franziskus-bote September 2010 (PDF 1,0 MB - Stiftung St ...
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Zeitschrift der stiftung<br />
st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
Ausgabe 3, <strong>September</strong> <strong>2010</strong><br />
Kirchliche Sozialstation Schramberg in neuen Räumen<br />
Zukunft der Altenhilfe<br />
liegt in der Vernetzung<br />
Schramberg. Die neuen Geschäftsräume<br />
der Kirchlichen Sozialstation Schramberg im<br />
Neubau Spittel V in der Josef-Andre-<strong>St</strong>raße 9<br />
in Schramberg wurden im Juni in einer kleinen<br />
Feier gemeinsam mit den Trägern und<br />
Kooperationspartnern eingeweiht.<br />
Unter den Gästen begrüßte Martin Volz-<br />
Neidlinger, Geschäftsführer der Sozialstation,<br />
auch seinen Vorgänger Wilfried Schenk, die<br />
Vertreter und Vertreterinnen der beteiligten<br />
katholischen und evangelischen Kirchenge-<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong><br />
meinden sowie der stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />
heiligenbronn, der Krankenpflegevereine, der<br />
Nachbarschaftshilfe und der Hospizgruppe.<br />
Erste Schwestern ab 1978 tätig<br />
Mit Schwester Klara und Schwester Aloisia<br />
hatte die Krankenpflegearbeit 1978 begonnen,<br />
erinnerte Volz-Neidlinger. Die Sozialstation<br />
war zunächst bei der Kirchenpflege<br />
im Marienheim, später im Pfarrhaus <strong>St</strong>. Maria<br />
und ab 2000 im Kindergartengebäude<br />
am Brestenberg untergebracht, in der<br />
Teambesprechung in den neuen Räumen der Kirchlichen Sozialstation Schramberg in der Josef-Andre-<br />
<strong>St</strong>raße: (von links) Christine Mohr, Christina Hils, Pflegedienstleiterin Angelika Bühler, Iris Broghammer und<br />
Birgit Kleinfelder. Foto: Bormann<br />
Schule für Hörgeschädigte wird<br />
150 Jahre alt<br />
Mit einem Festakt und einem Tag der offenen<br />
Tür feiert die Schule für Hörgeschädigte<br />
Heiligenbronn ihr 150-jähriges Jubiläum. Ein<br />
Blick in die Geschichte und ein Beitrag des<br />
Vorstands zu Hörschädigung und Teilhabe<br />
finden Sie S. 4 + 6<br />
Song für die Spendenaktion<br />
„Wir machen Schule“ aufgenommen<br />
Die Schulband „No Guggies“ und das<br />
Ensemble „Confettissimo“ haben im Tonstudio<br />
einen eigens getexteten und komponierten<br />
Song für die Spendenaktion „Wir machen<br />
Schule“ aufgenommen. Auf der Landesgartenschau<br />
Villingen-Schwenningen war er<br />
erstmals zu hören. S. 15<br />
Wohnen für Erwachsene in Baindt<br />
hat sich etabliert<br />
Das Gemeindeintegrierte Wohnen für<br />
erwachsene Menschen mit mehrfacher<br />
Behinderung in Baindt hat sich nach einem<br />
Jahr etabliert und erste Kontakte auch in<br />
den Ort geknüpft. S. 19<br />
Projekt „Quartiersentwicklung“ in<br />
Tübingen gestartet<br />
Mit dem Projekt „Quartiersentwicklung“<br />
der Diözese soll die Lebensqualität für alte<br />
Menschen erhalten werden. In Tübingen-<br />
Lustnau wurde es in Verbindung mit dem<br />
Neubauprojekt des Altenzentrums Luise-<br />
Poloni-Heim gestartet. S. 22
Inhaltsverzeichnis<br />
Titelgeschichte: Kirchliche Sozialstation Schramberg in neuen Räumen S. 1<br />
Eigener Internetauftritt der Sozialstation S. 3<br />
Behindertenhilfe Heiligenbronn<br />
Vorstands-Beitrag zu Hörschädigung und Teilhabe S. 4<br />
STIFTUNGS-KALENDER S. 5<br />
Schule für Hörgeschädigte ist 150 Jahre alt und lädt zum Tag der offenen Tür S. 6<br />
Para-Olympics-Day wurde zum <strong>St</strong>elldichein des Behindertensports S. 7<br />
VfB-Fußballschule machte Schülern der Förderzentren großen Spaß<br />
Sports-Dinner mit Bundesliga-Teammanager Horst Heldt und<br />
S. 8<br />
Torprämien-Gewinnspiel S. 9<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest mit viel Musik und Ehrungen von WfbM-Beschäftigten S. 10<br />
Werkstattrat Heiligenbronn knüpft Kontakte zu Kollegen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> Liebenau S. 11<br />
Sehbehinderte Bewohnerin berichtet vom Besuch einer persönlichen Fortbildung S. 13<br />
Wohn- und Musikgruppen <strong>bote</strong>n lebendiges Rahmenprogramm<br />
zum Open-Air-Kino S. 14<br />
„Wir machen Schule“: Blindenschulband „No Guggies“ mit dem Song zur<br />
Spendenaktion im <strong>St</strong>udio und die Förderzentren Heiligenbronn auf der Landesgartenschau<br />
Villingen-Schwenningen S. 15<br />
Baindt<br />
Selbsterfahrungskurs von Eltern der Schule für Blinde und Sehbehinderte S. 17<br />
Erfahrungsbericht einer Mutter aus dem Kurs „Lebenspraktische Fähigkeiten“ S. 18<br />
Gemeindeintegriertes Wohnen für Erwachsene nach einem Jahr S. 19<br />
Richtfest am Altenzentrum Selige Irmgard S. 20<br />
Altenhilfe<br />
Neue Fotoaktion mit Bewohnern in den Altenzentren von Tuttlingen und Mühlheim S. 21<br />
Vernetzungsprojekt „Quartiersentwicklung“ im Tübinger <strong>St</strong>adtteil Lustnau S. 22<br />
Spaichingen <strong>St</strong>. Josef hat einen Pflegehilfsmittelverleih gestartet S. 24<br />
Rottweil <strong>St</strong>. Elisabeth an der Mitmach-Initiative beteiligt<br />
Altenzentren der Regionen Tuttlingen und Spaichingen auf der<br />
S. 24<br />
Landesgartenschau aktiv S. 25<br />
Kinder- und Familienzentrum Villingen-Schwenningen<br />
KiFaz-Treff in Schwenningen bietet unbürokratische Hilfen S. 27<br />
Kloster Heiligenbronn<br />
Neun Ehrenamtliche und neun Schwestern zu Wallfahrts-Führern qualifiziert S. 29<br />
POST AN DEN FRANZISKUS-BOTE S. 30<br />
DAS IST JA DAS VORLETZTE! S. 31<br />
Impressum S. 28<br />
Rückseite: Baubeginn für die neue Schule <strong>St</strong>. Benedikt in Heiligenbronn S. 32<br />
2<br />
Mit dem Umzug ist die<br />
Sozialstation jetzt mitten im<br />
Quartier mit vielfältigen<br />
Ange<strong>bote</strong>n zur Unterstützung<br />
alter und pflegebedürftiger<br />
Menschen, in einem Zentrum<br />
altersgerechten Wohnens<br />
untergebracht.<br />
ehemaligen Mesnerwohnung. Viele Veränderungen<br />
seien zu bewältigen gewesen<br />
wie die Einführung der Pflegeversicherung,<br />
die Wettbewerbsdenken und marktgerechte<br />
Orientierung an den Interessen der Hilfebedürftigen<br />
mit sich gebracht habe, so dass<br />
sich „folgerichtig und zukunftsweisend“<br />
1997 die katholischen und evangelischen<br />
Gemeinden in Schramberg, Sulgen, Waldmössingen,<br />
Aichhalden, Lauterbach und<br />
Hardt zur Gründung der gemeinsamen<br />
Kirchlichen Sozialstation in Form einer gemeinnützigen<br />
GmbH zusammentaten.<br />
Die stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
wurde als neuer Mehrheitsgesellschafter<br />
ab 2008 aufgenommen.<br />
Mit dem Umzug sei die Sozialstation jetzt<br />
mitten im Quartier mit vielfältigen Ange<strong>bote</strong>n<br />
zur Unterstützung alter und pflegebedürftiger<br />
Menschen. „Die Zukunft der Altenhilfe<br />
ist vernetzt“, sagte Volz-Neidlinger – mit<br />
der <strong>St</strong>adt und den Kirchengemeinden, mit<br />
professionellen Ange<strong>bote</strong>n, Beratungsleistungen<br />
und ehrenamtlicher Unterstützung.<br />
Die Herausforderung, dass die Gesellschaft<br />
immer älter werde, sei nur gemeinsam<br />
zu bewältigen.<br />
Die geschmackvoll eingerichteten neuen<br />
Räume der Sozialstation im Erdgeschoss<br />
stehen auch der Hospizgruppe und der<br />
Nachbarschaftshilfe zur Verfügung. Im Neubau<br />
sind auch seniorengerechte Wohnungen<br />
und Tiefgaragenparkplätze untergebracht.<br />
Lage im Sanierungsgebiet Spittel<br />
Schrambergs Oberbürgermeister Dr. Herbert<br />
O. Zinell gratulierte zur neuen Unterkunft und<br />
verwies auf das gesamte Sanierungsgebiet<br />
Talstadt-Süd, in dem attraktive Neubauten<br />
entstanden seien und auch die <strong>St</strong>adt noch<br />
in die Erweiterung des Spittel-Seniorenzentrums<br />
investieren werde. Es sei ein Zentrum<br />
des altersgerechten Wohnens entstanden,<br />
in das die Sozialstation gut hineinpasse.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10
Eine Segensfeier gab es zur Einweihung der neuen Räume der Kirchlichen Sozialstation Schramberg in der<br />
Josef-Andre-<strong>St</strong>raße bei der Heilig-Geist-Kirche: (von links) Geschäftsführer Martin Volz-Neidlinger, Pfarrer<br />
Michael Hauser, Sozialstationsleiterin Angelika Bühler, Pfarrer Rüdiger Kocholl, Oberbürgermeister Herbert<br />
O. Zinell, <strong><strong>St</strong>iftung</strong>svorstand Norbert Rapp, Kirchengemeinderat Klaus Kunz und Mesner <strong>St</strong>efan Wernet.<br />
Foto: Graf<br />
Auch Bauherr Martin Maurer wünschte alles<br />
Gute für die Einrichtung und überreichte für<br />
die noch etwas kahlen Wände das Gemälde<br />
„Allerhand Winkel“ des Schramberger Malers<br />
Willibrord Haas.<br />
Glaube und Nächstenliebe verbunden<br />
Die Pfarrer Rüdiger Kocholl und Dr. Michael<br />
Hauser gestalteten gemeinsam mit den<br />
Gästen eine ökumenische Segensfeier zur<br />
Einweihung. Kocholl dankte Wilfried Schenk<br />
für seine großen Verdienste um die Sozialstation<br />
und zeigte sich froh über die Entscheidung<br />
der Gesellschafter, die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
mit ins Boot zuholen. Der Pflegedienstleiterin<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10<br />
Angelika Bühler und ihren Mitarbeiterinnen<br />
dankten die Redner für ihren Einsatz. Pfarrer<br />
Hauser erinnerte daran, dass theologisch<br />
Glaube und Nächstenliebe miteinander verbunden<br />
seien und der ökumenische Auftrag<br />
der Sozialstation dies fortführe.<br />
Am Nachmittag nutzten Patienten, Angehörige,<br />
Nachbarn, Ärzte und Apotheker die<br />
Gelegenheit, die neuen Räume der Sozialstation<br />
zu besichtigen und ins Gespräch mit<br />
den Mitarbeiterinnen zu kommen.<br />
Die Festgäste wurden mit Kostproben aus<br />
der Küche des Rottweiler Altenzentrums<br />
<strong>St</strong>. Elisabeth bewirtet. Ewald Graf<br />
Die Homepage der Kirchlichen Sozialstation Schramberg im Internet: unter „www.kirchl-sozialstationschramberg.de“<br />
bietet Infos zu allen Ange<strong>bote</strong>n im ambulanten und unterstützenden Dienst.<br />
3<br />
Übersicht über die<br />
Ange<strong>bote</strong> im Internet<br />
Im Internet präsentiert sich die Kirchliche<br />
Sozialstation Schramberg seit der Einweihung<br />
in einer eigenen Präsenz: unter<br />
www.kirchl-sozialstation-schramberg.de.<br />
Angelehnt an das Design der Ende 2009<br />
gestarteten neuen Präsenz der stiftung<br />
st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn, aber unter<br />
eigenem Logo informiert die Sozialstation<br />
unter dem Motto „Pflegen und Begleiten zu<br />
Hause – Wir tun’s gern“ über ihr Selbstverständnis<br />
als ökumenische Einrichtung, den<br />
Einzugsbereich ihres ambulanten Dienstes<br />
(<strong>St</strong>adt Schramberg mit Waldmössingen und<br />
die Gemeinden Aichhalden mit Rötenberg,<br />
Hardt und Lauterbach) und ihre Geschichte.<br />
Unter den „Neuigkeiten“ findet sich etwa<br />
der Hinweis, dass eine Mitarbeiterin die<br />
Mentorenausbildung abgeschlossen hat und<br />
die Sozialstation somit ab Herbst <strong>2010</strong><br />
auch einen Ausbildungsplatz für Altenpflege<br />
anbieten kann.<br />
Eine grundlegende Übersicht über die<br />
verschiedenen Ange<strong>bote</strong> der Kirchlichen<br />
Sozialstation gibt eine eigene Seite:<br />
Grund- und Behandlungspflege<br />
vom An- und Auskleiden, Waschen<br />
über medizinische Maßnahmen bis zu<br />
hauswirtschaftlichen Hilfen;<br />
Verhinderungspflege, wenn eine<br />
Pflegeperson im Urlaub oder krank ist;<br />
Beratungsgespräche<br />
für Pflegegeldempfänger;<br />
Essen auf Rädern vermittelt Mahlzeiten<br />
aus dem Gasthaus „Schlossberg“;<br />
Beratung in pflegerischen, sozialen<br />
und finanziellen Fragen;<br />
Fahr- und Begleitdienste, z.B. zum<br />
Friseur oder zum Arzt;<br />
Schulungen in der eigenen<br />
Häuslichkeit zur Bewältigung der<br />
Pflegesituation in der eigenen Wohnung;<br />
Organisierte Nachbarschaftshilfe,<br />
die mit freiwilligen Helfern Unterstützung<br />
im Haushalt anbietet;<br />
Betreuung von Menschen mit<br />
Demenz stundenweise in der eigenen<br />
Wohnung und im Rahmen einer<br />
Betreuungsgruppe.<br />
Daneben informiert die Homepage auch<br />
über offene <strong>St</strong>ellen und bietet mehrere<br />
Flyer zum Download an wie etwa zur<br />
Nachbarschaftshilfe oder zur Schulung in<br />
der eigenen Häuslichkeit.
