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SFT 3/84 - Science Fiction Times

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2 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>3INHALT491314161921252635414346EDITORIALDie Ergebnisse unserer Lcserumfrage.INTERVIEW MIT HORST PUKALLUSDer bekannte Autor, Übersetzer und Herausgeber spricht über sich, seine Arbeit und seine Ansichten.HINREISSEND LACHERLICHSUPERMAN schlägt wieder zu.zu WENIG PSAuch Regisseur Carpenter schlug zu - und CHRISTINE muß darunter leiden.SPEKULATIVER AUFBRUCHDie Anthologie NEUE WELTEN dokumentiert die New Wave - mit ihren Stärken und SchwächenDAS BUCH DES MONATSDER ROTE LÖWE ist nicht nur ein spannender Roman, sondern auch eine fundiert geschriebene Sittengeschichte.NACHRICHTEN VON NIRGENDWO - TEIL IIFortsetzung des Artikels über David LindsayNACHRUF AUF TIMESCAPE-BOOKSREZENSIONENClark Darlton, DIE NEUN UNBEKANNfENGerhard Zwerenz, DER BUNKERMichael Görden/Michael Kubiak (Hrsg.), BRAINSTORMINGAlfred Tilp, TOUR DE FRANCEChristof Schade, DAS PAULUS-PROJEKTJörg Weigand (Hrsg.), VERGISS NICHT DEN WINDBernhard Grimminger, DAS HAUS AM SEEGeorg Zauner, DER VERBOTENE KONTINENTSomtow Sucharitkul, DER INTERGALAKTISCHE HYPERMARKTStephen King, NACHTSCHICHTMarion Zimmer Bradley, DIE NEBEL VON AVALONHans Joachim Alpers (Hrsg., H.P. LOVECRAFT – DER POET DES GRAUENSNachrichtenNEUE SCIENCE FICTION IM MÄRZ 19<strong>84</strong>LESERPOSTImpressum


10 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>11HOLLYWOODLIKEVERSTOPFUNGIM KOPFne Mittelalterkenntnisse aufgeboten undauch sprachlich gehörig gealtertümelt‚und damit, das muß auch erwähnt werden,zusätzliche Leistungen erbracht,die nicht honoriert worden sind. DieseÜbersetzungen gehören damit zu meinenzeitaufwendigsten. Hätte ich die Kurtz-Bücher ‚normal‘ behandelt, hätte ich inder gleichen Zeit mindestens einen weiterenRoman übersetzen können.<strong>SFT</strong>: Dann gehörst du nicht zu denschnellen Arbeitern, sondern gehst ehergründlich und langsam vor?Pukallus: Zehn bis fünfzehn Manuskriptseitenam Tag sind mein Zielpensum.Über dieses Maß hinaus sind Qualitätseinbußenzu befürchten. Ich arbeitetäglich sechs Stunden an der Schreibmaschine,wenn es flott voran geht, aber oftgenug werden daraus auch zehn Stunden.Neben den Kurtz-Romanen war esbesonders bei John Brunners MORGEN-WELT extrem 3 . Manchmal habe ich danicht mehr als 2 Manuskriptseiten amTag geschafft.<strong>SFT</strong>: Da kann man leicht die Lust verlieren.Pukallus: Ich betreibe Autogenes Training,Yoga und Joggen, um nach der langenSitztätigkeit körperlich in Form zubleiben. Lange Sitzarbeit führt zu Muskelverspannungen,Migräne und Durchblutungsstörungen,und zu körperlichemÜbergewicht. Aus diesen und anderengesundheitlichen Gründen habe ich zwischen1976 und 1982 zweiundzwanzigKilogramm abgenommen. Das hilft auchgegen die Verstopfung im Kopf. – Beiren, was heute bis zu einem gewissenGrade gelungen ist. Jedenfalls hat sichdie SF heute größere Bevölkerungsschichtenals Leser erschlossen.<strong>SFT</strong>: Manchmal wurden Texte ja auchverbessert. Jedenfalls ist über dich dieFama im Umlauf, deine Kurtz-Übersetzungenseien besser als das Original.Pukallus: Die mittelalterliche Welt der.Kurtz-Romane ist im Original doch sehrhollywoodlike. Ich hingegen habe meidickerenBüchern verliert man leicht dieLust. Man gelangt an einen toten Punkt.Leider schreiben viele Autoren zu ausgewalzt.Grob gesagt, nach den ersten100 Seiten gleitet eine Geschichte oft ab.Diese Autoren verwechseln Länge mitLiteratur. Nach dem Grundsatz: Wenigerist manchmal mehr, würde so mancherneuere SF-Roman durch 250 Seiten wenigergewinnen.<strong>SFT</strong>: Kannst du dafür Beispiele nennen?Pukallus: Nun, Frank Herberts DU-NE-Zyklus 4 oder Philip FarmersFLUSSWELT und einige andere mehr.– Damit will ich jedoch keineswegs einerErneuerung der früher gängigen Kürzungspraxisdas Wort reden.<strong>SFT</strong>: Hat sich in den knapp zehn Jahrendeiner Übersetzertätigkeit in der Honorarfrageeiniges bewegt?Pukallus: Die Honorierung läßt immernoch zu wünschen übrig, vor allem, weileinige Verlage nicht bereit sind, bei derallgemeinen Honorarentwicklung mitzuziehen.Jeder beansprucht für sich, diebeste SF-Reihe zu haben, aber es gibteinige Häuser, da soll diese Reihe möglichstwenig Kosten verursachen. DASSCHLIESST EINANDER AUS!<strong>SFT</strong>: Nun ist das Ansehen der Übersetzerbei den Verlagen ja nicht besondershoch.ÜBERSETZER ISTLIEFERANTPukallus: Der Übersetzer gilt als Lieferantvon Auftragsarbeiten und wirdim Taschenbuch-Bereich nur einmalignoriert. Im Gegensatz zum Autor gehtder Übersetzer bei zweiten und weiterenAuflagen leer aus. Dabei ist die übersetzerischeTätigkeit durchaus und unbedingteine schriftstellerische Arbeit,denn sie erfordert eine eigenständigeschöpferische Denkleistung. Die Verlageverkaufen Übersetzungen als Lizenzenan andere Verlage, ohne die Übersetzerin irgendeiner Form daran zu beteiligen.Der Übersetzer ist als Wortlieferant jedochnicht zweitrangig, bloß weil ihmeine fremdsprachige Vorlage zur Verfügungsteht, und es wäre angebracht,seine Kreativität wenigstens genauso zuhonorieren wie die des Autors.<strong>SFT</strong>: Du bist ja nicht nur als Übersetzerbekannt geworden, sondern auch als Anthologistund Autor. Bleibt dir denn beider Übersetzertätigkeit noch ausreichendZeit zum Verfassen eigener Texte oderzum Zusammenstellen von Büchern?Pukallus: Mein Ziel wäre es eigentlich,hauptsächlich selbst zu schreiben. Bisheute sind von mir ein Dutzend Kurzgeschichtenund fünf Anthologien auf demMarkt erschienen. Und zwar über einenZeitraum von neun Jahren. Leider ist fürden hauptberuflichen Autor einfach dermaterielle Druck zu groß, um sich nurdem Verfassen eigener Texte zu widmen.<strong>SFT</strong>: Wie äußert sich dieser materielleDruck?Pukallus: Man muß jeden Monat seineFixkosten begleichen (Miete, Versiehe·UNTERNEHMER UNDPENNERrungen, auch Steuern). Steuerrechtlichwerde ich als Unternehmer eingestuft,während man von manchen Buchhaltungender Verlage wie der letzte Pennerbehandelt wird. Die ohnehin nicht überhöhtenHonorare sind Bruttoeinkünfte.Ich muß davon Einkommens- undUmsatzsteuer entrichten. Daher bin ichschon aus Existenzgründen zum Schreibengezwungen. Da neun Zehntel derSF-Titel, bei manchen Verlagen sogarnoch mehr, aus dem angloamerikanischenSprachraum stammen, ist es immernoch leichter, eine einigermaßenbefriedigende Auftragslage als Übersetzerzu bekommen, statt als Schriftstellerzu leben. Das Arbeiten am eigenen Text,zumal an einem längeren (von Kurzgeschichtenallein kann man nicht leben),braucht viel Zeit, Ruhe zum Nachdenken,umfangreiche Vorbereitungen …und man wird von den meisten Verlagenlediglich nahezu widerwillig honoriert.Im Klartext: Nach der Einreichung desManuskripts vergeht etliche Zeit biszum Ankauf desselben. Von den erstenVorbereitungen bis zum Eintreffen desSchecks können mitunter zwei Jahreverstreichen. Es wird also praktisch vomAutor erwartet, daß er arbeitet, ohne aufabsehbare Zeit Einkünfte zu erhalten.Dabei hat sich die Lage der deutschenSF in den letzten Jahren schon zumBesseren gewendet. Ich will auch nichtverschweigen, daß die Bereitschaft gewachsenist, Vorschüsse möglichst frühzu zahlen.SCHÜRZEN-STIPENDIUMkünfte aus einer anderen Berufstätigkeitbeziehen. Was viele von ihnen aber nichtdaran hindert, auf SF-Autoren verächtlichherabzusehen. Eine Sonderform desHaupterwerbs ist dabei das ‚Schürzenstipendium‘:Zahlreiche hochgeistigeSchriftsteller lassen sich von ihrenFreundinnen oder Ehefrauen aushalten.Diese Vorwürfe treffen natürlich nichtfür R. Cunis oder andere in der SF tätigeJournalisten zu, deren Werk ich sehrschätze. Autoren wie Brandhorst oderich ziehen es hingegen vor, als selbständigeAutoren auch wirklich selbständigzu sein. Aber Qualität geht in diesemFall ins Geld. Wer auf das Heftchenschreibenverzichtet, hat weniger regelmäßigeEinnahmen, denn literarischesSchreiben erfordert einen weitaus größerenAufwand. Trotzdem würde ich jedemraten, seine literarische Entwicklung inden Vordergrund zu stellen; vielleicht dieKooperation mit einem anderen Autorenzu suchen, weil auf diese Weise Risikound Aufwand geteilt werden. So habenAndreas Brandhorst und ich gemeinsameinen Roman geschrieben 6 und dabeivielerlei positive Erfahrungen gemacht.Gründliche Vorbereitungen, in denen wirgegenseitig unsere Phantasie anregten,gegenseitiger Erfahrungsaustausch beimSchreiben und moralischer Auftriebdurch ein gemeinsam verwirklichtesProjekt. Die Tatsache, daß zwei Autorenmit Schreiberfahrung sich engagiert undzielstrebig einem gemeinsamen Projektgewidmet haben, hat dazu geführt, daßANPINKLER FÜHLENSICH ÜBERGANGENchen. Das Anthologisieren ist somit einvollauf subjektiver Akt. Ich möchte sogarso weit gehen zu behaupten, daß jederMöchtegern-Kritiker, der meine Anthologienanpinkelt, sich lediglich daranstört, daß darin keine Story von ihm oderzumindest eine seiner Clubfreunde enthaltenist.