franziskus-bote September 2011 (PDF 1,3 MB - Stiftung St ...
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Zeitschrift der stiftung<br />
st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
Ausgabe 3, <strong>September</strong> <strong>2011</strong><br />
Altenzentrum Selige Irmgard in Baindt eröffnet<br />
„Ein Ort der Geborgenheit<br />
und der Begegnung“<br />
Baindt. Ihr zwölftes Altenzentrum eröffnete<br />
die stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
nun in Baindt im Kreis Ravensburg. Ende Juli<br />
wurde der Neubau Selige Irmgard mit 29<br />
vollstationären Plätzen, zwei weiteren Kurzzeitpflege-<br />
und drei Tagespflegeplätzen<br />
eingeweiht und der Bevölkerung mit einem<br />
Tag der offenen Tür vorgestellt. Das Interesse<br />
war riesig und die Resonanz sehr positiv.<br />
Klosteräbtissin ist Namenspatronin<br />
Benannt ist das neue Altenzentrum, das<br />
schon seit acht Jahren auf der Wunschliste<br />
der Gemeinde Baindt stand, nach der ört-<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong><br />
lichen Seligen Irmengard, Förderin und<br />
Äbtissin des Baindter Zisterzienserinnenklosters,<br />
auf dessen Areal heute sich um<br />
die Pfarrkirche herum die Schule für Blinde<br />
und Sehbehinderte der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> erstreckt.<br />
Auch der kleine Schwesternkonvent des<br />
Klosters Heiligenbronn ist dort zu finden.<br />
Die Schwestern sind seit über 100 Jahren in<br />
Baindt tätig.<br />
Pfarrer Heinz Leuze hielt beim Festakt<br />
zur Einweihung eine Andacht mit Segnung<br />
des Hauses: „Dieses Haus soll ein Ort<br />
der Geborgenheit und der Begegnung<br />
Neu eröffnet wurde das Altenzentrum Selige Irmgard in Baindt (links), gegenüber dem Ortskern mit der<br />
Pfarrkirche und dem früheren Klosterareal (rechts) gelegen, auf dem heute die Schule für Blinde und Sehbehinderte<br />
untergebracht ist. Fotos: Graf<br />
Gespräch mit den Vorständen<br />
über 20 Jahre <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der<br />
stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn halten<br />
die Vorstände Hubert Bernhard und Norbert<br />
Rapp Rückblick. Seite 6<br />
„Gemeinsam in Bewegung sein“<br />
beim Eltern-Kind-Wochenende<br />
Die Beratungsstelle des Förderzentrums<br />
Sehen hatte Familien mit sehbehinderten<br />
Kindern bei einem bewegungsreichen<br />
Wochenende zu Gast. Seite 11<br />
Werbeaktionen der Schüler aus<br />
den Altenzentren prämiert<br />
Unter dem Motto „Schüler werben Schüler“<br />
suchten Altenpfegeschüler aus der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
mit vielfältigen und jetzt prämierten<br />
Aktionen nach Nachwuchs. Seite 22<br />
Tandem-Projekt<br />
an Grundschulen<br />
Die Aktion „Herzenssache“ des SWR<br />
ermöglicht das Tandem-Projekt des Kinderund<br />
Familienzentrums an Schwenninger<br />
Grundschulen, bei dem Schul- und Sozialpädagogen<br />
zusammenarbeiten. Seite 26<br />
Superior Rolf Oster von Kloster<br />
und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> verabschiedet<br />
In den Ruhestand gegangen ist der<br />
Heiligenbronner Superior und Pfarrer Rolf<br />
Oster nach über zwölf Jahren Dienst in<br />
Heiligenbronn. Er wurde mit einem Festtag<br />
verabschiedet. Seite 28
Inhaltsverzeichnis<br />
Titelgeschichte: Einweihung des neu gebauten Altenzentrums<br />
Selige Irmgard in Baindt S. 1<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> allgemein<br />
20 Jahre stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn – ein kleiner Überblick in Zahlen S. 4<br />
STIFTUNGSKALENDER<br />
Gespräch mit den Vorständen Hubert Bernhard und Norbert Rapp zu<br />
S. 5<br />
20 Jahren <strong><strong>St</strong>iftung</strong> S. 6<br />
Behindertenhilfe Heiligenbronn<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest mit Ehrungen gefeiert S. 8<br />
Arbeitskreis Therapiehunde in Heiligenbronn gegründet<br />
Eltern-Kind-Wochenende der Beratungsstelle des Förderzentrums Sehen zum<br />
S. 9<br />
Thema „Gemeinsam in Bewegung sein“<br />
Jahrestagung der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Taubblind-Hörsehbehindert<br />
S. 11<br />
des VBS in Heiligenbronn S. 13<br />
Landesarbeitsgemeinschaft Taubblindheit-Hörsehbehinderung hat sich formiert<br />
Meine Tages-Schau: Die hörsehbehinderte Schülerin Julia<br />
S. 13<br />
im Förderzentrum Sehen in Heiligenbronn S. 14<br />
Berichtigung zum Artikel über den Schulneubau <strong>St</strong>. Benedikt S. 15<br />
Behindertenhilfe in Spaichingen<br />
Aktion der Heilerziehungspflege-Schüler in <strong>St</strong>. Agnes Spaichingen S. 16<br />
Behindertenhilfe in Baindt<br />
Schulfest im Juli mit Familiengottesdienst und Aufführung S. 17<br />
Kurz berichtet: Adventsmarkt-Spende für Tagesgruppe Benjamin in Heiligenbronn;<br />
Baindter Mitarbeiterin Ingeborg Wackermann über 40 Jahre im Dienst;<br />
Blumenzwiebeln im Dienste der Spendenaktion „Wir machen Schule. Machen Sie mit“;<br />
Spende für die Altenhilfe-Beratungsstelle Rottweil S. 18<br />
Altenhilfe<br />
Modellprojekt Senioren-Wohngemeinschaft in Fridingen gestartet S. 19<br />
Ergebnisse der Kundenbefragung in den <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenzentren S. 20<br />
Originelle Aktionen zum Projekt „Schüler werben Schüler“ prämiert S. 22<br />
Begegnungsfest in <strong>St</strong>. Konrad Zimmern im Zeichen der Frauenfußball-WM S. 24<br />
Fotoshooting zum Betreuten Wohnen zu Hause in der Region Spaichingen S. 25<br />
Kinder- und Familienzentrum Villingen-Schwenningen<br />
Tandemprojekt mit Lehrern und Pädagogen an Schwenninger Grundschulen S. 26<br />
Kloster Heiligenbronn<br />
Superior Rolf Oster von Kloster, <strong><strong>St</strong>iftung</strong> und Kirchengemeinde verabschiedet S. 28<br />
POST AN DEN FRANZISKUS-BOTE S. 30<br />
DAS IST JA DAS VORLETZTE! S. 31<br />
Impressum S. 24<br />
Rückseite: Baby-Simulatoren im Förderzentrum Hören und Sprechen S. 32<br />
2<br />
werden.“ Mitgestaltet wurde die Feierstunde<br />
vom Antonius-Chor des Altenzentrums<br />
Mühlheim und Rainer <strong>St</strong>robel am Keyboard.<br />
Mitarbeiterinnen und Bewohnerinnen trugen<br />
die Fürbitten vor.<br />
Geduld und Durchhaltevermögen<br />
Martin Volz-Neidlinger, Leiter der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenhilfe,<br />
ließ die lange Planungszeit<br />
von der Suche nach dem Bauplatz bis zur<br />
Festlegung der Platzzahl Revue passieren. Er<br />
dankte den Zuschussgebern, dem Förderverein<br />
sowie auch Architekt Josef Prinz und<br />
Projektbetreuer Axel van Winsen für ein Haus,<br />
„das sich harmonisch in die Umgebung einfügt<br />
und für Menschen, die auf Hilfe und<br />
Unterstützung angewiesen sind, zur Heimat<br />
werden kann“.<br />
Für den Landkreis Ravensburg, führte<br />
Landrat Kurt Widmaier aus, ist die flächendeckende<br />
wohnortnahe Versorgung<br />
für pflegebedürftige Menschen wichtig.<br />
Das Baindter Altenzentrum sei ein weiterer<br />
Baustein dafür, zugleich das vorletzte geförderte<br />
Pflegeheim im Kreis. Geduld und<br />
Duchhaltevermögen brauche man für ein<br />
solches Vorhaben.<br />
„Würdiges Leben und <strong>St</strong>erben“<br />
„Wir sind glücklich und stolz“, gratulierte der<br />
Baindter Bürgermeister Elmar Buemann<br />
zum Altenzentrum. Der Gemeinderat habe<br />
sich einstimmig für die Trägerschaft der stiftung<br />
st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn entschieden.<br />
Mehrere <strong>St</strong>andorte seien im Gespräch<br />
gewesen, auch das Klosterareal, das aber<br />
aus denkmalschutzrechtlichen Gründen nicht<br />
in Frage kam.<br />
Das Grundstück des jetzigen <strong>St</strong>andorts im<br />
Neubaugebiet stellte die Gemeinde der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> mittels eines Erbbaupachtvertrags zur<br />
Verfügung. „Möge dieses Altenzentrum den<br />
hier lebenden Menschen ein würdiges Leben<br />
und <strong>St</strong>erben ermöglichen“, sagte Buemann.<br />
Für den erkrankten Vorsitzenden Franz Karg<br />
sprach sein <strong>St</strong>ellvertreter Volkher Lins für den<br />
Förderverein des Altenzentrums, der inzwischen<br />
35 Mitglieder hat und sich aus Spenden<br />
und Mitgliedsbeiträgen finanziert. Sein<br />
Ziel sei es, so Lins, das Altenzentrum in die<br />
Gemeinde zu integrieren und eine Brücke<br />
zu bauen für die hier lebenden Menschen.<br />
Neben ehrenamtlicher Hilfe und Begleitung<br />
sorgt der Förderverein auch für die Ausgestaltung<br />
der Hauskapelle, die dank einer<br />
großherzigen Spende finanziell gesichert ist.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11
Die ersten Bewohnerinnen mit Hausleiterin Christine Gerhold und Regionalleiterin Margrit Knaus (hinten)<br />
genießen in der Sitzecke beim Eingang ins Baindter Altenzentrum die Sonnenstrahlen.<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Norbert Rapp hob<br />
die langjährige Partnerschaft der Gemeinde<br />
Baindt mit der Blindenschule hervor. Das<br />
neue Altenzentrum Selige Irmgard repräsentiere<br />
ein modernes Altenhilfeangebot, wie<br />
es sich aus den Erfahrungen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> in<br />
den anderen Häusern entwickelt habe.<br />
Zwei Zielgruppen stünden dabei im Mittelpunkt:<br />
die schwerstpflegebedürftigen Menschen<br />
und die altersverwirrten Menschen,<br />
für die jeweils andere Konzepte erforderlich<br />
seien. Daher gebe es auch jeweils einen<br />
Wohnbereich für diese Gruppen. Deren<br />
milieugerechte Ausstattung genauso wie<br />
Beleuchtung, Farben und abgegrenzte Bereiche<br />
reduzierten die Ängste der Bewohner.<br />
Auch ein kleiner beschützter Garten stehe<br />
zur Verfügung. In diesem hatten Ehrenamtliche<br />
bereits zusammen mit Bewohnern<br />
gepflanzt und geerntet.<br />
Ein Zuhause für Pflegebedürftige<br />
„Eine wohnliche und freundliche Atmosphäre<br />
ist das Ziel, ein Ort, an dem sich die Menschen<br />
auch unter den Bedingungen der<br />
Pflegebedürftigkeit zuhause fühlen können“,<br />
sagte Norbert Rapp. Mit dem Motto Bleib,<br />
wer du bist werde dabei die Eigenständigkeit<br />
der Menschen in den Vordergrund<br />
gestellt. Gastfreundlich und in der Verantwortung<br />
für die hier lebenden Menschen<br />
solle dieses Haus geführt werden. Dabei<br />
bat Rapp um die wohlwollende Begleitung<br />
der Bevölkerung.<br />
Hausführungen mit interessierten Zuhörern gab es viele am Einweihungswochende – hier mit Margrit<br />
Knaus (rechts) und Bürgermeister Elmar Buemann (vierter von rechts) im Wohnaufenthaltsbereich einer<br />
der beiden Wohngruppen. Foto: Ronecker<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />
3<br />
Tag der offenen Tür mit Aktionen<br />
Am Tag der offenen Tür luden Altenzentrum<br />
und Förderverein zu Mittagstisch sowie<br />
Kaffee und Kuchen ein. Eine Verlosung wurde<br />
veranstaltet, Hausführungen ange<strong>bote</strong>n,<br />
im Frisörsalon gab es Handmassagen, ein<br />
Kräuterstand bot Entdeckungen und Hausleiterin<br />
Christine Gerhold bot mit ihren Therapiehunden<br />
Vorführungen.<br />
Nach einer Bauzeit von rund eineinhalb Jahren<br />
konnte das Altenzentrum Selige Irmgard<br />
im Juni <strong>2011</strong> bezogen weren. Die hellen und<br />
aussichtsreichen Gemeinschaftsräume, Sitznischen<br />
und Balkone bieten Raum für Begegnung<br />
und Aktivitäten, aber auch für<br />
Rückzug und Besuche. Die Bewohnerzimmer<br />
sind mit Pflegebett und Nachttisch sowie<br />
einem Schrank ausgestattet und können<br />
ansonsten frei möbliert werden. Ein Bad mit<br />
Schiebetür ist in jedem Zimmer integriert.<br />
Ein gemeinsames Pflegebad mit Badewannenlift<br />
und Rollstuhlwaage ist im zweiten<br />
Obergeschoss vorhanden. Für die Tagespflegegäste<br />
wie die Bewohner steht ein Therapieraum<br />
zur Verfügung, auch ein Ruheraum<br />
für die Tagespflegegäste.<br />
Mitarbeiter sind präsent<br />
Die Altenhilfe der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> legt Wert darauf,<br />
dass mit der Integration einer kleinen Küche<br />
und der Pflegetheke in die Wohngruppen<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die<br />
Bewohner jederzeit präsent sind und mit<br />
ihnen zusammen den Alltag gestalten. Wer<br />
will, kann sich an hauswirtschaftlichen Tätigkeiten<br />
beteiligen. Manche genießen es aber<br />
auch, nichts mehr machen zu müssen. Das<br />
Essen für die Bewohner wird vom Dornahof<br />
geliefert, wobei unter der Woche unter<br />
vier Gerichten ausgewählt werden kann.<br />
Im Erdgeschoss des Hauses Selige Irmgard<br />
befinden sich die Verwaltung, Technikräume<br />
mit der Pelletsheizung, ein Frisörsalon, eine<br />
Cafeteria und die künftige Hauskapelle.<br />
Zu den Baukosten in Höhe von 3,5 Millionen<br />
Euro geben das Land Baden-Württemberg<br />
und der Landkreis Ravensburg Zuschüsse<br />
in Höhe von 1,15 Millionen Euro. Auch die<br />
ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“<br />
unterstützt die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> für den Bau des Hauses<br />
mit einer Förderung von 500.000 Euro.<br />
Diese Zuschüsse wirken sich positiv auf die<br />
Pflegesätze der Bewohner aus, weil der<br />
Investitionskostenanteil niedriger ausfällt.<br />
Ewald Graf
stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn in Zahlen<br />
1700 Mitarbeiter und über<br />
4000 betreute Menschen<br />
Heiligenbronn. Vor zwanzig Jahren, als<br />
die stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
gegründet wurde, bestand sie zunächst nur<br />
auf dem Papier, bis die Vorstände bestellt<br />
und die Zustiftung der ersten Einrichtungen<br />
erfolgt war (siehe auch Gespräch mit den<br />
Vorständen Seite 6). Doch inzwischen ist aus<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ein sozialwirtschaftliches Unternehmen<br />
beträchtlichen Umfangs in den Aufgabenfeldern<br />
Behindertenhilfe, Altenhilfe<br />
und Jugendhilfe geworden. Dies belegen<br />
auch ein paar beispielhafte Zahlen, die aus<br />
Anlass des 20-jährigen Bestehens zum<br />
<strong>St</strong>ichtag 4. Juli <strong>2011</strong> erhoben wurden.<br />
Vergleich mit Umfrage 2001<br />
2001 zum zehnjährigen Bestehen wurde<br />
eine ähnliche Umfrage gemacht, deren Zahlen<br />
jeweils in Klammern hinzugefügt sind,<br />
soweit sie vergleichbar sind. Schon diese<br />
Entwicklung belegt, was sich alles verändert<br />
hat äußerlich betrachtet, nicht nur vom Umfang<br />
der Einrichtungen und Dienste her,<br />
sondern auch vom Aufwand in Technik und<br />
Infrastruktur, der jeweils gleichziehen muss.<br />
alle Zahlen zum <strong>St</strong>ichtag 4. Juli <strong>2011</strong>,<br />
(in Klammer: die Zahlen vom 2. Juli 2001)<br />
Schwester Angela Kordeuter kümmert sich um die<br />
Ziegen im Haus <strong>St</strong>. Antonius in Rottweil.<br />
Zahl der Mitarbeiter/-innen: 1708 (869)<br />
davon in:<br />
Heiligenbronn 529 (355)<br />
Baindt 150 (92)<br />
Dunningen 34 (0)<br />
Fridingen 7 (0)<br />
Geislingen 33 (0)<br />
Mühlheim 45 (0)<br />
Rottweil 167 (107)<br />
Schramberg 50<br />
Spaichingen 184 (101)<br />
Trossingen 87<br />
Tübingen 59 (54)<br />
Tuttlingen 178 (122)<br />
Villingen-Schwenningen 114 (38)<br />
Wehingen 34 (0)<br />
Zimmern 37 (0)<br />
davon sind (bzw. waren)<br />
Frauen 80 % (76), Männer 20 % (24)<br />
teilzeitbeschäftigt 63 % (42), vollzeitbeschäfigt<br />
37 % (58)<br />
Auszubildende/Praktikanten 222 (101)<br />
Zivildienstleistende 4 (51)<br />
Zahl der Ehrenamtlichen: 493 (114)<br />
Zahl der Ordensschwestern im Kloster<br />
Heiligenbronn und seinen Filialen: 56 (87)<br />
Zahl der betreuten Menschen: 4108<br />
einschließlich der ambulanten Dienste (969)<br />
jüngster Betreuter: 5 Monate<br />
älteste Betreute: 104 Jahre<br />
davon betreut durch:<br />
Behindertenhilfe Heiligenbronn<br />
1216 (427)<br />
Blindenschule Baindt 218 (68)<br />
Altenhilfe 854 (408)<br />
Kinder- und Familienzentrum Villingen-<br />
Schwenningen 1820 (66)<br />
Auch die Tiere zählen mit<br />
In guter franziskanischer Tradition wurde bei<br />
der Umfrage auch nach den Tieren in der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> gefragt, die als Geschöpfe Gottes<br />
ebenso mitzählen.<br />
Tiere in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>: Hühner 4050,<br />
Schweine 310, Rinder 98, Pferde 3, Ziegen 3,<br />
Vögel 15, Hasen 11, Hunde 6, Fische 112.<br />
Außerdem wurden genannt: 5 Turmfalken,<br />
1 Meerschwein, 2 Wasserschildkröten und<br />
10 Bienenvölker.<br />
4<br />
Mitarbeiterin Alina Huthmacher und Bewohner<br />
Benedikt Oesterle beim Besuch der Behindertenhilfe<br />
Heiligenbronn im Haus <strong>St</strong>. Agnes in Spaichingen<br />
im Rahmen des Sommerferienprogramms.<br />
Foto: Junginger<br />
34 Wohngebäude in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
Zahl der Gebäude: 66 (69), darunter sind<br />
34 Wohnhäuser, 6 Schulgebäude, 6 Werkstätten<br />
oder Betreuungsräume, 3 kirchliche<br />
Gebäude und 5 <strong>St</strong>älle.<br />
Zahl der Dienstfahrzeuge: 63 (39), darunter<br />
8 Lkw und 8 Zugmaschinen<br />
Computer und Telekommunikation:<br />
573 PC (99), 131 Notebooks, 56 Server (13),<br />
329 Drucker/Kopierer, 478 Monitore, 763<br />
Telefonapparate (418), 71 Mobiltelefone und<br />
35 Faxgeräte.<br />
Für die Energiegewinnung gibt es inzwischen<br />
140 Sonnenkollektoren auf <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sgebäuden<br />
mit einer Bruttofläche von 346<br />
Quadratmetern. Das Blockheizkraftwerk in<br />
Heiligenbronn produziert täglich ca. 2760<br />
Kilowattstunden <strong>St</strong>rom.<br />
Vom Mittagessen bis zum Internet<br />
Ein Schlaglicht auf den Betrieb wirft der<br />
Blick auf einige Vorgänge am Montag,<br />
4. Juli <strong>2011</strong> (bzw. Montag, 2. Juli 2001).<br />
Zahl der gekochten Mittagessen:<br />
1658 (1191)<br />
Zahl der Postsendungen: eingegangen<br />
306 (208), dazu 27 (26) Pakete; versandt<br />
279 (194), dazu 9 (4) Pakete<br />
Zahl der ausgehenden Telefonate in<br />
Heiligenbronn: 355 (312)<br />
Zahl der Faxe: eingegangen 76 (64),<br />
versandt 133 (57)<br />
Zahl der E-Mails: eingegangen 1691 (116),<br />
versandt 1586 (94)<br />
Zahl der Internetbesucher auf den<br />
