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franziskus-bote September 2011 (PDF 1,3 MB - Stiftung St ...

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Zeitschrift der stiftung<br />

st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />

Ausgabe 3, <strong>September</strong> <strong>2011</strong><br />

Altenzentrum Selige Irmgard in Baindt eröffnet<br />

„Ein Ort der Geborgenheit<br />

und der Begegnung“<br />

Baindt. Ihr zwölftes Altenzentrum eröffnete<br />

die stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />

nun in Baindt im Kreis Ravensburg. Ende Juli<br />

wurde der Neubau Selige Irmgard mit 29<br />

vollstationären Plätzen, zwei weiteren Kurzzeitpflege-<br />

und drei Tagespflegeplätzen<br />

eingeweiht und der Bevölkerung mit einem<br />

Tag der offenen Tür vorgestellt. Das Interesse<br />

war riesig und die Resonanz sehr positiv.<br />

Klosteräbtissin ist Namenspatronin<br />

Benannt ist das neue Altenzentrum, das<br />

schon seit acht Jahren auf der Wunschliste<br />

der Gemeinde Baindt stand, nach der ört-<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong><br />

lichen Seligen Irmengard, Förderin und<br />

Äbtissin des Baindter Zisterzienserinnenklosters,<br />

auf dessen Areal heute sich um<br />

die Pfarrkirche herum die Schule für Blinde<br />

und Sehbehinderte der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> erstreckt.<br />

Auch der kleine Schwesternkonvent des<br />

Klosters Heiligenbronn ist dort zu finden.<br />

Die Schwestern sind seit über 100 Jahren in<br />

Baindt tätig.<br />

Pfarrer Heinz Leuze hielt beim Festakt<br />

zur Einweihung eine Andacht mit Segnung<br />

des Hauses: „Dieses Haus soll ein Ort<br />

der Geborgenheit und der Begegnung<br />

Neu eröffnet wurde das Altenzentrum Selige Irmgard in Baindt (links), gegenüber dem Ortskern mit der<br />

Pfarrkirche und dem früheren Klosterareal (rechts) gelegen, auf dem heute die Schule für Blinde und Sehbehinderte<br />

untergebracht ist. Fotos: Graf<br />

Gespräch mit den Vorständen<br />

über 20 Jahre <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der<br />

stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn halten<br />

die Vorstände Hubert Bernhard und Norbert<br />

Rapp Rückblick. Seite 6<br />

„Gemeinsam in Bewegung sein“<br />

beim Eltern-Kind-Wochenende<br />

Die Beratungsstelle des Förderzentrums<br />

Sehen hatte Familien mit sehbehinderten<br />

Kindern bei einem bewegungsreichen<br />

Wochenende zu Gast. Seite 11<br />

Werbeaktionen der Schüler aus<br />

den Altenzentren prämiert<br />

Unter dem Motto „Schüler werben Schüler“<br />

suchten Altenpfegeschüler aus der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

mit vielfältigen und jetzt prämierten<br />

Aktionen nach Nachwuchs. Seite 22<br />

Tandem-Projekt<br />

an Grundschulen<br />

Die Aktion „Herzenssache“ des SWR<br />

ermöglicht das Tandem-Projekt des Kinderund<br />

Familienzentrums an Schwenninger<br />

Grundschulen, bei dem Schul- und Sozialpädagogen<br />

zusammenarbeiten. Seite 26<br />

Superior Rolf Oster von Kloster<br />

und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> verabschiedet<br />

In den Ruhestand gegangen ist der<br />

Heiligenbronner Superior und Pfarrer Rolf<br />

Oster nach über zwölf Jahren Dienst in<br />

Heiligenbronn. Er wurde mit einem Festtag<br />

verabschiedet. Seite 28


Inhaltsverzeichnis<br />

Titelgeschichte: Einweihung des neu gebauten Altenzentrums<br />

Selige Irmgard in Baindt S. 1<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> allgemein<br />

20 Jahre stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn – ein kleiner Überblick in Zahlen S. 4<br />

STIFTUNGSKALENDER<br />

Gespräch mit den Vorständen Hubert Bernhard und Norbert Rapp zu<br />

S. 5<br />

20 Jahren <strong><strong>St</strong>iftung</strong> S. 6<br />

Behindertenhilfe Heiligenbronn<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest mit Ehrungen gefeiert S. 8<br />

Arbeitskreis Therapiehunde in Heiligenbronn gegründet<br />

Eltern-Kind-Wochenende der Beratungsstelle des Förderzentrums Sehen zum<br />

S. 9<br />

Thema „Gemeinsam in Bewegung sein“<br />

Jahrestagung der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Taubblind-Hörsehbehindert<br />

S. 11<br />

des VBS in Heiligenbronn S. 13<br />

Landesarbeitsgemeinschaft Taubblindheit-Hörsehbehinderung hat sich formiert<br />

Meine Tages-Schau: Die hörsehbehinderte Schülerin Julia<br />

S. 13<br />

im Förderzentrum Sehen in Heiligenbronn S. 14<br />

Berichtigung zum Artikel über den Schulneubau <strong>St</strong>. Benedikt S. 15<br />

Behindertenhilfe in Spaichingen<br />

Aktion der Heilerziehungspflege-Schüler in <strong>St</strong>. Agnes Spaichingen S. 16<br />

Behindertenhilfe in Baindt<br />

Schulfest im Juli mit Familiengottesdienst und Aufführung S. 17<br />

Kurz berichtet: Adventsmarkt-Spende für Tagesgruppe Benjamin in Heiligenbronn;<br />

Baindter Mitarbeiterin Ingeborg Wackermann über 40 Jahre im Dienst;<br />

Blumenzwiebeln im Dienste der Spendenaktion „Wir machen Schule. Machen Sie mit“;<br />

Spende für die Altenhilfe-Beratungsstelle Rottweil S. 18<br />

Altenhilfe<br />

Modellprojekt Senioren-Wohngemeinschaft in Fridingen gestartet S. 19<br />

Ergebnisse der Kundenbefragung in den <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenzentren S. 20<br />

Originelle Aktionen zum Projekt „Schüler werben Schüler“ prämiert S. 22<br />

Begegnungsfest in <strong>St</strong>. Konrad Zimmern im Zeichen der Frauenfußball-WM S. 24<br />

Fotoshooting zum Betreuten Wohnen zu Hause in der Region Spaichingen S. 25<br />

Kinder- und Familienzentrum Villingen-Schwenningen<br />

Tandemprojekt mit Lehrern und Pädagogen an Schwenninger Grundschulen S. 26<br />

Kloster Heiligenbronn<br />

Superior Rolf Oster von Kloster, <strong><strong>St</strong>iftung</strong> und Kirchengemeinde verabschiedet S. 28<br />

POST AN DEN FRANZISKUS-BOTE S. 30<br />

DAS IST JA DAS VORLETZTE! S. 31<br />

Impressum S. 24<br />

Rückseite: Baby-Simulatoren im Förderzentrum Hören und Sprechen S. 32<br />

2<br />

werden.“ Mitgestaltet wurde die Feierstunde<br />

vom Antonius-Chor des Altenzentrums<br />

Mühlheim und Rainer <strong>St</strong>robel am Keyboard.<br />

Mitarbeiterinnen und Bewohnerinnen trugen<br />

die Fürbitten vor.<br />

Geduld und Durchhaltevermögen<br />

Martin Volz-Neidlinger, Leiter der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenhilfe,<br />

ließ die lange Planungszeit<br />

von der Suche nach dem Bauplatz bis zur<br />

Festlegung der Platzzahl Revue passieren. Er<br />

dankte den Zuschussgebern, dem Förderverein<br />

sowie auch Architekt Josef Prinz und<br />

Projektbetreuer Axel van Winsen für ein Haus,<br />

„das sich harmonisch in die Umgebung einfügt<br />

und für Menschen, die auf Hilfe und<br />

Unterstützung angewiesen sind, zur Heimat<br />

werden kann“.<br />

Für den Landkreis Ravensburg, führte<br />

Landrat Kurt Widmaier aus, ist die flächendeckende<br />

wohnortnahe Versorgung<br />

für pflegebedürftige Menschen wichtig.<br />

Das Baindter Altenzentrum sei ein weiterer<br />

Baustein dafür, zugleich das vorletzte geförderte<br />

Pflegeheim im Kreis. Geduld und<br />

Duchhaltevermögen brauche man für ein<br />

solches Vorhaben.<br />

„Würdiges Leben und <strong>St</strong>erben“<br />

„Wir sind glücklich und stolz“, gratulierte der<br />

Baindter Bürgermeister Elmar Buemann<br />

zum Altenzentrum. Der Gemeinderat habe<br />

sich einstimmig für die Trägerschaft der stiftung<br />

st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn entschieden.<br />

Mehrere <strong>St</strong>andorte seien im Gespräch<br />

gewesen, auch das Klosterareal, das aber<br />

aus denkmalschutzrechtlichen Gründen nicht<br />

in Frage kam.<br />

Das Grundstück des jetzigen <strong>St</strong>andorts im<br />

Neubaugebiet stellte die Gemeinde der<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> mittels eines Erbbaupachtvertrags zur<br />

Verfügung. „Möge dieses Altenzentrum den<br />

hier lebenden Menschen ein würdiges Leben<br />

und <strong>St</strong>erben ermöglichen“, sagte Buemann.<br />

Für den erkrankten Vorsitzenden Franz Karg<br />

sprach sein <strong>St</strong>ellvertreter Volkher Lins für den<br />

Förderverein des Altenzentrums, der inzwischen<br />

35 Mitglieder hat und sich aus Spenden<br />

und Mitgliedsbeiträgen finanziert. Sein<br />

Ziel sei es, so Lins, das Altenzentrum in die<br />

Gemeinde zu integrieren und eine Brücke<br />

zu bauen für die hier lebenden Menschen.<br />

Neben ehrenamtlicher Hilfe und Begleitung<br />

sorgt der Förderverein auch für die Ausgestaltung<br />

der Hauskapelle, die dank einer<br />

großherzigen Spende finanziell gesichert ist.<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11


Die ersten Bewohnerinnen mit Hausleiterin Christine Gerhold und Regionalleiterin Margrit Knaus (hinten)<br />

genießen in der Sitzecke beim Eingang ins Baindter Altenzentrum die Sonnenstrahlen.<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Norbert Rapp hob<br />

die langjährige Partnerschaft der Gemeinde<br />

Baindt mit der Blindenschule hervor. Das<br />

neue Altenzentrum Selige Irmgard repräsentiere<br />

ein modernes Altenhilfeangebot, wie<br />

es sich aus den Erfahrungen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> in<br />

den anderen Häusern entwickelt habe.<br />

Zwei Zielgruppen stünden dabei im Mittelpunkt:<br />

die schwerstpflegebedürftigen Menschen<br />

und die altersverwirrten Menschen,<br />

für die jeweils andere Konzepte erforderlich<br />

seien. Daher gebe es auch jeweils einen<br />

Wohnbereich für diese Gruppen. Deren<br />

milieugerechte Ausstattung genauso wie<br />

Beleuchtung, Farben und abgegrenzte Bereiche<br />

reduzierten die Ängste der Bewohner.<br />

Auch ein kleiner beschützter Garten stehe<br />

zur Verfügung. In diesem hatten Ehrenamtliche<br />

bereits zusammen mit Bewohnern<br />

gepflanzt und geerntet.<br />

Ein Zuhause für Pflegebedürftige<br />

„Eine wohnliche und freundliche Atmosphäre<br />

ist das Ziel, ein Ort, an dem sich die Menschen<br />

auch unter den Bedingungen der<br />

Pflegebedürftigkeit zuhause fühlen können“,<br />

sagte Norbert Rapp. Mit dem Motto Bleib,<br />

wer du bist werde dabei die Eigenständigkeit<br />

der Menschen in den Vordergrund<br />

gestellt. Gastfreundlich und in der Verantwortung<br />

für die hier lebenden Menschen<br />

solle dieses Haus geführt werden. Dabei<br />

bat Rapp um die wohlwollende Begleitung<br />

der Bevölkerung.<br />

Hausführungen mit interessierten Zuhörern gab es viele am Einweihungswochende – hier mit Margrit<br />

Knaus (rechts) und Bürgermeister Elmar Buemann (vierter von rechts) im Wohnaufenthaltsbereich einer<br />

der beiden Wohngruppen. Foto: Ronecker<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />

3<br />

Tag der offenen Tür mit Aktionen<br />

Am Tag der offenen Tür luden Altenzentrum<br />

und Förderverein zu Mittagstisch sowie<br />

Kaffee und Kuchen ein. Eine Verlosung wurde<br />

veranstaltet, Hausführungen ange<strong>bote</strong>n,<br />

im Frisörsalon gab es Handmassagen, ein<br />

Kräuterstand bot Entdeckungen und Hausleiterin<br />

Christine Gerhold bot mit ihren Therapiehunden<br />

Vorführungen.<br />

Nach einer Bauzeit von rund eineinhalb Jahren<br />

konnte das Altenzentrum Selige Irmgard<br />

im Juni <strong>2011</strong> bezogen weren. Die hellen und<br />

aussichtsreichen Gemeinschaftsräume, Sitznischen<br />

und Balkone bieten Raum für Begegnung<br />

und Aktivitäten, aber auch für<br />

Rückzug und Besuche. Die Bewohnerzimmer<br />

sind mit Pflegebett und Nachttisch sowie<br />

einem Schrank ausgestattet und können<br />

ansonsten frei möbliert werden. Ein Bad mit<br />

Schiebetür ist in jedem Zimmer integriert.<br />

Ein gemeinsames Pflegebad mit Badewannenlift<br />

und Rollstuhlwaage ist im zweiten<br />

Obergeschoss vorhanden. Für die Tagespflegegäste<br />

wie die Bewohner steht ein Therapieraum<br />

zur Verfügung, auch ein Ruheraum<br />

für die Tagespflegegäste.<br />

Mitarbeiter sind präsent<br />

Die Altenhilfe der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> legt Wert darauf,<br />

dass mit der Integration einer kleinen Küche<br />

und der Pflegetheke in die Wohngruppen<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die<br />

Bewohner jederzeit präsent sind und mit<br />

ihnen zusammen den Alltag gestalten. Wer<br />

will, kann sich an hauswirtschaftlichen Tätigkeiten<br />

beteiligen. Manche genießen es aber<br />

auch, nichts mehr machen zu müssen. Das<br />

Essen für die Bewohner wird vom Dornahof<br />

geliefert, wobei unter der Woche unter<br />

vier Gerichten ausgewählt werden kann.<br />

Im Erdgeschoss des Hauses Selige Irmgard<br />

befinden sich die Verwaltung, Technikräume<br />

mit der Pelletsheizung, ein Frisörsalon, eine<br />

Cafeteria und die künftige Hauskapelle.<br />

Zu den Baukosten in Höhe von 3,5 Millionen<br />

Euro geben das Land Baden-Württemberg<br />

und der Landkreis Ravensburg Zuschüsse<br />

in Höhe von 1,15 Millionen Euro. Auch die<br />

ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“<br />

unterstützt die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> für den Bau des Hauses<br />

mit einer Förderung von 500.000 Euro.<br />

Diese Zuschüsse wirken sich positiv auf die<br />

Pflegesätze der Bewohner aus, weil der<br />

Investitionskostenanteil niedriger ausfällt.<br />

Ewald Graf


stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn in Zahlen<br />

1700 Mitarbeiter und über<br />

4000 betreute Menschen<br />

Heiligenbronn. Vor zwanzig Jahren, als<br />

die stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />

gegründet wurde, bestand sie zunächst nur<br />

auf dem Papier, bis die Vorstände bestellt<br />

und die Zustiftung der ersten Einrichtungen<br />

erfolgt war (siehe auch Gespräch mit den<br />

Vorständen Seite 6). Doch inzwischen ist aus<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ein sozialwirtschaftliches Unternehmen<br />

beträchtlichen Umfangs in den Aufgabenfeldern<br />

Behindertenhilfe, Altenhilfe<br />

und Jugendhilfe geworden. Dies belegen<br />

auch ein paar beispielhafte Zahlen, die aus<br />

Anlass des 20-jährigen Bestehens zum<br />

<strong>St</strong>ichtag 4. Juli <strong>2011</strong> erhoben wurden.<br />

Vergleich mit Umfrage 2001<br />

2001 zum zehnjährigen Bestehen wurde<br />

eine ähnliche Umfrage gemacht, deren Zahlen<br />

jeweils in Klammern hinzugefügt sind,<br />

soweit sie vergleichbar sind. Schon diese<br />

Entwicklung belegt, was sich alles verändert<br />

hat äußerlich betrachtet, nicht nur vom Umfang<br />

der Einrichtungen und Dienste her,<br />

sondern auch vom Aufwand in Technik und<br />

Infrastruktur, der jeweils gleichziehen muss.<br />

alle Zahlen zum <strong>St</strong>ichtag 4. Juli <strong>2011</strong>,<br />

(in Klammer: die Zahlen vom 2. Juli 2001)<br />

Schwester Angela Kordeuter kümmert sich um die<br />

Ziegen im Haus <strong>St</strong>. Antonius in Rottweil.<br />

Zahl der Mitarbeiter/-innen: 1708 (869)<br />

davon in:<br />

Heiligenbronn 529 (355)<br />

Baindt 150 (92)<br />

Dunningen 34 (0)<br />

Fridingen 7 (0)<br />

Geislingen 33 (0)<br />

Mühlheim 45 (0)<br />

Rottweil 167 (107)<br />

Schramberg 50<br />

Spaichingen 184 (101)<br />

Trossingen 87<br />

Tübingen 59 (54)<br />

Tuttlingen 178 (122)<br />

Villingen-Schwenningen 114 (38)<br />

Wehingen 34 (0)<br />

Zimmern 37 (0)<br />

davon sind (bzw. waren)<br />

Frauen 80 % (76), Männer 20 % (24)<br />

teilzeitbeschäftigt 63 % (42), vollzeitbeschäfigt<br />

37 % (58)<br />

Auszubildende/Praktikanten 222 (101)<br />

Zivildienstleistende 4 (51)<br />

Zahl der Ehrenamtlichen: 493 (114)<br />

Zahl der Ordensschwestern im Kloster<br />

Heiligenbronn und seinen Filialen: 56 (87)<br />

Zahl der betreuten Menschen: 4108<br />

einschließlich der ambulanten Dienste (969)<br />

jüngster Betreuter: 5 Monate<br />

älteste Betreute: 104 Jahre<br />

davon betreut durch:<br />

Behindertenhilfe Heiligenbronn<br />

1216 (427)<br />

Blindenschule Baindt 218 (68)<br />

Altenhilfe 854 (408)<br />

Kinder- und Familienzentrum Villingen-<br />

Schwenningen 1820 (66)<br />

Auch die Tiere zählen mit<br />

In guter franziskanischer Tradition wurde bei<br />

der Umfrage auch nach den Tieren in der<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> gefragt, die als Geschöpfe Gottes<br />

ebenso mitzählen.<br />

Tiere in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>: Hühner 4050,<br />

Schweine 310, Rinder 98, Pferde 3, Ziegen 3,<br />

Vögel 15, Hasen 11, Hunde 6, Fische 112.<br />

Außerdem wurden genannt: 5 Turmfalken,<br />

1 Meerschwein, 2 Wasserschildkröten und<br />

10 Bienenvölker.<br />

4<br />

Mitarbeiterin Alina Huthmacher und Bewohner<br />

Benedikt Oesterle beim Besuch der Behindertenhilfe<br />

Heiligenbronn im Haus <strong>St</strong>. Agnes in Spaichingen<br />

im Rahmen des Sommerferienprogramms.<br />

Foto: Junginger<br />

34 Wohngebäude in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

Zahl der Gebäude: 66 (69), darunter sind<br />

34 Wohnhäuser, 6 Schulgebäude, 6 Werkstätten<br />

oder Betreuungsräume, 3 kirchliche<br />

Gebäude und 5 <strong>St</strong>älle.<br />

Zahl der Dienstfahrzeuge: 63 (39), darunter<br />

8 Lkw und 8 Zugmaschinen<br />

Computer und Telekommunikation:<br />

573 PC (99), 131 Notebooks, 56 Server (13),<br />

329 Drucker/Kopierer, 478 Monitore, 763<br />

Telefonapparate (418), 71 Mobiltelefone und<br />

35 Faxgeräte.<br />

Für die Energiegewinnung gibt es inzwischen<br />

140 Sonnenkollektoren auf <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sgebäuden<br />

mit einer Bruttofläche von 346<br />

Quadratmetern. Das Blockheizkraftwerk in<br />

Heiligenbronn produziert täglich ca. 2760<br />

Kilowattstunden <strong>St</strong>rom.<br />

Vom Mittagessen bis zum Internet<br />

Ein Schlaglicht auf den Betrieb wirft der<br />

Blick auf einige Vorgänge am Montag,<br />

4. Juli <strong>2011</strong> (bzw. Montag, 2. Juli 2001).<br />

Zahl der gekochten Mittagessen:<br />

1658 (1191)<br />

Zahl der Postsendungen: eingegangen<br />

306 (208), dazu 27 (26) Pakete; versandt<br />

279 (194), dazu 9 (4) Pakete<br />

Zahl der ausgehenden Telefonate in<br />

Heiligenbronn: 355 (312)<br />

Zahl der Faxe: eingegangen 76 (64),<br />

versandt 133 (57)<br />

Zahl der E-Mails: eingegangen 1691 (116),<br />

versandt 1586 (94)<br />

Zahl der Internetbesucher auf den<br />

verschiedenen <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Homepages:<br />

