5111 weihnachtsbasar neu:layout 1
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Schättruum<br />
Fotos: Sybex<br />
Seit drei Jahren organisiert die<br />
Schülervertretung der<br />
Heinrich-Heine-Schule in Heikendorf<br />
im Kreis Plön einen<br />
Weihnachtsbasar, um mit dem<br />
Erlös Schülern in Tansania in<br />
Ostafrika zu helfen. Schättruum<br />
war beim Basar dabei<br />
und hat mit Schülersprecher<br />
Torben Rutz und SV-Mitglied<br />
Mareike Röpstorff über die<br />
Aktion gesprochen.<br />
Lebhaftes Gewusel und Gedränge<br />
überall: An 28 Ständen<br />
in der Eingangshalle und der<br />
Mensa stehen Schüler der unteren<br />
Klassenstufen und verkaufen<br />
Selbstgemachtes. Lehrer,<br />
Eltern, Großeltern, Nachbarn<br />
und Freunde sind gekommen,<br />
um die Weihnachtsgeschenke aus<br />
Kinderhand zu erstehen. Mathias<br />
aus der 5. Klasse hat Fröbelsterne<br />
im Angebot, Rouven und Pascal<br />
Oft teilen sich in Mrimbo mehrere<br />
Schüler ein Schulbuch.<br />
aus der 7. Klasse bieten Engelfiguren<br />
an. Isa-Maria hat Armbänder<br />
gehäkelt, Kaja und Kim aus der<br />
6. Klasse haben Türkränze gebunden.<br />
Stine und Kathrin freuen sich,<br />
dass sie nach einer halben Stunde<br />
schon elf selbst gebastelte 3-D-<br />
Weihnachtskarten für den guten<br />
Zweck verkauft haben.<br />
Auch das Rahmenprogramm<br />
kann sich sehen lassen. Bevor der<br />
Schülerchor mit flotten Weihnachtssongs<br />
die Besucher in<br />
Schwung bringt, führt eine Schülergruppe<br />
ein Krippenspiel auf.<br />
Bei einer großen Tombola gibt es<br />
attraktive Preise zu gewinnen.<br />
Vincent aus der Klasse 6c ist der<br />
Glückspilz des Tages. Der Elfjährige<br />
zieht den Hauptgewinn,<br />
einen iPod touch. Währenddessen<br />
sorgen Mitglieder der Schülervertretung<br />
für die Verköstigung<br />
der Besucher, verkaufen Getränke<br />
und Kuchen. Jede Klasse hat fürs<br />
Buffet einen Kuchen gestiftet.<br />
Mittendrin läuft an einer großen<br />
Leinwand eine PowerPoint-<br />
Präsentation, die zeigt, wofür die<br />
Schülervertretung Weihnachtsbasar<br />
und Tombola veranstaltet:<br />
Der Erlös soll Schülern in Tansania<br />
zugutekommen.<br />
Schulpartnerschaft<br />
in Tansania<br />
Redaktion: Tonio Keller<br />
Gestaltung: Sonja Langbehn<br />
Hilfsaktion der Heinrich-Heine-Schule in Heikendorf<br />
Weihnachtsbasar<br />
für die Partnerschule in Tansania<br />
Mara, Anna-Lena, Katharina und Lara Marie aus der Klasse 5c (v. li.)<br />
verkauften beim Weihnachtsbasar für den guten Zweck Wachsbilder,<br />
Kekse, Lichter und Getöpfertes. Foto: Silke Bromm-Krieger<br />
Schon seit einiger Zeit gibt es<br />
eine Schulpartnerschaft der Heinrich-Heine-Schule<br />
und der Grundund<br />
Regionalschule in Heikendorf<br />
mit vier Grundschulen in Mrimbo<br />
und der Vunjo Secondary School,<br />
einer Internatsschule im Nachbarort<br />
Shokony. Der Heikendorfer<br />
Verein Elimu koordiniert alle Aktivitäten<br />
und setzt sich unermüdlich<br />
für die Förderung der Bildung von<br />
Kindern und Jugendlichen in Tansania<br />
ein. Beispielhaft berichtet<br />
SV-Mitglied Mareike von einem<br />
Projekt, das dank Spenden der<br />
Schüler finanziert werden konnte:<br />
„Früher rührte die Köchin der<br />
Vunjo Secondary School den Maisbrei<br />
für die 600 Internatsschüler in<br />
einem Bretterverschlag über einer<br />
Torben und Mareike zeigen, wohin die Einnahmen<br />
aus dem Weihnachtsbasar gehen.<br />
offenen Feuerstelle an. Beißender<br />
Qualm quälte ihre Lungen. Heute<br />
hat die Schule ein Kochhaus aus<br />
Stein und einen Feuerherd, der<br />