verschiedenen <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Homepages:<br />
723 (120). Ewald Graf<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>skalender<br />
Wann? Was? Wo?<br />
Freitag, 30. <strong>September</strong>, 18.30 Uhr Konzert mit der <strong>St</strong>adtkapelle Möhringen Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim<br />
Freitag, 30. <strong>September</strong>, 19.30 Uhr Kabarettist Heinrich DelCore mit seiner<br />
Best-of-Show zum 10-jährigen Bühnenjubiläum<br />
Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Sonntag, 2. Oktober, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde mit Schülern Trossingen, Altenzentrum<br />
der Musikschule Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />
Montag, 3. Oktober, 18 Uhr Transitus-Feier des Klosters mit Heiligenbronn, Kirche <strong>St</strong>. Gallus<br />
anschließender Begegnung und Refektorium<br />
Dienstag, 4. Oktober, 11 Uhr Franziskus-Gottesdienst der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
zum Todestag des Heiligen<br />
Heiligenbronn, Kirche <strong>St</strong>. Gallus<br />
Mittwoch, 5. Oktober, 9 Uhr Einführungstag für Praktikanten<br />
der Behindertehilfe Heiligenbronn<br />
Heiligenbronn, Refektorium des Klosters<br />
Mittwoch, 5. Oktober, 20 Uhr Vortrag über Demenz und den Umgang mit ihr<br />
von Christian Müller-Hergl<br />
Rottweil, Altes Gymnasiusm<br />
Mittwoch, 5. Oktober, 20 Uhr Marktplatz Kirche Schramberg: Vortrag von<br />
Rupert Neudeck über „Die Kraft Afrikas“<br />
Sulgen, Evangelisches Gemeindehaus<br />
Donnerstag, 6. Oktober, 9 Uhr Pflegefachtag der Altenhilfe: „Validation –<br />
Menschen mit Demenz begleiten“<br />
Rottweil, Adolf-Kolping-Haus<br />
Freitag, 7. Oktober, 13.15 Uhr Einführungstag der Behindertenhilfe Heiligenbronn, Konferenzraum<br />
für neue Mitarbeiter/-innen Bonaventura<br />
Sonntag, 9. Oktober, ab 14 Uhr Tag des Bürgerheims mit Gottesdienst,<br />
Kaffee und Kuchen<br />
Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim<br />
Montag, 10. Oktober, 8.30 Uhr Zentrale Einführungsveranstaltung Heiligenbronn, Konferenzraum<br />
für neu eingestellte Mitarbeiter/-innen Bonaventura<br />
Dienstag, 11. Oktober, 19 Uhr Interview zu 20 Jahre stiftung st. <strong>franziskus</strong> Radio Neckarburg,<br />
heiligenbronn und Assisi-Reise Sendung „Kirche live zu Gast“<br />
Mittwoch, 12. Oktober, 13 Uhr Seniorengruppe Alter-nativ: Ausflug aufs<br />
Klippeneck und Besuch der Christophoruskapelle<br />
Abfahrt in Heiligenbronn, Korbmacherei<br />
Samstag, 15. Oktober, 9.30 Uhr Angehörigentag der Behindertenhilfe Erwachsene Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Sonntag, 16. Oktober, 10 Uhr Elterntag der Schule für Blinde und Sehbehinderte Baindt, Blindenschule<br />
Freitag, 28. Oktober, 19 Uhr Mitarbeiterehrung des Aufgabenfeld Altenhilfe Hausen ob Verena,<br />
Restaurant „Hohenkarpfen“<br />
Samstag, 29. Oktober, 10 Uhr Heiligenbronner Herbsttag für Menschen mit<br />
Taubblindheit/Hörsehbehinderung<br />
Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Sonntag, 6. November, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde mit <strong>St</strong>udenten Trossingen, Altenzentrum<br />
der Musikhochschule Dr.-Karl-Hohner-Heim<br />
Dienstag, 8. November, 17 Uhr Mitarbeiterversammlung der Einrichtung Heiligenbronn, Kirche <strong>St</strong>. Gallus und<br />
Heiligenbronn mit Gottesdienst Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Donnerstag, 10. November, 18.30 Uhr Ökumenischer Gedenkgottesdienst<br />
für die verstorbenen Bewohner<br />
Wehingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich<br />
Donnerstag, 17. November, Schülerinformationstag der Dualen Hochschule VS-Schwenningen, Fakultät Sozialwesen<br />
9 bis 15 Uhr Villingen-Schwenningen zum Sozialwesen der DHBW, Schramberger <strong>St</strong>r. 26<br />
Donnerstag, 17. November, 16 Uhr Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim<br />
Freitag, 18. November, 16.30 Uhr Gedenkfeier für die Verstorbenen Trossingen, Altenzentrum Hohner-Heim<br />
Freitag, 18. November, 17 Uhr Gedenkfeier für die Verstorbenen Spaichingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef<br />
Samstag, 19. November, 20 Uhr Marktplatz Kirche: „Verteidigung Deutschlands<br />
am Hindukusch“ mit der Berliner Compagnie<br />
Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Mittwoch, 23. November, 16 Uhr Elisabethfest zum Patrozinium Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
Freitag, 25. November, 13 Uhr Beginn des Grundkurses zur Qualfikation Heiligenbronn, Konferenzraum<br />
als Taubblindenassistenz Bonaventura<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />
5
Gespräch mit den Vorständen über 20 Jahre stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
Vom Vertrauensbeweis per Handschlag<br />
bis zu Herausforderungen der Zukunft<br />
Heiligenbronn. Im Oktober 1991, also vor<br />
zwanzig Jahren, wurden Hubert Bernhard<br />
und Norbert Rapp zu Vorständen der stiftung<br />
st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn bestellt, nachdem<br />
zuvor der Rottenburger Bischof Dr. Walter<br />
Kasper die kirchliche <strong><strong>St</strong>iftung</strong> öffentlichen<br />
Rechts gegründet und der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat bestimmt<br />
worden war. Im Gespräch mit dem<br />
„<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>“ blicken die beiden Vorstände<br />
nun zurück auf diese zwei Jahrzehnte.<br />
Zustiftung wurde vorbereitet<br />
Für Hubert Bernhard und Norbert Rapp war<br />
es ein großer Vertrauensbeweis, wie sie<br />
schildern, dass sie damals vom Kloster Heiligenbronn<br />
per Handschlag die Verantwortung<br />
übertragen bekamen, bevor noch ein Vertrag<br />
ausgearbeitet war – „sicher mit ein Grund<br />
für unser gutes Verhältnis zum Kloster bis<br />
heute“. Für die notarielle Zustiftung des<br />
Grundbesitzes und der Behinderteneinrichtungen,<br />
die dann zum 1. Juli 1993 erfolgte,<br />
waren erst umfangreiche Vorbereitungsarbeiten<br />
zu leisten, angefangen von der Analyse<br />
des Sanierungs- und Neubaubedarfs entsprechend<br />
der inhaltlich-konzeptionellen und<br />
der städtebaulichen Planung bis hin zur<br />
darauf aufbauenden Finanzbedarfsplanung.<br />
Eine Konzeption, die denn auch für die<br />
nächsten rund 15 Jahre maßgeblich blieb.<br />
Der Diözesancaritasverband gab dazu eine<br />
zustimmende fachlich-inhaltliche <strong>St</strong>ellungnahme,<br />
die schon die Zustiftung von Altenhilfeeinrichtungen<br />
vorsah. Es war auch<br />
Anliegen des Bischofs, einen regionalen kompetenten<br />
Träger vor Ort zu haben. Nicht<br />
leicht war es jedoch, die sich auftuende<br />
finanzielle Deckungslücke zu schließen, wozu<br />
schließlich auch ein Darlehen des Bischöflichen<br />
Ordinariates verhalf.<br />
Wichtige Gesprächspartnerinnen<br />
Zwei Personen insbesondere waren für<br />
Bernhard und Rapp in dieser Anfangszeit<br />
wichtige Unterstützer: die vorherige Generaloberin<br />
Schwester Bonaventura Hauser als<br />
wichtige Gesprächspartnerin – es gab wenig<br />
schriftliche Unterlagen – bis zu ihrem plötzlichen<br />
Tod und die erste Vorsitzende des<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>srats, Monika von Ow – „mit ihrer<br />
Die Konzeption von 1992<br />
„hat sich wie ein roter Faden<br />
bis zum heutigen Tag durchgezogen“<br />
und wurde 2004<br />
überarbeitet.<br />
Fachkompetenz und mit ihrem <strong>St</strong>il geradezu<br />
ideal“. Es sei bereits eine weitsichtige Entscheidung<br />
des Klosters gewesen, erläutert<br />
Bernhard, auf den Vorsitz im <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat zu<br />
verzichten. Die Schwestern machten auch<br />
damit deutlich, dass sie sich aus der Verantwortung<br />
zurückziehen und den Weg für eine<br />
eigenständige gute Entwicklung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
frei machen wollen.<br />
Die Konzeption von 1992 „hat sich wie ein<br />
roter Faden bis zum heutigen Tag durchgezogen“,<br />
sagt Hubert Bernhard. 2004, als sie<br />
in weiten Teilen schon umgesetzt war, wurde<br />
sie überarbeitet. Das städtebauliche Konzept<br />
für Heiligenbronn gilt noch heute.<br />
Bestandteile waren etwa die Schaffung<br />
von modernen Wohnplätzen für mehrfachbehinderte<br />
Menschen oder der Bau von<br />
neuen Werkstätten.<br />
Am Anfang „direkt in der Basis“<br />
Trotzdem ist die Entwicklung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> von<br />
einem steten Veränderungsprozess gekennzeichnet,<br />
betonen die Vorstände. Dies gilt<br />
auch personell. Am Anfang gab es noch<br />
kaum differenzierte Leitungsebenen – „wir<br />
waren direkt in der Basis“ – und die Vorstände<br />
waren noch unmittelbar zuständig<br />
für die Wohngruppen oder die Meister.<br />
Eine Erfahrung, die Bernhard und Rapp aber<br />
nicht missen möchten.<br />
Finanzielle Sicherung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
Ein intensiver Prozess die ganzen Jahre war<br />
es auch, berichtet Bernhard, „den Mitarbeitern<br />
die Einsicht zu vermitteln, dass es neben<br />
dem fachlich-inhaltlichen Bereich eine<br />
finanzwirtschaftliche Basis gibt, die für die<br />
Zukunftssicherung beachtet werden muss“.<br />
So konnte die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> vorangebracht wer-<br />
6<br />
den, ohne dass jemals ihre Existenz gefährdet<br />
gewesen wäre. Sehr schwierig waren<br />
die ersten Entgeltverhandlungen, wissen die<br />
Vorstände noch, weil immer mehr ältere<br />
Schwestern durch zum Teil bis zu drei Mitarbeiter<br />
ersetzt und bezahlt werden mussten.<br />
„Da könnte man viele Beispiele nennen“,<br />
erzählt Rapp, „wie Schwestern ihren Lebensmittelpunkt<br />
einst am Arbeitsplatz hatten.“<br />
Der sparsame und effiziente Einsatz der<br />
Mittel führte früh dazu, dass in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
Instrumente des Berichtswesens und Controllings<br />
eingeführt wurden. Die Vielfalt der<br />
bewährten Praxisinstrumente wurde inzwischen<br />
zu einer ganzheitlichen Unternehmensführung<br />
gebündelt. Wichtig war es<br />
den Vorständen bei solchen Prozessen stets,<br />
die Mitarbeiter auf diesem Weg mitzunehmen<br />
und ihre Akzeptanz zu sichern – wie<br />
etwa auch beim Leitbildprozess, der sich<br />
über drei Jahre erstreckte.<br />
Nach den Planungen Baumaßnahmen<br />
Will man die Entwicklung der stiftung st.<br />
<strong>franziskus</strong> heiligenbronn nach unterschiedlichen<br />
Phasen einteilen, könnte man eine<br />
Anfangsphase bis 1995 unterscheiden, in<br />
der die Analyse, Konzeption und Planung<br />
im Vordergrund stand, gefolgt von einer<br />
Planungsphase in der Altenhilfe ab 1995.<br />
Zwischen 1998 und 2001 starteten dann<br />
sehr viele Baumaßnahmen wie in Heiligenbronn<br />
die Wohnheime Pauline und Filippo,<br />
das Haus Lebensquell oder die Aussiedlung<br />
der Landwirtschaft, in Villingen-Schwennin-<br />
Sehr schwierig waren die<br />
ersten Entgeltverhandlungen,<br />
wissen die Vorstände noch,<br />
weil immer mehr ältere<br />
Schwestern durch zum Teil bis<br />
zu drei Mitarbeiter ersetzt<br />
und bezahlt werden mussten.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11
Die Vorstände Hubert Bernhard (links) und Norbert Rapp hielten im Gespräch mit dem „<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>n“<br />
Rückblick auf 20 Jahre stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn. Foto: Ronecker<br />
gen der Neubau des Kinder- und Familienzentrums<br />
oder der Bau von neuen Altenzentren<br />
wie <strong>St</strong>. Anna in Tuttlingen. Auch das<br />
Bulgarisch-Deutsche Sozialwerk, das die<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> in dieser Zeit mitgründete, startete<br />
mit baulichen Investitionen. In den letzten<br />
Jahren seit 2006 stand eher der Ausbau<br />
des ambulanten Bereichs im Vordergrund<br />
und etwa die Entwicklung eines Taubblindenzentrums<br />
in Heiligenbronn.<br />
Risiken immer geprüft<br />
„Es hat kein Jahr gegeben, wo wir nichts<br />
angefangen haben“, erzählt Norbert Rapp.<br />
Dies alles sei jedoch keine zufällige Entwicklung,<br />
sondern strategisch durchdacht,<br />
unterstreicht Hubert Bernhard, und beruhte<br />
auf einer vorausschauenden kurz-, mittelund<br />
langfristigen Finanzplanung auch im<br />
investiven Bereich. „Die Planung“, versichert<br />
Rapp, „war sogar noch straffer wie die Realisierung.“<br />
Dazu gehörte freilich auch, dass<br />
längst nicht alles, was der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ange<strong>bote</strong>n<br />
wurde, auch übernommen wurde wie z.B.<br />
Altenhilfeeinrichtungen. „Die Risiken wurden<br />
immer geprüft.“ Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> hätte also noch<br />
viel größer werden können.<br />
<strong>St</strong>rukturelle Klammern<br />
Trotzdem ist die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> größer geworden<br />
(siehe auch Umfrage Seite 4) – was hält sie<br />
zusammen? Es gibt strukturelle Klammern<br />
wie Konferenzen und Leiterrunden und viele<br />
übergreifende Instrumente, angefangen vom<br />
Leitbild und der ganzheitlichen Unternehmensführung<br />
wie z.B. in der Personalentwicklung.<br />
Die Vorstände benennen aber<br />
auch gemeinsame Besinnungstage, gemeinsame<br />
Wirtschaftsplanung oder die äußere<br />
Erscheinungsform des Corporate Design.<br />
Ein Ort als Identifikationspunkt<br />
Die kirchliche Ausrichtung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ist ein<br />
weiteres zentrales, verbindendes Element.<br />
Mit Heiligenbronn hat die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> zudem<br />
einen Identifikationspunkt – „einen Ort, zu<br />
dem auch die anderen ‚dazugehören‘“.<br />
Norbert Rapp weiß aber auch: „Wir müssen<br />
schon etwas dafür tun, dass es nicht auseinander<br />
strebt.“ Das werde sogar, so Hubert<br />
Bernhard, eine Hauptaufgabe der kommenden<br />
Jahre sein.<br />
Für die Vorstände war und ist dabei das<br />
Subidiaritätsprinzip auch innerhalb der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
ein „idealer Maßstab“. Das Zutrauen<br />
in die Kompetenzen der Mitarbeiter bringe<br />
eine sehr hohe Motivation. Die gemeinsame<br />
Positionierung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> komme aber auch<br />
in den vielen Einzelkonzepten zum Ausdruck.<br />
„Ein <strong>St</strong>ück gelebte Kirche“<br />
„Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ist ein <strong>St</strong>ück gelebte Kirche<br />
und verwirklicht die Dimension der Caritas“,<br />
beantwortet Norbert Rapp die Frage nach<br />
dem christlichen Profil. Aufgrund der christlichen<br />
Botschaft rücke für die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> der<br />
Mensch in seinem So-Sein in den Blick mit<br />
seinen Möglichkeiten und Grenzen, woraus<br />
sich Werte wie Selbstbestimmung, Teilhabe<br />
und die Begleitung des Einzelnen in seinem<br />
Glaubensleben ableiten. „Wir sind auch Impulsgeber<br />
für die Ökumene“, indem in den<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>seinrichtungen auch die evangelischen<br />
Gemeinden einbezogen seien oder<br />
eine enge Zusammenarbeit mit der orthodoxen<br />
Kirche in Bulgarien gepflegt wird.<br />
Gesellschaftlich komme der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> wie auch<br />
der Caritas eine Doppelrolle zu: als Anwalt<br />
für die Interessen der begleiteten Menschen<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11 7<br />
„Es hat kein Jahr gegeben,<br />
wo wir nichts angefangen<br />
haben“, erzählt Norbert Rapp.<br />
Dies alles sei jedoch keine<br />
zufällige Entwicklung, sondern<br />
strategisch durchdacht, unterstreicht<br />
Hubert Bernhard.<br />
wie als Dienstleister für sie – „auch wenn<br />
viele uns nur als Dienstleister sehen wollen“,<br />
bemerkt Rapp. In der Lobbyarbeit für die<br />
begleiteten Menschen sucht die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
auch die Vernetzung mit andern Organisationen.<br />
So bilde die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> einen Teil der<br />
freien Wohlfahrtspflege, deren Rolle allerdings<br />
von der Politik in den letzten Jahren zugunsten<br />
des Wettbewerbs geschwächt wurde.<br />
„Wir sind überzeugt, dass wir es besser<br />
machen können, wie wenn der <strong>St</strong>aat es<br />
selber macht“, ist Norbert Rapp überzeugt.<br />
Planungen gehen schon bis 2020<br />
Wie sieht der Blick der Vorstände auf die<br />
nächsten 20 Jahre aus? „Unsere Planungen<br />
gehen schon bis 2020“, sieht Hubert Bernhard<br />
die weitere positive Entwicklung trotz<br />
schwieriger sozialpolitischer Rahmenbedingungen<br />
gesichert.<br />
„Die größte Herausforderung der nächsten<br />
Jahre ist die Personalgewinnung. Wir wollen<br />
uns als attraktiver Arbeitgeber präsentieren“,<br />
sagt Bernhard. Eine weitere Herausforderung<br />
werde der ambulante Bereich sein, der weiter<br />
auf dem Vormarsch sei. „Wir wollen<br />
auf der Höhe der Zeit und konkurrenzfähig<br />
bleiben“, formulieren Rapp und Bernhard<br />
die Zukunftsstrategie. Der Wettbewerb<br />
werde zunehmen, schätzen sie, trotz der<br />
Gefahr, dass die Qualität sinke. Der Aus- und<br />
Umbau der Einrichtungen und Dienste<br />
werde weiter gehen.<br />
Lebendigkeit als Motto<br />
Als genau richtiges Motto für die Reaktion<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> auf die Herausforderungen der<br />
Zukunft empfindet Hubert Bernhard den<br />
Leitsatz des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Leitbilds: „Lebendig<br />
sein, lebendig bleiben, lebendig werden“.<br />
Für sie persönlich, betonen Bernhard und<br />
Rapp, war es „eine einmalige Chance im<br />
Rahmen einer gemeinsamen Verantwortung,<br />
dass wir beide von Gründung an die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
begleiten konnten“. Ewald Graf
Heiligenbronner <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest <strong>2011</strong> mit Ehrungen<br />
Auch für die nächsten<br />
Jahrzehnte gerüstet<br />
Heiligenbronn. Zum Jahrestag der Zustiftung<br />
der Behinderteneinrichtungen des<br />
Klosters Heiligenbronn an die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> wurde<br />