723 (120). Ewald Graf<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11


<strong><strong>St</strong>iftung</strong>skalender<br />

Wann? Was? Wo?<br />

Freitag, 30. <strong>September</strong>, 18.30 Uhr Konzert mit der <strong>St</strong>adtkapelle Möhringen Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim<br />

Freitag, 30. <strong>September</strong>, 19.30 Uhr Kabarettist Heinrich DelCore mit seiner<br />

Best-of-Show zum 10-jährigen Bühnenjubiläum<br />

Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />

Sonntag, 2. Oktober, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde mit Schülern Trossingen, Altenzentrum<br />

der Musikschule Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />

Montag, 3. Oktober, 18 Uhr Transitus-Feier des Klosters mit Heiligenbronn, Kirche <strong>St</strong>. Gallus<br />

anschließender Begegnung und Refektorium<br />

Dienstag, 4. Oktober, 11 Uhr Franziskus-Gottesdienst der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

zum Todestag des Heiligen<br />

Heiligenbronn, Kirche <strong>St</strong>. Gallus<br />

Mittwoch, 5. Oktober, 9 Uhr Einführungstag für Praktikanten<br />

der Behindertehilfe Heiligenbronn<br />

Heiligenbronn, Refektorium des Klosters<br />

Mittwoch, 5. Oktober, 20 Uhr Vortrag über Demenz und den Umgang mit ihr<br />

von Christian Müller-Hergl<br />

Rottweil, Altes Gymnasiusm<br />

Mittwoch, 5. Oktober, 20 Uhr Marktplatz Kirche Schramberg: Vortrag von<br />

Rupert Neudeck über „Die Kraft Afrikas“<br />

Sulgen, Evangelisches Gemeindehaus<br />

Donnerstag, 6. Oktober, 9 Uhr Pflegefachtag der Altenhilfe: „Validation –<br />

Menschen mit Demenz begleiten“<br />

Rottweil, Adolf-Kolping-Haus<br />

Freitag, 7. Oktober, 13.15 Uhr Einführungstag der Behindertenhilfe Heiligenbronn, Konferenzraum<br />

für neue Mitarbeiter/-innen Bonaventura<br />

Sonntag, 9. Oktober, ab 14 Uhr Tag des Bürgerheims mit Gottesdienst,<br />

Kaffee und Kuchen<br />

Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim<br />

Montag, 10. Oktober, 8.30 Uhr Zentrale Einführungsveranstaltung Heiligenbronn, Konferenzraum<br />

für neu eingestellte Mitarbeiter/-innen Bonaventura<br />

Dienstag, 11. Oktober, 19 Uhr Interview zu 20 Jahre stiftung st. <strong>franziskus</strong> Radio Neckarburg,<br />

heiligenbronn und Assisi-Reise Sendung „Kirche live zu Gast“<br />

Mittwoch, 12. Oktober, 13 Uhr Seniorengruppe Alter-nativ: Ausflug aufs<br />

Klippeneck und Besuch der Christophoruskapelle<br />

Abfahrt in Heiligenbronn, Korbmacherei<br />

Samstag, 15. Oktober, 9.30 Uhr Angehörigentag der Behindertenhilfe Erwachsene Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />

Sonntag, 16. Oktober, 10 Uhr Elterntag der Schule für Blinde und Sehbehinderte Baindt, Blindenschule<br />

Freitag, 28. Oktober, 19 Uhr Mitarbeiterehrung des Aufgabenfeld Altenhilfe Hausen ob Verena,<br />

Restaurant „Hohenkarpfen“<br />

Samstag, 29. Oktober, 10 Uhr Heiligenbronner Herbsttag für Menschen mit<br />

Taubblindheit/Hörsehbehinderung<br />

Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />

Sonntag, 6. November, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde mit <strong>St</strong>udenten Trossingen, Altenzentrum<br />

der Musikhochschule Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />

Dienstag, 8. November, 17 Uhr Mitarbeiterversammlung der Einrichtung Heiligenbronn, Kirche <strong>St</strong>. Gallus und<br />

Heiligenbronn mit Gottesdienst Elisabetha-Glöckler-Saal<br />

Donnerstag, 10. November, 18.30 Uhr Ökumenischer Gedenkgottesdienst<br />

für die verstorbenen Bewohner<br />

Wehingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich<br />

Donnerstag, 17. November, Schülerinformationstag der Dualen Hochschule VS-Schwenningen, Fakultät Sozialwesen<br />

9 bis 15 Uhr Villingen-Schwenningen zum Sozialwesen der DHBW, Schramberger <strong>St</strong>r. 26<br />

Donnerstag, 17. November, 16 Uhr Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim<br />

Freitag, 18. November, 16.30 Uhr Gedenkfeier für die Verstorbenen Trossingen, Altenzentrum Hohner-Heim<br />

Freitag, 18. November, 17 Uhr Gedenkfeier für die Verstorbenen Spaichingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef<br />

Samstag, 19. November, 20 Uhr Marktplatz Kirche: „Verteidigung Deutschlands<br />

am Hindukusch“ mit der Berliner Compagnie<br />

Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />

Mittwoch, 23. November, 16 Uhr Elisabethfest zum Patrozinium Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

Freitag, 25. November, 13 Uhr Beginn des Grundkurses zur Qualfikation Heiligenbronn, Konferenzraum<br />

als Taubblindenassistenz Bonaventura<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />

5


Gespräch mit den Vorständen über 20 Jahre stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />

Vom Vertrauensbeweis per Handschlag<br />

bis zu Herausforderungen der Zukunft<br />

Heiligenbronn. Im Oktober 1991, also vor<br />

zwanzig Jahren, wurden Hubert Bernhard<br />

und Norbert Rapp zu Vorständen der stiftung<br />

st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn bestellt, nachdem<br />

zuvor der Rottenburger Bischof Dr. Walter<br />

Kasper die kirchliche <strong><strong>St</strong>iftung</strong> öffentlichen<br />

Rechts gegründet und der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat bestimmt<br />

worden war. Im Gespräch mit dem<br />

„<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>“ blicken die beiden Vorstände<br />

nun zurück auf diese zwei Jahrzehnte.<br />

Zustiftung wurde vorbereitet<br />

Für Hubert Bernhard und Norbert Rapp war<br />

es ein großer Vertrauensbeweis, wie sie<br />

schildern, dass sie damals vom Kloster Heiligenbronn<br />

per Handschlag die Verantwortung<br />

übertragen bekamen, bevor noch ein Vertrag<br />

ausgearbeitet war – „sicher mit ein Grund<br />

für unser gutes Verhältnis zum Kloster bis<br />

heute“. Für die notarielle Zustiftung des<br />

Grundbesitzes und der Behinderteneinrichtungen,<br />

die dann zum 1. Juli 1993 erfolgte,<br />

waren erst umfangreiche Vorbereitungsarbeiten<br />

zu leisten, angefangen von der Analyse<br />

des Sanierungs- und Neubaubedarfs entsprechend<br />

der inhaltlich-konzeptionellen und<br />

der städtebaulichen Planung bis hin zur<br />

darauf aufbauenden Finanzbedarfsplanung.<br />

Eine Konzeption, die denn auch für die<br />

nächsten rund 15 Jahre maßgeblich blieb.<br />

Der Diözesancaritasverband gab dazu eine<br />

zustimmende fachlich-inhaltliche <strong>St</strong>ellungnahme,<br />

die schon die Zustiftung von Altenhilfeeinrichtungen<br />

vorsah. Es war auch<br />

Anliegen des Bischofs, einen regionalen kompetenten<br />

Träger vor Ort zu haben. Nicht<br />

leicht war es jedoch, die sich auftuende<br />

finanzielle Deckungslücke zu schließen, wozu<br />

schließlich auch ein Darlehen des Bischöflichen<br />

Ordinariates verhalf.<br />

Wichtige Gesprächspartnerinnen<br />

Zwei Personen insbesondere waren für<br />

Bernhard und Rapp in dieser Anfangszeit<br />

wichtige Unterstützer: die vorherige Generaloberin<br />

Schwester Bonaventura Hauser als<br />

wichtige Gesprächspartnerin – es gab wenig<br />

schriftliche Unterlagen – bis zu ihrem plötzlichen<br />

Tod und die erste Vorsitzende des<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>srats, Monika von Ow – „mit ihrer<br />

Die Konzeption von 1992<br />

„hat sich wie ein roter Faden<br />

bis zum heutigen Tag durchgezogen“<br />

und wurde 2004<br />

überarbeitet.<br />

Fachkompetenz und mit ihrem <strong>St</strong>il geradezu<br />

ideal“. Es sei bereits eine weitsichtige Entscheidung<br />

des Klosters gewesen, erläutert<br />

Bernhard, auf den Vorsitz im <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat zu<br />

verzichten. Die Schwestern machten auch<br />

damit deutlich, dass sie sich aus der Verantwortung<br />

zurückziehen und den Weg für eine<br />

eigenständige gute Entwicklung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

frei machen wollen.<br />

Die Konzeption von 1992 „hat sich wie ein<br />

roter Faden bis zum heutigen Tag durchgezogen“,<br />

sagt Hubert Bernhard. 2004, als sie<br />

in weiten Teilen schon umgesetzt war, wurde<br />

sie überarbeitet. Das städtebauliche Konzept<br />

für Heiligenbronn gilt noch heute.<br />

Bestandteile waren etwa die Schaffung<br />

von modernen Wohnplätzen für mehrfachbehinderte<br />

Menschen oder der Bau von<br />

neuen Werkstätten.<br />

Am Anfang „direkt in der Basis“<br />

Trotzdem ist die Entwicklung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> von<br />

einem steten Veränderungsprozess gekennzeichnet,<br />

betonen die Vorstände. Dies gilt<br />

auch personell. Am Anfang gab es noch<br />

kaum differenzierte Leitungsebenen – „wir<br />

waren direkt in der Basis“ – und die Vorstände<br />

waren noch unmittelbar zuständig<br />

für die Wohngruppen oder die Meister.<br />

Eine Erfahrung, die Bernhard und Rapp aber<br />

nicht missen möchten.<br />

Finanzielle Sicherung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

Ein intensiver Prozess die ganzen Jahre war<br />

es auch, berichtet Bernhard, „den Mitarbeitern<br />

die Einsicht zu vermitteln, dass es neben<br />

dem fachlich-inhaltlichen Bereich eine<br />

finanzwirtschaftliche Basis gibt, die für die<br />

Zukunftssicherung beachtet werden muss“.<br />

So konnte die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> vorangebracht wer-<br />

6<br />

den, ohne dass jemals ihre Existenz gefährdet<br />

gewesen wäre. Sehr schwierig waren<br />

die ersten Entgeltverhandlungen, wissen die<br />

Vorstände noch, weil immer mehr ältere<br />

Schwestern durch zum Teil bis zu drei Mitarbeiter<br />

ersetzt und bezahlt werden mussten.<br />

„Da könnte man viele Beispiele nennen“,<br />

erzählt Rapp, „wie Schwestern ihren Lebensmittelpunkt<br />

einst am Arbeitsplatz hatten.“<br />

Der sparsame und effiziente Einsatz der<br />

Mittel führte früh dazu, dass in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

Instrumente des Berichtswesens und Controllings<br />

eingeführt wurden. Die Vielfalt der<br />

bewährten Praxisinstrumente wurde inzwischen<br />

zu einer ganzheitlichen Unternehmensführung<br />

gebündelt. Wichtig war es<br />

den Vorständen bei solchen Prozessen stets,<br />

die Mitarbeiter auf diesem Weg mitzunehmen<br />

und ihre Akzeptanz zu sichern – wie<br />

etwa auch beim Leitbildprozess, der sich<br />

über drei Jahre erstreckte.<br />

Nach den Planungen Baumaßnahmen<br />

Will man die Entwicklung der stiftung st.<br />

<strong>franziskus</strong> heiligenbronn nach unterschiedlichen<br />

Phasen einteilen, könnte man eine<br />

Anfangsphase bis 1995 unterscheiden, in<br />

der die Analyse, Konzeption und Planung<br />

im Vordergrund stand, gefolgt von einer<br />

Planungsphase in der Altenhilfe ab 1995.<br />

Zwischen 1998 und 2001 starteten dann<br />

sehr viele Baumaßnahmen wie in Heiligenbronn<br />

die Wohnheime Pauline und Filippo,<br />

das Haus Lebensquell oder die Aussiedlung<br />

der Landwirtschaft, in Villingen-Schwennin-<br />

Sehr schwierig waren die<br />

ersten Entgeltverhandlungen,<br />

wissen die Vorstände noch,<br />

weil immer mehr ältere<br />

Schwestern durch zum Teil bis<br />

zu drei Mitarbeiter ersetzt<br />

und bezahlt werden mussten.<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11


Die Vorstände Hubert Bernhard (links) und Norbert Rapp hielten im Gespräch mit dem „<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>n“<br />

Rückblick auf 20 Jahre stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn. Foto: Ronecker<br />

gen der Neubau des Kinder- und Familienzentrums<br />

oder der Bau von neuen Altenzentren<br />

wie <strong>St</strong>. Anna in Tuttlingen. Auch das<br />

Bulgarisch-Deutsche Sozialwerk, das die<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> in dieser Zeit mitgründete, startete<br />

mit baulichen Investitionen. In den letzten<br />

Jahren seit 2006 stand eher der Ausbau<br />

des ambulanten Bereichs im Vordergrund<br />

und etwa die Entwicklung eines Taubblindenzentrums<br />

in Heiligenbronn.<br />

Risiken immer geprüft<br />

„Es hat kein Jahr gegeben, wo wir nichts<br />

angefangen haben“, erzählt Norbert Rapp.<br />

Dies alles sei jedoch keine zufällige Entwicklung,<br />

sondern strategisch durchdacht,<br />

unterstreicht Hubert Bernhard, und beruhte<br />

auf einer vorausschauenden kurz-, mittelund<br />

langfristigen Finanzplanung auch im<br />

investiven Bereich. „Die Planung“, versichert<br />

Rapp, „war sogar noch straffer wie die Realisierung.“<br />

Dazu gehörte freilich auch, dass<br />

längst nicht alles, was der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ange<strong>bote</strong>n<br />

wurde, auch übernommen wurde wie z.B.<br />

Altenhilfeeinrichtungen. „Die Risiken wurden<br />

immer geprüft.“ Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> hätte also noch<br />

viel größer werden können.<br />

<strong>St</strong>rukturelle Klammern<br />

Trotzdem ist die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> größer geworden<br />

(siehe auch Umfrage Seite 4) – was hält sie<br />

zusammen? Es gibt strukturelle Klammern<br />

wie Konferenzen und Leiterrunden und viele<br />

übergreifende Instrumente, angefangen vom<br />

Leitbild und der ganzheitlichen Unternehmensführung<br />

wie z.B. in der Personalentwicklung.<br />

Die Vorstände benennen aber<br />

auch gemeinsame Besinnungstage, gemeinsame<br />

Wirtschaftsplanung oder die äußere<br />

Erscheinungsform des Corporate Design.<br />

Ein Ort als Identifikationspunkt<br />

Die kirchliche Ausrichtung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ist ein<br />

weiteres zentrales, verbindendes Element.<br />

Mit Heiligenbronn hat die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> zudem<br />

einen Identifikationspunkt – „einen Ort, zu<br />

dem auch die anderen ‚dazugehören‘“.<br />

Norbert Rapp weiß aber auch: „Wir müssen<br />

schon etwas dafür tun, dass es nicht auseinander<br />

strebt.“ Das werde sogar, so Hubert<br />

Bernhard, eine Hauptaufgabe der kommenden<br />

Jahre sein.<br />

Für die Vorstände war und ist dabei das<br />

Subidiaritätsprinzip auch innerhalb der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

ein „idealer Maßstab“. Das Zutrauen<br />

in die Kompetenzen der Mitarbeiter bringe<br />

eine sehr hohe Motivation. Die gemeinsame<br />

Positionierung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> komme aber auch<br />

in den vielen Einzelkonzepten zum Ausdruck.<br />

„Ein <strong>St</strong>ück gelebte Kirche“<br />

„Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ist ein <strong>St</strong>ück gelebte Kirche<br />

und verwirklicht die Dimension der Caritas“,<br />

beantwortet Norbert Rapp die Frage nach<br />

dem christlichen Profil. Aufgrund der christlichen<br />

Botschaft rücke für die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> der<br />

Mensch in seinem So-Sein in den Blick mit<br />

seinen Möglichkeiten und Grenzen, woraus<br />

sich Werte wie Selbstbestimmung, Teilhabe<br />

und die Begleitung des Einzelnen in seinem<br />

Glaubensleben ableiten. „Wir sind auch Impulsgeber<br />

für die Ökumene“, indem in den<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>seinrichtungen auch die evangelischen<br />

Gemeinden einbezogen seien oder<br />

eine enge Zusammenarbeit mit der orthodoxen<br />

Kirche in Bulgarien gepflegt wird.<br />

Gesellschaftlich komme der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> wie auch<br />

der Caritas eine Doppelrolle zu: als Anwalt<br />

für die Interessen der begleiteten Menschen<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11 7<br />

„Es hat kein Jahr gegeben,<br />

wo wir nichts angefangen<br />

haben“, erzählt Norbert Rapp.<br />

Dies alles sei jedoch keine<br />

zufällige Entwicklung, sondern<br />

strategisch durchdacht, unterstreicht<br />

Hubert Bernhard.<br />

wie als Dienstleister für sie – „auch wenn<br />

viele uns nur als Dienstleister sehen wollen“,<br />

bemerkt Rapp. In der Lobbyarbeit für die<br />

begleiteten Menschen sucht die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

auch die Vernetzung mit andern Organisationen.<br />

So bilde die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> einen Teil der<br />

freien Wohlfahrtspflege, deren Rolle allerdings<br />

von der Politik in den letzten Jahren zugunsten<br />

des Wettbewerbs geschwächt wurde.<br />

„Wir sind überzeugt, dass wir es besser<br />

machen können, wie wenn der <strong>St</strong>aat es<br />

selber macht“, ist Norbert Rapp überzeugt.<br />

Planungen gehen schon bis 2020<br />

Wie sieht der Blick der Vorstände auf die<br />

nächsten 20 Jahre aus? „Unsere Planungen<br />

gehen schon bis 2020“, sieht Hubert Bernhard<br />

die weitere positive Entwicklung trotz<br />

schwieriger sozialpolitischer Rahmenbedingungen<br />

gesichert.<br />

„Die größte Herausforderung der nächsten<br />

Jahre ist die Personalgewinnung. Wir wollen<br />

uns als attraktiver Arbeitgeber präsentieren“,<br />

sagt Bernhard. Eine weitere Herausforderung<br />

werde der ambulante Bereich sein, der weiter<br />

auf dem Vormarsch sei. „Wir wollen<br />

auf der Höhe der Zeit und konkurrenzfähig<br />

bleiben“, formulieren Rapp und Bernhard<br />

die Zukunftsstrategie. Der Wettbewerb<br />

werde zunehmen, schätzen sie, trotz der<br />

Gefahr, dass die Qualität sinke. Der Aus- und<br />

Umbau der Einrichtungen und Dienste<br />

werde weiter gehen.<br />

Lebendigkeit als Motto<br />

Als genau richtiges Motto für die Reaktion<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> auf die Herausforderungen der<br />

Zukunft empfindet Hubert Bernhard den<br />

Leitsatz des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Leitbilds: „Lebendig<br />

sein, lebendig bleiben, lebendig werden“.<br />

Für sie persönlich, betonen Bernhard und<br />

Rapp, war es „eine einmalige Chance im<br />

Rahmen einer gemeinsamen Verantwortung,<br />

dass wir beide von Gründung an die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

begleiten konnten“. Ewald Graf


Heiligenbronner <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest <strong>2011</strong> mit Ehrungen<br />

Auch für die nächsten<br />

Jahrzehnte gerüstet<br />

Heiligenbronn. Zum Jahrestag der Zustiftung<br />

der Behinderteneinrichtungen des<br />

Klosters Heiligenbronn an die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> wurde<br />

am 1. Juli wieder gemeinsam mit Schwestern,<br />

Mitarbeitern und Bewohnern das <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest<br />

gefeiert, das auch den Rahmen<br />

für Ehrungen bildete.<br />

Den Gottesdienst zum <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest in der<br />

Kirche <strong>St</strong>. Gallus, zum letzten Mal von<br />

Superior Rolf Oster geleitet, gestaltete das<br />

Förderzentrum Hören und Sprechen mit<br />

einem großen Sonnensymbol. Als Sonnenstrahlen<br />

könnten Friede, Freude, Freundlichkeit,<br />

Geduld und Liebe den Lebens- und<br />

Arbeitsalltag erhellen, machten die Impulse<br />

von Veronika Besenfelder und Elke Armbruster<br />

deutlich. Auch musikalisch brachte<br />

dies die vielgestaltige Musik der Förderzentrums-Band<br />

zum Ausdruck. Jeder Besucher<br />

erhielt zum Schluss ein Tütchen Sonnenblumensamen<br />

als Zeichen mit auf den Weg.<br />

Die Festgemeinde versammelte sich in und<br />

vor dem Elisabetha-Glöckler-Saal zu Gespräch<br />

und Begegnung. Vorstand Hubert<br />

Bernhard dankte in seiner Begrüßung<br />

Superior Rolf Oster für seine zwölfjährige<br />

seelsorgerliche Begleitung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>. Er<br />

dankte auch den Mitarbeitern für ihren<br />

Einsatz und ging auf aktuelle Herausforderungen<br />

im Sozialsystem ein. Grundlegende<br />

Weichenstellungen und neue Gestaltungen<br />

seien gefragt.<br />

Vorstand Hubert Bernhard selbst wurde<br />

dann vom Vorsitzenden des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srats,<br />

