Sonderausgabe franziskus-bote zum Klosterjubiläum 2007

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40 Kloster-ABC or dens in ka tho li schen Or - dens ge mein schaf ten. Der Su pe ri or des Klos ters Hei li - gen bronn wird vom Bi - schof von Rot ten burg- Stutt gart er nannt und hat heut zu ta ge die Auf ga be, den geist li chen Weg der Schwes tern ge mein schaft zu be glei ten, die Sak ra - men te zu fei ern und die Ge mein schaft in ih rer Nach fol ge Je su zu be stär - ken. T Tabernakel (von la tei nisch „ta ber na cu lum” = Hütte, Zelt) ist in der ka tho li schen Kirche der Auf be wah - rungs ort der eu cha ris ti - schen Brotgestalt, die als der Leib Christi ver ehrt wird (“das Allerheiligste”). Entsprechend sei ner Be - deu tung wird der Ta ber na - kel in den Kirchen seit der Gotik künst le risch aus ge - stal tet. Der Name ist ei ne Erinnerung an das „Offen - barungszelt” des Alten Testaments. In ihr wur den die Gebotstafeln Moses auf be wahrt. Tau: das Tau kreuz hat die Form ei nes „T“, es fehlt der In ter view mit dem frü he ren Su pe ri or Pe ter Schmid „Die Schwes tern soll ten frei wer den von Ver ant wor tung und los las sen“ Mon sig no re Pe ter Schmid war Su pe ri or des Klos ters Hei li gen bronn von1984 bis 1995. In die se Zeit fiel die Ent schei dung der Schwes tern ge mein schaft, die Stif - tung St. Fran zis kus ins Le ben zu ru fen, und die Über ga be des Klos ter ver mö - gens und -be sit zes an sie. Ewald Graf un ter hielt sich mit Pe ter Schmid über die sen Pro zess aus sei ner Sicht. Was gab den An stoss für das Klos ter, sich Ge dan ken über ei ne Neu or ga ni sa ti on seiner Be hin der - ten ein rich tung zu ma chen? Pe ter Schmid: 1985 zur 100-Jahr-Fei er des To des von Da vid Fuchs ha ben so - wohl die da ma li ge Ge ne ral obe rin Schwes ter Bo na ven tu ra Hau ser wie ich ei nen ge schicht li chen Über blick ge - macht. Das Prin zip von Da vid Fuchs war ja „Le ben un ter ei nem Dach“ der Schwes tern und Kin der der Ret tungs an - stalt, ei ne christ li che Er zie hung und ei ne Aus bil dung, da mit sie als Be nach tei lig te „Die Arbeit ha ben so wie so schon vie le Mit ar bei ter ge - tan. Nun soll te das, was schon Fakt war, auch in ei ne Form ge gos sen wer den.“ le bens tüch tig sind. Da die Schwes tern seit Jah ren zah len mä ßig zu rück gin gen, konn ten sie sel ber diesen Grund satz nicht mehr durch hal ten und es wur de da rü ber nach ge dacht, wie die weltlichen Mit ar bei ter das Gan ze stär ker mit tra gen konn ten. Fa mi li en grup pen als ers ter Schritt Ei ne der ers ten Mit tra ge-Ge schich ten wa ren dann die Fa mi li en grup pen so - wohl bei den Ge hör lo sen wie bei den Blin den und Seh be hin der ten. Die se Mit - ar bei ter ha ben zu sam men mit den Be - hin der ten „un ter ei nem Dach“ ge lebt. Es gab da ge gen vie le Be den ken, aber für Sr. Bo na ven tu ra und mich war dies ein mög li ches Mo dell, wie es wei ter ge - hen könn te und wie Ver ant wor tung über tra gen wer den kann. Die Ar beit ha ben so wie so schon vie le Mit ar bei ter ge tan, aber die Ver ant wor tung war noch bei den Schwes tern. Nun soll te das, was schon Fakt war, auch in ei ne Form ge gos sen wer den. Für die sen Grund an satz des Da vid Fuchs – Le ben und Glau ben tei len, zum Le ben be fä hi gen – ver such ten wir Mit ar bei ter zu ge win nen, da mit das Grund cha ris ma des Hau ses wei ter le ben kann. Das an - de re Ziel war die Pro