am 1. Juli wieder gemeinsam mit Schwestern,<br />
Mitarbeitern und Bewohnern das <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest<br />
gefeiert, das auch den Rahmen<br />
für Ehrungen bildete.<br />
Den Gottesdienst zum <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest in der<br />
Kirche <strong>St</strong>. Gallus, zum letzten Mal von<br />
Superior Rolf Oster geleitet, gestaltete das<br />
Förderzentrum Hören und Sprechen mit<br />
einem großen Sonnensymbol. Als Sonnenstrahlen<br />
könnten Friede, Freude, Freundlichkeit,<br />
Geduld und Liebe den Lebens- und<br />
Arbeitsalltag erhellen, machten die Impulse<br />
von Veronika Besenfelder und Elke Armbruster<br />
deutlich. Auch musikalisch brachte<br />
dies die vielgestaltige Musik der Förderzentrums-Band<br />
zum Ausdruck. Jeder Besucher<br />
erhielt zum Schluss ein Tütchen Sonnenblumensamen<br />
als Zeichen mit auf den Weg.<br />
Die Festgemeinde versammelte sich in und<br />
vor dem Elisabetha-Glöckler-Saal zu Gespräch<br />
und Begegnung. Vorstand Hubert<br />
Bernhard dankte in seiner Begrüßung<br />
Superior Rolf Oster für seine zwölfjährige<br />
seelsorgerliche Begleitung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>. Er<br />
dankte auch den Mitarbeitern für ihren<br />
Einsatz und ging auf aktuelle Herausforderungen<br />
im Sozialsystem ein. Grundlegende<br />
Weichenstellungen und neue Gestaltungen<br />
seien gefragt.<br />
Vorstand Hubert Bernhard selbst wurde<br />
dann vom Vorsitzenden des <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srats,<br />
Georg Dlugosch aus Oberndorf, für 20-jährigen<br />
Dienst an der Spitze der stiftung st.<br />
<strong>franziskus</strong> heiligenbronn geehrt. Diplom-<br />
Finanzwirt Bernhard war 1991, damals im<br />
Bischöflichen Ordinariat Rottenburg tätig,<br />
nach Gründung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> als Kaufmännischer<br />
Vorstand „ins Kloster“ berufen worden.<br />
„Wir sind alle sehr froh darüber, was er<br />
in den vergangenen zwei Jahrzehnten<br />
geleistet hat“, sagt Dlugosch.<br />
„Bei ihm sprudeln die Zahlen“<br />
Das Bild von der Quelle übertrug Dlugosch<br />
auch auf die Arbeitsweise des Vorstands,<br />
„denn bei ihm sprudeln die Zahlen“. Es<br />
müsse auch auf die Zahlen geachtet werden,<br />
wenn man die Zukunft bewältigen wolle.<br />
Bernhard habe auch dafür gesorgt, dass alle<br />
mit den Zahlen etwas anfangen könnten.<br />
Das Risikomanagement gebe „die beruhigende<br />
Sicherheit, dass die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> auch in<br />
Für 25 bis 45 Jahre Mitarbeit in Kloster und Werkstatt für behinderte Menschen ehrten Generaloberin<br />
Schwester Judith Kaupp (links) und Werkstattleiter Hugo Keller (rechts) Irmgard Zimmer, Elfried Kopp,<br />
Hans-Jörg Franki, Klaus Gut und Sabine Wunderlich (von links). Fotos: Ronecker<br />
8<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>sratsvorsitzender Georg Dlugosch (links)<br />
ehrte beim <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest in Heiligenbronn Vorstand<br />
Hubert Bernhard, der seit Gründung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
die Leitung gemeinsam mit Vorstandskollege<br />
Norbert Rapp innehat.<br />
den nächsten Jahrzehnten und trotz aller<br />
kommenden <strong>St</strong>ürme weiter besteht“.<br />
„Dem Zusammenspiel der beiden Vorstände“,<br />
unterstrich Dlugosch, sei dabei zu verdanken,<br />
was die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> erreicht habe.<br />
Sie habe auch dazu geführt, dass Vorstand<br />
Bernhard in die inhaltliche Arbeit hineingefunden<br />
habe und dass ihm jeder Mitarbeiter<br />
wie Bewohner außerordentlich viel bedeute.<br />
„Das Dream-Team an der Spitze der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
hat sich bewährt“, sagte Dlugosch,<br />
„und vieles bewegt, wie es Wasser so gut<br />
kann – weich und dennoch mit außerordentlicher<br />
Kraft“.<br />
„Diese Leistung kann kein Vorstand allein erbringen“,<br />
gab Hubert Bernhard den Dank<br />
weiter an die Mitarbeiter, die Schwesterngemeinschaft,<br />
den <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat und insbesondere<br />
seinen Vorstandskollegen Norbert Rapp.<br />
Jubilare 25 bis 45 Jahre in Kloster<br />
und Werkstatt tätig<br />
Auch langjährige Beschäftigte des Klosters<br />
und der Werkstatt für behinderte Menschen<br />
wurden beim <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest geehrt. Die Reinigungskraft<br />
Irmgard Zimmer (30 Jahre)<br />
und die Küchenhilfe Elfriede Kopp (45<br />
Jahre), die früher auf Schloss Roseck Dienst<br />
tat, wurden von Generaloberin Schwester<br />
Judith Kaupp persönlich gewürdigt. Die<br />
blinden und hörgeschädigten Werkstattbeschäftigten<br />
Hans-Jörg Franki (25 Jahre),<br />
Sabine Wunderlich und Klaus Gut<br />
„Das Dream-Team an der<br />
Spitze der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> hat sich<br />
bewährt“, lobte <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sratsvorsitzender<br />
Georg Dlugosch<br />
in seiner Ansprache.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11
(beide 30 Jahre) ehrte Werkstattleiter Hugo<br />
Keller und schilderte die Anfänge ihrer Mitarbeit<br />
in der „Schlösslemacherei“ oder der<br />
„Magnetschnäpper-Gruppe“ und ihre heutigen<br />
Lieblingsarbeiten.<br />
Günter Seger von der Leitung Behindertenhilfe<br />
führte durch das Programm des Fests.<br />
Die Mitarbeiterinnen Kristina Rosenzweig und<br />
Ursula Fackler übernahmen in Kirche und<br />
Saal die Übertragungen der Ansprachen in<br />
Gebärdensprache.<br />
Auch Trommelgruppe im Einsatz<br />
Musikalisch unterhalten wurde die <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-<br />
Festgemeinde durch die hauseigene Trommelgruppe<br />
Hakuna Matata unter Leitung<br />
von Gabi Higler mit verschiedenen Schlagtechniken,<br />
darunter auch zarteren Klängen<br />
mit Bambusröhrchen, die auf in Kissen<br />
gebettete <strong>St</strong>eine geschlagen wurden. Beim<br />
temperamentvollen „Sklaventanz“ wurden<br />
auch die neuen Basstrommeln vorgeführt,<br />
Heiligenbronn. Ist man in der stiftung st.<br />
<strong>franziskus</strong> heiligenbronn unterwegs, so<br />
begegnet man in verschiedenen Bereichen<br />
dieser Einrichtung neben dem üblichen<br />
Fachpersonal auch immer wieder ganz be-<br />
die durch das Benefizkonzert in <strong>St</strong>. Georgen<br />
und eine Spende der Verwaltung angeschafft<br />
werden konnten. Nicht fehlen durfte beim<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest auch der Raum für Begegnung<br />
sonderen „freien Mitarbeitern“. Diese zeichnen<br />
sich durch ein besonders freundliches<br />
Wesen und eine unbändige Lebenslust aus;<br />
sie haben immer gute Laune, sind für Spiel<br />
und Spaß zu haben, sind veschmust, nicht<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11 9<br />
Der Gottesdienst zum <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest wurde vom Förderzentrum Hören und Sprechen mit den <strong>St</strong>rahlen der<br />
Sonne als Symbol der Liebe Gottes gestaltet. Foto: Graf<br />
und Gespräch bei Kaffee und Kuchen oder<br />
dem gemeinsamen Abendessen, für welche<br />
sich Hauswirtschaft und Küche engagierten.<br />
Ewald Graf<br />
Arbeitskreis Therapiehunde in der Behindertenhilfe<br />
„Freie Mitarbeiter“ auf vier Pfoten geben<br />
Bewohnern neuen Mut und Lebensfreude<br />
Bewohnerin Michaela Dargatz fühlt sich wohl mit Therapiehund „Bonny“ von Mitarbeiterin Sarah Schwenk,<br />
auch in ihrem Zimmer.<br />
nachtragend und spüren genau, wenn es<br />
jemandem mal nicht so gut geht. Aber vor<br />
allem fallen sie deshalb auf, weil sie ein Fell<br />
haben und auf vier Pfoten daher kommen.<br />
Die Rede ist von Hunden, die ihre Besitzer,<br />
allesamt Mitarbeiterinnen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, in<br />
ihrer Arbeit unterstützen.<br />
„Flo“, neun Monate alter Neufundländer,<br />
arbeitet mit seinem Frauchen Susanne<br />
Bogatzki im Förder- und Betreuungsbereich<br />
Heiligenbronn. „Luca“, zwei Jahre alter Dalmatiner,<br />
ist mit Besitzerin <strong>St</strong>effi Ziegler in der<br />
Wohngruppe Isabel tätig. „Bonny“ ist eine<br />
neun Jahre alte Dame, ein Hütehundmischling,<br />
und gehört Sarah Schwenk. Sie hat ihr<br />
Einsatzgebiet in der Außenwohngruppe<br />
Sonnenberg in Schramberg genau wie „Dali“,<br />
zwölfjähriger Berner Senner-Mix mit Besitzerin<br />
Uli Neugart. Im Haus Schönblick in<br />
Sulgen wechseln sich „Jule“, zwei Jahre alte<br />
Mischlingshündin, mit Besitzerin Ingrid Leser<br />
und „Sammy“, sechsjähriger Golden Retriever<br />
mit Besitzerin Doris Krimmer, im Gruppenalltag<br />
ab.
Der Arbeitskreis Therapiehund bei einem seiner Zusammenkünfte im Haus <strong>St</strong>. Richard des Förder- und<br />
Betreuungsbereiches Heiligenbronn mit (von links) den Mitarbeiterinnen Uli Neugart, Ingrid Leser und<br />
Doris Krimmer sowie den Hunden „Dali“, „Bonny“, „Jule“ und „Sammy“. Fotos: Krimmer, Neugart<br />
Was Therapeuten oft nicht gelingt ...<br />
Durch die Anwesenheit der Hunde wird<br />
der Alltag der Bewohner in einer Art und<br />
Weise bereichert, die sonst nicht möglich<br />
wäre, darüber sind sich alle Beteiligten einig.<br />
Was Therapeuten oft nicht gelingt, schaffen<br />
Hunde in Sekundenschnelle: Sie bringen<br />
Menschen zum Lachen, geben neuen<br />
Lebensmut, regen längst verloren geglaubte<br />
Fähigkeiten wieder an. Ruhige und verschlossene<br />
Menschen werden zu Bewegung<br />
motiviert und auch die Wahrnehmung wird<br />
gefördert: Riechen, Fühlen, Tasten, Erleben –<br />
all das wirkt sich günstig auf die Bewohner<br />
aus. Wärme und ein weiches Fell wirken<br />
sich positiv auf die Gefühle aus, <strong>St</strong>ress wird<br />
abgebaut, Schmerzen nicht mehr so stark<br />
wahrgenommen, unruhige Menschen kommen<br />
zur Ruhe.<br />
Barrieren lösen sich<br />
Bei autistischen Menschen trägt der Hund<br />
zum Aufbau der Kommunikation bei. Der<br />
Hund wirkt als „Eisbrecher“, bei Gesprächsanfängen<br />
ist er ein ideales Kommunikationsmittel.<br />
Manch einer, der Schwierigkeiten im<br />
Gesprächsaufbau hat, stellt zum Hund eine<br />
besondere Beziehung her. Dadurch steigt<br />
auch die Motivation, mit anderen Menschen<br />
freundlich zu kommunizieren.<br />
Menschen mit einer Spastik werden durch<br />
den Kontakt zum Hund entspannter und<br />
lockern ihre Muskulatur; das <strong>St</strong>reicheln von<br />
warmem Fell wirkt stimulierend und führt<br />
zur körperlichen Aktivierung.<br />
Der Kontakt mit dem Hund verbessert das<br />
Selbstbild vieler Bewohner: Er nimmt jeden<br />
Menschen unabhängig von seiner Behinderung<br />
vorbehaltlos als vollkommen an und<br />
vermittelt damit „Normalität“. Ein Hund kann<br />
dadurch Sicherheit und Selbstsicherheit<br />
geben und erlaubt im Kontakt mit ihm,<br />
Sinnlichkeit und Zärtlichkeit zuzulassen. Der<br />
Vierbeiner verändert die Atmosphäre im<br />
Haus entscheidend und fördert so ein günstiges<br />
soziales Klima.<br />
Arbeitskreis sucht den Austausch<br />
Um diese positiven Effekte, die ein Hund erzielen<br />
kann, für die Bewohner in der Behindertenhilfe<br />
optimal nutzen zu können, haben<br />
sich einige der oben erwähnten Hundebesitzer<br />
vor etwa zwei Jahren zu einem<br />
„Arbeitskreis Therapiehunde“ zusammengeschlossen.<br />
Ziel war und ist es, in der Freizeit<br />
ehrenamtlich den Informationsaustausch<br />
und die fachliche Weiterbildung der Beteiligten<br />
zu fördern.<br />
Dazu finden seitdem etwa alle drei bis<br />
vier Monate Treffen statt, bei denen die<br />
Teilnehmer von <strong>St</strong>efan Leiber unterstützt,<br />
beraten und angeleitet werden, der mit seinem<br />
Therapiehund „Balou“ in einer Mehrfachbehinderten-Einrichtung<br />
der Caritas in<br />
Singen arbeitet. <strong>St</strong>efan Leiber, der ebenfalls<br />
ehrenamtlich an den Treffen teilnimmt und<br />
extra aus Radolfzell anreist, war und ist mit<br />
seiner Erfahrung eine nützliche Hilfe, wenn<br />
es um fachliche Tipps geht, wie zum Beispiel<br />
der Arbeitsalltag, Hygienestandards und<br />
Ausbildung.<br />
Besonders förderlich für die erfolgreiche<br />
Arbeit des AK Therapiehunde ist vor allem<br />
aber auch die Unterstützung durch Günter<br />
Seger, Leiter der Behindertenhilfe, der durch<br />
sein Interesse und seine Akzeptanz das<br />
Der Kontakt mit dem Hund<br />
verbessert das Selbstbild vieler<br />
Bewohner. Er kann Sicherheit<br />
und Selbstsicherheit geben und<br />
erlaubt im Kontakt mit ihm,<br />
Sinnlichkeit und Zärtlichkeit<br />
zuzulassen. Der Vierbeiner<br />
verändert die Atmosphäre im<br />
Haus entscheidend und<br />
fördert so ein günstiges<br />
soziales Klima.<br />
Projekt stark unterstützt hat auch durch<br />
die Bereitstellung von Räumlichkeiten, den<br />
Bezug einer Fachzeitschrift sowie die<br />
Ermöglichung der Teilnahme an der Fachtagung<br />
„Tiergestützte Pädagogik“ im<br />
Lukashaus in <strong>St</strong>. Gallen/Schweiz.<br />
Marina Ott von der Außenwohngruppe Sonnenberg<br />
beim Spazieren mit Dali in Schramberg.<br />
Ausbildung geplant<br />
Zur Zeit wird, ebenfalls in Absprache mit<br />
Günter Seger, an einer Konzeption gearbeitet<br />
die den Einsatz von Hunden in der Behindertenhilfe<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> verbindlich regeln soll,<br />
um die positiven Erfahrungen konsequent<br />
auch für die Zukunft auf gesicherte Beine<br />
zu stellen – bzw. auf gesicherte Pfoten, wie<br />
man sagen müsste. Für die Mitglieder des<br />
AK Therapiehunde ist eine Ausbildung geplant.<br />
Auch der Einsatzbereich erweitert sich<br />
bereits: im neuen Schuljahr beginnt Doris<br />
Krimmer in den Tagesgruppen des Förderzentrums<br />
Sehen – mitsamt ihrem „Sammy“,<br />
der auch für die Schüler sicher bald zum vierbeinigen<br />
Freund werden wird.<br />
Doris Krimmer<br />
10 <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11
Eltern-Kind-Wochenende der Beratungsstelle des Förderzentrums Sehen<br />
Reise nach Afrika fördert über Bewegung<br />
den Kontakt innerhalb der Familie<br />
Heiligenbronn. Für Familien mit sehbehinderten<br />
und blinden Kindern aus der<br />
Frühförderung des Förderzentrums Sehen<br />
gab es im Juli in der stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />
heiligenbronn ein besonderes Angebot.<br />
Zusammen mit dem Verein „Bewegung im<br />
Dialog – Zentrum für Systemische Bewegungstherapie<br />
und Kommunikation“ bot die<br />
Sonderpädagogische Beratungsstelle ein<br />
Wochenende unter dem Motto „Gemeinsam<br />
in Bewegung sein“ an.<br />
Die Referentinnen Regina Klaes und Renate<br />
Heule haben langjährige Erfahrung in der<br />
Begleitung von Familien mit sehgeschädigten<br />
Kindern. Ihr Konzept der systemischen Bewegungstherapie<br />
ist einzigartig in Deutschland.<br />
Für die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle,<br />
die die Referentinnen unterstützten,<br />
war dieses Seminar zugleich eine praxisnahe<br />
Fortbildung.<br />
„Bewegung ermöglicht den Dialog“<br />
Anschaulich erklärten die Referentinnen<br />
ihre Arbeitsweise, in der die Bewegung als<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />
Kommunikationsmittel im Zentrum steht:<br />
„Bewegung ermöglicht den Dialog mit<br />
Dingen und Personen auf besondere Weise.<br />
Gerade zwischen Kindern (mit und ohne<br />
Behinderung) und Erwachsenen ist Bewegung<br />
die Sprache, über die beide verfügen.<br />
In vielfältiger Weise kann so intensiv und<br />
individuell auf die Bedingungen des einzelnen<br />
Kindes und der ganzen Familie eingegangen<br />
werden.“<br />
Anregungen für die Frühförderung<br />
Sehr interessant für die Mitarbeiter der<br />
Beratungsstelle war der Aspekt, dass die<br />
Bewegung des Kindes eine große Hilfe ist,<br />
verschiedene Verhaltensweisen eines Kindes<br />
zu verstehen. Seine Bewegungen werden<br />
hier als Vorschlag verstanden, mit dem es<br />
sich in eine Situation einbringt. Die Mitarbeiterinnen<br />
bekamen Anregungen, die Aspekte<br />
der „Bewegung als Kommunikationsmittel“<br />
in ihre Arbeit bei der Frühförderung mit einzubeziehen.<br />
Sie wurden angeleitet, selbst<br />
Bewegungsideen zu entwickeln, um das<br />
Konzept praktisch zu verinnerlichen.<br />
Das Team der Sonderpädagogischen Beratungsstelle des Förderzentrums Sehen mit den beiden Referentinnen<br />
des Eltern-Kind-Wochenendes: (hinten von links) Referentin Renate Heule, Lisa Beller, Katharina Saxler,<br />
<strong>St</strong>efanie Walter, (vorne von links) Referentin Regina Klaes, Evelin <strong>St</strong>ohner, die Leiterin der Beratungsstelle<br />
ist, Silke Kirsch und Franziska Bernhard. Fotos: Beratungsstelle<br />
11<br />
Auf spielerische Weise kamen blinde und<br />
sehbehinderte Kinder, ihre Geschwister und Eltern<br />
intensiv in Bewegung.<br />
Im Mittelpunkt des Eltern-Kind-Wochenendes<br />
in Heiligenbronn stand eine „Bewegungsgeschichte“<br />
mit dem Thema „Auf<br />
nach Afrika“. Nachdem die Familien, die auch<br />
aus dem Raum Reutlingen/Tübingen sowie<br />
vom Bodensee anreisten, eingerichtet waren,<br />
erfolgte der Einstieg in der Turnhalle.<br />
Sich klein machen für den Koffer<br />
Gespannt lauschten die im Sitzkreis versammelten<br />
Kinder und Eltern den beiden<br />
verkleideten Referentinnen, die sie als „Lari<br />
Safari“ und „Mama Elonga“ zu einer Reise<br />
nach Afrika einluden. Jedes Kind wurde<br />
gefragt: „Kommst du mit?“ und mit einem<br />
afrikanischen Lied begrüßt. Zunächst wurden<br />
die Koffer gepackt: Die Kinder machten<br />
sich so klein wie möglich, wurden in Decken<br />
gewickelt und schließlich mussten die Koffer<br />
zum Hafen gebracht werden. Dazu wurden<br />
die Kinder jeweils auf ihren Decken über<br />
den Hallenboden zur „Anlegestelle“ gezogen<br />
– was für ein Spaß!<br />
Fische in der Turnhalle<br />
Ein großes Tuch als Symbol fürs Meer<br />
machte ruhige und wilde Wellen, bis die<br />
Kinder und Eltern als Fische unter dem Tuch<br />
her krabbelten. Sie machten dann Bekanntschaft<br />
mit afrikanischen Sprungfischen –<br />
Unmengen kleiner, bunter Bälle, die gemeinsam<br />
durch Ziehen am Tuch zum Hüpfen<br />
gebracht wurden.