Hörschädigung und Teilhabe<br />
Gefahr der Ausgrenzung durch geeignete<br />
Kommunikationsmittel überwinden<br />
Heiligenbronn. „Man kann nicht nicht<br />
kommunizieren.“ Dieser berühmte Satz des<br />
Kommunikationsforschers Paul Watzlawick<br />
bekommt bei der Kommunikation zwischen<br />
gehörlosen und hörenden Menschen einen<br />
ganz eigenen <strong>St</strong>ellenwert. Wenn diese<br />
beiden Personen keine gemeinsame Sprache<br />
haben, wird auch dadurch eine Botschaft<br />
transportiert: „Ich verstehe nicht, was du mir<br />
sagen willst, zwischen uns ist eine Mauer,<br />
du bist mir ein Fremder.“<br />
Anders ausgedrückt ist die Gefahr sehr<br />
groß, dass mit einer Hörschädigung eine<br />
Ausgrenzung verbunden ist. Damit bei<br />
der Kommunikation diese Ausgrenzung<br />
überwunden werden kann, sind geeignete<br />
Kommunikationsmittel notwendig, die<br />
beide Partner beherrschen und verstehen.<br />
Kommunikationsmittel als Aufgabe<br />
Die Vermittlung dieser Kommunikationsmittel<br />
ist die Aufgabe der Hörgeschädigtenpädagogik.<br />
Vor 150 Jahren haben die Schwestern<br />
von Heiligenbronn sich dieser Aufgabe<br />
gestellt und heute wird dies von der stiftung<br />
st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn weitergeführt.<br />
Dabei war die frühere Gehörlosenschule<br />
und ist das heutige Förderzentrum Hören<br />
und Sprechen in die vielfältigen Fragestel-<br />
Bewohnerin Annerose Weigert gebärdet hier das<br />
Zeichen für „Gebärde“, wobei die Drehbewegung<br />
der Hände durch die Pfeile veranschaulicht ist.<br />
Auf der Website www.stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />
wird jede Woche eine neue „Gebärde der Woche“<br />
vorgestellt. Foto: Ronecker<br />
Sprachbildung ist für hörgeschädigte Schüler eine durchgehende Aufgabe, wobei die Kommunikation<br />
sich nicht auf die Lautsprache beschränkt. Auch im Unterricht an der Schule für Hörgeschädigte<br />
(hier mit Lehrerin Birgit Hauser) werden etwa lautsprachbegleitende Gebärden eingesetzt oder auch<br />
die Deutsche Gebärdensprache, wenn die Verständigung dies erfordert. Foto: Bormann<br />
lungen und teilweise heftigen Diskurse um<br />
die Frage einbezogen, welches die richtigen<br />
Kommunikationsmittel sind. Dazu gehört<br />
die Auseinandersetzung um Laut- oder Gebärdensprache<br />
ebenso wie die Frage um<br />
den richtigen Lernort.<br />
Verständigung mit den Hörenden<br />
Eine Frage ist auch, ob der hörgeschädigte<br />
Mensch sich mit seinen Kommunikationsmöglichkeiten<br />
auf die hörende Welt einstellen<br />
Die stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />
heiligenbronn stellt sich diesen<br />
Fragen und ist bemüht,<br />
ihre Ange<strong>bote</strong> so auszugestalten,<br />
dass sie den einzelnen<br />
Menschen mit Hörschädigung<br />
bestmögliche Entfaltungsmöglichkeiten<br />
bieten und eine<br />
selbstbestimmte Lebensform<br />
fördern.<br />
4<br />
muss oder wie weit sich hörende Menschen<br />
Kommunikationsmittel aneignen müssen,<br />
die auch gehörlose Personen verstehen.<br />
Die stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
stellt sich diesen Fragen und ist bemüht,<br />
ihre Ange<strong>bote</strong> so auszugestalten, dass sie<br />
den einzelnen Menschen mit Hörschädigung<br />
bestmögliche Entfaltungsmöglichkeiten<br />
bieten, eine selbstbestimmte Lebensform<br />
fördern und gleichzeitig die Teilhabe am<br />
gesellschaftlichen Leben unterstützen und<br />
fördern.<br />
Unterstützung für alle Lebensphasen<br />
Die Unterstützung bezieht sich auf alle<br />
Lebensphasen, in denen auf die verschiedenen<br />
Fragen auch unterschiedliche Antworten<br />
notwendig werden. Wichtig dabei<br />
ist uns, dass wir genau darauf achten, was<br />
die Erwartungen der Betroffenen bzw. ihrer<br />
Eltern sind. Eine besondere Herausforderung<br />
sehen wir in der Begleitung und Förderung<br />
der Personen, die neben ihrer Hörschädigung<br />
noch weitere Handicaps mitbringen.<br />
Hubert Bernhard, Norbert Rapp<br />
Vorstand<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>skalender<br />
Wann? Was? Wo?<br />
Montag, 27. <strong>September</strong>, 8.30 Uhr Einführungsveranstaltung für neu eingestellte Heiligenbronn,<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>smitarbeiterinnen und -mitarbeiter Konferenzraum Bonaventura<br />
Dienstag, 28. <strong>September</strong>, 19 Uhr Interview zum Förderzentrum Hören und Radio Neckarburg,<br />
Sprechen in Heiligenbronn Sendung „Kirche live zu Gast“<br />
Dienstag, 28. <strong>September</strong>, 19.30 Uhr „Lebensthemen heute“: Vortrag über das<br />
Spannungsfeld Öffentlichkeit – Privatheit<br />
Heiligenbronn, Haus Lebensquell<br />
Mittwoch, 29. <strong>September</strong>, ab 10 Uhr Altenzentren im Kirchenpavillon:<br />
Regionen Rottweil u. Tübingen präsentieren Projekte<br />
VS-Schwenningen, Landesgartenschau<br />
Mittwoch, 29. <strong>September</strong>, 15 Uhr Herbstfest mit Musikakteur Trossingen, Altenzentrum Hohner-Heim<br />
Freitag, 1. Oktober, 15 Uhr Festakt zum 150-jährigen Jubiläum der<br />
Schule für Hörgeschädigte in Heiligenbronn<br />
Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Sonntag, 3. Oktober, 10 bis 17 Uhr Tag der offenen Tür im Förderzentrum Hören Heiligenbronn, Kirche <strong>St</strong>. Gallus,<br />
und Sprechen mit Gottesdienst und Vorführungen Förderzentrum, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Sonntag, 3. Oktober, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde mit Schülern der Trossingen,<br />
Musikschule Trossingen Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />
Sonntag, 3. Oktober, 18 Uhr Transitus-Fest des Klosters mit anschließender<br />
Begegnung im Refektorium<br />
Heiligenbronn, Kirche <strong>St</strong>. Gallus<br />
Montag, 4. Oktober, 15 Uhr Modenschau mit musikalischer Umrahmung Tuttlingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna<br />
Donnerstag, 7. Oktober, 8.45 Uhr Pflegefachtag der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> zu<br />
„Kinästhetik – Beziehung über Bewegung“<br />
Rottweil, Adolf-Kolping-Haus<br />
Samstag, 9. Oktober, 9 bis 13 Uhr Aktionstag der Behindertenhilfe zur Woche<br />
des Sehens u.a. mit Parcours unter der Binde<br />
Schramberg, Rathausplatz<br />
Samstag, 9. Oktober, 13 Uhr Tag des Bürgerheims Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim<br />
Donnerstag, 14. Oktober, 8 Uhr Seniorengruppe Alter-nativ: Ausflug ins<br />
Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck<br />
Abfahrt in Heiligenbronn<br />
Freitag, 15. Oktober, 13.15 Uhr Einführungstag der Behindertenhilfe Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Samstag, 16. Oktober, 9 Uhr Elternsprechtag der beiden Förderzentren Heiligenbronn, Schulräume<br />
Samstag, 16. Oktober, 9.30 Uhr Angehörigentag der Behindertenhilfe<br />
Erwachsene<br />
Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Mittwoch, 20. Oktober, 20 Uhr Marktplatz Kirche: Vortrag von Karikaturist<br />
Werner Tiki Küstenmacher „Simplify your life“<br />
Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Donnerstag, 21. Oktober, 16.30 Uhr „Alter hat Zukunft“: Berichte über Tiere Tübingen,<br />
als Besucher Evangelisches Gemeindehaus Lustnau<br />
Samstag, 23. Oktober, 10 Uhr Heiligenbronner Herbsttag für Taubblinde zum<br />
Thema „Musik – Kraft, die mich berührt“<br />
Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Sonntag, 24. Oktober, ab 11.15 Uhr Tag der Begegnung mit Festgottesdienst,<br />
großem Flohmarkt und buntem Programm<br />
Tuttlingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna<br />
Dienstag, 26. Oktober, 15 Uhr Oktoberfest mit der Karl-<strong>St</strong>orz-Werkskapelle Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim<br />
Dienstag, 26. Oktober, 17 Uhr Kinder-Uni Schramberg: ”Warum gibt es<br />
Silber im Schwarzwald?“ mit Prof. Markl<br />
Schramberg, Aula des Gymnasiums<br />
Samstag, 30. Oktober, 9.30 Uhr CHARGE-Treffen für Familien mit betroffenen<br />
Kindern aus Baden-Württemberg<br />
Heiligenbronn, Konferenzraum<br />
Dienstag, 2. November, 17 Uhr Gedenkveranstaltung für die Verstorbenen Geislingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Martin<br />
Sonntag, 7. November, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde mit <strong>St</strong>udenten der Trossingen,<br />
Musikhochschule Trossingen Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />
Dienstag, 9. November, 17 Uhr Mitarbeiterversammlung der Behindertenhilfe Kirche <strong>St</strong>. Gallus und Glöckler-Saal<br />
Dienstag, 7. Dezember, 14.30 Uhr Adventsmarkt mit Heiligenbronner Produkten Heiligenbronn, Klosterhof<br />
bis 20 Uhr und besinnlichem Programm<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10<br />
5
Schule für Hörgeschädigte ist 150 Jahre alt<br />
Erste Lehrerinnen betraten Neuland<br />
Heiligenbronn. Das Förderzentrum Hören<br />
und Sprechen in Heiligenbronn feiert am<br />
ersten Oktoberwochenende 150-jähriges<br />
Jubiläum. Seit 1860 werden hörgeschädigte<br />
Kinder und Jugendliche in Heiligenbronn und<br />
von Heiligenbronn aus gefördert, unterrichtet,<br />
betreut und beruflich ausgebildet.<br />
Dazu gibt es einen Festakt mit geladenen<br />
Gästen am Freitag, 1. Oktober, sowie einen<br />
Tag der offenen Tür am Sonntag, 3. Oktober<br />
(siehe unten), bei dem insbesondere alle<br />
ehemaligen Schülerinnen und Schüler eingeladen<br />
sind.<br />
Mit Karoline Seckinger aus Schramberg<br />
wurde das erste gehörlose Mädchen in das<br />
gerade mal drei Jahre alte Kloster mit seinem<br />
„Rettungshaus“ aufgenommen. Die Schwestern<br />
taten dies aber nicht ohne Vorbereitung,<br />
denn schon zuvor war Schwester Rosa<br />
Glatthaar zur Fortbildung für den Gehörlosenunterricht<br />
ins Kloster Dillingen gegangen.<br />
Unterricht für „Taubstumme“ war damals<br />
noch Neuland. Diesen Weg betraten mutig<br />
auch die Heiligenbronner Schwestern und<br />
begründeten damit eine Tradition, die bis<br />
heute Bestand hat und zusammen mit der<br />
Aufnahme von blinden Schülern ab 1868<br />
dazu führte, dass Heiligenbronn ein Zentrum<br />
in der Förderung sinnesbehinderter Menschen<br />
wurde. Dem Klostergründer und<br />
Beichtvater David Fuchs lagen Kinder mit<br />
Hörschädigung besonders am Herzen, wie<br />
Historiker Ulrich Windhab in seinem Beitrag<br />
für die Festschrift schreibt. Ihnen das Wort<br />
Gottes zu verkünden, schien hoffnungslos,<br />
war aber doch in seinen Augen wiederum<br />
Vorbedingung für ein sittlich tiefes Leben.<br />
„Ehrgeiziger Weg und starker Wille“<br />
Aus der ehemaligen „Taubstummenanstalt“,<br />
die stets großen Wert auf gute Qualifikation<br />
der Lehrerinnen legte und auch von vornherein<br />
die beruflichen Perspektiven einschloss,<br />
ist heute das „Förderzentrum Hören und<br />
Sprechen“ der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
als modernes und innovatives<br />
Bildungszentrum für hörgeschädigte Kinder<br />
und Jugendliche geworden. „Die Entwicklung<br />
der letzten 150 Jahre“, formulieren Roland<br />
Flaig und Günter Seger als Leiter der Behindertenhilfe<br />
in der zum Jubiläum erscheinen-<br />
Gehörlosenschule anno 1955 mit Schwester Karolina Maier als junger Lehrerin: die Anordnung der<br />
Kinder im Halbkreis, die das Mundablesen und gegenseitige Verständigung ermöglicht, war bereits<br />
damals <strong>St</strong>andard. Foto: Kasenbacher<br />
den Festschrift, „beschreibt einen ehrgeizigen<br />
Weg und den starken Willen vieler Schulleiter,<br />
Lehrer, Erzieher und Elternvertreter, den<br />
steigenden Anforderungen an die Arbeit<br />
der Hörgeschädigtenpädagogik gerecht zu<br />
werden. Ohne sie wäre dieses 150-jährige<br />
Jubiläum so nicht möglich.“<br />
Dezentralisierung und Schulneubau<br />
Markante Punkte aus der jüngsten Vergangenheit<br />
des Förderzentrums mit seiner Schule<br />
für Hörgeschädigte sind etwa die zusätzliche<br />
Aufnahme von Kindern mit auditiven Wahrnehmungs-<br />
und Verarbeitungsstörungen<br />
(AVWS), die stärkere Dezentralisierung mit<br />
der Eröffnung von Außenklassen in mehreren<br />
Landkreisen wie überhaupt die Zunahme<br />
von Frühförderungen am Wohnort und<br />
Kooperationen mit anderen Schulen, um eine<br />
integrative Beschulung zu ermöglichen.<br />
Im Jubiläumsjahr haben aber auch die<br />
Bauarbeiten zum neuen Schulzentrum<br />
<strong>St</strong>. Benedikt begonnen, in dem die Schule<br />
für Hörgeschädigte nach über 100 Jahren<br />
neue Räumlichkeiten erhalten wird. Wo und<br />
wie heute gelernt wird, können die Besucher<br />
beim Tag der offenen Tür in vielfältiger<br />
Form erleben. Ewald Graf<br />
6<br />
Tag der offenen Tür<br />
mit vielen Aktionen<br />
Das umfangreiche Programm zum Tag der<br />
offenen Tür am Förderzentrum Hören und<br />
Sprechen in Heiligenbronn am Sonntag,<br />
3. Oktober, beginnt um 10 Uhr mit einem<br />
gemeinsamen Gottesdienst. Anschließend<br />
sind bis 17 Uhr Aktionen für jung und alt,<br />
Informationen und Präsentationen ge<strong>bote</strong>n.<br />
Für Speis und Trank wird vor und im<br />
Elisabetha-Glöckler-Saal gesorgt.<br />
Programmpunkte im einzelnen:<br />
kostenloser Hörtest<br />
Infos zu Hörschädigungen<br />
Kinderschminken<br />
Spielmobil<br />
Musical „Tabaluga“<br />
Schüleraufführungen mit Tanz, Gesang<br />
und Pantomime<br />
Torwandschießen und Glücksrad<br />
Quiz zur Hörschädigung mit<br />
kleinen Preisen<br />
Filme aus dem Schulleben<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10
Para-Olympics-Day zum Abschied Frank Höfles aus dem Leistungssport<br />
Viele Weggefährten feierten mit<br />
Heiligenbronn. „Jetzt kommen meine Kinder<br />
wieder“, meinte eine Ordensschwester,<br />
als zum Auftakt des Para-Olympics-Day im<br />
Juli unter den Behindertensportlern auch<br />
einige ehemalige Heiligenbronner Schüler<br />
eintrafen: zum Abschied von Langläufer,<br />
Biathlet und Radfahrer Frank Höfle nach<br />
27 Jahren Wettkampfsport (siehe auch <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong><br />
2/<strong>2010</strong>) kamen mit der Behinderten-Skinationalmannschaft<br />
und vielen<br />
weiteren Weggefährten auch Verena und<br />
Michael Bentele sowie Michaela Fuchs, die<br />
wie Frank Höfle an der Schule für Blinde<br />
und Sehbehinderte Heiligenbronn mit dem<br />
Sport begonnen hatten. So wurde der Tag<br />
zum Wiedersehen vieler alter Bekannter in<br />
herzlicher Atmosphäre.<br />
Zunächst zu Gast bei der Schwesterngemeinschaft<br />
des Klosters, lernte die Gästeschar<br />
bei Führungen Näheres über die Einrichtungen<br />
in Heiligenbronn kennenlernen. Im<br />
Elisabetha-Glöckler-Saal, dekoriert mit den<br />
zahlreichen Pokalen und Medaillen Frank<br />
Höfles und seinen Paralympics-Dresses,<br />
erlebten die über 200 Zuhörer einen beeindruckenden<br />
Auftritt der Blindenschulband<br />
„No Guggies“ mit ihren stimmstarken Sängerinnen<br />
(siehe auch Artikel S. 15) und<br />
wurden auch von der Band „Double S Jazz“<br />
und Bewohner Manfred Hausmann unter-<br />
Und noch ein Pokal für Frank Höfle (Mitte) – hier<br />
überreichen ihm Günther Lerchner (links) und<br />
Präsident Friedhelm-Julius Beucher vom Deutschen<br />
Behindertensportverband einen Pokal für<br />
besondere Verdienste. Fotos: Ronecker<br />
halten. Moderator Michael Loskarn führte<br />
durch das vielseitige Programm, zu dem<br />
auch Videoclips über Frank Höfle gehörten.<br />
Leistung Behinderter anerkennen<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Hubert Bernhard betonte<br />
das grundsätzliche Anliegen, dass die Leistung<br />
von behinderten Menschen im und<br />
Und nochmal Gold für Frank Höfle, diesmal zum an den Nagel hängen: ein goldlackierter Ski mit den<br />
Unterschriften seiner Nationalmannschaftskollegen, überreicht von Verena Bentele und Thomas Oelsner<br />
(links), rechts Ehefrau Bernadette Neuerer-Höfle, selbst ehemalige Langläuferin.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10 7<br />
außerhalb des Sports anerkannt werde.<br />
Präsident Dieter Schmidt-Volkmar vom<br />
Landessportverband Baden-Württemberg<br />
charakterisierte Frank Höfle mit diversen<br />
Charakterzügen vom „Medaillensammler“<br />
über den „Anspruchsvollen“ bis hin zum<br />
„Unkonventionellen“. Sein „Vermächtnis“, die<br />
Einbeziehung des Behindertensports, werde<br />
der Landessportverband in der Nachwuchsförderung<br />
konkret angehen. Gemeinsam<br />
mit Rolf Nübel und Karlhelm Grießer vom<br />
Sportkreis Rottweil überreichte Schmidt-<br />
Volkmar an Höfle den Ehrenbrief.<br />
Friedhelm-Julius Beucher, Präsident des Deutschen<br />
Behindertensportverbands, erinnerte<br />
daran, dass hinter Frank Höfle wie jedem<br />
anderen Sportler immer ein Team stehe.<br />
Höfle habe „den Integrationsfaktor Sport in<br />
diesen 27 Jahren immer gelebt und gezeigt<br />
und die Entwicklunggeschichte des nordischen<br />
Behindertensports mitgeschrieben“.<br />
Auch zwei Talkrunden lockerten den Para-<br />
Olympics-Day auf. Moderator Loskarn<br />
interviewte die befreundeten ehemaligen<br />
Skispringer Christof Duffner, Alexander Herr<br />
und Hansjörg Jäkle sowie Kombinierer<br />
Georg Hettich über ihre Karriereenden und<br />
ihr Leben nach dem Sport. Zu Frank Höfle<br />
meinte Jäkle, der ihn schon vom Skiinternat<br />
Furtwangen kennt, er sei immer „wie ein<br />
vollgeladener Akku“.<br />
Talkrunde zur Inklusion<br />
In einer zweiten Runde, moderiert vom<br />
„Goldmädchen“ in Vancouver und Germanistik-<strong>St</strong>udentin<br />
Verena Bentele, äußerten sich<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Norbert Rapp, Präsident<br />
Beucher, Professor Bernd Schwien und der<br />
ehemalige Landtagsabgeordnete Franz<br />
Schuhmacher zum Thema Behinderung<br />
und Gesellschaft. Sport könne ein Baustein<br />
zur Inklusion sein, aber oft sei die Gesellschaft<br />
noch nicht so weit, warnte Beucher.<br />
Der Abschluss des „schönen Kapitels“ für<br />
Frank Höfle brachte mit Spendenhäuschen<br />
und dem Erlös der Bar auch über 1000 Euro<br />
Spenden für die Aktion Wir machen Schule –<br />
damit auch künftigen Schülergenerationen<br />
neue Lebensperspektiven erschlossen<br />
werden können. Ewald Graf
VfB-Fußballschule mit Schülern der Förderzentren<br />
Spaß an Bewegung und Ballführung<br />
Heiligenbronn. Mitten in der Fußball-WM<br />
in Südafrika wurde für 36 Schüler und<br />
Schülerinnen an den Förderzentren der<br />
stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn das Spiel<br />
mit dem runden Leder zur praktischen<br />
Herausforderung: die Fußballschule des VfB<br />
<strong>St</strong>uttgart mit dem Ex-Profi Günther Schäfer<br />
übte mit ihnen auf dem <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Sportplatz<br />
in Heiligenbronn.<br />
Günther Schäfer mit seinem dreiköpfigen<br />
Trainerteam kam dank dem Engagement der<br />
Baden-Württembergischen Bank einen Tag<br />
nach Heiligenbronn. „Das ist eine besondere<br />
Aufgabe für uns, das haben wir noch<br />
nie gemacht“, sagte Günther Schäfer zum<br />
Trainingsauftakt den voller Vorfreude und<br />
Spannung wartenden sinnesbehinderten<br />
Kindern und Jugendlichen. Für die hör- und<br />
sehgeschädigten Fußballfans, bereits ins<br />
VfB-Dress gekleidet, hatte sich das Team<br />
spezielle Übungen ausgedacht.<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Hubert Bernhard zeigte<br />
sich dankbar für diesen Schulungstag mit<br />
den Profitrainern. Er sei auch begeistert,<br />
so Bernhard, von der Zielsetzung der VfB-<br />
Jugendarbeit, neben dem sportlichen<br />
Können den jungen Menschen auch Werte<br />
zu vermitteln.<br />
Mit 19 Jahren Profierfahrung aus der Bundesliga,<br />
wobei er zweimal mit dem VfB <strong>St</strong>uttgart<br />
Fußballschul-Leiter und Ex-Profi Günther Schäfer<br />
(links) brachte den fußballbegeisterten Schülern die<br />
richtigen Körperdrehungen bei.<br />
Auch die Ballführung stand auf dem Programm der Fußballschule des VfB <strong>St</strong>uttgart in Heiligenbronn.<br />