<strong>SFT</strong>: DAS BLAUE FENSTER DESTHEOKRIT 7 war meines Wissens dieerste bundesdeutsche Anthologie, dienur SF aus Osteuropa enthielt und einemgrößeren Publikum bei uns vorstellte.Wie ist dieser Band entstanden, und würdestdu ein solches Projekt noch einmalin Angriff nehmen?Pukallus: Mitte der Siebziger Jahre wardie SF aus Osteuropa im Rest der Weltnoch nicht sehr verbreitet oder gefragt,und ich habe tatsächlich auch zwei Jahregebraucht, um meine Anthologie beieinem Verlag unterzubringen. Zusammenfassendkann man sagel), daß dasInteresse unter den Gesichtspunkten desMarktes und der politischen Stimmungeher gering war. Der Kulturaustauschhatte, zumindest in der SF, noch nichteingesetzt. Jeder kannte zwar Lem, abervon den anderen osteuropäischen Autorenwollte keiner etwas wissen. DiesemMißstand wollte ich ein wenig nachhelfen.Heute ist eine Anthologie mit Autorenaus ‚der DDR, der Sowjetunion,Polen usw. im Grunde nichts Besonderes<strong>SFT</strong>: Zwei Beispiele aus der bundesdeutschenAutorenschaft: Reinmar Cunis,Journalist, der nebenberuflich oder zumHobby SF schreibt – Andreas Brandhorst,der seinen Job aufgegeben hat, umhauptberuflich Schriftsteller zu werden,und Übersetzungen machen muß, wenner nicht mehr Heftchen schreiben will.– Sind das die beiden einzigen Möglichkeitender bundesdeutschen SF?Pukallus: Das sind überhaupt die beidenMöglichkeiten des Schreibens. Diemeisten · der rund 50.000 Autoren in derBRD (aller Genres) oder 9 Zehntel derMitglieder des deutschen Schriftstellerverbandessind in Wirklichkeit nebenberuflicheAutoren, die ihre HaupteindasVorhaben beim Verlag positiv aufgenommenwurde. Im September soll dasBuch bei Ullstein erscheinen.<strong>SFT</strong>: Welchen Stellenwert nimmt bei dirdie Anthologiearbeit ein? Steht sie alsZwischenstufe zwischen dem übersetzenund dem Verfassen eigener Texte? Odermißt du ihr eine besondere Bedeutungzu?Pukallus: (lacht) Finanziell ist das Herausgebenvon Anthologien mit Sicherheitnicht interessant. Für mich ist dieseTätigkeit ein Bestandteil der Förderungder SF bei uns, unter besonderer Berücksichtigungbundesdeutscher Autoren –wie die Mehrzahl meiner Anthologienbeweist. Jeder hat seine eigenen Vorstellungenvon SF und möchte ganz einfachgelegentlich Geschichten abgedrucktsehen, die diesen Vorstellungen entspremehr.Inzwischen sind wir sogar so weit,11 daß schon dickleibige Bände osteuropäischenAusschusses, etwa aus derDDR, verlegt werden.Meine Aufmerksamkeit hat sich mittlerweilenach Skandinavien verlagert. IchBÄNDEOSTEUROPÄISCHENAUSSCHUSSESlerne seit einigen Monaten Schwedischund stelle in meiner neuen AnthologieDER ZWEITE TOD 8 erstmals norwegischeSF in ausgewählten Beispielen vor.<strong>SFT</strong>: Dieses Gespräch wäre unvollstän- .dig, wenn wir nicht auch auf die Umstrittenheitdeiner Person kurz eingehen würden.Nur ein Beispiel: Dem Chronistendes SFCD zufolge hast du eine schlechteReputation. Er schildert dich als streitsüchtigenRechthaber und gehässigenKritiker.Pukallus: (lacht laut) Eigentlich bin ichder friedlichste Mensch auf der Welt. Esist richtig, daß menschliche Torheit michfrüher unnachgiebig auf die Palme bringenkonnte. Aber inzwischen habe ichSTREITSÜCHTIG UNDGEHÄSSIGsolche Reaktionen als unergiebig verworfen.Schwachsinn bleibt Schwachsinn,aber er kann es auch für sich alleinsein.<strong>SFT</strong>: Die <strong>SFT</strong> druckte in ihrer Ausgabe8/83 einen Friedensappell an die Bundesregierungab, als deren Mitinitiatordu aufgeführt wirst.Pukallus: Ich halte es für unbedingt erforderlich,daß Autoren nicht nur in ihremStübchen vor sich hin murren oderin ihren Texten kunstvoll verschnörkeltpolitische Andeutungen machen, sondernauch explizite politische Stellungnahmenvon sich geben. Vor allem ineiner so entscheidenden Frage wie derdes Wettrüstens. Mit der gegenwärtigenRüstungspolitik werden wir alle ganzkonkret gefährdet, wird unsere Existenzuntergraben. Wir sind an einem Zeitpunktangelangt, an dem entweder dieRüstungsschraube zurückgedreht oder


12 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>13NORBERTSTRESAUtatsächlich das Schlimmste passierenwird. Diese Waffen werden gebaut, umsie einzusetzen, ein anderer Grund istnicht vorstellbar. Die Sorge, daß EuropaSchauplatz eines Atomkrieges werdenkönnte, ist so konkret, daß sich so gutwie alle namhaften Persönlichkeiten derbundesrepublikanischen SF-Szene demAppell angeschlossen haben. Man kannes gar nicht positiv genug werten, daßhier in der BRD-SF-Szene einmal ein gemeinsamerNenner gefunden worden ist.<strong>SFT</strong>: Dem ist nichts hinzuzufügen.Kommen wir zu einem anderen Punkt:Du sprichst von der bundesrepublikanischenSF-Szene. Stellt sich dir so etwasdar?Pukallus: Es ist sicher eine Szene vorhanden,wie ein jeder begrenzter Kreisvon Spezialisten eine Szene bildet. Aberauch wenn ich vorhin von der Wichtigkeitdes Übersetzens für den Lebensunterhaltgesprochen habe, handelt es sichhier keineswegs um eine ausgesprocheneÜbersetzer-Szene. Zahlreiche Kollegen,die in dieser Szene tätig sind und die ichsehr achte, leisten auf die vielfaltigsteWeise ihren Beitrag zur Qualifizierungder <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> im allgemeinen undder deutschen SF im besonderen. – Danebengibt es allerdings auch zu dutzendenBlindgänger, die mit ihren dilletantischenUmtrieben der SF und damit deneigentlichen Profis schaden. Ich bin dafür,Anfänger zu fördern, aber man sollteBLINDGÄNGERN AUFDIE FINGER KLOPFENjedem entschieden auf die Finger klopfen,der auf Kosten anderer eine schnelleMark machen will.<strong>SFT</strong>: Wie sehen deine weiteren Vorhabenaus?Pukallus: Ich werde auf jeden Fall künftigmehr schreiben. Nach einem gutenStart Mitte der 70er hat es bei mir Endedes Jahrzehnts eine längere Schreibpausegegeben. Gesundheitliche Grundezwangen mich ziemlich plötzlich dazu,von einem flotten Lebensstil zu nahezuvollständiger Askese überzugehen. Mittlerweilehat sich das alles aber wiederetwas eingependelt. – Nachdem ich nundiese Krise überwunden habe, will ichmit frischem Schwung an die Verwirklichungmehrerer schon seit langem gehegterProjekte gehen. Ich habe Materialfür einige Romane gesammelt.Anmerkungen1 SIGNALE (Digits & Dastards); 1975 Frankfurt/M., Fischer-Orbit 26.2 für die Reihen Terra Taschenbuch, Vampir undDämonenkiller.3 im Original Stand on Zanzibar; München 1980,Heyne SF-TB 3750.4 dt. als WÜSTENPLANET-Zyldus; alle Bän· debei Heyne-SF.5 alle Bände bei Heyne·SF.6 Der Roman trägt den Titel IN DEN STÄDTEN,IN DEN TEMPELN (s. a. Meldung in <strong>SFT</strong>9/83).7 München 1978, Heyne SF-TB 3618.8 München 1983, Heyne SF-TB 4009.(c) 19<strong>84</strong> by Marcel BiegerHINREICHENDLÄCHERLICHSUPERMAN 3 – DER STÄHLERNEBLITZ(Superman 3), USA 1983Regie: Richard LesterDrehbuch: David und Leslie NewmanKamera: Robert PaynterMusik: Ken Thome mit ChristopherReeve, Richard Pryor, AnnetteO‘Toole, Robert Vaughn, Pameta StephensonEine schallende Kollektiv-Ohrfeigealler deutschen Comic-Leser ist RichardLester gewiß: Hielt er bei SUPERMAN 2noch die Komik-Zunge im Zaum, streckter sie nun für jeden deutlich sichtbar heraus– aus Superman mach Hampelman.Allein, Lester tut es mit Stil und außerordentlicherSouveränität in punktoKomik. Bereits den Anfangs-Credits unterlegter eine aberwitzige Folge tatieskerMini-Desaster; der Rest ist auch intechnischer Hinsicht gebremstes Chaosnach Art der Batman-TV-Serie. Der rotePlotfaden, der als Geste fürs schwarzePublikum ausgerechnet von RichardPryor zusammengehalten wird, hat danurmehr Alibifunktion. Ein machthungrigerÖlmagnat und sein Supercomputerverlieren zwangsweise ihren Reiz, wennim Gegenschnitt ein kryptonitverrohterSuperman präsentiert wird, der u. a. denschiefen Pisa-Turm gerade rückt und aufder Freiheitsstatue mit einer drallbusigenSchönheit langsam aus dem Bild rutscht.Oder auch wenn sich die Zieleinrichtungbesagten Supercomputers mit einem geflöteten„Game Over“ verabschiedet.Mit SUPERMAN 3 ist der messianischeCarter-Man zur bloßen Farce verkommen,die hehren Ideale von „truth,justice and the American Way“, die unserHeld noch im ersten Teil so blauäugiganpries, sind nun endgültig der Lächerlichkeitüberführt. Irgendwo ist RichardLester hier schon ein zart-subversiverKommentar zur fleißig propagierten,neuen „Position der Stärke“ geglückt.