Freudentanz nach der Ankunft<br />
Bei der nächsten Aufgabe bildeten sitzende<br />
Menschenreihen Boote. Mit der Untermalung<br />
eines schönen Segellieds setzen sich die<br />
Boote in Bewegung Richtung Afrika.<br />
Nach der Ankunft wurde gemeinsam ein<br />
afrikanischer Freudentanz aufgeführt –<br />
jeder für sich und so, wie es ihm gefiel, mit<br />
wechselnden Partnern und unterschiedlichen<br />
Bewegungen.<br />
Für die Eltern gab es nach diesem tollen<br />
Auftakt am Abend die erste Elternrunde,<br />
bei der sie sich ungezwungen kennen lernten<br />
und sich austauschten. Am Samstagvormittag<br />
folgte die zweite Bewegungsrunde<br />
unter dem Motto „Dorfleben und Regenwald“.<br />
Alle fassten sich an den Händen und<br />
zogen in einer langen Schlange zu afrikanischen<br />
Gesängen ins Dorf. Für den Hüttenbau<br />
mussten Kinder und Eltern den Platz eben<br />
machen, indem sie mit Händen und Füßen<br />
der Boden platt klopften, die Kinder aber<br />
auch als Walzen über den Boden gerollt<br />
wurden oder selbst rollten, Purzelbäume<br />
schlugen und sogar versuchten, mit vereinten<br />
Kräften eine „erwachsene Walze“ fortzurollen.<br />
In einer langen Gasse der Erwachsenen<br />
wurden die Kinder als Baumstämme auf<br />
Händen zum Bauplatz bewegt: „hop-hophop!“<br />
Nach dem Hüttenbau wurde getestet,<br />
wie viel Platz in so einer Hütte ist. So<br />
musste man ganz schön dicht zusammenrücken,<br />
als nur noch eine Hütte übrig blieb –<br />
wie gemütlich!<br />
Die Kinder hatten auch die Möglichkeit, sich<br />
afrikanische Trommeln zu basteln.<br />
Auf dem starken „Elefanten“ – hier Mama und Papa – lässt es sich gut reiten – die Referentin „Mama<br />
Elongi“ an der Seite gibt noch zusätzlichen Halt.<br />
Zum Früchtesammeln versuchten die Kinder,<br />
Sandsäckchen auf ihrem Kopf zu balancieren.<br />
Bei einer kleinen Pause legten sich alle<br />
zu ruhiger Musik auf den Boden und das<br />
Betreuerteam schwang langsam das<br />
Schwungtuch. Sichtlich genossen Eltern und<br />
Kinder diesen schönen Moment miteinander.<br />
Sinnesorgane aktiviert<br />
Nun wurden die verschiedenen Sinnesorgane<br />
angesprochen und aktiviert, ebenso wurden<br />
Aufmerksamkeit und Konzentration gefördert.<br />
Im Spiel waren nach abgesprochenen<br />
Signalen Reaktionen wie Brüllen, still sein<br />
oder flach auf den Boden legen gefragt. Ein<br />
großer Moskitoschwarm, der die Gruppe<br />
plötzlich angriff, förderte den Körperkontakt:<br />
Mückenschutzmittel und beruhigende <strong>St</strong>ichsalbe<br />
mussten auf den großen und kleinen<br />
Körpern verteilt werden. Alle genossen<br />
die kleine Massage.<br />
Gespräch über Verhaltensweisen<br />
Nachmittags hatten die Kinder die Möglichkeit,<br />
Trommeln und afrikanischen Schmuck<br />
zu basteln, während die Eltern über die<br />
Zusammenhänge von Wahrnehmung und<br />
Bewegung informiert wurden. Am Abend<br />
bot sich für sie die Möglichkeit, in zwei<br />
Gruppen konkrete Verhaltensweisen ihrer<br />
Kinder zu schildern und Fragen zu stellen.<br />
Dabei wurde versucht, die Sinnhaftigkeit dieses<br />
Verhaltens und die möglichen Verhaltensänderungen<br />
herauszuarbeiten. Für die Mitarbeiterinnen<br />
der Beratungsstelle war dies<br />
eine gute Möglichkeit, Techniken und Frage-<br />
12<br />
stellungen der systemischen Gesprächsführung<br />
kennen zu lernen und auszuprobieren.<br />
Am Sonntagmorgen versammelte sich noch<br />
einmal die Großgruppe zu einem letzten<br />
Bewegungsspiel. Zur Schärfung der Sinne<br />
sollten wilde Tiere aufgespürt werden: Wer<br />
kann mit den Ohren wackeln? Dann wurden<br />
die Augen gerieben und mit ihnen gezwinkert,<br />
die Nasen zugehalten und mit ihnen<br />
geschnüffelt, bevor die großen Tiere nachgemacht<br />
wurden. Zum Takt der Musik<br />
waren die Teilnehmer langsam und behäbig<br />
als große und schwere Elefanten unterwegs.<br />
Aber sie sind auch stark und so konnten<br />
die Kinder auf dem Rücken ihrer Eltern reiten.<br />
Als Giraffen wurden die Hälse gestreckt und<br />
sich lang gemacht, oder gar auf die Schultern<br />
der Eltern geklettert. Auch Löwen und Antilopen<br />
wurden so in der Turnhalle lebendig.<br />
Bei der abschließenden Versammlung auf<br />
dem „Dorfplatz“ konnte jeder erzählen, was<br />
lustig war, was neu oder spannend war. Die<br />
größeren Kinder führten noch ein einstudiertes<br />
Percussion-<strong>St</strong>ück auf, bevor der große<br />
Abschlusstanz erfolgte. Mitarbeiterinnen und<br />
Eltern gaben durchweg positive Rückmeldungen.<br />
Das Konzept, Sehen, Hören, Riechen<br />
und Fühlen über Bewegung wahrzunehmen<br />
und zu erleben, war für alle eine Bereicherung<br />
und Anregung. Für die Familien stellt<br />
es eine Möglichkeit dar, ihr Zusammenleben<br />
über „Bewegung im Dialog“ um neue<br />
Aspekte zu erweitern.<br />
Evelin <strong>St</strong>ohner, Katharina Saxler<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11
Jahrestagung der bundesweiten AG Hörsehbehindert-Taubblind<br />
Identitätssuche braucht Unterstützung<br />
Rottweil/Heiligenbronn. Ihre Jahrestagung<br />
hielt die bundesweite Arbeitsgemeinschaft<br />
„Hörsehbehindert-Taubblind“ im Verband<br />
für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik<br />
(VBS) erstmals in der stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />
in Rottweil und Heiligenbronn ab. An den<br />
drei Tagen wurden viele Themen angesprochen<br />
von der Identitätssuche bis zu den<br />
Möglichkeiten und Grenzen der Inklusion<br />
für taubblinde Menschen.<br />
Im Haus <strong>St</strong>. Antonius in Rottweil, das neben<br />
dem Elisabetha-Glöckler-Saal in Heiligenbronn<br />
Tagungsort war, begrüßte Roland<br />
Flaig von der Leitung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Behindertenhilfe<br />
die Gäste und stellte die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
als Einrichtungsträger für sinnesbehinderte<br />
Menschen vor. Ein intensiver Austausch von<br />
Erfahrungen und Wissen mit anderen sei<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> in der Taubblindenarbeit besonders<br />
wichtig, denn Menschen mit Hörsehbehinderung<br />
oder Taubblindheit hätten<br />
besondere Bedürfnisse und benötigten spezifische<br />
Betreuungs- und Bildungsange<strong>bote</strong>.<br />
Internationale Vernetzung angestrebt<br />
Eine solche internationale Vernetzung ist die<br />
Arbeitsgruppe DACH mit Vertretern von<br />
Taubblindeneinrichtungen in Deutschland,<br />
Schweiz und Österreich, in der künftig auch<br />
die stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
vertreten sein wird.<br />
Berichte und Impulse aus der praktischen<br />
Arbeit trugen mehrere Referentinnen bei.<br />
Sandra Runge-Fleischer vom Taubblindenzentrum<br />
Hannover berichtete von Kindern<br />
mit CHARGE-Syndrom. Das Team „Tiergestützte<br />
Pädagogik“, ebenfalls aus Hannover,<br />
berichtete von seinen Erfahrungen und<br />
wies darauf hin, dass auf die Auswahl der<br />
Tiere für bestimmte Bewohner großer Wert<br />
gelegt werden muss.<br />
Leben im Hier und Jetzt<br />
Die besonderen Schwierigkeiten im Identitätsprozess<br />
bei taubblinden und hörsehbehinderten<br />
Menschen verdeutlichte Barbara<br />
Latzelsberger aus Wien auch mit Hilfe einiger<br />
Übungen in Kleingruppen. Die Frage nach<br />
sich selbst und dem eigenen Platz in der<br />
Gesellschaft, so Latzelsberger, „stellt sich für<br />
taubblinde Menschen besonders drastisch<br />
dar“, denn Identitätsentwicklung sei an die<br />
Einnahme und Verknüpfung von sozialen<br />
Rollen gebunden, die für hörsehbehinderte<br />
und taubblinde Menschen erst einmal<br />
erschlossen werden müssten. „Taubblinde<br />
Menschen tendieren dazu, im Hier und<br />
Jetzt zu leben und können kaum Zukünftiges<br />
antizipieren.“ Ohne Unterstützung könnten<br />
sie nicht lernen, zu sich selbst zu stehen.<br />
Der Rottweiler Taubblindenseelsorger Peter<br />
Hepp erläuterte den Begriff der „Assistenz“<br />
für Menschen mit Behinderung im Unterschied<br />
zur „Betreuung“ und stellte die neue<br />
Qualifikation zur Taubblindenassistenz vor,<br />
die die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ab Herbst anbietet (siehe<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 2/11).<br />
Aber auch zwei Führungen standen auf dem<br />
Programm der Pädagogen-AG, einmal<br />
durch die historische Reichsstadt Rottweil<br />
und am nächsten Tag durch die Taubblindenange<strong>bote</strong><br />
im Heiligenbronner Förderzentrum<br />
Sehen und im Erwachsenenbereich. In<br />
beiden Einrichtungen werden Menschen<br />
mit Hörsehbehinderung in unterschiedlichen<br />
Konstellationen gefördert, im Schulbereich<br />
etwa sowohl in einer eigenen Taubblindenklasse<br />
wie integriert in anderen Klassen.<br />
Mit der Inklusions-Debatte setzten sich die<br />
Taubblindenpädagogen in einer Diskussion,<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11 13<br />
In der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn waren Taubblinden- und Hörsehbehindertenpädagogen aus<br />
ganz Deutschland zu Gast. Bei einem Rundgang durch das Förderzentrum Sehen – hier in einer Klasse<br />
für mehrfachbehinderte Kinder – stellte Beate Schork, Leiterin der Taubblindenabteilung, die individuelle<br />
schulische Betreuung der taubblinden und hörsehbehinderten Kinder vor. Foto: Graf<br />
moderiert von AG-Leiter Herbert Kubis aus<br />
Hannover, kritisch auseinander. „Die Unterschiede<br />
sind das Spannende“, wehrte sich<br />
ein Teilnehmer gegen die Tendenz zur<br />
Gleichmacherei. Das Eingehen auf das Individuum<br />
sei genauso wichtig wie die Suche<br />
nach neuen Möglichkeiten abseits ausgetretener<br />
Pfade, lautete das Fazit.<br />
Ewald Graf/Beate Schork<br />
Landes-AG macht sich<br />
für Taubblinde stark<br />
Für Baden-Württemberg hat sich jetzt eine<br />
Landesarbeitsgemeinschaft Taubblindheit-<br />
Hörsehbehinderung formiert, die sich für Verbesserungen<br />
der Lebenssituation von taubblinden<br />
und hörsehbehinderten Menschen<br />
stark macht. Die Landes-AG mit Mitgliedern<br />
aus Einrichtungen der Behindertenhlfe, aus<br />
Selbsthilfegruppen, Seelsorge, Taubblindenassistenten<br />
und Wissenschaft gab sich ein<br />
<strong>St</strong>atut und wählte Frank King (Heiligenbronn)<br />
und den selbst betroffenen Peter<br />
Hepp (Rottweil) zu ihren Vorsitzenden.<br />
Die AG, die ihre Jahrestagung in Heiligenbronn<br />
abhielt, will sich politisch durch<br />
Vertretung in den Landeskommissionen<br />
Gehör verschaffen.
Meine Tages-Schau:<br />
Die hörsehbehinderte Schülerin Julia im Förderzentrum<br />
Kommunikation ist nicht nur Gespräch,<br />
sondern Dialog mit dem ganzen Körper<br />
Heiligenbronn. Um 8 Uhr kommt Julia<br />
(Name geändert) mit dem Taxi an der Schule<br />
in Heiligenbronn an. Mit dem Morgenkreis<br />
startet ihre Klasse G1 des Förderzentrums<br />
Sehen in den neuen Schultag. Zuerst wird<br />
gemeinsam ein Lied gesungen, das mit<br />
Gebärden begleitet wird. So kommen alle<br />
Schüler schnell in Schwung und der Tag<br />
kann beginnen. Danach begrüßen sich die<br />
Schüler gegenseitig. Dies geschieht je nach<br />
Möglichkeit der einzelnen Schüler durch<br />
Abfühlen, durch körpernahes und taktiles<br />
Gebärden, mit Hilfe von Bezugsobjekten<br />
oder auch über Lautsprache.<br />
Wer die Gebärdenspräche beherrscht, kann<br />
so den anderen Mitschülern „zurufen“. Denn<br />
jeder Schüler erhält seine eigene Namensgebärde.<br />
Für Julia ist dies eine auf und ab<br />
gehende Handbewegung, die für das<br />
Hüpfen steht. Denn Julia ist ein sehr aktives<br />
Mädchen. Sie hüpft und springt sehr gerne.<br />
Mit 6 Monaten in der Frühförderung<br />
Die hörsehbehinderte, neun Jahre alte Julia<br />
besucht seit 2008 die Schule des Taubblindenzentrums<br />
der stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />
heiligenbronn. Bereits als Julia sechs Monate<br />
alt war, wurde sie im Rahmen der Frühförderung<br />
regelmäßig zu Hause besucht.<br />
So sieht Julias <strong>St</strong>undenplan aus: Jeder Gegenstand<br />
stellt einen bestimmten Abschnitt des Tagesablaufs<br />
dar. Deshalb nennt man die Gegenstände<br />
auch „Bezugsobjekte“.<br />
Julia und ihre Lehrerin Beate Schork, die auch die<br />
Beratungsstelle für taubblinde und hörsehbehinderte<br />
Kinder und Jugendliche leitet. Foto: Ronecker<br />
Bei Julia wurde das CHARGE-Syndrom diagnostiziert.<br />
Der Begriff CHARGE bezeichnet<br />
einen Defekt mit angeborenen Hör-Sehschädigungen,<br />
Fehlbildungen der oberen<br />
Atemwege und Herzfehlern (siehe auch<br />
<strong>franziskus</strong><strong>bote</strong> Nr. 1/2009 und Nr. 1/<strong>2011</strong>).<br />
Oft tritt dieses Syndrom mit einem verzögerten<br />
Körperwachstum und gestörtem Gleichgewichts-,<br />
Geruchs- und Geschmackssinn<br />
auf. Bei Julia äußert sich dies in einem verminderten<br />
Seh- und Hörvermögen und<br />
einem fehlenden Gleichgewichtssinn. Demzufolge<br />
hat Julia erst im Alter von sechs<br />
bis sieben Jahren laufen gelernt.<br />
Individueller <strong>St</strong>undenplan<br />
Für Julia und die anderen Schüler ist ein gut<br />
strukturierter und organisierter Schulalltag<br />
wichtig. Daher beinhaltet der tägliche Unterricht<br />
viele feste Elemente und bietet den<br />
Schülern so die notwendige Sicherheit. Um<br />
eine taubblindenspezifische Betreuung zu<br />
gewährleisten, hat Julia einen individuellen<br />
<strong>St</strong>undenplan, der genau auf ihre Bedürfnisse<br />
und Fähigkeiten abgestimmt ist. Er wird<br />
mit Hilfe von sogenannten Bezugsobjekten<br />
abgebildet und verdeutlicht ihr die unter-<br />
14<br />
schiedlichen Unterrichtseinheiten. So kann<br />
sich Julia orientieren und erhält die notwendige<br />
Sicherheit.<br />
Um 9.30 Uhr beginnt der Sachkundeunterricht.<br />
Dort wird alle zwei Wochen fleißig<br />
gekocht. Auf dem Speiseplan steht heute<br />
eine selbstgemachte Pizza. Mit Hilfe von<br />
Gebärden und stark vergrößerten Bildern, die<br />
Julia sich ganz nah vor die Augen hält, lernt<br />
sie die einzelnen Schritte. So entsteht eine<br />
leckere, selbstgemachte Pizza.<br />
Das Ergebnis intensiver Arbeit kann sich<br />
sehen und vor allem genießen lassen. Um<br />
12 Uhr ist es dann Zeit für das gemeinsame<br />
Mittagessen und alle setzen sich an den<br />
gedeckten Tisch im Klassenzimmer.<br />
Erste Worte in der Lautsprache<br />
Julia erhielt wegen ihrer Hörschädigung ein<br />
Cochlea-Implantat ins Innenohr, mit dem es<br />
ihr nun mit neun Jahren möglich ist, Wörter<br />
und kurze Sätze unserer Lautsprache zu<br />
verstehen. Zudem lernt sie, einzelne Wörter<br />
wie z.B. „Mama“ und „Papa“ zu sprechen.<br />
Für eine erfolgreiche Kommunikation mit<br />
Hörsehbehinderten ist es wichtig, sich auf<br />
den Partner einzustellen und einzulassen.<br />
Eine enge Beziehung zu einer Bezugsperson<br />
So macht Schule richtig Spaß: Julia beim<br />
Pizzabacken. Mmmmhhh lecker!!<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11
Jeder Schüler erhält seine<br />
eigene Namensgebärde.<br />
Für Julia ist dies eine auf und<br />
ab gehende Handbewegung,<br />
die für das Hüpfen steht.<br />
Denn Julia ist ein sehr aktives<br />
Mädchen. Sie hüpft und<br />
springt sehr gerne.<br />
unterstützt die Kommunikation. Denn<br />
Kommunikation ist viel mehr als nur ein<br />
Gespräch, es ist ein Dialog, der auch Körperhaltung,<br />
Gestik, Mimik und Bewegungen<br />
mit einschließt.<br />
Hilfsmittel für die Verständigung<br />
Neben dem Cochlea-Implantat stehen Julia<br />
weitere Hilfsmittel zur Verfügung: Bezugsobjekte,<br />
Bilder und Piktogramme, Gebärden.<br />
Bezugsobjekte wie im <strong>St</strong>undenplan können<br />
einzelne Dinge wie beispielsweise Aktivitäten,<br />
Ereignisse, Leute oder Ideen repräsentieren,<br />
charakterisieren oder auf sie hinweisen.<br />
Sie dienen als Kommunikationsmittel<br />
und können Julia so etwa auch die verschiedenen<br />
Unterrichtseinheiten verdeutlichen.<br />
Bilder und Unterrichtsmaterialien müssen aufgrund<br />
ihres geringen Sehvermögens vergrößert<br />
und kontrastreich gestaltet werden.<br />
Zudem ist Julia auch weiterhin auf Gebärden<br />
angewiesen, die für sie körpernah ange<strong>bote</strong>n<br />
werden müssen. Und wie alle Kinder mit<br />
dem CHARGE-Syndrom benötigt auch sie<br />
eine taubblindenspezifische Betreuung.<br />
Nach vielen neuen Eindrücken klingt für Julia der<br />
Schultag mit ihren Lieblingsspielsachen aus – die<br />
ebenfalls wichtige Fähigkeiten fördern.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />
Beim Morgenkreis begrüßen sich die Schüler, indem sie sich gegenseitig abfühlen oder durch taktiles<br />
Gebärden verständigen. Fotos: Sutterer<br />
Unterricht mit Riechen und Tasten<br />
Nachdem sich alle an der Pizza gestärkt<br />
haben, steht am Nachmittag das Thema<br />
„Blumen und Kräuter“ auf dem <strong>St</strong>undenplan.<br />
Um den Schülern ihre Umwelt und deren<br />
natürliche Materialien begreifbar und erlebbar<br />
zu machen, stellen sie im Unterricht<br />
herzförmige Blütenseifen oder Lavendelblütenbadesalz<br />
her. Mit Hilfe ihres über die Jahre<br />
geschulten Geruchs- und Tastsinns können<br />
Julia und die anderen Schüler ihre Umwelt<br />
erforschen und so das Fehlen anderer Sinne<br />
teilweise ausgleichen.<br />
Um die vielen neuen Eindrücke dieses aufregenden<br />
Tages verarbeiten zu können, kann<br />
Julia die letzte Unterrichtseinheit des Tages<br />
mit ihren Lieblingsspielsachen verbringen.<br />
Ein lehr- und abwechslungsreicher Tag geht<br />
zu Ende.<br />
Kein unüberwindbares Hindernis<br />
Ihre Behinderung stellt für Julia kein unüberwindbares<br />
Hindernis dar. Sie meistert ihren<br />
Alltag recht gut und erlebt in der Schule<br />
viele spannende Dinge. Es ist bewundernswert,<br />
was sie bisher alles erreicht und<br />
umgesetzt hat.<br />
Um 16 Uhr fahren die Kinder mit dem Taxi<br />
wieder nach Hause, für Julia geht es wieder<br />
zu ihren Eltern nach Bisingen. Dieser Tag<br />
hat Julia wieder einen Schritt weiter gebracht<br />
auf ihrem Weg in eine möglichst selbstbestimmte<br />
Zukunft.<br />
Melanie <strong>St</strong>einhart<br />
15<br />
Auch beim Herstellen herzförmiger Blütenseifen<br />
ist die neunjährige Julia konzentriert bei der Sache.<br />
Geruchs- und Tastsinn der Schüler wurden über<br />
Jahre hinweg gefördert.<br />
Berichtigung<br />
zum Artikel „Akustik spielt schon im Rohbau<br />
eine Rolle“ im <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>n Nr. 2/<strong>2011</strong>,<br />
Seite 9, über den Schulneubau <strong>St</strong>.<br />
Benedikt in Heiligenbronn:<br />
Bei maximaler Auslastung der Schule sind<br />
es nicht 170, sondern 150 Schüler, die<br />
einmal die Schule besuchen werden. Auch<br />
sind keine Kindergartengruppen eingeplant,<br />
sondern nur Klassen- und Fachräume für<br />
die Schulen der beiden Förderzentren.
