franziskus-bote März 2012 (PDF 1,3 MB - Stiftung St. Franziskus ...
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Austausch der Gerontopsychiatrischen Fachkräfte aus den Altenzentren<br />
Fallbesprechungen nehmen Ängste und<br />
geben Handlungssicherheit<br />
Heiligenbronn. In den Altenzentren der<br />
stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn steigt<br />
der Anteil an psychisch kranken alten Menschen<br />
kontinuierlich an. Etwa 60 Prozent<br />
der Bewohner und Bewohnerinnen sind an<br />
einer Demenz oder an einer Depression<br />
erkrankt. Ihre individuelle Betreuung und<br />
Pflege braucht Erfahrung, Fachwissen und<br />
eine hohe soziale Kompetenz.<br />
Demenzerkrankung nicht heilbar<br />
Demenz ist ein Thema, das heute sehr viele<br />
Menschen bewegt. Bis vor einigen Jahren<br />
noch verdrängt oder als Einzelschicksal<br />
betrachtet, nehmen das Interesse und der<br />
Informationsbedarf der breiten Öffentlichkeit<br />
stetig zu. Trotz intensiver Forschungen<br />
ist die Ursache der Demenz noch nicht hinreichend<br />
geklärt. Medikamentöse Therapien<br />
können den Verlust des Kurzzeitgedächtnisses<br />
in der Anfangsphase der Erkrankung<br />
verzögern. Ein dauerhafter <strong>St</strong>opp oder die<br />
Heilung sind jedoch nicht möglich. Zahlreiche<br />
<strong>St</strong>udien belegen, dass der Erhalt der<br />
Lebensqualität für die Betroffenen entscheidend<br />
abhängt von der Gestaltung der<br />
Beziehungen und des Lebensumfelds.<br />
Experten für Demenz<br />
Um die wachsenden fachlichen Anforderungen<br />
mit den Erfahrungen aus der Praxis<br />
zu verknüpfen und Lernerfahrungen in der<br />
Einrichtungen zu ermöglichen, werden in<br />
der Altenhilfe der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> geeignete und<br />
interessierte Mitarbeiterinnen aus den<br />
Altenzentren zu Fachkräften für gerontopsychiatrische<br />
Pflege weitergebildet. Die<br />
berufsbegleitende Schulung dauert zwei<br />
Jahre. Ein Dreiecksvertrag zwischen der<br />
künftigen Fachkraft, der Weiterbildungseinrichtung<br />
und der Teilnehmereinrichtung<br />
gewährleistet die Verknüpfung von Theorie<br />
und Praxis. Die Teilnehmer eignen sich<br />
umfangreiches Wissen zu gerontopsychiatrischen<br />
Krankheitsbildern an. Auf dieser<br />
Grundlage entwickeln sie Projekte, die die<br />
Qualität der Pflege und Betreuung nachweislich<br />
erhöhen.<br />
Fachkraft Gudrun Häfele im Gespräch mit Bewohnerin Lieselotte Bark über den winterlichen Jahreszeitentisch.<br />
Die Gestaltung der Wohnbereiche soll möglichst viele Anknüpfungspunkte für die Bewohner schaffen.<br />
Foto: Bacher<br />
18<br />
Grundlage aller Maßnahmen sind vorbildhaftes<br />
eigenes Verhalten, Anleitung, Begleitung<br />
und Beratung. In den <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenzentren<br />
sind derzeit 19 gerontopsychiatrische Fachkräfte<br />
beschäftigt, 12 von ihnen haben die<br />
Weiterbildung im Sommer 2010 erfolgreich<br />
abgeschlossen.<br />
Projekte wirken in den Alltag<br />
Eine mündliche Prüfung und die Vorstellung<br />
eines erarbeiteten Projekts bilden den Ab -<br />
schluss der Weiterbildung. Projekte waren<br />
z.B. die Einführung der 10-Minuten-Aktivierung,<br />
bei der mit Hilfe von vertrauten<br />
Gegenständen wie Werkzeugen Erinnerungen<br />
an Tätigkeiten und Erlebnisse geweckt<br />
und ausgetauscht werden. Ein weiteres Projekt<br />
war die Einführung der so genannten<br />
„Bienchendienste“ – kurze, wertschätzende<br />
Kontakte von Mitarbeiter/innen zu Bewohner/innen<br />
mit weit fortgeschrittener Demenz.<br />
Ein „Bienchendienst“ kann z.B. darin bestehen,<br />
mit einer Bewohnerin ein vertrautes<br />
Lied zu summen oder ein Gebet zu sprechen.<br />
Die Umsetzung dieser Projekte trägt<br />
dazu bei, die Handlungsmöglichkeiten der<br />
Mitarbeiter zu erweitern und den Alltag der<br />
Bewohner/innen zu bereichern.<br />
Arbeitstagungen sichern Austausch<br />
Auf Anregung von Christian Müller-Hergl,<br />
bundesweit anerkannter Demenzexperte<br />
und Leiter der Weiterbildung, finden seit<br />
Oktober 2010 zweimal jährlich Arbeitstagungen<br />
für alle gerontopsychiatrischen Fachkräfte<br />
statt. Organisiert werden die Tagungen<br />
von Ursula Bacher, Regionalleiterin in Tübingen<br />
und Fachfrau für den Bereich Demenz.<br />
Darüber hinaus arbeiten die Fachkräfte für<br />
gerontopsychiatrische Pflege in den einzelnen<br />
Einrichtungen und Regionen eng zusammen.<br />
Verhalten von Bewohnern verstehen<br />
Thema der ersten Arbeitstagung waren die<br />
Vorbereitung und Durchführung von Fallbesprechungen.<br />
Sabrina Zermiani und Nelli<br />
Milz, Fachkräfte des Altenzentrums <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
in Rottweil, haben als Prüfungsarbeit<br />
ihrer Weiterbildung ein Konzept für Fallbesprechungen<br />
entwickelt und die Umsetzung<br />
in die Praxis begleitet. Fallbesprechungen<br />
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