Georg Dlugosch aus Oberndorf, für 20-jährigen<br />

Dienst an der Spitze der stiftung st.<br />

<strong>franziskus</strong> heiligenbronn geehrt. Diplom-<br />

Finanzwirt Bernhard war 1991, damals im<br />

Bischöflichen Ordinariat Rottenburg tätig,<br />

nach Gründung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> als Kaufmännischer<br />

Vorstand „ins Kloster“ berufen worden.<br />

„Wir sind alle sehr froh darüber, was er<br />

in den vergangenen zwei Jahrzehnten<br />

geleistet hat“, sagt Dlugosch.<br />

„Bei ihm sprudeln die Zahlen“<br />

Das Bild von der Quelle übertrug Dlugosch<br />

auch auf die Arbeitsweise des Vorstands,<br />

„denn bei ihm sprudeln die Zahlen“. Es<br />

müsse auch auf die Zahlen geachtet werden,<br />

wenn man die Zukunft bewältigen wolle.<br />

Bernhard habe auch dafür gesorgt, dass alle<br />

mit den Zahlen etwas anfangen könnten.<br />

Das Risikomanagement gebe „die beruhigende<br />

Sicherheit, dass die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> auch in<br />

Für 25 bis 45 Jahre Mitarbeit in Kloster und Werkstatt für behinderte Menschen ehrten Generaloberin<br />

Schwester Judith Kaupp (links) und Werkstattleiter Hugo Keller (rechts) Irmgard Zimmer, Elfried Kopp,<br />

Hans-Jörg Franki, Klaus Gut und Sabine Wunderlich (von links). Fotos: Ronecker<br />

8<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>sratsvorsitzender Georg Dlugosch (links)<br />

ehrte beim <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest in Heiligenbronn Vorstand<br />

Hubert Bernhard, der seit Gründung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

die Leitung gemeinsam mit Vorstandskollege<br />

Norbert Rapp innehat.<br />

den nächsten Jahrzehnten und trotz aller<br />

kommenden <strong>St</strong>ürme weiter besteht“.<br />

„Dem Zusammenspiel der beiden Vorstände“,<br />

unterstrich Dlugosch, sei dabei zu verdanken,<br />

was die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> erreicht habe.<br />

Sie habe auch dazu geführt, dass Vorstand<br />

Bernhard in die inhaltliche Arbeit hineingefunden<br />

habe und dass ihm jeder Mitarbeiter<br />

wie Bewohner außerordentlich viel bedeute.<br />

„Das Dream-Team an der Spitze der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

hat sich bewährt“, sagte Dlugosch,<br />

„und vieles bewegt, wie es Wasser so gut<br />

kann – weich und dennoch mit außerordentlicher<br />

Kraft“.<br />

„Diese Leistung kann kein Vorstand allein erbringen“,<br />

gab Hubert Bernhard den Dank<br />

weiter an die Mitarbeiter, die Schwesterngemeinschaft,<br />

den <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat und insbesondere<br />

seinen Vorstandskollegen Norbert Rapp.<br />

Jubilare 25 bis 45 Jahre in Kloster<br />

und Werkstatt tätig<br />

Auch langjährige Beschäftigte des Klosters<br />

und der Werkstatt für behinderte Menschen<br />

wurden beim <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest geehrt. Die Reinigungskraft<br />

Irmgard Zimmer (30 Jahre)<br />

und die Küchenhilfe Elfriede Kopp (45<br />

Jahre), die früher auf Schloss Roseck Dienst<br />

tat, wurden von Generaloberin Schwester<br />

Judith Kaupp persönlich gewürdigt. Die<br />

blinden und hörgeschädigten Werkstattbeschäftigten<br />

Hans-Jörg Franki (25 Jahre),<br />

Sabine Wunderlich und Klaus Gut<br />

„Das Dream-Team an der<br />

Spitze der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> hat sich<br />

bewährt“, lobte <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sratsvorsitzender<br />

Georg Dlugosch<br />

in seiner Ansprache.<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11


(beide 30 Jahre) ehrte Werkstattleiter Hugo<br />

Keller und schilderte die Anfänge ihrer Mitarbeit<br />

in der „Schlösslemacherei“ oder der<br />

„Magnetschnäpper-Gruppe“ und ihre heutigen<br />

Lieblingsarbeiten.<br />

Günter Seger von der Leitung Behindertenhilfe<br />

führte durch das Programm des Fests.<br />

Die Mitarbeiterinnen Kristina Rosenzweig und<br />

Ursula Fackler übernahmen in Kirche und<br />

Saal die Übertragungen der Ansprachen in<br />

Gebärdensprache.<br />

Auch Trommelgruppe im Einsatz<br />

Musikalisch unterhalten wurde die <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-<br />

Festgemeinde durch die hauseigene Trommelgruppe<br />

Hakuna Matata unter Leitung<br />

von Gabi Higler mit verschiedenen Schlagtechniken,<br />

darunter auch zarteren Klängen<br />

mit Bambusröhrchen, die auf in Kissen<br />

gebettete <strong>St</strong>eine geschlagen wurden. Beim<br />

temperamentvollen „Sklaventanz“ wurden<br />

auch die neuen Basstrommeln vorgeführt,<br />

Heiligenbronn. Ist man in der stiftung st.<br />

<strong>franziskus</strong> heiligenbronn unterwegs, so<br />

begegnet man in verschiedenen Bereichen<br />

dieser Einrichtung neben dem üblichen<br />

Fachpersonal auch immer wieder ganz be-<br />

die durch das Benefizkonzert in <strong>St</strong>. Georgen<br />

und eine Spende der Verwaltung angeschafft<br />

werden konnten. Nicht fehlen durfte beim<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest auch der Raum für Begegnung<br />

sonderen „freien Mitarbeitern“. Diese zeichnen<br />

sich durch ein besonders freundliches<br />

Wesen und eine unbändige Lebenslust aus;<br />

sie haben immer gute Laune, sind für Spiel<br />

und Spaß zu haben, sind veschmust, nicht<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11 9<br />

Der Gottesdienst zum <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest wurde vom Förderzentrum Hören und Sprechen mit den <strong>St</strong>rahlen der<br />

Sonne als Symbol der Liebe Gottes gestaltet. Foto: Graf<br />

und Gespräch bei Kaffee und Kuchen oder<br />

dem gemeinsamen Abendessen, für welche<br />

sich Hauswirtschaft und Küche engagierten.<br />

Ewald Graf<br />

Arbeitskreis Therapiehunde in der Behindertenhilfe<br />

„Freie Mitarbeiter“ auf vier Pfoten geben<br />

Bewohnern neuen Mut und Lebensfreude<br />

Bewohnerin Michaela Dargatz fühlt sich wohl mit Therapiehund „Bonny“ von Mitarbeiterin Sarah Schwenk,<br />

auch in ihrem Zimmer.<br />

nachtragend und spüren genau, wenn es<br />

jemandem mal nicht so gut geht. Aber vor<br />

allem fallen sie deshalb auf, weil sie ein Fell<br />

haben und auf vier Pfoten daher kommen.<br />

Die Rede ist von Hunden, die ihre Besitzer,<br />

allesamt Mitarbeiterinnen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, in<br />

ihrer Arbeit unterstützen.<br />

„Flo“, neun Monate alter Neufundländer,<br />

arbeitet mit seinem Frauchen Susanne<br />

Bogatzki im Förder- und Betreuungsbereich<br />

Heiligenbronn. „Luca“, zwei Jahre alter Dalmatiner,<br />

ist mit Besitzerin <strong>St</strong>effi Ziegler in der<br />

Wohngruppe Isabel tätig. „Bonny“ ist eine<br />

neun Jahre alte Dame, ein Hütehundmischling,<br />

und gehört Sarah Schwenk. Sie hat ihr<br />

Einsatzgebiet in der Außenwohngruppe<br />

Sonnenberg in Schramberg genau wie „Dali“,<br />

zwölfjähriger Berner Senner-Mix mit Besitzerin<br />

Uli Neugart. Im Haus Schönblick in<br />

Sulgen wechseln sich „Jule“, zwei Jahre alte<br />

Mischlingshündin, mit Besitzerin Ingrid Leser<br />

und „Sammy“, sechsjähriger Golden Retriever<br />

mit Besitzerin Doris Krimmer, im Gruppenalltag<br />

ab.


Der Arbeitskreis Therapiehund bei einem seiner Zusammenkünfte im Haus <strong>St</strong>. Richard des Förder- und<br />

Betreuungsbereiches Heiligenbronn mit (von links) den Mitarbeiterinnen Uli Neugart, Ingrid Leser und<br />

Doris Krimmer sowie den Hunden „Dali“, „Bonny“, „Jule“ und „Sammy“. Fotos: Krimmer, Neugart<br />

Was Therapeuten oft nicht gelingt ...<br />

Durch die Anwesenheit der Hunde wird<br />

der Alltag der Bewohner in einer Art und<br />

Weise bereichert, die sonst nicht möglich<br />

wäre, darüber sind sich alle Beteiligten einig.<br />

Was Therapeuten oft nicht gelingt, schaffen<br />

Hunde in Sekundenschnelle: Sie bringen<br />

Menschen zum Lachen, geben neuen<br />

Lebensmut, regen längst verloren geglaubte<br />

Fähigkeiten wieder an. Ruhige und verschlossene<br />

Menschen werden zu Bewegung<br />

motiviert und auch die Wahrnehmung wird<br />

gefördert: Riechen, Fühlen, Tasten, Erleben –<br />

all das wirkt sich günstig auf die Bewohner<br />

aus. Wärme und ein weiches Fell wirken<br />

sich positiv auf die Gefühle aus, <strong>St</strong>ress wird<br />

abgebaut, Schmerzen nicht mehr so stark<br />

wahrgenommen, unruhige Menschen kommen<br />

zur Ruhe.<br />

Barrieren lösen sich<br />

Bei autistischen Menschen trägt der Hund<br />

zum Aufbau der Kommunikation bei. Der<br />

Hund wirkt als „Eisbrecher“, bei Gesprächsanfängen<br />

ist er ein ideales Kommunikationsmittel.<br />

Manch einer, der Schwierigkeiten im<br />

Gesprächsaufbau hat, stellt zum Hund eine<br />

besondere Beziehung her. Dadurch steigt<br />

auch die Motivation, mit anderen Menschen<br />

freundlich zu kommunizieren.<br />

Menschen mit einer Spastik werden durch<br />

den Kontakt zum Hund entspannter und<br />

lockern ihre Muskulatur; das <strong>St</strong>reicheln von<br />

warmem Fell wirkt stimulierend und führt<br />

zur körperlichen Aktivierung.<br />

Der Kontakt mit dem Hund verbessert das<br />

Selbstbild vieler Bewohner: Er nimmt jeden<br />

Menschen unabhängig von seiner Behinderung<br />

vorbehaltlos als vollkommen an und<br />

vermittelt damit „Normalität“. Ein Hund kann<br />

dadurch Sicherheit und Selbstsicherheit<br />

geben und erlaubt im Kontakt mit ihm,<br />

Sinnlichkeit und Zärtlichkeit zuzulassen. Der<br />

Vierbeiner verändert die Atmosphäre im<br />

Haus entscheidend und fördert so ein günstiges<br />

soziales Klima.<br />

Arbeitskreis sucht den Austausch<br />

Um diese positiven Effekte, die ein Hund erzielen<br />

kann, für die Bewohner in der Behindertenhilfe<br />

optimal nutzen zu können, haben<br />

sich einige der oben erwähnten Hundebesitzer<br />

vor etwa zwei Jahren zu einem<br />

„Arbeitskreis Therapiehunde“ zusammengeschlossen.<br />

Ziel war und ist es, in der Freizeit<br />

ehrenamtlich den Informationsaustausch<br />

und die fachliche Weiterbildung der Beteiligten<br />

zu fördern.<br />

Dazu finden seitdem etwa alle drei bis<br />

vier Monate Treffen statt, bei denen die<br />

Teilnehmer von <strong>St</strong>efan Leiber unterstützt,<br />

beraten und angeleitet werden, der mit seinem<br />

Therapiehund „Balou“ in einer Mehrfachbehinderten-Einrichtung<br />

der Caritas in<br />

Singen arbeitet. <strong>St</strong>efan Leiber, der ebenfalls<br />

ehrenamtlich an den Treffen teilnimmt und<br />

extra aus Radolfzell anreist, war und ist mit<br />

seiner Erfahrung eine nützliche Hilfe, wenn<br />

es um fachliche Tipps geht, wie zum Beispiel<br />

der Arbeitsalltag, Hygienestandards und<br />

Ausbildung.<br />

Besonders förderlich für die erfolgreiche<br />

Arbeit des AK Therapiehunde ist vor allem<br />

aber auch die Unterstützung durch Günter<br />

Seger, Leiter der Behindertenhilfe, der durch<br />

sein Interesse und seine Akzeptanz das<br />

Der Kontakt mit dem Hund<br />

verbessert das Selbstbild vieler<br />

Bewohner. Er kann Sicherheit<br />

und Selbstsicherheit geben und<br />

erlaubt im Kontakt mit ihm,<br />

Sinnlichkeit und Zärtlichkeit<br />

zuzulassen. Der Vierbeiner<br />

verändert die Atmosphäre im<br />

Haus entscheidend und<br />

fördert so ein günstiges<br />

soziales Klima.<br />

Projekt stark unterstützt hat auch durch<br />

die Bereitstellung von Räumlichkeiten, den<br />

Bezug einer Fachzeitschrift sowie die<br />

Ermöglichung der Teilnahme an der Fachtagung<br />

„Tiergestützte Pädagogik“ im<br />

Lukashaus in <strong>St</strong>. Gallen/Schweiz.<br />

Marina Ott von der Außenwohngruppe Sonnenberg<br />

beim Spazieren mit Dali in Schramberg.<br />

Ausbildung geplant<br />

Zur Zeit wird, ebenfalls in Absprache mit<br />

Günter Seger, an einer Konzeption gearbeitet<br />

die den Einsatz von Hunden in der Behindertenhilfe<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> verbindlich regeln soll,<br />

um die positiven Erfahrungen konsequent<br />

auch für die Zukunft auf gesicherte Beine<br />

zu stellen – bzw. auf gesicherte Pfoten, wie<br />

man sagen müsste. Für die Mitglieder des<br />

AK Therapiehunde ist eine Ausbildung geplant.<br />

Auch der Einsatzbereich erweitert sich<br />

bereits: im neuen Schuljahr beginnt Doris<br />

Krimmer in den Tagesgruppen des Förderzentrums<br />

Sehen – mitsamt ihrem „Sammy“,<br />

der auch für die Schüler sicher bald zum vierbeinigen<br />

Freund werden wird.<br />

Doris Krimmer<br />

10 <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11


Eltern-Kind-Wochenende der Beratungsstelle des Förderzentrums Sehen<br />

Reise nach Afrika fördert über Bewegung<br />

den Kontakt innerhalb der Familie<br />

Heiligenbronn. Für Familien mit sehbehinderten<br />

und blinden Kindern aus der<br />

Frühförderung des Förderzentrums Sehen<br />

gab es im Juli in der stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />

heiligenbronn ein besonderes Angebot.<br />

Zusammen mit dem Verein „Bewegung im<br />

Dialog – Zentrum für Systemische Bewegungstherapie<br />

und Kommunikation“ bot die<br />

Sonderpädagogische Beratungsstelle ein<br />

Wochenende unter dem Motto „Gemeinsam<br />

in Bewegung sein“ an.<br />

Die Referentinnen Regina Klaes und Renate<br />

Heule haben langjährige Erfahrung in der<br />

Begleitung von Familien mit sehgeschädigten<br />

Kindern. Ihr Konzept der systemischen Bewegungstherapie<br />

ist einzigartig in Deutschland.<br />

Für die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle,<br />

die die Referentinnen unterstützten,<br />

war dieses Seminar zugleich eine praxisnahe<br />

Fortbildung.<br />

„Bewegung ermöglicht den Dialog“<br />

Anschaulich erklärten die Referentinnen<br />

ihre Arbeitsweise, in der die Bewegung als<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />

Kommunikationsmittel im Zentrum steht:<br />

„Bewegung ermöglicht den Dialog mit<br />

Dingen und Personen auf besondere Weise.<br />

Gerade zwischen Kindern (mit und ohne<br />

Behinderung) und Erwachsenen ist Bewegung<br />

die Sprache, über die beide verfügen.<br />

In vielfältiger Weise kann so intensiv und<br />

individuell auf die Bedingungen des einzelnen<br />

Kindes und der ganzen Familie eingegangen<br />

werden.“<br />

Anregungen für die Frühförderung<br />

Sehr interessant für die Mitarbeiter der<br />

Beratungsstelle war der Aspekt, dass die<br />

Bewegung des Kindes eine große Hilfe ist,<br />

verschiedene Verhaltensweisen eines Kindes<br />

zu verstehen. Seine Bewegungen werden<br />

hier als Vorschlag verstanden, mit dem es<br />

sich in eine Situation einbringt. Die Mitarbeiterinnen<br />

bekamen Anregungen, die Aspekte<br />

der „Bewegung als Kommunikationsmittel“<br />

in ihre Arbeit bei der Frühförderung mit einzubeziehen.<br />

Sie wurden angeleitet, selbst<br />

Bewegungsideen zu entwickeln, um das<br />

Konzept praktisch zu verinnerlichen.<br />

Das Team der Sonderpädagogischen Beratungsstelle des Förderzentrums Sehen mit den beiden Referentinnen<br />

des Eltern-Kind-Wochenendes: (hinten von links) Referentin Renate Heule, Lisa Beller, Katharina Saxler,<br />

<strong>St</strong>efanie Walter, (vorne von links) Referentin Regina Klaes, Evelin <strong>St</strong>ohner, die Leiterin der Beratungsstelle<br />

ist, Silke Kirsch und Franziska Bernhard. Fotos: Beratungsstelle<br />

11<br />

Auf spielerische Weise kamen blinde und<br />

sehbehinderte Kinder, ihre Geschwister und Eltern<br />

intensiv in Bewegung.<br />

Im Mittelpunkt des Eltern-Kind-Wochenendes<br />

in Heiligenbronn stand eine „Bewegungsgeschichte“<br />

mit dem Thema „Auf<br />

nach Afrika“. Nachdem die Familien, die auch<br />

aus dem Raum Reutlingen/Tübingen sowie<br />

vom Bodensee anreisten, eingerichtet waren,<br />

erfolgte der Einstieg in der Turnhalle.<br />

Sich klein machen für den Koffer<br />

Gespannt lauschten die im Sitzkreis versammelten<br />

Kinder und Eltern den beiden<br />

verkleideten Referentinnen, die sie als „Lari<br />

Safari“ und „Mama Elonga“ zu einer Reise<br />

nach Afrika einluden. Jedes Kind wurde<br />

gefragt: „Kommst du mit?“ und mit einem<br />

afrikanischen Lied begrüßt. Zunächst wurden<br />

die Koffer gepackt: Die Kinder machten<br />

sich so klein wie möglich, wurden in Decken<br />

gewickelt und schließlich mussten die Koffer<br />

zum Hafen gebracht werden. Dazu wurden<br />

die Kinder jeweils auf ihren Decken über<br />

den Hallenboden zur „Anlegestelle“ gezogen<br />

– was für ein Spaß!<br />

Fische in der Turnhalle<br />

Ein großes Tuch als Symbol fürs Meer<br />

machte ruhige und wilde Wellen, bis die<br />

Kinder und Eltern als Fische unter dem Tuch<br />

her krabbelten. Sie machten dann Bekanntschaft<br />

mit afrikanischen Sprungfischen –<br />

Unmengen kleiner, bunter Bälle, die gemeinsam<br />

durch Ziehen am Tuch zum Hüpfen<br />

gebracht wurden.