Besuch der Edith-<strong>St</strong>ein-Schule in <strong>St</strong>. Agnes Spaichingen<br />
Fachgespräche und gemeinsames Singen<br />
Spaichingen. 21 Heilerziehungspflegeschülerinnen<br />
und -schüler aus dem Edith-<br />
<strong>St</strong>ein-Institut für soziale Berufe in Rottweil<br />
besuchten im Juni gemeinsam mit ihren<br />
Lehrern das im Jahr 2009 eröffnete Haus<br />
<strong>St</strong>. Agnes der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
in Spaichingen. Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> kooperiert<br />
als Ausbildungseinrichtung mit der Fachschule<br />
in Rottweil und ist auch Mitgesellschafter<br />
des Instituts.<br />
Entwicklung und Konzept erläutert<br />
Am Vormittag erläuterten die Fachleiterinnen<br />
von <strong>St</strong>. Agnes, Birgit Colli (Wohnbereich) und<br />
Isabel Krichel-Bonstein (Förder- und Betreuungsbereich),<br />
den Schülerinnen und Schülern<br />
des Unterkurses die Entwicklung und die<br />
Konzeption des Hauses <strong>St</strong>. Agnes, das für<br />
mehrfachbehinderte Menschen mit Sehbe-<br />
Beim Rundgang durch<br />
das Haus wurden alle<br />
Besonderheiten gezeigt und<br />
erklärt und die Heilerziehungspflegeschüler<br />
stellten<br />
immer wieder Nachfragen.<br />
Das gemeinsame Singen und Musizieren mit den angehenden Heilerziehungspflegerinnen und -pflegern<br />
machte den betreuten Menschen im Förderbereich von <strong>St</strong>. Agnes in Spaichingen großen Spaß.<br />
hinderungen gebaut wurde und in dem vor<br />
allem Heilerziehungspfleger mitarbeiten. Bei<br />
einem Rundgang durch das Haus wurden<br />
alle Begebenheiten und Besonderheiten des<br />
Ein gemeinsamer Spaziergang zum Ententeich in Spaichingen beschloss den Besuchstag des Edith-<strong>St</strong>ein-<br />
Instituts Rottweil im Haus <strong>St</strong>. Agnes, in dem mehrfachbehinderte Erwachsene im <strong>St</strong>adtzentrum leben.<br />
Fotos: Krichel-Bonstein<br />
16<br />
Hauses gezeigt und erklärt. Es entwickelten<br />
sich gute fachliche Gespräche, da die Heilerziehungspflegeschüler<br />
sehr interessiert waren<br />
und immer wieder Nachfragen stellten.<br />
Nach der Mittagspause verteilten sich die<br />
Schülerinnen und Schüler auf die beiden<br />
Förder- und Betreuungsgruppen des Hauses.<br />
Gemeinsam sangen und musizierten sie<br />
mit den Betreuten des Förder- und Betreuungsbereiches.<br />
In einem Begrüßungslied<br />
wurde jeder Anwesende namentlich genannt.<br />
Anschließend begleiteten die Schülerinnen<br />
und Schüler mit Gitarre und Orff’schen<br />
Instrumenten die Sängerinnen und Sänger.<br />
Alle Beteiligten machte es sichtlich Spaß,<br />
dabei zu sein.<br />
Spaziergang zum Ententeich<br />
Beim abschließenden großen gemeinschaftlichen<br />
Spaziergang an den naheliegenden<br />
Ententeich in Spaichingen hatten alle Beteiligten<br />
große Freude. Das Wetter spielte<br />
auch mit und die Sonne lachte vom Himmel.<br />
Das Leitungsteam von <strong>St</strong>. Agnes bedankte<br />
sich bei Lehrern und Schülern für ihren<br />
Besuch und freute sich auf weitere Kontakte<br />
dieser Art mit der Fachschule.<br />
Isabel Krichel-Bonstein<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11
Schulfest der Schule für Blinde und Sehbehinderte Baindt<br />
Orte der <strong>St</strong>ille und geselliges Treiben<br />
Baindt. Ein von der Sonne verwöhntes<br />
Schulfest mit einer lebendigen Vielfalt an<br />
Aktionen und Informationen feierte die<br />
Schule für Blinde und Sehbehinderte der<br />
stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn in Baindt<br />
Anfang Juli.<br />
Laut und leise beim Gottesdienst<br />
Schon der Familiengottesdienst in der Pfarrkirche<br />
mit Pater Edmund Kesenheimer<br />
zeugte von großer Lebendigkeit durch die<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />
Beiträge von Lehrerinnenchor und Schul-<br />
Musikband, aber auch durch ungewöhnliche<br />
Klänge und das Mitwirken der Gottesdienstbesucher.<br />
Zum Thema „Laut und leise“ durfte<br />
auch mal gestampft und gejubelt werden.<br />
Mit mehrfachbehinderten Schülern zusammen<br />
wurde die Geschichte von Elia, der<br />
seine <strong>St</strong>imme entdeckt, inszeniert. „<strong>St</strong>ille und<br />
Lärm – beides gehört zum Leben“, sagte<br />
Pater Edmund, wobei die Erfahrung der <strong>St</strong>ille<br />
uns Gott näher bringe.<br />
Mit begeisternden Songs und einem heiteren Theaterstück unterhielten in der vollbesetzten Turnhalle<br />
der Blindenschule Baindt Schulchor und Theater-AG die Festbesucher. Unser Bild zeigt die Theatertruppe<br />
mit König, Königin, Prinzessin und Herzog. Fotos: Graf<br />
Der 13-jährige Achim Kustermann aus der Nähe von Ulm unterhielt die Besucher des Schulfestes mit flotten<br />
Weisen an seinem Keyboard. Der blinde Gymnasiast wird von der Beratungsstelle der Baindter Schule für<br />
Blinde und Sehbehinderte unterstützt.<br />
17<br />
Orte der <strong>St</strong>ille und Orte des geselligen Treibens<br />
bot auch das anschließende, gut<br />
besuchte Schulfest in den Schul- und Kindergartenräumen<br />
sowie im Freigelände. Informationsmöglichkeiten<br />
gab es mehrere, auch<br />
zu Segel- und Skifreizeiten der Schule oder<br />
zur Mobilen Kinderkrankenpflege „akrobat“.<br />
Spezialräder konnten ausprobiert werden,<br />
eine reich bestückte Tombola und ein Flohmarkt<br />
lockten mit Schnäppchen und dienten<br />
zur Finanzierung für neue Projekte, Kinderschminken<br />
und eine Wasserrutsche zogen<br />
die Jüngeren an.<br />
Tombola im Dunkeln<br />
Ein stillerer Ort war der Dunkelgang, in dem<br />
man seine Orientierung über den Tastsinn<br />
finden musste und dabei auch bei einer<br />
Tombola im Dunkeln mitmachen konnte.<br />
Die Festgäste wurden von den Mitarbeitern,<br />
dem Förderverein und dem Lionsclub Weingarten<br />
bewirtet und von Achim Kustermann<br />
am Keyboard musikalisch unterhalten, einem<br />
blinden Gymnasiasten aus der Nähe von<br />
Ulm, der von der Beratungsstelle der Blindenschule<br />
unterstützt wird. Wer sich von Kaffee<br />
„aus der kleinsten Kaffeerösterei der Welt“<br />
verwöhnen lassen wollte, hatte dazu am<br />
<strong>St</strong>and der Oberschwäbischen Werkstätten<br />
für Behinderte (OWB) Gelegenheit, die erstmals<br />
zu Gast war.<br />
Internationales Flair beim Fest<br />
Auch internationales Flair verbreitete das<br />
Schulfest durch die Speisezubereitung einer<br />
türkischen Familie, ägyptischen Kaffee<br />
zugunsten des Partnerprojekts in Ägypten<br />
und den Besuch befreundeter Pädagogen<br />
aus den USA.<br />
„Alles für die Katz“ in der Turnhalle<br />
Ein Höhepunkt war die gemeinsame Aufführung<br />
von Schulchor und Theater-AG in<br />
der Turnhalle mit begeistert vorgetragenen<br />
und auch selbst angesagten Lieblingsliedern<br />
und dem makaber-heiteren <strong>St</strong>ück „Alles für<br />
die Katz“, in dem eine Königsfamilie ein<br />
tragisches Ende findet. Der große Applaus<br />
für die Sanges- und Spielfreude der jungen<br />
Akteure bewies, dass die großen Mühen<br />
der Vorbereitung durchaus nicht für die<br />
Katz waren. Ewald Graf
Kurz berichtet<br />
Elternaktion beim Markt<br />
ermöglicht Fahrspaß<br />
Heiligenbronn. Aus dem Verkaufserlös<br />
ihres <strong>St</strong>andes beim Adventsmarkt der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
in Heiligenbronn spendeten die Eltern<br />
des Förderzentrums Sehen 650 Euro an<br />
die Internats- und Tagesgruppen. Daraus<br />
wurde ein Kettcar beschafft, der von zwei<br />
Personen – auch Erwachsenen – befahren<br />
werden kann. Somit können auch blinde und<br />
sehbehinderte Kinder und Jugendliche mit<br />
Begleitung an dem Fahrspaß teilhaben, wenn<br />
es im Spielplatzbereich um die Kurven geht.<br />
Mit einem Foto vom neuen Fahrzeug sagten<br />
die Gruppen bei den Hauptorganisatorinnen<br />
Silvia Haas und Gaby Roming Dank. Die<br />
Elternschaft des Förderzentrums verkauft<br />
jedes Jahr beim Heiligenbronner Adventsmarkt<br />
gespendete oder selbst gebackene<br />
Weihnachtsbrötle, selbst gebastelte Dekoartikel<br />
und Leckeres für den Gaumen – schon<br />
seit sieben Jahren. Der nächste Adventsmarkt<br />
ist übrigens am Dienstag, 6. Dezember,<br />
im Klosterhof.<br />
Ingeborg Wackermann<br />
mit 75 verabschiedet<br />
Baindt. Ingeborg Wackermann war mit<br />
75 Jahren nicht nur die älteste aktive Mitarbeiterin<br />
in der Schule für Blinde und Sehbehinderte<br />
Baindt. Mit ihr ging auch eine reiche<br />
Berufserfahrung aus über 40 Jahren Tätigkeit<br />
in den wohlverdienten Ruhestand.<br />
Ihre ersten Erfahrungen mit mehrfach behinderten<br />
hörgeschädigten Kindern sammelte<br />
Frau Wackermann als ausgebildete Erzieherin<br />
in der Haslachmühle, bevor sie 1980 nach<br />
Waldachtal-Heiligenbronn ins Knabenheim<br />
<strong>St</strong>. Antonius kam, das das Kloster Heiligenbronn<br />
betrieb. Mit ihrem Mann zusammen<br />
arbeitete sie dann in einem Wohnheim für<br />
Behinderte in Dornstetten. 1989 erfolgte der<br />
Umzug nach Oberschwaben und Wackermanns<br />
arbeiteten tatkräftig am Aufbau der<br />
noch jungen Blindenschule in Baindt mit.<br />
Leider verstarb Horst Wackermann früh.<br />
Ingeborg Wackermann kam als engagierte<br />
und flexible Pädagogin fast überall zum<br />
Einsatz und war für alle Teams stets eine<br />
Bereicherung. Ihre besondere Leidenschaft<br />
und Begabung galt immer auch der religiösen<br />
Erziehung und Praxis. Deshalb war für<br />
Freude über den neuen Kettcar bei den Kindern und Jugendlichen der Internatsund<br />
Tagesgruppen in Heiligenbronn. Mit diesem Fahrzeug können auch<br />
Erwachsene mitfahren und somit auch blinden und stark sehbehinderten<br />
Schülern einen Fahrspaß ermöglichen. Foto: Hezel<br />
sie mit 65 auch noch nicht Schluss: Weitere<br />
10 Jahre hatte sie ihren festen Plan für Religionsstunden,<br />
die letzten Jahre in der<br />
Außenklasse. Für den weiteren Lebensweg<br />
im Ruhestand wünschten ihr Direktor Hans<br />
<strong>St</strong>urm und das Kollegium alles Gute.<br />
Mit schönem Garten<br />
Kinder unterstützen<br />
Heiligenbronn. Mit dem Angebot von<br />
„GuteSache“ können Sie jetzt für einen<br />
farbenfrohen Frühling vorsorgen. In Koope-<br />
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machen Schule.<br />
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eine reichhaltige<br />
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die<br />
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den Garten schön<br />
und unterstützen<br />
sinnesbehinderte<br />
Kinder. Von Ihrer<br />
Bestellung gehen<br />
20 Prozent an die<br />
Spendenaktion der stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />
heiligenbronn und Sie helfen damit beim<br />
Bau der neuen Schule.<br />
Die ange<strong>bote</strong>nen Blumenzwiebeln sind von<br />
hoher Qualität und stammen aus besten<br />
Gärtnereibetrieben. Sie werden zu marktüblichen<br />
Preisen ange<strong>bote</strong>n. Das komplette<br />
Angebot finden Sie im Internet unter<br />
www.gutesache.de/wir-machen-schule.<br />
Dieses Angebot gilt nur im Aktionszeitraum<br />
bis 31. Oktober <strong>2011</strong> (siehe auch den<br />
Beileger in diesem Heft).<br />
Kreissparkasse unterstützt Altenhilfe-Beratungsstelle<br />
Die Kreissparkasse Rottweil unterstützt die Arbeit der Altenhilfe-Beratungsstelle Region Rottweil und<br />
Dunningen der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn mit 5000 Euro. Die Beratung kommt ratsuchenden<br />
Senioren und ihren Angehörigen zugute und informiert über individuelle Lösungsmöglichkeiten über alle<br />
Fragen der Unterstützung. Unser Bild zeigt bei der Spendenübergabe (von links) Sparkassenvorstand<br />
Matthäus Reiser, Altenhilfe-Regionalleiter Dietmar Zisterer, Beraterin Anita Greiner, Abteilungsleiterin Ileana<br />
Dieter von der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, Geschäftsführerin Claudia Benner vom Kooperationspartner Sozialstation Dunningen<br />
und Sparkassenvorstand Roland Eckhardt. Foto: Kreissparkasse<br />
18<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11
Modellprojekt Senioren-Wohngemeinschaft <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
Moderne Wohnform mit weitgehender<br />
Entscheidungsfreiheit der Bewohner<br />
Fridingen. Das modellhafte Projekt einer<br />
Senioren-Wohngemeinschaft in Fridingen<br />
an der Donau ist gestartet. Die stiftung st.<br />
<strong>franziskus</strong> heiligenbronn mit ihrem Team<br />
aus Alltagsbegleiterinnen steht bereit und<br />
die Räumlichkeiten im ersten Obergeschoss<br />
des neuen Seniorenzentrums Krone mitten<br />
in der Altstadt sind wohnlich eingerichtet.<br />
Mit dieser Wohngemeinschaft <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
betreten <strong><strong>St</strong>iftung</strong> und <strong>St</strong>adt Fridingen<br />
Neuland. Handelt es sich doch um ein einzigartiges<br />
Wohnangebot für Senioren mit<br />
Unterstützungsbedarf, das es in der Region<br />
noch nirgends gibt. Ältere Menschen, die<br />
nicht mehr alles im eigenen Haushalt allein<br />
bewältigen können und gern in einer Gemeinschaft<br />
leben würden, aber kein Pflegeheim<br />
benötigen, finden hier eine moderne<br />
Wohnform mit großer Selbständigkeit und<br />
individueller Unterstützung. „Die Entscheidungsfreiheit<br />
bleibt weitgehend erhalten“,<br />
erläutert Regionalleiterin Margrit Knaus von<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>. „Wir werden so gut wie möglich<br />
auf die Wünsche der Bewohner eingehen“,<br />
sagt Teamleiterin Elke Lang. Auch für Menschen<br />
mit Demenz ist die Aufnahme möglich.<br />
Zwölf barrierefreie Einzelzimmer<br />
Zwölf barrierefreie Einzelzimmer mit jeweils<br />
mindestens 20 Quadratmetern einschließlich<br />
Nasszelle stehen in der Wohngemeinschaft<br />
<strong>St</strong>. Elisabeth zur Verfügung, die auch die<br />
Privatsphäre der Bewohner sind. Gemeinschaftlich<br />
sind der großzügige Wohnbereich<br />
mit kompletter Küche, ein extra Pflegebad,<br />
eine großer Balkon mit Blick zum „Scharfen<br />
Eck“ und die beschützte Gartenterrasse, die<br />
auch für Rollstuhlfahrer und demenzkranke<br />
Bewohner geeignet ist und in der bereits<br />
Apfelbäumchen und Gemüsebeete angelegt<br />
sind. Wer Pflegeleistungen in Anspruch<br />
nehmen muss, kann einen ambulanten<br />
Dienst nach Wahl beauftragen. Aber auch<br />
Angehörige können die Pflege selbst<br />
übernehmen. Auch bei Pflegebedürftigkeit<br />
brauchen die Bewohner also nicht zwangsläufig<br />
wieder umziehen.<br />
Vom Hauswirtschaftsteam der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ist<br />
rund um die Uhr jemand da, nachts für den<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />
Das Mitarbeiterteam für die Wohngemeinschaft <strong>St</strong>. Elisabeth in Fridingen steht bereit: im Bild (von links)<br />
Regionalleiterin Margrit Knaus, Hauswirtschaftsleiterin Ulrike Kumpart, die Mitarbeiter Jürgen Fechner,<br />
Claudia Becker, Elke Moser und Teamleiterin Elke Lang im gemeinschaftlichen Wohnzimmer. Foto: Graf<br />
Notfall. Die Mitarbeiterinnen sorgen für die<br />
Unterstützung im Alltag, für den Einkauf<br />
und die Zubereitung der Mahlzeiten bis hin<br />
zur Wäscheversorgung. Sie helfen, den<br />
Alltag zu strukturieren, und unterstützen<br />
gewünschte Aktivitäten.<br />
Gekocht wird selbst und nach Wunsch<br />
Gekocht wird jeden Tag frisch und nach<br />
Wunsch der Mieter, die auch eine gemeinsame<br />
Haushaltskasse führen. Sie wie auch<br />
die Angehörigen, für die die Wohngemeinschaft<br />
jederzeit offen ist, können sich an<br />
allen Haushaltsarbeiten beteiligen oder auch<br />
im Garten mithelfen, wenn sie wollen. Was<br />
eingekauft und gekocht wird, bestimmt die<br />
Gemeinschaft selbst. Auch wer neu einzieht,<br />
wird nach der Vollbelegung durch die<br />
Mieterversammlung entschieden, wobei die<br />
Bewohner sich auch durch eine Vertrauensperson<br />
vertreten lassen können.<br />
Tag der offenen Tür im Oktober<br />
Die erste Bewohnerin von <strong>St</strong>. Elisabeth war<br />
eine 81-jährige Fridingerin, die allerdings<br />
nach wenigen Tagen bereits ins Krankenhaus<br />
aufgenommen werden musste.<br />
Wer sich ein Bild von der Wohngemeinschaft<br />
machen möchte, hat dazu beim Tag der<br />
offenen Tür im Seniorenzentrum Krone am<br />
19<br />
Sonntag, 9. Oktober, Gelegenheit. „Die<br />
Leute, die reinkommen, sind begeistert“, hat<br />
Mitarbeiterin Elke Moser schon die Erfahrung<br />
gemacht.<br />
Ins Seniorenzentrum Krone integriert<br />
Das Seniorenzentrum Krone auf dem<br />
früheren „Krone“-Areal wurde durch die <strong>St</strong>adt<br />
Fridingen realisiert und wird am 7. Oktober<br />
offiziell eingeweiht. In ihm sind auch Senioren-Eigentumswohnungen<br />
untergebracht,<br />
eine Hausarztpraxis, eine öffentliche Begegnungsstätte<br />
der <strong>St</strong>adt Fridingen und die<br />
Zweigstelle der Katholischen Sozialstation<br />
Tuttlingen. Das Seniorenzentrum ist zentral<br />
gelegen: „Es ist alles sehr nah“ – sei es Kaffee<br />
und Gastwirtschaften, Einkaufsmöglichkeiten<br />
oder die Kirche.<br />
Interessenten oder Besucher haben oft<br />
falsche Vorstellungen über dieses neue<br />
Angebot, weil es eben kein Pflegeheim ist<br />
und auch deutliche Unterschiede zum<br />
Betreuten Wohnen bestehen, gegenüber<br />
dem die Wohngemeinschaft <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
eine ständige Mitarbeiterpräsenz und eine<br />
intensivere Betreuung bietet, allerdings eben<br />
nicht im pflegerischen Bereich. Gerade im<br />
ländlichen Raum muss sich diese Wohnform<br />
erst noch verankern. Ewald Graf
Kundenbefragung im Aufgabenfeld Altenhilfe<br />
Befragte Bewohner bestätigen hohe<br />
Qualität der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenzentren<br />
Heiligenbronn. „Was ist Qualität im Pflegeheim?“<br />
Auf diese Frage – auch politisch<br />
derzeit intensiv diskutiert – erhält man je<br />
nachdem, wen man befragt, ganz unterschiedliche<br />
Antworten. Prüfbehörden wie<br />
der Medizinische Dienst der Krankenkassen<br />
oder die Heimaufsicht orientieren sich an<br />
den Vorgaben der sozialen Pflegeversicherung<br />
bzw. des Landesheimgesetzes in<br />
Baden-Württemberg. Vertreter der <strong>St</strong>ädte und<br />
Gemeinden haben eigene Vorstellungen<br />
von Qualität, ebenso wie jede einzelne Person<br />
