ABG Auftrag - Emil Wüst & Söhne
ABG Auftrag - Emil Wüst & Söhne
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IHR Fachmann für Kartoffeln und Zwiebeln<br />
SOLANUM GmbH<br />
Kartoffellagerhaus<br />
Am Bahnhof 12<br />
07570 Niederpöllnitz<br />
Tel.: 036607/ 25 01<br />
Kartoffeln & Zwiebeln<br />
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❊ Übergrößen im 12,5 kg Sack, ungewaschen<br />
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❊ Kartoffeln im 12,5 kg Sack, ungewaschen<br />
vorwiegend festkochend, festkochend, mehlig kochend<br />
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(solange Vorrat reicht)<br />
Wir sind für Sie da:<br />
Montag - Freitag: 7.00 - 17.00 Uhr<br />
Samstag: 8.00 - 11.30 Uhr<br />
Landgasthof „WeiberWirtschaft“<br />
Mittelpöllnitz<br />
Inh. Brigitta Kohlschütter<br />
Tel.: 036482 / 30779 · Handy: 0171 / 8764945<br />
- 8 -<br />
Wir Mo. - Mi.: 7.00 - 14.00 Uhr<br />
haben 17.00 - 21.00 Uhr<br />
für Do. 7.00 - 14.00 Uhr<br />
Sie Freitag: Ruhetag<br />
geöffnet: Sa. - So. 8.00 - 21.00 Uhr<br />
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September - April KARPFENSAISON<br />
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Fliesenlegermeister Jürgen Zipfel<br />
Oststraße 8 · 07570 Wünschendorf<br />
Tel.: (036603)71977 · Fax: 71976<br />
Funk: 0171/1790343<br />
Dr. Gerhard Schreiber über seine Erlebnisse im Kriegsjahr 1945<br />
Noch lange nicht flügge und trotzdem „kv“<br />
Letzte Dekade des Monat März 1945. Ich stehe an der Straße am Weidaer Berg, wie die Greizer ihn<br />
heißen, auf halber Höhe ungefähr, den Blick zur Spitze der Anhöhe gerichtet, dorthin, wo man das<br />
graue Asphaltband Richtung Wildetaube aus den Augen verliert. Sie ist leer. Wie oft hatte ich seit 1942<br />
diesen Anstieg, der am südlichen Ausgang von Weida beginnt, in seiner ganzen Länge genommen.<br />
Als Vogtländer war ich es ja von klein auf gewohnt, dieses bergauf, bergab. Doch diesmal ist alles anders:<br />
Ich bin entschlossen kehrtzumachen.<br />
Das letzte Mal war ich an einem Nachmittag im Oktober des vorausgegangenen Jahres, kurz bevor das<br />
Dunkel der Nacht hereinbrach, hier per Rad unterwegs, so wie schon die Jahre davor ziemlich regelmäßig<br />
einmal im Frühling, einmal zur Herbstzeit. Damals kam ich von einer Hamstertour, zu der ich<br />
frühmorgens in Greiz aufgebrochen war, aus Grochwitz zurück, dem Dörfchen unweit von Weida gelegen.<br />
Von 1918 bis 1920 diente meine Mutter dort bei einem Bauern. Sie hatte die Volksschule gerade<br />
abgeschlossen.<br />
Knapp ein Vierteljahrhundert später, ab dem dritten Kriegsjahr, nutzten wir diese bäuerliche Bekanntschaft,<br />
um zusätzlich zu den schmaler und schmaler werdenden Lebensmittelrationen „auf Marken“<br />
eine erkleckliche Menge Roggen oder Weizen und ein Stück Speck im Tausch gegen Stoff oder<br />
Kleidungsstücke, darunter vor allem Schuhe, zu ergattern. (Für die Jüngeren unter den Lesern füge ich<br />
hinzu, dass Mutter aus den Körnern und etwas Zucker zum Frühstück einen Kornbrei kochte. Geradezu<br />
ein Festmahl war’s, wenn Milch dazu gegeben werden konnte.) Den Rucksack prall gefüllt hatte<br />
man mit dem Fahrrad auf besagter Steigung – an Gangschaltung war noch nicht zu denken – ziemlich<br />
zu kämpfen. Notfalls blieb nichts, als sein Rad zu schieben.<br />