Schüler der Förderzentren mit Hör- oder Sehschädigung bekamen von den Trainern (hier Jens Andrei)<br />
viele Tipps und Tricks vermittelt. Fotos: Bormann<br />
Deutscher Meister wurde, berichtete der<br />
Übungsleiter zwar von einer beeindruckenden<br />
sportlichen Bilanz, aber Schäfer und<br />
seine Trainerkollegen Jens Andrei, Ben Blümle<br />
und Paul Wrensch ließen die Schüler nicht<br />
in Ehrfurcht erstarren, sondern sorgten für<br />
Auflockerung und Spaß an Bewegung und<br />
Ballführung. Sportlehrer und Betreuer aus<br />
den Förderzentren unterstützten das Training.<br />
Mit einer gemeinsamen Koordinationsübung<br />
wurden die im Fußball wichtigen Bewegungswechsel<br />
eingeübt, wobei die Namen<br />
der vier WM-Halbfinalisten in Südafrika jeweils<br />
das Signal für eine andere Richtung gaben.<br />
Beim Besuch im VfB-Trainingslager in Donaueschingen kamen die Teilnehmer der Fußballschule in Kontakt<br />
zu den aktuellen Profis des Bundesligisten und sammelten auf Karten und T-Shirts viele Autogramme.<br />
Auf unserm Bild eine Gruppe von Schülern mit VfB-Jugendnationalspieler Patrick Funk (Mitte).<br />
8<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10
In kleineren Übungsgruppen, darunter auch<br />
eine speziell für die sehbehinderten Schüler,<br />
wurden verschiedene Fertigkeiten geübt wie<br />
Ballführung und Schusstechnik oder Körperdrehungen<br />
trainiert. Günther Schäfer machte<br />
den Heiligenbronner Jungkickern dabei<br />
auch durch praktische Beispiele wie aus dem<br />
Champions-League-Finale mit Bayern<br />
München klar, was oft falsch gemacht wird.<br />
So war der Trainingstag für die voller Eifer<br />
und Spielfreude mitmachenden Schüler<br />
äußerst lehrreich und angefüllt mit neuen<br />
Übungen und ersten Erfolgserlebnissen<br />
wie Tricks, die sie lernten, und erfolgreichen<br />
Heiligenbronn. Das Sports-Dinner der<br />
stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn mit dem<br />
bisherigen Teammanager des VfB <strong>St</strong>uttgart,<br />
Horst Heldt, bot den 200 Zuhörern einen<br />
kurzweiligen und unterhaltsamen Abend mit<br />
Einblicken hinter die Kulissen der Fußball-<br />
Bundesliga und gleichzeitig wurde er zum<br />
„Volltreffer für sinnesbehinderte Kinder“.<br />
563 Euro Spenden pro VfB-Tor<br />
Das Sports-Dinner, durch die Baden-Württembergische<br />
Bank ermöglicht, war der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Spendenaktion<br />
Wir machen Schule.<br />
Machen Sie mit gewidmet, mit der der Bau<br />
der neuen Schule für sinnesbehinderte Kinder<br />
gefördert wird. Die Besucher nahmen an<br />
einem Torprämien-Gewinnspiel teil, bei dem<br />
sie für jedes Tor des VfB in der kommenden<br />
Bundesliga-Saison einen frei gewählten<br />
Betrag spenden, so dass nun pro VfB-Tor<br />
563 Euro für die neue Schule zusammen<br />
kommen, was eine fünfstellige Summe in<br />
Aussicht stellt – je nach der Torquote.<br />
„Jedes Tor, das der VfB in der kommenden<br />
Saison schießt“, kündigte Vorstand Hubert<br />
Bernhard an, sei damit „ein Volltreffer für<br />
sinnesbehinderte Kinder“.<br />
Unter den Teilnehmern der Tor-Spenden wie<br />
unter den Schützen des Torwandschießens<br />
zu Beginn des Abends verlosten Heldt und<br />
die Vorstände der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> die von der BW-<br />
Bank gestifteten Preise: mehrere VIP-Eintrittskarten<br />
für VfB-Heimspiele, VfB-Trikots und<br />
Bälle mit Autogrammen der Spieler. Horst<br />
Heldt stiftete zusätzlich zwei VIP-Eintritts-<br />
Schüssen aufs Tor. Am Nachmittag krönte<br />
noch ein kleines Turnier mit mehreren Gruppen<br />
den Fußballtag.<br />
Auch die Trainer begeistert<br />
Auch das Trainerteam des VfB war von der<br />
Motivation, Disziplin und Begeisterung der<br />
sinnesbehinderten Schüler angetan und bot<br />
sogar an, noch einmal zu kommen, wofür<br />
Direktor Karl-Josef Prothmann von der BW-<br />
Bank spontan seine Unterstützung zusagte.<br />
Besuch im VfB-Trainingslager<br />
Doch für die 36 Fußballschüler und -schülerinnen<br />
schloss sich gleich ein weiterer auf-<br />
karten seines neuen Vereins Schalke 04 und<br />
ein Trikot des Nationaltorwarts Neuer.<br />
Im Gespräch mit Direktor Karl-Josef Prothmann<br />
von der BW-Bank, Geschäftsbereich<br />
Zollernalb und Schwarzwald-Baar, hielt der<br />
ehemalige Sportliche Leiter des VfB in zwei<br />
„Halbzeiten“ Rückschau auf die Fußball-WM<br />
in Südafrika wie auf seinen eigenen sportlichen<br />
Weg mit 359 Bundesligaspielen bei<br />
mehreren Vereinen und unter verschiedenen<br />
Trainern: „Es gibt nichts Schöneres, als Fußballprofi<br />
zu sein“, schwärmte Heldt.<br />
Heldts Erzählungen aus seinen viereinhalb<br />
Jahren Managertätigkeit beim VfB <strong>St</strong>uttgart<br />
gaben den Zuhörern Einblicke in das Transfergeschäft<br />
und die Spielerpolitik des VfB <strong>St</strong>utt-<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10 9<br />
regender Tag an. Am folgenden Morgen<br />
ging es gemeinsam mit ihren Sportlehrern<br />
per Bus nach Donaueschingen zum<br />
Trainingslager der VfB-Profis, wo sie eine<br />
Trainingseinheit verfolgen konnten.<br />
Anschließend kamen sie in hautnahen<br />
Kontakt mit den Bundesligaprofis und auch<br />
mit Trainer Christian Gross, die durch das<br />
Spalier der Heiligenbronner Schüler gingen,<br />
Autogramme verteilten und sich auch<br />
gemeinsam mit den Schülern zu Erinnerungsfotos<br />
postierten. Ewald Graf<br />
Sports-Dinner mit Ex-VfB-Manager Horst Heldt<br />
Fußball-Fachsimpelei ein „Volltreffer“<br />
Der bisherige Teammanager des Fußball-Bundesligisten VfB <strong>St</strong>uttgart, Horst Heldt (Mitte), stand beim<br />
Sports-Dinner der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> im Elisabetha-Glöckler-Saal Moderator Karl-Josef Prothmann von der BW-Bank<br />
(rechts) Rede und Antwort. <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Hubert Bernhard (links) stellte die Spendenaktion<br />
„Wir machen Schule“ vor. Foto: Bormann<br />
gart. Thema war auch der <strong>St</strong>adionumbau in<br />
<strong>St</strong>uttgart und seine Motivation für den<br />
Wechsel zu Schalke.<br />
Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstände Hubert Bernhard<br />
und Norbert Rapp bedankten sich für die<br />
Unterstützung der Teilnehmer wie das<br />
Engagement der BW-Bank. Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-<br />
Küche servierte ein kaltes Buffet mit vielen<br />
Leckereien und die Gäste nutzten in der<br />
„Halbzeit“ wie am Schluss ausgiebig die<br />
Gelegenheit, sich über das Gehörte auszutauschen<br />
und selbst über den Fußball zu<br />
fachsimpeln. Auch nach diesem Abend<br />
besteht weiterhin die Gelegenheit, sich am<br />
Torprämienspiel zu beteiligen (Infos unter<br />
07422 569-388). Ewald Graf
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest <strong>2010</strong> mit Ehrungen der Werkstatt-Beschäftigten<br />
Kirche hat ein Weltbild zu bieten, „das<br />
diese Welt zutiefst menschlich macht“<br />
Heiligenbronn. Zum „<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Geburtstag“<br />
am 1. Juli begrüßte Superior Rolf Oster Bewohner,<br />
Schüler und Mitarbeiter der stiftung<br />
st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn und die Schwesterngemeinschaft<br />
in der prall gefüllten Wallfahrtskirche<br />
<strong>St</strong>. Gallus. Vor 17 Jahren hatte<br />
an diesem Tag das Kloster seine Immobilien<br />
und Behinderteneinrichtungen in Heiligenbronn,<br />
Rottweil und Baindt an die dafür<br />
gegründete junge <strong><strong>St</strong>iftung</strong> übertragen.<br />
Den gesangreichen Gottesdienst zum Auftakt<br />
des alljährlichen <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfestes gestalteten<br />
das Förderzentrum Sehen und eine<br />
Schwestern-Musikgruppe unter anderem<br />
mit Liedern von Peter Janssens. Die blinden<br />
und sehbehinderten Schüler thematisierten<br />
in einem Interviewspiel die Bauarbeiten im<br />
Klosterhof und für die neue Schule, die sie<br />
im Alltag ebenfalls beschäftigen, dringen<br />
doch Lärm und <strong>St</strong>aub bis in die Unterrichtsräume<br />
der rund um den Klosterhof gelegenen<br />
Blindenschule. Und so erläuterten sie<br />
der versammelten <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sgemeinschaft,<br />
wozu dies alles notwendig sei: der Klosterhof<br />
wird neu gestaltet gerade auch im Hinblick<br />
Die Heiligenbronner Baustellen beschäftigten die Schüler des Förderzentrums Sehen so sehr, dass sie dies<br />
im Gottesdienst in der Wallfahrtskirche <strong>St</strong>. Gallus zum Thema machten und unter Regie von Lehrerin<br />
Lioba Elsäßer-Fleig im Frage- und Antwort-Spiel darüber informierten. Superior Rolf Oster (links) griff dies<br />
in seiner Ansprache auf. Foto: Graf<br />
auf Leitlinien für blinde und sehbehinderte<br />
Menschen, die im neuen Klosterhof auch<br />
Arbeitsjubilare aus den Werkstätten der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. Franziskus Heiligenbronn ehrte Werkstattleiter Hugo<br />
Keller im Rahmen des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfestes: (von links) Hugo Keller, Ulrike Becker, Hubert Hepfer, Christina Häcker<br />
und Matthias Kempinger. Fotos: Ronecker<br />
ein Übungsfeld erhalten. Und hinter dem<br />
Haus Lebensquell entsteht ein neues Schulgebäude<br />
für hörgeschädigte wie für blinde,<br />
sehbehinderte und taubblinde Schüler.<br />
Gutes Fundament auch für das Leben<br />
Superior Oster griff die Baustellen in seiner<br />
Ansprache auf und hob hervor, dass auch<br />
innerhalb der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> Verbindungen untereinander<br />
geschaffen und erhalten werden<br />
müssten und nicht nur Schulen und Häuser<br />
ein gutes Fundament benötigten, sondern<br />
auch die Menschen in ihrem Charakter und<br />
in ihrem Leben. Dies könne ihnen der Glaube<br />
liefern. Auch in die Fürbitten und Meditationen<br />
floss das Bild von den Bauarbeiten<br />
mit ein.<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> auf 30 <strong>St</strong>andorte gewachsen<br />
Bei sonnigem Wetter konnte die <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sund<br />
Klostergemeinschaft auf dem Platz vor<br />
dem Elisabetha-Glöckler-Saal weiterfeiern.<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>svorstand Norbert Rapp ging in seinem<br />
Grußwort darauf ein, dass die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
seit ihrer Gründung durch neue Aufgaben<br />
herausgefordert wurde und von ursprüng-<br />
10 <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10
lich drei auf inzwischen 30 <strong>St</strong>andorte angewachsen<br />
sei. Dies liege auch daran, dass<br />
die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> möglichst nah zu den Menschen<br />
hingehe. Rapp zeigte sich auch dankbar<br />
dafür, dass die Ange<strong>bote</strong> der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> geschätzt<br />
würden.<br />
Schwestern haben Grundstein gelegt<br />
Mit dem <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest werde auch das<br />
Kloster Heiligenbronn und die Verbindung<br />
zu ihm gefeiert, betonte Norbert Rapp. Die<br />
Schwestern hätten die Grundlagen gelegt,<br />
wofür er ihnen dankte.<br />
Rapp thematisierte aber auch den schweren<br />
<strong>St</strong>and, den die Kirche momentan in der<br />
Öffentlichkeit hat. Hier sollte geprüft werden,<br />
meinte er, welche Kritik berechtigt sei und<br />
welche nicht hilfreich sei. Diese zeige aber<br />
auch die hohen Erwartungen an die Kirche,<br />
denn diese habe, so der Vorstand, „ein<br />
Weltbild zu bieten, das diese Welt zutiefst<br />
menschlich machen könnte“.<br />
Wunsch nach Selbständigkeit<br />
Die Festteilnehmer wurden auch im Namen<br />
der Bewohner von Heimbeirat Markus Franke<br />
begrüßt, der auf den zunehmenden Wunsch<br />
nach Selbständigkeit der Bewohner hinwies,<br />
was sich in der Entstehung der Außenwohngruppen<br />
zeige. Heute werde auch<br />
eigenständiges Wohnen mit Unterstützung<br />
je nach Bedarf ermöglicht. Auch die Verbindung<br />
zum Kloster sei nie verloren gegangen,<br />
erinnerte Markus Franke und wünschte ein<br />
fröhliches <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest.<br />
Musikalisch unterhalten wurde die <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest-Gemeinschaft<br />
vom Blindenchor „InTakt“<br />
unter Leitung von Georg Sprich mit fröhlichen<br />
Liedern wie dem Schweizer „Glunki<br />
Heiligenbronn. Der Werkstattrat der Behindertenhilfe<br />
Erwachsene in der stiftung st.<br />
<strong>franziskus</strong> heiligenbronn wurde im November<br />
vergangenen Jahres neu gewählt als Interessenvertretung<br />
der rund 150 Beschäftigten<br />
in den Behindertenwerkstätten. Für ihre<br />
Amtszeit von vier Jahren haben sich die neu<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10<br />
Halunki“. Manfred Hausmann spielte am<br />
Keyboard und die Trommelgruppe mit Bewohnern<br />
und Mitarbeitern unter Leitung von<br />
Gabriele Higler brachte sogar ein bisschen<br />
WM-<strong>St</strong>immung mitsamt Tempowechsel<br />
und Zugabe auf den Platz.<br />
Bis zu 45 Jahre in der Werkstatt tätig<br />
Im Rahmen des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfestes wurden<br />
langjährige Beschäftigte mit Hör- oder Sehbehinderung<br />
aus den Blindenwerkstätten<br />
und der Werkstatt für behinderte Menschen<br />
(WfbM) von der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
geehrt.<br />
Werkstattleiter Hugo Keller ging auf die<br />
verschiedenen Arbeitsstationen und Schwerpunkte<br />
der Arbeitsjubilare ein, würdigte ihre<br />
Persönlichkeit auf humorvolle Weise und<br />
überreichte ihnen Urkunde und Geschenk.<br />
Werkstattrat Heiligenbronn als Ansprechpartner<br />
Die Trommelgruppe mit Bewohnern und Mitarbeitern der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn unter<br />
Leitung von Gabriele Higler (Mitte) brachte nochmal ordentlich Schwung ins <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest.<br />
gewählten Räte viel vorgenommen. Sie erhalten<br />
dabei Unterstützung von der unabhängigen<br />
Vertrauensperson Heinz Armbruster,<br />
der die Arbeit begleitet und koordiniert.<br />
Nabeel Kreysler wurde zum Vorsitzenden<br />
des Werkstattrats gewählt, die beiden andern<br />
Für 45-jährige Mitarbeit wurden Willibald<br />
Hüttner und Hubert Hepfer geehrt, der<br />
neben der Tätigkeit in der WfbM auch für<br />
die Gärtnerei aktiv ist. Für 30 Jahre geehrt<br />
wurden Ulrike Becker und Matthias Kempinger,<br />
die jetzt in der Werkstatt tätig sind<br />
und früher in der Hauswirtschaft bzw. der<br />
Blindenwerkstatt arbeiteten. 25-jähriges<br />
Arbeitsjubiläum feierte Bürsteneinzieherin<br />
Christina Häcker, die seit ihrem Eintritt in<br />
der Bürstenmacherei arbeitet.<br />
Sozialdienstmitarbeiterin Kristina Rosenzweig<br />
sorgte beim Fest wie schon zuvor im Gottesdienst<br />
für die Übertragung der Ansprachen<br />
in Gebärdensprache für die gehörlosen<br />
Zuhörer. Vor dem gemeinsamen Abendessen<br />
dankte Günter Seger von der Leitung<br />
Behindertenhilfe allen Helfern auch im<br />
Hintergrund, die ein solches Fest erst<br />
ermöglichten. Ewald Graf<br />
Beschwerden der Beschäftigten werden<br />
behandelt und Initiativen gestartet<br />
11<br />
sind Klaus Gatzweiler und Erich Fischer, der<br />
schon seit 2005 im Gremium mitarbeitet.<br />
Einsatz für Gleichberechtigung<br />
Zu ihrer Motivation und ihren Zielen befragt,<br />
bekundet Nabeel Kreysler, dass er sich für<br />
die Gleichberechtigung zwischen den
Der Werkstattrat der Behindertenhilfe Erwachsene<br />
in Heiligenbronn: (oben von links) Vertrauensperson<br />
Heinz Armbruster, Erich Fischer, (unten von links)<br />
Nabeel Kreysler und Klaus Gatzweiler.<br />
Belangen der Gehörlosen und Schwerhörigen<br />
und denen der Sehbehinderten und<br />
Blinden einsetzen möchte: „Es darf keiner<br />
benachteiligt werden.“ Claus Gatzweiler<br />
findet es reizvoll, sich weiterzubilden und<br />
auch die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> bei Kontakten zu anderen<br />
Räten nach außen zu präsentieren.<br />
Ausflugsziel und Baumaßnahmen<br />
Die Heiligenbronner Werkstatträte befassten<br />
sich in diesem Jahr bereits mit der Gestaltung<br />
des Werkstattausflugs gemeinsam mit<br />
Sozialdienstmitarbeiterin Ursula Fackler und<br />
legten die Ziele für die beiden Ausflugsgruppen<br />
fest. Besprochen wurden auch alltägliche<br />
Probleme wie der Lärm beim Mittagessen<br />
im Speisesaal der Werkstatt, über<br />
den Klagen an den Werkstattrat gekommen<br />
waren. Da dies nie ganz zu vermeiden<br />
ist, wenn 50 bis 60 Menschen beim Essen<br />
zusammensitzen, appellierte der Werkstattrat<br />
an die Einsicht und Mithilfe der Beschäftigten,<br />
sich etwas leiser zu verhalten.<br />
Ein weiteres Thema, das regelmäßig in<br />
den Sitzungen des Rates auftaucht und<br />
protokolliert wird, sind Beschwerden der<br />
Beschäftigten über unhöfliche Busfahrer<br />
oder andere Schwierigkeiten bei der Benut-<br />
Mit den Werkstatträten der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> Liebenau Holding<br />
soll der gegenseitige Austausch<br />
fortgeführt werden.<br />
Werkstatträte aus der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> Liebenau und aus der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn bei der Besichtigung<br />
der Heiligenbronner Landwirtschaft, wo u.a. bei Kartoffelernte und -verkauf auch die „Grüne Gruppe“ der<br />
Werkstatt eingesetzt ist: zweiter von rechts Uwe Wendtlandt, Vorsitzender des Liebenauer Werkstattrats,<br />
vierter von rechts Landwirtschaftsmeister Franz Schneider. Fotos: Graf<br />
zung des Linienbusses, der von Bewohnern<br />
der Außenwohngruppen oder von Beschäftigten<br />
im Ambulant-Betreuten Wohnen<br />
zur Fahrt an den Arbeitsplatz genutzt wird.<br />
Die Werkstatträte geben solche Beschwerden<br />
durchaus den Busunternehmen weiter,<br />
brauchen dazu aber genaue Angaben über<br />
den Vorfall, auf welcher Linie und zu<br />
welcher Uhrzeit sich der Vorfall ereignet hat.<br />
Informiert wurde der Werkstattrat auch von<br />
Heike Händel, Leiterin der Behindertenhilfe<br />
Erwachsene, vor Beginn der Baumaßnahme<br />
über die Sanierung des Klosterhofs in Heiligenbronn,<br />
der ganz gesperrt werden<br />
musste. Somit müssen auf dem Weg zum<br />
Mittagessen in den Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
oder zur Bäckerei Umwege in Kauf genommen<br />
werden.<br />
Fragebogen soll Wünsche erkunden<br />
Mit einem Fragebogen, den die Räte entwickeln,<br />
wollen sie noch besser auf die<br />
Wünsche und Anliegen der Beschäftigten<br />
eingehen können. Das Gremium soll auch<br />
in die Auswahl einer sehbehinderten Person<br />
einbezogen sein, die an dem Projekt „Leitfaden<br />
für Sehbehinderte“ mitarbeitet, das in<br />
einer Sitzung vorgestellt wurde.<br />
Besuch von der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> Liebenau<br />
Auch offiziellen Besuch erhielt der Heiligenbronner<br />
Werkstattrat bereits. Im Juni waren<br />
die Werkstattratskollegen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> Liebenau<br />
Holding einen Tag zu Gast. Die beiden<br />
Vertretungsorgane der behinderten<br />
Beschäftigten in den Werkstätten wollen<br />
den gegenseitigen Austausch, der auf einer<br />
gemeinsamen Fortbildung begonnen hatte,<br />
auch über diesen Besuch hinaus fortführen.<br />
Die vier Liebenauer Werkstatträte arbeiten<br />
in den Grünlandbetrieben und der Betriebstechnik<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> Liebenau.<br />
Der Besuch aus Liebenau mit der dortigen<br />
Vertrauensperson Susanne Nahrmann wurde<br />
vom Heiligenbronner Werkstattrats-Vorsitzenden<br />
Nabeel Kreysler und Sozialdienstmitarbeiterin<br />
Ursula Fackler begrüßt. Ein Film<br />