eine ganz individuelle Einschätzung hat<br />
dazu, was eine „gute Qualität“ ausmacht.<br />
Im Aufgabenfeld Altenhilfe der stiftung st.<br />
<strong>franziskus</strong> heiligenbronn ist in Konzepten<br />
und <strong>St</strong>andards definiert, welche Qualität die<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Ange<strong>bote</strong> haben sollen. Grundlage<br />
für diese Qualitätsstandards sind neben<br />
rechtlichen, fachlichen und organisatorischen<br />
Anforderungen in erster Linie die Bedürfnisse<br />
der Menschen, die unsere Ange<strong>bote</strong><br />
in Anspruch nehmen. Um diese Bedürfnisse<br />
zu erheben, erfolgte in diesem Jahr wieder<br />
eine Kundenbefragung des VKAD (Verband<br />
Katholischer Altenhilfe in Deutschland) in<br />
den Altenzentren der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>.<br />
Bedürfnisse der Menschen im Fokus<br />
Die Kundenbefragung ist ein wichtiger<br />
Bestandteil des Qualitätsmanagementsystems<br />
des Aufgabenfelds Altenhilfe und<br />
wird regelmäßig in einem Rhythmus von<br />
zwei bis drei Jahren durchgeführt. Die letzte<br />
fand 2008 statt. Diese Befragungen haben<br />
für die Gestaltung der Ange<strong>bote</strong> eine<br />
zentrale Bedeutung, da sie direkt auf die<br />
Bedürfnisse der in den Altenzentren lebenden<br />
Menschen hin ausgerichtet ist. Während<br />
sich Qualitätsprüfungen des Medizinischen<br />
Dienstes und der Heimaufsicht im Schwerpunkt<br />
auf <strong>St</strong>ruktur- und Prozessqualität richten,<br />
setzt die Kundenbefragung direkt bei der<br />
Ergebnisqualität an. Das bedeutet, dass die<br />
Zufriedenheit der Bewohner im Fokus steht.<br />
Aus diesem Grund kann trotz der hohen<br />
Prüffrequenz der Behörden nicht auf solche<br />
Kundenbefragungen verzichtet werden.<br />
Bei einer Gesamtzahl von 340 persönlich<br />
Bevor die Kundenbefragung in den <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenzentren gestartet wurde, gab es für die Interviewerinnen –<br />
zum größten Teil <strong>St</strong>udentinnen der Dualen Hochschule Villingen-Schwenningen – eine gründliche Schulung<br />
durch die Unternehmensberatung aku in <strong>St</strong>. Konrad in Zimmern. Foto: Jahnel<br />
geführten Interviews, was rund 50 Prozent<br />
der Pflegeplätze insgesamt entspricht, ist das<br />
Ergebnis zudem als repräsentativ anzusehen.<br />
Die Interviews wurden von sieben durch<br />
die Unternehmensberatung aku geschulten<br />
Interviewern vorgenommen – in der Regel<br />
<strong>St</strong>udierende der Dualen Hochschule oder<br />
Sozialdienstmitarbeiter aus den Altenzentren.<br />
Falls Bewohner beispielsweise aus gesundheitlichen<br />
Gründen nicht selbst an der<br />
Befragung teilnehmen konnten, wurden<br />
Angehörige stellvertretend befragt. Die<br />
Auswertung erfolgte extern und anonym<br />
durch Mitarbeiter von aku. Auf einige einrichtungsübergreifende<br />
Ergebnisse soll<br />
nun nachfolgend eingegangen werden.<br />
In zwei Kategorien kritischere Werte<br />
Insgesamt machen die Befragungsergebnisse<br />
deutlich, dass sich die Qualität im Vergleich<br />
mit den Ergebnissen von 2008 nochmals<br />
verbessert hat (Folie 1). Einzig in zwei Kategorien<br />
gab es eine kritischere Einschätzung<br />
als damals. Dies betraf zum einen die ärztliche<br />
Versorgung, welche durch die Altenzentren<br />
nur bedingt beeinflussbar ist und<br />
von <strong>St</strong>andort zu <strong>St</strong>andort auch sehr unterschiedlich<br />
bewertet wurde.<br />
20<br />
Sehr auffällig ist zum andern das Ergebnis<br />
in der Kategorie „Persönliche Begleitung<br />
und Seelsorge“, welches wesentlich kritischer<br />
bewertet wurde, als es 2008 noch der Fall<br />
war. Auch dieses Ergebnis gilt es, nochmals<br />
einrichtungsbezogen zu interpretieren.<br />
Vereinzelt liegen dem Ergebnis personelle<br />
Änderungen der örtlichen hauptamtlichen<br />
Seelsorger zugrunde, so dass hier teilweise<br />
längerfristige Ausfälle zu kompensieren sind.<br />
Die Bewertung der Zimmer entspricht den<br />
Ergebnissen von 2008, wobei u.a. die noch<br />
bestehende Doppelzimmersituation im<br />
Spaichinger Altenzentrum zu einer tendenziell<br />
kritischeren Einschätzung führt. Hier wird<br />
deutlich, dass die aktuell laufende Sanierung<br />
dieser Einrichtung der richtige Schritt ist.<br />
Positive Tendenz insgesamt<br />
Positiver bewertet wurden im Schnitt die<br />
übrigen Kategorien. Auch bei der Beurteilung<br />
des Preis-Leistungsverhältnisses und bei der<br />
Gesamteinschätzung gab es eine positive<br />
Tendenz (Folie 2).<br />
Die Entwicklung der Zufriedenheit mit der<br />
Pflege macht deutlich, dass die Einführung<br />
des Wohngruppenkonzeptes in den <strong>St</strong>if-<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11
Folie 1 und 2 geben einen Blick auf die Gesamtergebnisse der diesjährigen Kundenbefragung in den Altenhilfeeinrichtungen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> im Vergleich mit der<br />
letzten Befragung von 2008.<br />
tungs-Altenzentren sich nicht nur hinsichtlich<br />
der Präsenz durch die Alltagsbegleiter positiv<br />
ausgewirkt hat, sondern auch im Bereich<br />
Pflege selbst. Hier macht sich auch die<br />
Umsetzung des Bezugspflegekonzeptes<br />
positiv bemerkbar.<br />
Mehr Lob für die Hauswirtschaft<br />
Auch mit Blick auf die hauswirtschaftlichen<br />
Bereiche (Speisen- und Getränkeversorgung,<br />
Hausreinigung und Wäscheversorgung) gab<br />
es im Durchschnitt sehr große <strong>St</strong>eigerungen<br />
der Zufriedenheitswerte, wenngleich im Einzelfall<br />
auch kritische Anmerkungen gemacht<br />
wurden. In diesen Fällen wird die geäußerte<br />
Kritik nochmals gemeinsam mit den Bewohnern,<br />
ihren Angehörigen und den Mitarbeitern<br />
interpretiert und an einer kontinuierlichen<br />
Verbesserung gearbeitet.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />
Sehr hohe Zufriedenheit äußerten die Bewohner<br />
in der Kategorie Verwaltung zurück,<br />
so dass sich auch hier die Prozesse und<br />
eine hohe Personalpräsenz vor Ort positiv<br />
auf das Ergebnis niederschlagen. Dies betraf<br />
sowohl die Sprechzeiten als auch die zügige<br />
und zuvorkommende Bearbeitung von<br />
Anfragen (Folie 3).<br />
Im Bereich der Betreuung wurde nach dem<br />
Empfinden des Heimalltags gefragt. Bei den<br />
Ergebnissen 2008 wurde deutlich, dass insbesondere<br />
schwer- und schwerstpflegebedürftige<br />
Menschen den Heimalltag als eher<br />
eintönig empfanden, da sie in vielen Fällen<br />
nur wenig von der Alltagsbegleitung profitieren.<br />
Hier konnte die Zufriedenheit durch<br />
die Einführung des Schwerstpflegekonzeptes<br />
inzwischen verbessert werden.<br />
Als Beispiel für eine Einzelkategorie der Kundenbefragung zeigt Folie 3 die Bewertung der<br />
Verwaltungsleistungen in den Altenzentren.<br />
21<br />
Hinsichtlich der Gründe für die Wahl der<br />
Einrichtung wurde zurückgemeldet, dass es<br />
oft die Angehörigen sind, welche die Einrichtung<br />
auswählen. Sehr häufig genannt<br />
werden hier aber auch als Kriterien die<br />
Wohnortnähe, die Nähe zu Angehörigen und<br />
die Empfehlung des jeweiligen Hauses.<br />
Zusammenfassend lässt sich ein sehr positives<br />
Fazit ziehen. Es wurde deutlich, dass<br />
sich die Altenzentren der stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />
heiligenbronn hinsichtlich der Ergebnisqualität<br />
auf einem hohen Niveau befinden.<br />
Dass dies so ist, ist in erster Linie dem Einsatz<br />
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der Altenzentren zu verdanken. Die Daten<br />
machen aber auch deutlich, an welchen<br />
<strong>St</strong>ellen noch Verbesserungspotentiale bestehen.<br />
So ist insbesondere auch die geäußerte<br />
Kritik ein wichtiger Ansatzpunkt für die<br />
Weiterentwicklung der Ange<strong>bote</strong>. Daher gilt<br />
es nun, die sehr detaillierten Ergebnisse auf<br />
Einrichtungsebene zu kommunizieren und<br />
zu bearbeiten. Sich nicht selbst erklärende<br />
Ergebnisse müssen dabei im Dialog mit<br />
allen Beteiligten interpretiert werden, so dass<br />
am Ende der Auswertung eine konkrete<br />
Maßnahmenplanung steht. Ziel ist es, die<br />
Gestaltung der Ange<strong>bote</strong> noch mehr an<br />
die Bedürfnisse der Kunden anzunähern.<br />
Mitarbeiterbefragung folgt<br />
Nach der Kundenbefragung steht im<br />
November diesen Jahres eine erneute Mitarbeiterbefragung<br />
an, welche die zweite<br />
Säule des Qualitätsmanagementsystems der<br />
Altenhilfe darstellt. Auch hier fand die letzte<br />
Befragung 2008 statt. Im ersten Halbjahr<br />
2012 wird die aktuelle Evaluationsphase<br />
durch die inhaltlich-fachliche Evaluation, also<br />
durch eine externe Überprüfung pflegefachlicher<br />
Themen, abgerundet.<br />
Manuel Jahnel
Altenpflegeschüler starteten Projekte „Schüler werben Schüler“<br />
Mit einer Vielfalt an Aktionen gegen das<br />
verstaubte Image des Pflegeberufs<br />
Heiligenbronn. Für den Altenpflegeberuf<br />
zu werben, machte sich die Altenhilfe der<br />
stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn zum<br />
eigenen Anliegen und rief vor einem Jahr<br />
unter ihren Pflegeschülern einen Wettbewerb<br />
„Schüler werben Schüler“ aus. Die erfolgreichen<br />
und originellen Aktionen wurden jetzt<br />
im Juli prämiert.<br />
Von der großen Beteiligung an dieser<br />
freiwilligen Aktion zeigte sich Martin Volz-<br />
Neidlinger, Leiter der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenhilfe,<br />
bei der Preisverleihung in <strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil<br />
angenehm überrascht. Vorgegeben<br />
war nur, dass die Aktionen nachhaltig sein<br />
und dem Leitbild der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> entsprechen<br />
sollten. Das Motto der Aktionen habe<br />
gelautet: „Wir gehen raus und zeigen uns“.<br />
Sonst habe die Altenhilfe in der Öffentlichkeit<br />
oft nur bei Skandalen eine Chance.<br />
Volz-Neidlinger lobte, dass die Schüler auf<br />
authentische Weise ein anderes Bild von<br />
Altenhilfe präsentiert hätten, als es sonst<br />
vermittelt werde.<br />
18 Bewerbungen als messbarer Erfolg<br />
Den Hauptpreis, einen gemeinsamen Aus-<br />
flug in einen Klettergarten, gewannen die<br />
15 Pflegeschüler aus der Region Spaichingen<br />
und aus Mühlheim, die mit ihren Aktionen<br />
für 18 Bewerbungen gesorgt haben, so dass<br />
vier neue Schüler und zwei Praktikanten ge-<br />
Die Tuttlinger Schülergruppe präsentierte die Altenpflege als einen Zukunftsberuf mit viel Potential und<br />
brachte dies auch mit dem Slogan „Werde, wer Du sein kannst“ zum Ausdruck als Fortschreibung des<br />
Altenhilfe-Slogans „Bleib, wer du bist“. Unser Bild zeigt Schülerin Bianca Damasch bei der Präsentation der<br />
Projekte vor der Jury der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenhilfe. Foto: Eberhart<br />
Schulbesuche mit Präsentationen und Elementen der Selbsterfahrung gehörten bei den Aktionen „Schüler<br />
werben Schüler“ überall dazu. Die Altenpflegeschüler aus der Region Spaichingen und aus Mühlheim<br />
ließen die Schüler dabei sich mal gegenseitig das Essen reichen, damit sie sich besser in die Welt von<br />
pflegebedürftigen Menschen hineinversetzen können. Foto: Rubbel<br />
wonnen werden konnten. Diese messbaren<br />
Erfolge waren als Kriterium für die Prämierung<br />
des Schüler-Projekts festgelegt worden.<br />
Vom Schulbesuch bis zur Fasnet<br />
Das Altenpflegeschülerteam Spaichingen/<br />
Mühlheim stellte in Schulen in Spaichingen,<br />
Wehingen, Gosheim und Mühlheim ihren<br />
Beruf vor und ließ die Schüler sich gegenseitig<br />
einmal das Essen reichen. Ein weiteres<br />
Projekt von ihnen war ein anschauliches<br />
Rezeptbuch „Was ist Altenpflege?“ mit<br />
Schönheitsrezepten von früher, Biografien<br />
und Aussagen zum Beruf, das mehrfach<br />
hergestellt und in Praxen ausgelegt wurde.<br />
Großes Aufsehen erregte die Gruppe mit<br />
ihrem Hippie-Fasnetswagen, der an den Umzügen<br />
in Spaichingen und Denkingen beteiligt<br />
war (siehe dazu <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 1/<strong>2011</strong>)<br />
und der heute noch <strong>St</strong>adtgespräch ist. Auch<br />
ein großer Zeitungsreport im „Heuberger<br />
Boten“ unter der Überschrift „Peppig: Pflegerinnen<br />
werben für ihren Beruf“ wurde von<br />
den Schülerinnen, die auch selbst darin zu<br />
Wort kamen, initiiert.<br />
Sonderpreis für Hip-Hop-Konzert<br />
Einen Sonderpreis für die pfiffigste Aktion<br />
holten sich die 15 Schüler und Praktikanten<br />
22 <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11
Im Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
sorgte beim Hip-Hop-Grillfest<br />
DJ Nastea für jugendgemäße<br />
Töne. Die Schüler erhielten<br />
auch Hausführungen und<br />
machten bei einer Rollstuhl-<br />
Rallye mit.<br />
aus der Region Rottweil und aus Geislingen.<br />
Sie gestalteten in einigen Werkrealschulklassen<br />
im neuen Wahlpflichtfach „Gesundheit<br />
und Soziales“ den Unterricht mit Lernstationen,<br />
an denen der Blutdruck gemessen<br />
wurde, die Beobachtungsgabe geschult und<br />
über Patientenverfügung und Organspendenausweis<br />
informiert wurde. Die besuchten<br />
Schüler in Dunningen, Zimmern und Rottweil<br />
waren dann zu einem Hip-Hop-Grillfest ins<br />
Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil eingeladen.<br />
Dort sorgte DJ Nastea für jugendgemäße<br />
Töne, die aber auch bei den Bewohnern<br />
positive Beachtung fanden. Die Schüler<br />
erhielten auch Hausführungen und machten<br />
bei einer Rollstuhl-Rallye mit. Auf diese Weise<br />
wurde nicht nur Fachwissen vermittelt,<br />
sondern auch Barrieren und Vorurteile abgebaut<br />
und mit einem ungewöhnlichen „Generationentreffen“<br />
das verstaubte Image des<br />
Pflegeberufs aufpoliert.<br />
Außerdem präsentierte die Rottweiler Gruppe<br />
ihren Beruf auf dem Rottweiler Wochenmarkt<br />
in der Innenstadt mit Flyern, T-Shirts<br />
Beim Hip-Hop-Grillfest im Garten des Altenzentrums<br />
<strong>St</strong>. Elisabeth unternahmen die Schüler<br />
auch eine Rollstuhl-Rallye mit witzigen Aufgaben.<br />
und einem <strong>St</strong>and, an dem sich interessante<br />
Gespräche ergaben. Bei der Preisverleihung,<br />
die ebenfalls in <strong>St</strong>. Elisabeth stattfand,<br />
überraschte Regionalleiter Dietmar Zisterer<br />
Schüler und Leitungskräfte seinerseits mit<br />
einem selbstgetexteten Rap zum Vergnügen<br />
der Zuhörer.<br />
Bildungspartnerschaft mit Schule<br />
Die zehnköpfige Schülergruppe aus den<br />
Tuttlinger Altenzentren sei ein „Gewinner“<br />
auch ohne Preis, lobte Regionalleiter Joachim<br />
Bucher, denn mit ihrer selbst ausgearbeiteten<br />
Präsentation über den Altenpflegeberuf<br />
stießen sie eine dauerhafte Bildungspartnerschaft<br />
zwischen Schillerschule Tuttlingen<br />
und den Altenzentren <strong>St</strong>. Anna und Bürgerheim<br />
an.<br />
Auch auf dem Rottweiler Wochenmarkt machten die Altenpflegeschülerinnen Werbung für eine pflegerische<br />
Ausbildung – in eigens kreierten T-Shirts. Fotos: Dubs<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11 23<br />
Regionalleiter Dietmar Zisterer überraschte bei<br />
der Preisverleihung für das Projekt „Schüler werben<br />
Schüler“ selbst mit einem Rap.<br />
Bisher ist die Werkrealschule solche Partnerschaften<br />
nur mit Industriefirmen eingegangen.<br />
Praktikumsplätze, Bewerbungstraining<br />
und gemeinsam organisierte Feste sind darin<br />
vereinbart. So ist für 2012 schon ein „Tanz<br />
in den Mai“ mit den Werkrealschülern im<br />
Altenzentrum geplant.<br />
Auch mit dem Otto-Hahn-Gymnasium in<br />
Tuttlingen nahm die Schülergruppe Kontakt<br />
auf und platzierte einen Bericht über Altenpflegeschulen<br />
in der Schulzeitung. Den<br />
Slogan der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenhilfe „Bleib, wer<br />
du bist“ wandelte die Projektgruppe für ihre<br />
Zielgruppe der jungen Menschen um in<br />
„Werde, wer du sein kannst“. Auch diese<br />
Schülergruppe wurde mit einem gemeinsamen<br />
Essen belohnt. Jeder der beteiligten<br />
Schüler und Praktikanten wurde auch mit<br />
einer Urkunde und einem USB-<strong>St</strong>ick für das<br />
gezeigte Engagement gewürdigt.<br />
Zusammenhalt gewachsen<br />
Wie die Regionalleitungen hervorhoben,<br />
waren die Aktionen durch gemeinsamen<br />
Spaß und großes Engagement auch über<br />
die Dienstzeit hinaus geprägt. Der Schülerwettbewerb<br />
habe auch zu einem besseren<br />
Zusammenhalt untereinander beigetragen.<br />
Die Besuche in den Schulen sind dabei erst<br />
ein Anfang, denn bei allen Gruppen gingen<br />
weitere Anfragen zu solchen Präsentationen<br />
ein. Insgesamt ist das Projekt „Schüler werben<br />
Schüler“ so gut aufgenommen worden,<br />
dass die Altenhilfe es fortführen will, denn<br />
wie Martin Volz-Neidlinger bei der Präsentation<br />
der Ergebnisse in Blick auf den Fachkräftemangel<br />
sagte: „Personalwerbung hat<br />
nicht nur mit Prospekten zu tun, sondern ist<br />
die Aufgabe von jedem einzelnen von uns.“<br />
Die Schüler hätten hier eine Vorreiterrolle<br />
übernommen. Ewald Graf
Begegnungsfest im Altenzentrum <strong>St</strong>. Konrad in Zimmern<br />
Inspiriert von der Frauenfußball-WM<br />
Zimmern. Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen,<br />
das Zelt aufgebaut und das<br />
Programm fertig geplant – so konnte es losgehen,<br />
das von der Frauenfußball-Weltmeisterschaft<br />
inspirierte Begegnungsfest des<br />
Altenzentrums <strong>St</strong>. Konrad Zimmern sowie<br />
der Betreuten Wohnanlage in der Tannstraße<br />
unter dem Motto „Rund um den Ball“.<br />
Auch Tagespflege aus Rottweil dabei<br />
Neben zahlreichen Gästen hatte auch die<br />
Tagespflege des Altenzentrums <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
aus Rottweil mit deren Leiterin Sabrina<br />
Zermiani erstmals ihr Kommen zugesagt. Die<br />
ersten Besucher der Tagespflege Zimmern<br />
trafen ein und sorgten sogleich zur Musik<br />
von Manfred Gapp für <strong>St</strong>immung im Zelt.<br />
Die gute Laune war ansteckend und so sah<br />
man nur in lachende Gesichter.<br />
Nach Kaffee und Kuchen sollten unter<br />
professioneller Aufsicht sportliche Höchstleistungen<br />
erbracht werden. So wurden neben<br />