14 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>15NORBERT STRESAU:Die Serie von Verfilmungen reißtnicht ab, obwohl sein Name auf demPlakat längst kein Garant für volle Kassenist: CREEPSHOW und CUJO warenhierzulande regelrechte Flops, währendSHINING wohl eher der Name. des Regisseurszu den knapp anderthalb MillionenBesuchern verholfen hat. Die Redeist von Stephen King, einem der besten,ganz sicher aber dem erfolgreichstenHorrorautoren, den Amerika derzeit aufzubietenhat.Parallel zur Veröffentlichung derenglischen Taschenbuchausgabe vonCHRISTINE, die wie erwartet auf Nr. 1der Bestsellerliste schoß, kam zu Weihnachtennun auch die Filmfassung aufden Markt. Die Geschichte: Arnie Cunninghamist der Prototyp des pickeligenSchultrottels, auf dem jeder gerneherumtrampelt, insbesondere BuddyRepperton und seine Halbstarkenbande.Das ändert sich jedoch, als er Christine,einen verrosteten Plymouth Fury Baujahr1958, kennen und lieben lernt. Unterdem unseligen Einfluß des Wagens,den er auf reichlich unorthodoxe Weiserepariert, blüht Arnie regelrecht auf. Erbeginnt ein Verhältnis mit der hübschenLeigh und mausert sich gerade zum coolenTravolta-Typen, als Christine unvermitteltEifersuchtsgefühle entwickeltund Leigh („Das Radio guckt mich soZUWENIGPSCHRISTINE(Christine), USA 1983Regie: John CarpenterDrehbuch: Bill Phillips (nach demRoman von Stephen King)Kamera: Donald M. MorganMusik: John Carpenter, Alan Howarthmit Keith Gordon, John Stockwell,Alexandra Paul, Robert Prosky,Harry Dean Stantonkomisch an!“) aus Arnies Leben drängt.Damit nicht genug: Während sich Leighnun Arnies bestem Freund an den Halswirft, sinnt auch Buddy Repperton aufBöses und zertrümmert nachts den rotenPlymouth. Das läßt sich ein verliebtesund obendrein noch besessenes Auto natürlichnicht so ohne weiteres gefal·len...John Carpenter treibt diese Story umein merkwürdiges Liebesdreieck rechtgeradlinig voran, entfernt sich aberwie schon in DAS DING weit von seinemHawks’schen Vorbild. Auch die,nach HALLOWEEN und DAS UN-SICHTBARE AUGE durchaus berechtigteHoffnung, daß er aus Hitchcock-Grundmustern etwas Neues schaffenwürde, kann man nun wohl endgültigad acta legen. Gerade im Prolog findetsich noch eine Hitchcock-Anspielung(Truffaut-Leser aufgemerkt!), der Restist zugegebener· maßen nicht schlechtgemachte Grusel-Konfektion: Carpenterversteht es, seinen Star in den Mittelpunktzu rücken, dem Auto eine sinistre,mordlustige Persönlichkeit zu verleihen.Die sparsam eingesetzten Spezialeffektewirken teilweise recht verblüffend, dieStunts sind dynamisch inszeniert, derHorror bewegt sich über weite Streckenleidlich geschickt am Rande zum Unterschwelligen– eine glitzerteure Variantevon DER TEUFEL AUF RÄDERN, mitselstelle des Romans etwa, eine gespenstischeNachtfahrt durch überlappendeRealitäten mit sporadisch auf dem Rücksitzauftauchenden Leichen, reduziert erauf eine wenig nervenaufreibende Zeitraffersequenzim Zwielicht, die ArniesFreund wohl kaum zu seinem finalenDestruktionsakt motiviert hätte.Überhaupt hat CHRISTINE so seineProbleme mit dem „suspension of disbelief‘;während Kings Figuren durchausdreidimensional gezeichnet sind, besitzenihre Filmäquivalente gerade die Tiefeund Glaubwürdigkeit der berüchtigtenWelcome Back, Kotter-Charaktere. Ebendiese Tiefe fehlt dem Film auch noch inder man durchaus zufrieden sein könnte,wenn nicht … ja, wenn da nicht dasBuch wäre.Daß Bill Phillips bei der Adaption des500-Seiten-Wälzers gezwungen war, diePersonenkonfiguration zu vereinfachen,ist dabei noch am ehesten einzusehen.(Mit dem totalen Wegfall von RolandLeBay, im Roman der eigentliche Angelpunktdes Bösen, werden freilich auchmanche Dialogstellen – „except maybefor pussy“ – reichlich bedeutungslos.)Schwerer wiegt da schon, daß einige derzentralen Bilder Kings im Film schlichtwegübergangen werden, sah sich Carpenterdoch offenbar außerstande, fürsie eine adäquate Umsetzung zu finden.Die ungeheuer dicht geschilderte SchlüsandererHinsicht, übergeht er doch dasKing’sche Leitthema; die Zerstörung derFamilienstruktur, die das Buch am Beispielder Familie Cunningham so lustvollzelebriert, mit wenigen, viel zu kurz geratenenSzenen: Während Brian de Palmasweit überlegene King-VerfilmungCARRIE jene tiefverwurzelte Neuroseaus der Jugendrevoltenzeit klar zumKern erklärte, erweist sich CHRISTINEnur als böse überzeichnete, mit den Methodendes Horrorfilms arbeitende Analysedes amerikanischen Autokults, alsKehrseite eines AMERICAN GRAFFITIetwa. Mit der Zerstörung des Herzstücksmittelständischen Lebens verglichen istdas freilich eine ungeheuer zahme Horrorvision.


18 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>19DAS BUCH DESeinzumarschieren und sich als die gutenGurus feiern zu lassen (okay, sie tunsimmer noch, das Einmarschieren nämlich,aber sie erhalten dafür keinen Persilscheinmehr, weiße Weste und Nimbusdes Guten sind dahin). – Verdrängt sindauch die ehemaligen Einheitsfrisuren(vom ‚Mecki‘ bis zum ‚Messerschnitt‘)und die Einheitskleidung für jede Altersstufe(von der Lederhose bis zumFischgrätenjackett). Gut, das hört sichalles toll an, was von den 68ern so umgewälztworden ist. Es soll hier allerdingsbeileibe nicht behauptet werden,wir lebten in einem paradiesischen Landder Ausgeglichenheit und der individuellenFreiheit. Geändert hat sich lediglichder sterile, steife, drakonische und offenentwürdigende Einschränkungsdruckim Nachkriegsdeutschland. Nicht zuübersehen ist, daß heute gewisse Kreisewieder Wendewahn und Fuffziger-Jahre-Nostalgie im Schilde fuhren – ob da baldeine neue New Wave erforderlich wird?Zurück zu Moorcock und seinen Mannen:Sie haben in ihrem Bereich ebensoAnstöße gegeben und Verkrustungenaufgebrochen, haben die Bandbreite derSF enorm erweitert, haben nicht zuletztdie Gettomauern des Genres korrodiertund Breschen in sie geschlagen. Dasalles wirkt heute noch nach. Im Ernst:Liegen die Wurzeln für das gegenwärtigebreite Interesse an der SF nicht auchin den Bemühungen der New Wave?Wagt wirklich jemand zu behaupten, dasGenre hätte allein mit den Andersonsund Hamiltons diesen Aufschwung vermocht?Was Joachim Körber, seit längeremschon mit Arbeiten zu NewWave an dieÖffentlichkeit getreten, hier als Anthologievorlegt, ist weniger als Lesebuch anzusehen(erst recht nicht als Sammlung‚meiner Lieblingsgeschichten‘), sondernals Dokumentation eines Aufbruchs zuDOKUMENTATIONEINES AUFBRUCHSwerten. Zum Beispiel ist da Philip JoséFarmers Story „Der Dschungeltrotzkopfauf Achse“ zu nennen, in der der Autorden ebenso kühnen wie hintersinnigenund amüsanten Versuch unternimmt,Edgar Rice Burroughs’ TARZAN so darzustellen,als wenn Mainstream-AutorWilliam S. Burroughs ihn geschriebenhätte. Farmers Text ist nicht nur literarischeSpielerei, sondern auch eine Heldendemontage,ein Lächerlichmachenmännlicher Rollenklischees durch dieVerzerrung und Reduzierung auf ihreKleinlichkeit und Hohlheit. – ÄhnlichJ. G. Ballards „Prinzessin MargaretsFacelifting“, in der der Autor auf scheinbarBanales (Normales?) im britischenKönigshaus abhebt, in Wahrheit jedocheine altehrwürdige und bis dato so gutwie nicht kritisierbare Institution der Lächerlichkeitpreisgibt. Die Veralberungeiner Institution, die nicht nur von derBevölkerung mit teuren Geldern ausgehaltenwird, sondern durch ihre Machtfülledirekt und indirekt Einfluß auf dasLeben ihrer Untertanen hat. Zugleichein derber Hieb gegen die Yellow Pressund ihre Sensatiönchen von den europäischenFürstenhäusern. – Interessantauch Norman Spinrads „Das entropischeMultifick Endzeitpanorama“, eine Ansammlungvon Zeitungsausschnitten, lexikalischenEinträgen, kurzen Szenarien,Parolen und Dokumentschnipseln, diesich zu einem grell gezeichneten Abbildpolizeilicher und militärischer Entartungin den USA vereinen. – Pfiffig ist JohnT. Sladeks „Fremdes Territorium“: Wieden Plan eines Brettspiels hat er diverseVersatzstücke gängiger SF-Klischeesarrangiert und durch Überspitzung verfremdet.Eine Geschichte, die man buchstäblichin jeder Richtung lesen kannund die doch stets wieder im gleichenStumpfsinn endet.Allerdings darf nicht unerwähnt bleiben,daß der heutige Lesegeschmack einigender fünfzehn in dieser Anthologieversammelten Beiträge entwachsen ist;will sagen, sie betreiben zuviel Aufwandund lassen unter dem Strich zuwenigübrig. Eine Parallele zu einigen Produktenneuesten deutschen Filmschaffenszu ziehen, würde natürlich hinken, aberdie Tendenz bleibt und mag Vorstellunggenug sein. Andere der hier aufgeführtenAutoren (etwa Butterworth oder Obtulowicz)demonstrieren ihre schriftstellerischeUnbedarftheit, so sehr sie sich