seine Hitze energiesparend in<br />
Steinen speichern kann.“<br />
Der Startschuss für das außergewöhnliche<br />
Engagement der<br />
Schülervertretung fiel vor drei<br />
Jahren. Durch die Afrika-AG, die<br />
Lehrerin und Elimu-Vorsitzende<br />
Angela Wöhlk für die Unterstufenklassen<br />
anbietet, erfuhren die<br />
Schüler eine Menge über das<br />
Leben der Menschen im fernen<br />
Tansania. Ergänzend nahmen einige<br />
Lehrkräfte das Thema in<br />
ihren Fachunterricht auf. So stellten<br />
Schüler im Kunstunterricht<br />
afrikanische Spiele und Skulpturen<br />
her, im Englischunterricht wurden<br />
Briefe an die Schüler der<br />
Partnerschulen geschrieben. Eines<br />
wussten die Heikendorfer Kinder<br />
bald: Tansania ist eines der ärmsten<br />
Länder der Welt. Viele junge<br />
Menschen können dort weder
lesen noch schreiben, ein Viertel<br />
der Einwohner sind<br />
Analphabeten, 30 %<br />
der Kinder besuchen<br />
keine Schule.<br />
„Uns wurde<br />
klar, dass eine<br />
nachhaltige Verbesserung<br />
dieser<br />
Situation nur<br />
durch eine gute<br />
schulische Bildung<br />
möglich ist. Sie ist Voraussetzung<br />
dafür, dass junge Menschen<br />
in Tansania einen Beruf<br />
erlernen und ihren Lebensunterhalt<br />
selbst verdienen können“,<br />
erklärt Mareike. Leider fehlt es bei<br />
den Partnerschulen in Tansania<br />
oft am Allernötigsten. Es gibt<br />
kaum Schulbücher, die Ausstattung<br />
der Klassenräume und die<br />
Sanitäranlagen sind mangelhaft.<br />
Häufig leiden Schüler unter Hunger,<br />
können mit leerem Magen<br />
nicht richtig lernen. Aids und<br />
Malaria raffen die<br />
Bevölkerung dahin,<br />
machen Kinder zu<br />
Waisen mit ungewisser<br />
Zukunft.<br />
Engagement<br />
seit 2009<br />
„Wir wollten helfen<br />
und uns in dieser<br />
Sache engagieren. Da<br />
es in unserer Schule<br />
noch keine feste Veranstaltungstradition<br />
zur Weihnachtszeit<br />
gab, riefen wir 2009<br />
den Weihnachtsbasar<br />
ins Leben“, blickt Schülersprecher<br />
Torben Rutz (19) zurück. Mareike,<br />
die Elimu-Mitglied ist, beobachtete<br />
dabei einen positiven Nebeneffekt:<br />
„Durch diese gemeinsame<br />
Aktion konnten wir den Zusammenhalt<br />
und die Stimmung unter<br />
den Schülern fördern und stärken.“<br />
Im ersten Jahr des Weihnachtsbasars<br />
kamen 1.600 € für<br />
Weitere<br />
Infos über<br />
Elimu gibt es im<br />
Internet unter<br />
www.elimuheikendorf.de<br />
Gastfreundschaft wird in Tansania großgeschrieben<br />
(v. li.): Mareike Röpstorff, Anna Heinzel und<br />
Frederike Muhs mit Schüler Sawadi.<br />
den guten Zweck zusammen, im<br />
Jahr 2010 waren es<br />
2.400 €.<br />
In diesem Jahr sollen<br />
die Basareinnahmen in<br />
Höhe von 2.200 €<br />
über Elimu wieder an<br />
die Vunjo Secondary<br />
School für eine Baumaßnahme<br />
fließen. In<br />
Tansania gibt es die<br />
Vorschrift, dass das Abitur<br />
nur dann abgenommen wird,<br />
wenn es dafür in der Schule einen<br />
Extraraum mit einzelnen Schulbänken<br />
gibt. Ohne Examensraum<br />
können die Schüler kein Abitur<br />
machen. Also soll die Vunjo Secondary<br />
School den bisher fehlenden<br />
Examensraum bekommen, der<br />
außerhalb der Prüfungszeiten als<br />
Mensa genutzt werden kann.<br />
Wie die Lage an den Schulen in<br />
Mrimbo und Shokony tatsächlich<br />
aussieht, davon konnte sich<br />
Die Klassenräume an der Vunjo<br />
Secondary School sind überfüllt.<br />
Mareike persönlich ein Bild<br />
machen. In den diesjährigen<br />
Osterferien reiste sie mit einer<br />
Schülergruppe und zwei Betreuerinnen<br />