Freudentanz nach der Ankunft<br />

Bei der nächsten Aufgabe bildeten sitzende<br />

Menschenreihen Boote. Mit der Untermalung<br />

eines schönen Segellieds setzen sich die<br />

Boote in Bewegung Richtung Afrika.<br />

Nach der Ankunft wurde gemeinsam ein<br />

afrikanischer Freudentanz aufgeführt –<br />

jeder für sich und so, wie es ihm gefiel, mit<br />

wechselnden Partnern und unterschiedlichen<br />

Bewegungen.<br />

Für die Eltern gab es nach diesem tollen<br />

Auftakt am Abend die erste Elternrunde,<br />

bei der sie sich ungezwungen kennen lernten<br />

und sich austauschten. Am Samstagvormittag<br />

folgte die zweite Bewegungsrunde<br />

unter dem Motto „Dorfleben und Regenwald“.<br />

Alle fassten sich an den Händen und<br />

zogen in einer langen Schlange zu afrikanischen<br />

Gesängen ins Dorf. Für den Hüttenbau<br />

mussten Kinder und Eltern den Platz eben<br />

machen, indem sie mit Händen und Füßen<br />

der Boden platt klopften, die Kinder aber<br />

auch als Walzen über den Boden gerollt<br />

wurden oder selbst rollten, Purzelbäume<br />

schlugen und sogar versuchten, mit vereinten<br />

Kräften eine „erwachsene Walze“ fortzurollen.<br />

In einer langen Gasse der Erwachsenen<br />

wurden die Kinder als Baumstämme auf<br />

Händen zum Bauplatz bewegt: „hop-hophop!“<br />

Nach dem Hüttenbau wurde getestet,<br />

wie viel Platz in so einer Hütte ist. So<br />

musste man ganz schön dicht zusammenrücken,<br />

als nur noch eine Hütte übrig blieb –<br />

wie gemütlich!<br />

Die Kinder hatten auch die Möglichkeit, sich<br />

afrikanische Trommeln zu basteln.<br />

Auf dem starken „Elefanten“ – hier Mama und Papa – lässt es sich gut reiten – die Referentin „Mama<br />

Elongi“ an der Seite gibt noch zusätzlichen Halt.<br />

Zum Früchtesammeln versuchten die Kinder,<br />

Sandsäckchen auf ihrem Kopf zu balancieren.<br />

Bei einer kleinen Pause legten sich alle<br />

zu ruhiger Musik auf den Boden und das<br />

Betreuerteam schwang langsam das<br />

Schwungtuch. Sichtlich genossen Eltern und<br />

Kinder diesen schönen Moment miteinander.<br />

Sinnesorgane aktiviert<br />

Nun wurden die verschiedenen Sinnesorgane<br />

angesprochen und aktiviert, ebenso wurden<br />

Aufmerksamkeit und Konzentration gefördert.<br />

Im Spiel waren nach abgesprochenen<br />

Signalen Reaktionen wie Brüllen, still sein<br />

oder flach auf den Boden legen gefragt. Ein<br />

großer Moskitoschwarm, der die Gruppe<br />

plötzlich angriff, förderte den Körperkontakt:<br />

Mückenschutzmittel und beruhigende <strong>St</strong>ichsalbe<br />

mussten auf den großen und kleinen<br />

Körpern verteilt werden. Alle genossen<br />

die kleine Massage.<br />

Gespräch über Verhaltensweisen<br />

Nachmittags hatten die Kinder die Möglichkeit,<br />

Trommeln und afrikanischen Schmuck<br />

zu basteln, während die Eltern über die<br />

Zusammenhänge von Wahrnehmung und<br />

Bewegung informiert wurden. Am Abend<br />

bot sich für sie die Möglichkeit, in zwei<br />

Gruppen konkrete Verhaltensweisen ihrer<br />

Kinder zu schildern und Fragen zu stellen.<br />

Dabei wurde versucht, die Sinnhaftigkeit dieses<br />

Verhaltens und die möglichen Verhaltensänderungen<br />

herauszuarbeiten. Für die Mitarbeiterinnen<br />

der Beratungsstelle war dies<br />

eine gute Möglichkeit, Techniken und Frage-<br />

12<br />

stellungen der systemischen Gesprächsführung<br />

kennen zu lernen und auszuprobieren.<br />

Am Sonntagmorgen versammelte sich noch<br />

einmal die Großgruppe zu einem letzten<br />

Bewegungsspiel. Zur Schärfung der Sinne<br />

sollten wilde Tiere aufgespürt werden: Wer<br />

kann mit den Ohren wackeln? Dann wurden<br />

die Augen gerieben und mit ihnen gezwinkert,<br />

die Nasen zugehalten und mit ihnen<br />

geschnüffelt, bevor die großen Tiere nachgemacht<br />

wurden. Zum Takt der Musik<br />

waren die Teilnehmer langsam und behäbig<br />

als große und schwere Elefanten unterwegs.<br />

Aber sie sind auch stark und so konnten<br />

die Kinder auf dem Rücken ihrer Eltern reiten.<br />

Als Giraffen wurden die Hälse gestreckt und<br />

sich lang gemacht, oder gar auf die Schultern<br />

der Eltern geklettert. Auch Löwen und Antilopen<br />

wurden so in der Turnhalle lebendig.<br />

Bei der abschließenden Versammlung auf<br />

dem „Dorfplatz“ konnte jeder erzählen, was<br />

lustig war, was neu oder spannend war. Die<br />

größeren Kinder führten noch ein einstudiertes<br />

Percussion-<strong>St</strong>ück auf, bevor der große<br />

Abschlusstanz erfolgte. Mitarbeiterinnen und<br />

Eltern gaben durchweg positive Rückmeldungen.<br />

Das Konzept, Sehen, Hören, Riechen<br />

und Fühlen über Bewegung wahrzunehmen<br />

und zu erleben, war für alle eine Bereicherung<br />

und Anregung. Für die Familien stellt<br />

es eine Möglichkeit dar, ihr Zusammenleben<br />

über „Bewegung im Dialog“ um neue<br />

Aspekte zu erweitern.<br />

Evelin <strong>St</strong>ohner, Katharina Saxler<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11


Jahrestagung der bundesweiten AG Hörsehbehindert-Taubblind<br />

Identitätssuche braucht Unterstützung<br />

Rottweil/Heiligenbronn. Ihre Jahrestagung<br />

hielt die bundesweite Arbeitsgemeinschaft<br />

„Hörsehbehindert-Taubblind“ im Verband<br />

für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik<br />

(VBS) erstmals in der stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />

in Rottweil und Heiligenbronn ab. An den<br />

drei Tagen wurden viele Themen angesprochen<br />

von der Identitätssuche bis zu den<br />

Möglichkeiten und Grenzen der Inklusion<br />

für taubblinde Menschen.<br />

Im Haus <strong>St</strong>. Antonius in Rottweil, das neben<br />

dem Elisabetha-Glöckler-Saal in Heiligenbronn<br />

Tagungsort war, begrüßte Roland<br />

Flaig von der Leitung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Behindertenhilfe<br />

die Gäste und stellte die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

als Einrichtungsträger für sinnesbehinderte<br />

Menschen vor. Ein intensiver Austausch von<br />

Erfahrungen und Wissen mit anderen sei<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> in der Taubblindenarbeit besonders<br />

wichtig, denn Menschen mit Hörsehbehinderung<br />

oder Taubblindheit hätten<br />

besondere Bedürfnisse und benötigten spezifische<br />

Betreuungs- und Bildungsange<strong>bote</strong>.<br />

Internationale Vernetzung angestrebt<br />

Eine solche internationale Vernetzung ist die<br />

Arbeitsgruppe DACH mit Vertretern von<br />

Taubblindeneinrichtungen in Deutschland,<br />

Schweiz und Österreich, in der künftig auch<br />

die stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />

vertreten sein wird.<br />

Berichte und Impulse aus der praktischen<br />

Arbeit trugen mehrere Referentinnen bei.<br />

Sandra Runge-Fleischer vom Taubblindenzentrum<br />

Hannover berichtete von Kindern<br />

mit CHARGE-Syndrom. Das Team „Tiergestützte<br />

Pädagogik“, ebenfalls aus Hannover,<br />

berichtete von seinen Erfahrungen und<br />

wies darauf hin, dass auf die Auswahl der<br />

Tiere für bestimmte Bewohner großer Wert<br />

gelegt werden muss.<br />

Leben im Hier und Jetzt<br />

Die besonderen Schwierigkeiten im Identitätsprozess<br />

bei taubblinden und hörsehbehinderten<br />

Menschen verdeutlichte Barbara<br />

Latzelsberger aus Wien auch mit Hilfe einiger<br />

Übungen in Kleingruppen. Die Frage nach<br />

sich selbst und dem eigenen Platz in der<br />

Gesellschaft, so Latzelsberger, „stellt sich für<br />

taubblinde Menschen besonders drastisch<br />

dar“, denn Identitätsentwicklung sei an die<br />

Einnahme und Verknüpfung von sozialen<br />

Rollen gebunden, die für hörsehbehinderte<br />

und taubblinde Menschen erst einmal<br />

erschlossen werden müssten. „Taubblinde<br />

Menschen tendieren dazu, im Hier und<br />

Jetzt zu leben und können kaum Zukünftiges<br />

antizipieren.“ Ohne Unterstützung könnten<br />

sie nicht lernen, zu sich selbst zu stehen.<br />

Der Rottweiler Taubblindenseelsorger Peter<br />

Hepp erläuterte den Begriff der „Assistenz“<br />

für Menschen mit Behinderung im Unterschied<br />

zur „Betreuung“ und stellte die neue<br />

Qualifikation zur Taubblindenassistenz vor,<br />

die die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ab Herbst anbietet (siehe<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 2/11).<br />

Aber auch zwei Führungen standen auf dem<br />

Programm der Pädagogen-AG, einmal<br />

durch die historische Reichsstadt Rottweil<br />

und am nächsten Tag durch die Taubblindenange<strong>bote</strong><br />

im Heiligenbronner Förderzentrum<br />

Sehen und im Erwachsenenbereich. In<br />

beiden Einrichtungen werden Menschen<br />

mit Hörsehbehinderung in unterschiedlichen<br />

Konstellationen gefördert, im Schulbereich<br />

etwa sowohl in einer eigenen Taubblindenklasse<br />

wie integriert in anderen Klassen.<br />

Mit der Inklusions-Debatte setzten sich die<br />

Taubblindenpädagogen in einer Diskussion,<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11 13<br />

In der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn waren Taubblinden- und Hörsehbehindertenpädagogen aus<br />

ganz Deutschland zu Gast. Bei einem Rundgang durch das Förderzentrum Sehen – hier in einer Klasse<br />

für mehrfachbehinderte Kinder – stellte Beate Schork, Leiterin der Taubblindenabteilung, die individuelle<br />

schulische Betreuung der taubblinden und hörsehbehinderten Kinder vor. Foto: Graf<br />

moderiert von AG-Leiter Herbert Kubis aus<br />

Hannover, kritisch auseinander. „Die Unterschiede<br />

sind das Spannende“, wehrte sich<br />

ein Teilnehmer gegen die Tendenz zur<br />

Gleichmacherei. Das Eingehen auf das Individuum<br />

sei genauso wichtig wie die Suche<br />

nach neuen Möglichkeiten abseits ausgetretener<br />

Pfade, lautete das Fazit.<br />

Ewald Graf/Beate Schork<br />

Landes-AG macht sich<br />

für Taubblinde stark<br />

Für Baden-Württemberg hat sich jetzt eine<br />

Landesarbeitsgemeinschaft Taubblindheit-<br />

Hörsehbehinderung formiert, die sich für Verbesserungen<br />

der Lebenssituation von taubblinden<br />

und hörsehbehinderten Menschen<br />

stark macht. Die Landes-AG mit Mitgliedern<br />

aus Einrichtungen der Behindertenhlfe, aus<br />

Selbsthilfegruppen, Seelsorge, Taubblindenassistenten<br />

und Wissenschaft gab sich ein<br />

<strong>St</strong>atut und wählte Frank King (Heiligenbronn)<br />

und den selbst betroffenen Peter<br />

Hepp (Rottweil) zu ihren Vorsitzenden.<br />

Die AG, die ihre Jahrestagung in Heiligenbronn<br />

abhielt, will sich politisch durch<br />

Vertretung in den Landeskommissionen<br />

Gehör verschaffen.


Meine Tages-Schau:<br />

Die hörsehbehinderte Schülerin Julia im Förderzentrum<br />

Kommunikation ist nicht nur Gespräch,<br />

sondern Dialog mit dem ganzen Körper<br />

Heiligenbronn. Um 8 Uhr kommt Julia<br />

(Name geändert) mit dem Taxi an der Schule<br />

in Heiligenbronn an. Mit dem Morgenkreis<br />

startet ihre Klasse G1 des Förderzentrums<br />

Sehen in den neuen Schultag. Zuerst wird<br />

gemeinsam ein Lied gesungen, das mit<br />

Gebärden begleitet wird. So kommen alle<br />

Schüler schnell in Schwung und der Tag<br />

kann beginnen. Danach begrüßen sich die<br />

Schüler gegenseitig. Dies geschieht je nach<br />

Möglichkeit der einzelnen Schüler durch<br />

Abfühlen, durch körpernahes und taktiles<br />

Gebärden, mit Hilfe von Bezugsobjekten<br />

oder auch über Lautsprache.<br />

Wer die Gebärdenspräche beherrscht, kann<br />

so den anderen Mitschülern „zurufen“. Denn<br />

jeder Schüler erhält seine eigene Namensgebärde.<br />

Für Julia ist dies eine auf und ab<br />

gehende Handbewegung, die für das<br />

Hüpfen steht. Denn Julia ist ein sehr aktives<br />

Mädchen. Sie hüpft und springt sehr gerne.<br />

Mit 6 Monaten in der Frühförderung<br />

Die hörsehbehinderte, neun Jahre alte Julia<br />

besucht seit 2008 die Schule des Taubblindenzentrums<br />

der stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />

heiligenbronn. Bereits als Julia sechs Monate<br />

alt war, wurde sie im Rahmen der Frühförderung<br />

regelmäßig zu Hause besucht.<br />

So sieht Julias <strong>St</strong>undenplan aus: Jeder Gegenstand<br />

stellt einen bestimmten Abschnitt des Tagesablaufs<br />

dar. Deshalb nennt man die Gegenstände<br />

auch „Bezugsobjekte“.<br />

Julia und ihre Lehrerin Beate Schork, die auch die<br />

Beratungsstelle für taubblinde und hörsehbehinderte<br />

Kinder und Jugendliche leitet. Foto: Ronecker<br />

Bei Julia wurde das CHARGE-Syndrom diagnostiziert.<br />

Der Begriff CHARGE bezeichnet<br />

einen Defekt mit angeborenen Hör-Sehschädigungen,<br />

Fehlbildungen der oberen<br />

Atemwege und Herzfehlern (siehe auch<br />

<strong>franziskus</strong><strong>bote</strong> Nr. 1/2009 und Nr. 1/<strong>2011</strong>).<br />

Oft tritt dieses Syndrom mit einem verzögerten<br />

Körperwachstum und gestörtem Gleichgewichts-,<br />

Geruchs- und Geschmackssinn<br />

auf. Bei Julia äußert sich dies in einem verminderten<br />

Seh- und Hörvermögen und<br />

einem fehlenden Gleichgewichtssinn. Demzufolge<br />

hat Julia erst im Alter von sechs<br />

bis sieben Jahren laufen gelernt.<br />

Individueller <strong>St</strong>undenplan<br />

Für Julia und die anderen Schüler ist ein gut<br />

strukturierter und organisierter Schulalltag<br />

wichtig. Daher beinhaltet der tägliche Unterricht<br />

viele feste Elemente und bietet den<br />

Schülern so die notwendige Sicherheit. Um<br />

eine taubblindenspezifische Betreuung zu<br />

gewährleisten, hat Julia einen individuellen<br />

<strong>St</strong>undenplan, der genau auf ihre Bedürfnisse<br />

und Fähigkeiten abgestimmt ist. Er wird<br />

mit Hilfe von sogenannten Bezugsobjekten<br />

abgebildet und verdeutlicht ihr die unter-<br />

14<br />

schiedlichen Unterrichtseinheiten. So kann<br />

sich Julia orientieren und erhält die notwendige<br />

Sicherheit.<br />

Um 9.30 Uhr beginnt der Sachkundeunterricht.<br />

Dort wird alle zwei Wochen fleißig<br />

gekocht. Auf dem Speiseplan steht heute<br />

eine selbstgemachte Pizza. Mit Hilfe von<br />

Gebärden und stark vergrößerten Bildern, die<br />

Julia sich ganz nah vor die Augen hält, lernt<br />

sie die einzelnen Schritte. So entsteht eine<br />

leckere, selbstgemachte Pizza.<br />

Das Ergebnis intensiver Arbeit kann sich<br />

sehen und vor allem genießen lassen. Um<br />

12 Uhr ist es dann Zeit für das gemeinsame<br />

Mittagessen und alle setzen sich an den<br />

gedeckten Tisch im Klassenzimmer.<br />

Erste Worte in der Lautsprache<br />

Julia erhielt wegen ihrer Hörschädigung ein<br />

Cochlea-Implantat ins Innenohr, mit dem es<br />

ihr nun mit neun Jahren möglich ist, Wörter<br />

und kurze Sätze unserer Lautsprache zu<br />

verstehen. Zudem lernt sie, einzelne Wörter<br />

wie z.B. „Mama“ und „Papa“ zu sprechen.<br />

Für eine erfolgreiche Kommunikation mit<br />

Hörsehbehinderten ist es wichtig, sich auf<br />

den Partner einzustellen und einzulassen.<br />

Eine enge Beziehung zu einer Bezugsperson<br />

So macht Schule richtig Spaß: Julia beim<br />

Pizzabacken. Mmmmhhh lecker!!<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11


Jeder Schüler erhält seine<br />

eigene Namensgebärde.<br />

Für Julia ist dies eine auf und<br />

ab gehende Handbewegung,<br />

die für das Hüpfen steht.<br />

Denn Julia ist ein sehr aktives<br />

Mädchen. Sie hüpft und<br />

springt sehr gerne.<br />

unterstützt die Kommunikation. Denn<br />

Kommunikation ist viel mehr als nur ein<br />

Gespräch, es ist ein Dialog, der auch Körperhaltung,<br />

Gestik, Mimik und Bewegungen<br />

mit einschließt.<br />

Hilfsmittel für die Verständigung<br />

Neben dem Cochlea-Implantat stehen Julia<br />

weitere Hilfsmittel zur Verfügung: Bezugsobjekte,<br />

Bilder und Piktogramme, Gebärden.<br />

Bezugsobjekte wie im <strong>St</strong>undenplan können<br />

einzelne Dinge wie beispielsweise Aktivitäten,<br />

Ereignisse, Leute oder Ideen repräsentieren,<br />

charakterisieren oder auf sie hinweisen.<br />

Sie dienen als Kommunikationsmittel<br />

und können Julia so etwa auch die verschiedenen<br />

Unterrichtseinheiten verdeutlichen.<br />

Bilder und Unterrichtsmaterialien müssen aufgrund<br />

ihres geringen Sehvermögens vergrößert<br />

und kontrastreich gestaltet werden.<br />

Zudem ist Julia auch weiterhin auf Gebärden<br />

angewiesen, die für sie körpernah ange<strong>bote</strong>n<br />

werden müssen. Und wie alle Kinder mit<br />

dem CHARGE-Syndrom benötigt auch sie<br />

eine taubblindenspezifische Betreuung.<br />

Nach vielen neuen Eindrücken klingt für Julia der<br />

Schultag mit ihren Lieblingsspielsachen aus – die<br />

ebenfalls wichtige Fähigkeiten fördern.<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />

Beim Morgenkreis begrüßen sich die Schüler, indem sie sich gegenseitig abfühlen oder durch taktiles<br />

Gebärden verständigen. Fotos: Sutterer<br />

Unterricht mit Riechen und Tasten<br />

Nachdem sich alle an der Pizza gestärkt<br />

haben, steht am Nachmittag das Thema<br />

„Blumen und Kräuter“ auf dem <strong>St</strong>undenplan.<br />

Um den Schülern ihre Umwelt und deren<br />

natürliche Materialien begreifbar und erlebbar<br />

zu machen, stellen sie im Unterricht<br />

herzförmige Blütenseifen oder Lavendelblütenbadesalz<br />

her. Mit Hilfe ihres über die Jahre<br />

geschulten Geruchs- und Tastsinns können<br />

Julia und die anderen Schüler ihre Umwelt<br />

erforschen und so das Fehlen anderer Sinne<br />

teilweise ausgleichen.<br />

Um die vielen neuen Eindrücke dieses aufregenden<br />

Tages verarbeiten zu können, kann<br />

Julia die letzte Unterrichtseinheit des Tages<br />

mit ihren Lieblingsspielsachen verbringen.<br />

Ein lehr- und abwechslungsreicher Tag geht<br />

zu Ende.<br />

Kein unüberwindbares Hindernis<br />

Ihre Behinderung stellt für Julia kein unüberwindbares<br />

Hindernis dar. Sie meistert ihren<br />

Alltag recht gut und erlebt in der Schule<br />

viele spannende Dinge. Es ist bewundernswert,<br />

was sie bisher alles erreicht und<br />

umgesetzt hat.<br />

Um 16 Uhr fahren die Kinder mit dem Taxi<br />

wieder nach Hause, für Julia geht es wieder<br />

zu ihren Eltern nach Bisingen. Dieser Tag<br />

hat Julia wieder einen Schritt weiter gebracht<br />

auf ihrem Weg in eine möglichst selbstbestimmte<br />

Zukunft.<br />

Melanie <strong>St</strong>einhart<br />

15<br />

Auch beim Herstellen herzförmiger Blütenseifen<br />

ist die neunjährige Julia konzentriert bei der Sache.<br />

Geruchs- und Tastsinn der Schüler wurden über<br />

Jahre hinweg gefördert.<br />

Berichtigung<br />

zum Artikel „Akustik spielt schon im Rohbau<br />

eine Rolle“ im <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>n Nr. 2/<strong>2011</strong>,<br />

Seite 9, über den Schulneubau <strong>St</strong>.<br />

Benedikt in Heiligenbronn:<br />

Bei maximaler Auslastung der Schule sind<br />

es nicht 170, sondern 150 Schüler, die<br />

einmal die Schule besuchen werden. Auch<br />

sind keine Kindergartengruppen eingeplant,<br />

sondern nur Klassen- und Fachräume für<br />

die Schulen der beiden Förderzentren.


