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Katholiken in Lienen seit der Reformation

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Rang, das entsprechende Aushandeln <strong>der</strong> Mitgift und die E<strong>in</strong>willigung des Grundherrn des<br />

Hofes waren wichtige Voraussetzungen. Nicht umsonst heißt die stereotype sprachliche Wen-<br />

dung <strong>in</strong> den Unterlagen des 16. und 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts: „N.N. hat gehandelt [!], dass er se<strong>in</strong>e<br />

Tochter/se<strong>in</strong>en Sohn auf den Hof/das Erbe N.N. br<strong>in</strong>gen mag.“ 59 Der Ausschluss aus <strong>der</strong> Fa-<br />

milie wegen e<strong>in</strong>er von den Eltern nicht gewünschten Heirat war deshalb sehr unwahrsche<strong>in</strong>-<br />

lich.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Sage, die <strong>in</strong>haltlich ebenfalls <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> <strong>Reformation</strong> führt, wird vom Hof<br />

Sprengelmeier <strong>in</strong> <strong>Lienen</strong>-Holperdorp (heute Nie<strong>der</strong>dalhoff, Holperdorp 16) erzählt. Durch<br />

diese Erzählung sollte <strong>der</strong> Be<strong>in</strong>ame des Hofes – Bunte –, <strong>der</strong> sich vielfach <strong>in</strong> den Quellen –<br />

vor allem des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts – belegen lässt, erklärt werden: Der erste Sprengelmeier sei<br />

Kutscher des Grafen von Tecklenburg gewesen. Mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> <strong>Reformation</strong> 1527<br />

seien dann allerd<strong>in</strong>gs die katholischen Besitzer des Hofes um ihres Glaubens willen von ihrem<br />

Anwesen und aus <strong>der</strong> Grafschaft weggezogen. Der Tecklenburger Graf habe daraufh<strong>in</strong> nun<br />

se<strong>in</strong>em Kutscher den frei gewordenen Hof angeboten. Bevor er jedoch auf den Hof gezogen<br />

sei, sei <strong>der</strong> neue Besitzer öfter auf <strong>der</strong> Stätte erschienen, um Anweisungen zu geben. Wegen<br />

<strong>der</strong> bunten gräflichen Dienstkleidung, die er, weil er immer noch als Kutscher des Grafen<br />

fungierte, trug, habe man ihn den „Bunten“ genannt. Die katholischen Sprengelmeiers sollen<br />

sich auf dem Gelände des Gutes Scheventorf im Kirchspiel Glane angesiedelt haben. Auch <strong>in</strong><br />

Glane wird e<strong>in</strong>e ähnliche Geschichte erzählt. In dieser Version habe <strong>der</strong> Tecklenburger Graf<br />

den Bauern Sprengelmeier zu sich zitiert und ihm mitgeteilt, dass er ab nächster Woche „lu-<br />

therisch“ zu se<strong>in</strong> habe, weil <strong>der</strong> Graf die neue Lehre angenommen habe. Sprengelmeier aber<br />

soll geantwortet haben: „Auhne mi, ick bliew katholsk“. Daraufh<strong>in</strong> entgegnete <strong>der</strong> Graf, dass<br />

Sprengelmeier <strong>in</strong> <strong>der</strong> nächsten Woche se<strong>in</strong>en größten, von vier Pferden gezogenen Wagen mit<br />

se<strong>in</strong>er Habe beladen und damit zu „se<strong>in</strong>em“ Bischof fahren solle. Des Grafen Kutscher, <strong>der</strong><br />

aufgrund se<strong>in</strong>er Uniform später <strong>der</strong> „Bunte“ genannt worden se<strong>in</strong> soll, soll aber e<strong>in</strong> Bru<strong>der</strong><br />

des abziehenden Bauern Sprengelmeier gewesen se<strong>in</strong>, wodurch sich die katholische und<br />

evangelische L<strong>in</strong>ie <strong>der</strong> Familie e<strong>in</strong>e Erklärung f<strong>in</strong>det. 60<br />

59 Vgl. die zahlreichen Fälle für <strong>Lienen</strong> verzeichnet bei: Spannhoff, Quellen (wie Anm. 2), S. 220-346.<br />

60 Wilkens, <strong>Lienen</strong> (wie Anm. 3), S. 390f.<br />

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