auchbemüht haben mögen; ihre Bedeutungin der Nach-New-Wave-Zeit ist dementsprechend.Doch gehört beides, Unverständlichkeitwie Unlesbarkeit, durchausin eine ernsthafte Zurschaustellung derebenso berechtigten wie ungeordnetenBemühungen zur umwälzenden Veränderungeines verschimmelnden Genres.BERECHTIGT UNDUNGEORDNETKörbers Verdienst ist es, trotz allerLiebe zur New Wave, ein wirklich offenesBild dieser Bewegung zu bieten.Ein breitestmögliches Spektrum allerBemühungen und Gebiete, auf denen diejungen Rebellen vorstürmten. Die Vielfaltund Originalität all dessen darzustellen,was sich in Körbers Buch findenläßt, würde Bände füllen. Es kann dahernur jedem dringend empfohlen werden,sich persönlich auf die Reise durch dieseAnthologie zu begeben (vielleicht hatder Marcel Bieger ja auch nicht immerrecht), um zu staunen, nachzuvollziehenoder zu schmunzeln.Diese Dokumentation ist – auch dankKörbers sorgfältiger Auswahl der Beiträgeund der gefälligen Aufmachung desBandes – eine wesentliche und wichtigeErgänzung zu allen anderen SF-historischenund sekundärliterarischen Texten.Wer kennt sie nicht, die sonderlichenalten Männer, die unverständliche Beschwörungsformelnüber einem Sudtopfmurmelnd sich nach Kräften bemühen,Gold zu erzeugen? Um diese Herrenund ihre Lehre, die Alchimie (auch Alchemieoder Alchymie, eine ägyptischgriechisch– arabische Wortschöpfung),geht es bn vorliegenden Roman aus demJahr 1946.Obwohl die Alchimie heute weitgehendals Lehre nicht mehr anerkannt ist,ja sogar als Schabernack gilt, haben diemodernen Naturwissenschaften ihrerVorläuferin doch einiges zu verdanken(etwa das Abführmittel Glaubersalz, dieDestillierung, Quecksilber als Heilmittelgegen die Syphilis u. v. a. m.). Entstandenaus den Versuchen von Goldschmiedenim alten Ägypten, breitete sich dieAlchimie vor allem im Orient aus, undwie so vieles andere auch gelangte sie imVerlauf der Kreuzzüge ins Abendland.Erst im 17. Jahrhundert mußte sie dannden ·empirischen Naturwissenschaften(wie sie in Abgrenzung von der Alchimiegenannt wurden) weichen, führte abernoch bis in unser Jahrhundert hinein einEigenleben im verborgenen – vor allemin Geheimbünden.Das Erzeugen von Gold – markantestesSinnbild für die Alchimisten – warzwar ihre selbstgestellte Aufgabe, dienteaber nicht der materiellen Bereicherung.Die Transmutation (eben die Verwandlunggewöhnlicher Materie in ein Edelmetall)galt als entscheidender Schrittauf dem Weg zur Erkenntnis, als Schrittüber die Schwelle hin zur geistigen Unsterblichkeit,hin zur Herrschaft über die‚drei Welten‘. Die Alchimisten benötigtenfür diese Verwandlung das Lebenselixier(aurum potabile) oder den Steinder Weisen (lapis philosophorum), einanderer Name für die Urmaterie (primamateria) – hatte man die erreicht, konnteman auf ihrer Grundlage jeden neuenStoff schaffen. Zur Transmutation mußtenaußerdem noch Götter und Dämonenangerufen werden, um dem vom Alchimistengeschaffenen Produkt, das als etwasKünstliches angesehen wurde, so etwaswie Natürlichkeit zu verleihen (umdas Gold eben auch als solches benutzenzu können). Wenn eine Umwandlunggelungen war, mußte es dem Alchimistendoch auch möglich sein, das eigeneIch zu verwandeln. Solches Ansinnenstand natürlich im krassen Gegensatzzur christlichen Lehre. Um sich nichtMONATSMaria SzepesDER ROTE LÖWE(A Vörös Oroszlan)München 19<strong>84</strong>, Heyne 4043Deutsch von Gottfried Feidelauf die Schliche kommen zu lassen, verlegtensich die Alchimisten darauf, sichmöglichst umständlich und schwer verständlichauszudrücken und ihre Zielemit Decknamen zu versehen. So ist auchder ‚Rote Löwe‘ (Titel des vorliegendenRomans) in der alchimistischen Literaturals Tarnbezeichnung für das Lebenselixierbekannt.Die HandlungZum Romangeschehen: Hans Burgner,1555 geboren, bindet sich in jugendlichenJahren an seinen sonderbarenOnkel, der einige magische Tricks zubeherrschen vorgibt. Fortan erwächst indem Jungen die Sehnsucht, in die Geheimnisseder Alchimie einzudringen,vor allem aber, an das Lebenselixier zugelangen. Denn er kann und will sichnicht mit den wenigen Jahrzehnten, dieeinem Normalsterblichen zur Verfügungstehen, zufriedengeben, fühlt sich eingeengtin seinen Körper, der ihm sovielan Erfahrungen, Genüssen und Erkenntnissenzu versagen scheint. Eines Tagesläuft Hans von zu Hause fort, gelangtnach Nürnberg und trifft dort auf denMann, der den ‚Roten Löwen‘ besitzt.Er nimmt Hans zwar als Schüler bei sichauf, will ihm jedoch das Mittel nicht geben,weil dieser noch Lange nicht den erforderlichenGrad an geistiger Reife undAbgeklärtheit erreicht hat. In seiner Wut,dem Lebenselixier so nahe zu sein undes dennoch versagt zu bekommen, erschlägtHans den Meister und nimmt dasMittel an sich. Von nun an beginnt seineFlucht durch Europa. Von Dämonen undfurchtbaren Bildern geplagt, hetzt Hansvon Ort zu Ort, um schließlich festzustellen,daß das Elixier anders wirkt, alser vermutet hatte – sein Körper wird keineswegsunsterblich, lediglich sein Bewußtseinbleibt erhalten. Als sein Körperstirbt, bleibt er bei vollem Bewußtsein,erlebt, wie seine Seele in einem neuenKörper wiedergeboren wird, ohne dabei(wie alle anderen Seelen) die Erinnerungan ihr früheres Leben zu verlieren. Obwohler versucht, die Schuld seines früherenLebens abzutragen, erweist sichdas Schicksal als mächtiger: erst mußHans – in verschiedenen Inkarnationen– die tiefsten Tiefen des Lebens auskosten,bevor er vollen Zugang zu den Mysteriender Alchimie erhält. Und schließlicherfüllt sich sein Schicksal: so wie ereinst aus Gier nach dem ewigen Lebenseinen Meister er· mordete, so wird aucher von einem noch unvollkommenenSchüler umgebracht. Doch jetzt ist HansBurgner ausgereift und nicht mehr demZyklus der Wiedergeburten unterworfen– sein Geist erreicht den Astralozean, woihm der Erzengel Uriel verkündet, er seinicht nur der Herrscher der ‚drei Welten‘,_sondern auch berufen, als Prophetder Apokalypse die zweite Menschwerdungdes Herrn zu verkünden.Vier EbenenDer Roman ist in mancherlei Hinsichtbemerkenswert. Auffällig ist zunächstdie erstaunliche Lesbarkeit. Trotz deseher esoterischen Inhaltes und auch trotzdes Umfanges von mehr als fünfhundertSeiten ist das Buch spannend genug, umin einem ‚Rutsch‘ gelesen zu werden.Gerade dies ist umso bemerkenswerter,als es sich bei dem Buch auch um einenEntwicklungsroman handelt, der den


20 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>21NACHRICHTENVON NIRGENDWOWeg Hans Burgners zu Erkenntnis undIchfindung nachzeichnet, ohne dabei denLeser mit pseudo-autobiographischenErlebnissen zu langweilen. Die dritteEbene des Romans wird durch die historischeKomponente gebildet. MariaSzepes hat sich eingehend mit der kulturhistorischenEntwicklung zwischendem 16. Jahrhundert und der französischenRevolution beschäftigt und bietetein Sittenbild dieser Zeitläufe, das seinesgleichensucht. Die Bereitwilligkeit,mit der die Menschen damals jedem allesglaubten, sofern es nur einigermaßenüberzeugend vorgetragen wurde, dürfte.heutigentags kaum nachvollziehbar sein.Immerhin verständlich aber wird diesPhänomen, wenn die Autorin beschreibt,welchen Nährboden Fürstenwillkür, dieAllmacht der Kirche und ihrer Ideologie,die unsäglichen Lebensumstände derBevölkerungsmehrheit, Unwissenheitund Ungebildetheit allenthalben, katastrophalehygienische Zustände und einegeradezu groteske Krankenversorgungschufen einen Nährboden, auf dem allesgedeihen konnte, was sich nur den Anscheinvon Sinn, Lösung oder Befreiunggab. Ein zusätzliches, innerhalb des Romansständig wiederkehrendes Motiv istzudem die gesellschaftliche Unterdrückungder Frau, die aufgrund ihrer minderenStellung nur allzuleicht ein Opfervon – zumeist auf religiöser Basis operierenden– Scharlatanen wird.Absurde HeilslehreDie vierte Ebene des Romans schließliehist die Darstellung der alchimistisehenHeilslehre in all ihrer Absurdität.Diese Lehre (die, leicht verändert undunter anderen Namen firmierend, auchheute noch ihre Anhänger findet) ist einkurioses Gemisch aus christlicher Heilslehre,alttestamentarischer Auge um Auge-Mentalitätund buddhistischem Wiedergeburtsglauben.Wichtigster Punktdieser Lehre ist der Glaube, daß jederMensch nach seinem Tod wiedergeborenwird, wobei die neuen Lebensumständedurch das Verhalten im früheren Lebenbestimmt werden. Wer sich also moralischfragwürdig verhalten hat, findetsich möglicherweise in seinem nächstenLeben in den Folterkammern der Inquisitionwieder. Die Demütigen und Wohltätigenhingegen dürfen mit „Beförderung‘‘rechnen. Welchen Nutzen diesesauf Rache und Strafe aufgebaute Systemhaben soll, wenn niemand (außer ein