnerungen)<br />

Traudl Junge wurde 1920 in München geboren. Von Ende 1942 bis April 1945 war sie die Privatsekretärin<br />

Adolf Hitlers. Zu Kriegsende geriet sie in Berlin in russische Gefangenschaft, im April 1946 gelang ihr die<br />

Flucht nach München. In der Folgezeit arbeitete sie als Sekretärin und Journalistin. Traudl Junge starb<br />

im Februar 2002 kurz nach Erscheinen ihres Buches „Bis zur letzten Stunde“, das Platz 1 der Bestsellerliste<br />

erreichte und bislang in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurde.<br />

Melissa Müller, 1967 in Wien geboren, ist Autorin und freie Journalistin. Ihr Buch „Das Mädchen Anne<br />

Frank“ (Claassen 1998) erregte international großes Aufsehen. Die Verfilmung mit Ben Kingsley und<br />

Hannah Taylor Gordon in den Hauptrollen wurde 2001 mit einem Emmy-Award ausgezeichnet.<br />

Im Jahr 2000 lernte Melissa Müller bei ihren Recherchen Traudl Junge kennen. Aus einem Gespräch<br />

wurden viele, und schließlich konnte sie Traudl Junge überzeugen, ihr Manuskript aus dem Jahre 1947<br />

zu veröffentlichen. Melissa Müller umrahmte dieses einzigartige historische Dokument mit einer biografischen<br />

Einleitung und einem ausführlichen Nachwort. Diese „Chronologie einer Schuldverarbeitung“<br />

beleuchtet die Frage, warum Traudl Junge, wie so viele Menschen neben ihr, dem verbrecherischen<br />

Naziregime diente. Und sie schildert Junges spätere Sicht auf ihre Vergangenheit, die wie ein Schatten<br />

über ihrem Leben lag. Warum, so ihre selbstkritische Frage, war sie so blind und naiv, während die fast<br />

gleichalte Münchnerin Sophie Scholl das Ausmaß von Hitlers Verbrechen längst erkannt hatte und als<br />

Widerstandskämpferin ermordet wurde.<br />

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BESETZUNG<br />

Adolf Hitler Bruno Ganz<br />

Traudl Junge Alexandra Maria Lara<br />

Magda Goebbels Corinna Harfouch<br />

Joseph Goebbels Ulrich Matthes<br />

Eva Braun Juliane Köhler<br />

Albert Speer Heino Ferch<br />

Prof. Schenck Christian Berkel<br />

Prof. Dr. Werner Haase Matthias Habich<br />

Hermann Fegelein Thomas Kretschmann<br />

Helmuth Weidling Michael Mendl<br />

Wilhelm Mohnke André Hennicke<br />

Heinrich Himmler Ulrich Noethen<br />

u.v.a.<br />

STAB<br />

Regie Oliver Hirschbiegel<br />

Produzent Bernd Eichinger<br />

Drehbuch Bernd Eichinger<br />

nach dem gleichnamigen Buch von Joachim Fest<br />

und „Bis zur letzten Stunde“ von Traudl Junge und Melissa Müller<br />

Originalton Roland Winke<br />

Mischung Michael Kranz<br />

Sound Design Stefan Busch<br />

Produktionsleitung Silvia Tollmann<br />

Herstellungsleitung Christine Rothe<br />

Kamera Rainer Klausmann<br />

Szenenbild Bernd Lepel<br />

Schnitt Hans Funck<br />

Musik Stephan Zacharias<br />

Casting An Dorthe Braker<br />

Kostüm Claudia Bobsin<br />

Maske Waldemar Pokromski<br />

Spezialeffekte Die Nefzers<br />

Mit Unterstützung der ARD Degeto Film und ORF<br />

In Co-Produktion mit EOS Production und RAI Cinema<br />

Gefördert durch FilmFernsehFonds Bayern, Bayerischer BankenFonds und<br />

Filmförderungsanstalt Berlin.<br />

„<strong>Der</strong> <strong>Untergang</strong>“ von Joachim Fest erschienen als Taschenbuch im rororo Verlag.<br />

„Bis zur letzten Stunde“ erschien im Claassen Verlag, Berlin<br />

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