über die Werkstatt gab den Gästen einen<br />
ersten Eindruck, bei dem auch die Förderange<strong>bote</strong><br />
wie die Arbeitsbegleitenden<br />
Maßnahmen (ABM) und die individuelle<br />
Entwicklungsplanung für die Heiligenbronner<br />
Beschäftigten vorgestellt wurde.<br />
Dann besichtigten die Werkstatträte gemeinsam<br />
die Blindenwerkstätten, die Werkstatt<br />
für behinderte Menschen im Haus Teresa<br />
und die Landwirtschaft der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, wo die<br />
„Grüne Gruppe“ der Werkstatt mitarbeitet.<br />
Die Werkstatträte stellten dabei ihre eigenen<br />
Arbeitsfelder persönlich vor.<br />
Mit den Gästen im <strong>St</strong>all<br />
Der Besuch im Rinder- und Hühnerstall<br />
und die Besichtigung der Arbeiten für den<br />
Eier- und Kartoffelverkauf unter Führung<br />
von Landwirtschaftsmeister Franz Schneider<br />
waren für die Liebenauer Gäste besonders<br />
interessant, da sie in ähnlichen Bereichen<br />
arbeiten. Ewald Graf<br />
12 <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10
Bericht einer Bewohnerin über ein Seminar zum Wohnen<br />
„Es machte es gerade interessant,<br />
wie unterschiedlich wir doch sind“<br />
Heiligenbronn/Weil der <strong>St</strong>adt. Tanja<br />
Kümmel, die im Haus Schönblick der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
in Sulgen wohnt und in der Bürstenmacherei<br />
Heiligenbronn arbeitet, besuchte eigenständig<br />
das Seminar „Zuhause in den eigenen<br />
vier Wänden“ der Lebenshilfe Baden-Württemberg.<br />
Die stark seh- und hörbehinderte<br />
junge Frau verfasste selbst einen Bericht<br />
darüber, den wir hier auszugsweise veröffentlichen:<br />
Liebe Leser und Leserinnen, hiermit möchte<br />
ich Euch vom Seminar erzählen, was ich<br />
alles erlebte und welche Eindrücke ich mit<br />
heim brachte.<br />
Das Seminar war in Weil der <strong>St</strong>adt und ich<br />
fuhr morgens los mit dem Bus bis Rottweil<br />
und nahm den Intercity nach <strong>St</strong>uttgart.<br />
In <strong>St</strong>uttgart erwartete mich auch schon die<br />
Bahnhofsmission, die mich in die S-Bahn<br />
nach Weil der <strong>St</strong>adt setzte. Dort angekommen,<br />
holte mich der Zivildienstleistende von<br />
der Lebenshilfe ab. Im Gästehaus legte ich<br />
all mein Gepäck ab und dann ging es auch<br />
schon mit den ersten Seminarstunden los.<br />
Wir bekamen eine Klemmkarte an die<br />
Kleidung mit unseren Namen darauf. Eine<br />
Vorstellungsrunde und Bewegungsspiele<br />
verhalfen der Gruppe zum Zusammenhalt.<br />
Da ich die einzige Seh- und Hörbehinderte<br />
in dieser Gruppe war, bekam ich von allen<br />
Hilfe, wie es nur ging. Die anderen waren<br />
geistig behindert oder lernbehindert.<br />
Mehr über Wohnformen wissen<br />
Alle hatten in diesen drei Tagen dasselbe<br />
Ziel. Jeder wollte mehr wissen über die<br />
verschiedenen Wohnformen, über die<br />
Kostenträger und die Verträge. Und jeder<br />
wollte wissen, wo es Anlaufstellen gibt.<br />
Alle wohnen auch in unterschiedlichen<br />
Wohnformen. Somit stand fest, dass ein<br />
Austausch sich lohnte.<br />
Die einen bekommen das Persönliche<br />
Budget und die anderen sind noch bei den<br />
Eltern. Einige wohnen im Wohnheim und<br />
einer will es selber in die Hand nehmen,<br />
um das Persönliche Budget zu bekommen<br />
und mit seiner eigenen, ausgesuchten Begleitung<br />
eine Wohnung zu beziehen – ganz<br />
schön mutig. Es machte es gerade interessant,<br />
wie unterschiedlich wir doch sind.<br />
Ich kam zur Erkenntnis, dass ich mich in<br />
meiner Wohnform wohl fühle.<br />
Mit malerischen und gestalterischen Mitteln<br />
und mit Bewegung erfuhren wir mehr<br />
über unser Thema. Vor allem, was man<br />
für die eigenen vier Wände braucht und<br />
Gruppenbild vom Seminar „Zuhause in den eigenen vier Wänden“ mit Tanja Kümmel aus der stiftung<br />
st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn (zweite von links). Fotos: Lebenshilfe Baden-Württemberg<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10 13<br />
Jeder Teilnehmer konnte sich seine „Wohnwelt“<br />
mit verschiedenen Materialien gestalten und den<br />
anderen erklären – hier Tanja Kümmel.<br />
was man können muss, auch, was wichtig<br />
bei Arbeit und Wohnen ist.<br />
Am Abend war einmal ein Spieleabend<br />
und das andere Mal gingen wir Eis essen.<br />
Zum Abschluss bekam jeder Teilnehmer<br />
eine Teilnahmerbescheinigung mit der Unterschrift<br />
der Referentinnen Katja Wangler<br />
und Karin Widmer-Dudek.<br />
Die Kosten für das Seminar hatte ich mit<br />
meinem gesetzlichen Betreuer geregelt.<br />
Die Fahrt organisierte ich selber und schaute<br />
mit meinem Lesegerät nach den Bus- und<br />
Zugverbindungen. Trotz einer kleinen Pechsträhne<br />
machte mir das Seminar Spaß, es<br />
war spannend und ich lernte was dabei.<br />
Es wurde so in einfacher Sprache erklärt,<br />
dass selbst Lernbehinderte es gut verstehen<br />
konnten.<br />
Es war sehr wertvoll, Kontakte zu anderen<br />
zu knüpfen, anderen durch Tipps auf<br />
ihrem Weg zu helfen, Ängste abzubauen<br />
und mich neu zu orientieren. Als Ergebnis<br />
nehme mich mit, dass ich andere davon<br />
überzeugen möchte, was ich will, dass ich<br />
Hilfe hole, wenn ich allein nicht mehr weiter<br />
weiß, dass ich Ratschläge von anderen<br />
annehme und dass ich hoffe, dass ich ernst<br />
genommen werde. Tanja Kümmel
Open-Air-Kino vor dem Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Auch ohne <strong>St</strong>ernenhimmel ein Erfolg<br />
Heiligenbronn. Auch wenn wetterbedingt<br />
alle drei Filme beim diesjährigen Open-Air-<br />
Kino Heiligenbronn im Juli nicht unterm<br />
<strong>St</strong>ernenhimmel laufen konnten, sondern im<br />
Elisabetha-Glöckler-Saal gezeigt wurden,<br />
und auch im Rahmenprogramm mancher<br />
Auftritt ins Wasser fiel, war das dreitägige<br />
Programm von stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
und den Subiaco-Kinos ein Erfolg.<br />
Insgesamt sahen rund 750 Zuschauer die<br />
Kinofilme auf Großleinwand und erlebten<br />
vielseitige Abende in einmaligem Ambiente<br />
mit originellen Dekorationen und Ideen.<br />
Am Donnerstag lockte der Spielfilm über<br />
Hildegard von Bingen und das Rahmenprogramm<br />
trotz Regen schon knapp 300 Besucher<br />
an. Ein „Kleiner Hildegard-Markt“<br />
stellte passende Produkte aus dem Garten<br />
und aus biologischer Herstellung vor und bot<br />
verschiedenste Sinneserlebnisse. Musikalisch<br />
war der Blockflötenkreis Schramberg und<br />
Sulgen unter Leitung von Cornelia Wittwer<br />
zu erleben. Mit den verschiedensten Flöten,<br />
getragenen Weisen und auch Gesang<br />
stimmte das Ensemble auf den Film ein.<br />
Auch der Bewohnerchor „InTakt“ trat auf und<br />
gab auch ein afrikanisches Lied zum Besten.<br />
Die Heiligenbroner Schwestern luden zur<br />
Quelle in die Krypta ein, wo von der Legende<br />
Geschichten zur Quelle und Zitherspiel <strong>bote</strong>n die Heiligenbronner Schwestern vor dem Film über Hildegard<br />
von Bingen, zu dem allein fast 300 Besucher kamen. Unser Bild zeigt Schwester Reinhildis Haag, die Besuchern<br />
das Spielen auf der Zither erläutert. Fotos: Graf<br />
erzählt, Gebetsanliegen auf <strong>St</strong>eine geschrieben<br />
und Zither gespielt wurde.<br />
Alles auf die Wikinger abgestellt<br />
Am Freitag war alles auf die Wikinger abgestellt,<br />
von den Helmen des Bewirtungsteams<br />
Peter Mussler vom Schützenverein Waldmössingen gab Jüngeren wie Älteren auf den Spuren der Wikinger<br />
Schützenhilfe beim Bogenschießen vor dem Film „Wickie und die starken Männer“.<br />
14<br />
über die Verköstigung bis zum Sportprogramm.<br />
Heiß begehrt war das frisch gegrillte<br />
Spanferkel aus der Küche. Die jungen und<br />
alten „Wickie“-Fans konnten sich mit Peter<br />
Mussler vom Schützenverein Waldmössingen<br />
im Bogenschießen üben, an der Wikinger-<br />
Schleuder einen Mohrenkopf ergattern oder<br />
in einer Kuschelecke im Torbogen einer von<br />
blinden Menschen vorgelesenen Wikingergeschichte<br />
lauschen. Jongleur und Gaukler<br />
Raphael Bantle animierte jüngere Besucher<br />
zum Nachmachen und beeindruckte mit<br />
einer Feuerjonglage. Auch einen „Wikingerschatz“<br />
gab es zu entdecken oder Met<br />
zu kosten. Die bestellte Musikband hatte<br />
wegen Überflutung des Wohnhauses kurzfristig<br />
absagen müssen.<br />
Cheerleader-Truppe begeistert<br />
Für stimmungs- und schwungvolle Musik<br />
war am Samstag jedoch gesorgt: Die acht<br />
Musikerinnen und Musiker um Ele Haas<br />
zogen alle Register und bliesen zumindest<br />
die Regenwolken weg. Wen fröstelte, der<br />
konnte sich sportlich betätigen, denn die<br />
Wohngruppen hatten einen Sportparcours<br />
aufgebaut, allerdings mit einfacheren Aufgaben<br />
als die Footballspieler im anschließenden<br />
Film „Blind Side“. Der zweimalige Auftritt<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10
der Cheerleader-Truppe „Fridolin and Friends“<br />
sorgte für Begeisterung. Zur Einstimmung<br />
auf Amerika stärkten sich die Besucher mit<br />
„Touchdown-Hot Dogs“ oder testeten ihr<br />
Amerika-Wissen bei einem Quiz.<br />
Das Engagement vieler Helferinnen und<br />
Helfer ermöglichte das vielseitige und originelle<br />
Programm der Filmabende. Die Verlegung<br />
des Open-Air-Kinos vom Klosterhof<br />
vor und in den Elisabetha-Glöckler-Saal war<br />
dabei insgesamt gut geglückt trotz mancher<br />
Improvisation aufgrund des Wetters. Die<br />
bewirtenden Wohngruppen können mit dem<br />
Erlös nun wieder einige Freizeitaktivitäten<br />
oder Anschaffungen finanzieren.<br />
Ewald Graf<br />
Heiligenbronn/Villingen-Schwenningen.<br />
Speziell für die Spendenaktion Wir machen<br />
Schule. Machen Sie mit der stiftung st.<br />
<strong>franziskus</strong> heiligenbronn wurde der Song<br />
„Wohin mein Herz mich zieht“ getextet und<br />
komponiert. Mit der Spendenaktion soll der<br />
Bau zweier Schulen für sehbehinderte und<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10<br />
Für Schwung sorgte die Musikband „Ele and friends“ beim Open-Air-Kino in Heiligenbronn vor dem<br />
Elisabetha-Glöckler-Saal, so dass auch die letzten Regenwolken fortgeblasen wurden.<br />
Spendenaktion „Wir machen Schule“ hat einen eigenen Song<br />
Erste CD der Schülerband „No Guggies“<br />
und Aktionen in der Landesgartenschau<br />
blinde sowie für hörgeschädigte Kinder<br />
unterstützt werden. Die CD kann über die<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> erworben werden. Der gesamte<br />
Erlös kommt der Spendenaktion zugute.<br />
Ideen für den Text des gemeinsamen Liedes<br />
lieferte die Schülerband „No Guggies“ vom<br />
Alles im Kasten: Freude bei der Heiligenbronner Schulband „No Guggies“, dem Kölner Musikensemble<br />
„Confettissimo“ und Bernhard Schreiber vom Tonstudio (vorne) über die vollendete Einspielung des Songs<br />
„Wohin mein Herz mich zieht“ für die Spendenaktion der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>. Foto: Bormann<br />
15<br />
Förderzentrum Sehen, komponiert wurde<br />
das <strong>St</strong>ück vom Kölner Ensemble „Confettissimo“,<br />
das für die Produktion und auch die<br />
Komposition auf jedes Honorar verzichtete.<br />
Im Juli haben das Ensemble und die Schülerband<br />
ihr gemeinsames Werk in einem<br />
Tuttlinger Tonstudio aufgenommen.<br />
Authentischer Song<br />
„Wohin mein Herz mich zieht“ ist nicht<br />
irgendein Song von irgendeiner Band. Es ist<br />
vielmehr das Resultat einer vorurteilsfreien<br />
Zusammenarbeit zwischen nichtbehinderten<br />
und behinderten Menschen; er ist auch<br />
eine gemeinsame Auseinandersetzung<br />
mit der Lebenssituation sinnesbehinderter<br />
Jugendlicher und nicht zuletzt auch ein musikalischer<br />
Genuss von höchster Authentizität.<br />
Workshop zur Vorbereitung<br />
Vor den <strong>St</strong>udioaufnahmen fanden bereits<br />
ein Workshop mit den No Guggies und<br />
Anke Held von „Confettissimo“ statt. Am<br />
Tag vor den <strong>St</strong>udioaufnahmen wurde im<br />
Musiksaal der Blindenschule zusammen noch<br />
einmal kräftig geprobt. Katharina Saxler,<br />
die die Schülergruppe leitet, hat die Band<br />
sehr gut vorbereitet.<br />
Die gesamten Aufnahmen im Tonstudio<br />
erstreckten sich über zwei Tage. Als
erstes wurden sogenannte „Schmutzspuren“<br />
aufgenommen. Anke Held (Gesang), Roland<br />
Garbusinski (Bass) und Matthias Ebbinghaus<br />
(Klavier) von „Confettissimo“ bauten damit<br />
ein Gerüst, um das der Song aufgenommen<br />
wurde. Jeder konnte sich bei der Aufnahme<br />
seines Gesangs bzw. seines Instrumentalteiles<br />
daran orientieren.<br />
Nach dieser Vorbereitung stand der Rhythmus<br />
und Cindy von den „No Guggies“<br />
konnte beginnen, ihren E-Bass einzuspielen.<br />
Cindy meisterte diese für sie neue Situation<br />
völlig entspannt und so konnte sie auch<br />
gleich noch ihre <strong>St</strong>rophe aufnehmen. Alles<br />
klappte bestens, obwohl jede Spur viel Zeit<br />
und Aufwand beanspruchte.<br />
Andreas Bormann, der Fotograf, hielt alle<br />
Aktionen im Bild fest. Bernhard Schreiber vom<br />
Tonstudio war mit Konzentration, Geduld<br />
und guter Laune bei der Sache. Energiegeladen<br />
durch das angenehme „Arbeitsklima“,<br />
spielte Jutta Simon-Alt am fortgeschrittenen<br />
Abend noch ihr Oboen-Intro ein. Nach den<br />
Aufnahmen des ersten Tages wurde ausgewählt,<br />
geschnitten und zusammengesetzt.<br />
Souveräne Sänger und Sängerinnen<br />
Am zweiten Tag im Tonstudio wurden alle<br />
anderen <strong>St</strong>rophen aufgenommen. Franziska,<br />
Julian und Rana von den „No Guggies“<br />
sangen ihre <strong>St</strong>rophen ein, als hätten sie nie<br />
etwas anderes gemacht. Cindy, Ramona und<br />
Jochen stiegen beim Refrain wieder ein.<br />
Tobi, der eigentlich nicht singen wollte, sondern<br />
eine zusätzliche Cajon einspielte, ließ<br />
sich anstecken und bildete zusammen mit<br />
Jochen eine weitere <strong>St</strong>imme.<br />
Bernhard Schreiber behielt wie schon am<br />
ersten Tag stets den Überblick und nahm<br />
allen Beteiligten Nervosität und Lampenfieber.<br />
Souverän spielte Martin Müller, der die<br />
Nicht nur die „No Guggies“ im Tonstudio, auch die<br />
Besucher im Kirchenpavillon zogen sich die Kopfhörer<br />
über. Das Förderzentrum Hören und Sprechen,<br />
hier mit Lehrer Tobias Christ, bot einen Hörtest<br />
und Informationen zur Hörschädigung an.<br />
Die Taubblindenklasse des Förderzentrums Sehen führte im Kirchenpavillon der Landesgartenschau das<br />
Märchen von „Hans im Glück“ als Gebärdentheater vor. Fotos: Ronecker<br />
„No Guggies“ an der Gitarre unterstützt, sein<br />
akustisches Instrument ein, was für zusätzliche<br />
Farbe sorgte. Den letzten Schliff verlieh<br />
Bernhard Schreiber dem <strong>St</strong>ück, indem er<br />
die letzte fehlende E-Gitarre einspielte. Am<br />
nächsten Tag erledigten er und „Confettissimo“<br />
das abschließende Abmischen.<br />
Uraufführung auf Landesgartenschau<br />
Ihren ersten öffentlichen Auftritt mit ihrem<br />
neuen Song „Wohin mein Herz mich zieht“<br />
hatten die „No Guggies“ auf der Landesgartenschau<br />
in Villingen-Schwenningen.<br />
Vom 20. Juli bis 25. Juli stellten sich im<br />
Kirchenpavillion das Förderzentrum Sehen<br />
sowie das Förderzentrum Hören und Sprechen<br />
vor. Gleich am ersten Tag begannen<br />
die „No Guggies“ das Programm mit verschiedenen<br />
Liedbeiträgen. Der neue Song<br />
„Wohin mein Herz mich zieht“ begeisterte<br />
zahlreiche interessierte Zuschauer.<br />
Tänze und Fingerpuppentheater<br />
An den weiteren Tagen informierte das<br />
Förderzentrum Hören und Sprechen mit<br />
Ausstellungen über seine Arbeit und bot<br />
kostenlose Hörtests an. Schüler vom Förderzentrum<br />
Hören und Sprechen unterhielten<br />
die Besucher mit verschiedenen Tänzen.<br />
Außerdem führten verschiedene Klassen<br />
16<br />
von blinden und sehbehinderten Kindern<br />
mit der Unterstützung ihrer Lehrer Fingerpuppentheater<br />
vor und <strong>bote</strong>n die Möglichkeit,<br />
Visitenkarten in Blindenschrift zu schreiben,<br />
wovon zahlreich Gebrauch gemacht wurde.<br />
Eine Klasse von taubblinden Kindern führte<br />
sehr gekonnt und mit Freude das Märchen<br />
„Hans im Glück“ als Gebärdentheater auf.<br />
Ihre gelungene Vorstellung wurde mit anhaltendem<br />
Applaus belohnt.<br />
Dazwischen unterhielten die „No Guggies“<br />
immer wieder durch ihre musikalischen<br />
Auftritte. Bei dieser Gelegenheit gab es auch<br />
schon zahlreiche Vorbestellungen für die<br />
gemeinsame CD von „No Guggies“ und<br />
„Confettissimo“, mit der die Spendenaktion<br />
Wir machen Schule unterstützt wird.<br />
Sonja Hippler<br />
Die Single-CD Wohin mein Herz mich<br />
zieht kann über die stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />
heiligenbronn, Kloster 2, 78713 Schramberg,<br />
Telefon 07422 569-388, bezogen werden.<br />
Weitere Informationen zur Spendenaktion<br />
erhalten Sie auch im Internet:<br />
www.wir-machen-schule-machen-sie-mit.de<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10
Kurs an der Blindenschule Baindt<br />
Mitarbeiter und Eltern wagten sich zur<br />
Selbsterfahrung unter die Augenbinde<br />
Baindt. „Lebenspraktische Fähigkeiten (LPF)<br />
für Eltern“ – so nannte sich ein dreiteiliger<br />
Kurs für Mitarbeiter und Eltern blinder und<br />
hochgradig sehbehinderter Kinder an der<br />
Schule für Blinde und Sehbehinderte in Baindt.<br />
Bis zu 14 Teilnehmerinnen wagten sich<br />
dabei unter die Augenbinde, um alltägliche<br />
Situationen und Lernfelder ihrer Kinder<br />
„hautnah“ selbst zu erfahren.<br />
Lösungsstrategien für den Alltag<br />
Das Ziel war dabei nicht, die Eltern als LPF-<br />
Trainer auszubilden, genauso wenig wie die<br />
Vorgabe „der richtigen“ Technik wie z.B.<br />
beim Essen, <strong>St</strong>aubsaugen, Wäsche sortieren,<br />
Schminken usw. Es wurde vielmehr gemeinsam<br />
in der Gruppe nach Lösungsstrategien<br />
verschiedener alltäglicher Handlungen gesucht,<br />
die natürlich zuerst selbst unter der<br />
Augenbinde gemeistert werden mussten.<br />
Während des Kurses stellte sich auch heraus,<br />
dass dieses Seminar ein guter Anlass war,<br />
sich als Eltern untereinander auszutauschen<br />
und die Erfahrungen im Alltag mit den<br />
eigenen Kindern zu erzählen.<br />
Lebenspraktische Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
zu erwerben, ist für blinde Kinder kein<br />
Bereich, der so nebenbei gelernt werden<br />
kann. Sehende Kinder können durch Abschauen<br />
und Nachahmen eine Menge im<br />
täglichen Leben lernen, zum Beispiel als<br />
Kleinkind die richtige Löffel- oder Gabelhaltung<br />
auszuprobieren, etwas zum Trinken<br />
eingießen, Jacken zu schließen, eine Schleife<br />
zu binden, Klebstoff und Schere benutzen<br />
usw. Die Kinder schauen beim Kochen zu<br />
und haben schon eine Vorstellung davon,<br />
wie man etwa Nudeln kochen könnte.<br />
Blinden Kindern dagegen muss hierbei<br />
jeder Schritt gezeigt werden. Oftmals<br />
haben sie Ängste vor heißem Geschirr oder<br />
Töpfen. Oder aber auch die Eltern haben<br />
Bedenken, wenn ihr Kind etwa mit scharfen<br />
Messern umgeht.<br />
Idee aus Beratungsarbeit entstanden<br />
Die Idee, solch eine Veranstaltung für Eltern<br />
zu organisieren, entstand durch die Tätig-<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10<br />
Ein gemeinsames Frühstück unter der Augenbinde gehörte zum Programm des Selbsterfahrungskurses für<br />
Mitarbeiter und Eltern an der Blindenschule Baindt. Fotos: Krause, Löhr<br />
keit in der Beratung der Blindenschule vor<br />
Ort. Immer wieder wurden den Lehrerinnen<br />
bei der Frühförderung Fragen nach Tipps für<br />
den alltäglichen Umgang z.B. beim Schneiden,<br />
Essen oder auch beim Kochen gestellt.<br />
Mit Jette-Katrin Krause aus Oberteuringen<br />
wurde eine Expertin mit der nötigen Rehabilitationslehrer-Ausbildung<br />
