Sonderausgabe franziskus-bote zum Klosterjubiläum 2007

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Kloster-ABC
Sie be zie hen ih re Be grün -
dung aus dem Evan ge li um
(des halb evan ge li scher Rat)
und der christ li chen Tra di ti -
on. Sie wer den heu te als
Ga ben, Ge schen ke ver stan -
den, die ins Le ben füh ren,
we ni ger als Ein schrän kun -
gen, die vom Le ben ab -
schnei den.
Exer zi ti en: (von la tei nisch
„exer ci ti um” = Übung) Sy -
no nym für Übun gen oder
auch Ab kür zung für
„geist li che Exer zi ti en“ bzw.
„geist li che Übun gen“ –
Zei ten, in de nen sich Ein zel -
ne oder Grup pen in ten siv
dem Ge bet und der Be sin -
nung wid men. Prä gend da -
für wa ren die „Ejer ci ci os
es pi ri tua les“ des hei li gen
Ig na ti us von Loy o la, dem
Grün der der Ge sell schaft
Je su, in de nen er ver such -
te, sei ne ei ge nen geist li -
chen Er fah run gen an de ren
zu gäng lich zu ma chen.
F
For ma ti on ist aus dem La -
tei ni schen ab ge lei tet und
steht für Bil dung ei ner
Form oder Ge stal tung,
Auf stel lung. Im Be reich der
rö misch-ka tho li schen Kir -
Ge hör lo sen wie blin den Kin dern woll te es Da vid Fuchs
er mög li chen, dem Teu fels kreis der Ar mut aus ei ge ner
Kraft zu ent kom men.
Dank der um sich ti gen und doch entschie
de nen Ver hand lungs wei se von Su -
pe ri or Ge org Pfaff und den Or dens -
schwes tern konn ten vie le Schü ler und
Er wach se ne vor der Zwangs ste ri li sa ti on
be wahrt wer den (sie he da zu die Ar beit
von Hans-Joa chim Losch: „... zwecks
Un frucht bar ma chung“ von 2002). Auch
fiel kein sin nes be hin der ter Mensch
aus Hei li gen bronn der Eu tha na sie zum
Op fer.
1955 wur de ein Kin der gar ten für Hör -
ge schä dig te er öffnet und beim 100-jäh -
ri gen Klos ter ju bi lä um 1957 leb ten in
Hei li gen bronn 142 ge hör lo se Kin der, Ju -
gend li che und Er wach se ne. Seit 1962
wur den in der so ge nann ten „Haus -
sprach er zie hung“ hör ge schä dig te Klein -
kin der zu Hau se be sucht und dort ge -
för dert. Aus die ser Auf ga be he raus ent -
wi ckel te sich ei ne in ten si ve Zu sam men -
ar beit mit den El tern.
In den 60er Jah ren des 20. Jahr hunderts
er fuh ren bei de Schu len ei ne fach -
li che Aus dif fe ren zie rung, u.a. durch in -
ves ti ve Maß nah men wie den Bau ei ner
Turn- und Schwimm hal le, die Ein rich -
tung von Fo to la bor und Schul kü che
oder den Bau ei nes Tages kin der gar tens.
Neu e re me di zi ni sche Ent wick lun gen
wie das Coch le ar-Im plant, aber auch
ver stärkt auf tre ten de an ders ar ti ge Hörund
Sprach be hin de run gen sind für das
Blindenschullehrerin Sr. Ancilla Biesenberger in den 50er Jahren. Foto: Kasenbacher
heu ti ge För der zent rum Hö ren und
Spre chen ei ne zu sätz li che He raus for de -
rung, eben so der ver stärk te Wunsch
nach De zent ra li sie rung in Au ßen klas sen
und die Ko o pe ra ti on mit Re gel schu len.
Blin den schrift im Mit tel punkt
In der 1868 ge grün de ten Blin den schu le
wur de 1887 an stel le der zu nächst ge -
üb ten Flach- und Cur rent schrift die
Brail le sche Schrift ein ge führt. Au ßer dem
wur den mit der Ein stel lung ei nes blin -
den In dust rie- und Werk leh rers für die
be ruf li che Bil dung neue In dust rie-Ar bei -
ten er mög licht. Mit ihm kam auch ein
Mu sik leh rer nach Hei li gen bronn. 1901
wur de der zwei klas si gen Blin den schu le
ei ne Be rufs schu le an ge glie dert und
das Fach Ma schi nen schrei ben neu an -
ge bo ten.
Die Plä ne, blin de Hand wer ker die Gesel
len prü fung ab le gen zu las sen, wurden
durch den Ers ten Welt krieg und die
Inflation ver zö gert und erst 1925 konn -
ten die ers ten drei blin den Ge sel len im
Korb- und Bürsten ma cher hand werk ih -
re Loss prechung er hal ten. Wei te re Aus -
bildungs mög lich kei ten ent stan den 1927
mit der Ma schi nen stri cke rei und 1937
mit der Aus bil dung von blin den Steno -
ty pis ten. Gleich nach dem Zwei ten
Welt krieg er hiel ten die Werk stät ten grö -
ße re Räu me durch den An kauf des
Gast hau ses „Ad ler“, des sen Öko no mie -
teil 1984 ab ge ris sen wur de und mit ei -
nem Neu bau Platz für Werk stätten und
die Mon ta ge ab tei lung bot.
Den lau fen den fach li chen Aus tausch
such ten die Schwes tern durch die Teil -
nah me an den Blin den leh rer kongres sen
(erst mals 1873 in Wien) und durch den
Be such an de rer Blin denschu len.
1957 be fan den sich in Hei ligen bronn
117 blin de und seh be hinder te Kin der,
Ju gend li che und Erwach se ne, da von
48 Schü ler.
1971 wur de an der Blin den schu le die
Ab tei lung für Seh be hin der te ein gerich -
tet. Da mit wur de der Not wen digkeit
Rech nung ge tra gen, seh be hin derten
Schü lern durch adä qua te För de rung
und Seh trai ning ge recht zu wer den,
wäh rend frü her fälsch li cher wei se ei ne
Scho nung der Au gen für den Er halt der
Seh kraft ge for dert wur de. Groß druck bü -
cher, Fern seh le se ge rä te, Farb ko pie rer
und Com pu ter un ter stütz en seit her die
Seh be hin der ten pä da go gik.
Auch in der Blin den pä da go gik gab es
ei nen tech ni schen Wan del von mit der
Hand ge schrie be nen Brail le-Tex ten bis
hin zum Com pu ter mit Brail le-Zei le,
Brail le-Dru cker oder Sprach er ken nung.
Mo bi li täts er zie hung ist so wohl für blin -
de wie für seh be hin der te Schü ler ein
durch gän gi ges Er zie hungs prin zip. Auch
Er wach se ne er hal ten zur selbst stän di -
gen Ori en tie rung und Mo bi li tät ein ent -
spre chen des Trai ning.
Mit der 1966 ge grün de ten und 1984
of fi zi ell an er kann ten Be ra tungs stel le
wer den so wohl Kin der im Vor schul alter
ge för dert als auch Schul kin der, die
all ge mein bil den de Schu len be su chen,
in teg ra tiv be glei tet. 1978 wur de im Zu -
ge der Neu struk tu rie rung der Blindenund
Seh be hin der ten aus bil dung in Ba -
den-Würt tem berg die Kauf männi sche
Be rufs schu le in Hei li gen bronn zu guns -
ten der Stutt gar ter Ni ko lauspfle ge auf -
ge löst.