26Aus den betriebenKunsttherapie im impuls BockumGruppenübergreifendes KunstprojektAnfang Mai 2<strong>01</strong>1 wurde die Werkstattin Bockum ein impuls-Standort.Das heißt: Nachdem die ehemaligen„Bockumer“ nach Uerdingenumgezogen sind, kamenaus den schon vorhandenen impuls-WerkstättenMitarbeiter zusammenund bildeten mit einigenNeuaufnahmen den Grundstockfür einen guten Start auf der Emil-Schäfer-Straße.Die frisch installierte Malergruppekümmerte sich direkt um eineVerschönerung sämtlicher Gruppenräumeund Flure. Die Mitarbeiterpinselten, was das Zeug hält.Farbenfroh sollte es sein - so auchdas Büro der Abteilungsleiter, welchesnun in einem fröhlichen Grünleuchtet.Um dem Mehrzweckraum mehrGlanz zu verleihen, wurde ein gruppenübergreifendesKunstprojekt indie Wege geleitet. Jeder Mitarbeitersollte die Möglichkeit haben,sich persönlich einzubringen.Es war geplant, dass jeder Einzelneeine kleine Leinwand mit denMaßen 20 x 20 cm gestaltet. Esgab eine farbliche Vorgabe und eineinfaches Motto, um manchemTeilnehmer anfängliche Schwierigkeiten,bzw. die Skepsis zu nehmenund um die ersten Schrittezu erleichtern. Unser Ziel war, einharmonisch zusammenpassendesGesamtkunstwerk zu gestalten.Die Farben rot, weiß, orange undgrau schienen gut in den hellgelbgestrichenen Raum mit seinemneuen hellgrauen Boden zu passen.Das Thema „rund/runde Formen“sollte nicht bedeuten, dass ausschließlichKreise als Motiv zu wählenwaren. Es konnte und wurdeganz individuell umgesetzt, z. B.Wellen, Blumen, Ying Yang, Peace-Symbol, Mandala, abstrakte Formenund geschwungene Linien.Jedes Einzelkunstwerk wurde durchKlarlack versiegelt und erhielt dadurcheinen zusätzlichen Glanz.Für einige Mitarbeiter waren dieErgebnisse umso erstaunlicher,weil diese vorher noch behauptethatten: „Ich kann nicht malen!“Dabei war es absolut nicht erforderlich,ein künstlerisches Talentzu besitzen.35 Bilder wurden schließlich zueinem Gesamtkunstwerk zusammengefügtund verschönern nunden Mehrzweckraum in der oberenEtage und sind für jeden ein wirklicherHingucker!Marion Aertsimpuls BockumAntonia Cassone (links) und Petra Deutsch (rechts)<strong>hpz</strong> Report <strong>01</strong>2<strong>01</strong>2
Aus den betrieben27Für Kinder ein SchimpfwortDu Spasti! - Was ist das eigentlich wirklich?Als ich gerade 14 Jahre alt war, da fuhr bei uns im Dorf immer ein junger Mann mit einemDreirad herum. „Das ist ein „Spasti“, der ist geistig behindert“ erklärte mir meine Freundin. Als„Spasti“ wurden in dem Dorf allgemein die Leute betitelt, die man doof fand. Heute schäme ichmich dafür, denn heute weiß ich es besser.Hallo Carmen, danke dass du unsheute etwas aufklären möchtest.Du bist Spastikerin, aber nicht geistigbehindert. Was ist eine Spastikwirklich?Eine Spastik entsteht meistens beider Geburt durch Stauerstoffmangel.Dabei werden im Gehirn Zellenzerstört, die für die Motorik (Bewegung)zuständig sind. Dadurchentsteht in den Muskeln eineWechselspannung, ähnlich wie beiKrämpfen und doch ganz anders.Es können verschiedene oder wiebei mir alle Gliedmaßen betroffensein. Das nennt sich Tetra-Spastik.Es gibt natürlich auch Fälle, da werdendurch den Sauerstoffmangelbei der Geburt nicht nur Zellen fürdie Motorik geschädigt, diese Spastikersind dann zusätzlich geistigbehindert. Aber eine Spastik isteine Behinderung der Motorik.Die Spastikgehört zu mirDeine Spastik ist also nicht angeboren,aber du hast sie trotzdemschon ein Leben lang. Kannst dudir ein Leben ohne Spastik überhauptvorstellen?Nein, denn ich kenne es nicht anders.Meine Behinderung gehörtzu mir. Aber ich kann mir vorstellen,dass es für mich leichter ist mitder Behinderung klar zu kommen,als jemand, der seine Behinderungerst im Laufe seines Lebens bekommenhat.Ein gesunder Mensch kann daswahrscheinlich gar nicht nachempfinden.Was für Auswirkungendie Spastik in deinem Alltag hat?Ich weiß auch keinen Vergleich, umeinem „Nicht“-Spastiker dieses Körpergefühlzu beschreiben. Als Kindhatte ich eine verzögerte körperlicheEntwicklung, deshalb habe ichauch erst mit sieben Jahren laufengelernt. Durch die unkontrollierbarenMuskelanspannungen wirke ichungelenk. Ich verschütte viel oderwerfe Dinge, die ich anfassen will,einfach um. Sonst kann ich allesallein machen. Auch meine Wohnunghalte ich selbst in Ordnung.Das ist kein Problem.Die Therapien waren sehrerfolgreichWird auf dem Gebiet geforscht?Gibt es irgendwelche Hilfsmittel,Medikamente oder Maßnahmen,die dir den Alltag erleichtern können?Es wird wie in jedem Bereich geforscht.Es gibt auch Medikamente,die ich mal für ein paar Wochenausprobiert habe. Damit ging esmir auch viel besser, aber ich wurdedavon sehr müde. Dann habe ichmich gegen die Chemie entschieden,weil ich bereits von klein aufviele manuelle Therapien gemachthabe, die mir sehr geholfen haben- auch Reitsport, war ganz wichtigfür meinen Muskelaufbau.Hat sich die Form oder der Graddeiner Spastik in all den Jahrenverändert oder ist eine Änderungin Sicht?Anfangs meinten die Ärzte zu meinenEltern, ich würde mein Lebenlang im Rollstuhl sitzen. Wie allesehen können, waren die ganzenTherapien sehr erfolgreich. Aberjetzt wird sich nichts mehr ändern.Bedeutet einmal Spastik immerSpastik?Ja, es gibt zwar in manchen Fällendie Möglichkeit einer Gehirnoperation,aber der Erfolg ist nicht garantiert.Hast du irgendwelche Hobbys oderetwas, was du in deiner Freizeitbesonders gerne machst?Ich gehe gern zu Konzerten, höregern Musik und fahre Fahrrad, inmeinem Fall ist das ein großes Dreirad.Hast du hier im <strong>hpz</strong> eine „Lieblingsarbeit“?Aufgrund meiner Behinderung binich sehr eingeschränkt, aber ich kuvertieresehr gern und stemple dieBriefumschläge dafür. Dann ist danoch die Hauspost, die ich auch oftverteile.Ich bin eineigenständiger MenschDu hast heute die Gelegenheit,dich an körperlich gesunde Menschenzu richten. Was möchtest duihnen bezüglich deiner Behinderungsagen?Wenn ich als Behinderte Hilfe brauche,z. B. beim Treppensteigen,dann melde ich mich schon. Ich binein eigenständiger Mensch!Angelika Weineimpuls Kempen<strong>hpz</strong> Report <strong>01</strong>2<strong>01</strong>2