nach Tansania, um die von<br />
Elimu geförderten Schulen und<br />
Einrichtungen kennenzulernen.<br />
Stark beeindruckten die 19-<br />
Jährige die Begegnungen mit den<br />
Einwohnern vor Ort. „Ich traf<br />
Familien, die mit sieben Personen<br />
in einer winzigen Hütte aus<br />
Lehm und Stöcken leben. Ich<br />
lernte eine Frau kennen, die<br />
Malaria hatte, sich aber keine<br />
Medikamente leisten konnte.<br />
Erschütternd war das Treffen mit<br />
einer alleinstehenden<br />
Frau, die die Kinder<br />
ihrer Schwester aufzog,<br />
die an Aids gestorben<br />
war“, berichtet<br />
Mareike. Nachdenklich<br />
bekennt sie: „Diese<br />
Erlebnisse haben mir<br />
gezeigt, wie klein unsere<br />
Probleme im Vergleich<br />
zu solchem Leid<br />
sind. Mit diesem Bewusstsein<br />
gehe ich jetzt<br />
anders durch die Welt.“<br />
Lernen dürfen<br />
ist ein Privileg<br />
An der Partnerschule Vunjo<br />
Secondary School, einer Internatsschule,<br />
schloss Mareike mit Jackline<br />
Urio Freundschaft, einer<br />
18-jährigen Schülerin. Jackline, die<br />
fünf Geschwister hat, will später<br />
studieren und Anwältin werden.<br />
Dass Schüler in Deutschland<br />
manchmal keinen Bock auf die<br />
Schule haben, kann sie nicht verstehen.<br />
Sie ist dankbar und stolz,<br />
dass sie lernen darf, und sieht dies,<br />
genau wie ihre Mitschüler, als<br />
Privileg an.<br />
Im Internat, das sich wegen des<br />
Schulgeldes nur sehr wenige Eltern<br />
für ihre Kinder leisten können,<br />
wird auf Englisch unterrichtet. Die<br />
täglichen Mahlzeiten bestehen<br />
ausschließlich aus Maisbrei und<br />
Bohnen. Die Kinder schlafen in<br />
schlichten Gemeinschaftsunterkünften<br />
und müssen Schulräumlichkeiten<br />
und Schuluniformen<br />
selbst in Ordnung halten.<br />
Obwohl das Leben in Tansania<br />
viel beschwerlicher ist als bei uns,<br />
war Mareike davon angetan, wie<br />
fröhlich die Menschen sind.<br />
Begegnungen mit einheimischen<br />
Kindern hinterließen bei Mareike einen<br />
tiefen Eindruck. Fotos: privat (4)<br />
Freundlichkeit, Herzlichkeit, Gastfreundschaft,<br />
Rücksichtsnahme<br />
und Dankbarkeit waren für sie<br />
eine Selbstverständlichkeit. „Es<br />
war beeindruckend zu sehen,<br />
über welch kleine Dinge, wie<br />
zum Beispiel ein paar Süßigkeiten,<br />
sich die Kinder freuen<br />
konnten.“<br />
Auch das tansanische<br />
Lebensmotto „Pole Pole“ ging<br />
Mareike schnell in Fleisch und<br />
Blut über. Es bedeutet „immer<br />
schön locker und ruhig bleiben“.<br />
„Ich habe mich schnell der ‚African<br />
time‘ angepasst, und alles<br />
wurde irgendwie entspannter<br />
und einfacher“, schmunzelt sie.<br />
Solidarität<br />
hilft<br />
Nach dem Besuch der Partnerschulen<br />
ist ihr einmal mehr bewusst<br />
geworden, wie wichtig das<br />
solidarische Engagement der Heikendörfer<br />
Schüler für die Schüler<br />
in Tansania ist und wie viel sie tatsächlich<br />
mit ihren Aktionen am<br />
anderen Ende der Welt bewegen<br />
können. Unzählige Fotos hat sie<br />
von ihrer Reise mitgebracht, die<br />
die Fortschritte bei den unterstützten<br />
Projekten eindrucksvoll<br />
dokumentieren.<br />
Mit dem Erlös aus dem diesjährigen<br />
Weihnachtsbasar zeigt<br />
sich die Schülervertretung der<br />
Heinrich-Heine-Schule sehr zufrieden.<br />
„Im nächsten Jahr wollen<br />
wir fünf bis sechs Stände mehr<br />
anbieten, denn wir glauben, dass<br />
die Nachfrage aufgrund der steigenden<br />
Bekanntheit unseres Basars<br />
2012 noch mal ordentlich<br />
zunehmen wird“, hofft Mareike.<br />
Silke Bromm-Krieger<br />
schaettruum@bauernblatt.com