Zweimal fuhr man bei jeder Tour durch das Städtchen, vormittags auf der Hin-, nachmittags bei der<br />
Rückfahrt. Geradeheraus gesagt: Mein Blick streifte die Osterburg eher, als dass ich sie fest ins Auge<br />
gefasst hätte. Keine Ehre dies für einen Vogtländer. Aber der reine Zufall ist das nicht gewesen. Ich bin<br />
mir recht sicher, dass der Heimatkundeunterricht in der Volksschule der bewegten Geschichte des<br />
Vogtlandes und des Herrschergeschlechtes der Reußen kein Augenmerk schenkte und unser Interesse<br />
hierfür nicht zu wecken vermochte. Nicht unwahrscheinlich, dass Vorbehalte der Naziführer den deutschen<br />
Fürstenhäusern gegenüber für diesen blinden Fleck auf dem Gebiet der Heimatgeschichte sorgten;<br />
denn neben anderen, so hieß es aus deren Sicht, seien es Fürsten gewesen, die Deutschland immer<br />
wieder an seine Feinde verraten hätten (vgl. Pätzold, K. u.a.: Stufen zum Galgen. Lebenswege vor den<br />
Nürnberger Urteilen, Leipzig 1996, S. 320). Sagen und Heldengeschichten aus germanischer Vorzeit<br />
hingegen zu vermitteln, ja dafür scheuten unsere Lehrer in den Fächern Geschichte und Deutsch weder<br />
Zeit noch Mühe. Geläufig war uns allerdings jener vom Volksmund geprägte Vierzeiler, der auf gutgräzerisch<br />
lautete:<br />
Durm uhne Dach<br />
Deich uhne Damm<br />
Glocke uhne Geleide<br />
Das sei die drei Wahrzeichen vun Weide.<br />
Und den bekamst du in den Wohnstuben der einfachen Leute zu hören.<br />
Aber es gab noch einen brandheißen anderen Grund, weshalb ich ziemlich achtlos an der Osterburg<br />
„vorüberradelte“. Vater hatte mir eingeschärft, mich ja vor der Polizei in acht zu nehmen, die im Falle<br />
des Falles die Hand auf das mitgeführte Hamstergut legen würde. Folglich richtete ich mein Augenmerk<br />
während der Fahrt darauf, den „Gendarmen“ möglichst rechtzeitig auszuweichen.<br />
Jetzt – wir haben die neunte oder zehnte Vormittagsstunde – lenke ich meine Schritte bergab, wieder<br />
Richtung Weida, das ich am frühen Morgen passiert habe. Kein Fahrrad und auch keinen Rucksack voller<br />
Körner oder Kartoffeln führe ich bei mir. Auf dem Rücken wippt im Takt meiner Schritte ein Tornister<br />
mit Unterwäsche, einem Pullover, Waschzeug, Decke und einem Paar Schuhe zum Wechseln.<br />
Mich umhüllt die schwarze Winteruniform der Hitlerjugend mit der langen, sogenannten Überfallhose,<br />
schwarzer Schirmmütze und so. Die Straße ist wie ausgestorben. Mir ist es recht. Munteren<br />
Schrittes, ein Lied vor mich hin pfeifend, bin ich unterwegs. Bevor ich den Saum der Stadt erreiche,<br />
erlaube ich mir rasch noch einen kleinen Luftsprung und eine kurze Lachsalve auf dem Weg zur Bahn.<br />
Ich hoffe, noch diesen Abend mein Zuhause in Greiz wiederzusehen.<br />
Doch auch jetzt kann ich der Osterburg, der Wiege des Vogtlandes, nicht länger als für Augenblicke<br />
nur Aufmerksamkeit schenken. Ich muss aufpassen, dass ich nicht etwa einer Wehrmachtsstreife der<br />
berüchtigten „Kettenhunde“ in die Arme laufe, die darauf aus sind, Deserteure dingfest zu machen.<br />
Meine Ausrüstung mit Tornister könnte ihnen auffallen. Grund genug mich „zu stellen“ wäre es allemal.<br />
Ich bin mir nicht so sicher, ob mir rechtzeitig eine überzeugende Ausrede einfiele. Auf keinen Fall<br />
dürfte ich damit herausrücken, dass ich kaum eine Woche zuvor mein Elternhaus verließ, weil mich<br />
eine Einberufung zum Volkssturm befahl, dem letzten Aufgebot der Faschisten.<br />
