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ABG Auftrag - Emil Wüst & Söhne

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haben 17.00 - 21.00 Uhr<br />

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Dr. Gerhard Schreiber über seine Erlebnisse im Kriegsjahr 1945<br />

Noch lange nicht flügge und trotzdem „kv“<br />

Letzte Dekade des Monat März 1945. Ich stehe an der Straße am Weidaer Berg, wie die Greizer ihn<br />

heißen, auf halber Höhe ungefähr, den Blick zur Spitze der Anhöhe gerichtet, dorthin, wo man das<br />

graue Asphaltband Richtung Wildetaube aus den Augen verliert. Sie ist leer. Wie oft hatte ich seit 1942<br />

diesen Anstieg, der am südlichen Ausgang von Weida beginnt, in seiner ganzen Länge genommen.<br />

Als Vogtländer war ich es ja von klein auf gewohnt, dieses bergauf, bergab. Doch diesmal ist alles anders:<br />

Ich bin entschlossen kehrtzumachen.<br />

Das letzte Mal war ich an einem Nachmittag im Oktober des vorausgegangenen Jahres, kurz bevor das<br />

Dunkel der Nacht hereinbrach, hier per Rad unterwegs, so wie schon die Jahre davor ziemlich regelmäßig<br />

einmal im Frühling, einmal zur Herbstzeit. Damals kam ich von einer Hamstertour, zu der ich<br />

frühmorgens in Greiz aufgebrochen war, aus Grochwitz zurück, dem Dörfchen unweit von Weida gelegen.<br />

Von 1918 bis 1920 diente meine Mutter dort bei einem Bauern. Sie hatte die Volksschule gerade<br />

abgeschlossen.<br />

Knapp ein Vierteljahrhundert später, ab dem dritten Kriegsjahr, nutzten wir diese bäuerliche Bekanntschaft,<br />

um zusätzlich zu den schmaler und schmaler werdenden Lebensmittelrationen „auf Marken“<br />

eine erkleckliche Menge Roggen oder Weizen und ein Stück Speck im Tausch gegen Stoff oder<br />

Kleidungsstücke, darunter vor allem Schuhe, zu ergattern. (Für die Jüngeren unter den Lesern füge ich<br />

hinzu, dass Mutter aus den Körnern und etwas Zucker zum Frühstück einen Kornbrei kochte. Geradezu<br />

ein Festmahl war’s, wenn Milch dazu gegeben werden konnte.) Den Rucksack prall gefüllt hatte<br />

man mit dem Fahrrad auf besagter Steigung – an Gangschaltung war noch nicht zu denken – ziemlich<br />

zu kämpfen. Notfalls blieb nichts, als sein Rad zu schieben.<br />

Zweimal fuhr man bei jeder Tour durch das Städtchen, vormittags auf der Hin-, nachmittags bei der<br />

Rückfahrt. Geradeheraus gesagt: Mein Blick streifte die Osterburg eher, als dass ich sie fest ins Auge<br />

gefasst hätte. Keine Ehre dies für einen Vogtländer. Aber der reine Zufall ist das nicht gewesen. Ich bin<br />

mir recht sicher, dass der Heimatkundeunterricht in der Volksschule der bewegten Geschichte des<br />

Vogtlandes und des Herrschergeschlechtes der Reußen kein Augenmerk schenkte und unser Interesse<br />

hierfür nicht zu wecken vermochte. Nicht unwahrscheinlich, dass Vorbehalte der Naziführer den deutschen<br />

Fürstenhäusern gegenüber für diesen blinden Fleck auf dem Gebiet der Heimatgeschichte sorgten;<br />

denn neben anderen, so hieß es aus deren Sicht, seien es Fürsten gewesen, die Deutschland immer<br />

wieder an seine Feinde verraten hätten (vgl. Pätzold, K. u.a.: Stufen zum Galgen. Lebenswege vor den<br />

Nürnberger Urteilen, Leipzig 1996, S. 320). Sagen und Heldengeschichten aus germanischer Vorzeit<br />

hingegen zu vermitteln, ja dafür scheuten unsere Lehrer in den Fächern Geschichte und Deutsch weder<br />

Zeit noch Mühe. Geläufig war uns allerdings jener vom Volksmund geprägte Vierzeiler, der auf gutgräzerisch<br />

lautete:<br />

Durm uhne Dach<br />

Deich uhne Damm<br />

Glocke uhne Geleide<br />

Das sei die drei Wahrzeichen vun Weide.<br />

Und den bekamst du in den Wohnstuben der einfachen Leute zu hören.<br />

Aber es gab noch einen brandheißen anderen Grund, weshalb ich ziemlich achtlos an der Osterburg<br />

„vorüberradelte“. Vater hatte mir eingeschärft, mich ja vor der Polizei in acht zu nehmen, die im Falle<br />

des Falles die Hand auf das mitgeführte Hamstergut legen würde. Folglich richtete ich mein Augenmerk<br />

während der Fahrt darauf, den „Gendarmen“ möglichst rechtzeitig auszuweichen.<br />

Jetzt – wir haben die neunte oder zehnte Vormittagsstunde – lenke ich meine Schritte bergab, wieder<br />

Richtung Weida, das ich am frühen Morgen passiert habe. Kein Fahrrad und auch keinen Rucksack voller<br />

Körner oder Kartoffeln führe ich bei mir. Auf dem Rücken wippt im Takt meiner Schritte ein Tornister<br />

mit Unterwäsche, einem Pullover, Waschzeug, Decke und einem Paar Schuhe zum Wechseln.<br />