paarAlchimisten) sich an sein früheres Lebenerinnern kann und ihm somit der Sinnder Strafe verborgen bleibt, scheint einProblem zu sein, das in Alchimistenkreisenstillschweigend übergangen wird.Es bleibt die – zweifellos systemstabilisierende– Erkenntnis, daß jene, die inbegüterten oder so· gar adligen Kreisenaufwachsen, sich diesen Wohlstand inihrem früheren Leben redlich verdienthaben, während die armen Tröpfe, diezeitlebens geschunden werden, sich ihrSchicksal selbst zuzuschreiben habenund gut daran täten, sich in Demut zuüben in der Hoffnung, beim nächstenMal etwas besser wegzukommenEs ist das unbestreitbare Verdienstder Autorin, nicht nur einen spannenden,sich zwischen Horror und Phantastikbewegenden Roman geschrieben zuhaben, sondern zugleich eine Sittengeschichtedes späten Mittelalters und derbeginnenden Neuzeit, verbunden miteiner umfassenden Darstellung der inAlchimistenkreisen und Geheimbündenverbreiteten Glaubenslehren – wobeigerade letztere zwar kein Thema deröffentlichen Diskussion mehr sind, sehrwohl aber noch im Verborgenen ihre Anhängerschaftbesitzen.Marcel Bieger/Harald PuschNach Colin Wilson ist das Thema vonLindsays nächstem Roman SPHINX(1923), den der Autor unter großenSchwierigkeiten und Selbstzweifelnschrieb, mit dem von THE HAUNTEDWOMAN, wenn man von Einzelheitender Handlung absieht, identisch. IsbelLoments und Henry Judges Beziehung‚bildete die Grundstruktur der Erzählungund des Geschehens von THE HAUN-TED WOMAN ab. Mit dem Erlösche.n dieser Beziehung ist auch der Romanzu Ende, wenn auch nicht das, was dieBeziehung ausgelöst und wohin sie geführthat.Auch in SPHINX gibt es ein Paar:Lore Jensen ist Musikerin und komponiertLieder und Klavierstücke, NicholasCabot ist Physiker, der an der Konstruktioneiner Traummaschine in Form einesPlattenspielers arbeitet. Die Maschinesoll Gehirnwellen elektrisch aufzeichnenund sie in ihren träumerischen Ursprungzurückversetzen, wie ein Saphir die Aufzeichnungeneiner Schallplatte in Töneund Musik.Pick und Wilson scheinen sich imwesentlichen darüber einig zu sein,daß SPHINX weder die stilistische Geschlossenheitnoch die innere Einheit derfrüheren und seiner späten Meisterwerkeerreicht. Wilson hält Plot und Atmosphärefür durchgehend trivial. Andererseitsreflektiert der Roman die Problematikdes modernen Künstlers im allgemeinenund die Lindsays im besonderen vielleicht.deutlicher als seine anderen Bücher.Möglich ist auch, daß der „absorbierende“Charakter des Werks, das nochmehr verschweigt als THE HAUNTEDWOMAN, Ausdruck der Verzweiflungüber seine eigene schriftstellerische Erfolglosigkeitist 24 .SPHINX – das ist der Name eines frühenMusikstücks von Lore, eine Anspielungauf die Göttin der Träume, und sollerklären, daß es Träume gibt, deren wiruns später nicht mehr erinnern können,außer wenn sie uns als Visionen einerneuen oder anderen Realität erscheinen.Dies ist im Grunde auch das Thema vonA VOY AGE TO ARCTURUS und THEHAUNTED WOMAN, nur mit andererAusgangsposition und in zunehmenderVermittlung der Realitätsebenen.In SPHINX werden die EbenenTraum und Wirklichkeit stärker getrenntund symbolisch wieder zusammengeführt.In einer Reihe von „Traumexperimenten“erscheint das Unterbewußte derDietrichWachlerÜber Dichtungund Visionim WerkDavidLindsays(Fortsetzung aus Heft 2/ 19<strong>84</strong>)Dietrich Wachlerhandelnden Personen im Bewußtsein derExperimentatoren. Die Akteure „überspielen“einander in ihren unbewußtenHandlungen und Träumen. „In the lastchapter of the novel, Evelyn makes arecording by the bedside of her sleepingfather, and the plays it back. The dreamreveals the duality of Lore‘s nature. Sheis symbolically trapped under water. Buther suicide, as she flings herself into thewater, releasesher ‚other self, which isable to escape from the water. Moreoverin this final dream, Nicholas appearson horseback, holding another horse bythe mane. Lore mounts, and the two ofthem pde off over the sea. lt is after thisdream that Evelyn rushes to Nicholas‘bedroom, and finds him dead.“ 25Lore und Nicholas planen ihrenSelbstmord nicht. Sie werden durch ihr„anderes Selbst“ (vielleicht das „Unterbewußte“oder „Es“ im Sinne Freuds)in den Tod getrieben. Damit ist in nurwenigen Jahren im Werk eines einzigenSchriftstellers der säkulare Entwicklungswegder Erkenntnis von der metaphysischenEntzweiung der göttlichenAllmacht in .A VOYAGE TO ARCTU-RUS bis zur Spaltung der Persönlichkeitim Sinne der modernen Psychologie inSPHINX abgeschritten, ohne daß an dereinen oder anderen Aussage etwas zurelativieren oder abzuschneiden wäre.Lindsay wird damit – was immer sonster gewesen sein mag – ein exemplarischerSchriftsteller, ein Klassiker diesesJahrhunderts, allerdings nicht imverlegerischen oder historischen Sinneals Altmeister oder Genre-Vorläufer,sondern wegen des Ebenmaßes und derGültigkeit seiner Schöpfungen. Und das,obwohl sein Werk – so hat es den Anschein– wirkungslos geblieben ist undsein Genie nicht nur streng und seltsam,sondern schlechterdings unklassifizierbarwar und vielleicht bleiben wird.VIWer war dieser unbekannte Klassiker?David Lindsay wurde geboren am 3.März 1878 in Blackheath. Sein Vaterwar Schotte, seine Mutter Engländerin.Er selbst führte seinen Stammbaum auflvar, einen Earl des schottischen Hochlandes,zurück. Er ging mit seinem älterenBruder, der auch Schriftsteller undJournalist wurde, und einer ebenfallsälteren Schwester in Blackheath zurSchule und verbrachte so seine Jugendim rauhen schottischen Hochgebirge,


22 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>23beeindruckt durch eine Landschaft vollerGegensätze. Während dieser Zeitscheint ein Schlüsselerlebnis seine spätereAbneigung gegen dieses Land undseine Bewohner geprägt zu haben. Pickberichtet, daß der junge David mit einigenanderen Jungen in einen der reißendenFlüsse des schottischen Hochlandsschwimmen gegangen und beinahe ertrunkensei, weil die anderen auf seineHilferufe nicht reagierten. Er habe dannmühsam das Ufer erklommen und es denanderen niemals vergeben können, daßsie ihn in wirklicher Lebensgefahr imStich gelassen hatten. 26Lindsay ging später nach London, woer studieren wollte, aber nicht durfte.Stattdessen arbeitete er als Versicherungsangestellterbei der Firma Lloyd, umGeld zu verdienen und einen gewissenStatus zu erlangen (ihm wurde ein Direktorpostenangeboten). Es war eine ungeliebteTätigkeit – wie die Kafkas an derArbeiter-Unfall-Versicherung in Prag – ,die er aber dennoch gewissenhaft ausübteund durch intensives Lesen und schließlichSchreiben kompensierte. Es war dieZeit, in der er begann, Deutsch zu lernenund Schopenhauer und Nietzsche in Originaltexten.zu studieren. Er beschäftigtesich mit der nordischen Mythologie undfahrt immer wieder nach Schottland, umdort einsame Gegenden aufzusuchen undin den Bergen zu wandern. Pick erkenntin der Beschreibung des Ifdawn Marestaus A VOYAGE TO ARCTURUS dasGebirge des Loch Maree wieder undleitet den „sense of Sublimity“ und denFreiheitsbegriff Lindsays von solchenursprünglichen Erlebnissen und Naturbegegnungenher. In den „Notes“ heißtes: „Viewing mountains from below, givesa sense of Sublirnity; but on gainingthe mountains themselves, the feelingis lost, and freedom takes its place. „ 27Später ist von „pseudo-sublimity“ derBerge die Rede: „The real Sublime consistsonly in action. Therefore the oceanis sublime, mountains are not; exceptinsofar as they cause atmospheric disturbance.To understand the sea rightly. onehas to realise that its gravity is less thanthat of man, but consequent· ly it representssudden and certain death to man,and is the gateway to the eternal.