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Katholiken in Lienen seit der Reformation

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Wie <strong>in</strong> Tecklenburg erließ auch <strong>der</strong> Osnabrücker Bischof Franz von Waldeck 1543 e<strong>in</strong>e luthe-<br />

rische Kirchenordnung, musste sie aber bereits fünf Jahre später nach dem für die Protestan-<br />

ten ungünstigen Ausgang des Schmalkaldischen Krieges wie<strong>der</strong> zurücknehmen. Doch we<strong>der</strong><br />

er noch se<strong>in</strong> Nachfolger Johann von Hoya vermochten die Rückkehr zum alten Glauben<br />

durchzusetzen. E<strong>in</strong> halbes Jahrhun<strong>der</strong>t, von 1574 bis 1623, regierten drei evangelische Bi-<br />

schöfe das Hochstift. Von e<strong>in</strong>em überwiegend katholischen Domkapitel gewählt, mussten sie<br />

jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahlkapitulation versprechen, auf jede reformatorische Neuerung zu verzich-<br />

ten. Da e<strong>in</strong> straffes Kirchenregiment hier fehlte, entwickelte sich e<strong>in</strong> „konfessioneller Wild-<br />

wuchs eigenartiger Prägung“ 24 . Erst mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>setzung des streng katholischen Osnabrücker<br />

Bischofs Eitel Friedrich von Hohenzollern 1623 setzte die Wende e<strong>in</strong>. Dieser machte zunächst<br />

den Reformgeistlichen Albert Lucenius zum „Generalvikar <strong>in</strong> geistlichen Angelegenheiten“<br />

und beraumte e<strong>in</strong>e große Visitation <strong>der</strong> Landpfarreien <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bistum an, um zu prüfen, wie<br />

es dort um den katholischen Glauben bestellt war. Anhand des Visitationsberichts des Luce-<br />

nius lassen sich die Probleme im Konfessionalisierungsprozess anschaulich darstellen. 25 Als<br />

erste Pfarrei besuchte er am 27. November 1624 Iburg. 26 Neben Mängeln an Kirchengebäu-<br />

den und Ausstattung berichtete er über den damaligen Pfarrer, den Iburger Mönch He<strong>in</strong>rich<br />

August<strong>in</strong>i, dass dieser <strong>in</strong> vielen kirchlichen „D<strong>in</strong>gen und Riten“ 27 schwanke und zu nachsich-<br />

tig gegenüber dem Volk sei. Auch gebrauche er deutsche Psalmen während <strong>der</strong> Messe und<br />

den deutschen Segen zum Abschluss, was dem Visitator „nach dem volkstümlichen Germa-<br />

nismus Luthers schmeckte“ 28 . Auch den Küster konnte Lucenius ke<strong>in</strong>er Konfession e<strong>in</strong>deutig<br />

zuordnen, ebenso wenig wie die übrigen Bewohner des Kirchspiels. In Laer (heute Bad<br />

Laer) 29 traf er den Seelsorger He<strong>in</strong>rich Rupe an, den Sohn (!) des vorherigen Pfarrers gleichen<br />

Namens. Auch He<strong>in</strong>rich Rupe folgte <strong>der</strong> „väterlichen Unenthaltsamkeit“ 30 nach, wie es im<br />

Bericht heißt, da auch er mehrere kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> hatte. Die Kirche gleiche e<strong>in</strong>em „verwahrlos-<br />

ten Stall“ 31 . Die Kommunion wurde <strong>in</strong> bei<strong>der</strong>lei Gestalt ausgeteilt, Firmung und letzte Ölung<br />

nicht gespendet. Am Ende des Abschnittes über die Pfarrei Laer platzte dem Visitator <strong>der</strong><br />

Kragen. Er schrieb: „Was für e<strong>in</strong>e Lehre! Die e<strong>in</strong>es ungebildeten, wun<strong>der</strong>lichen und nach <strong>der</strong><br />

24 Penners, Theodor, Zur Konfessionsbildung im Fürstbistum Osnabrück. Die ländliche Bevölkerung im Wechsel<br />

<strong>der</strong> <strong>Reformation</strong> des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts, <strong>in</strong>: Jahrbuch <strong>der</strong> Gesellschaft für Nie<strong>der</strong>sächsische Kirchengeschichte 72<br />

(1974), S. 25-50, hier S. 30.<br />

25 Pabst, Wilfried (Bearb.), Konfessionelles Nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> im geistlichen Fürstentum Osnabrück. Protokolle des<br />

Generalvikars Albert Lucenius über die Visitation <strong>der</strong> Kirchen und Klöster im Osnabrücker Land (1624/25).<br />

Nach <strong>der</strong> Urhandschrift aus dem Late<strong>in</strong>ischen übersetzt, 2. Aufl., Osnabrück 2003.<br />

26 Ebd., S. 9-12.<br />

27 Ebd., S. 11. Übersetzung nach Pabst.<br />

28 Ebd. Übersetzung nach Pabst.<br />

29 Ebd., S. 13-15.<br />

30 Ebd., S. 14. Übersetzung nach Pabst.<br />

31 Ebd. Übersetzung nach Pabst.<br />

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