im Bereich<br />
„Lebenspraktische Fertigkeiten“ gefunden.<br />
Dank dreier engagierter Kolleginnen konnte<br />
der Eltern-Kurs konzipiert und durchgeführt<br />
werden, denn immerhin fanden diese Treffen<br />
alle an einem Samstag statt.<br />
Es war sehr schön zu sehen, dass sich alle<br />
Teilnehmer auf das Wagnis „Augenbinde“<br />
und „Sicht-Entzug“ eingelassen haben.<br />
Denn diese Erfahrung bleibt auch noch<br />
nach dem Seminar im alltäglichen Geschehen<br />
in Erinnerung und wird einem bei der einen<br />
oder anderen Situation mit den Kindern<br />
wieder bewusst (siehe den Erfahrungsbericht<br />
einer Mutter auf der folgenden Seite).<br />
Aber die Kursleiterinnen wussten auch, dass<br />
dieser sehr anstrengend und eine Heraus-<br />
17<br />
Lebenspraktische Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten lernen<br />
blinde Kinder nicht so nebenbei<br />
wie sehende Kinder beim<br />
Abschauen und Nachahmen.<br />
forderung sein werde. Mit der Situation<br />
blinder Kinder kann man diese natürlich nicht<br />
vergleichen, doch durch abwechslungsreiche<br />
und unterschiedlich aufgebaute <strong>St</strong>ationen<br />
lockerte das Team die Aufgabenstellungen<br />
etwas auf.<br />
Dass für den Elternkurs die Räumlichkeiten<br />
einer Tagesgruppe in der Schule für Blinde<br />
und Sehbehinderte genutzt werden konnten<br />
und somit genügend Platz zur Verfügung<br />
stand, war eine große Erleichterung.<br />
Eine Erinnerungs-CD mit den Fotos und eine<br />
kurze Textzusammenfassung für alle Teilnehmer<br />
rundeten das Ganze ab und dienen<br />
auch der Erinnerung an den einen oder<br />
anderen „Schmunzler“.<br />
Ulrike Rauber und Jette-Katrin Krause
Erfahrungsbericht einer Mutter<br />
Was liegt denn alles wo um mich herum?<br />
Baindt. Die Mutter eines blinden Kindes<br />
an der Baindter Schule für Blinde und Sehbehinderte<br />
hat ihre Erfahrungen im Kurs<br />
„Lebenspraktische Fähigkeiten“ (LPF) schriftlich<br />
festgehalten:<br />
Um es vorweg zu nehmen: Die Teilnahme<br />
an einer solchen Veranstaltung kann ich<br />
allen Menschen, die sich als Eltern, Lehrer<br />
oder Betreuer um blinde Kinder und auch<br />
Erwachsene kümmern, uneingeschränkt<br />
weiterempfehlen. In verschiedenen Räumen<br />
erwarteten die Teilnehmer Aufgaben<br />
des täglichen Lebens wie z.B. Spielsachen<br />
aufräumen, Wäsche, Lebensmittel oder<br />
Schriftliches sortieren. Diese Aufgaben waren<br />
dann mit verbundenen Augen in Kleingruppen<br />
zu bewältigen. Außerdem wurde<br />
gemeinsam eine Mahlzeit zubereitet und<br />
eingenommen. Natürlich mit Augenbinde!<br />
Selbsterfahrung pur und hoch dosiert<br />
Das war Selbsterfahrung pur und hoch<br />
dosiert, so wie man es zu Hause selbst nie<br />
tun würde. Es war sehr spannend, lehrreich<br />
und eben auch lustig, zu erfahren, wie<br />
absolute <strong>St</strong>andard-Alltagssituationen plötzlich<br />
zur gewaltigen Herausforderung geraten.<br />
An dieser <strong>St</strong>elle sei auch nochmals<br />
der Kursleitung für die tolle Vorbereitung<br />
gedankt. Da musste viel Material herbeigeschafft<br />
und hergerichtet werden.<br />
Alltag schwerer zu meistern<br />
als angenommen<br />
Als Mutter eines blinden Kindes glaubte<br />
ich bislang, mich automatisch ganz gut in<br />
dessen Lage hineinversetzen zu können.<br />
Mir war durchaus bewusst, dass viele Alltagssituationen<br />
mit einem solchen Handicap<br />
schwer zu meistern sind. Doch durch die<br />
„Es war sehr spannend,<br />
lehrreich und eben auch lustig,<br />
zu erfahren, wie absolute<br />
<strong>St</strong>andard-Alltagssituationen<br />
plötzlich zur gewaltigen<br />
Herausforderung geraten.“<br />
Selbsterfahrung merkte ich erst, dass sie sich<br />
in der Wirklichkeit noch sehr viel schwieriger<br />
gestalten, als ich angenommen hatte.<br />
Allein schon das Tragen einer Augenbinde<br />
verursacht bei einem sehenden Menschen<br />
große Unsicherheit.<br />
Für mich war es auch unglaublich schwierig,<br />
mir einen Überblick über meine unmittelbare<br />
Umgebung zu verschaffen. Dies wurde<br />
vor allem deutlich beim Frühstücken an<br />
einem für die Teilnehmer bereits wunderbar<br />
üppig gedeckten Tisch. Oder bei der Essenszubereitung<br />
in der Küche. Was liegt denn<br />
eigentlich alles wo um mich herum auf der<br />
Arbeitsplatte? Und obwohl ich in der Erledigung<br />
der gestellten Aufgaben doch völlige<br />
Routine habe, geriet ich bald an meine<br />
Grenzen, weil ich keinerlei Kontrolle durch<br />
meine Augen ausüben konnte. Um wie viel<br />
schwieriger muss es dann für ein blindes<br />
Kind sein, all diese Handgriffe erst noch<br />
zu erlernen?<br />
Auf den Tastsinn beschränkt<br />
Ich war im Wesentlichen auf meinen Tastsinn<br />
beschränkt, der aber oft auch nur<br />
unzureichende Informationen liefern konnte.<br />
Welche Farbe hat ein Kleidungsstück? Wie<br />
positioniere ich auf einem Ceran-Kochfeld<br />
den Topf richtig? Woran erkenne ich bei<br />
identischer Verpackung von Lebensmitteln<br />
deren Inhalt? Wie unterscheide ich einen<br />
Werbebrief von einem wichtigen persönlichen<br />
Schreiben?<br />
Wie beim Einkaufen oder der Essenszubereitung<br />
die verschiedenen Lebensmittel voneinander<br />
unterscheiden, wenn man nichts sieht?<br />
18<br />
Das Kochen fällt auch einer geübten Mutter mit<br />
Augenbinde plötzlich gar nicht mehr so leicht, wie<br />
die Übungen beim Elternkurs zeigten.<br />
Der LPF-Kurs gab mir als Antwort auf diese<br />
und viele weitere Fragen etliche Tipps.<br />
Spezielle Arbeitsweisen und feste Ordnungsstrukturen<br />
ermöglichen einem blinden<br />
Menschen, viele alltägliche Aufgaben eigenständig<br />
zu bewältigen, wenn auch mit<br />
höherem Zeitaufwand.<br />
Hilfsmittel und Bezugspersonen<br />
bleiben unerlässlich<br />
Dennoch muss gesagt werden: Es gibt<br />
Alltagssituationen, in denen Hilfsmittel<br />
(z.B. Farberkennungsgerät, Punktschriftmarkierungen<br />
oder Sprachetiketten) und<br />
unterstützende Bezugspersonen (z.B. zum<br />
Vorlesen von Kontoauszügen) unerlässlich<br />
sind. Und eben solche hilfsbereiten und<br />
vertrauenswürdigen Menschen wünsche<br />
ich mir bereits heute als Begleiter für mein<br />
Kind, wenn es einmal erwachsen ist. Denn<br />
sie werden trotz aller Selbständigkeit<br />
und dem Einsatz von Hilfsmitteln einen<br />
unschätzbaren Wert haben für einen<br />
blinden Menschen.<br />
Mein Fazit: Ich will versuchen, das Gelernte<br />
in unseren Alltag einfließen zu lassen.<br />
Auf ein wiederholt überschwappendes Glas<br />
kann ich jetzt gelassener reagieren und<br />
mich dabei schmunzelnd an den LPF-Kurs<br />
und meine eigenen „Pannen“ erinnern.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10
Gemeindeintegriertes Wohnen in Baindt<br />
Erste Kontakte in den Ort<br />
sind geknüpft<br />
Baindt. Ein Jahr jung ist das neue Baindter<br />
Angebot des Wohnens für erwachsene<br />
Menschen mit Behinderung. Im August 2009<br />
zogen die ersten in die umgebauten Räumlichkeiten<br />
von Haus <strong>St</strong>. Menas ein. Die fünf<br />
jungen Männer und die junge Frau im Alter<br />
von 24 bis 28 Jahren, allesamt zuvor an<br />
der Schule für Blinde und Sehbehinderte in<br />
Baindt, leben seither in diesem „Gemeindeintegrierten<br />
Wohnen“ in Verbindung mit dem<br />
Förder- und Betreuungsbereich als Tagesangebot,<br />
das im Haus <strong>St</strong>. Bernhard, ebenfalls<br />
zum Klosterareal gehörig, eingerichtet wurde.<br />
In der Baindter Blindenschule unter Trägerschaft<br />
der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
können die mehrfachbehinderten Schüler<br />
bis maximal 24 Jahre verbleiben. Für sie und<br />
ihre Eltern bedeutet das neue Wohnangebot<br />
für Erwachsene mit Behinderung die Chance,<br />
am vertrauten Ort zu bleiben und doch zu<br />
einer anderen Lebensform als in Schule und<br />
Internat zu wechseln. Dass dies gefragt ist,<br />
zeigt die Entwicklung: Zum neuen Schuljahr<br />
stoßen nun drei weitere Bewohner zum<br />
Gemeindeintegrierten Wohnen dazu, eine<br />
vierte Neuaufnahme bezieht sich auf die<br />
Tagesstrukturierung im Förder- und Betreuungsbereich.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10<br />
16 Plätze in <strong>St</strong>. Menas<br />
16 Plätze in zwei Erdgeschossen stehen<br />
insgesamt im Haus <strong>St</strong>. Menas als Wohnmöglichkeit<br />
zur Verfügung. Die Wohngruppe,<br />
365 Tage im Jahr in Betrieb, wird betreut<br />
von vier Fachkräften mit pädagogischer und<br />
pflegerischer Ausbildung unter Leitung von<br />
Alexander Becker und unterstützt von einem<br />
Zivildienstleistenden, einem Heilerziehungspflegeschüler<br />
und einer Hauswirtschaftskraft<br />
und Alltagsbegleiterin. Pflegebad, Küche<br />
und Gruppenraum stehen zur Verfügung.<br />
Wichtig ist der Wohngruppe in <strong>St</strong>. Menas<br />
aber auch die Verbindung nach außen. Eine<br />
enge Zusammenarbeit erfolgt mit dem Förder-<br />
und Betreuungsbereich unter Leitung<br />
von Simone Bolda, in dem die Bewohner<br />
aus <strong>St</strong>. Menas von montags bis freitags<br />
tagsüber von 8.30 Uhr bis 16 Uhr individuell<br />
gefördert werden.<br />
In die Gemeinde integriert, wie der Name<br />
als Zielsetzung beschreibt, soll das Leben der<br />
mehrfachbehinderten Bewohner aber auch<br />
darüber hinaus sein, was aber auch nicht<br />
von heute auf morgen gelingen kann. Kontakte<br />
zu Schule und Internat wie auch zum<br />
kleinen Klosterkonvent im Haus ergeben<br />
Die Bewohner Benedikt Picker und Carolin Lindemann im Gruppenraum des Gemeindeintegrierten Wohnens<br />
im Haus <strong>St</strong>. Menas in Baindt. Fotos: Graf<br />
19<br />
sich ganz selbstverständlich. Aber die Zugehörigkeit<br />
zum Gemeindeleben findet auch<br />
Ausdruck durch die Teilnahme an den Gottesdiensten<br />
in der benachbarten Kirche <strong>St</strong>.<br />
Johannes Baptist – wo Bewohner Benedikt<br />
sogar seinen <strong>St</strong>ammplatz hat –, durch Einkäufe<br />
im Ort, durch die Besuche beim Friseur<br />
oder im Café.<br />
Die Betreuer der Erwachsenen-Wohngruppe<br />
fördern solche zwanglosen Kontakte und<br />
verleihen so dem Wort von der Teilhabe an<br />
der Gesellschaft Leben. Besuche der Gruppe<br />
auf dem Weinfest oder dem Nikolausmarkt<br />
haben gezeigt, dass nun auch eine Erwachsenenwohngruppe<br />
zur Bürgerschaft gehört.<br />
Besuche der Gruppe auf dem<br />
Weinfest oder dem Nikolausmarkt<br />
haben gezeigt, dass<br />
nun auch eine Erwachsenenwohngruppe<br />
zur Bürgerschaft<br />
gehört.<br />
„Wir sind offen für Besuche“<br />
Auch ehrenamtliches Engagement in der<br />
Wohngruppe ist möglich und noch ein<br />
Wunsch für die Zukunft. Beispielsweise für<br />
die Begleitung der Rollstuhlfahrer wäre dies<br />
aber eine wertvolle Hilfe. „Wir sind offen für<br />
Besuche“, erklärt Gruppenleiter Alexander<br />
Becker. Nach dem Krankenhausaufenthalt<br />
eines Bewohners kam auch prompt eine<br />
Mitpatientin, die ihn dort kennen gelernt<br />
hatte, zu Besuch nach <strong>St</strong>. Menas.<br />
Eine Seniorengruppe mit Demenzkranken<br />
und ehrenamtlichen Betreuern hat zum<br />
Förder- und Betreuungsbereich schon Kontakte<br />
geknüpft und die Bewohner dort<br />
besucht. Das Interesse am Gemeindeintegrierten<br />
Wohnen zeigte sich auch am<br />
Schulfest, als Führungen durch die neuen<br />
Räumlichkeiten ge<strong>bote</strong>n wurden.<br />
Das Gruppenleben in <strong>St</strong>. Menas ist zum<br />
einen geprägt durch die pflegerischen<br />
Arbeiten, die aufgrund der Behinderungen<br />
der Bewohner nötig sind, aber auch durch<br />
die individuellen Vorlieben jedes Einzelnen:<br />
der eine mag gern Geschichten vorgelesen<br />
haben, der andere schaut lieber Fernsehen.<br />
„Weniger Angebot ist oft mehr“, weiß Mitarbeiterin<br />
Sabine Pfeifer zu erzählen – auch<br />
das Ruhebedürfnis der Bewohner nach
Am Hauseingang des Gemeindeintegrierten Wohnens im Baindter Klosterhof: (von links) Familie Bühring<br />
mit Bewohner Marius, die Mitarbeiterinnen Irina Mauer und Sabine Pfeifer mit Carolin Lindemann und<br />
Gruppenleiter Alexander Becker mit Bewohner Christian <strong>St</strong>röbele.<br />
mehreren aktiven <strong>St</strong>unden im Förder- und<br />
Betreuungsbereich etwa wird respektiert.<br />
„Wir arbeiten personenbezogen und schauen,<br />
dass wir den Bedürfnissen der Bewohner<br />
gerecht werden“, unterstreicht Sabine Pfeifer.<br />
Im Katamaran über den Bodensee<br />
Trotz alledem gehörten auch schon so<br />
aufregende Dinge wie eine Fahrt mit dem<br />
Katamaran über den Bodensee zum Pro-<br />
Richtfest am künftigen<br />
Altenzentrum von Baindt<br />
Baindt. Richtfest gefeiert wurde Ende Juli<br />
auf der Baustelle des künftigen Altenzentrums<br />
Selige Irmgard in Baindt, wo im<br />
Oktober 2009 Spatenstich gewesen war.<br />
Martin Volz-Neidlinger, Leiter der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-<br />
Altenhilfe, begrüßte dazu die Vertreter der<br />
Kirchengemeinde, der bürgerlichen Gemeinde,<br />
des Fördervereins, der Blindenschule und<br />
des Schwesternkonvents sowie natürlich<br />
Architekt Josef Prinz, die Planer, Handwerker<br />
und Bauarbeiter.<br />
gramm. Gern wird auch gemeinsam gegrillt<br />
oder Spaziergänge durch die Umgebung<br />
unternommen.<br />
Die blinden und sehbehinderten Bewohner<br />
von <strong>St</strong>. Menas sind schwerst mehrfachbehindert,<br />
vereinzelt auch autistisch veranlagt,<br />
haben eine Weglauftendenz oder sonstige<br />
Verhaltensauffälligkeiten. „Sie brauchen alle<br />
eine persönliche Begleitung“, berichtet<br />
149 Pfähle tragen das Gebäude des Altenzentrums,<br />
das sich an den Hang schmiegt<br />
und insgesamt 32 Menschen einen Wohnplatz<br />
bieten wird. Foyer und Cafeteria<br />
mit Kapellenraum machen deutlich, dass<br />
„dieses Haus für alle offen ist und eng<br />
mit Gemeinde und Kirchengemeinde verbunden“,<br />
sagte Volz-Neidlinger. Er dankte<br />
auch dem Förderverein für die zugesagte<br />
finanzielle Unterstützung und die Bereitschaft<br />
zum Ehrenamt. Grußworte sprachen<br />
Sozialdezernentin Diana E. Raedler vom<br />
Landkreis Ravensburg und Bürgermeister<br />
Elmar Buemann.<br />
20<br />
In <strong>St</strong>. Menas, der früher so<br />
genannten Piuspflege, wo<br />
die neue Wohngruppe sich<br />
eingelebt hat, lag vor 30 Jahren<br />
die Keimzelle der Schule für<br />
Blinde und Sehbehinderte.<br />
Die ersten Schüler hatten hier<br />
ihr Klassenzimmer.<br />
Alexander Becker. Das schließt aber nicht aus,<br />
dass es oft sehr lustig zugeht.<br />
In <strong>St</strong>. Menas, der früher so genannten Piuspflege,<br />
wo die neue Wohngruppe sich eingelebt<br />
hat, lag vor 30 Jahren die Keimzelle<br />
der Schule für Blinde und Sehbehinderte.<br />
Die ersten Schüler hatten hier ihr Klassenzimmer.<br />
Und so vielfältig wie die Verknüpfungen<br />
zwischen Blindenschule, Kirchengemeinde<br />
und bürgerlicher Gemeinde in Baindt gewachsen<br />
sind, so selbstverständlich soll dies<br />
auch für den noch jungen Erwachsenenbereich<br />
in Baindt gelten, der sich als eigenständiges<br />
Angebot nach der Schule platziert hat<br />
und auch als eigener Bereich wahrgenommen<br />
sein möchte.<br />
Zum Grillfest mit den Eltern im Juli waren<br />
schon die künftigen Bewohner mit ihren<br />
Eltern eingeladen. Nicole Hieber, Leiterin<br />
des Baindter Erwachsenenbereichs, informierte<br />
dabei auch über den Wohn- und<br />
Betreuungsvertrag. Doch wichtiger war noch<br />
die Begegnung untereinander, das persönliche<br />
Gespräch und das Hineinschnuppern<br />
in die neue Lebensgemeinschaft, die offen<br />
ist für neue Mitbewohner und Kontakte in<br />
die Gemeinde. Ewald Graf<br />
Richtfest auf der Baustelle des künftigen Baindter<br />
Altenzentrums Selige Irmgard. Foto: Ronecker<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10
Fotoaktion in den Altenzentren in Tuttlingen und Mühlheim<br />
Bewohner setzen sich und damit ihr<br />
Altenzentrum effektvoll in Pose<br />
Tuttlingen/Mühlheim. „Bitte lächeln!“<br />
hieß es im Mai in den Altenzentren <strong>St</strong>. Anna<br />
und Bürgerheim in Tuttlingen sowie in<br />
<strong>St</strong>. Antonius in Mühlheim. Unter dem Motto<br />
Bleib, wer du bist fand eine erneute Fotoaktion<br />
statt, welche inhaltlich an die Aktion<br />
im Herbst 2008 anknüpfte (siehe <strong>franziskus</strong><strong>bote</strong><br />
4/2008 und 2/2009). Mit von der Partie<br />
war auch dieses Mal der Fotograf Dominik<br />
Asbach, der sich zusammen mit Designerin<br />
Janne Beuter und Nadja Rehmann von der<br />
Agentur Kremer Kommunikation aus Düsseldorf<br />
auf die Suche nach dem „Gesicht des<br />
Altenzentrums“ gemacht hat.<br />
40 Interessierte werden „gecastet“<br />
Als erster Schritt wurde ein „Fotocasting“<br />
ange<strong>bote</strong>n, zu dem sich rund 40 interessierte<br />
Bewohnerinnen und Bewohner in den drei<br />
Altenzentren anmeldeten. Sie wurden ein<br />
erstes Mal abgelichtet. Aus diesen Aufnahmen<br />
wurden in einem zweiten Schritt die<br />
Teilnehmer für die ausführlichen ”Fotoshootings“<br />
ausgewählt. Für diese insgesamt<br />
17 aufwendigen Aufnahmeszenerien waren<br />
jeweils Umgebungen gefragt, in welchen<br />
die besonderen Vorlieben der Fotografierten<br />
zum Ausdruck gebracht werden konnten.<br />
Ursula Eiskant aus dem Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna<br />
Tuttlingen ist als „Backprofi“ aus Leidenschaft<br />
zu sehen. Fotos: Asbach<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10<br />
Die malende Bewohnerin Josefine Münster im Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna in Tuttlingen, umringt vom Aufnahmeteam<br />
der Fotoaktion: (von links) Dominik Asbach, Nadja Rehmann und Janne Beuter. Foto: Graf<br />
Denn ausschlaggebend für die Auswahl der<br />
Motive waren die Interessen und Lieblingsbeschäftigungen<br />
des jeweiligen Bewohners.<br />
Einfühlungsvermögen und Requisiten<br />
Mit viel Einfühlungsvermögen hat sich Fotograf<br />
Dominik Asbach dann auf die Suche<br />
nach den perfekten Aufnahmen gemacht.<br />
Dass dabei immer die benötigten Requisiten<br />
und Räumlichkeiten zur Verfügung standen,<br />
war in erster Linie ein Verdienst der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der Altenzentren,<br />
welche die Aktion vor Ort begleiteten.<br />
Die Qual der Auswahl<br />
Nach der fünftägigen Fotoaktion stand nun<br />
die schwere Aufgabe an, aus den zahlreichen<br />
gelungenen Motiven die „Siegerfotos“ für<br />
die teilnehmenden Altenzentren auszuwählen:<br />
„Soll ich für den Modellbauer mit<br />
seinem selbst gebauten Schiff oder den<br />
Vogelliebhaber mit seinem farbenfrohen<br />
kleinen Freund stimmen?“ „Hat die Künstlerin<br />
oder die Sängerin die Nase vorn?“ „Der<br />
Internetsurfer an seinem Laptop oder doch<br />
die Gartenfee im Grünen?“<br />
Aufgrund der großen Verschiedenheit und<br />
der kreativen Motive fiel die Wahl besonders<br />
21<br />
schwer. Doch zuletzt gab es nach einer Abstimmung<br />
und langen Diskussionen doch<br />
einen „Sieger“ bzw. eine „Siegerin“ für jedes<br />
Altenzentrum: in <strong>St</strong>. Anna Tuttlingen ist dies<br />
der „Backprofi“, im Bürgerheim Tuttlingen der<br />
„Motorradfan“ und in <strong>St</strong>. Antonius Mühlheim<br />
die „Geduldsspielerin“.<br />
Poträtierte erhalten ihr Foto<br />
Auch bei dieser Fotoaktion erhielten sämtliche<br />
Teilnehmer ihr gerahmtes Porträtfoto<br />
als Andenken überreicht. Ihnen bleibt die<br />
Erinnerung an eine spannende Aktion, die<br />
allen Beteiligten viel Spaß gemacht hat.<br />
Soll ich für den Modellbauer<br />
mit seinem selbst gebauten<br />
Schiff oder den Vogelliebhaber<br />
mit seinem farbenfrohen<br />
kleinen Freund stimmen?<br />
Hat die Künstlerin oder die<br />
Sängerin die Nase vorn? Der<br />
Internetsurfer an seinem<br />
Laptop oder doch die Gartenfee<br />
im Grünen?