“ 28Lindsays Reflexionen zielen eindeutigSie kamen durch einen schmalen Riß in der natürlichen Mauer ... Auf der Terrassegegenüber ragten drei große Felsen auf; sie erinnerten an drei aufrechtstehende Riesen...David Lindsay, DIE REISE ZUM ARKTURUSauf eine Emanzipation des Individuumsim Sinne Nietzsches und schließen dieVerachtung alles Gesellschaftlichen ein.Das Mittel zur „Befreiung“ des Einzelnenaus seiner Gefangenschaft, aus sozialenZwängen ist die Natur, und zwardie rauhe, vom Menschen unbearbeiteteund unberührte Natur. In seinem erstenRoman, den Lindsay nach seinen Jahrenbeim Militär und seiner Heirat 1916 ineinem kleinen Ort des nördlichen Cornwallzu schreiben begann, findet eineKonfrontation von Individuum und Gesellschaftgar nicht erst statt. Der Autorflieht die Großstadt und ihre Menschenund begibt sich unmittelbar in die rauhe,arkturische Wildnis des Planeten Tormance,um sich als Individuum zu emanzipieren,um überhaupt erst er selbst zuwerden. Diese Flucht fuhrt jedoch zueinem hoffnungslosen Kampf. Denn dieWildnis ist stärker; ihre sinnlich-übersinnlichenGewalten töten den Einzelnen,der sein wahres Selbst sucht, undlassen sein „Alter ego“ in eine dunkle,ungewisse Zukunft gleiten. Auf der psychologischenund soziologischen Ebenein Kurzform dargestellt, ist dies die Geschichte.von· Maskull, Nightspore undKrag, von den Kämpfen Surturs undCrystalmans, die da enden, wo LindsaysLeben realiter nun beginnt: in einer ungewissenZukunft, in der Dunkelheit einerExistenz als freier Schriftsteller, denbis auf wenige Kenner niemand kenntund dessen Kampf um die Befreiung seineswahren Ich in der Ebene fortgesetztwird, im Süden Englands und umgebenvon den sozialen Konventionen des Alltags.Lindsay macht Zugeständnisse an dasLeben, das er für eine Lüge hält. Er wirdFamilienvater, lebt mit seiner Frau undzwei hübschen Töchtern in einem gastfreienHaus, direkt am Meeresstrand. Erist ruhiger Genießer, konservativ, hältsich Dienstpersonal. Geld spielt keineRolle, auf einmal ist ein Vermögen da.Lindsay schreibt nur noch. Er schreibtzwei Gesellschaftsromane, in denenvon rauher Wildnis – außer in Träumen– nicht mehr die Rede ist. Dennoch zerbrechendie Konventionen, gibt es einenRiß in der Realität. Er beginnt einen weiterenRoman unter dem Titel THE AN-CIENT TRAGEDY, der ihm noch mehrMühe macht als SPHINX und späternoch einmal ganz neu geschrieben sowiein DEVIL’s TOR um benannt werdensollte. Er wagt sich schließlich an ein fürihn neues Experiment mit der Kompositioneines historischen Romans in derArt von DIE DREI MUSKETIERE desAlexandre Dumas: THE ENTERPRISEOF M. DE MAILLY ist eine Art Schelmenroman,in dem es um Glück und Intrigenam Hofe von Ludwig XIV. geht.Offensichtlich wollte sich Lindsay beimAusspinnen einer trickreichen und kompliziertenHandlung, bei Humor, Dollereiund Verwirrung des Lesers einmalvon seiner strengen und anstrengendenWahrheitssuche erholen. Es ist bezeugt,daß gerade das Schreiben diesesBuchs, das 1926 bei Melrose in Londonund 1927 unter dem Titel A BLADEFOR SALE auch in den USA erschien,Lindsay Spaß gemacht hat. Das nächsteWerk, das Lindsay in Angriff nimmt,ist THE VIOLET APPLE, einer seinerschönsten Romane, kammermusikalischfein strukturiert, mit glänzender Oberflächeund symbolischer Tiefe, ähnlichTHE HAUNTED WOMAN. Wie THEWITCH wurde das Buch zu Lebzeitendes Autors nicht veröffentlicht.Das Hauptwerk dieser Zeit, 1928 begonnen,ist DEVIL’S TOR, die Neufassungvon THE ANCIENT TRAGEDY.In der alten Fassung war es von fünfVerlegern abgelehnt worden, und Lindsaysah sich so zu einer weitgehendenUmarbeitung und Revision gezwungen.Lindsay bezeichnete DEVIL’S TOR gelegentlichals „my monster“, und in derTat ist dieser Roman, der mehr als dendoppelten Umfang von A VOYAGE TOARCTURUS erreicht, ein in mancherHinsicht monströses Opus, was sowohlden Inhalt als die Methode seiner Darstellungbetrifft. Die Entdecker undKritiker Lindsays, die seinem Erstlinguneingeschränktes Lob spenden undhier immer wieder von „großem Wurf‘und „Gelingen“ reden, scheinen bei derBeurteilung von DEVIL’S TOR – auchjeder für sich – geteilter Meinung zusein. Während. Lindsay diesen riesigenRoman, der zugleich seinen breitestenDiskurs und eine Fülle tiefsinniger undweiträumiger Reflexionen enthält, nichtnur als „monster“, sondern sicher auchals „masterpiece“ betrachtete, stehenzumindest Pick und Wilson dem Werkals ganzem und im einzelnen kritischgegenüber und scheinen eher Kennzeichnungenwie „trouble“ und „failure“zuzuneigen, ohne die Größe derGrundkonzeption anzuzweifeln. Visiak,der wahrscheinlich beste Kenner vonDEVIL’S TOR und von Lindsays Werküberhaupt, bezeichnet den Roman als„a work of imagination and intellect oncosmic lines, novel and unique, but, tothe ordinary book-borrowing public, unreadable,being densely abstructive. lt iscomparable, in this respect, to such unreadableworks of genuis as Melville‘snovel Pierre of the Mysteries andDoughty’s epic, The Dawn in Britain.“ 29DEVIL’S TOR reflektiert platonisch– neuplatonischen Geist und hat alsGrundthema den altgriechisch-orientalischenKult der „Großen Mutter“, dievon Lindsay als göttlicher Ausfluß desursprünglichen Lichts (Muspel) und eigentlicherWeltenschöpfer vorgestelltwird. Dem metaphysischen Paradoxonder teuflischen Gottheit Satans, der denWillen Gottes vollstreckt und zugleichgegen ihn kämpft, in A VOYAGE TOARCTURUS fügt der Dichter ein weitereshinzu: den „Fall ins Geschlecht“, eineTragödie kosmischen Ausmaßes, der wirandererseits die konkrete Schöpfung undalles Schöne auf der Welt verdanken.Die Verehrung des weiblichen undmütterlichen Prinzips ist so alt wie dieältesten Religionen. Auch im Christentumgab und gibt es sie als Marienkult,und Goethe sprach von den „Müttern“als dem Urgrund des Seins und dem„Ewig-Weiblichen“ als seinem Ziel.Lindsay hat mit beharrlicher und geradezuunheimlicher Konsequenz dasThema einer Urreligion, in der das weiblichePrinzip sich das männliche unterwirft,verfolgt und zu Ende geführt. Esbeginnt mit dem Kapitel „Sullenbode“ inA VOYAGE TO ARCTURUS. Sullenbode,die Verkörperung des reinen Geschlechts,deren Gesicht „kaum menschliche“Züge trägt, tötet die Männer, diesie küssen, im Halbschlaf wie mit elektrischenSchlägen. Maskull aber stirbtnicht, sondern erweckt sie durch seinenKuß. Sie folgt ihm und stirbt schließlich,opfert sich selbst. Im Tode sieht sie soschön aus, daß Maskull die Fratze desKristallmanns auf ihren Zügen übersieht.Alle Frauengestalten in Lindsays weiterenBüchern – lsbel in THE HAUNTEDWOMAN, Lore und Evelyn in SPHINXund lngrid Fleming in DEVIL‘S TOR– scheinen dieselben Charakterzüge zuhaben: Sie sind sanftmütig und zart, leidenschaftlichund opferbereit. Und sieerliegen offenbar alle den Täuschungendes Kristallmanns, des großen Verführers.Spätestens in DEVIL’S TOR wirddeutlich, daß nicht die Frauen die Verführtensind, daß vielmehr sie es sind,die führen und verführen und diese Weltin Wahrheit beherrschen.Schon in THE HAUNTED WOMANtritt das männliche Prinzip gegenüberdem weiblichen zurück. Henry Judgewirkt gegenüber lsbel Loments Leidenschaftund Entschiedenheit eher blaßund unentschlossen. Und Ingrid Flemingwirkt im Verhältnis zu ihren Freundenund Verehrern dominierend und nimmteine klare Mittelstellung ein. Sie scheintin direkter Beziehung zur „GroßenMutter“ zu stehen, deren Grab, der sogenannte„Teufelsfelsen“ in Dartmoor(Südwestengland), eines Tages durch einGewitter zerstört wird. Ein nachfolgendesErdbeben vergrößert das Ausmaß derZerstörung der natürlichen Grabsteineund legt die geheimnisvolle Grabkammervollends frei. Hugh Drapier, IngridsVetter, besucht das Grab und greift unwillkürlichnach einem kleinen Gegenstand,der ihn seltsam anzieht, stecktihn aber zunächst gedankenlos ·in seineTasche, weil er nicht weiß, was er damitanfangen soll. Außerdem erscheint ihm„a dark recumbent shape, a wrappedhuman form ... lt was a woman … Thestature was incredible, while everythingbesides that he could distinguish of herwas sacred, proud and exquisite.“ 30Hugh erschrickt, denn das übernatürlicheLicht, in dem er diese seltsameVision eines weiblichen Wesens gehabtzu haben glaubte, erlischt plötzlich.Oder hatte er wirklich eine Tote gesehen?Er greift in seine Tasche und stelltmit Erstaunen fest, daß es sich um einenschwarzen Stein handelt, dessen andereHälfte sich bereits in seinem Besitz befindet.Die beiden Steine sind von fundamentalerBedeutung für den Fortgang derEreignisse. Es stellt sich nämlich heraus,daß ihre Vereinigung Gegenstand einerProphezeihung ist. Der Archäologe StephenArsinal hat bei seinem Studium desKultes der Großen Mutter in Knossoseine alte kretische Inschrift entdeckt undteilt, nachdem er sie entziffert hat, ihrenInhalt bzw. seine Übersetzung seinemFreund Henry Saltfleet mit, der geradevon einer Himalaya-Reise zurückgekehrtist und Arsinal in Kreta besucht. DieseÜbersetzung lautet: „That which camefrom the stars, and is full of words of itshome. That which unwillingly flees fromits bride in the west. That which has everbrought fulfilment and ill-hap to hirn