Besuch der Edith-<strong>St</strong>ein-Schule in <strong>St</strong>. Agnes Spaichingen<br />

Fachgespräche und gemeinsames Singen<br />

Spaichingen. 21 Heilerziehungspflegeschülerinnen<br />

und -schüler aus dem Edith-<br />

<strong>St</strong>ein-Institut für soziale Berufe in Rottweil<br />

besuchten im Juni gemeinsam mit ihren<br />

Lehrern das im Jahr 2009 eröffnete Haus<br />

<strong>St</strong>. Agnes der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />

in Spaichingen. Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> kooperiert<br />

als Ausbildungseinrichtung mit der Fachschule<br />

in Rottweil und ist auch Mitgesellschafter<br />

des Instituts.<br />

Entwicklung und Konzept erläutert<br />

Am Vormittag erläuterten die Fachleiterinnen<br />

von <strong>St</strong>. Agnes, Birgit Colli (Wohnbereich) und<br />

Isabel Krichel-Bonstein (Förder- und Betreuungsbereich),<br />

den Schülerinnen und Schülern<br />

des Unterkurses die Entwicklung und die<br />

Konzeption des Hauses <strong>St</strong>. Agnes, das für<br />

mehrfachbehinderte Menschen mit Sehbe-<br />

Beim Rundgang durch<br />

das Haus wurden alle<br />

Besonderheiten gezeigt und<br />

erklärt und die Heilerziehungspflegeschüler<br />

stellten<br />

immer wieder Nachfragen.<br />

Das gemeinsame Singen und Musizieren mit den angehenden Heilerziehungspflegerinnen und -pflegern<br />

machte den betreuten Menschen im Förderbereich von <strong>St</strong>. Agnes in Spaichingen großen Spaß.<br />

hinderungen gebaut wurde und in dem vor<br />

allem Heilerziehungspfleger mitarbeiten. Bei<br />

einem Rundgang durch das Haus wurden<br />

alle Begebenheiten und Besonderheiten des<br />

Ein gemeinsamer Spaziergang zum Ententeich in Spaichingen beschloss den Besuchstag des Edith-<strong>St</strong>ein-<br />

Instituts Rottweil im Haus <strong>St</strong>. Agnes, in dem mehrfachbehinderte Erwachsene im <strong>St</strong>adtzentrum leben.<br />

Fotos: Krichel-Bonstein<br />

16<br />

Hauses gezeigt und erklärt. Es entwickelten<br />

sich gute fachliche Gespräche, da die Heilerziehungspflegeschüler<br />

sehr interessiert waren<br />

und immer wieder Nachfragen stellten.<br />

Nach der Mittagspause verteilten sich die<br />

Schülerinnen und Schüler auf die beiden<br />

Förder- und Betreuungsgruppen des Hauses.<br />

Gemeinsam sangen und musizierten sie<br />

mit den Betreuten des Förder- und Betreuungsbereiches.<br />

In einem Begrüßungslied<br />

wurde jeder Anwesende namentlich genannt.<br />

Anschließend begleiteten die Schülerinnen<br />

und Schüler mit Gitarre und Orff’schen<br />

Instrumenten die Sängerinnen und Sänger.<br />

Alle Beteiligten machte es sichtlich Spaß,<br />

dabei zu sein.<br />

Spaziergang zum Ententeich<br />

Beim abschließenden großen gemeinschaftlichen<br />

Spaziergang an den naheliegenden<br />

Ententeich in Spaichingen hatten alle Beteiligten<br />

große Freude. Das Wetter spielte<br />

auch mit und die Sonne lachte vom Himmel.<br />

Das Leitungsteam von <strong>St</strong>. Agnes bedankte<br />

sich bei Lehrern und Schülern für ihren<br />

Besuch und freute sich auf weitere Kontakte<br />

dieser Art mit der Fachschule.<br />

Isabel Krichel-Bonstein<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11


Schulfest der Schule für Blinde und Sehbehinderte Baindt<br />

Orte der <strong>St</strong>ille und geselliges Treiben<br />

Baindt. Ein von der Sonne verwöhntes<br />

Schulfest mit einer lebendigen Vielfalt an<br />

Aktionen und Informationen feierte die<br />

Schule für Blinde und Sehbehinderte der<br />

stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn in Baindt<br />

Anfang Juli.<br />

Laut und leise beim Gottesdienst<br />

Schon der Familiengottesdienst in der Pfarrkirche<br />

mit Pater Edmund Kesenheimer<br />

zeugte von großer Lebendigkeit durch die<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />

Beiträge von Lehrerinnenchor und Schul-<br />

Musikband, aber auch durch ungewöhnliche<br />

Klänge und das Mitwirken der Gottesdienstbesucher.<br />

Zum Thema „Laut und leise“ durfte<br />

auch mal gestampft und gejubelt werden.<br />

Mit mehrfachbehinderten Schülern zusammen<br />

wurde die Geschichte von Elia, der<br />

seine <strong>St</strong>imme entdeckt, inszeniert. „<strong>St</strong>ille und<br />

Lärm – beides gehört zum Leben“, sagte<br />

Pater Edmund, wobei die Erfahrung der <strong>St</strong>ille<br />

uns Gott näher bringe.<br />

Mit begeisternden Songs und einem heiteren Theaterstück unterhielten in der vollbesetzten Turnhalle<br />

der Blindenschule Baindt Schulchor und Theater-AG die Festbesucher. Unser Bild zeigt die Theatertruppe<br />

mit König, Königin, Prinzessin und Herzog. Fotos: Graf<br />

Der 13-jährige Achim Kustermann aus der Nähe von Ulm unterhielt die Besucher des Schulfestes mit flotten<br />

Weisen an seinem Keyboard. Der blinde Gymnasiast wird von der Beratungsstelle der Baindter Schule für<br />

Blinde und Sehbehinderte unterstützt.<br />

17<br />

Orte der <strong>St</strong>ille und Orte des geselligen Treibens<br />

bot auch das anschließende, gut<br />

besuchte Schulfest in den Schul- und Kindergartenräumen<br />

sowie im Freigelände. Informationsmöglichkeiten<br />

gab es mehrere, auch<br />

zu Segel- und Skifreizeiten der Schule oder<br />

zur Mobilen Kinderkrankenpflege „akrobat“.<br />

Spezialräder konnten ausprobiert werden,<br />

eine reich bestückte Tombola und ein Flohmarkt<br />

lockten mit Schnäppchen und dienten<br />

zur Finanzierung für neue Projekte, Kinderschminken<br />

und eine Wasserrutsche zogen<br />

die Jüngeren an.<br />

Tombola im Dunkeln<br />

Ein stillerer Ort war der Dunkelgang, in dem<br />

man seine Orientierung über den Tastsinn<br />

finden musste und dabei auch bei einer<br />

Tombola im Dunkeln mitmachen konnte.<br />

Die Festgäste wurden von den Mitarbeitern,<br />

dem Förderverein und dem Lionsclub Weingarten<br />

bewirtet und von Achim Kustermann<br />

am Keyboard musikalisch unterhalten, einem<br />

blinden Gymnasiasten aus der Nähe von<br />

Ulm, der von der Beratungsstelle der Blindenschule<br />

unterstützt wird. Wer sich von Kaffee<br />

„aus der kleinsten Kaffeerösterei der Welt“<br />

verwöhnen lassen wollte, hatte dazu am<br />

<strong>St</strong>and der Oberschwäbischen Werkstätten<br />

für Behinderte (OWB) Gelegenheit, die erstmals<br />

zu Gast war.<br />

Internationales Flair beim Fest<br />

Auch internationales Flair verbreitete das<br />

Schulfest durch die Speisezubereitung einer<br />

türkischen Familie, ägyptischen Kaffee<br />

zugunsten des Partnerprojekts in Ägypten<br />

und den Besuch befreundeter Pädagogen<br />

aus den USA.<br />

„Alles für die Katz“ in der Turnhalle<br />

Ein Höhepunkt war die gemeinsame Aufführung<br />

von Schulchor und Theater-AG in<br />

der Turnhalle mit begeistert vorgetragenen<br />

und auch selbst angesagten Lieblingsliedern<br />

und dem makaber-heiteren <strong>St</strong>ück „Alles für<br />

die Katz“, in dem eine Königsfamilie ein<br />

tragisches Ende findet. Der große Applaus<br />

für die Sanges- und Spielfreude der jungen<br />

Akteure bewies, dass die großen Mühen<br />

der Vorbereitung durchaus nicht für die<br />

Katz waren. Ewald Graf


Kurz berichtet<br />

Elternaktion beim Markt<br />

ermöglicht Fahrspaß<br />

Heiligenbronn. Aus dem Verkaufserlös<br />

ihres <strong>St</strong>andes beim Adventsmarkt der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />

in Heiligenbronn spendeten die Eltern<br />

des Förderzentrums Sehen 650 Euro an<br />

die Internats- und Tagesgruppen. Daraus<br />

wurde ein Kettcar beschafft, der von zwei<br />

Personen – auch Erwachsenen – befahren<br />

werden kann. Somit können auch blinde und<br />

sehbehinderte Kinder und Jugendliche mit<br />

Begleitung an dem Fahrspaß teilhaben, wenn<br />

es im Spielplatzbereich um die Kurven geht.<br />

Mit einem Foto vom neuen Fahrzeug sagten<br />

die Gruppen bei den Hauptorganisatorinnen<br />

Silvia Haas und Gaby Roming Dank. Die<br />

Elternschaft des Förderzentrums verkauft<br />

jedes Jahr beim Heiligenbronner Adventsmarkt<br />

gespendete oder selbst gebackene<br />

Weihnachtsbrötle, selbst gebastelte Dekoartikel<br />

und Leckeres für den Gaumen – schon<br />

seit sieben Jahren. Der nächste Adventsmarkt<br />

ist übrigens am Dienstag, 6. Dezember,<br />

im Klosterhof.<br />

Ingeborg Wackermann<br />

mit 75 verabschiedet<br />

Baindt. Ingeborg Wackermann war mit<br />

75 Jahren nicht nur die älteste aktive Mitarbeiterin<br />

in der Schule für Blinde und Sehbehinderte<br />

Baindt. Mit ihr ging auch eine reiche<br />

Berufserfahrung aus über 40 Jahren Tätigkeit<br />

in den wohlverdienten Ruhestand.<br />

Ihre ersten Erfahrungen mit mehrfach behinderten<br />

hörgeschädigten Kindern sammelte<br />

Frau Wackermann als ausgebildete Erzieherin<br />

in der Haslachmühle, bevor sie 1980 nach<br />

Waldachtal-Heiligenbronn ins Knabenheim<br />

<strong>St</strong>. Antonius kam, das das Kloster Heiligenbronn<br />

betrieb. Mit ihrem Mann zusammen<br />

arbeitete sie dann in einem Wohnheim für<br />

Behinderte in Dornstetten. 1989 erfolgte der<br />

Umzug nach Oberschwaben und Wackermanns<br />

arbeiteten tatkräftig am Aufbau der<br />

noch jungen Blindenschule in Baindt mit.<br />

Leider verstarb Horst Wackermann früh.<br />

Ingeborg Wackermann kam als engagierte<br />

und flexible Pädagogin fast überall zum<br />

Einsatz und war für alle Teams stets eine<br />

Bereicherung. Ihre besondere Leidenschaft<br />

und Begabung galt immer auch der religiösen<br />

Erziehung und Praxis. Deshalb war für<br />

Freude über den neuen Kettcar bei den Kindern und Jugendlichen der Internatsund<br />

Tagesgruppen in Heiligenbronn. Mit diesem Fahrzeug können auch<br />

Erwachsene mitfahren und somit auch blinden und stark sehbehinderten<br />

Schülern einen Fahrspaß ermöglichen. Foto: Hezel<br />

sie mit 65 auch noch nicht Schluss: Weitere<br />

10 Jahre hatte sie ihren festen Plan für Religionsstunden,<br />

die letzten Jahre in der<br />

Außenklasse. Für den weiteren Lebensweg<br />

im Ruhestand wünschten ihr Direktor Hans<br />

<strong>St</strong>urm und das Kollegium alles Gute.<br />

Mit schönem Garten<br />

Kinder unterstützen<br />

Heiligenbronn. Mit dem Angebot von<br />

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farbenfrohen Frühling vorsorgen. In Koope-<br />

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sinnesbehinderte<br />

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Spendenaktion der stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />

heiligenbronn und Sie helfen damit beim<br />

Bau der neuen Schule.<br />

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www.gutesache.de/wir-machen-schule.<br />

Dieses Angebot gilt nur im Aktionszeitraum<br />

bis 31. Oktober <strong>2011</strong> (siehe auch den<br />

Beileger in diesem Heft).<br />

Kreissparkasse unterstützt Altenhilfe-Beratungsstelle<br />

Die Kreissparkasse Rottweil unterstützt die Arbeit der Altenhilfe-Beratungsstelle Region Rottweil und<br />

Dunningen der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn mit 5000 Euro. Die Beratung kommt ratsuchenden<br />

Senioren und ihren Angehörigen zugute und informiert über individuelle Lösungsmöglichkeiten über alle<br />

Fragen der Unterstützung. Unser Bild zeigt bei der Spendenübergabe (von links) Sparkassenvorstand<br />

Matthäus Reiser, Altenhilfe-Regionalleiter Dietmar Zisterer, Beraterin Anita Greiner, Abteilungsleiterin Ileana<br />

Dieter von der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, Geschäftsführerin Claudia Benner vom Kooperationspartner Sozialstation Dunningen<br />

und Sparkassenvorstand Roland Eckhardt. Foto: Kreissparkasse<br />

18<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11


Modellprojekt Senioren-Wohngemeinschaft <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

Moderne Wohnform mit weitgehender<br />

Entscheidungsfreiheit der Bewohner<br />

Fridingen. Das modellhafte Projekt einer<br />

Senioren-Wohngemeinschaft in Fridingen<br />

an der Donau ist gestartet. Die stiftung st.<br />

<strong>franziskus</strong> heiligenbronn mit ihrem Team<br />

aus Alltagsbegleiterinnen steht bereit und<br />

die Räumlichkeiten im ersten Obergeschoss<br />

des neuen Seniorenzentrums Krone mitten<br />

in der Altstadt sind wohnlich eingerichtet.<br />

Mit dieser Wohngemeinschaft <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

betreten <strong><strong>St</strong>iftung</strong> und <strong>St</strong>adt Fridingen<br />

Neuland. Handelt es sich doch um ein einzigartiges<br />

Wohnangebot für Senioren mit<br />

Unterstützungsbedarf, das es in der Region<br />

noch nirgends gibt. Ältere Menschen, die<br />

nicht mehr alles im eigenen Haushalt allein<br />

bewältigen können und gern in einer Gemeinschaft<br />

leben würden, aber kein Pflegeheim<br />

benötigen, finden hier eine moderne<br />

Wohnform mit großer Selbständigkeit und<br />

individueller Unterstützung. „Die Entscheidungsfreiheit<br />

bleibt weitgehend erhalten“,<br />

erläutert Regionalleiterin Margrit Knaus von<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>. „Wir werden so gut wie möglich<br />

auf die Wünsche der Bewohner eingehen“,<br />

sagt Teamleiterin Elke Lang. Auch für Menschen<br />

mit Demenz ist die Aufnahme möglich.<br />

Zwölf barrierefreie Einzelzimmer<br />

Zwölf barrierefreie Einzelzimmer mit jeweils<br />

mindestens 20 Quadratmetern einschließlich<br />

Nasszelle stehen in der Wohngemeinschaft<br />

<strong>St</strong>. Elisabeth zur Verfügung, die auch die<br />

Privatsphäre der Bewohner sind. Gemeinschaftlich<br />

sind der großzügige Wohnbereich<br />

mit kompletter Küche, ein extra Pflegebad,<br />

eine großer Balkon mit Blick zum „Scharfen<br />

Eck“ und die beschützte Gartenterrasse, die<br />

auch für Rollstuhlfahrer und demenzkranke<br />

Bewohner geeignet ist und in der bereits<br />

Apfelbäumchen und Gemüsebeete angelegt<br />

sind. Wer Pflegeleistungen in Anspruch<br />

nehmen muss, kann einen ambulanten<br />

Dienst nach Wahl beauftragen. Aber auch<br />

Angehörige können die Pflege selbst<br />

übernehmen. Auch bei Pflegebedürftigkeit<br />

brauchen die Bewohner also nicht zwangsläufig<br />

wieder umziehen.<br />

Vom Hauswirtschaftsteam der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ist<br />

rund um die Uhr jemand da, nachts für den<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />

Das Mitarbeiterteam für die Wohngemeinschaft <strong>St</strong>. Elisabeth in Fridingen steht bereit: im Bild (von links)<br />

Regionalleiterin Margrit Knaus, Hauswirtschaftsleiterin Ulrike Kumpart, die Mitarbeiter Jürgen Fechner,<br />

Claudia Becker, Elke Moser und Teamleiterin Elke Lang im gemeinschaftlichen Wohnzimmer. Foto: Graf<br />

Notfall. Die Mitarbeiterinnen sorgen für die<br />

Unterstützung im Alltag, für den Einkauf<br />

und die Zubereitung der Mahlzeiten bis hin<br />

zur Wäscheversorgung. Sie helfen, den<br />

Alltag zu strukturieren, und unterstützen<br />

gewünschte Aktivitäten.<br />

Gekocht wird selbst und nach Wunsch<br />

Gekocht wird jeden Tag frisch und nach<br />

Wunsch der Mieter, die auch eine gemeinsame<br />

Haushaltskasse führen. Sie wie auch<br />

die Angehörigen, für die die Wohngemeinschaft<br />

jederzeit offen ist, können sich an<br />

allen Haushaltsarbeiten beteiligen oder auch<br />

im Garten mithelfen, wenn sie wollen. Was<br />

eingekauft und gekocht wird, bestimmt die<br />

Gemeinschaft selbst. Auch wer neu einzieht,<br />

wird nach der Vollbelegung durch die<br />

Mieterversammlung entschieden, wobei die<br />

Bewohner sich auch durch eine Vertrauensperson<br />

vertreten lassen können.<br />

Tag der offenen Tür im Oktober<br />

Die erste Bewohnerin von <strong>St</strong>. Elisabeth war<br />

eine 81-jährige Fridingerin, die allerdings<br />

nach wenigen Tagen bereits ins Krankenhaus<br />

aufgenommen werden musste.<br />

Wer sich ein Bild von der Wohngemeinschaft<br />

machen möchte, hat dazu beim Tag der<br />

offenen Tür im Seniorenzentrum Krone am<br />

19<br />

Sonntag, 9. Oktober, Gelegenheit. „Die<br />

Leute, die reinkommen, sind begeistert“, hat<br />

Mitarbeiterin Elke Moser schon die Erfahrung<br />

gemacht.<br />

Ins Seniorenzentrum Krone integriert<br />

Das Seniorenzentrum Krone auf dem<br />

früheren „Krone“-Areal wurde durch die <strong>St</strong>adt<br />

Fridingen realisiert und wird am 7. Oktober<br />

offiziell eingeweiht. In ihm sind auch Senioren-Eigentumswohnungen<br />

untergebracht,<br />

eine Hausarztpraxis, eine öffentliche Begegnungsstätte<br />

der <strong>St</strong>adt Fridingen und die<br />

Zweigstelle der Katholischen Sozialstation<br />

Tuttlingen. Das Seniorenzentrum ist zentral<br />

gelegen: „Es ist alles sehr nah“ – sei es Kaffee<br />

und Gastwirtschaften, Einkaufsmöglichkeiten<br />

oder die Kirche.<br />

Interessenten oder Besucher haben oft<br />

falsche Vorstellungen über dieses neue<br />

Angebot, weil es eben kein Pflegeheim ist<br />

und auch deutliche Unterschiede zum<br />

Betreuten Wohnen bestehen, gegenüber<br />

dem die Wohngemeinschaft <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

eine ständige Mitarbeiterpräsenz und eine<br />

intensivere Betreuung bietet, allerdings eben<br />

nicht im pflegerischen Bereich. Gerade im<br />

ländlichen Raum muss sich diese Wohnform<br />

erst noch verankern. Ewald Graf


Kundenbefragung im Aufgabenfeld Altenhilfe<br />

Befragte Bewohner bestätigen hohe<br />

Qualität der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenzentren<br />

Heiligenbronn. „Was ist Qualität im Pflegeheim?“<br />

Auf diese Frage – auch politisch<br />

derzeit intensiv diskutiert – erhält man je<br />

nachdem, wen man befragt, ganz unterschiedliche<br />

Antworten. Prüfbehörden wie<br />

der Medizinische Dienst der Krankenkassen<br />

oder die Heimaufsicht orientieren sich an<br />

den Vorgaben der sozialen Pflegeversicherung<br />

bzw. des Landesheimgesetzes in<br />

Baden-Württemberg. Vertreter der <strong>St</strong>ädte und<br />

Gemeinden haben eigene Vorstellungen<br />

von Qualität, ebenso wie jede einzelne Person<br />

eine ganz individuelle Einschätzung hat<br />

dazu, was eine „gute Qualität“ ausmacht.<br />

Im Aufgabenfeld Altenhilfe der stiftung st.<br />

<strong>franziskus</strong> heiligenbronn ist in Konzepten<br />

und <strong>St</strong>andards definiert, welche Qualität die<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Ange<strong>bote</strong> haben sollen. Grundlage<br />

für diese Qualitätsstandards sind neben<br />

rechtlichen, fachlichen und organisatorischen<br />

Anforderungen in erster Linie die Bedürfnisse<br />

der Menschen, die unsere Ange<strong>bote</strong><br />

in Anspruch nehmen. Um diese Bedürfnisse<br />

zu erheben, erfolgte in diesem Jahr wieder<br />

eine Kundenbefragung des VKAD (Verband<br />

Katholischer Altenhilfe in Deutschland) in<br />

den Altenzentren der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>.<br />

