Programmheft - kammermusik festival hohenstaufen
Programmheft - kammermusik festival hohenstaufen Programmheft - kammermusik festival hohenstaufen
IFreitag19 UhrSchnappschussvon derUraufführung(Gabriel, Dávid,Jörg)»180 beats per minute«Widmanns StreichsextettAnfang der 1990er Jahre kam es in Deutschland zu ausländerfeindlichenAusschreitungen. Neonazis zündeten Asylantenheimean, 1993 starben bei einem Brandanschlag zweitürkische Frauen und drei Mädchen, die Städtenamen Hoyerswerda,Mölln, Rostock, Solingen sind noch heute auf tragischeWeise mit diesen Ereignissen verknüpft. Die Menschengingen zu Tausenden auf die Straße und bildeten Lichterketten,um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen, auf vielen Autoswaren Aufkleber mit der Botschaft zu sehen: »Jeder ist Ausländer,fast überall«. Und im Süden Europas, in Bosnien undKroatien herrschte Krieg. Die Not war groß, und auch wirwollten irgendetwas tun, und so kamen mein jugoslawischerSchulfreund Vladimir, Jörg und ich, damals alle Anfang 20, aufdie Idee, ein Benefizkonzert für bosnische Flüchtlingskinderzu organisieren.Wir stellten das Konzert, das inden Hochschulen von Salzburg undMünchen stattfand, unter das Motto:»Junge Musiker gegen Ausländerfeindlichkeit«,(das unter uns natürlichschon bald zu »Junge Ausländergegen Musikerfeindlichkeit« umgedeutetwerden sollte). Das Programm standschnell fest: Mein Bruder Gabrielspielte mit Jörg Bartóks Kontraste, esgab ein Brahms-Klarinettentrio mitJörg, Anna Gourari und Bruno Weinmeistersowie das Gassenhauertriovon Beethoven mit Jörg, Anna und mirund dann noch die Hebräischen Themenvon Prokofjew. Was allerdingsfehlte, war ein Stück, in dem alle Streicherzusammen spielen konnten. Jörg,der ja praktischerweise Komponist ist,arbeitete zu dieser Zeit gerade aneinem Streichsextett für zwei Geigen,8 kammermusikfestivalhohenstaufen
Beginnder Partiturzwei Bratschen und zwei Celli. Wir hatten aber nur eine Bratsche.Dafür drei Cellisten, denn auch Tanja Tetzlaff war mitvon der Partie. Kurz entschlossen arbeitete Jörg die zweiteBratschenstimme in ein erstes Cello um, was ohnehin vielschöner ist, aber da spreche ich jetzt natürlich als Cellist...Im Oktober 1993 wurde 180 Beats per Minute, (das dendamaligen Zeitgeist des friedlichen Widerstands durchTechno und die Acid-Bewegung widerspiegelt) in dieser ungewöhnlichenBesetzung uraufgeführt. Die Konzerte warenein großer Erfolg, und wir konnten der Caritas eine stolzeSumme überweisen. Soweit ich weiß, ist das Stück in dieserBesetzung nie wieder zu einer Aufführung gekommen. Daswollen wir ändern und spielen es heute, selbstverständlich inder Uraufführungs-Variante mit drei Celli. (Dávid Adorján)kammermusikfestivalhohenstaufen9
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IFreitag19 UhrSchnappschussvon derUraufführung(Gabriel, Dávid,Jörg)»180 beats per minute«Widmanns StreichsextettAnfang der 1990er Jahre kam es in Deutschland zu ausländerfeindlichenAusschreitungen. Neonazis zündeten Asylantenheimean, 1993 starben bei einem Brandanschlag zweitürkische Frauen und drei Mädchen, die Städtenamen Hoyerswerda,Mölln, Rostock, Solingen sind noch heute auf tragischeWeise mit diesen Ereignissen verknüpft. Die Menschengingen zu Tausenden auf die Straße und bildeten Lichterketten,um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen, auf vielen Autoswaren Aufkleber mit der Botschaft zu sehen: »Jeder ist Ausländer,fast überall«. Und im Süden Europas, in Bosnien undKroatien herrschte Krieg. Die Not war groß, und auch wirwollten irgendetwas tun, und so kamen mein jugoslawischerSchulfreund Vladimir, Jörg und ich, damals alle Anfang 20, aufdie Idee, ein Benefizkonzert für bosnische Flüchtlingskinderzu organisieren.Wir stellten das Konzert, das inden Hochschulen von Salzburg undMünchen stattfand, unter das Motto:»Junge Musiker gegen Ausländerfeindlichkeit«,(das unter uns natürlichschon bald zu »Junge Ausländergegen Musikerfeindlichkeit« umgedeutetwerden sollte). Das Programm standschnell fest: Mein Bruder Gabrielspielte mit Jörg Bartóks Kontraste, esgab ein Brahms-Klarinettentrio mitJörg, Anna Gourari und Bruno Weinmeistersowie das Gassenhauertriovon Beethoven mit Jörg, Anna und mirund dann noch die Hebräischen Themenvon Prokofjew. Was allerdingsfehlte, war ein Stück, in dem alle Streicherzusammen spielen konnten. Jörg,der ja praktischerweise Komponist ist,arbeitete zu dieser Zeit gerade aneinem Streichsextett für zwei Geigen,8 <strong>kammermusik</strong><strong>festival</strong><strong>hohenstaufen</strong>