24 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>25who has borne it. That which the seerhas said shall know no change until it hasunited another man and another woman,of whom shall be born a son greater thanthey, greater than all mankind, who shallbe the saviour. It alone of all the templetreasures has known the Mother. But ason of the Hatti, robbing the treasury bystealth and wickedness, carried it into theeast, and Psor, a secretary, followed him,and slew him, but it is lost.“ 31Die Handlung des Romans scheintein Komplott von Zufällen und unwahrscheinlichenBegebenheiten zu sein.Denn nicht Stephen oder Henry, die denStein in einem tibetanischen Klosterentdeckt haben, sondern Hugh überbringtihn lngrids Mutter, die darin zunächsteine seltsame Bedrohung für ihreund die Existenz ihrer Tochter erblickt.Bei näherem Hinsehen erkennen sie imInnern des magischen Steins wogendeNebel und dahinter eine Spiegelungdes Universums. Er mag das Werk einerhöheren Intelligenz und von einem anderenStern auf die Erde gefallen sein.Saltfleet, der Drapier zum Teufelsfelsengefolgt ist, findet ihn tot in der Nähe desGrabs liegend und in der Hand die andereHälfte des Steins haltend. Eingedenkder Prophezeihung nimmt er den Steinan sich und hat eines Abends eine Visionder „Großen Mutter“ im Zimmer seinesGasthofs. Der Schluß des Romans zeigt,daß Lindsay eine „unio mystica“ intendierthat, in der die getrennten Hälftendes Aerolithen und des Geschlechtes zusammengeführtwerden sollen. um einerNeugeburt des Menschen und des Universumswillen.Hugh Drapier, der Überbringer desSteins, und Stephen Arsinal, der Obersetzerder Botschaft, sind die erstenOpfer dieser neuen Welt, zu der sie aufdem Wege waren, der Welt der „GroßenMutter“. Arsinal wird von einem blauenNebel, der von innen glänzt wie Sternenfeuer,eingehüllt und verschwindet,nachdem er und lngrid die Hälften deszerbrochenen Steins zusammengelegthaben. Saltfleet, der der Szene beigewohnthat, fühlt, daß von jetzt an etwasganz Neues beginnt. Der Stein in seinerHand strahlt ein blaues Licht aus, dassich in Silber verwandelt und die Hirnmelund Sterne mit neuem Glanz erfüllt.Das Universum ertönt in unendlicherHarmonie. Wie von Millionen Instrumentenklingt es mit einer Stimme übersie hinweg. Ingrid und Saltfleet erkenneneinander als die getrennten Hälften, derenVereinigung wie die des zerbrochenenSteins seit undenklichen Zeiten undvon den Sternen her vorherbestimmt ist.Die letzte Vision scheint eine Lösung desgroßen Geheimnisses anzudeuten: lngridwird in eine silberne Wolke eingehüllt,die sie wie ein Glorienschein umgibt.Diese Wolke hat die Gestalt eines Geistes,des Geistes der „Großen Mutter“.Sie hüllt auch Saltfleet ein und vollziehtso die Vereinigung der beiden, um dieWorte der Prophezeiung zu erfüllen.Als lngrid und Saltfleet den Hügel mitdem offenen Grab verlassen, hören sievon ferne ein langes Donnergrollen alsVorankündigung eines Gewitters, vondem sie wissen, daß es ihren Heimwegbeschwerlich machen wird.Anmerkungen24 Vgl. Wilson, op. cit., S. 69.25 op. cit., S. 72.26 Vgl. Pick, op. cit., S. 7.27 op. cit., S. 9.28 op. cit., S. 9.29 Visiak, Oevil‘s Tor, in: Pick/Wilson/Vi·siak, op. cit., S. l16.30 Lindsay, Devil‘s Tor, New York 1978, S.86/87.31 op. Cit., S. 224.wird fortgesetztHANS-ULRICHBÖTTCHERNACHRUF AUFTIMESCAPE-BOOKSNachdem Gregory Benfords RomanTIMESCAPE im Jahr 1980 die ganzeSF-Szene in Entzücken versetzte,beschloß die Verlagsgruppe Simon &Schuster (für Hardcover zuständig) undPocket Books (Taschenbücher), mit derSF erst richtig loszulegen. Mit 4 bis 5Taschenbüchern im Monat und ca. 10Hardcovern im Jahr wurde im März 1981die Reihe „<strong>Times</strong>cape Books“ gestartet;die Rechte an diesem Namen kaufte manBenford nach einigem Gerangel ab. HerausgeberDavid G. HartweH gelang es,eine Vielzahl erstklassiger Texte einzukaufen;ohne zu übertreiben kann mansagen, daß es seit der Glanzzeit des MagazinsAstaunding eine derartige Kumulationhervorragender SF in einemProgramm nicht mehr gegeben hat. ImGegensatz zum Astaunding der frühenvierziger Jahre berücksichtigte Hartwelljedoch alle Spielarten der SF. AlsHardcover erschienen bei „<strong>Times</strong>capeBooks“ etwa die beiden letzten RomanePhilip K. Dicks (THE DIVINE INVA-SION und THE TRANSMIGRATIONOF TIMOTHY ARCHER), George R.R. Martins & Lisa Tuttles WINDHAVEN, Norman Spinrads THE VOIDCAPTAIN’S TALE oder Michael Bishopsmit dem Nebula ausgezeichnetenRoman NO ENEMY BUT TIME. HardSF (wie AGAINST INFINITY undACROSS A SEA OF SUNS von GregoryBenford oder BROKEN SYMMETRIESvon Paul Preuss) fehlte ebensowenig wieFantasy (THE WAR HOUND AND THEWORLD’S PAIN von Michael Moorcockoder THE SWORD IS FORGEDvon Evangeline Walton). Besondere Erwähnungverdienen vor allem auch dieBände der Gene Wolfe-Tetralogie „TheBook of the New Sun“: THE SHADOWOF THE TORTURER, THE CLAW OFTHE CONCILIATOR, THE SWORDOF THE LICTOR und THE CITADELOF THE AUTARCH wurden mit zahlreichenPreisen ausgezeichnet, u. a. mitdem Nebula und dem World FantasyAward.Im Taschenbuchbereich übernahmHartwell die jährlichen AuswahlanthologienTerry Carrs; neben etablierten Autorenwie A.E. van Vogt oder Keith Laumerpublizierte Hartwell aber auch neueTalente, erschienen hier doch die erstenRomane Somtow Sucharitkuls (STAR-SHIP & HAIKU) und Hilbert Schencks(AT THE EYE OF THE OCEAN). Beider Lacus-Umfrage nach dem bestenErstlingsroman 1981 belegten diese Titeldie beiden ersten Plätze. Auch 1982war mit Donald Kingsburys CURTSHIPRITE ein „<strong>Times</strong>cape Book“ bester Erstlingsroman.ln kommerzieller Hinsichtschließlich waren die neuen Romane umdas Raumschiff Enterprise, die hier veröffentlichtwurden, von Bedeutung.Daß mit den „<strong>Times</strong>cape Books“nicht alles zum Besten stand, wurdeim Herbst 1982 offenbar, als Hartwelleinen Ankauf-Stop verordnet bekam(ausgenommen hiervon waren lediglichdie „Star Trek“-Titel). Verlagschef RonBush machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschungdarüber, daß sich kein Buchseines Verlags mit den Verkaufszahleneines Asimov, Herbert oder King messenkonnte. lm Frühjahr 1983 kam Bushdaraufhin auf die ‚genialische‘ Idee, denLiteraturagenten Scott Meredith mit derHerausgabe einer neuen SF-Reihe zubeauftragen, die die „<strong>Times</strong>cape Books“ablösen sollte. Als dieser Plan ruchbarwurde, kam es jedoch zu einem Protestorkander amerikanischen ‚SF-Mafia‘,bei dem Ron Bushund Scott MeredithHören und Sehen verging (vgl. „Zeterund Mordio in den USA‘‘, <strong>SFT</strong> 9/83, S.26), fürchteten doch viele SF-Autoren,daß Literaturagent Meredith vor allemdie von ihm vertretenen Autoren ankaufenund dabei seine Prozente absahnenwürde. Nachdem Norman Spinrad undMarta Randall im Auftrag des amerikanischenSF-Schriftstellerverbandes SFWAbei Bush vorstellig wurden, erklärtenPocket Books und die Scott MeredithLiterary Agency am 24. Juni letzten Jahres,daß aus der Zusammenarbeit nichtsgeworden sei, was aber nichts mit denProtesten in der SF-Szene zu tun habe.„<strong>Times</strong>cape Books“-Herausgeber HartwellsVertrag, der im Oktober auslief,wurde allerdings nicht verlängert – ganzim Gegenteil, Hartwell wurde bereitsAnfang Juli beurlaubt. Am 3. Oktober83 wurde dann die Katze aus dem Sackgelassen: Pocket Books wird bis Juni<strong>84</strong> das bereits angekaufte Material unterdem „<strong>Times</strong>cape“-Imprint herausbringen,anschließend erscheint – von einigenNachdrucken und den „Star Trek“-Titelnabgesehen – keine SF mehr bei Pocket.Dafür wird Pocket Books jedoch denVertrieb von Baen Books organisieren,einem neuen Verlag der ebenfalls neuenGesellschaft James Baen Enterprises. Indiesem Verlag wird James Baen ab Juli<strong>84</strong> ca. 48 – 60 SF-Taschenbücher undca. 20 SF-Titel im Hardcover- oder Paperbackformatjährlich herausgeben. Zumindestin quantitativer Hinsicht gleichtdas Programm der Baen Books also demder „<strong>Times</strong>cape Books“.Die Frage, ob auch die Qualität der„<strong>Times</strong>cape Books“ erreicht werdenkann, läßt sich zur Zeit kaum beantworten.Der vierzigjährige James PatrickBaen hat sich zwar als SF-Herausgeberder Taschenbuchverlage Ace und Toreinen Namen gemacht, auch konnte erwährend seiner Zeit als Galaxy-Herausgeber(1973 – 1977) die Lage dieses Ma·gazins sowohl in inhaltlicher wie auchin wirtschaftlicher Hinsicht stark verbessern,aber andererseits läßt sich geradeauch bei Betrachtung seines letztenProgramms für Tor Books eine VorliebeBaens für technokratische und konservativeSF nicht verleugnen. Auch diebeiden ersten Ankäufe, die Baen für seinneues Unternehmen getätigt hat (eineKollaboration zwischen Dean lng, DavidDrake und Janet Morris einerseitsund eine Kollaboration zwischen DavidDrake und Karl Edward Wagner andererseits),erscheinen nicht unbedingt vielversprechend.Nicht untätig geblieben ist der gefeuerte„<strong>Times</strong>cape“-Editor David G.Hartwell: auf freiberuflicher Basis hater bereits einen neuen Michael Bishop-Roman gekauft und redigiert, und zwarfür Tor Books, dem bisherigen TätigkeitsfeldJames P. Baens!