Die Gewinner hatten darüber hinaus noch<br />
einen Wunsch frei. So wünschten sich<br />
zwei der Sieger ein Festessen im Kreis von<br />
Familienangehörigen.<br />
Gesichter der Einrichtung<br />
Fotograf Asbach ist es wiederum gelungen,<br />
das Altenhilfe-Motto Bleib, wer du bist in<br />
besonderer Weise zum Ausdruck zu bringen.<br />
Bereits seit Anfang Juni können die neuen<br />
Motive in Anzeigen bewundert werden,<br />
wo sie die Porträts der ersten Fotoaktion<br />
ergänzen. Doch die neuen Bilder sind nicht<br />
nur für die Öffentlichkeitsarbeit etwas ganz<br />
Besonderes – denn hier werben Kunden<br />
der Altenzentren mit ihrem Gesicht für die<br />
jeweilige Einrichtung. Darüber hinaus wird<br />
auch die wertvolle Arbeit der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter nochmals deutlich<br />
ins Blickfeld gerückt, welche dies alles erst<br />
ermöglicht. Manuel Jahnel<br />
Projekt „Quartiersentwicklung“ in Tübingen-Lustnau<br />
Auch im Alter nicht alleine bleiben<br />
Tübingen. Das Wohnquartier gewinnt an<br />
Bedeutung, wenn bei älteren Menschen die<br />
Mobilität abnimmt. Das Umfeld, in dem sich<br />
hochbetagte Menschen bewegen, beträgt<br />
erfahrungsgemäß etwa 500 Meter rund um<br />
die Wohnung. Damit wird es wichtig, möglichst<br />
vieles, was zum Erhalt der Lebensqualität<br />
notwendig ist, im Wohnquartier zu finden.<br />
Auf diesem Hintergrund hat das Bischöfliche<br />
Ordinariat der Diözese Rottenburg-<strong>St</strong>uttgart<br />
das Projekt „Quartiersentwicklung“ ins Leben<br />
gerufen. Ziel ist es, in den Wohnquartieren<br />
<strong>St</strong>rukturen zu schaffen, die es alten Menschen<br />
ermöglichen, ihre Selbständigkeit und<br />
Lebensqualität zu erhalten sowie ihre Teilhabe<br />
an der Gemeinschaft und der <strong>St</strong>adtteilkultur<br />
zu fördern. Dazu ist es wichtig, dass<br />
möglichst viele Einrichtungen und Dienste<br />
vor Ort ihre Ange<strong>bote</strong> für alte Menschen<br />
miteinander vernetzen. Den Einrichtungen<br />
und Diensten der Altenhilfe, der Seelsorge,<br />
der Freizeit- und Kulturgestaltung und der<br />
Wohnraumgestaltung kommt dabei eine<br />
zentrale Rolle zu.<br />
Neues Poloni-Heim ein <strong>St</strong>andort<br />
Das Projekt wird derzeit an drei <strong>St</strong>andorten<br />
umgesetzt, an denen vernetzte Bauvorhaben<br />
unter Beteiligung kirchlicher Bauträger ent-<br />
Wolfgang Matthis ist auch nach dem Einzug ins<br />
Altenzentrum Bürgerheim in Tuttlingen ein<br />
Motorradfan geblieben.<br />
stehen. Hier bietet sich die Gelegenheit, schon<br />
während der Bauphase die genannten<br />
Gruppen mit einzubeziehen. Einer der Projektstandorte<br />
ist Tübingen-Lustnau mit dem<br />
Verbund „Pflege, Wohnen und Begegnung“.<br />
Wo bis zum Sommer 2008 das in die Jahre<br />
gekommene Luise-Poloni-Heim zu finden<br />
war, steht jetzt ein gemeinsames Bauprojekt<br />
dreier Partner kurz vor der Fertigstellung.<br />
Unter einem Dach erstellen das Siedlungswerk<br />
<strong>St</strong>uttgart eine Betreute Wohnanlage<br />
mit 19 Wohnungen, die Gemeinde <strong>St</strong>. Petrus<br />
ihren Gemeindesaal und die stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />
heiligenbronn das neue Luise-Poloni-<br />
Heim mit 60 Pflege-, Kurzzeit- und Tagespflegeplätzen.<br />
Ursula Bacher Projektleiterin<br />
Marion Sprengel vom Fachbereich Senioren<br />
des Bischöflichen Ordinariats warb im April<br />
2008 um Mitarbeit der beteiligten Bauträger<br />
beim Projekt „Quartiersentwicklung“. Nachdem<br />
sowohl Siedlungswerk, die Altenhilfe<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> wie Petrusgemeinde großes<br />
Interesse bekundet hatten, stellte sich Ursula<br />
Bacher, Regionalleiterin der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, als<br />
Projektleiterin zur Verfügung. Für das Bischöfliche<br />
Ordinariat unterstützt Familienreferent<br />
Berthold Zähriger als fachlicher Begleiter<br />
Leokadia Lesiecki aus dem Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />
Mühlheim puzzelt für ihr Leben gern und beweist<br />
dabei große Geduld.<br />
das Projekt. 2009 stellten Ursula Bacher<br />
und Norbert Tobisch vom Siedlungswerk<br />
die Projektinhalte dem Kirchengemeinderat<br />
von <strong>St</strong>. Petrus vor. Sie führten aus, dass<br />
Quartiersentwicklung in der angestrebten<br />
Form nur dann erfolgreich gelingen kann,<br />
wenn möglichst viele Bewohner des Wohnumfelds<br />
ihre Wünsche und Bedürfnisse und<br />
ihre Kenntnisse vom Quartier in den Prozess<br />
mit einbringen. In der Projektgruppe sollen<br />
daher Vertreter möglichst vieler am Ort<br />
aktiven Gruppen mitarbeiten. Nachdem der<br />
Kirchengemeinderat seine aktive Teilnahme<br />
zusagte, wurde die erste Projektgruppensitzung<br />
vereinbart. An ihr nahmen Mitglieder<br />
der Vereine, der beiden Kirchengemeinden<br />
und der sozialen Einrichtungen von Lustnau<br />
teil und sammelten erste Ideen.<br />
Neues Haus als Ort der Begegnung<br />
Ausgehend von den Wünschen und Ängsten<br />
bezüglich des eigenen Alters wurde deutlich:<br />
Am stärksten ist der Wunsch, auch im<br />
Alter nicht alleine zu sein, sondern mit<br />
anderen etwas unternehmen und sich austauschen<br />
zu können. Ebenso ausgeprägt<br />
ist der Wunsch nach Kontakt zu jüngeren<br />
Menschen und nach der Teilhabe am Gemeindeleben<br />
z.B. bei Gottesdiensten. Die<br />
Projektgruppe beschloss, aktiv daran mitzu-<br />
22 <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10
Inmitten im Quartier: Neben der Petruskirche von Lustnau entsteht an <strong>St</strong>elle des alten Luise-Poloni-Heims<br />
ein modernes Altenzentrum in Verbindung mit Räumen der Kirchengemeinde und einer Betreuten<br />
Wohnanlage, gemeinsam gebaut von <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, Siedlungswerk und Kirchengemeinde. Foto: Grohe<br />
wirken, die Räume des neu entstehenden<br />
Luise-Poloni-Heims von Anfang an mit Leben<br />
füllen und zu einem Ort der Begegnung zu<br />
machen, sowohl für die Menschen, die hier<br />
wohnen werden, als auch für die Bürgerinnen<br />
und Bürger des <strong>St</strong>adtteils.<br />
Bauliche Bedingungen ideal<br />
Die baulichen Bedingungen hierfür sind<br />
ideal. Einmalig in ganz Süddeutschland,<br />
finden wir hier Kirche, Gemeindesaal, Pflegeheim<br />
und Betreute Wohnanlage unter<br />
einem Dach. Das großzügige Foyer des<br />
Altenzentrums bietet ausreichend Platz für<br />
eine Cafeteria. Der Gemeindesaal der Kirchengemeinde<br />
schließt sich an. Sowohl<br />
über den Gemeindesaal als auch über den<br />
Wohnbereich im ersten Obergeschoss haben<br />
die Bewohner des Pflegeheims und der<br />
Betreuten Wohnanlage direkten Zugang zur<br />
Petruskirche. Foyer und Gemeindesaal können<br />
durch das Aufschieben einer Faltwand<br />
verbunden werden. Erklärtes Ziel der<br />
Kooperationspartner ist es, diesen Raum als<br />
Begegnungsstätte aktiv zu nutzen. Die Einrichtung<br />
will ein Haus mit offenen Türen<br />
werden, das dazu einlädt, zu einem Schwatz<br />
oder einfach nur zum Zeitunglesen vorbeizukommen,<br />
alleine oder mit Freunden das<br />
Angebot des offenen Mittagstisches zu<br />
nutzen, Bekannte zu besuchen, die Feste der<br />
Kirchengemeinde und des Pflegeheims mitzufeiern<br />
und an den kulturellen Ange<strong>bote</strong>n<br />
teilzunehmen.<br />
Um das Verbundprojekt fruchtbar und<br />
gewinnbringend ins Quartier zu integrieren,<br />
ist es wichtig, die Bedürfnisse der hier<br />
lebenden alten Menschen zu kennen und<br />
bestehende Ange<strong>bote</strong> und Ideen mit einzubeziehen.<br />
Die Mitglieder der Projektgruppe<br />
arbeiten daran, die in Lustnau sehr aktiven<br />
Vereine mit einzubinden. Reinhold Rosemann,<br />
ehemaliger Heimfürsprecher des Luise-<br />
„Talk in der Kirche“ zum Aktionstag der Projektgruppe in der Petruskirche Lustnau mit (von links) Jutta<br />
Rosemann, AG Cafeteria, Erwin Gamerdinger, zukünftiger Bewohner der Betreuten Wohnanlage und mit<br />
84 Jahren noch aktiver Flieger, Nobert Tobisch, stellvertretender Geschäftsführer des Siedlungswerks,<br />
Moderator Roland <strong>St</strong>eck, Altenhilfe-Regionalleiterin Ursula Bacher und Marianne Kehrer-Habel, Leiterin der<br />
Lustnauer „Kinderkiste“. Foto: Thaler<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10 23<br />
Poloni-Heims und Vorsitzender des Bauausschusses<br />
der Kirchengemeinde, und Ursula<br />
Bacher stellten das Projekt der Arbeitsgemeinschaft<br />
Lustnauer Vereine vor. Ein Beitritt<br />
zur Arbeitsgemeinschaft, über den im Herbst<br />
entschieden wird, wäre ein wichtiger Schritt<br />
hin zur engen Zusammenarbeit.<br />
Die Projektgruppe, die mit der Tübinger<br />
<strong>St</strong>adtseniorenplanung und dem <strong>St</strong>adtseniorenrat<br />
vernetzt ist, besteht inzwischen aus<br />
12 bis 14 Mitgliedern und trifft sich alle zwei<br />
Monate. Zwei Arbeitsgruppen widmen sich<br />
Schwerpunktthemen. Die Arbeitsgruppe<br />
Cafeteria hat das Ziel, vom Betriebsbeginn<br />
im Januar 2011 an jeden Sonntag Kaffee und<br />
Kuchen zu sozialen Preisen anzubieten. Dieses<br />
Angebot schließt eine Lücke in Lustnau.<br />
Besuchsdienst wird aufgebaut<br />
Die zweite Arbeitsgruppe hat das Ziel, einen<br />
ehrenamtlichen Besuchsdienst aufzubauen<br />
und zu schulen. Seit Mai dieses Jahres werden<br />
in insgesamt sechs Schulungseinheiten<br />
Interessierte, die pflegebedürftige und altersverwirrte<br />
Menschen im Pflegeheim oder<br />
zuhause besuchen wollen, auf diese Aufgabe<br />
vorbereitet. Erarbeitet werden Themen wie<br />
der Umgang mit altersverwirrten Menschen,<br />
Ange<strong>bote</strong> für Schwerstpflegebedürftige,<br />
Umgang mit Hilfsmitteln und Grundwissen<br />
über altersspezifische Krankheitsbilder.<br />
Eine weitere Gruppe setzt sich dafür ein,<br />
die Außenanlagen attraktiv zu gestalten. So<br />
sollen auf dem mit der Kirchengemeinde<br />
gemeinsam genutzten Innenhof die Boulekugeln<br />
rollen und im beschützten Garten<br />
werden die Kinder der Kindergruppe gern<br />
gesehene Gäste sein.<br />
Talkrunde und Alterssimulator<br />
Gemeinsam mit der Kirchengemeinde veranstaltete<br />
die Projektgruppe am 4. Juli ein<br />
Fest der Begegnung. Auf der <strong>St</strong>raße, im<br />
Kirchhof und in der Kirche fand ein buntes<br />
Treiben mit Blasmusik, Bewirtung, Informationsständen<br />
und Spielen statt. Nachmittags<br />
fand in der sehr gut besuchten Petruskirche<br />
eine Bildpräsentation zum Bauprojekt mit<br />
Talkrunde über die Projektgruppe statt. Der<br />
Talk wurde moderiert von Roland <strong>St</strong>eck.<br />
Pfarrer Dominik Weiß unterstützte die Werbung<br />
neuer Mitarbeiter beherzt und publikumswirksam<br />
durch die Demonstration eines<br />
Alterssimulators, der die Bewegungs- und<br />
Sinnesfähigkeit stark einschränkt.<br />
Ursula Bacher
Ergänzendes Angebot bei Betreutem Wohnen zuhause<br />
Eigener Verleih von Pflegehilfsmitteln<br />
Spaichingen. Es gibt mehrere Devisen in<br />
dem vorstationären Angebot „Betreutes<br />
Wohnen zuhause“ in der Region Spaichingen.<br />
Zwei davon lauten: „Geht nicht gibt’s nicht“<br />
und „Alles aus einer Hand“ – fast alles.<br />
Lange Lieferzeiten<br />
Wie die Praxiserfahrung des „Betreuten<br />
Wohnens zuhause“ in den ersten Monaten<br />
zeigte, stieß diese Vermittlung immer wieder<br />
an ihre Grenzen bei der schnellen und<br />
unbürokratischen Bereitstellung irgendwelcher<br />
Hilfsmittel seitens der Krankenkassen.<br />
Frau R. braucht dringend ein Pflegebett?<br />
„Mit zwei bis drei Wochen müssen Sie rechnen“,<br />
lautet die Antwort.<br />
Frau W. kommt zu Fuß nicht mehr alleine in<br />
die <strong>St</strong>adt? Mit einem Rollator könnte sie<br />
prima laufen. Rezept vom Hausarzt, dies<br />
muss ins Sanitätshaus, von dort wird es<br />
bearbeitet und irgendwann, wenn es auf<br />
der Route liegt, wird die Gehhilfe geliefert.<br />
Es ist aber jetzt schönes Wetter und Frau W.<br />
möchte einkaufen und spazieren gehen.<br />
Geht nicht? Gibt’s nicht!<br />
Das Beratungsteam der Mitmach-Initiative Rottweil:<br />
(stehend von links) Marianne Kreher, Peter Müller,<br />
Ulrike Gaus, Sigrid Roming, Kai Marchfeld und<br />
(sitzend) Ursula Bortolot.<br />
Hilfe vom Hausmeister<br />
In diesem Fall bekommt sie einen Rollator<br />
aus dem Lager des Altenzentrums <strong>St</strong>. Josef<br />
und das benötigte Pflegebett von Frau R.<br />
baut der Hausmeister direkt bei ihr zuhause<br />
auf. Schnell und unkompliziert, direkt aus<br />
dem Bestand des Altenzentrums Dr.-Karl-<br />
Hohner-Heim Trossingen. So kann sie auch<br />
die nächsten zwei Wochen bereits alleine<br />
aufstehen und das Kopfteil höher stellen.<br />
Weiterer Service in der Betreuung<br />
Aus solchen Situationen heraus entstand in<br />
der Region Spaichingen die Idee des kostenlosen<br />
Pflegehilfsmittelverleihs. Die Erweiterung<br />
unseres Leistungsangebots um diese<br />
Dienstleistung ist ein weiterer Service für<br />
die Kunden und Betreuungsnehmer im vorstationären<br />
Bereich. Damit Menschen, die<br />
sich uns anvertrauen, Hilfe und Unterstützung<br />
bekommen, wenn sie sie brauchen.<br />
Auf die Frage „Was koscht des Ausleihen?“<br />
antworte ich: „Nix. Nur einen zufriedenen<br />
Kunden mehr.“ Nadja Merkle<br />
Rottweil. Das Ehrenamt ist in aller Munde.<br />
Fast jeder Politiker verweist darauf, dass die<br />
heutigen und zukünftigen gesellschaftlichen<br />
Aufgaben nur unter Einbeziehung von bürgerschaftlichem<br />
Engagement zu bewältigen<br />
sind. Dies gilt im Besonderen auch für den<br />
Bereich Altenhilfe – bedingt durch den<br />
demographischen Wandel kommen hier<br />
sehr vielfältige Aufgaben auf unsere Gesellschaft<br />
zu.<br />
Die Fragen lauten etwa: Wie schaffen wir<br />
es, der immer grösser werdenden Zahl von<br />
älteren, zum Teil pflegebedürftigen Menschen<br />
über die Pflege an sich hinaus eine<br />
Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen?<br />
Wie unterstützen wir Angehörige, die sich<br />
um einen Menschen mit Demenz kümmern?<br />
Wie können wir Pflegeeinrichtungen offen<br />
24<br />
Maria Plückebaum unterwegs mit einem Rollator, wie<br />
er von der Beratungsstelle entliehen werden kann.<br />
Foto: Dold<br />
Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth an Mitmachinitiative Rottweil beteiligt<br />
Engagement ist wertvolle Unterstützung<br />
halten, damit sie auch weiterhin Orte des<br />
Lebens und der Begegnung bleiben?<br />
Schon recht früh kam man in Rottweil auf<br />
die Idee, eine Art „Arbeitsamt für Ehrenamtliche“<br />
aufzubauen. 1999 machte sich<br />
Peter Müller gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe<br />
des Katholischen Bildungswerkes<br />
daran, seine Idee von einer „Anlauf- und<br />
Vermittlungsstelle für Ehrenamtliche“ in ein<br />
Konzept zu fassen. Basierend darauf wurde<br />
2000 die „Mitmachinitiative Rottweil“ (MIR)<br />
ins Leben gerufen.<br />
Auch das Rottweiler Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
profitierte von Anfang an vom Wirken<br />
der Initiative – die damalige Heimleiterin<br />
Birgit Christmann war Mitglied jener Arbeitsgruppe.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10
Im Zuge der lokalen Agenda <strong>2010</strong> übernahm<br />
nun die <strong>St</strong>adt Rottweil die Trägerschaft für<br />
die Mitmachinitiative. Am Übergangsprozess<br />
sollten auch Vertreter jener Vereine und<br />
Einrichtungen, in denen Ehrenamtliche zum<br />
Einsatz kommen, beteiligt werden. So bat<br />
man seitens der <strong>St</strong>adt auch das Altenzentrum<br />
<strong>St</strong>. Elisabeth um Mitwirkung – dieser Bitte<br />
kam man gerne nach. Seit dieser Zeit ist<br />
Sozialdienstleiter Kai Marchfeld von <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
im Leitungsteam der Initiative vertreten.<br />
Sprechzeiten jeden Donnerstag<br />
Für eine Übergangsphase wurden im<br />
Kutschenhaus (neben dem Kapuziner) Beratungsräume<br />
eingerichtet. Sprech- und<br />
Beratungszeiten sind jeden Donnerstag von<br />