Von Weida über Wünschendorf, wo ich umsteigen muss, bringt mich die Bahn gegen Abend in meine<br />
Heimatstadt. Als ich zu Hause durch die Tür trete, zeigen sich die Eltern mächtig erfreut und erleichtert,<br />
mich wieder um sich zu haben in dieser Zeit, da die Ungewissheit über den weiteren Verlauf des<br />
Krieges täglich zunimmt und die Zahl von Fliegeralarmen anwächst - erst vor wenigen Tagen war<br />
Plauen schwer bombardiert worden. Als ich mich der schweren Schuhe, der Uniformjacke und der<br />
Mütze entledigt habe, trete ich ins Wohnzimmer. Drinnen der Stubenwagen mit Schwesterchen Gertraud,<br />
die mir freudig zappelnd die Ärmchen entgegenstreckt, als ich zu ihr herantrete. Sie ist nun<br />
knapp 15 Monate alt. Auf dem Weg zur Küche, wo Mutter und Vater gerade beim Abendbrot saßen,<br />
als ich klingelte, fällt mein Blick auf den Kachelofen, der wohlige Wärme verbreitet: Ja, obendrauf<br />
dreht sich das „Ufenspiel“, eine Pappschlange, von mir ausgeschnitten und bunt bemalt, die am Kopf<br />
auf einer Stricknadel hängt, welche ihrerseits in einem kleinen Metallblock befestigt ist. Jetzt fühle ich<br />
mich wieder richtig daheim.<br />
Die Bezeichnung „kv“ für „kriegsverwendungsfähig“ lernte ich im zweiten Kriegsahr kennen. Vater<br />
brachte sie nach Hause. Er kam von der Musterung, der sich sein Jahrgang zu stellen hatte. Dabei<br />
wurde jeder einzelne geprüft, ob und in welchem Grade er denn für den Wehrdienst tauglich ist. Die<br />
schwächlicheren, kränkelnden unter den Vorgeladenen wurden mit dem Kürzel „gv“ bedacht. „garnisionsverwendungsfähig“<br />
bedeutete dies. Was uns heute wie ein schlechter Witz anmutet: Viele der als<br />
kv Gemusterten fühlten sich in ihrem Männerstolz bestärkt und als Gemeinschaft einem besseren Stand<br />
zugehörig als die Garnisionsverwendungsfähigen. Das sollte wohl die Kampfmoral der auf diese Weise<br />
Geköderten heben.<br />
Kv und k.o., diese beiden Kürzel klangen zum Verwechseln ähnlich. Doch sie entspringen ganz unterschiedlichen<br />
sprachlichen Wurzeln: Die eine leitete sich vom Militärischen her, die andere ist im<br />
Sport angesiedelt. Das Vertrackte bestand aber darin, dass beide vom Wortsinn her auch irgendwie<br />
nahe verwandt schienen. Warst du kv und wurdest im Krieg zu den Waffen gerufen, lag die Wahrscheinlichkeit,<br />
verwundet oder durch den Tod kampfunfähig zu werden – nichts anderes heißt ja das<br />
k.o. -, sehr nahe.<br />
Kv hieß es für mich schon seit ich Anfang März ins sogenannte Wehrertüchtigungslager Pößneck eingezogen<br />
worden war; denn seitdem galt für die Jungs des Jahrgangs 1929 die Wehrpflicht. Nach vielstündigem<br />
Strafexerzieren hatte man mich aus dem Lager entlassen müssen, weil ich nicht bereit war,<br />
mich freiwillig zur Sofortaktion der Division Hitlerjugend bei der Waffen-SS zu melden. So fand ich<br />
mich wenige Tage später beim Hitlerjugend-Volkssturm wieder, Gestellungsort Teichwolframsdorf.<br />
Von Musterung davor keine Spur. Im totalen Krieg, der 1943 nach der Niederlage der deutschen Wehrmacht<br />
in Stalingrad verkündet worden war, galt dieser Akt den Behörden offenbar als ein Überbleibsel<br />
aus besseren Tagen, auf das verzichtet werden konnte, oder richtiger: verzichtet werden musste, um<br />
ein Mehr an Kanonenfutter für das letzte Aufgebot mobilisieren zu können.<br />
– wird fortgesetzt –