fi lie rung der Ge - samt ein rich tung für el tern lo se sin nes be - hin der te Kin der – so et was gab es mei - Die Mit ar bei ter übrnah men in der Hei li gen bron ner Be hin der ten ein rich tung im mer stär ker die Ver - ant wor tung, da die Zahl der Schwes tern zu rück ging. Un ser Ar chiv bild zeigt Be woh ner und MIt ar - bei ter bei ei ner sym bo li schen Ak ti on des Stif tungs fests 1996. Fo tos: Kränz ler nes Wis sens bun des weit nir gends. Au ßer dem stan den wir im mer wie der vor der Fra ge, ob der Trä ger die Schu len über haupt noch hal ten kann. Wur de auch Ein fluss von au ßen ge - nom men? Pe ter Schmid: Es gab ei ne hoch ka rä tig be setz te Sit zungs run de mit dem Bi - schöf li chen Or di na ri at Rot ten burg, dem Ca ri tas ver band und der Stif tung Lie be - nau, denn Hei li gen bronn konn te sei ne Zu kunft nicht al lei ne schul tern. Die Schwes tern ge mein schaft hier war im Ver gleich zu an de ren Kon gre ga tio nen arm. Es muss te ge klärt wer den, wie es wei ter ge hen kann mit der Ein rich tung, denn für die be hin der ten Men schen hat te die Schwes tern ge mein schaft die Ver ant wor tung über nom men. Das Or di - na ri at sig na li sier te: Wir hel fen. Wir wuss - ten: so wie bis her kön nen wir nicht wei - ter ma chen. Wie sa hen die Zu kunfts per spek ti - ven der Schwes tern ge mein schaft aus? Pe ter Schmid: Mei ne geist li che Per -
spek ti ve war: Die Schwes tern, be son - ders die al ten, soll ten er ken nen und er - fah ren, dass ihr Le ben und ih re Be ru - fung auch dann noch sinn voll ist, wenn sie nicht mehr in der Ar beit sind und wenn die Ein rich tung in an de re Hän de über geht. Die Le bens be ru fung ei ner Or - dens frau ist ja nicht nur die So zi al ar beit. Für die meis ten Schwes tern war es nicht ein fach, sich he raus zu lö sen, nach dem sie sich lan ge Zeit von der Ar beit her de fi niert hat ten, von ih rem ca ri ta ti ven Apos to lat. Wie fiel dann die Ent schei dung? Pe ter Schmid: Die ers te Über le gung war: man trennt Klos ter und so zia le Ein - rich tung. Al ler dings war ja bei des mit ei - nan der ge wach sen und ver floch ten. Ei - ne räum li che Tren nung von Klos ter und Ein rich tun gen wur de ernst haft durch dis - ku tiert, wä re aber zu teu er ge wor den, das hät te wie der am sehr knap pen Grund ka pi tal ge zehrt. Und am Schluss ha ben sich die Schwes tern ent schie den, al les ein zu stif ten. Mon sig no re Pe ter Schmid im Ge spräch. Fo to: Graff War die Zu stif tung dann nur ei ne Not ge burt? Pe ter Schmid: Nein, das wur de dann schon be wusst so voll zo gen. Die Schwes tern woll ten die Ein rich tung wei - ter hin be glei ten, aber auch für sich sein kön nen. Der Dis kus si ons pro zess der Schwes tern ge mein schaft, bei dem zu - sätz lich zum Rat auch die Ka pi tu la rin nen mit be rie ten, ging über ein Jahr. Un ter der Be glei tung von Su pe ri or Dörf lin ger von Sie ßen wur de an die Fra gen und Ent schei dun gen auch geist lich he ran ge - gan gen. Ver gleich mit Land wirt schaft Ich weiß noch, dass Schwes ter Ka ro li na Mai er mit den Aus schlag gab. Sie sag te da mals bei ei ner Be ra tungs run de: "Es ist wie da heim, wie bei un se rem Bru der: Kein Mensch will den Hof, die Jun gen sa gen ‘des al te Glump’, und der Bru der wä re froh, wenn er ihn je mand über ge - ben könn te." Das ha ben al le ver stan den und ent schie den, al les ein zu stif ten und nur das Wohn recht zu be hal