Torwandschiessen oder Federball auch verschiedene<br />
Geschicklichkeitsspiele ange<strong>bote</strong>n.<br />
Für die geistige Fitness sorgte ein Spiel, bei<br />
Nach Kaffee und Kuchen sollten<br />
unter professioneller Aufsicht<br />
sportliche Höchstleistungen<br />
erbracht werden. So wurden<br />
neben Torwandschießen<br />
und Federball auch verschiedene<br />
Geschicklichkeitsspiele<br />
ange<strong>bote</strong>n.<br />
dem die Landesfarben dem entsprechendem<br />
Land zugeordnet werden mussten.<br />
Nach dem Parcours <strong>St</strong>ärkung am Grill<br />
Wer diesen Parcours abgeschlossen hatte,<br />
nahm wieder Platz im Festzelt. Nach so viel<br />
Sport hatte sich jeder eine <strong>St</strong>ärkung verdient.<br />
Der Rottweiler Küchenchef Armin Eckmann<br />
und sein Team sorgten hinter dem Grill für<br />
das leibliche Wohl.<br />
Als jeder gestärkt war, fand die „Siegerehrung“<br />
statt. Hierbei erhielt jeder Besucher<br />
eine von den Besuchern der <strong>St</strong>. Konrad-<br />
Beim Begegnungsfest im Zimmerner Altenzentrum <strong>St</strong>. Konrad gab es im Hinblick auf die Frauenfußball-WM<br />
für die Besucher einige sportliche Aufgaben zu lösen wie die Zuordnung der Flaggen zu ihren jeweiligen<br />
Ländern. Die Anstrengungen wurden dann aber bei der „Siegerehrung“ mit selbst hergestellten<br />
Medaillen belohnt. Fotos: Kreszan<br />
24<br />
Der Umgang mit Bällen verschiedener Art wurde<br />
beim Begegnungsfest in <strong>St</strong>. Konrad geübt.<br />
Tagespflege selbst gebastelte Medaille. Beim<br />
Abschied sprach Sabrina Zermiani die<br />
Gegeneinladung aus: „Besucht uns doch<br />
zu unserem Tagespflegefest am 13. Oktober<br />
in Rottweil“. Diesen Termin wird die Tagespflege<br />
des Altenzentrums <strong>St</strong>. Konrad gerne<br />
wahrnehmen. Patric Kreszan<br />
Impressum<br />
der <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> Zeitschrift der<br />
stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
Herausgeber: Vorstand der stiftung<br />
st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />
Auflage: 4500<br />
Redaktion: Ewald Graf (verantwortlich),<br />
Oliver Avemaria, Sylvia Bender, Manuel<br />
Jahnel, Astrid Jergens, Edgar Kränzler,<br />
Sarah Pfau, Felix Ronecker, Günter Seger,<br />
Melanie <strong>St</strong>einhart, Sr. Dorothea Thomalla<br />
(alle Heiligenbronn), Hans <strong>St</strong>urm (Baindt),<br />
Ralf Eberhard (Tuttlingen), Martin Heller<br />
(Villingen-Schwenningen).<br />
Gestaltung und Satz:<br />
Linkdesign GmbH, Schramberg<br />
Druck:<br />
<strong>St</strong>raub Druck + Medien AG, Schramberg<br />
Postanschrift:<br />
Redaktion <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>, Kloster 2,<br />
78713 Schramberg-Heiligenbronn<br />
Tel.: 07422 569-306, Fax: 569-300<br />
E-Mail:<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>@stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />
Internet: www.stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11
Fotoshooting zum Betreuten Wohnen zu Hause<br />
Leben daheim ins rechte Licht gerückt<br />
Spaichingen. Das Betreute Wohnen zu<br />
Hause, das die stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
zunächst in der Region Spaichingen/<br />
Trossingen startete, ist dort mit aktuell 50<br />
Verträgen und fast 40 ehrenamtlichen Mitarbeitern<br />
sehr gefragt. Regelmäßig kommen<br />
neue Anfragen, so dass die Koordinatorinnen<br />
ständig auf der Suche nach neuen Mitarbeitern<br />
sind, die es durch ihre Besuche und<br />
Hilfen ermöglichen, dass ältere Menschen<br />
auch weiterhin in ihrer Wohnung zurechtkommen<br />
und sich wohlfühlen. Inzwischen<br />
ist dieses Angebot auch in Rottweil und<br />
Tuttlingen gestartet worden.<br />
Das Betreute Wohnen zu Hause besteht<br />
aus den drei Säulen<br />
Koordination und Beratung<br />
Betreuung und Dienstleistungen durch<br />
ehrenamtliche Mitarbeiter und<br />
Vermittlung von Hausnotrufgeräten.<br />
Es dient hauptsächlich zur Entlastung und<br />
Unterstützung von Senioren, die noch in der<br />
eigenen Häuslichkeit wohnen, und deren<br />
Angehörigen. Es bietet ihnen eine gewisse<br />
Sicherheit. Außerdem ist es für Angehörige<br />
durch das Betreute Wohnen zu Hause besser<br />
möglich, Pflege und Berufstätigkeit miteinander<br />
zu vereinbaren.<br />
„Rundum Hilfe zu jeder Zeit“<br />
„Rundum Hilfe zu jeder Zeit“ ist das Motto<br />
des Unterstützungsangebots, das individuelle<br />
Hilfen mit vielen unterschiedlichen Mitarbeitern<br />
parat hält. Der Anspruch, „für jeden das<br />
Richtige zu finden“, verlangt gute Kenntnis<br />
der individuellen Situation, Flexibilität und<br />
Kreativität. Die Betreuungsleistungen reichen<br />
von „da sein“, Gesprächen und Kaffeekränzchen<br />
über Haushaltshilfe, Gartenarbeit und<br />
Hausmeisterdienste bis zu Botengängen<br />
und Ausflügen.<br />
So können die betreuten Senioren wahrhaft<br />
sagen: „Zum Glück gibt es diese Hilfe!“. Die<br />
neue Kommunikationsoffensive der Altenhilfe<br />
bringt dies zum Ausdruck. Im Hinblick<br />
auf diese waren jetzt die Vertragspartner des<br />
Betreuten Wohnens zu Hause in der Region<br />
Spaichingen/Trossingen wie schon früher<br />
die Bewohner der Altenzentren zu Fotoshootings<br />
eingeladen, um lebensnahe und<br />
ausdrucksstarke Bilder zu ermöglichen. Viele<br />
Betreute waren sofort begeistert dabei.<br />
Aufregung und Friseurbesuche<br />
Aufregung und viele Friseurbesuche gab<br />
es schon vor dem ersten Treffen dazu im<br />
Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef, wo ein gemeinsames<br />
Vorgespräch bei Kaffee und Kuchen und<br />
eine erste Bilderserie von Einzelfotos auf dem<br />
Programm standen.<br />
In bester <strong>St</strong>immung wurden dann bei Terminen<br />
zu Hause die „gestylten“ Senioren in<br />
ihrer Lebensumgebung bei einer passenden<br />
Szene abgelichtet und die Ergebnisse am<br />
Computer gleich kritisch überprüft. Ein Ehepaar<br />
überzeugte sogar noch den kleinen<br />
Urenkel, bei der Fotoserie mitzumachen.<br />
Wohnräume wurden kurzerhand umgestellt<br />
und umgestaltet, bis der perfekte Platz und<br />
das richtige Licht gefunden waren. Bei allen<br />
Bildern war eines immer gleich: Es wurde<br />
viel gelacht, so dass sich die Porträtierten<br />
gar nicht mehr anstrengen mussten, für die<br />
Kamera ein Lächeln aufzusetzen. Nach den<br />
Aufnahmen wurde immer noch gemütlich<br />
beieinander gesessen und man durfte dem<br />
Fotograf schon einmal über die Schulter auf<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11 25<br />
die aktuellsten Fotos schauen. Nach getaner<br />
Arbeit wurden unter Umständen noch<br />
die benötigten Accessoires genossen wie<br />
die verschiedenen Torten, die für die Bilder<br />
benötigt worden waren. Bei ausgelassener<br />
<strong>St</strong>immung versuchten die Betreuungsnehmer<br />
dem Aufnahmeteam aus dem Rheinland<br />
auch, das ein oder andere schwäbische<br />
Wort beizubringen.<br />
Abzüge für alle Porträtierten<br />
So brachte das Fotoshooting eine Menge<br />
Spaß und Abwechslung in den gewohnten<br />
Alltag. Mit großer Neugierde warteten die<br />
Porträtierten auf „ihre“ Bilder und so herrschte<br />
große Freude, als dann alle Teilnehmer<br />
große Abzüge ihrer zwei besten Fotos in<br />
Händen hielten.<br />
Gewinner des Fotoshootings wurde das<br />
Ehepaar Meister mit ihrem Urenkel sowohl<br />
mit der Geburtstagstorte wie beim „ins Ohr<br />
flüstern“. Das dritte Gewinnerbild zeigt<br />
Karl Distel und Karl Meister beim Kartenspiel.<br />
Alle Gewinner wurden zum Eisessen<br />
eingeladen. Anja Lehr/Ewald Graf<br />
Technik im heimischen Wohnzimmer bei den Fotoaufnahmen zum <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Angebot „Betreutes Wohnen<br />
zu Hause“: die Großeltern Karl und Magdalena Meister in Spaichingen mit ihrem Urenkel Sandro Hag<br />
werden für das möglichst lebensnahe Bild umlagert von (von links) <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Mitarbeitern Nadja Merkle,<br />
Fotograf Dominik Asbach und Agentur-Mitarbeiterin Petra Pierenkemper. Foto: Lehr
Tandem Schule-Jugendhilfe in Schwenningen erfolgreich gestartet<br />
„Herzenssache“-Spenden ermöglichen<br />
einzigartiges Modellprojekt<br />
Villingen-Schwenningen. Nachdem das<br />
Kinder- und Familienzentrum (KiFaz) Villingen-Schwenningen<br />
den Zuschlag für eine<br />
Projektförderung in Höhe von 48.000 Euro<br />
für zwei Jahre durch die Aktion „Herzenssache“<br />
des Südwestrundfunks (SWR) bekommen<br />
hat, konnte das Tandem-Projekt<br />
im Februar diesen Jahres mit einem großen<br />
Auftaktworkshop gestartet werden.<br />
Zwei Jahre konzeptionelle Arbeit<br />
Über zwei Jahre konzeptionelle Arbeit und<br />
hartnäckige Suche nach einer Projektfinanzierung<br />
durch Einrichtungsleiter Klaus Heß<br />
waren vorausgegangen bis dahin. Beim<br />
Projektstart in der Janusz-Korczak-Schule<br />
in Schwenningen sprachen Professor<br />
Dr. Matthias Brungs und Mitarbeiterin Anja<br />
Teubert von der Dualen Hochschule Villingen-Schwenningen<br />
gar von einem „bundesweit<br />
einzigartigen Projekt“, für das sie gerne<br />
die wissenschaftliche Begleitung übernommen<br />
haben.<br />
„Einzigartig sind dabei gleich mehrere Dinge“,<br />
so Jürgen Muff, Tandem-Verantwortlicher<br />
im KiFaz: „Da ist zum einen die außerordentlich<br />
intensive Zusammenarbeit der sehr<br />
unterschiedlichen Systeme Jugendhilfe und<br />
Regelschule – Sonderschule und zum anderen<br />
die Offenheit der Grundschulrektoren<br />
und der Kollegien an den vier beteiligten<br />
Grundschulen und der kooperierenden<br />
Sonderschule, sich auf eine völlig neue Art<br />
der Unterstützung einzulassen. Und das<br />
alles im Grundschulbereich verbunden mit<br />
der Hoffnung, dass wir mit den Tandems<br />
tätig werden, bevor ‚das Kind in den Brunnen<br />
gefallen ist‘.“<br />
Wie beim Auftaktworkshop verdeutlicht<br />
wurde, verzeichnen die Schulen im <strong>St</strong>adtbezirk<br />
Schwenningen zunehmend Probleme<br />
mit verhaltensschwierigen Kindern, die einen<br />
geregelten Unterricht oft unmöglich machen.<br />
Davon sind alle vier Grundschulen gleich<br />
betroffen. Das Modellprojekt soll als Präventionsmaßnahme<br />
die Umschulung in eine<br />
Schule für Erziehungshilfe vermeiden helfen<br />
durch Verbesserung der individuellen und<br />
sozialen Kompetenzen der Schüler und des<br />
gesamten Klassenklimas.<br />
Im Duo treten die Sonderschulpädagogen und Sozialpädagogen des Tandem-Projekts an den Schwenninger<br />
Grundschulen auf: (von links) Frauke Thena, Helmut Rößle, Martin Ruff und Elke Schlenker.<br />
Foto: Cronemeyer<br />
26<br />
Interdisziplinäre Gespanne<br />
Doch wer verbirgt sich nun hinter den „Tandems“?<br />
Frauke Thena, Sonderschullehrerin,<br />
und Helmut Rößle, Jugend- und Heimerzieher<br />
und Erlebnispädagoge, bilden das<br />
eine interdisziplinäre „Tandem“, Martin Ruff,<br />
Sonderschullehrer, und Elke Schlenker, Sozialpädagogin,<br />
bilden das zweite Gespann,<br />
das in den vier Schwenninger Grundschulen<br />
gemeinsam unterwegs ist. Die beiden Lehrer<br />
sind an der Schwenninger Janusz-Korczak-<br />
Schule tätig und mit jeweils einem halben<br />
Deputat für diese Tandem-Arbeit freigestellt.<br />
Die beiden Sozialpädagogen sind als Honorarkräfte<br />
für das KiFaz tätig, finanziert über<br />
Eigenmittel des KiFaz, einen Beitrag des<br />
Jugendamtes der <strong>St</strong>adt Villingen-Schwenningen<br />
und vor allem über die Projektgelder<br />
von SWR-Herzenssache.<br />
Schulamt und <strong>St</strong>adt mit im Boot<br />
Darüber hinaus engagieren sich in diesem<br />
Projekt Karl-Heinz Götz, Schulleiter der Karlund<br />
Neckarschule, und Jürgen Muff, Abteilungsleiter<br />
Kooperationsschulen im KiFaz,<br />
als Projektverantwortliche im alle zwei<br />
Wochen stattfindenden Qualitäts-Zirkel. Die<br />
Projektsteuerung übernehmen sie zusammen<br />
mit Schulrätin Annette Sauter-Schimak vom<br />
<strong>St</strong>aatlichen Schulamt und Kerstin Engelhaupt,<br />
Abteilungsleiterin im <strong>St</strong>ädtischen Amt für<br />
Familie, Jugend und Soziales. In diesem<br />
<strong>St</strong>euerungskreis fand auch die gesamte<br />
Vorbereitung von der Konzeptionierung bis<br />
zur Mitarbeitersuche statt.<br />
Magister Anja Teubert und Professor<br />
Matthias Brungs vom <strong>St</strong>udiengang Sozialmanagement/Bildung<br />
und Beruf an der<br />
DHBW Villingen-Schwenningen führen über<br />
die gesamte Projektlaufzeit eine wissenschaftliche<br />
Begleitung durch. Dazu finden<br />
mehrere Workshops statt. Die Falldokumentationen<br />
der durchgeführten Interventionen<br />
werden ausgewertet und Interviews mit<br />
den beteiligten Rektoren, LehrerInnen und<br />
Tandem-MitarbeiterInnen geführt.<br />
Einsatz bei Problemen in der Klasse<br />
Und was machen die Tandem-Lehrer und<br />
Mitarbeiter? Eine Lehrerin, die mit einzelnen<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11
Die Kinder waren allesamt stolz<br />
und glücklich über die gemeisterten<br />
„Ritterprüfungen“. Dass<br />
sie dabei fast unbemerkt in<br />
ein neues, harmonischeres<br />
Miteinander kamen, wird<br />
sich hoffentlich auch ins neue<br />
Schuljahr weitertragen.<br />
Schülern, einer Schülergruppe oder der<br />
gesamten Klasse Probleme hat, so dass viel<br />
Zeit für die Problembearbeitung unter und<br />
mit den Schülern und zu wenig Zeit mit dem<br />
Kerngeschäft des Unterrichtens verbracht<br />
wird, fragt bei der Tandem-Gruppe an.<br />
Die Tandem-Mitarbeiter kommen zu einem<br />
ersten Gespräch, stellen nach einem Unterrichtsbesuch<br />
eine Problemanalyse vor und<br />
präsentieren der Klassenlehrerin Interventions-<br />
und Lösungsideen. Gemeinsam wird<br />
ein Interventionsplan erstellt, der immer<br />
wieder besprochen und angepasst wird.<br />
So arbeitete das Tandem Frauke Thena/<br />
Helmut Rößle die letzten Monate intensiv<br />
in einer Grundschulförderklasse. Über ein<br />
„Ritter-Projekt“ wurde mit unterschiedlichsten<br />
Spielen das Selbstbewusstsein und das<br />
Gemeinschaftsgefühl der Kinder gefördert.<br />
Diese Spiele und Aktionen wurden in der<br />
Turnhalle oder auch im Wald durchgeführt<br />
und später dann im Klassenzimmer in<br />
Die Tandem-Mitarbeiter wie hier Martin Ruff<br />
übernehmen auch Unterrichtseinheiten, was den<br />
Kollegen und Kolleginnen Gelegenheit gibt zur<br />
Beobachtung der Schüler.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />
Gemeinsam mit der Klassenlehrerin erörtern die Tandem-Duos Maßnahmen und Lösungen zu schwierigen<br />
Klassensituationen und versuchen diese auch durch ungewöhnliche Aktionen aufzuarbeiten. Hier Tandem-<br />
Mitarbeiter Helmut Rößle beim „Ritterschlag“ für eine Schülerin. Fotos: Muff<br />
abgewandelter Form daran angeknüpft.<br />
Parallel dazu konnte das Tandem auch einzelne<br />
Teile des Unterrichts übernehmen, so dass<br />
die Lehrerin die Reaktionen und Arbeitsweise<br />
ihrer Schüler selbst beobachten konnte.<br />
Kurz vor den Sommerferien konnten sich<br />
die Schüler in mehreren „Prüfungen“ beweisen<br />
und wurden bei einem Fest mit den<br />
Eltern „zum Ritter geschlagen“. Die Lehrerin<br />
äußerte sich sowohl den Tandem-Mitarbeitern<br />
als auch ihrem Schulleiter gegenüber<br />
sehr dankbar für diese neue Art der Unterstützung<br />
– und die Kinder waren allesamt<br />
stolz und glücklich über die gemeisterten<br />
„Prüfungen“. Dass sie dabei fast unbemerkt<br />
in ein neues, harmonischeres Miteinander<br />
kamen, wird sich hoffentlich auch ins neue<br />
Schuljahr weitertragen.<br />
Einzelförderung und Elterngespräche<br />
Ein zweites Beispiel stellt eine Intervention in<br />
einer dritten Klasse kurz vor den Sommerferien<br />
dar. Mehrere Schüler mit unterschiedlichsten<br />
Auffälligkeiten störten den Unterrichtsablauf<br />
immer wieder. Das Tandem<br />
Elke Schlenker/Martin Ruff übernahm auch<br />
Unterrichtseinheiten, so dass die Klassenlehrerin<br />
sowie der andere Tandem-Partner<br />
gezielt einzelne Schüler beobachten und<br />
fördern können. Des weiteren wurden in<br />
dieser Klasse gemeinsam zwei problematische<br />
Elterngespräche geführt und bei einem<br />
27<br />
Die individuellen und sozialen Kompetenzen der<br />
Schüler werden bei den Interventionsmaßnahmen<br />
der Tandem-Duos gefördert. Zur „Ritter-Prüfung“<br />
gehörte auch das Gehen mit verbundenen Augen.<br />
Schüler eine Hochbegabtenüberprüfung in<br />
die Wege geleitet. Weitere Schritte zu Schuljahresbeginn<br />
wurden bereits vereinbart.<br />
Wenn diese Tandem-Arbeit mit dem gleichen<br />
Engagement zu Schuljahresbeginn wieder<br />
startet, können die Beteiligten trotz einiger<br />
Holpersteine und Irritationen bei einzelnen<br />
Interventionen mit der Arbeit der Tandems<br />
und der Akzeptanz in den vier Grundschulen<br />
sehr zufrieden sein, lautet das erste positive<br />
Fazit dieses Modellprojekts. Jürgen Muff
Heiligenbronner Superior Rolf Oster in den Ruhestand verabschiedet<br />
In über zwölf Jahren Dienst viele<br />
Menschen gestärkt und aufgerichtet<br />
Heiligenbronn. Mit etwas Wehmut verbunden<br />
war der Festtag zur Verabschiedung<br />
von Superior und Pfarrer Rolf Oster in<br />
Heiligenbronn in den Ruhestand, steht für<br />
die Klostergemeinschaft der Franziskanerinnen<br />
doch kein Priester mehr zur Verfügung.<br />
Seit der Klostergründung 1857 war die<br />
Heiligenbronner Schwesterngemeinschaft<br />
stets von einem Superior geleitet oder<br />
begleitet worden. Der erste war der Oberndorfer<br />
Dekan Marcel von Binder – Klostergründer<br />
David Fuchs war formell nur Beichtvater<br />
der jungen Gemeinschaft gewesen.<br />
Rolf Oster wurde als neunter Superior<br />
der Kongregation im Dezember 1998 in<br />
<strong>St</strong>. Gallus investiert und war über zwölf<br />
Jahre im Dienst. Die Vielfalt seines Wirkens<br />
im Wallfahrtsort zeigte sich auch an seinem<br />
Verabschiedungstag im Juli.<br />
„Der Himmel weint schon etwas und wahrscheinlich<br />
weint’s in mir auch ein bisschen“,<br />
schmunzelte Rolf Oster zum Auftakt des<br />
Festgottesdienstes in der vollbesetzten Wallfahrtskirche<br />
<strong>St</strong>. Gallus, den das Chörle und<br />
seine Solisten unter Leitung von Schwester<br />
Auch im <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat der stiftung st. <strong>franziskus</strong><br />
