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Dies betrifft das gesamte Aufgabenfeld, nicht nur den Seniorenbereich

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Pflege-Qualitätsmanagement in der Behindertenhilfe<br />

„<strong>Dies</strong> <strong>betrifft</strong> <strong>das</strong> <strong>gesamte</strong> <strong>Aufgabenfeld</strong>,<br />

<strong>nicht</strong> <strong>nur</strong> <strong>den</strong> <strong>Seniorenbereich</strong>“<br />

Heiligenbronn. Für die Behindertenhilfe<br />

der stiftung st. franziskus heiligenbronn<br />

wird ein Qualitätsmanagement Pflege eingeführt.<br />

Das Konzept wurde jetzt <strong>den</strong> rund<br />

200 Fachkräften des <strong>Aufgabenfeld</strong>s in vier<br />

Informationsveranstaltungen in Heiligenbronn<br />

und Baindt vorgestellt. Auch die ersten<br />

Schulungen haben schon begonnen.<br />

„Die Pflege soll in die Behindertenhilfe<br />

integriert wer<strong>den</strong> im Rahmen unserer ganzheitlichen<br />

Hilfe für behinderte Menschen“,<br />

kündigte Günter Seger von der Leitung Behindertenhilfe<br />

an. Pflegegesichtspunkte und<br />

-standards sollen integraler Bestandteil der<br />

Förderung und Betreuung wer<strong>den</strong>, damit<br />

pflegebedürftige Menschen mit Behinderung<br />

in behindertenspezifischen Einrichtungen<br />

bleiben können.<br />

Hintergrund hierfür ist die höhere Lebenserwartung<br />

auch bei behinderten Menschen<br />

und damit die steigende Wahrscheinlichkeit<br />

franziskus-bote 2/11<br />

von Pflegebedürftigkeit, aber auch die vermehrte<br />

Aufnahme von schwerstmehrfachbehinderten<br />

Menschen in <strong>den</strong> Einrichtungen.<br />

Auch für taubblinde Menschen sind oft<br />

pflegerische Hilfen nötig. In Heiligenbronn<br />

ist zudem eine Abteilung für mehrfachbehinderte<br />

hörgeschädigte Kinder im Aufbau.<br />

Für all diese Personenkreise, so Seger, werde<br />

eine professionelle Pflege erwartet.<br />

Wachsende Anforderungen an die Pflege<br />

auch von Seiten der Aufsichtsbehör<strong>den</strong> machen<br />

die Ausarbeitung von Standards und<br />

Qualitätssicherung nötig. „<strong>Dies</strong> <strong>betrifft</strong>“, machte<br />

Günter Seger deutlich, „<strong>das</strong> <strong>gesamte</strong> <strong>Aufgabenfeld</strong>,<br />

<strong>nicht</strong> <strong>nur</strong> <strong>den</strong> <strong>Seniorenbereich</strong>.“<br />

Qualitätsmanagement im Aufbau<br />

Zum Aufbau des Qualitätsmanagements in<br />

der Stiftung gab es 2009 nach einem ersten<br />

Konzeptentwurf einen Pflegefachtag mit<br />

Mitarbeitern aus allen Bereichen unter der<br />

Leitung von Beraterin Christine Seebohm.<br />

Macht sich Gedanken zur Integration von Pflegestandards in die Förderung und Betreuung behinderter<br />

Menschen: der Qualitätszirkel Pflege der Behindertenhilfe in der stiftung st. franziskus heiligenbronn mit<br />

(von links) Evelyn Vollmer, Claudia Burry, Birgit Colli, Anna Casaluci, Christine Seebohm, Heike Pulter, Frank<br />

Schwendemann, Alexandra Burgbacher, Stefanie Bertsch und Heike Händel, Leiterin des Erwachsenenbereichs.<br />

11<br />

Dem folgte die Gründung eines Pflege-Qualitätszirkels<br />

mit Vertretern der verschie<strong>den</strong>en<br />

Bereiche, der sich bei monatlichen Treffen,<br />

Praxistagen und mehreren Workshops mit<br />

konzeptionellen Fragen und der Umsetzung<br />

in der Stiftung beschäftigte. Seit 1. Oktober<br />

2010 ist nun Sumi<br />

Neudeck (Foto) als<br />

Pflegebeauftragte<br />

der Behindertenhilfe<br />

im Dienst.<br />

Der Qualitätszirkel<br />

erarbeitet die Pflegestandards<br />

und<br />

soll auch pflegerisches<br />

Fachwissen an die Mitarbeiter weitergeben,<br />

führte Pflegebeauftragte Sumi<br />

Neudeck aus. Sie steht auch für die pflegefachliche<br />

Praxisanleitung und Beratung zur<br />

Verfügung. Ein Steuerkreis Pflege mit Vertretern<br />

der Leitungen verabschiedet die<br />

Standards und sorgt für die Abstimmung<br />

zwischen <strong>den</strong> Bereichen. Die Pflegestandards<br />

sollen eine einheitliche Durchführung<br />

gewährleisten, die Dokumentation vereinfachen,<br />

die gesetzlichen Anforderungen<br />

umsetzen, aber auch <strong>den</strong> Mitarbeitern Handlungssicherheit<br />

geben.<br />

Erste Standards vor der Umsetzung<br />

Bereits vor der Umsetzung stehen die Standards<br />

zum Umgang mit Medikamenten<br />

und mit Betäubungsmitteln, wofür jeweils<br />

Schulungen angelaufen sind. Weitere Pflege-<br />

Themen wer<strong>den</strong> etwa die Son<strong>den</strong>pflege,<br />

die Dekubitus-Prophylaxe, die Lagerung oder<br />

die Förderung der Kontinenz sein.<br />

Orientiert an einem ganzheitlichen Pflege-<br />

Modell nach Monika Krohwinkel, hat der<br />

Qualitätszirkel modellhaft für <strong>den</strong> Erwachsenenbereich<br />

die Pflegeplanung mit dem<br />

schon existieren<strong>den</strong> Begleit- und Assistenzplan<br />

für Menschen mit Behinderung nach<br />

Dr. Metzler verknüpft. Die bisherige Hilfeplanung<br />

und die Pflegeplanung sollen nämlich<br />

<strong>nicht</strong> unverbun<strong>den</strong> nebeneinander<br />

stehen und sich womöglich widersprechen,<br />

sondern miteinander verknüpft wer<strong>den</strong>.