Bedürfnisse der Menschen im Fokus<br />

Die Kundenbefragung ist ein wichtiger<br />

Bestandteil des Qualitätsmanagementsystems<br />

des Aufgabenfelds Altenhilfe und<br />

wird regelmäßig in einem Rhythmus von<br />

zwei bis drei Jahren durchgeführt. Die letzte<br />

fand 2008 statt. Diese Befragungen haben<br />

für die Gestaltung der Ange<strong>bote</strong> eine<br />

zentrale Bedeutung, da sie direkt auf die<br />

Bedürfnisse der in den Altenzentren lebenden<br />

Menschen hin ausgerichtet ist. Während<br />

sich Qualitätsprüfungen des Medizinischen<br />

Dienstes und der Heimaufsicht im Schwerpunkt<br />

auf <strong>St</strong>ruktur- und Prozessqualität richten,<br />

setzt die Kundenbefragung direkt bei der<br />

Ergebnisqualität an. Das bedeutet, dass die<br />

Zufriedenheit der Bewohner im Fokus steht.<br />

Aus diesem Grund kann trotz der hohen<br />

Prüffrequenz der Behörden nicht auf solche<br />

Kundenbefragungen verzichtet werden.<br />

Bei einer Gesamtzahl von 340 persönlich<br />

Bevor die Kundenbefragung in den <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenzentren gestartet wurde, gab es für die Interviewerinnen –<br />

zum größten Teil <strong>St</strong>udentinnen der Dualen Hochschule Villingen-Schwenningen – eine gründliche Schulung<br />

durch die Unternehmensberatung aku in <strong>St</strong>. Konrad in Zimmern. Foto: Jahnel<br />

geführten Interviews, was rund 50 Prozent<br />

der Pflegeplätze insgesamt entspricht, ist das<br />

Ergebnis zudem als repräsentativ anzusehen.<br />

Die Interviews wurden von sieben durch<br />

die Unternehmensberatung aku geschulten<br />

Interviewern vorgenommen – in der Regel<br />

<strong>St</strong>udierende der Dualen Hochschule oder<br />

Sozialdienstmitarbeiter aus den Altenzentren.<br />

Falls Bewohner beispielsweise aus gesundheitlichen<br />

Gründen nicht selbst an der<br />

Befragung teilnehmen konnten, wurden<br />

Angehörige stellvertretend befragt. Die<br />

Auswertung erfolgte extern und anonym<br />

durch Mitarbeiter von aku. Auf einige einrichtungsübergreifende<br />

Ergebnisse soll<br />

nun nachfolgend eingegangen werden.<br />

In zwei Kategorien kritischere Werte<br />

Insgesamt machen die Befragungsergebnisse<br />

deutlich, dass sich die Qualität im Vergleich<br />

mit den Ergebnissen von 2008 nochmals<br />

verbessert hat (Folie 1). Einzig in zwei Kategorien<br />

gab es eine kritischere Einschätzung<br />

als damals. Dies betraf zum einen die ärztliche<br />

Versorgung, welche durch die Altenzentren<br />

nur bedingt beeinflussbar ist und<br />

von <strong>St</strong>andort zu <strong>St</strong>andort auch sehr unterschiedlich<br />

bewertet wurde.<br />

20<br />

Sehr auffällig ist zum andern das Ergebnis<br />

in der Kategorie „Persönliche Begleitung<br />

und Seelsorge“, welches wesentlich kritischer<br />

bewertet wurde, als es 2008 noch der Fall<br />

war. Auch dieses Ergebnis gilt es, nochmals<br />

einrichtungsbezogen zu interpretieren.<br />

Vereinzelt liegen dem Ergebnis personelle<br />

Änderungen der örtlichen hauptamtlichen<br />

Seelsorger zugrunde, so dass hier teilweise<br />

längerfristige Ausfälle zu kompensieren sind.<br />

Die Bewertung der Zimmer entspricht den<br />

Ergebnissen von 2008, wobei u.a. die noch<br />

bestehende Doppelzimmersituation im<br />

Spaichinger Altenzentrum zu einer tendenziell<br />

kritischeren Einschätzung führt. Hier wird<br />

deutlich, dass die aktuell laufende Sanierung<br />

dieser Einrichtung der richtige Schritt ist.<br />

Positive Tendenz insgesamt<br />

Positiver bewertet wurden im Schnitt die<br />

übrigen Kategorien. Auch bei der Beurteilung<br />

des Preis-Leistungsverhältnisses und bei der<br />

Gesamteinschätzung gab es eine positive<br />

Tendenz (Folie 2).<br />

Die Entwicklung der Zufriedenheit mit der<br />

Pflege macht deutlich, dass die Einführung<br />

des Wohngruppenkonzeptes in den <strong>St</strong>if-<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11


Folie 1 und 2 geben einen Blick auf die Gesamtergebnisse der diesjährigen Kundenbefragung in den Altenhilfeeinrichtungen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> im Vergleich mit der<br />

letzten Befragung von 2008.<br />

tungs-Altenzentren sich nicht nur hinsichtlich<br />

der Präsenz durch die Alltagsbegleiter positiv<br />

ausgewirkt hat, sondern auch im Bereich<br />

Pflege selbst. Hier macht sich auch die<br />

Umsetzung des Bezugspflegekonzeptes<br />

positiv bemerkbar.<br />

Mehr Lob für die Hauswirtschaft<br />

Auch mit Blick auf die hauswirtschaftlichen<br />

Bereiche (Speisen- und Getränkeversorgung,<br />

Hausreinigung und Wäscheversorgung) gab<br />

es im Durchschnitt sehr große <strong>St</strong>eigerungen<br />

der Zufriedenheitswerte, wenngleich im Einzelfall<br />

auch kritische Anmerkungen gemacht<br />

wurden. In diesen Fällen wird die geäußerte<br />

Kritik nochmals gemeinsam mit den Bewohnern,<br />

ihren Angehörigen und den Mitarbeitern<br />

interpretiert und an einer kontinuierlichen<br />

Verbesserung gearbeitet.<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />

Sehr hohe Zufriedenheit äußerten die Bewohner<br />

in der Kategorie Verwaltung zurück,<br />

so dass sich auch hier die Prozesse und<br />

eine hohe Personalpräsenz vor Ort positiv<br />

auf das Ergebnis niederschlagen. Dies betraf<br />

sowohl die Sprechzeiten als auch die zügige<br />

und zuvorkommende Bearbeitung von<br />

Anfragen (Folie 3).<br />

Im Bereich der Betreuung wurde nach dem<br />

Empfinden des Heimalltags gefragt. Bei den<br />

Ergebnissen 2008 wurde deutlich, dass insbesondere<br />

schwer- und schwerstpflegebedürftige<br />

Menschen den Heimalltag als eher<br />

eintönig empfanden, da sie in vielen Fällen<br />

nur wenig von der Alltagsbegleitung profitieren.<br />

Hier konnte die Zufriedenheit durch<br />

die Einführung des Schwerstpflegekonzeptes<br />

inzwischen verbessert werden.<br />

Als Beispiel für eine Einzelkategorie der Kundenbefragung zeigt Folie 3 die Bewertung der<br />

Verwaltungsleistungen in den Altenzentren.<br />

21<br />

Hinsichtlich der Gründe für die Wahl der<br />

Einrichtung wurde zurückgemeldet, dass es<br />

oft die Angehörigen sind, welche die Einrichtung<br />

auswählen. Sehr häufig genannt<br />

werden hier aber auch als Kriterien die<br />

Wohnortnähe, die Nähe zu Angehörigen und<br />

die Empfehlung des jeweiligen Hauses.<br />

Zusammenfassend lässt sich ein sehr positives<br />

Fazit ziehen. Es wurde deutlich, dass<br />

sich die Altenzentren der stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />

heiligenbronn hinsichtlich der Ergebnisqualität<br />

auf einem hohen Niveau befinden.<br />

Dass dies so ist, ist in erster Linie dem Einsatz<br />

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der Altenzentren zu verdanken. Die Daten<br />

machen aber auch deutlich, an welchen<br />

<strong>St</strong>ellen noch Verbesserungspotentiale bestehen.<br />

So ist insbesondere auch die geäußerte<br />

Kritik ein wichtiger Ansatzpunkt für die<br />

Weiterentwicklung der Ange<strong>bote</strong>. Daher gilt<br />

es nun, die sehr detaillierten Ergebnisse auf<br />

Einrichtungsebene zu kommunizieren und<br />

zu bearbeiten. Sich nicht selbst erklärende<br />

Ergebnisse müssen dabei im Dialog mit<br />

allen Beteiligten interpretiert werden, so dass<br />

am Ende der Auswertung eine konkrete<br />

Maßnahmenplanung steht. Ziel ist es, die<br />

Gestaltung der Ange<strong>bote</strong> noch mehr an<br />

die Bedürfnisse der Kunden anzunähern.<br />

Mitarbeiterbefragung folgt<br />

Nach der Kundenbefragung steht im<br />

November diesen Jahres eine erneute Mitarbeiterbefragung<br />

an, welche die zweite<br />

Säule des Qualitätsmanagementsystems der<br />

Altenhilfe darstellt. Auch hier fand die letzte<br />

Befragung 2008 statt. Im ersten Halbjahr<br />

2012 wird die aktuelle Evaluationsphase<br />

durch die inhaltlich-fachliche Evaluation, also<br />

durch eine externe Überprüfung pflegefachlicher<br />

Themen, abgerundet.<br />

Manuel Jahnel


Altenpflegeschüler starteten Projekte „Schüler werben Schüler“<br />

Mit einer Vielfalt an Aktionen gegen das<br />

verstaubte Image des Pflegeberufs<br />

Heiligenbronn. Für den Altenpflegeberuf<br />

zu werben, machte sich die Altenhilfe der<br />

stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn zum<br />

eigenen Anliegen und rief vor einem Jahr<br />

unter ihren Pflegeschülern einen Wettbewerb<br />

„Schüler werben Schüler“ aus. Die erfolgreichen<br />

und originellen Aktionen wurden jetzt<br />

im Juli prämiert.<br />

Von der großen Beteiligung an dieser<br />

freiwilligen Aktion zeigte sich Martin Volz-<br />

Neidlinger, Leiter der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenhilfe,<br />

bei der Preisverleihung in <strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil<br />

angenehm überrascht. Vorgegeben<br />

war nur, dass die Aktionen nachhaltig sein<br />

und dem Leitbild der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> entsprechen<br />

sollten. Das Motto der Aktionen habe<br />

gelautet: „Wir gehen raus und zeigen uns“.<br />

Sonst habe die Altenhilfe in der Öffentlichkeit<br />

oft nur bei Skandalen eine Chance.<br />

Volz-Neidlinger lobte, dass die Schüler auf<br />

authentische Weise ein anderes Bild von<br />

Altenhilfe präsentiert hätten, als es sonst<br />

vermittelt werde.<br />

18 Bewerbungen als messbarer Erfolg<br />

Den Hauptpreis, einen gemeinsamen Aus-<br />

flug in einen Klettergarten, gewannen die<br />

15 Pflegeschüler aus der Region Spaichingen<br />

und aus Mühlheim, die mit ihren Aktionen<br />

für 18 Bewerbungen gesorgt haben, so dass<br />

vier neue Schüler und zwei Praktikanten ge-<br />

Die Tuttlinger Schülergruppe präsentierte die Altenpflege als einen Zukunftsberuf mit viel Potential und<br />

brachte dies auch mit dem Slogan „Werde, wer Du sein kannst“ zum Ausdruck als Fortschreibung des<br />

Altenhilfe-Slogans „Bleib, wer du bist“. Unser Bild zeigt Schülerin Bianca Damasch bei der Präsentation der<br />

Projekte vor der Jury der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenhilfe. Foto: Eberhart<br />

Schulbesuche mit Präsentationen und Elementen der Selbsterfahrung gehörten bei den Aktionen „Schüler<br />

werben Schüler“ überall dazu. Die Altenpflegeschüler aus der Region Spaichingen und aus Mühlheim<br />

ließen die Schüler dabei sich mal gegenseitig das Essen reichen, damit sie sich besser in die Welt von<br />

pflegebedürftigen Menschen hineinversetzen können. Foto: Rubbel<br />

wonnen werden konnten. Diese messbaren<br />

Erfolge waren als Kriterium für die Prämierung<br />

des Schüler-Projekts festgelegt worden.<br />

Vom Schulbesuch bis zur Fasnet<br />

Das Altenpflegeschülerteam Spaichingen/<br />

Mühlheim stellte in Schulen in Spaichingen,<br />

Wehingen, Gosheim und Mühlheim ihren<br />

Beruf vor und ließ die Schüler sich gegenseitig<br />

einmal das Essen reichen. Ein weiteres<br />

Projekt von ihnen war ein anschauliches<br />

Rezeptbuch „Was ist Altenpflege?“ mit<br />

Schönheitsrezepten von früher, Biografien<br />

und Aussagen zum Beruf, das mehrfach<br />

hergestellt und in Praxen ausgelegt wurde.<br />

Großes Aufsehen erregte die Gruppe mit<br />

ihrem Hippie-Fasnetswagen, der an den Umzügen<br />

in Spaichingen und Denkingen beteiligt<br />

war (siehe dazu <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 1/<strong>2011</strong>)<br />

und der heute noch <strong>St</strong>adtgespräch ist. Auch<br />

ein großer Zeitungsreport im „Heuberger<br />

Boten“ unter der Überschrift „Peppig: Pflegerinnen<br />

werben für ihren Beruf“ wurde von<br />

den Schülerinnen, die auch selbst darin zu<br />

Wort kamen, initiiert.<br />

Sonderpreis für Hip-Hop-Konzert<br />

Einen Sonderpreis für die pfiffigste Aktion<br />

holten sich die 15 Schüler und Praktikanten<br />

22 <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11


Im Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

sorgte beim Hip-Hop-Grillfest<br />

DJ Nastea für jugendgemäße<br />

Töne. Die Schüler erhielten<br />

auch Hausführungen und<br />

machten bei einer Rollstuhl-<br />

Rallye mit.<br />

aus der Region Rottweil und aus Geislingen.<br />

Sie gestalteten in einigen Werkrealschulklassen<br />

im neuen Wahlpflichtfach „Gesundheit<br />

und Soziales“ den Unterricht mit Lernstationen,<br />

an denen der Blutdruck gemessen<br />

wurde, die Beobachtungsgabe geschult und<br />

über Patientenverfügung und Organspendenausweis<br />

informiert wurde. Die besuchten<br />

Schüler in Dunningen, Zimmern und Rottweil<br />

waren dann zu einem Hip-Hop-Grillfest ins<br />

Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil eingeladen.<br />

Dort sorgte DJ Nastea für jugendgemäße<br />

Töne, die aber auch bei den Bewohnern<br />

positive Beachtung fanden. Die Schüler<br />

erhielten auch Hausführungen und machten<br />

bei einer Rollstuhl-Rallye mit. Auf diese Weise<br />

wurde nicht nur Fachwissen vermittelt,<br />

sondern auch Barrieren und Vorurteile abgebaut<br />

und mit einem ungewöhnlichen „Generationentreffen“<br />

das verstaubte Image des<br />

Pflegeberufs aufpoliert.<br />

Außerdem präsentierte die Rottweiler Gruppe<br />

ihren Beruf auf dem Rottweiler Wochenmarkt<br />

in der Innenstadt mit Flyern, T-Shirts<br />

Beim Hip-Hop-Grillfest im Garten des Altenzentrums<br />

<strong>St</strong>. Elisabeth unternahmen die Schüler<br />

auch eine Rollstuhl-Rallye mit witzigen Aufgaben.<br />

und einem <strong>St</strong>and, an dem sich interessante<br />

Gespräche ergaben. Bei der Preisverleihung,<br />

die ebenfalls in <strong>St</strong>. Elisabeth stattfand,<br />

überraschte Regionalleiter Dietmar Zisterer<br />

Schüler und Leitungskräfte seinerseits mit<br />

einem selbstgetexteten Rap zum Vergnügen<br />

der Zuhörer.<br />

Bildungspartnerschaft mit Schule<br />

Die zehnköpfige Schülergruppe aus den<br />

Tuttlinger Altenzentren sei ein „Gewinner“<br />

auch ohne Preis, lobte Regionalleiter Joachim<br />

Bucher, denn mit ihrer selbst ausgearbeiteten<br />

Präsentation über den Altenpflegeberuf<br />

stießen sie eine dauerhafte Bildungspartnerschaft<br />

zwischen Schillerschule Tuttlingen<br />

und den Altenzentren <strong>St</strong>. Anna und Bürgerheim<br />

an.<br />

Auch auf dem Rottweiler Wochenmarkt machten die Altenpflegeschülerinnen Werbung für eine pflegerische<br />

Ausbildung – in eigens kreierten T-Shirts. Fotos: Dubs<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11 23<br />

Regionalleiter Dietmar Zisterer überraschte bei<br />

der Preisverleihung für das Projekt „Schüler werben<br />

Schüler“ selbst mit einem Rap.<br />

Bisher ist die Werkrealschule solche Partnerschaften<br />

nur mit Industriefirmen eingegangen.<br />

Praktikumsplätze, Bewerbungstraining<br />

und gemeinsam organisierte Feste sind darin<br />

vereinbart. So ist für 2012 schon ein „Tanz<br />

in den Mai“ mit den Werkrealschülern im<br />

Altenzentrum geplant.<br />

Auch mit dem Otto-Hahn-Gymnasium in<br />

Tuttlingen nahm die Schülergruppe Kontakt<br />

auf und platzierte einen Bericht über Altenpflegeschulen<br />

in der Schulzeitung. Den<br />

Slogan der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenhilfe „Bleib, wer<br />

du bist“ wandelte die Projektgruppe für ihre<br />

Zielgruppe der jungen Menschen um in<br />

„Werde, wer du sein kannst“. Auch diese<br />

Schülergruppe wurde mit einem gemeinsamen<br />

Essen belohnt. Jeder der beteiligten<br />

Schüler und Praktikanten wurde auch mit<br />

einer Urkunde und einem USB-<strong>St</strong>ick für das<br />

gezeigte Engagement gewürdigt.<br />

Zusammenhalt gewachsen<br />

Wie die Regionalleitungen hervorhoben,<br />

waren die Aktionen durch gemeinsamen<br />

Spaß und großes Engagement auch über<br />

die Dienstzeit hinaus geprägt. Der Schülerwettbewerb<br />

habe auch zu einem besseren<br />

Zusammenhalt untereinander beigetragen.<br />

Die Besuche in den Schulen sind dabei erst<br />

ein Anfang, denn bei allen Gruppen gingen<br />

weitere Anfragen zu solchen Präsentationen<br />

ein. Insgesamt ist das Projekt „Schüler werben<br />

Schüler“ so gut aufgenommen worden,<br />

dass die Altenhilfe es fortführen will, denn<br />

wie Martin Volz-Neidlinger bei der Präsentation<br />

der Ergebnisse in Blick auf den Fachkräftemangel<br />

sagte: „Personalwerbung hat<br />

nicht nur mit Prospekten zu tun, sondern ist<br />

die Aufgabe von jedem einzelnen von uns.“<br />

Die Schüler hätten hier eine Vorreiterrolle<br />

übernommen. Ewald Graf


Begegnungsfest im Altenzentrum <strong>St</strong>. Konrad in Zimmern<br />

Inspiriert von der Frauenfußball-WM<br />

Zimmern. Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen,<br />

das Zelt aufgebaut und das<br />

Programm fertig geplant – so konnte es losgehen,<br />

das von der Frauenfußball-Weltmeisterschaft<br />

inspirierte Begegnungsfest des<br />

Altenzentrums <strong>St</strong>. Konrad Zimmern sowie<br />

der Betreuten Wohnanlage in der Tannstraße<br />

unter dem Motto „Rund um den Ball“.<br />

Auch Tagespflege aus Rottweil dabei<br />

Neben zahlreichen Gästen hatte auch die<br />

Tagespflege des Altenzentrums <strong>St</strong>. Elisabeth<br />

aus Rottweil mit deren Leiterin Sabrina<br />

Zermiani erstmals ihr Kommen zugesagt. Die<br />

ersten Besucher der Tagespflege Zimmern<br />

trafen ein und sorgten sogleich zur Musik<br />

von Manfred Gapp für <strong>St</strong>immung im Zelt.<br />

Die gute Laune war ansteckend und so sah<br />

man nur in lachende Gesichter.<br />

Nach Kaffee und Kuchen sollten unter<br />

professioneller Aufsicht sportliche Höchstleistungen<br />

erbracht werden. So wurden neben<br />

Torwandschiessen oder Federball auch verschiedene<br />

Geschicklichkeitsspiele ange<strong>bote</strong>n.<br />

Für die geistige Fitness sorgte ein Spiel, bei<br />

Nach Kaffee und Kuchen sollten<br />

unter professioneller Aufsicht<br />

sportliche Höchstleistungen<br />

erbracht werden. So wurden<br />

neben Torwandschießen<br />

und Federball auch verschiedene<br />

Geschicklichkeitsspiele<br />

ange<strong>bote</strong>n.<br />

dem die Landesfarben dem entsprechendem<br />

Land zugeordnet werden mussten.<br />

Nach dem Parcours <strong>St</strong>ärkung am Grill<br />

Wer diesen Parcours abgeschlossen hatte,<br />

nahm wieder Platz im Festzelt. Nach so viel<br />

Sport hatte sich jeder eine <strong>St</strong>ärkung verdient.<br />

Der Rottweiler Küchenchef Armin Eckmann<br />

und sein Team sorgten hinter dem Grill für<br />

das leibliche Wohl.<br />

Als jeder gestärkt war, fand die „Siegerehrung“<br />

statt. Hierbei erhielt jeder Besucher<br />

eine von den Besuchern der <strong>St</strong>. Konrad-<br />

Beim Begegnungsfest im Zimmerner Altenzentrum <strong>St</strong>. Konrad gab es im Hinblick auf die Frauenfußball-WM<br />

für die Besucher einige sportliche Aufgaben zu lösen wie die Zuordnung der Flaggen zu ihren jeweiligen<br />

