Programmheft - kammermusik festival hohenstaufen
Programmheft - kammermusik festival hohenstaufen Programmheft - kammermusik festival hohenstaufen
»Das gemütvolle, reiche Stück!«Brahms’ StreichsextettEigentlich sollte es ja sogar ein Septett werden. Brahms hatteschon damit begonnen, doch vor der Fertigstellung des erstenSatzes gewissermaßen die Notbremse gezogen. Skizziert1859 in Detmold, komponierte Brahms das Werk zu großenTeilen im Sommer 1860 in Hamburg und Bonn. Im September1860 schickte er das vollständige Werk an den Freund undGeiger Joseph Joachim: »Es dauert manchmal etwas langebei mir, das wird ja wohl Deine Erwartungen nicht höher treiben.Da nun bei Gott kein Ding unmöglich ist, so lege ich fürden Fall, dass Dir das Rondo zusagen sollte, die Stimmen bei.Hast Du keine besonderen Bedenken, und Lust dazu, so lasseDeierberg [Kopist in Hannover] die Stimmen auf meine Rechnungfertig schreiben. Ich möchte wohl, ich würde recht baldzu einer Probe eingeladen. Doch schicke es ja zurück, falls Dirdas Stück nicht zusagt.«Wie hätte Joachim auf solch eine kokettierend bescheideneAufforderung auch anders reagieren können als folgendermaßen:»das Ganze fließt edel und wohltuend auf derHöhe der ersten Empfindung hin. Glücklich ist auch derSchluß, leicht und lebendig gesteigert. So darf man Dir dennwieder zur Vollendung eines Kunstwerkes gratulieren, das seinesMeisters Lob singt!« (8. Oktober 1860). Eine Woche später:»Dein Sextett ist gleich den Tag nach seiner Ankunft zuSimrock gewandert, befingert und bestrichartet. [...] Es hatmir wieder rechten Genuß gewährt, das gemütvolle, reicheStück! Ich wüßte nichts anders zu wünschen und freue mich,daß es auf der Welt ist, und J. J. auch, um es manchmal zuspielen.«Die Uraufführung fand am 18. Oktober 1860 in der2. Quartettsoiree des Joachim-Quartetts im Saal des HannoveranerMuseums statt, zu der Brahms erwartet wurde:»Liebster Freund, Ich komme natürlich zum Quartett und freuemich sehr darauf. [...] Ich dachte nicht, daß alles so fix gingeund hatte Angst vor dem langen sentimentalen Stück« (anJoachim, 15. Oktober). Gespielt wurde aus den handschriftlichenStimmen, da die Drucklegung bei Simrock in Bonn nochkammermusikfestivalhohenstaufen29
- Seite 5 und 6: WILLKOMMENFünf Jahre Kammermusik F
- Seite 7 und 8: MATINEEKONZERTIIKonzertein führung
- Seite 9 und 10: ABSCHLUSSKONZERTIVKonzertein führu
- Seite 11 und 12: Beginnder Partiturzwei Bratschen un
- Seite 13 und 14: Béla Bartók,Joseph Szigetiund Ben
- Seite 15 und 16: Robert SchumannLithografie von Edua
- Seite 17 und 18: Das Klavierbüchlein für Wilhelm F
- Seite 19 und 20: Die Fantasiefür Klarinettesolo von
- Seite 21 und 22: Frank Bridge, 1916(Silbergelatine-A
- Seite 23 und 24: das großen Gefallen erregte. [Herm
- Seite 25 und 26: Alexander Zemlinsky, Heliogravüre,
- Seite 27 und 28: »Am liebsten wäre mir, wenn Sie e
- Seite 29: kleines Sinfonieorchester anfertigt
- Seite 33 und 34: DÁVID ADORJÁNVIOLONCELLODávid Ad
- Seite 35 und 36: LENA NEUDAUERVIOLINE1984 in Münche
- Seite 37 und 38: PAUL RIVINIUSPIANOFORTEPaul Riviniu
- Seite 39: IMPRESSUM© Kammermusik Festival Ho
»Das gemütvolle, reiche Stück!«Brahms’ StreichsextettEigentlich sollte es ja sogar ein Septett werden. Brahms hatteschon damit begonnen, doch vor der Fertigstellung des erstenSatzes gewissermaßen die Notbremse gezogen. Skizziert1859 in Detmold, komponierte Brahms das Werk zu großenTeilen im Sommer 1860 in Hamburg und Bonn. Im September1860 schickte er das vollständige Werk an den Freund undGeiger Joseph Joachim: »Es dauert manchmal etwas langebei mir, das wird ja wohl Deine Erwartungen nicht höher treiben.Da nun bei Gott kein Ding unmöglich ist, so lege ich fürden Fall, dass Dir das Rondo zusagen sollte, die Stimmen bei.Hast Du keine besonderen Bedenken, und Lust dazu, so lasseDeierberg [Kopist in Hannover] die Stimmen auf meine Rechnungfertig schreiben. Ich möchte wohl, ich würde recht baldzu einer Probe eingeladen. Doch schicke es ja zurück, falls Dirdas Stück nicht zusagt.«Wie hätte Joachim auf solch eine kokettierend bescheideneAufforderung auch anders reagieren können als folgendermaßen:»das Ganze fließt edel und wohltuend auf derHöhe der ersten Empfindung hin. Glücklich ist auch derSchluß, leicht und lebendig gesteigert. So darf man Dir dennwieder zur Vollendung eines Kunstwerkes gratulieren, das seinesMeisters Lob singt!« (8. Oktober 1860). Eine Woche später:»Dein Sextett ist gleich den Tag nach seiner Ankunft zuSimrock gewandert, befingert und bestrichartet. [...] Es hatmir wieder rechten Genuß gewährt, das gemütvolle, reicheStück! Ich wüßte nichts anders zu wünschen und freue mich,daß es auf der Welt ist, und J. J. auch, um es manchmal zuspielen.«Die Uraufführung fand am 18. Oktober 1860 in der2. Quartettsoiree des Joachim-Quartetts im Saal des HannoveranerMuseums statt, zu der Brahms erwartet wurde:»Liebster Freund, Ich komme natürlich zum Quartett und freuemich sehr darauf. [...] Ich dachte nicht, daß alles so fix gingeund hatte Angst vor dem langen sentimentalen Stück« (anJoachim, 15. Oktober). Gespielt wurde aus den handschriftlichenStimmen, da die Drucklegung bei Simrock in Bonn noch<strong>kammermusik</strong><strong>festival</strong><strong>hohenstaufen</strong>29