Mich umhüllt die schwarze Winteruniform der Hitlerjugend mit der langen, sogenannten Überfallhose,<br />

schwarzer Schirmmütze und so. Die Straße ist wie ausgestorben. Mir ist es recht. Munteren<br />

Schrittes, ein Lied vor mich hin pfeifend, bin ich unterwegs. Bevor ich den Saum der Stadt erreiche,<br />

erlaube ich mir rasch noch einen kleinen Luftsprung und eine kurze Lachsalve auf dem Weg zur Bahn.<br />

Ich hoffe, noch diesen Abend mein Zuhause in Greiz wiederzusehen.<br />

Doch auch jetzt kann ich der Osterburg, der Wiege des Vogtlandes, nicht länger als für Augenblicke<br />

nur Aufmerksamkeit schenken. Ich muss aufpassen, dass ich nicht etwa einer Wehrmachtsstreife der<br />

berüchtigten „Kettenhunde“ in die Arme laufe, die darauf aus sind, Deserteure dingfest zu machen.<br />

Meine Ausrüstung mit Tornister könnte ihnen auffallen. Grund genug mich „zu stellen“ wäre es allemal.<br />

Ich bin mir nicht so sicher, ob mir rechtzeitig eine überzeugende Ausrede einfiele. Auf keinen Fall<br />

dürfte ich damit herausrücken, dass ich kaum eine Woche zuvor mein Elternhaus verließ, weil mich<br />

eine Einberufung zum Volkssturm befahl, dem letzten Aufgebot der Faschisten.<br />

Von Weida über Wünschendorf, wo ich umsteigen muss, bringt mich die Bahn gegen Abend in meine<br />

Heimatstadt. Als ich zu Hause durch die Tür trete, zeigen sich die Eltern mächtig erfreut und erleichtert,<br />

mich wieder um sich zu haben in dieser Zeit, da die Ungewissheit über den weiteren Verlauf des<br />

Krieges täglich zunimmt und die Zahl von Fliegeralarmen anwächst - erst vor wenigen Tagen war<br />

Plauen schwer bombardiert worden. Als ich mich der schweren Schuhe, der Uniformjacke und der<br />

Mütze entledigt habe, trete ich ins Wohnzimmer. Drinnen der Stubenwagen mit Schwesterchen Gertraud,<br />

die mir freudig zappelnd die Ärmchen entgegenstreckt, als ich zu ihr herantrete. Sie ist nun<br />

knapp 15 Monate alt. Auf dem Weg zur Küche, wo Mutter und Vater gerade beim Abendbrot saßen,<br />

als ich klingelte, fällt mein Blick auf den Kachelofen, der wohlige Wärme verbreitet: Ja, obendrauf<br />

dreht sich das „Ufenspiel“, eine Pappschlange, von mir ausgeschnitten und bunt bemalt, die am Kopf<br />

auf einer Stricknadel hängt, welche ihrerseits in einem kleinen Metallblock befestigt ist. Jetzt fühle ich<br />

mich wieder richtig daheim.<br />

Die Bezeichnung „kv“ für „kriegsverwendungsfähig“ lernte ich im zweiten Kriegsahr kennen. Vater<br />

brachte sie nach Hause. Er kam von der Musterung, der sich sein Jahrgang zu stellen hatte. Dabei<br />

wurde jeder einzelne geprüft, ob und in welchem Grade er denn für den Wehrdienst tauglich ist. Die<br />

schwächlicheren, kränkelnden unter den Vorgeladenen wurden mit dem Kürzel „gv“ bedacht. „garnisionsverwendungsfähig“<br />

bedeutete dies. Was uns heute wie ein schlechter Witz anmutet: Viele der als<br />

kv Gemusterten fühlten sich in ihrem Männerstolz bestärkt und als Gemeinschaft einem besseren Stand<br />

zugehörig als die Garnisionsverwendungsfähigen. Das sollte wohl die Kampfmoral der auf diese Weise<br />

Geköderten heben.<br />

Kv und k.o., diese beiden Kürzel klangen zum Verwechseln ähnlich. Doch sie entspringen ganz unterschiedlichen<br />

sprachlichen Wurzeln: Die eine leitete sich vom Militärischen her, die andere ist im<br />

Sport angesiedelt. Das Vertrackte bestand aber darin, dass beide vom Wortsinn her auch irgendwie<br />

nahe verwandt schienen. Warst du kv und wurdest im Krieg zu den Waffen gerufen, lag die Wahrscheinlichkeit,<br />

verwundet oder durch den Tod kampfunfähig zu werden – nichts anderes heißt ja das<br />

k.o. -, sehr nahe.<br />

Kv hieß es für mich schon seit ich Anfang März ins sogenannte Wehrertüchtigungslager Pößneck eingezogen<br />

worden war; denn seitdem galt für die Jungs des Jahrgangs 1929 die Wehrpflicht. Nach vielstündigem<br />

Strafexerzieren hatte man mich aus dem Lager entlassen müssen, weil ich nicht bereit war,<br />

mich freiwillig zur Sofortaktion der Division Hitlerjugend bei der Waffen-SS zu melden. So fand ich<br />

mich wenige Tage später beim Hitlerjugend-Volkssturm wieder, Gestellungsort Teichwolframsdorf.<br />

Von Musterung davor keine Spur. Im totalen Krieg, der 1943 nach der Niederlage der deutschen Wehrmacht<br />

in Stalingrad verkündet worden war, galt dieser Akt den Behörden offenbar als ein Überbleibsel<br />

aus besseren Tagen, auf das verzichtet werden konnte, oder richtiger: verzichtet werden musste, um<br />

ein Mehr an Kanonenfutter für das letzte Aufgebot mobilisieren zu können.<br />

– wird fortgesetzt –

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