15 bis 17 Uhr. Dass die Berater der Initiative<br />
ihren Dienst ebenfalls ehrenamtich versehen,<br />
versteht sich natürlich von selbst.<br />
Nach Beendigung der Bauarbeiten wird der<br />
Kapuziner als Bürgerzentrum „Mehrgenerationenhaus“<br />
in Betrieb gehen. Dann erhält<br />
Altenzentren auf der Landesgartenschau Villingen-Schwenningen aktiv<br />
Villingen-Schwenningen. Die Altenzentren<br />
der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
in den Regionen Tuttlingen und Spaichingen<br />
gestalteten bereits im Juni und August<br />
jeweils einen Tag im Kirchenpavillon der<br />
Landesgartenschau mit vielen Aktionen<br />
und Präsentationen, die Altenhilfe-Regionen<br />
Rottweil und Tübingen-Zollernalb folgen<br />
noch Ende <strong>September</strong>. Die Besucher waren<br />
zum Informieren, Mitmachen und Ausprobieren<br />
eingeladen und bekamen einen lebendigen<br />
Einblick in den Alltag der Altenzentren.<br />
Mitarbeiter und Ehrenamtliche stellten unter<br />
dem Motto „Bleib, wer du bist“ Elemente vor,<br />
mit denen die Bewohner aktiviert werden.<br />
Donaulieder am Neckarursprung<br />
Beim Gasttag der Altenzentren Bürgerheim<br />
und <strong>St</strong>. Anna aus Tuttlingen sowie <strong>St</strong>. Antonius<br />
aus Mühlheim stellte Musiktherapeutin<br />
Roswitha Fugmann auf der Bühne des<br />
Uhrwerk-Pavillons mehrfach die Musiktherapie<br />
vor, wie sie auch in den Altenzentren<br />
praktiziert wird.<br />
Hier konnten die Gartenschaubesucher kräftig<br />
mitsingen, aber auch mit Rhythmusinstrumenten<br />
und Tüchern mitmachen. Dabei ließ<br />
Roswitha Fugmann kurzerhand auch ein paar<br />
Donau-Lieder in dem Pavillon am Neckarursprung<br />
erklingen wie den Donauwalzer.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10 25<br />
die Mitmachinitiative eigene Räume – die<br />
Entscheidung über den genauen Ort steht<br />
noch aus, auf jeden Fall sollen sie im Kernstadtbereich<br />
liegen.<br />
Parallel zur Beratung im Kutschenhaus<br />
können sich interessierte Bürger auch an<br />
das Bürgerbüro (Altes Rathaus) wenden.<br />
Die Mitarbeiter dort stellen den Kontakt zu<br />
Peter Müller her. Es können bei Bedarf auch<br />
Termine ausserhalb der normalen Beratungszeiten<br />
vereinbart werden. Kai Marchfeld<br />
Ideen zur Freizeitgestaltung vorgestellt<br />
Besondere Ernährungsange<strong>bote</strong> für Menschen mit Demenz oder mit Schluckbeschwerden stellten die<br />
Altenzentren auf der Landesgartenschau vor. Hauswirtschaftsleiterin Cornelia Mayer aus Spaichingen<br />
offeriert hier Besuchern Kostproben des „Fingerfood“. Fotos: Ronecker, Graf<br />
In einem Interview mit Christine Liebermann<br />
erläuterte Küchenchef Fred Merk aus dem<br />
Bürgerheim die besonderen Essensange<strong>bote</strong><br />
für Menschen mit Demenz oder mit Schluckbeschwerden.<br />
Von den gesunden und appetitlich<br />
zubereiteten kleinen „Fingerfood“-<br />
Häppchen konnten die Besucher und<br />
Passanten auch selbst kosten.<br />
Bastelgruppe dabei<br />
Wer sich für kreatives Basteln interessierte,<br />
kam bei der ehrenamtlichen Bastelgruppe<br />
aus dem Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius in Mühlheim<br />
auf seine Kosten. Die Damen führten<br />
unentwegt ihre Bastelkünste vor und präsentierten<br />
viele Produkte, die gemeinsam mit<br />
den Bewohnern entstanden waren.<br />
Ein weiteres Element aus den Altenzentren,<br />
das viele Besucher selbst ausprobierten, war<br />
die basale <strong>St</strong>imulation mit Hand-, Nackenund<br />
Rückenmassage. Für humorvolle Einlagen<br />
und unterhaltsame Gespräche sorgte<br />
Martina von Dohna als Clown, der sich überall<br />
einmischte und die Gartenschaubesucher<br />
auf witzige Weise zum Nachdenken über<br />
das Alter brachte.<br />
Andacht mit Altenheimseelsorger<br />
Sehr gut besucht war – so dass nicht einmal<br />
alle einen Sitzplatz erhielten – die Andacht<br />
„Atempause“ am Nachmittag mit dem<br />
Tuttlinger Altenheimseelsorger Roland Keinert<br />
und einer Gottesdienstgruppe aus den<br />
Altenzentren. Die Lieder begleitete Roswitha<br />
Fugmann am Klavier. Diakon Keinert vertiefte<br />
das Thema vom Wert des Alters und segnete<br />
die Schwimmkerzen, die von Mitarbeitern<br />
wie Besuchern entzündet und mit
persönlichen Wünschen in die drei Wasserbassins<br />
des Pavillons gesetzt wurden. Eine<br />
Meditation zum Wasser mit Bezug zur<br />
benachbarten Neckarquelle und der christlichen<br />
Taufe schloss die Andacht ab.<br />
Spendenprojekt Sinnesgarten<br />
Informiert wurden die Pavillon-Besucher auch<br />
über das Spendenprojekt eines Sinnesgartens<br />
für das neue Bürgerheim, der den Bewohnern<br />
etwa mit Wasserpumpe, Pflanzbeet<br />
oder Kleintierstall viele Dinge aus ihrem<br />
Leben in Erinnerung bringen will.<br />
Die Tagespflegegäste von <strong>St</strong>. Anna nutzten<br />
den Tag zu einem Ausflug auf die Landesgartenschau.<br />
Regionalleiter Joachim Bucher,<br />
die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen aus<br />
den drei Altenzentren waren nach vielen<br />
Gesprächen und einem regen Besuch mit<br />
der Resonanz ihres Gartenschau-Beitrags<br />
sehr zufrieden.<br />
Region Spaichingen bietet Einblicke<br />
Dies galt auch für die Aktiven aus der<br />
Altenhilfe-Region Spaichingen, den Altenzentren<br />
<strong>St</strong>. Josef in Spaichingen, Dr.-Karl-<br />
Hohner-Heim in Trossingen und <strong>St</strong>. Ulrich in<br />
Wehingen, die sich im August während<br />
der Sommerferien einen Tag im Uhrwerk-<br />
Pavillon präsentierten.<br />
Hierbei besuchten einige Bewohner nicht<br />
nur die Landesgartenschau, um selbst die<br />
Schönheit der Natur zu genießen, sondern<br />
gestalteten am Vormittag auch für die<br />
Wohltuende Entspannung mit Handmassage<br />
konnten auch die Besucher bei den Altenhilfe-<br />
Präsentationen am eigenen Leib erfahren.<br />
Viele Elemente aus der Arbeit in den <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenzentren wurden von Mitarbeitern und Ehrenamtlichen<br />
in der Landesgartenschau vorgestellt. Musiktherapeutin Roswitha Fugmann (rechts) aus Tuttlingen animierte<br />
die Besucher im Kirchenpavillon zum Mitmachen beim gemeinsamen Gesang.<br />
anderen Besucher im Kirchenpavillon ein<br />
eigenes Programm, um Einblicke in die<br />
tägliche Aktivierung und Gymnastik in den<br />
Altenzentren zu geben. Beim gemeinsamen<br />
Kegeln und einem bunten, rhythmischen<br />
Sitztanz begeisterten sie die Zuschauer<br />
und Angehörigen.<br />
Am für diesen Tag speziell dekorierten Kirchenpavillon<br />
<strong>bote</strong>n die Haus- und Bereichsleiter<br />
der drei Einrichtungen zudem reichlich<br />
Informationsmaterial und persönliche Ge-<br />
Zu den auf der Bühne des Pavillons von den<br />
Bewohnern selbst vorgestellten Aktivitäten gehörte<br />
das gemeinsame Kegeln.<br />
26<br />
spräche für die Interessierten. Außerdem<br />
wurden die neuesten Projekte der Altenzentren<br />
vorgestellt, darunter der eindrucksvolle<br />
Sinnesgarten des Altenzentrums <strong>St</strong>. Josef<br />
sowie die neuesten Ernährungsformen für<br />
Menschen mit psychischen oder physischen<br />
Erkrankungen, „Fingerfood“ und „Smooth<br />
Food“. Das „Fingerfood“ durften die Besucher<br />
selbst bis in den späten Nachmittag hinein<br />
in verschiedenen kleinen Kostproben testen<br />
und die Erfahrung machen, wie lecker und<br />
praktisch die kleinen Häppchen sind.<br />
Handmassage und Wohlgerüche<br />
Ein weiteres Highlight war die Wohlfühl-Oase,<br />
die in einer gemütlichen Nische des Pavillons<br />
aufgebaut und vorgestellt wurde. Jeder<br />
Besucher konnte hier bei einer Handmassage<br />
entspannen und sich von den wohlriechenden<br />
Ölen verzaubern lassen.<br />
Sinneswagen vorgestellt<br />
Einen zusätzlichen Einblick in die vielseitige<br />
und anregende Freizeitgestaltung in den<br />
Altenzentren bot der Aufbau eines neuen<br />
Sinneswagens mit verschiedenen Bällen,<br />
Klanginstrumenten und Spielen zum Gedächtnistraining,<br />
mit Düften, Gebetsbüchern<br />
und vielem mehr.<br />
So konnten sich die Besucher über viele<br />
Bereiche der am Wohl der Bewohner orientierten<br />
Arbeit in den Altenzentren informieren,<br />
zuschauen und probieren und mit den<br />
Bewohnern einen spannenden Tag erleben.<br />
Ewald Graf, Anja Lehr<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10
KiFaz-Treff in Schwenningen<br />
Familiennah und unbürokratisch wird<br />
in vielen Notlagen geholfen<br />
Villingen-Schwenningen. Auf Initiative des<br />
Ehepaars Lichte wurde in Villingen-Schwenningen<br />
im Jahr 2006 mit bürgerschaftlichem<br />
Engagement ein neues Angebot für Kinder,<br />
Jugendliche und Familien geschaffen. Unter<br />
Trägerschaft des Kinder- und Familienzentrums<br />
(KiFaz) der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
entstand der ungezwungene<br />
„KiFaz-Treff“, in dem Ange<strong>bote</strong> wie Beratung,<br />
Betreuung und punktuelle materielle Hilfen<br />
die Besucher dabei unterstützen, ihr Leben<br />
selbst in die Hand zu nehmen.<br />
Umzug ins Jugendhaus<br />
Der ursprünglich in der Nachbarschaft des<br />
Schwenninger Tafelladens befindliche Treff<br />
konnte nach Zusage des Jugendhilfeausschusses<br />
am 2. Mai 2007 mietkostenfrei in<br />
Räumlichkeiten des Jugendhauses „Spektrum“<br />
umziehen. Hier stehen den Besuchern<br />
zwei gemütlich gestaltete Räume, eine<br />
funktionale Küche und ein großer Park mit<br />
Kletterwand, Geräteschuppen und vielfältigen<br />
Spielmöglichkeiten zur Verfügung.<br />
Geöffnet ist der KiFaz-Treff dreimal wöchentlich:<br />
Montag, Mittwoch und Freitag von<br />
15 bis 18 Uhr und für besondere Anlässe<br />
auch darüber hinaus. Für im Schnitt circa<br />
30 – 40 Kinder und circa 20 – 25 Erwachsene<br />
werden bei Kaffee, Tee, alkoholfreien<br />
Getränken, Kuchen und Gebäck folgende<br />
Aktivitäten ange<strong>bote</strong>n: Spielen im Spielgarten<br />
oder in den kindgerecht gestalteten Räumen,<br />
Basteln, Singen usw.<br />
Kürbisgeister basteln und mit ihnen auf Wanderschaft gehen war eine von vielen Aktionen, die im KiFaz-<br />
Treff zum zwanglosen Mitmachen für die ganze Familie veranstaltet wurden.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10<br />
Treffen mit den Pfadfindern im großen Park des KiFaz-Treffs Schwenningen, in dem auch Kletterwand,<br />
Geräteschuppen und vielfältige Spielmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Fotos: Lichte<br />
27<br />
Auch gemeinsame Kinobesuche<br />
Highlights sind jahreszeitliche oder themenbezogene<br />
Sonderaktionen wie gemeinsame<br />
Kinobesuche, Theater, Familienbrunch, Grillen,<br />
Ferienprogramm, Fasnet-Vorbereitung<br />
und Teilnahme am Kinderumzug, Veranstaltung<br />
„Zirkus Liberta“, Flohmarkt oder das<br />
Landschaftsgartenschau-Plus-Projekt Generationengarten.<br />
Von gesamtstädtischem Interesse war z.B.<br />
der Malwettbewerb „Ich freu mich auf die<br />
Landesgartenschau“ in diesem Frühjahr.<br />
Über 300 Kinder aus den verschiedenen<br />
Schulen und Kindergärten der gesamten<br />
<strong>St</strong>adt hatten sich mit Bildern und Schuhkarton-Gestaltungen<br />
daran beteiligt und so<br />
Lust auf das Großereignis des Jahres in der<br />
Region gemacht.<br />
Mit Unterstützung vieler Familien und<br />
Geschäfte in Villingen-Schwenningen konnte<br />
ein Fundus an neuer Bekleidung und Gebrauchsgegenständen<br />
rund um das Kind<br />
aufgebaut werden. Durch die Vermittlung<br />
dieser Spenden konnten in der Vergangenheit<br />
unbürokratisch und kostenlos hunderte<br />
Kinder eingekleidet werden und mehrere<br />
hundert Gebrauchsgegenstände wie
Kinderwägen, Kinderbetten, Schulranzen und<br />
Schulmaterialien gesammelt und weitergegeben<br />
werden. Auch Möbel werden<br />
durch die Mitarbeiter des Treffs abgeholt<br />
oder direkt weitervermittelt. In Einzelfällen<br />
wird auch bei der Verwertung von Wohnungsauflösungen,<br />
bei Umzügen und der<br />
Wohnungsbeschaffung geholfen.<br />
Doch nicht nur im materiellen Bereich<br />
unterstützt der KiFaz-Treff die Menschen<br />
in Schwenningen. Neben der Beratung in<br />
Fragen der Erziehung, Schule und sozialen<br />
Lebenslagen besteht die Möglichkeit zu<br />
unbürokratischem Kontakt mit Schulen,<br />
Kindergärten, Behörden, Agentur für Arbeit,<br />
Sozialamt, Jugendamt, Beratungsstellen<br />
und Betreuern. Auch bei der Vermittlung<br />
von Minijobs kann Hilfe in Anspruch genommen<br />
werden.<br />
Elternschule und andere Kurse<br />
In Kooperation mit dem Jugendhaus findet<br />
seit Herbst 2009 eine Elternschule im Rahmen<br />
des Programms „<strong>St</strong>ärke“ statt, sowohl<br />
ein Grundkurs „Von Anfang an“ für Eltern mit<br />
Säuglingen und kleinen Kindern als auch<br />
ein „<strong>St</strong>ärkeplus-Kurs“ „Familien-Leben“. Darüber<br />
hinaus finden in den Räumen des<br />
KiFaz-Treffs zusammen mit der Familienhebamme<br />
Hiltrud Hild ein Teenie-Mütter-Treff<br />
und eine Krabbelgruppe statt.<br />
„Das KiFaz-Treff ist mit seiner familiären<br />
Atmosphäre zu einem unverzichtbaren Teil<br />
des differenzierten Betreuungsnetzwerkes<br />
des Kinder – und Familienzentrums geworden<br />
und ist im Sozialraum Schwenningen<br />
heute nicht mehr weg zu denken“ sagt<br />
Jürgen Muff, der verantwortliche Abteilungsleiter<br />
im KiFaz.<br />
Bürgerschaftliches Engagement<br />
Getragen wird der KiFaz-Treff mit seinen<br />
Begegnungsmöglichkeiten für alle sozialen<br />
Schichten und vielfältigen Ange<strong>bote</strong>n für<br />
Kinder und Familien von einem breiten kontinuierlichen<br />
bürgerschaftlichen Engagement.<br />
Motor und <strong>St</strong>ütze sind dabei Ulrike und<br />
Dr. Karl-Henning Lichte. Über ihre bisherige<br />
Tätigkeit in der eigenen Kinderarztpraxis,<br />
ihre ehrenamtliche Mitarbeit bei der Tafel<br />
und die jetzige Mitarbeit in Kreistag und<br />
Gemeinderat bringen sie gute Kenntnisse<br />
der familiären Situationen in Villingen-<br />
Schwenningen mit, die erforderliche Erfahrung<br />
und die notwendigen Verbindungen<br />
für diese Arbeit.<br />
Ebenfalls von Anfang an dabei ist Bea<br />
Baumgarthuber und seit seiner Pensionierung<br />
Psychologe Roland <strong>St</strong>ieber. Ergänzt wird<br />
das Team von zahlreichen weiteren Ehrenamtlichen<br />
und mehreren von der Agentur<br />
für Arbeit geförderten Menschen.<br />
T-Shirts bemalen machte Mütter wie Kindern Spaß. Zu solchen Aktionen kann der Park sehr gut genutzt<br />
werden. Die Mitmachange<strong>bote</strong> sind aber oft nur der erste Schritt hin zu weiteren Hilfen oder der Vermittlung<br />
zu Fachämtern und Experten.<br />
28<br />
Neben der Beratung in Fragen<br />
der Erziehung, Schule und<br />
sozialen Lebenslagen besteht<br />
die Möglichkeit zu unbürokratischem<br />
Kontakt mit Schulen,<br />
Kindergärten, Behörden,<br />
Agentur für Arbeit usw.<br />
Damit diese vorbildhafte niedrigschwellige<br />
Unterstützung für Kinder und Familien auch<br />
weiterhin in diesem Umfang betrieben werden<br />
kann, ist das KiFaz-Treff auf Sponsoren<br />
und Spenden von Privatpersonen und dem<br />
Gemeinwesen angewiesen.<br />
Dr. Karl-Henning Lichte, Jürgen Muff<br />
Ansprechpartner für den KiFaz-Treff<br />
in Schwenningen:<br />
Jürgen Muff im KiFaz<br />
Telefon: 07720 821224, E-Mail:<br />
juergen.muff@stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />
Ehepaar Lichte, Telefon: 07720 36757<br />
Impressum<br />
der <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> Zeitschrift der<br />
stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
Herausgeber: Vorstand der stiftung<br />
st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />
Auflage: 4000<br />
Redaktion: Ewald Graf (verantwortlich),<br />
Oliver Avemaria, Manuel Jahnel, Edgar<br />
Kränzler, Felix Ronecker, Fritz Rudolf,<br />
Günter Seger, Sr. Dorothea Thomalla,<br />
Ramona Zweigart (alle Heiligenbronn),<br />
Hans <strong>St</strong>urm (Baindt), Boris <strong>St</strong>rehle<br />
(Spaichingen), Ralf Eberhard (Tuttlingen),<br />