Hintergrund ist die höhere<br />

Lebenserwartung auch bei<br />

behinderten Menschen,<br />

aber auch die vermehrte<br />

Aufnahme von schwerstmehrfachbehinderten<br />

Menschen.<br />

Einige Kriterien wur<strong>den</strong> aus <strong>den</strong> Elementen<br />

der Pflegeplanung dabei neu aufgenommen<br />

wie Schmerzen, Prophylaxen oder Infektionsschutz.<br />

Ein umfassendes „Qualitätshandbuch<br />

Pflege“ der Stiftungs-Behindertenhilfe ist in<br />

Vorbereitung. Ein Pflegekonzept und -leitbild<br />

wurde innerhalb eines zweitägigen Seminars<br />

vom Qualitätszirkel bereits erarbeitet. Zu Vorschlägen<br />

für einen passen<strong>den</strong> Leitgedanken<br />

wur<strong>den</strong> alle Mitarbeiter aufgerufen.<br />

Praktikable Lösungen gesucht<br />

In der Diskussion mit <strong>den</strong> Mitarbeitern<br />

wur<strong>den</strong> offene Fragen angesprochen zur<br />

Umsetzung der neuen Standards, die der<br />

Situation in <strong>den</strong> einzelnen Bereichen angepasst<br />

wer<strong>den</strong> müssen. Heike Händel, Leiterin<br />

der Behindertenhilfe Erwachsene, versichert,<br />

<strong>das</strong>s dabei nach praktikablen Lösungen<br />

gesucht werde. Es gebe auch immer wieder<br />

Notsituationen, wo nach bestem Wissen und<br />

Gewissen gehandelt wer<strong>den</strong> müsse. Andererseits<br />

verschaffen <strong>das</strong> Pflegekonzept und<br />

seine Qualitätsstandards <strong>den</strong> Mitarbeitern<br />

Mitarbeiterin Alexandra Burgbacher reicht in einer Heiligenbronner Wohngruppe Bewohner Alexander<br />

Hipp Medikamente. Für die Einnahme von Medikamenten wur<strong>den</strong> Standards verabschiedet und die<br />

Fachkräfte darin geschult. Fotos: Ronecker<br />

rechtliche Sicherheit. Wichtig ist bei der Umsetzung,<br />

wie deutlich wurde, auch ein guter<br />

Informationsaustausch mit Eltern und Ärzten.<br />

Im Hinblick auf die verstärkten pflegerischen<br />

Anforderungen in ihren Wohn- und Förderbereichen<br />

hat die Behindertenhilfe der Stiftung<br />

in <strong>den</strong> letzten Jahren vermehrt neben<br />

pädagogischen Fachkräften auch Pflegefachkräfte<br />

eingestellt, so <strong>das</strong>s auch die Kompetenzen<br />

von bei<strong>den</strong> Seiten vereint sind.<br />

Ewald Graf<br />

Auch die Ernährung über eine Sonde ist für manche Bewohner mit Behinderungen in der Stiftung<br />

erforderlich – unser Bild zeigt Mitarbeiterin Elena Wagner mit Bewohnerin Melanie Schmidt in der Gruppe<br />

Mirjam in Heiligenbronn.<br />

12<br />

Professionelle Pflege<br />

und ungeklärte Fragen<br />

Die Mitglieder des Qualitätszirkels Pflege<br />

in der Behindertenhilfe der Stiftung wollen<br />

mit Kompetenz und Kreativität die Pflege<br />

in ihren Bereichen weiter entwickeln und<br />

als Ansprechpartner für die Kolleginnen<br />

und Kollegen zur Verfügung stehen. Hier<br />

Auszüge aus <strong>den</strong> Statements der Mitglieder<br />

zu ihren Zielen in diesem Qualitätszirkel:<br />

Mir ist es ein großes Anliegen, <strong>das</strong>s unsere<br />

sinnesbehinderten Senioren weiterhin eine<br />

professionelle Pflege erfahren. Dafür sind<br />

allgemeine Richtlinien und Standards notwendig<br />

und eine große Hilfe für die Mitarbeiter.<br />

Heike Pulter, Seniorenwohnen<br />

Ich arbeite mit, weil ich ein Neuling im<br />

Bereich Pflege bin und immer mehr Schüler<br />

mit hohem Pflegebedarf kommen.<br />

Anna Casaluci,<br />

Förderzentrum Sehen<br />

Ich bin schon verschie<strong>den</strong>sten Arten von<br />

Pflegeanforderungen begegnet in meinen<br />

Arbeitsjahren und auf viele ungeklärte<br />

Fragen gestoßen, auf die ich Antworten<br />

fin<strong>den</strong> möchte. Stefanie Bertsch,<br />

Blin<strong>den</strong>schule Baindt<br />

Ich setze mich dafür ein, <strong>das</strong>s die individuellen<br />

Bedürfnisse unserer Bewohner gewahrt<br />

wer<strong>den</strong>. Alexandra Burgbacher,<br />

Wohnen Mehrfachbehinderte<br />

franziskus-bote 2/11

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