Programmheft - kammermusik festival hohenstaufen
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Jörg Widmanns Fantasie. Sie ist eine Herausforderung fürjeden virtuosen Interpreten, aber trotz aller technischen Ansprücheist es eine gut zu bewältigende Aufgabe, denn alsKlarinettist hat Widmann ein Werk für die Klarinette geschrieben.[Damit] ist ihm eines der originellsten und beeindruckendstenSolostücke für dieses Instrument geglückt.«(Heribert Haase, 2006)»Neu und attraktiv«Bridges LamentSein berühmtester Kompositionsschüler war der junge Britten.Mehr noch: Das liebevolle Verhältnis des EhepaarsBridge zu Benjamin kann mit dem eines angenommenenSohns verglichen werden. Die Lektionen, die Frank Bridgeseinem Zögling zwischen dessen elftem und siebzehntenLebensjahr gab, waren allerdings auch enorm hart für denTeenager; Britten erinnerte sich, einige nur mittels Tränen beendethaben zu können. So sei der Unterricht – ab morgenshalb zehn – erst zur tea-time von Mrs. Bridge unterbrochenworden: »Really, you must give the boy a break!« Neben derintensiven musikalischen Ausbildung war es auch Bridges»sanfter Pazifismus«, der bei seinem Schüler tiefe Eindrückehinterließ und – so Britten – bis ins War Requiem nachwirkte.Seiner konsequenten Einstellung zu Gewalt und Kriegentstammte auch ein Lament von 1915 (H.117), in welchemBridge die über tausend Opfer des 1915 von den Deutschentorpedierten Dampfers Lusitania beweinte und mit der Widmung»Catherine, aged 9« die Sinnlosigkeit bewaffneterMachtkämpfe hervorhob. Dieses Lament für Streichorchesterhat er später als Bratschenduo umgeschrieben. Doch beimheute zu hörenden Lament für die gleiche Besetzung handeltes sich um ein früheres Werk. Bridge selbst war hervorragenderKammermusiker und in seiner Laufbahn allmählich vomGeiger zum gefragten Bratscher geworden, der beispielsweisegebeten wurde, bei einer Aufführung von Brahms’ G-Dur-Sextett 1906 mit dem Joachim-Quartett gemeinsam zuspielen. Doch es gab mit Lionel Tertis einen noch berühmterenViola-Virtuosen, der bei Bridge bereits 1906 ein Stück für18kammermusikfestivalhohenstaufen
Frank Bridge, 1916(Silbergelatine-Abzug,Alvin Langdon Coburn)seine Tertis Viola Library bestellt hatte. Diesem war nun unserLament von 1911 als eines von zwei Bratschen-Duos gewidmet,die die beiden bei einem Konzert, organisiert von der Societyof British Composers mit Arbeiten von vier Komponistender jüngeren Generation in der Bechstein Hall (heute: WigmoreHall) am 18. März 1912 zum ersten Mal aufführten. DieMusical Times 53 vom April 1912 beschrieb die beiden Stückeals : »new and attractive« – eine ziemlich unverschämte Untertreibung!Noch vor Beginn seines Unterrichts bei Bridge hatte BenjaminBritten damit begonnen, das Bratschenspiel zu erlernen.Vielleicht haben die beiden ja doch ab und zu mal zu ihremgeliebten Instrument gegriffen, und vielleicht lag ja gerade dasManuskript des Lament irgendwo in der gemütlichen LondonerWohnung herum – möglich wär’s. Leider fehlt vom erstenStück (Caprice) heute jede Spur, und auch Lament wurde erst1981 vom Bridge-Kenner Paul Hindmarsh (nach der fast vollständigenHandschrift im Royal College of Music in London)herausgegeben. Im Programm des Londoner Konzerts von1912 war noch zu lesen »will be published shortly«...kammermusikfestivalhohenstaufen19
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Frank Bridge, 1916(Silbergelatine-Abzug,Alvin Langdon Coburn)seine Tertis Viola Library bestellt hatte. Diesem war nun unserLament von 1911 als eines von zwei Bratschen-Duos gewidmet,die die beiden bei einem Konzert, organisiert von der Societyof British Composers mit Arbeiten von vier Komponistender jüngeren Generation in der Bechstein Hall (heute: WigmoreHall) am 18. März 1912 zum ersten Mal aufführten. DieMusical Times 53 vom April 1912 beschrieb die beiden Stückeals : »new and attractive« – eine ziemlich unverschämte Untertreibung!Noch vor Beginn seines Unterrichts bei Bridge hatte BenjaminBritten damit begonnen, das Bratschenspiel zu erlernen.Vielleicht haben die beiden ja doch ab und zu mal zu ihremgeliebten Instrument gegriffen, und vielleicht lag ja gerade dasManuskript des Lament irgendwo in der gemütlichen LondonerWohnung herum – möglich wär’s. Leider fehlt vom erstenStück (Caprice) heute jede Spur, und auch Lament wurde erst1981 vom Bridge-Kenner Paul Hindmarsh (nach der fast vollständigenHandschrift im Royal College of Music in London)herausgegeben. Im Programm des Londoner Konzerts von1912 war noch zu lesen »will be published shortly«...<strong>kammermusik</strong><strong>festival</strong><strong>hohenstaufen</strong>19