heiligenbronn wurde Superior Rolf Oster nach<br />
zwölfjähriger Mitverantwortung verabschiedet.<br />
<strong>St</strong>ellvertretender Vorsitzender Paul Müller überreicht<br />
ihm einen Geschenkkorb. Foto: Haaser<br />
Superior Rolf Oster im Kreis des Schwesternchors beim Gemeindenachmittag im Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> – mit Segensliedern gaben ihm die Schwestern musikalisches Geleit. Oster überreichte der<br />
neuen Mesnerin von <strong>St</strong>. Gallus, Schwester Bernadette, ein Blumengebinde. Fotos: Graf<br />
Magdalena Dilger und Schwester Anna-<br />
Franziska Fehrenbacher an der Orgel stimmungsvoll<br />
umrahmten. Am Altar assistierten<br />
der neu geweihte Diakon Christian Erath<br />
aus Heiligenbronn und Superior Franz Xaver<br />
Weber aus Sießen. Auch eine große Zahl<br />
von Ministranten taten Dienst.<br />
Superior Oster sagte in seiner Predigt unter<br />
dem <strong>St</strong>ichwort „Aussaat und Ernte“ für<br />
vieles Dank, nicht nur für sich. Schwester<br />
Euphemia Dennochweiler (83), die kurzfristig<br />
in die Klinik musste, sagte er Dank für fast<br />
25-jährigen Dienst als Mesnerin in <strong>St</strong>. Gallus<br />
und begrüßte Schwester Bernadette Gaile<br />
als ihre Nachfolgerin. Oster freute sich auch,<br />
dass mit Christian Erath ein ehemaliger<br />
Ministrant von <strong>St</strong>. Gallus erstmals als Diakon<br />
am Altar seiner Heimatgemeinde stehe.<br />
Geheimnis des Gnadenortes<br />
Ein Viertel seines Berufslebens, führte Rolf<br />
Oster (70) aus, habe er am Wallfahrtsort<br />
Heiligenbronn verbracht und anfangs seien<br />
für ihn durchaus Worte der Ermunterung<br />
und Hoffnung nötig gewesen. An einzelne<br />
Begegnungen und Tage in den über zwölf<br />
Jahren erinnerte er sich noch gut. Wie zu<br />
Zeiten des Klostergründers David Fuchs stehe<br />
heutzutage der Glaube nicht hoch im Kurs.<br />
Doch es sei das Geheimnis dieses Gnadenortes,<br />
das die Menschen hierher führe, und<br />
die Gnadenmutter spreche noch immer<br />
zu ihnen: „Was er euch sagt, das tut.“<br />
28<br />
Die Vielfalt der Heiligenbronner Gemeinde<br />
zeigte sich auch beim anschließenden <strong>St</strong>ehempfang<br />
in den Räumen um den Klosterhof,<br />
bei dem verschiedene Gruppen aus der<br />
Kirchengemeinde und der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> sich vom<br />
Superior verabschiedeten oder Geschenke<br />
überreichten. Auch befreundete Ordensgemeinschaften<br />
waren vertreten sowie Amtsbrüder<br />
Rolf Osters aus der Umgebung.<br />
Gesangsbeiträge und Filmaufführung<br />
Auch beim Gemeindenachmittag im Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
drückten Redner und<br />
Akteure ihre Wertschätzung und Dankbarkeit<br />
für die Dienste des gemeinsam mit Haushälterin<br />
Lydia Raith nach Heidenheim wegziehenden<br />
Geistlichen aus. Der Chor „InTakt“<br />
aus der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> mit Schwesternbegleitung<br />
intonierte unter Leitung von Georg Sprich<br />
„Tausend Jahre wie ein Tag“ mitsamt Sprechgesang-Einlage.<br />
Die Kindergartenkinder von<br />
<strong>St</strong>. Gallus nahmen den Pfarrer als „starken<br />
Brückenpfeiler“ mit in ihre Reihe hinein. Die<br />
Ministranten von <strong>St</strong>. Gallus führten einen<br />
heiteren Abschiedsfilm auf mit „<strong>St</strong>reetview<br />
in Heiligenbronn“ und einem Blick hinter die<br />
Kulissen des Gottesdienstes in der Sakristei.<br />
Wohngruppen der Behindertenhilfe Erwachsene<br />
widmeten dem scheidenden Superior<br />
einen Liederreigen unter anderem mit dem<br />
Franziskus-Lied „Laudato si“, eingebettet in<br />
die Geschichte vom Regenbogen, dessen<br />
Farben einander alle brauchen.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11
Menschen in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> begleitet<br />
Norbert Rapp, Vorstand der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>.<br />
Franziskus Heiligenbronn, sagte Oster Dank<br />
für seine Dienste in Wort und Sakrament und<br />
seine Begleitung der Menschen mit Behinderung<br />
und der Mitarbeiter. Mit seiner „zugewandten,<br />
offenen und einfühlsamen Art“<br />
habe er verstanden, auf sehr unterschiedliche<br />
Menschen mit unterschiedlichen Lebenslagen<br />
einzugehen. An einige Herausforderungen<br />
von Osters Amtszeit erinnerte Rapp wie die<br />
Neugestaltung der Kirche und das 150-jährige<br />
Jubiläum des Klosters.<br />
Fischfang mit guten Wünschen<br />
Generaloberin Schwester Judith Kaupp sagte<br />
Dank, dass er sich 1998 auf „ein neues<br />
Wagnis“ eingelassen habe und mit ganzem<br />
Herzen und offenem Ohr nach Heiligenbronn<br />
gekommen sei. Viele Menschen hier seien<br />
durch ihn gestärkt und aufgerichtet worden.<br />
In der Klostergemeinschaft wirkte er auch<br />
an zwei Generalkapiteln und der Neufassung<br />
der Lebensordnung mit. „Ihnen ist es zu<br />
verdanken“, betonte Schwester Judith, „dass<br />
alle drei Lebensbereiche hier stärker zusammen<br />
gewachsen sind.“ Als Fischfang für ihren<br />
Weg in den Ruhestand gaben die Festgäste<br />
Rolf Oster und Lydia Raith gute Wünsche in<br />
Form von Meeresfrüchten mit auf den Weg.<br />
„Gemeinsam viel bewegt“<br />
Den „Dreiklang“ von Klostergemeinschaft,<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> und Kirchengemeinde begrüßte<br />
auch Marianne Pfundstein, zweite Vorsitzende<br />
des Kirchengemeinderates <strong>St</strong>. Gallus.<br />
„Wir haben mit Ihnen gemeinsam viel<br />
bewegt“, unterstrich Pfundstein und erwähnte<br />
etwa die Jugendarbeit, die Kinderkirche,<br />
Ministranten und Emmaus-Gottesdienste. In<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />
ihren Dank schlossen die Rednerinnen und<br />
Redner auch den „treuen und stillen Dienst“<br />
von Haushälterin Lydia Raith mit ein. Beide<br />
bekamen von der Kirchengemeinde ein Luftbild<br />
von Heiligenbronn geschenkt sowie ein<br />
Wohlfühl-Wochenende in einem Schwarzwald-Hotel<br />
nach erfolgtem Umzug.<br />
„Ein bewegender Tag“<br />
„Ein bewegender Tag“ auch für ihn selbst,<br />
bemerkte Superior Oster in seinen Schlussworten<br />
zum Gemeindenachmittag. Er habe<br />
wieder gemerkt, „wie vielfältig der Acker-<br />
Mit den Farben des Regenbogens gestalteten die Erwachsenen-Wohngruppen Fridolin und Marienberg<br />
eine musikalische Geschichte bei der Verabschiedung Osters. Alle Wohngruppen gemeinsam hatten auch<br />
ein Erinnerungsbuch für ihn gestaltet mit ganz persönlichen Wünschen und Danksagungen.<br />
Mit einem Festgottesdienst in der Wallfahrtskirche <strong>St</strong>. Gallus wurde die Verabschiedung von Superior und<br />
Ortspfarrer Rolf Oster (am Altar) von Heiligenbronn begangen. Der Heiligenbronner Diakon Christian Erath<br />
(ganz links) und der Sießener Superior Franz Xaver Weber feierten mit.<br />
29<br />
boden von Heiligenbronn ist“ und nehme<br />
viel mit an Erinnerungen, Eindrücken und<br />
Begegnungen. Zum jungen Diakon Christian<br />
Erath gewandt, dem er er für seinen weiteren<br />
Weg alles Gute wünschte, meinte er:<br />
„So kann Kirche sein – so lebendig, lustig,<br />
fromm, dankbar“.<br />
Mit dem Hoffnungslied „Wer vertraut, hat<br />
Zukunft“ und dem irischen Segenslied<br />
„Mögen sich die Wege vor deinen Füßen<br />
ebnen“ ließ der Schwesternchor unter<br />
Leitung von Schwester Magdalena den<br />
Nachmittag andächtig ausklingen. Daran<br />
schloss sich nochmals ein musikalisches Ereignis<br />
aus Anlass der Verabschiedung an:<br />
ein Konzert des Sinfonieorchesters der<br />
Musikschule Schramberg.<br />
Kirchenkonzert mit jungem Orchester<br />
Die jungen Musikerinnen und Musiker unter<br />
Leitung von Meinrad Löffler interpretierten<br />
in der <strong>St</strong>. Gallus-Kirche die Orchestersuite<br />
von Johann Sebastian Bach mit dem bekannten<br />
„Air“ sowie das Cellokonzert in C-Dur<br />
von Joseph Haydn mit dem Solisten Frank<br />
Hafner. Dazwischen spielte Linus Witz an<br />
der Späth-Orgel ein Präludium von Bach und<br />
Johannes Schork, Hildegard Detscher und<br />
Rolf Oster trugen besinnliche Texte aus der<br />
Bibel und ein Gebet vor.<br />
Ewald Graf
Bitte ausschneiden oder kopieren und faxen an 07422 569-300<br />
Oder per Post an stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn,<br />
Redaktion <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>, Kloster 2, 78713 Schramberg-Heiligenbronn,<br />
Telefax: 07422 569-300, E-Mail: <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>@stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />
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stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
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Ja, ich möchte die sozialen Einrichtungen und Dienste der stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
dauerhaft unterstützen. Daher helfe ich mit einer regelmäßigen Spende!<br />
Bitte buchen Sie ab dem | | 20 bis auf Widerruf<br />
monatlich jährlich<br />
Anschrift (bei Umzug neue Anschrift)<br />
Vor- und Nachname: Geburtsdatum:<br />
Firma/Organisation: Beruf:<br />
<strong>St</strong>raße/Hausnummer:<br />
PLZ: Ort:<br />
Bisherige Anschrift (bei Umzug/Abbestellung unbedingt angeben!)<br />
Vor- und Nachname:<br />
Firma/Organisation:<br />
<strong>St</strong>raße/Hausnummer:<br />
PLZ: Ort:<br />
Wenn Sie den <strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> abbestellen, sagen Sie uns warum?<br />
10 Euro 25 Euro _________ Euro von meinem Konto ab.<br />
Vor- und Nachname:<br />
<strong>St</strong>raße / Hausnummer:<br />
PLZ / Ort:<br />
Diese Einzugsermächtigung können Sie jederzeit ohne Angabe von Gründen widerrufen.<br />
Ein Anruf genügt (Telefon: 07422 569-388)<br />
Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> verfolgt ausschließlich gemeinnützige, mildtätige und kirchliche Zwecke. Spenden sind steuerlich absetzbar.<br />
Sie erhalten nach Ablauf eines Kalenderjahres unaufgefordert eine Zuwendungsbestätigung.<br />
Kontonummer:<br />
BLZ: Bank:<br />
Kontoinhaber:<br />
Datum / Unterschrift des Kontoinhabers<br />
Spendenkonto der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>: 540 340 bei der Kreissparkasse Rottweil, BLZ 642 500 40<br />
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Zwei neue Schulen für Kinder und Jugendliche mit<br />
Hör- und Sehschädigungen schaffen Lebensperspektiven.<br />
Die Bauarbeiten für das Schulgebäude<br />
<strong>St</strong>. Benedikt in Heiligenbronn sind im Gange.<br />
Wenn Sie diese große Investition in die Zukunft<br />
junger Menschen unterstützen wollen, können Sie<br />
die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> mit einer Spende für „Wir machen<br />
Schule“ oder der nebenstehenden Einzugsermächtigung<br />
helfen.<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11
Das ist ja das Vorletzte!<br />
Gemeinsamer Kampf<br />
um hitzefreie Schule<br />
Heiligenbronn. Es gab vor den Sommerferien<br />
durchaus sehr heiße Tage, auch in<br />
Heiligenbronn. Die blinden und sehbehinderten<br />
Schüler in ihren älteren Räumlichkeiten<br />
litten nicht wenig unter der Hitze und<br />
die Klasse 5/6 des Förderzentrums Sehen<br />
schritt zur Tat bzw. griff zur Feder, um<br />
gemeinsam um die Bewilligung von „hitzefrei“<br />
zu kämpfen. Direktor Ludger Bernhard<br />
erreichten mehrere Briefe aus der Klasse<br />
mit dem dringenden Anliegen der schweißgebadeten<br />
Schüler. Die kreative Argumentationskunst<br />
der Schüler verdient es, hier<br />
dokumentiert zu werden.<br />
„Klassenzimmer immer stickiger“<br />
Bitte hitzefrei<br />
Hallo Herr Bernhard,<br />
die Sommer werden immer heißer und die<br />
Klassenzimmer immer stickiger. Wir Schüler<br />
können uns nicht mehr konzentrieren.<br />
Unsere Klasse möchte gerne einmal hitzefrei<br />
haben. Wenn das nicht geht, dann<br />
würden wir einen Tag Unterricht im Freien<br />
machen. Es würde mich freuen, wenn<br />
das klappen könnte.<br />
Herzliche Grüße, Robin Haas<br />
Lehrer versprechen sich sehr oft<br />
Antrag auf hitzefrei<br />
Sehr geehrter Herr Bernhard,<br />
wie schon von meiner Klasse gesagt wurde,<br />
schreiben wir einen Brief. Wir wünschen<br />
uns alle an heißen Nachmittagen hitzefrei.<br />
Da gibt es auch bestimmte Gründe:<br />
1. Am Nachmittag ist es im Klassenzimmer<br />
voll heiß und da kann die Klasse sich nicht<br />
so gut konzentrieren.<br />
2. Die Lehrer können sich ebenso nicht konzentrieren<br />
und sie versprechen sich sehr oft.<br />
3. Wenn es voll heiß ist, bringt es nichts,<br />
wenn man das Fenster öffnet.<br />
Mit freundlichen Grüßen, Jule Pia Fleig<br />
„30 Grad müssten reichen“<br />
Sehr geehrter Herr Bernhard,<br />
da die Klasse 5/6 sich in der letzten Zeit<br />
oft über „kein hitzefrei“ beschwert hat,<br />
möchten wir Sie hiermit darum bitten. Falls<br />
Sie zustimmen sollten, schlage ich vor, dass<br />
30 Grad reichen müssten, um hitzefrei zu<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/11<br />
bekommen. Wir müssten dann auch nicht<br />
nach Hause fahren, sondern könnten in<br />
der Schule bleiben – OHNE UNTERRICHT<br />
versteht sich.<br />
Bitte geben Sie so schnell wie möglich<br />
Rückmeldung. Wir würden uns freuen,<br />
wenn Sie zustimmen würden.<br />
Mit freundlichen Grüßen, Tobias M.<br />
(zweiter Klassensprecher)<br />
„Schreiben schlechte Arbeiten“<br />
Antrag auf hitzefrei<br />
Sehr geehrter Herr Bernhard,<br />
meine Klasse – Tobias, Robin, Leon, Jule<br />
und Dennis – möchten Sie bitten, wenn es<br />
über 30 Grad ist, uns hitzefrei zu geben.<br />
Denn wenn es so heiß ist, können wir uns<br />
nicht so richtig konzentrieren und dann<br />
schreiben wir schlechte Arbeiten.<br />
Mit freundlichen Grüßen, Mark Rauße<br />
Unterricht im tiefen Wald<br />
Und hat es geholfen? Direktor Bernhard<br />
antwortete:<br />
Leider konnte ich ihnen keine Chance auf<br />
hitzefrei einräumen. Habe ihnen aber<br />
geraten, bei zu großer Hitze mit ihren Lehrerinnen<br />
einen geeigneten Unterrichtsort<br />
und -stoff zu suchen, z.B. im Wasserbecken<br />
Bonaventura oder tief im Wald.<br />
Mit freundl. Grüßen, Ludger Bernhard<br />
Niedersachse staunt<br />
über die Schwaben<br />
Heiligenbronn. Bei der Tagung der<br />
Blinden- und Sehbehindertenpädagogen in<br />
Heiligenbronn (siehe Artikel Seite 13) führte<br />
Beate Schork, Leiterin der Taubblindenabteilung<br />
im Förderzentrum Sehen, die<br />
Kollegen und Kolleginnen des Arbeitskreises<br />
Hörsehbehindert/Taubblind durch die <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Einrichtung.<br />
Bei der anschließenden Zusammenkunft<br />
im Elisabetha-Glöckler-Saal fragte Herbert<br />
Kubis aus Hannover, der Leiter der AG,<br />
nach den Eindrücken, die die Teilnehmer<br />
beim Rundgang gesammelt hatten, und<br />
bemerkte selbst: „Ich finde es sehr schwäbisch“<br />
– alles sei perfekt organisiert, dann<br />
sei irgendwie ein Geldsegen übers Land<br />
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gegangen und mit Fleiß, Beharrlichkeit und<br />
<strong>St</strong>ruktur werde Erstaunliches aufgebaut,<br />
frotzelte der Niedersachse.<br />
Kein Spiegelbild, sondern bei näherem Hinsehen<br />
zwei verschiedene koreanische Frauen:<br />
die beiden <strong>St</strong>udentinnen Kim Dong-Soon (links)<br />
und Lim Eun-Ji. Fotos: Kumpart<br />
Gäste aus Korea einfach<br />
auseinander zu halten<br />
Mühlheim. Im Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />
in Mühlheim hospitierten die beiden koreanische<br />
<strong>St</strong>udentinnen Kim Dong-Soon<br />
und Lim Eun-Ji. Die beiden freundlichen,<br />
bescheidenen und immer lächelnden jungen<br />
Frauen lernten im Rahmen ihres Sozialarbeit-<br />
<strong>St</strong>udiums die Pflege in Deutschland kennen<br />
und besuchten auch das neu eröffnete<br />
Altenzentrum Selige Irmgard in Baindt.<br />
Die Verständigung mit ihnen erfolgte über<br />
ein paar Brocken Deutsch und Englisch, ansonsten<br />
aber funktionierte auch die Kommunikation<br />
mit „Hend“ und „Fiaß“ ganz gut.<br />
Ein anderes Problem hatte jedoch eine Mitarbeiterin<br />
von <strong>St</strong>. Antonius, als sie „Kim“<br />
und „Lim“, wie die beiden einfachheitshalber<br />
genannt wurden, zum ersten Mal sah.<br />
„Wie soll ich die beiden denn auseinanderhalten?“,<br />
fragte sie eine Kollegin, denn die<br />
Gesichtszüge sind nun mal für westliche<br />
Augen ziemlich ähnlich. Die andere Mitarbeiterin<br />
hatte aber einen guten Ratschlag<br />
parat: „Das ist doch ganz einfach. Kim ist<br />
die mit den kurzen Haaren und Lim ist die<br />
mit den langen Haaren!“ Mit dieser Eselsbrücke<br />
war es nun kein Problem mehr, die<br />
<strong>St</strong>udentinnen auch mit ihrem richtigen<br />
Namen anzusprechen.
stiftung st. <strong>franziskus</strong> heiligenbronn<br />
Kloster 2<br />
78713 Schramberg-Heiligenbronn<br />
Telefon 07422 569-0<br />
Telefax 07422 569-300<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong>@stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />
www.stiftung-st-<strong>franziskus</strong>.de<br />
Spendenkonto: 540 340<br />
BLZ: 642 500 40, Kreissparkasse Rottweil<br />
Fünf Schülerinnen des Förderzentrums<br />
Hören und Sprechen in Heiligenbronn<br />
schlüpften für eine Woche in die<br />
Rolle einer Mutter – mit Hilfe von<br />
Babysimulatoren, die wie echte Babys<br />
schreien und ihre Bedürfnisse haben,<br />
die befriedigt werden wollen. Jedes<br />
Verhalten wird aufgezeichnet und<br />
dient später der Reflexionshilfe. So<br />
lernen die Mädchen sich selbst in der<br />
Situation mit einem Kind wie auch<br />
die Reaktion ihres Umfeldes kennen.<br />
Ermöglicht hat das Projekt die Caritas<br />
Rottweil. Müde und erschöpft waren<br />
alle „Mütter“ nach den vier Tagen<br />
Foto: K. Graf<br />
und vor allem Nächten, die doch sehr<br />
unruhig waren. Die Schülerinnen wussten<br />
sich aber auch Hilfe zu holen.<br />
Auch dass eine Schülerin nach einer<br />
Nacht das „Baby“ verzweifelt wieder<br />
zurückgab, war für sie eine wichtige<br />
Erkenntnis. In einem waren sich die<br />
Mädchen einig: auch die Jungs sollten<br />
mal ausprobieren, wie es wäre, Vater<br />
zu sein. Unser Bild zeigt (von links)<br />
die Caritas-Mitarbeitern Martina<br />
Fabienne Godinho und die vier Probemütter<br />
Dora Grimm, Noemi Arlotti,<br />
Melisa Özkan und Emine Lalaj mit<br />
ihren Testkindern.