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Katholiken in Lienen seit der Reformation

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worden wären. Doch machte auch die katholische Kirche <strong>in</strong> dieser Zeit, als Reaktion auf die<br />

von den Reformatoren h<strong>in</strong>gewiesenen Missstände, e<strong>in</strong>en fundamentalen Wandel durch. Mit<br />

dem Konzil von Trient (Trident<strong>in</strong>um), das <strong>in</strong> vier Sitzungsperioden zwischen 1545 und 1563<br />

stattfand, wurde die katholische Lehre <strong>in</strong> allen Bereichen e<strong>in</strong>er kritischen Überprüfung unter-<br />

zogen. Auch die protestantischen Konfessionen waren nicht mit dem Thesenanschlag Luthers<br />

1517 o<strong>der</strong> dem Augsburger Reichs- und Religionsfrieden 1555 vollkommen ausgebildet. Hier<br />

ist ebenfalls e<strong>in</strong> langer Prozess bis zur vollständigen Ausformung e<strong>in</strong>er theologischen Grund-<br />

l<strong>in</strong>ie anzusetzen, was z.B. die zahlreichen Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kirchenordnungen belegen. 22 Am<br />

schwierigsten gestaltete sich die Vermittlung <strong>der</strong> neuen religiösen Vorstellungen und Normen.<br />

Wie machte man dem we<strong>der</strong> des Lesens noch des Schreibens kundigen Dorfbewohner klar,<br />

dass er nun evangelisch war o<strong>der</strong> sich nach den neuen trident<strong>in</strong>ischen Vorstellungen <strong>der</strong> ka-<br />

tholischen Kirche zu verhalten hatte – zumal, wenn <strong>der</strong> bereits <strong>in</strong> vorreformatorischer o<strong>der</strong><br />

vortrident<strong>in</strong>ischer Zeit wirkende Dorfpfarrer diese Än<strong>der</strong>ungen selbst noch nicht vollständig<br />

umsetzte und an alten Gebräuchen festhielt? Dieser Prozess <strong>der</strong> theologischen Herausbildung<br />

und Entwicklung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bekenntnisse und <strong>der</strong> praktischen Umsetzung <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Geme<strong>in</strong>den wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> historischen Forschung als „Konfessionalisierung“ o<strong>der</strong> „Konfessi-<br />

onsbildung“ bezeichnet und geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> für die Zeit zwischen 1540 und 1650 angesetzt. In<br />

manchen, vor allem ländlichen Regionen, dürfte dieser Prozess aber noch weitaus länger an-<br />

gedauert haben. 23<br />

Der Prozess <strong>der</strong> Konfessionalisierung lässt sich sehr anschaulich an e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en konfessio-<br />

nellen Grenzgebiet, wie es die Geme<strong>in</strong>de <strong>Lienen</strong> ist, darstellen. <strong>Lienen</strong> ist heute im Norden,<br />

Osten und Süden von Geme<strong>in</strong>den mit überwiegend katholischer Bevölkerung umgeben. Es<br />

s<strong>in</strong>d dies die Geme<strong>in</strong>den Hagen a. T. W., Bad Iburg (mit e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>detem Glane), Glandorf<br />

und Ostbevern. Mit Ausnahme Ostbeverns gehörten die übrigen Orte sämtlich zum Hochstift<br />

Osnabrück. Um diesen konfessionellen Unterschied zwischen <strong>Lienen</strong> und se<strong>in</strong>en Nachbarge-<br />

me<strong>in</strong>den zu erklären, ist es s<strong>in</strong>nvoll, auch e<strong>in</strong>en Blick auf die <strong>Reformation</strong> und Konfessionali-<br />

sierung des Fürstbistums Osnabrück zu werfen.<br />

22<br />

Goeters, Johann Friedrich Gerhard, Die evangelischen Kirchenordnungen Westfalens im <strong>Reformation</strong>sjahrhun<strong>der</strong>t,<br />

<strong>in</strong>: Westfälische Zeitschrift 113 (1963), S. 111-168.<br />

23<br />

Zum Konfessionalisierungsparadigma s. grundlegend und zum Überblick: Re<strong>in</strong>hard, Wolfgang, Zwang zur<br />

Konfessionalisierung? Prolegomena zu e<strong>in</strong>er Theorie des konfessionellen Zeitalters, <strong>in</strong>: Zeitschrift für Historische<br />

Forschung 10 (1983), S. 257-277; Zeeden, Ernst Walter, Konfessionsbildung, Studien zur <strong>Reformation</strong>,<br />

Gegenreformation und katholischen Reform, Stuttgart 1985; Schill<strong>in</strong>g, He<strong>in</strong>z, Die Konfessionalisierung im<br />

Reich. Religiöser und gesellschaftlicher Wandel <strong>in</strong> Deutschland zwischen 1555 und 1620, <strong>in</strong>: Historische Zeitschrift<br />

246 (1988), S. 1-45; Schmidt, He<strong>in</strong>rich Richard, Konfessionalisierung im 16. Jh., München 1992. S. auch<br />

den an <strong>der</strong> Universität Münster erarbeiteten Überblick über das Forschungskonzept „Konfessionalisierung“ und<br />

über das konfessionelle Zeitalter mit umfassen<strong>der</strong> Bibliographie unter: http://www.uni-muenster.de/FNZ-<br />

Onl<strong>in</strong>e/politstrukturen/konfessza/glie<strong>der</strong>ung.htm, 26.02.2009.<br />

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