Katholiken in Lienen seit der Reformation

die Gemeinde zur Unterstützung verpflichtet ist. Für die blinde Haunhorst muß bereits eine
solche Unterstützung geleistet werden. Es ergeht daher an die katholischen Einwohner die
Bitte, von jetzt an möglichst reichliche Beiträge für die Armen leisten zu wollen.“
Auf der Rückseite des Schreibens findet sich eine Auflistung der Holperdorper Katholiken:
Beermann (Kolonus), Ahmann (Heuerling), Brewe (Heuerling), Elixmann (Heuerling), Haun-
horst, Christoph (Heuerling), Siekmann (Heuerling), Völler (Heuerling), Licher (Eigenthü-
mer), Grawe (Eigenthümer), Middelberg (Eigenthümer), Heitmeier (Eigenthümer), Unnewehr
(Eigenthümer). Zu keiner Person ist unter der Rubrik „Will monatlich freiwillig einen Armen-
beitrag geben“ eine Bemerkung oder ein Betrag notiert worden.
Am 6. Januar 1865 teilte der Ostbeverner Pfarrer Spithöver auf Ersuchen des Lienener Amt-
manns Kriege vom 4. Januar 1865 um Ergänzung des mitgeschickten Verzeichnisses mit, dass
seit dem 21. Mai 1864 keine Katholiken auf dem Lienener Gemeindegebiet geboren seien.
Auch zwischen dem 21. Mai 1864 und dem Ende des Jahres 1865 waren keine Geburten von
Lienener Katholiken zu verzeichnen gewesen, wie der Pfarrer Spithöver am 5. Februar 1866
mitteilte. Das letzte Schreiben vom 3. Mai 1869 teilt mit, dass auch in den Jahren 1868 und
im begonnenen Jahr 1869 keine Geburten zu verzeichnen waren. Die Eintragungen im Regis-
ter enden mit dem 31. Juni 1867 mit der Geburt des Johan Heinrich Haunhorst in Holperdorp
(siehe Register).
Der „Kulturkampf“
Das Verhältnis der Konfessionen im 19. Jahrhundert war stark vom sogenannten „Kultur-
kampf“ geprägt. Der Begriff geht zurück auf Rudolf Virchows anti-kirchlichen Wahlaufruf
von 1873, der zum Synonym für die Auseinandersetzungen zwischen dem 1871 gegründeten
Deutschen Reich und der katholischen Kirche um die (Neu-)Bestimmung des Verhältnisses
von Staat und Kirche und den kirchlichen Einfluss v.a. auf Bildungswesen sowie Ehe- und
Schulgesetzgebung (1871-87) wurde. Wesentliche Grundlagen für den Kulturkampf bildeten
einerseits der im Ergebnis der Revolution von 1848/49 (Märzrevolution) politisch organisierte
und einflussreiche Liberalismus und die zunehmende Emanzipation der bürgerlichen Gesell-
schaft von der Kirche, andererseits die Bestrebungen des Papstes und der katholischen Kirche,
im Rahmen eines politischen Katholizismus ihren traditionellen politischen Einfluss zu be-
wahren und auszubauen und die nationalen Teilkirchen enger an Rom zu binden
(Ultramontanismus). Mit besonderer Schärfe wurde der Kulturkampf in Preußen geführt. Als
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