ten. Für mich war das da mals der Knack punkt. Man hat es auch geist lich un ter legt durch die Ein sicht: ‚Jetzt sind wir wirk lich arm, oh ne Grund und Bo den.' Auch bei der Al ters ver sor gung der Schwes tern ist man da mals he run ter ge fah ren ent spre - chend den ge rin ge ren Le bens hal tungs - kos ten ei nes Klos ters, da mit die Stif tung ei ne bes se re Grund aus stat tung er hält. Der ent schei den de Punkt war die Ein - sicht: ‘Ei nen ei gen stän di gen Be reich für uns kön nen wir uns nicht leis ten, das wä re ver ant wor tungs los ge gen über der Zu kunft der Be hin der ten ein rich tung.' Bis zur Über ga be von Ver mö gen und Ein rich tung an die Stif tung St. Fran zis kus Hei li gen bronn am 1. Ju li 1993 war es ein lan ger Weg, zu nächst in der Schwes tern ge mein schaft selbst, dann bei der Vor be rei tung. Un ser Bild von 1992 zeigt (von links) Stif tungs-Vor stand Nor bert Rapp, Su pe ri or Pe ter Schmid, Stif tungs rats vor sit zen de Mo ni ka von Ow, Vor stand Hu bert Bern hard und Ge ne ral obe rin Schwes ter Fran zis ka Teu fel. Für die Ein rich tung wur de die Rechts form ei ner Stif tung ge wählt. Wur den auch Al ter na ti ven dis ku - tiert? Pe ter Schmid: Ich bin ein An walt von Stif tun gen, weil sie nach mei ner Mei - nung de nen, die es nach her ma chen müs sen, die größ te Selb stän dig keit ge - wäh ren. Ich woll te, dass die Schwes tern frei wer den von der Ver ant wor tung ei - ner Trä ger schaft oder von Ge sell schaf - tern, so dass es ei n ech tes Los las sen wird. Und da gab es noch ein Wun der. Wir hat ten ei gent lich ge dacht: wir er rich ten ei ne Stif tung. Dem war nicht so. Der Bi - schof Wal ter Kas per hat die Stif tung er - rich tet und die Schwes tern konn ten ein - stif ten. Ich weiß bis heu te noch nicht, wie er drauf ge kom men ist. Das hat die Schwes tern sehr ent las tet. Für sei ne Stif tung muss te der Bi schof ei - nen Zu schuss ge ben, denn er kann ja – im Bild ge spro chen – nicht ein Kind in die Welt set zen und da für kei nen Un ter - halt be zah len. „Und da gab es noch ein Wun der. Wir hat ten ge dacht: wir er rich ten ei ne Stif tung. Dem war nicht so. Der Bi schof hat die Stif tung er rich tet!“ Kloster-ABC obe re senk rech te Teil über dem waa ge rech ten Quer - bal ken. Der Na me „Tau - kreuz” lei tet sich vom 19. Buch sta ben des grie chi - schen Al pha bets „Tau” bzw. dem letz ten Buch sta - ben des heb räi schen Al - pha bets „Taw“ ab. Das Tau - kreuz sym bo li siert in der My tho lo gie des al ten Ori - ents die Voll en dung. Ur - sprüng lich han delt es sich da bei um ein Zei chen der as sy ri schen Herr scher, die ein Tau kreuz auf der Brust tru gen. In der christ li chen Leh re gilt das Tau kreuz un - ter an de rem als Buß zei - chen. Das Tau kreuz wur de eben falls zum Sym bol des Fran zis ka ner or dens. Der Or dens grün der Franz von As si si nahm es als Se gens - zei chen so wie als Zei chen der De mut und Er lö sung. Das Se gens zei chen lei tet sich vom al tes ta ment li chen Pro phe ten Eze chiel her, der Pro phet zeich ne te die Stirn der Glau bens treu en mit ei - nem Tau kreuz. In der Of - fen ba rung des Jo han nes wird eben falls das Tau kreuz als Sym bol zur Kenn zeich - nung der Gläu bi gen ver - wen det, die er löst wer den sol len. 41
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Seite 39: Die Castro-Figur des Blinden. Foto:
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