Ländern. Die Anstrengungen wurden dann aber bei der „Siegerehrung“ mit selbst hergestellten<br />

Medaillen belohnt. Fotos: Kreszan<br />

24<br />

Der Umgang mit Bällen verschiedener Art wurde<br />

beim Begegnungsfest in <strong>St</strong>. Konrad geübt.<br />

Tagespflege selbst gebastelte Medaille. Beim<br />

Abschied sprach Sabrina Zermiani die<br />

Gegeneinladung aus: „Besucht uns doch<br />

zu unserem Tagespflegefest am 13. Oktober<br />

in Rottweil“. Diesen Termin wird die Tagespflege<br />

des Altenzentrums <strong>St</strong>. Konrad gerne<br />

wahrnehmen. Patric Kreszan<br />

Impressum<br />

der <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> Zeitschrift der<br />

stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />

Herausgeber: Vorstand der stiftung<br />

st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />

Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />

Auflage: 4500<br />

Redaktion: Ewald Graf (verantwortlich),<br />

Oliver Avemaria, Sylvia Bender, Manuel<br />

Jahnel, Astrid Jergens, Edgar Kränzler,<br />

Sarah Pfau, Felix Ronecker, Günter Seger,<br />

Melanie <strong>St</strong>einhart, Sr. Dorothea Thomalla<br />

(alle Heiligenbronn), Hans <strong>St</strong>urm (Baindt),<br />

Ralf Eberhard (Tuttlingen), Martin Heller<br />

(Villingen-Schwenningen).<br />

Gestaltung und Satz:<br />

Linkdesign GmbH, Schramberg<br />

Druck:<br />

<strong>St</strong>raub Druck + Medien AG, Schramberg<br />

Postanschrift:<br />

Redaktion <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>, Kloster 2,<br />

78713 Schramberg-Heiligenbronn<br />

Tel.: 07422 569-306, Fax: 569-300<br />

E-Mail:<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>@stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />

Internet: www.stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11


Fotoshooting zum Betreuten Wohnen zu Hause<br />

Leben daheim ins rechte Licht gerückt<br />

Spaichingen. Das Betreute Wohnen zu<br />

Hause, das die stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />

zunächst in der Region Spaichingen/<br />

Trossingen startete, ist dort mit aktuell 50<br />

Verträgen und fast 40 ehrenamtlichen Mitarbeitern<br />

sehr gefragt. Regelmäßig kommen<br />

neue Anfragen, so dass die Koordinatorinnen<br />

ständig auf der Suche nach neuen Mitarbeitern<br />

sind, die es durch ihre Besuche und<br />

Hilfen ermöglichen, dass ältere Menschen<br />

auch weiterhin in ihrer Wohnung zurechtkommen<br />

und sich wohlfühlen. Inzwischen<br />

ist dieses Angebot auch in Rottweil und<br />

Tuttlingen gestartet worden.<br />

Das Betreute Wohnen zu Hause besteht<br />

aus den drei Säulen<br />

Koordination und Beratung<br />

Betreuung und Dienstleistungen durch<br />

ehrenamtliche Mitarbeiter und<br />

Vermittlung von Hausnotrufgeräten.<br />

Es dient hauptsächlich zur Entlastung und<br />

Unterstützung von Senioren, die noch in der<br />

eigenen Häuslichkeit wohnen, und deren<br />

Angehörigen. Es bietet ihnen eine gewisse<br />

Sicherheit. Außerdem ist es für Angehörige<br />

durch das Betreute Wohnen zu Hause besser<br />

möglich, Pflege und Berufstätigkeit miteinander<br />

zu vereinbaren.<br />

„Rundum Hilfe zu jeder Zeit“<br />

„Rundum Hilfe zu jeder Zeit“ ist das Motto<br />

des Unterstützungsangebots, das individuelle<br />

Hilfen mit vielen unterschiedlichen Mitarbeitern<br />

parat hält. Der Anspruch, „für jeden das<br />

Richtige zu finden“, verlangt gute Kenntnis<br />

der individuellen Situation, Flexibilität und<br />

Kreativität. Die Betreuungsleistungen reichen<br />

von „da sein“, Gesprächen und Kaffeekränzchen<br />

über Haushaltshilfe, Gartenarbeit und<br />

Hausmeisterdienste bis zu Botengängen<br />

und Ausflügen.<br />

So können die betreuten Senioren wahrhaft<br />

sagen: „Zum Glück gibt es diese Hilfe!“. Die<br />

neue Kommunikationsoffensive der Altenhilfe<br />

bringt dies zum Ausdruck. Im Hinblick<br />

auf diese waren jetzt die Vertragspartner des<br />

Betreuten Wohnens zu Hause in der Region<br />

Spaichingen/Trossingen wie schon früher<br />

die Bewohner der Altenzentren zu Fotoshootings<br />

eingeladen, um lebensnahe und<br />

ausdrucksstarke Bilder zu ermöglichen. Viele<br />

Betreute waren sofort begeistert dabei.<br />

Aufregung und Friseurbesuche<br />

Aufregung und viele Friseurbesuche gab<br />

es schon vor dem ersten Treffen dazu im<br />

Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef, wo ein gemeinsames<br />

Vorgespräch bei Kaffee und Kuchen und<br />

eine erste Bilderserie von Einzelfotos auf dem<br />

Programm standen.<br />

In bester <strong>St</strong>immung wurden dann bei Terminen<br />

zu Hause die „gestylten“ Senioren in<br />

ihrer Lebensumgebung bei einer passenden<br />

Szene abgelichtet und die Ergebnisse am<br />

Computer gleich kritisch überprüft. Ein Ehepaar<br />

überzeugte sogar noch den kleinen<br />

Urenkel, bei der Fotoserie mitzumachen.<br />

Wohnräume wurden kurzerhand umgestellt<br />

und umgestaltet, bis der perfekte Platz und<br />

das richtige Licht gefunden waren. Bei allen<br />

Bildern war eines immer gleich: Es wurde<br />

viel gelacht, so dass sich die Porträtierten<br />

gar nicht mehr anstrengen mussten, für die<br />

Kamera ein Lächeln aufzusetzen. Nach den<br />

Aufnahmen wurde immer noch gemütlich<br />

beieinander gesessen und man durfte dem<br />

Fotograf schon einmal über die Schulter auf<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11 25<br />

die aktuellsten Fotos schauen. Nach getaner<br />

Arbeit wurden unter Umständen noch<br />

die benötigten Accessoires genossen wie<br />

die verschiedenen Torten, die für die Bilder<br />

benötigt worden waren. Bei ausgelassener<br />

<strong>St</strong>immung versuchten die Betreuungsnehmer<br />

dem Aufnahmeteam aus dem Rheinland<br />

auch, das ein oder andere schwäbische<br />

Wort beizubringen.<br />

Abzüge für alle Porträtierten<br />

So brachte das Fotoshooting eine Menge<br />

Spaß und Abwechslung in den gewohnten<br />

Alltag. Mit großer Neugierde warteten die<br />

Porträtierten auf „ihre“ Bilder und so herrschte<br />

große Freude, als dann alle Teilnehmer<br />

große Abzüge ihrer zwei besten Fotos in<br />

Händen hielten.<br />

Gewinner des Fotoshootings wurde das<br />

Ehepaar Meister mit ihrem Urenkel sowohl<br />

mit der Geburtstagstorte wie beim „ins Ohr<br />

flüstern“. Das dritte Gewinnerbild zeigt<br />

Karl Distel und Karl Meister beim Kartenspiel.<br />

Alle Gewinner wurden zum Eisessen<br />

eingeladen. Anja Lehr/Ewald Graf<br />

Technik im heimischen Wohnzimmer bei den Fotoaufnahmen zum <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Angebot „Betreutes Wohnen<br />

zu Hause“: die Großeltern Karl und Magdalena Meister in Spaichingen mit ihrem Urenkel Sandro Hag<br />

werden für das möglichst lebensnahe Bild umlagert von (von links) <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Mitarbeitern Nadja Merkle,<br />

Fotograf Dominik Asbach und Agentur-Mitarbeiterin Petra Pierenkemper. Foto: Lehr


Tandem Schule-Jugendhilfe in Schwenningen erfolgreich gestartet<br />

„Herzenssache“-Spenden ermöglichen<br />

einzigartiges Modellprojekt<br />

Villingen-Schwenningen. Nachdem das<br />

Kinder- und Familienzentrum (KiFaz) Villingen-Schwenningen<br />

den Zuschlag für eine<br />

Projektförderung in Höhe von 48.000 Euro<br />

für zwei Jahre durch die Aktion „Herzenssache“<br />

des Südwestrundfunks (SWR) bekommen<br />

hat, konnte das Tandem-Projekt<br />

im Februar diesen Jahres mit einem großen<br />

Auftaktworkshop gestartet werden.<br />

Zwei Jahre konzeptionelle Arbeit<br />

Über zwei Jahre konzeptionelle Arbeit und<br />

hartnäckige Suche nach einer Projektfinanzierung<br />

durch Einrichtungsleiter Klaus Heß<br />

waren vorausgegangen bis dahin. Beim<br />

Projektstart in der Janusz-Korczak-Schule<br />

in Schwenningen sprachen Professor<br />

Dr. Matthias Brungs und Mitarbeiterin Anja<br />

Teubert von der Dualen Hochschule Villingen-Schwenningen<br />

gar von einem „bundesweit<br />

einzigartigen Projekt“, für das sie gerne<br />

die wissenschaftliche Begleitung übernommen<br />

haben.<br />

„Einzigartig sind dabei gleich mehrere Dinge“,<br />

so Jürgen Muff, Tandem-Verantwortlicher<br />

im KiFaz: „Da ist zum einen die außerordentlich<br />

intensive Zusammenarbeit der sehr<br />

unterschiedlichen Systeme Jugendhilfe und<br />

Regelschule – Sonderschule und zum anderen<br />

die Offenheit der Grundschulrektoren<br />

und der Kollegien an den vier beteiligten<br />

Grundschulen und der kooperierenden<br />

Sonderschule, sich auf eine völlig neue Art<br />

der Unterstützung einzulassen. Und das<br />

alles im Grundschulbereich verbunden mit<br />

der Hoffnung, dass wir mit den Tandems<br />

tätig werden, bevor ‚das Kind in den Brunnen<br />

gefallen ist‘.“<br />

Wie beim Auftaktworkshop verdeutlicht<br />

wurde, verzeichnen die Schulen im <strong>St</strong>adtbezirk<br />

Schwenningen zunehmend Probleme<br />

mit verhaltensschwierigen Kindern, die einen<br />

geregelten Unterricht oft unmöglich machen.<br />

Davon sind alle vier Grundschulen gleich<br />

betroffen. Das Modellprojekt soll als Präventionsmaßnahme<br />

die Umschulung in eine<br />

Schule für Erziehungshilfe vermeiden helfen<br />

durch Verbesserung der individuellen und<br />

sozialen Kompetenzen der Schüler und des<br />

gesamten Klassenklimas.<br />

Im Duo treten die Sonderschulpädagogen und Sozialpädagogen des Tandem-Projekts an den Schwenninger<br />

Grundschulen auf: (von links) Frauke Thena, Helmut Rößle, Martin Ruff und Elke Schlenker.<br />

Foto: Cronemeyer<br />

26<br />

Interdisziplinäre Gespanne<br />

Doch wer verbirgt sich nun hinter den „Tandems“?<br />

Frauke Thena, Sonderschullehrerin,<br />

und Helmut Rößle, Jugend- und Heimerzieher<br />

und Erlebnispädagoge, bilden das<br />

eine interdisziplinäre „Tandem“, Martin Ruff,<br />

Sonderschullehrer, und Elke Schlenker, Sozialpädagogin,<br />

bilden das zweite Gespann,<br />

das in den vier Schwenninger Grundschulen<br />

gemeinsam unterwegs ist. Die beiden Lehrer<br />

sind an der Schwenninger Janusz-Korczak-<br />

Schule tätig und mit jeweils einem halben<br />

Deputat für diese Tandem-Arbeit freigestellt.<br />

Die beiden Sozialpädagogen sind als Honorarkräfte<br />

für das KiFaz tätig, finanziert über<br />

Eigenmittel des KiFaz, einen Beitrag des<br />

Jugendamtes der <strong>St</strong>adt Villingen-Schwenningen<br />

und vor allem über die Projektgelder<br />

von SWR-Herzenssache.<br />

Schulamt und <strong>St</strong>adt mit im Boot<br />

Darüber hinaus engagieren sich in diesem<br />

Projekt Karl-Heinz Götz, Schulleiter der Karlund<br />

Neckarschule, und Jürgen Muff, Abteilungsleiter<br />

Kooperationsschulen im KiFaz,<br />

als Projektverantwortliche im alle zwei<br />

Wochen stattfindenden Qualitäts-Zirkel. Die<br />

Projektsteuerung übernehmen sie zusammen<br />

mit Schulrätin Annette Sauter-Schimak vom<br />

<strong>St</strong>aatlichen Schulamt und Kerstin Engelhaupt,<br />

Abteilungsleiterin im <strong>St</strong>ädtischen Amt für<br />

Familie, Jugend und Soziales. In diesem<br />

<strong>St</strong>euerungskreis fand auch die gesamte<br />

Vorbereitung von der Konzeptionierung bis<br />

zur Mitarbeitersuche statt.<br />

Magister Anja Teubert und Professor<br />

Matthias Brungs vom <strong>St</strong>udiengang Sozialmanagement/Bildung<br />

und Beruf an der<br />

DHBW Villingen-Schwenningen führen über<br />

die gesamte Projektlaufzeit eine wissenschaftliche<br />

Begleitung durch. Dazu finden<br />

mehrere Workshops statt. Die Falldokumentationen<br />

der durchgeführten Interventionen<br />

werden ausgewertet und Interviews mit<br />

den beteiligten Rektoren, LehrerInnen und<br />

Tandem-MitarbeiterInnen geführt.<br />

Einsatz bei Problemen in der Klasse<br />

Und was machen die Tandem-Lehrer und<br />

Mitarbeiter? Eine Lehrerin, die mit einzelnen<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11


Die Kinder waren allesamt stolz<br />

und glücklich über die gemeisterten<br />

„Ritterprüfungen“. Dass<br />

sie dabei fast unbemerkt in<br />

ein neues, harmonischeres<br />

Miteinander kamen, wird<br />

sich hoffentlich auch ins neue<br />

Schuljahr weitertragen.<br />

Schülern, einer Schülergruppe oder der<br />

gesamten Klasse Probleme hat, so dass viel<br />

Zeit für die Problembearbeitung unter und<br />

mit den Schülern und zu wenig Zeit mit dem<br />

Kerngeschäft des Unterrichtens verbracht<br />

wird, fragt bei der Tandem-Gruppe an.<br />

Die Tandem-Mitarbeiter kommen zu einem<br />

ersten Gespräch, stellen nach einem Unterrichtsbesuch<br />

eine Problemanalyse vor und<br />

präsentieren der Klassenlehrerin Interventions-<br />

und Lösungsideen. Gemeinsam wird<br />

ein Interventionsplan erstellt, der immer<br />

wieder besprochen und angepasst wird.<br />

So arbeitete das Tandem Frauke Thena/<br />

Helmut Rößle die letzten Monate intensiv<br />

in einer Grundschulförderklasse. Über ein<br />

„Ritter-Projekt“ wurde mit unterschiedlichsten<br />

Spielen das Selbstbewusstsein und das<br />

Gemeinschaftsgefühl der Kinder gefördert.<br />

Diese Spiele und Aktionen wurden in der<br />

Turnhalle oder auch im Wald durchgeführt<br />

und später dann im Klassenzimmer in<br />

Die Tandem-Mitarbeiter wie hier Martin Ruff<br />

übernehmen auch Unterrichtseinheiten, was den<br />

Kollegen und Kolleginnen Gelegenheit gibt zur<br />

Beobachtung der Schüler.<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />

Gemeinsam mit der Klassenlehrerin erörtern die Tandem-Duos Maßnahmen und Lösungen zu schwierigen<br />

Klassensituationen und versuchen diese auch durch ungewöhnliche Aktionen aufzuarbeiten. Hier Tandem-<br />

Mitarbeiter Helmut Rößle beim „Ritterschlag“ für eine Schülerin. Fotos: Muff<br />

abgewandelter Form daran angeknüpft.<br />

Parallel dazu konnte das Tandem auch einzelne<br />

Teile des Unterrichts übernehmen, so dass<br />

die Lehrerin die Reaktionen und Arbeitsweise<br />

ihrer Schüler selbst beobachten konnte.<br />

Kurz vor den Sommerferien konnten sich<br />

die Schüler in mehreren „Prüfungen“ beweisen<br />

und wurden bei einem Fest mit den<br />

Eltern „zum Ritter geschlagen“. Die Lehrerin<br />

äußerte sich sowohl den Tandem-Mitarbeitern<br />

als auch ihrem Schulleiter gegenüber<br />

sehr dankbar für diese neue Art der Unterstützung<br />

– und die Kinder waren allesamt<br />

stolz und glücklich über die gemeisterten<br />

„Prüfungen“. Dass sie dabei fast unbemerkt<br />

in ein neues, harmonischeres Miteinander<br />

kamen, wird sich hoffentlich auch ins neue<br />

Schuljahr weitertragen.<br />

Einzelförderung und Elterngespräche<br />

Ein zweites Beispiel stellt eine Intervention in<br />

einer dritten Klasse kurz vor den Sommerferien<br />

dar. Mehrere Schüler mit unterschiedlichsten<br />

Auffälligkeiten störten den Unterrichtsablauf<br />

immer wieder. Das Tandem<br />

Elke Schlenker/Martin Ruff übernahm auch<br />

Unterrichtseinheiten, so dass die Klassenlehrerin<br />

sowie der andere Tandem-Partner<br />

gezielt einzelne Schüler beobachten und<br />

fördern können. Des weiteren wurden in<br />

dieser Klasse gemeinsam zwei problematische<br />

Elterngespräche geführt und bei einem<br />

27<br />

Die individuellen und sozialen Kompetenzen der<br />

Schüler werden bei den Interventionsmaßnahmen<br />

der Tandem-Duos gefördert. Zur „Ritter-Prüfung“<br />

gehörte auch das Gehen mit verbundenen Augen.<br />

Schüler eine Hochbegabtenüberprüfung in<br />

die Wege geleitet. Weitere Schritte zu Schuljahresbeginn<br />

wurden bereits vereinbart.<br />

Wenn diese Tandem-Arbeit mit dem gleichen<br />

Engagement zu Schuljahresbeginn wieder<br />

startet, können die Beteiligten trotz einiger<br />

Holpersteine und Irritationen bei einzelnen<br />

Interventionen mit der Arbeit der Tandems<br />

und der Akzeptanz in den vier Grundschulen<br />

sehr zufrieden sein, lautet das erste positive<br />

Fazit dieses Modellprojekts. Jürgen Muff


Heiligenbronner Superior Rolf Oster in den Ruhestand verabschiedet<br />

In über zwölf Jahren Dienst viele<br />

Menschen gestärkt und aufgerichtet<br />

Heiligenbronn. Mit etwas Wehmut verbunden<br />

war der Festtag zur Verabschiedung<br />

von Superior und Pfarrer Rolf Oster in<br />

Heiligenbronn in den Ruhestand, steht für<br />

die Klostergemeinschaft der Franziskanerinnen<br />

doch kein Priester mehr zur Verfügung.<br />

Seit der Klostergründung 1857 war die<br />

Heiligenbronner Schwesterngemeinschaft<br />

stets von einem Superior geleitet oder<br />

begleitet worden. Der erste war der Oberndorfer<br />

Dekan Marcel von Binder – Klostergründer<br />

David Fuchs war formell nur Beichtvater<br />

der jungen Gemeinschaft gewesen.<br />

Rolf Oster wurde als neunter Superior<br />

der Kongregation im Dezember 1998 in<br />

<strong>St</strong>. Gallus investiert und war über zwölf<br />

Jahre im Dienst. Die Vielfalt seines Wirkens<br />

im Wallfahrtsort zeigte sich auch an seinem<br />

Verabschiedungstag im Juli.<br />

„Der Himmel weint schon etwas und wahrscheinlich<br />

weint’s in mir auch ein bisschen“,<br />

schmunzelte Rolf Oster zum Auftakt des<br />

Festgottesdienstes in der vollbesetzten Wallfahrtskirche<br />

<strong>St</strong>. Gallus, den das Chörle und<br />

seine Solisten unter Leitung von Schwester<br />

Auch im <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat der stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />

heiligenbronn wurde Superior Rolf Oster nach<br />

zwölfjähriger Mitverantwortung verabschiedet.<br />

<strong>St</strong>ellvertretender Vorsitzender Paul Müller überreicht<br />

ihm einen Geschenkkorb. Foto: Haaser<br />

Superior Rolf Oster im Kreis des Schwesternchors beim Gemeindenachmittag im Elisabetha-Glöckler-Saal<br />

der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> – mit Segensliedern gaben ihm die Schwestern musikalisches Geleit. Oster überreichte der<br />

neuen Mesnerin von <strong>St</strong>. Gallus, Schwester Bernadette, ein Blumengebinde. Fotos: Graf<br />