Martin Heller (Villingen-Schwenningen).<br />
Gestaltung und Satz:<br />
LINKDESIGN, Schramberg<br />
Druck:<br />
<strong>St</strong>raub Druck + Medien AG, Schramberg<br />
Postanschrift:<br />
Redaktion <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>, Kloster 2,<br />
78713 Schramberg-Heiligenbronn<br />
Tel.: 07422 569-306, Fax: 569-300<br />
E-Mail:<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>@stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />
Internet: www.stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10
Neun Ehrenamtliche und neun Schwestern für Wallfahrtsführungen qualifiziert<br />
Nur wer etwas erfahren hat,<br />
kann auch weitergeben<br />
Heiligenbronn. 17 Abende von Oktober<br />
2008 bis Juni <strong>2010</strong> – diesen Einsatz an<br />
persönlicher Zeit erbrachten neun Ehrenamtliche<br />
und neun Schwestern, um sich für<br />
Führungen am Wallfahrtsort Heiligenbronn<br />
ausrüsten zu lassen.<br />
Ausgeschrieben wurde diese Fortbildung<br />
in der „Mitarbeiterinfo“ der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> und in<br />
der Heiligenbronner Weggemeinschaft.<br />
Unter der Leitung von Sr. Agnes Löber und<br />
Sr. Dorothea Thomalla ging es die ersten<br />
sechs Treffen vor allem darum, eigene Erfahrungen<br />
zu sammeln und diese zu reflektieren.<br />
Nur wer etwas erfahren hat, kann<br />
auch weitergeben.<br />
Auf dem Programm stand eine Führung in<br />
der Kirche mit Superior Rolf Oster, eine Führung<br />
in der Ausstellung zum „Leben Jesu“<br />
von Raul Castro, eine meditative Erschließung<br />
des Kirchenraums sowie die betende Vertiefung<br />
einzelner Szenen in der Ausstellung.<br />
Peter Schmid, der die Ausstellung mitinitiiert<br />
hat, erzählte an einem Abend von der<br />
Entstehung und gab Informationen zum<br />
Künstler Raul Castro. Am Abschluss dieses<br />
ersten Teiles stand eine ausführliche Auswertung<br />
mit der Frage, wer bei Teil B weiter<br />
mitmachen will.<br />
Unterschiedliche Führungen geprobt<br />
Dieser zweite Teil bestand aus insgesamt<br />
zehn Treffen, in denen die Gruppe zunächst<br />
ihre Leitlinien formulierte. Jede und jeder<br />
schlüpfte an einem der Abende in die Rolle<br />
der oder des Führenden. So gab es eine<br />
Führung für Kommunionkinder, für einen<br />
Kirchengemeinderat, für ein Ehevorbereitungsseminar,<br />
für einen Männertreff, für<br />
Hauptamtliche in der Seelsorge, für Mitarbeiter<br />
der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
usw.<br />
Mit viel Freude versetzten sich die anderen<br />
Mitglieder in die jeweiligen Rollen und<br />
gaben anschließend differenziert Rückmeldung.<br />
Auf diese Weise wurden viele Fragen,<br />
die im Laufe einer Führung auftauchen,<br />
besprochen, zum Beispiel: „Wo ist der beste<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10<br />
Ehrenamtliche und Schwestern wurden nach der gemeinsamen Fortbildung von Generaloberin Schwester<br />
Judith Kaupp (Mitte) für die Führungen am Wallfahrtsort Heiligenbronn beauftragt. Unser Bild zeigt die<br />
Führerinnen und Führer mit Superior Rolf Oster (links). Foto: Sr. Dorothea<br />
Platz zum Führen?“, „Was halte ich in der<br />
Hand?“, „Rede ich zu laut oder zu leise?“,<br />
„Was kann ich bei <strong>St</strong>örungen tun?“ usw. Mit<br />
viel persönlichem Engagement brachten<br />
sich die Einzelnen ein, stellten den anderen<br />
das Erarbeitete schriftlich zur Verfügung.<br />
Ende Juni nun beauftragte Generaloberin<br />
Sr. Judith Kaupp neun ehrenamtliche Personen<br />
für den Dienst in der Heiligenbronner<br />
Wallfahrt: Regina und Andreas Ginter (Heiligenbronn),<br />
Christina und Johannes Schork<br />
(Waldmössingen), Birgit und Reiner Lehmann<br />
(Schenkenzell), Martina Haag (Seedorf),<br />
Josef Fleig (Tennenbronn) und Gerhard<br />
Lang (Heiligenbronn). Auch die Schwestern<br />
Bernadette Gaile, Consummata Eisele,<br />
Franziska Teufel, Johanna Konrad, Magdalena<br />
Dilger, Maria Gratia Horn, Mirjam Zeller,<br />
Reinhildis Haag und die Generaloberin selbst<br />
machten diese Fortbildung mit.<br />
Sr. Judith dankte den Ausgebildeten für<br />
ihr Durchhaltevermögen, für das gute Miteinander<br />
und die gute Atmosphäre an den<br />
Abenden. Sie erinnerte daran, dass die Gemeinschaft<br />
im Generalkapitel 2008 diese<br />
Möglichkeit, Außenstehende in die Wallfahrtsbegleitung<br />
einzubeziehen, beschlossen hatte.<br />
29<br />
Als Geschenk bekamen alle eine Rose<br />
überreicht sowie Buch und DVD zur Ausstellung.<br />
Nach diesem festlichen Akt gab<br />
es ein ebenso festliches Buffet. Die neuen<br />
Mitglieder werden das Wallfahrtsteam der<br />
Schwestern verstärken und entlasten. Dieses<br />
freut sich sehr über diese Bereitschaft, den<br />
Schatz des Ortes Heiligenbronn an Wallfahrer<br />
und Besucher weiterzugeben.<br />
2400 Wallfahrer im Jahr gezählt<br />
2009 kamen knapp 2400 Besucher nach<br />
Heiligenbronn – in kleinen und großen<br />
Gruppen. Je nach Wunsch bekamen sie<br />
Einführungen in den Ort und die Geschichte,<br />
Führungen in der Kirche und an der Quelle,<br />
Führungen in der historischen Ausstellung<br />
oder in der Ausstellung im Haus Lebensquell,<br />
Führungen über das Gelände mit Hinweisen<br />
zur aktuellen Geschichte des Ortes und<br />
den verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten<br />
auf dem Gelände.<br />
Das erweiterte Wallfahrtsteam wird sich<br />
regelmäßig treffen, um Erfahrungen auszutauschen,<br />
neue Bausteine für die Wallfahrt<br />
zu entwerfen sowie einander für den<br />
Dienst zu stärken.<br />
Schwester Dorothea Thomalla
Bitte ausschneiden oder kopieren und faxen an 07422 569-300<br />
Oder per Post an stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn,<br />
Redaktion <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>, Kloster 2, 78713 Schramberg-Heiligenbronn,<br />
Telefax: 07422 569-300, E-Mail: <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>@stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong><br />
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Ja, ich möchte die sozialen Einrichtungen und Dienste der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
dauerhaft unterstützen. Daher helfe ich mit einer regelmäßigen Spende!<br />
Bitte buchen Sie ab dem | | 20 bis auf Widerruf<br />
monatlich jährlich<br />
Anschrift (bei Umzug neue Anschrift)<br />
Vor- und Nachname: Geburtsdatum:<br />
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<strong>St</strong>raße/Hausnummer:<br />
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<strong>St</strong>raße/Hausnummer:<br />
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Wenn Sie den <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> abbestellen, sagen Sie uns warum?<br />
10 Euro 25 Euro _________ Euro von meinem Konto ab.<br />
Vor- und Nachname:<br />
<strong>St</strong>raße / Hausnummer:<br />
PLZ / Ort:<br />
Diese Einzugsermächtigung können Sie jederzeit ohne Angabe von Gründen widerrufen.<br />
Ein Anruf genügt (Telefon: 07422 569-388)<br />
Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> verfolgt ausschließlich gemeinnützige, mildtätige und kirchliche Zwecke. Spenden sind steuerlich absetzbar.<br />
Sie erhalten nach Ablauf eines Kalenderjahres unaufgefordert eine Zuwendungsbestätigung.<br />
Kontonummer:<br />
BLZ: Bank:<br />
Kontoinhaber:<br />
Datum / Unterschrift des Kontoinhabers<br />
Spendenkonto der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>: 540 340 bei der Kreissparkasse Rottweil, BLZ 642 500 40<br />
30<br />
✃<br />
✃<br />
Zwei neue Schulen für Kinder und Jugendliche mit<br />
Hör- und Sehschädigungen schaffen Lebensperspektiven.<br />
Die Bauarbeiten für das Schulgebäude<br />
<strong>St</strong>. Benedikt in Heiligenbronn haben jetzt begonnen.<br />
Wenn Sie diese große Investition in die Zukunft<br />
junger Menschen unterstützen wollen, können Sie<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> mit einer Spende für „Wir machen<br />
Schule“ oder der nebenstehenden Einzugsermächtigung<br />
helfen.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10
Das ist ja das Vorletzte!<br />
Dienstwagenfahrt mit<br />
wehendem Schleier<br />
Sulgen. Drei Mitarbeiterinnen des Heiligenbronner<br />
Förder- und Betreuungsbereiches<br />
fahren mit dem Dienstauto auf dem Weg<br />
zu einem Elterngespräch durch Sulgen. Fahrerin<br />
Tanja Keller fällt auf: „Oh, wir müssen<br />
noch tanken!“ Also wird gleich eine Tankstelle<br />
in Sulgen angesteuert. Kollegin Alexandra<br />
Fetscher fällt eine schwierige Frage ein:<br />
„Wo isch denn bei dera Bix da Tankdeckel?“<br />
Die hinten sitzende Kollegin Schwester<br />
Magdalena Dilger – wie immer spontan<br />
hilfsbereit – ruft: „Moment, i guck amol!“,<br />
öffnet während der Fahrt die Tür, streckt<br />
ihren Kopf heraus und späht nach dem<br />
gesuchten Tankdeckel. Tanja Keller am Lenkrad<br />
sieht im Rückspiegel nur, wie ein Schleier<br />
aus dem Dienstfahrzeug weht und schon<br />
schreit es von hinten: „Do, rechts isch er!“<br />
Während dieser Aktion – natürlich schon<br />
bei stark gemäßigtem Tempo – fuhr das<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>sauto mit dem wehenden Schleier an<br />
einer gut besuchten Bushaltestelle vorbei.<br />
Die Wartenden blickten drein, als hätten sie<br />
eine Begegnung der dritten Art – dabei<br />
war es nur die forsche Art einer wendigen<br />
Ordensschwester. Dank ihrem Einsatz konnte<br />
das flotte Damenteam gleich zielsicher<br />
die richtige Seite der Zapfsäule ansteuern.<br />
Pfarrer und OB<br />
im Schlagabtausch<br />
Schramberg. Samstag: Die Kirchliche<br />
Sozialstation Schramberg bezieht ihre<br />
neuen Räume in der Josef-Andre-<strong>St</strong>raße.<br />
Die Pfarrer Rüdiger Kocholl und Michael<br />
Hauser übernehmen den geistlichen Teil.<br />
Als am Ende Oberbürgermeister Herbert<br />
O. Zinell eine flapsige Bemerkung macht,<br />
schaut ihn Kocholl gespielt streng an und<br />
sagt: „Dann sind wir wohl wieder im<br />
weltlichen Teil, wenn der OB der Geistlichkeit<br />
wieder dazwischen reden darf!“ Große<br />
Heiterkeit.<br />
aus der „Neuen Rottweiler Zeitung“<br />
Lange Suche endet<br />
im eigenen Haus<br />
Sulgen. Für das Rahmenprogramm zum<br />
Open-Air-Kino war die kreative Organisatorin<br />
Hermine Waizmann, Leiterin der Außenwohngruppe<br />
Haus Marienberg in Sulgen,<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/10<br />
Lange gesucht und schließlich gefunden: eine<br />
Wickie-Schleuder.<br />
lange auf der Suche nach einer Schleudermaschine<br />
für die geplante Wikinger-Olympiade.<br />
Zum Film „Wickie und die starken<br />
Männer“ sollten auch die Besucher vor einige<br />
sportliche Herausforderungen gestellt werden<br />
und da schwebte der Gruppenleiterin als<br />
passender Gag eine Mohrenkopf-Schleudermaschine<br />
vor. Sie fragte Hinz und Kunz und<br />
recherchierte in der Gegend herum, wo<br />
denn eine solches Schleudergerät aufzutreiben<br />
wäre. Und wo wurde sie zu guter Letzt<br />
fündig? Im eigenen Haus beim Kindergarten<br />
Marienberg, der so eine Konstruktion für<br />
seine Feste eingelagert hat. Wozu also umständlich<br />
in die Ferne schweifen?<br />
Der Metropolit und das<br />
Geheimnis der Frauen<br />
Varna. <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Norbert Rapp<br />
und Beisitzer Jakob Bichler erlebten bei<br />
der jüngsten Vorstandssitzung des Bulgarisch-Deutschen<br />
Sozialwerks <strong>St</strong>. Andreas in<br />
Varna eine psychologische <strong>St</strong>ernstunde des<br />
orthodoxen Metropoliten und Vorstandsmitglieds<br />
Kyrill. Auf der <strong>St</strong>randpromenade<br />
am Schwarzen Meer geriet das Kirchenoberhaupt<br />
angesichts vieler Autos und auch<br />
vieler Frauen in eine mittägliche Meditation<br />
und verblüffte mit folgender Bemerkung<br />
seine Vorstandskollegen vom Sozialwerk:<br />
Wie verhalten sich Frauen beim Autofahren?<br />
Sie sind unsere <strong>St</strong>erne. Wir sehen sie. Aber<br />
sie sehen uns nicht.<br />
Vor lauter Erstaunen über eine solch kosmische<br />
Betrachtungsweise eines irdischen<br />
Phänomens aus dem Mund eines hohen<br />
Würdenträgers konnten die deutschen Gäste<br />
31<br />
nun bis zum Abflug gar nicht mehr in Erfahrung<br />
bringen, ob der Metropolit dies als<br />
kirchlichen Lehrsatz ankündigte und ob<br />
diese Einsicht auch über Bulgarien hinaus<br />
Gültigkeit besitze...<br />
Fachchinesisch in<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sverwaltung<br />
Heiligenbronn. Im Haus <strong>St</strong>. Konrad, wo<br />
die <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sverwaltung arbeitet, besorgt das<br />
Vorstandssekretariat das ganze Büromaterial<br />
für die Leitungen und Referate. Also wandte<br />
sich Martin Volz-Neidlinger, Leiter der<br />
Altenhilfe, händeringend per E-Mail an<br />
Sekretärin Ulrike Haaser um Amtshilfe:<br />
Haben Sie bei sich noch Hefter, in die man<br />
gelochtes Papier einheften kann, um sie<br />
dann in Leitzordner einzuheften (aus Plastik,<br />
ich weiß den Fachnamen nicht)? Falls ja,<br />
wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir diese<br />
evtl. bei der Post beilegen könnten!<br />
Ulrike Haaser kam nach dreimaliger Lektüre<br />
die glückliche Erkenntnis und schrieb postwendend<br />
zurück:<br />
Das gesuchte Wort heißt „Heftstreifen“.<br />
Lieferung noch heute.<br />
Direkter Weg nach oben<br />
Dieser Sommer war in Heiligenbronn aufgrund<br />
der diversen Baustellen durch Umwege geprägt.<br />
Aber vielleicht führen diese sogar direkter zum<br />
Ziel? So wie das am Rande des Klosterhofs niedergelegte<br />
Hinweisschild, das in dieser Lage den Weg<br />
zur Pforte eindeutig nach oben verlegt, direkt zum<br />
Himmel also! Das steht einem Wallfahrtsort doch<br />
nicht schlecht an? Fotos: Graf
Das künftige Schulzentrum <strong>St</strong>. Benedikt<br />
in Heiligenbronn ist seit Anfang Juni<br />
eine Großbaustelle. Die Bauarbeiten<br />
für die beiden Schulen für sinnesbehinderte<br />
Kinder haben begonnen und<br />
schreiten voran. Die stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />
heiligenbronn realisiert am Rand<br />
des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sgeländes in Heiligenbronn<br />
beim Haus Lebensquell mit Unterstützung<br />
des <strong>St</strong>aates und mit Hilfe der<br />
Spendenaktion „Wir machen Schule.<br />
Machen Sie mit“ ein 12-Millionen-<br />
Projekt, für das eine Bauzeit von zwei<br />
Jahren veranschlagt ist.<br />
Das Schulgebäude steht quasi auf<br />
Pfählen, nämlich rund 350 Rüttelstopfsäulen,<br />
die von einer Spezialfirma zur<br />
Befestigung der Tragschicht in den<br />
Boden gerammt wurden. Das Schulgebäude<br />
mit Innenhöfen wird zweigeschossig<br />
ausgebaut. Die neuen<br />
Räumlichkeiten werden für das Förderzentrum<br />
Hören und Sprechen sowie<br />
für das Förderzentrum Sehen benötigt.<br />
Kinder mit Hör- und Sehschädigungen,<br />
mit mehrfachen Behinderungen und<br />
Taubblindheit werden in dem neuen<br />
Schulzentrum Bildung und Förderung<br />
stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
Kloster 2<br />
78713 Schramberg-Heiligenbronn<br />
Telefon: 07422 569-0<br />
Telefax: 07422 569-300<br />
E-Mail: <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>@stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />
Internet: www.stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />
Spendenkonto: 540 340<br />
BLZ: 642 500 40, Kreissparkasse Rottweil<br />
Foto: Heli-Photo<br />
erhalten, wozu auch viele Fach- und<br />
Therapieräume erforderlich sind. Wer<br />
den Bau unterstützen möchte, kann<br />
sich auf Seite 30 näher informieren.<br />
Das Luftbild aus dem Modell-Hubschrauber<br />
enstand Ende Juli, ist aber<br />
schon wieder historisch, denn inzwischen<br />
sind die beiden Gebäude in der<br />
Bildmitte, die ehemalige Schreinerei<br />
und der alte Landwirtschaftsschuppen<br />
abgerissen. Sie werden nach dem<br />
Neubau des Werkhofs <strong>St</strong>. Josef (links)<br />
nicht mehr benötigt.