Magdalena Dilger und Schwester Anna-<br />

Franziska Fehrenbacher an der Orgel stimmungsvoll<br />

umrahmten. Am Altar assistierten<br />

der neu geweihte Diakon Christian Erath<br />

aus Heiligenbronn und Superior Franz Xaver<br />

Weber aus Sießen. Auch eine große Zahl<br />

von Ministranten taten Dienst.<br />

Superior Oster sagte in seiner Predigt unter<br />

dem <strong>St</strong>ichwort „Aussaat und Ernte“ für<br />

vieles Dank, nicht nur für sich. Schwester<br />

Euphemia Dennochweiler (83), die kurzfristig<br />

in die Klinik musste, sagte er Dank für fast<br />

25-jährigen Dienst als Mesnerin in <strong>St</strong>. Gallus<br />

und begrüßte Schwester Bernadette Gaile<br />

als ihre Nachfolgerin. Oster freute sich auch,<br />

dass mit Christian Erath ein ehemaliger<br />

Ministrant von <strong>St</strong>. Gallus erstmals als Diakon<br />

am Altar seiner Heimatgemeinde stehe.<br />

Geheimnis des Gnadenortes<br />

Ein Viertel seines Berufslebens, führte Rolf<br />

Oster (70) aus, habe er am Wallfahrtsort<br />

Heiligenbronn verbracht und anfangs seien<br />

für ihn durchaus Worte der Ermunterung<br />

und Hoffnung nötig gewesen. An einzelne<br />

Begegnungen und Tage in den über zwölf<br />

Jahren erinnerte er sich noch gut. Wie zu<br />

Zeiten des Klostergründers David Fuchs stehe<br />

heutzutage der Glaube nicht hoch im Kurs.<br />

Doch es sei das Geheimnis dieses Gnadenortes,<br />

das die Menschen hierher führe, und<br />

die Gnadenmutter spreche noch immer<br />

zu ihnen: „Was er euch sagt, das tut.“<br />

28<br />

Die Vielfalt der Heiligenbronner Gemeinde<br />

zeigte sich auch beim anschließenden <strong>St</strong>ehempfang<br />

in den Räumen um den Klosterhof,<br />

bei dem verschiedene Gruppen aus der<br />

Kirchengemeinde und der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> sich vom<br />

Superior verabschiedeten oder Geschenke<br />

überreichten. Auch befreundete Ordensgemeinschaften<br />

waren vertreten sowie Amtsbrüder<br />

Rolf Osters aus der Umgebung.<br />

Gesangsbeiträge und Filmaufführung<br />

Auch beim Gemeindenachmittag im Elisabetha-Glöckler-Saal<br />

drückten Redner und<br />

Akteure ihre Wertschätzung und Dankbarkeit<br />

für die Dienste des gemeinsam mit Haushälterin<br />

Lydia Raith nach Heidenheim wegziehenden<br />

Geistlichen aus. Der Chor „InTakt“<br />

aus der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> mit Schwesternbegleitung<br />

intonierte unter Leitung von Georg Sprich<br />

„Tausend Jahre wie ein Tag“ mitsamt Sprechgesang-Einlage.<br />

Die Kindergartenkinder von<br />

<strong>St</strong>. Gallus nahmen den Pfarrer als „starken<br />

Brückenpfeiler“ mit in ihre Reihe hinein. Die<br />

Ministranten von <strong>St</strong>. Gallus führten einen<br />

heiteren Abschiedsfilm auf mit „<strong>St</strong>reetview<br />

in Heiligenbronn“ und einem Blick hinter die<br />

Kulissen des Gottesdienstes in der Sakristei.<br />

Wohngruppen der Behindertenhilfe Erwachsene<br />

widmeten dem scheidenden Superior<br />

einen Liederreigen unter anderem mit dem<br />

Franziskus-Lied „Laudato si“, eingebettet in<br />

die Geschichte vom Regenbogen, dessen<br />

Farben einander alle brauchen.<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11


Menschen in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> begleitet<br />

Norbert Rapp, Vorstand der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>.<br />

Franziskus Heiligenbronn, sagte Oster Dank<br />

für seine Dienste in Wort und Sakrament und<br />

seine Begleitung der Menschen mit Behinderung<br />

und der Mitarbeiter. Mit seiner „zugewandten,<br />

offenen und einfühlsamen Art“<br />

habe er verstanden, auf sehr unterschiedliche<br />

Menschen mit unterschiedlichen Lebenslagen<br />

einzugehen. An einige Herausforderungen<br />

von Osters Amtszeit erinnerte Rapp wie die<br />

Neugestaltung der Kirche und das 150-jährige<br />

Jubiläum des Klosters.<br />

Fischfang mit guten Wünschen<br />

Generaloberin Schwester Judith Kaupp sagte<br />

Dank, dass er sich 1998 auf „ein neues<br />

Wagnis“ eingelassen habe und mit ganzem<br />

Herzen und offenem Ohr nach Heiligenbronn<br />

gekommen sei. Viele Menschen hier seien<br />

durch ihn gestärkt und aufgerichtet worden.<br />

In der Klostergemeinschaft wirkte er auch<br />

an zwei Generalkapiteln und der Neufassung<br />

der Lebensordnung mit. „Ihnen ist es zu<br />

verdanken“, betonte Schwester Judith, „dass<br />

alle drei Lebensbereiche hier stärker zusammen<br />

gewachsen sind.“ Als Fischfang für ihren<br />

Weg in den Ruhestand gaben die Festgäste<br />

Rolf Oster und Lydia Raith gute Wünsche in<br />

Form von Meeresfrüchten mit auf den Weg.<br />

„Gemeinsam viel bewegt“<br />

Den „Dreiklang“ von Klostergemeinschaft,<br />

<strong><strong>St</strong>iftung</strong> und Kirchengemeinde begrüßte<br />

auch Marianne Pfundstein, zweite Vorsitzende<br />

des Kirchengemeinderates <strong>St</strong>. Gallus.<br />

„Wir haben mit Ihnen gemeinsam viel<br />

bewegt“, unterstrich Pfundstein und erwähnte<br />

etwa die Jugendarbeit, die Kinderkirche,<br />

Ministranten und Emmaus-Gottesdienste. In<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />

ihren Dank schlossen die Rednerinnen und<br />

Redner auch den „treuen und stillen Dienst“<br />

von Haushälterin Lydia Raith mit ein. Beide<br />

bekamen von der Kirchengemeinde ein Luftbild<br />

von Heiligenbronn geschenkt sowie ein<br />

Wohlfühl-Wochenende in einem Schwarzwald-Hotel<br />

nach erfolgtem Umzug.<br />

„Ein bewegender Tag“<br />

„Ein bewegender Tag“ auch für ihn selbst,<br />

bemerkte Superior Oster in seinen Schlussworten<br />

zum Gemeindenachmittag. Er habe<br />

wieder gemerkt, „wie vielfältig der Acker-<br />

Mit den Farben des Regenbogens gestalteten die Erwachsenen-Wohngruppen Fridolin und Marienberg<br />

eine musikalische Geschichte bei der Verabschiedung Osters. Alle Wohngruppen gemeinsam hatten auch<br />

ein Erinnerungsbuch für ihn gestaltet mit ganz persönlichen Wünschen und Danksagungen.<br />

Mit einem Festgottesdienst in der Wallfahrtskirche <strong>St</strong>. Gallus wurde die Verabschiedung von Superior und<br />

Ortspfarrer Rolf Oster (am Altar) von Heiligenbronn begangen. Der Heiligenbronner Diakon Christian Erath<br />

(ganz links) und der Sießener Superior Franz Xaver Weber feierten mit.<br />

29<br />

boden von Heiligenbronn ist“ und nehme<br />

viel mit an Erinnerungen, Eindrücken und<br />

Begegnungen. Zum jungen Diakon Christian<br />

Erath gewandt, dem er er für seinen weiteren<br />

Weg alles Gute wünschte, meinte er:<br />

„So kann Kirche sein – so lebendig, lustig,<br />

fromm, dankbar“.<br />

Mit dem Hoffnungslied „Wer vertraut, hat<br />

Zukunft“ und dem irischen Segenslied<br />

„Mögen sich die Wege vor deinen Füßen<br />

ebnen“ ließ der Schwesternchor unter<br />

Leitung von Schwester Magdalena den<br />

Nachmittag andächtig ausklingen. Daran<br />

schloss sich nochmals ein musikalisches Ereignis<br />

aus Anlass der Verabschiedung an:<br />

ein Konzert des Sinfonieorchesters der<br />

Musikschule Schramberg.<br />

Kirchenkonzert mit jungem Orchester<br />

Die jungen Musikerinnen und Musiker unter<br />

Leitung von Meinrad Löffler interpretierten<br />

in der <strong>St</strong>. Gallus-Kirche die Orchestersuite<br />

von Johann Sebastian Bach mit dem bekannten<br />

„Air“ sowie das Cellokonzert in C-Dur<br />

von Joseph Haydn mit dem Solisten Frank<br />

Hafner. Dazwischen spielte Linus Witz an<br />

der Späth-Orgel ein Präludium von Bach und<br />

Johannes Schork, Hildegard Detscher und<br />

Rolf Oster trugen besinnliche Texte aus der<br />

Bibel und ein Gebet vor.<br />

Ewald Graf


Bitte ausschneiden oder kopieren und faxen an 07422 569-300<br />

Oder per Post an stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn,<br />

Redaktion <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>, Kloster 2, 78713 Schramberg-Heiligenbronn,<br />

Telefax: 07422 569-300, E-Mail: <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>@stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />

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stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />

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Ja, ich möchte die sozialen Einrichtungen und Dienste der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />

dauerhaft unterstützen. Daher helfe ich mit einer regelmäßigen Spende!<br />

Bitte buchen Sie ab dem | | 20 bis auf Widerruf<br />

monatlich jährlich<br />

Anschrift (bei Umzug neue Anschrift)<br />

Vor- und Nachname: Geburtsdatum:<br />

Firma/Organisation: Beruf:<br />

<strong>St</strong>raße/Hausnummer:<br />

PLZ: Ort:<br />

Bisherige Anschrift (bei Umzug/Abbestellung unbedingt angeben!)<br />

Vor- und Nachname:<br />

Firma/Organisation:<br />

<strong>St</strong>raße/Hausnummer:<br />

PLZ: Ort:<br />

Wenn Sie den <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> abbestellen, sagen Sie uns warum?<br />

10 Euro 25 Euro _________ Euro von meinem Konto ab.<br />

Vor- und Nachname:<br />

<strong>St</strong>raße / Hausnummer:<br />

PLZ / Ort:<br />

Diese Einzugsermächtigung können Sie jederzeit ohne Angabe von Gründen widerrufen.<br />

Ein Anruf genügt (Telefon: 07422 569-388)<br />

Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> verfolgt ausschließlich gemeinnützige, mildtätige und kirchliche Zwecke. Spenden sind steuerlich absetzbar.<br />

Sie erhalten nach Ablauf eines Kalenderjahres unaufgefordert eine Zuwendungsbestätigung.<br />

Kontonummer:<br />

BLZ: Bank:<br />

Kontoinhaber:<br />

Datum / Unterschrift des Kontoinhabers<br />

Spendenkonto der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>: 540 340 bei der Kreissparkasse Rottweil, BLZ 642 500 40<br />

30<br />

✃<br />

✃<br />

Zwei neue Schulen für Kinder und Jugendliche mit<br />

Hör- und Sehschädigungen schaffen Lebensperspektiven.<br />

Die Bauarbeiten für das Schulgebäude<br />

<strong>St</strong>. Benedikt in Heiligenbronn sind im Gange.<br />

Wenn Sie diese große Investition in die Zukunft<br />

junger Menschen unterstützen wollen, können Sie<br />

die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> mit einer Spende für „Wir machen<br />

Schule“ oder der nebenstehenden Einzugsermächtigung<br />

helfen.<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11


Das ist ja das Vorletzte!<br />

Gemeinsamer Kampf<br />

um hitzefreie Schule<br />

Heiligenbronn. Es gab vor den Sommerferien<br />

durchaus sehr heiße Tage, auch in<br />

Heiligenbronn. Die blinden und sehbehinderten<br />

Schüler in ihren älteren Räumlichkeiten<br />

litten nicht wenig unter der Hitze und<br />

die Klasse 5/6 des Förderzentrums Sehen<br />

schritt zur Tat bzw. griff zur Feder, um<br />

gemeinsam um die Bewilligung von „hitzefrei“<br />

zu kämpfen. Direktor Ludger Bernhard<br />

erreichten mehrere Briefe aus der Klasse<br />

mit dem dringenden Anliegen der schweißgebadeten<br />

Schüler. Die kreative Argumentationskunst<br />

der Schüler verdient es, hier<br />

dokumentiert zu werden.<br />

„Klassenzimmer immer stickiger“<br />

Bitte hitzefrei<br />

Hallo Herr Bernhard,<br />

die Sommer werden immer heißer und die<br />

Klassenzimmer immer stickiger. Wir Schüler<br />

können uns nicht mehr konzentrieren.<br />

Unsere Klasse möchte gerne einmal hitzefrei<br />

haben. Wenn das nicht geht, dann<br />

würden wir einen Tag Unterricht im Freien<br />

machen. Es würde mich freuen, wenn<br />

das klappen könnte.<br />

Herzliche Grüße, Robin Haas<br />

Lehrer versprechen sich sehr oft<br />

Antrag auf hitzefrei<br />

Sehr geehrter Herr Bernhard,<br />

wie schon von meiner Klasse gesagt wurde,<br />

schreiben wir einen Brief. Wir wünschen<br />

uns alle an heißen Nachmittagen hitzefrei.<br />

Da gibt es auch bestimmte Gründe:<br />

1. Am Nachmittag ist es im Klassenzimmer<br />

voll heiß und da kann die Klasse sich nicht<br />

so gut konzentrieren.<br />

2. Die Lehrer können sich ebenso nicht konzentrieren<br />

und sie versprechen sich sehr oft.<br />

3. Wenn es voll heiß ist, bringt es nichts,<br />

wenn man das Fenster öffnet.<br />

Mit freundlichen Grüßen, Jule Pia Fleig<br />

„30 Grad müssten reichen“<br />

Sehr geehrter Herr Bernhard,<br />

da die Klasse 5/6 sich in der letzten Zeit<br />

oft über „kein hitzefrei“ beschwert hat,<br />

möchten wir Sie hiermit darum bitten. Falls<br />

Sie zustimmen sollten, schlage ich vor, dass<br />

30 Grad reichen müssten, um hitzefrei zu<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />

bekommen. Wir müssten dann auch nicht<br />

nach Hause fahren, sondern könnten in<br />

der Schule bleiben – OHNE UNTERRICHT<br />

versteht sich.<br />

Bitte geben Sie so schnell wie möglich<br />

Rückmeldung. Wir würden uns freuen,<br />

wenn Sie zustimmen würden.<br />

Mit freundlichen Grüßen, Tobias M.<br />

(zweiter Klassensprecher)<br />

„Schreiben schlechte Arbeiten“<br />

Antrag auf hitzefrei<br />

Sehr geehrter Herr Bernhard,<br />

meine Klasse – Tobias, Robin, Leon, Jule<br />

und Dennis – möchten Sie bitten, wenn es<br />

über 30 Grad ist, uns hitzefrei zu geben.<br />

Denn wenn es so heiß ist, können wir uns<br />

nicht so richtig konzentrieren und dann<br />

schreiben wir schlechte Arbeiten.<br />

Mit freundlichen Grüßen, Mark Rauße<br />

Unterricht im tiefen Wald<br />

Und hat es geholfen? Direktor Bernhard<br />

antwortete:<br />

Leider konnte ich ihnen keine Chance auf<br />

hitzefrei einräumen. Habe ihnen aber<br />

geraten, bei zu großer Hitze mit ihren Lehrerinnen<br />

einen geeigneten Unterrichtsort<br />

und -stoff zu suchen, z.B. im Wasserbecken<br />

Bonaventura oder tief im Wald.<br />

Mit freundl. Grüßen, Ludger Bernhard<br />

Niedersachse staunt<br />

über die Schwaben<br />

Heiligenbronn. Bei der Tagung der<br />

Blinden- und Sehbehindertenpädagogen in<br />

Heiligenbronn (siehe Artikel Seite 13) führte<br />

Beate Schork, Leiterin der Taubblindenabteilung<br />

im Förderzentrum Sehen, die<br />

Kollegen und Kolleginnen des Arbeitskreises<br />

Hörsehbehindert/Taubblind durch die <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Einrichtung.<br />

Bei der anschließenden Zusammenkunft<br />

im Elisabetha-Glöckler-Saal fragte Herbert<br />

Kubis aus Hannover, der Leiter der AG,<br />

nach den Eindrücken, die die Teilnehmer<br />

beim Rundgang gesammelt hatten, und<br />

bemerkte selbst: „Ich finde es sehr schwäbisch“<br />

– alles sei perfekt organisiert, dann<br />

sei irgendwie ein Geldsegen übers Land<br />

31<br />

gegangen und mit Fleiß, Beharrlichkeit und<br />

<strong>St</strong>ruktur werde Erstaunliches aufgebaut,<br />

frotzelte der Niedersachse.<br />

Kein Spiegelbild, sondern bei näherem Hinsehen<br />

zwei verschiedene koreanische Frauen:<br />

die beiden <strong>St</strong>udentinnen Kim Dong-Soon (links)<br />

und Lim Eun-Ji. Fotos: Kumpart<br />

Gäste aus Korea einfach<br />

auseinander zu halten<br />

Mühlheim. Im Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />

in Mühlheim hospitierten die beiden koreanische<br />

<strong>St</strong>udentinnen Kim Dong-Soon<br />

und Lim Eun-Ji. Die beiden freundlichen,<br />

bescheidenen und immer lächelnden jungen<br />

Frauen lernten im Rahmen ihres Sozialarbeit-<br />

<strong>St</strong>udiums die Pflege in Deutschland kennen<br />

und besuchten auch das neu eröffnete<br />

Altenzentrum Selige Irmgard in Baindt.<br />

Die Verständigung mit ihnen erfolgte über<br />

ein paar Brocken Deutsch und Englisch, ansonsten<br />

aber funktionierte auch die Kommunikation<br />

mit „Hend“ und „Fiaß“ ganz gut.<br />

Ein anderes Problem hatte jedoch eine Mitarbeiterin<br />

von <strong>St</strong>. Antonius, als sie „Kim“<br />

und „Lim“, wie die beiden einfachheitshalber<br />

genannt wurden, zum ersten Mal sah.<br />

„Wie soll ich die beiden denn auseinanderhalten?“,<br />

fragte sie eine Kollegin, denn die<br />

Gesichtszüge sind nun mal für westliche<br />

Augen ziemlich ähnlich. Die andere Mitarbeiterin<br />

hatte aber einen guten Ratschlag<br />

parat: „Das ist doch ganz einfach. Kim ist<br />

die mit den kurzen Haaren und Lim ist die<br />

mit den langen Haaren!“ Mit dieser Eselsbrücke<br />

war es nun kein Problem mehr, die<br />

<strong>St</strong>udentinnen auch mit ihrem richtigen<br />

Namen anzusprechen.


stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />

Kloster 2<br />

78713 Schramberg-Heiligenbronn<br />

Telefon 07422 569-0<br />

Telefax 07422 569-300<br />

<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>@stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />

www.stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />

Spendenkonto: 540 340<br />

BLZ: 642 500 40, Kreissparkasse Rottweil<br />

Fünf Schülerinnen des Förderzentrums<br />

Hören und Sprechen in Heiligenbronn<br />

schlüpften für eine Woche in die<br />

Rolle einer Mutter – mit Hilfe von<br />

Babysimulatoren, die wie echte Babys<br />

schreien und ihre Bedürfnisse haben,<br />

die befriedigt werden wollen. Jedes<br />

Verhalten wird aufgezeichnet und<br />

dient später der Reflexionshilfe. So<br />

lernen die Mädchen sich selbst in der<br />

Situation mit einem Kind wie auch<br />

die Reaktion ihres Umfeldes kennen.<br />

Ermöglicht hat das Projekt die Caritas<br />

Rottweil. Müde und erschöpft waren<br />

alle „Mütter“ nach den vier Tagen<br />

Foto: K. Graf<br />

und vor allem Nächten, die doch sehr<br />

unruhig waren. Die Schülerinnen wussten<br />

sich aber auch Hilfe zu holen.<br />

Auch dass eine Schülerin nach einer<br />

Nacht das „Baby“ verzweifelt wieder<br />

zurückgab, war für sie eine wichtige<br />

Erkenntnis. In einem waren sich die<br />

Mädchen einig: auch die Jungs sollten<br />

mal ausprobieren, wie es wäre, Vater<br />

zu sein. Unser Bild zeigt (von links)<br />

die Caritas-Mitarbeitern Martina<br />

Fabienne Godinho und die vier Probemütter<br />

Dora Grimm, Noemi Arlotti,<br />

Melisa Özkan und Emine Lalaj mit<br />

ihren Testkindern.

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