26 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>27RezensionenClark DarltonDIE NEUN UNBEKANNTENRastatt 1983, Verlag Arthur MoewigGmbHWer, von Mythologie ermüdet, bei einemechten teutschen SchundromanEntspannung sucht, einem Bestselleraus Raum und Zeit, bei dem er nichtzu deuten oder gar zu rätseln braucht,der sieht sich mit diesem Buch gut bedient.Kenntnisse der Bibel, des Faustoder gar der Psychologie werden nichtvorausgesetzt. Wenn der Leser aberschon etwas von Erich von Dänikenkennt, umso besser; dem soll hiernämlich ein Denkmal gesetzt werden.Der namenlose Ich-Erzähler stellt seinenFreund Eric als Begründer einer„unkonventionellen und mutigen Artvon Archäologie“ vor, die eines Tages„eine neue Bezeichnung erhaltensollte“ – die einzige Stelle, wo der Rezensentdoch nachdenken mußte: Wieheißt die neue Bezeichnung? Gott seiDank folgt sie einige Seiten später:Astroarchäologie. Merken wir uns das!Das Denkmal ist aber mehr literarisch.Denn der Ghostwriter – der Erzählerbedient sich ausdrücklich einesungenannten Schriftstellers, der seineNotizen, auf modernen Stil gebracht,herausgibt – hat die Erzählweise vonDänikens verblüffend genau kopiert.Aber keine Sorge: Copyright 1981 beiWalter Ernsting!Von den knapp 154 Seiten Text beschäftigensich nach bewährtem Mustermehr als die Hälfte mit der Vorgeschichte,bis der Erzähler dem eigentlichenThema, der Begegnung mit den „UnbekanntenNeun“ ernsthaft nähertritt. Es istnicht ganz einfach, die Handlung zeitlicheinzuordnen. Der Erzähler gibt an,Kriegsteilnehmer (fünf Jahre Sibirien)zu sein. Er befaßt sich beruflich (Journalist)mit obskuren Erscheinungen inder Welt, als da sind: Berge, in denen dieZeit langsamer vergeht und irgendwelcheKaiser oder gar Adolf auf ihre Wiederkehrwarten (Kyffhäuser, FriedrichBarbarossa oder Rip van Winkel werdenaber nicht erwähnt) und sagenumwobeneStätten, die auf Besuche früher Raumfahrerschließen lassen. Irgendwann wirdihm klar, daß man ihn überwacht, danachoffenbart ihm ein südländisch aussehenderHerr, anscheinend um die 50 (späterstellt sich heraus: Norweger, Jahrgang1825), der sich als Nr. 1 bezeichnet, derErzähler sei auserwählt, müsse sich nochein Jahr bewähren und werde dann nähereserfahren.In diesem Jahr liefert der Erzählerdrei Proben seiner beruflichen Fähigkeiten.Zuerst versucht er den Mt. Shastain Kalifornien, 4317 m, einen von jenenmysteriösen Bergen, zu ersteigen. Dasmißlingt, weil ihn unerklärliche Müdigkeitübermannt und er sich, wieder aufgewacht,im Auto sitzend vorfindet. DerErzähler findet zwar die Lösung des Rätselsin einem netten Briefchen von Nr. 1,der ihm mitteilt, es sei noch nicht soweit; der Rezensent fühlt sich aber dochzu der Meinung gedrängt, daß Biergenußfür einen untrainierten Journalisten beimBesteigen eines Viertausenders eineweitaus näherliegende Erklärung fürsSchlappmachen darstellt.Dann erhält der Erzähler während einerVortragsveranstaltung in Indien denHinweis, das Wasser des Ganges sei imOberlauf heilkräftiger als weiter unten.Eine Satellitenfotokarte Indiens (na, na,damals schon?) offenbart ihm, was bisdato kein Atlas zeigte: daß· nämlich derGanges an der Stadt Srinagar mit Judentempelund einem Streifen radioaktivenErdreichs vorbeifließt, womit dieser Effektseine natürliche Erklärung findet.Tick, Trick und Track hätten vermutlicheinfach im Pfadfinderhandbuch desFähnleins Fieselschweif nachgeschlagen.Sein Meisterstück liefert der Erzähleraber dann mit der Bergung eines prähistorischenRaumfahrerartefaktes, einesMetallwürfels von ca. 10 cm Kantenlänge,aus den Trümmern eines Tempels irgendwozwischen Orinoko und Rio Negro.Auf die Spur hatten ihn die 13.000Jahre alten Erinnerungen eines hypnotischenMediums gebracht. Leider gibter den Würfel, den er sofort als Hypersendererkennt, seinem Freund Eric zurAufbewahrung, dem er, wie denn wohlanders, geklaut wird. Übrig bleiben nurein paar Fotos und der Untersuchungsberichteines Wissenschaftlers: „GewisseEmissionen, die von dem Block ausgehen,können von unseren Instrumentennicht exakt bestimmt werden, sie lassenaber darauf schließen, daß es sich beidem unbekannten Gegenstand um eineArt Sender handelt. Ob auch eine Empfangsmöglichkeitbesteht, ist schwer zusagen. Mit Sicherheit kann daher wederdas eine noch das andere bejaht oder verneintwerden.“ Oh, wie schade!Wenig später wird der Erzähler endlichin den Kreis der Neun aufgenommen.Nr. 1 scheidet aus und geht mitGedächtnisblock in Pension. Die Neunsind Nachfolger jener prähistorischenWissenschaftler, die es sich zur Aufgabegemacht haben, die Welt zu überwachenund dafür zu sorgen, daß sich der großeVernichtungsschlag nicht wiederholt,den sich die Menschheit vor Beginn unsererGeschichte selbst versetzte. Das geschiehtvon zehn Beobachtungsstationenaus, von denen eine, die im Bermuda-Dreieck, wegen gewisser Defekte böseWirkungen auf die Umwelt zeitigt. DieBeobachter haben auch den Würfel gestohlen,da er ihnen gefährlich erscheint.Warum sie allerdings die Pläne fürAtom- und Wasserstoffbomben nicht geklauthaben, von bakteriologischen undchemischen Waffen ganz zu schweigen,wird leider nicht mitgeteilt. Unbekanntsind die Neun deshalb, weil sie sich immernur maskiert treffen und außerhalbder Stationen mit Hornburger Hut und inschwarz auftreten, damit man sie nichterkennt. Die Stationen sind übrigens anPunkten installiert, wo „Dimensionsliniendie Erde schneiden“ so daß dort dieZeit um etwa den Faktor 1000 langsamervergeht, wie man anhand eines Beispielsnachrechnet, wenn man Lust hat.Wer sich dort aufhält, altert also kaum.Wie unter diesen Umständen Beobachtungmöglich sein soll – alles wird mitFernsehschirmen überwacht – erläutertder Erzähler nicht. Er läßt sich auch allesonst denkbaren Effekte entgehen.Natürlich haben die Neun einen großenGegenspieler, den unsterblichen„Grafen von St. Germain“. Der treibtverbotenerweise die Entwicklung vonWissenschaft und Technologie voran.Obwohl er sein Aussehen, da ständigauf der Flucht, dauernd verändert, kannman ihn leicht an seinem gleichbleibendgeringen Pupillenabstand identifizieren.St. Germain landet wieder einen Coup;er führt den Antigravantrieb vor. Denklauen die Neun natürlich auch sofort.Nachdem St. Germain somit wieder einenAnhaltspunkt für seinen Aufenthaltgeliefert hat, wird der Erzähler zwecksErmordung auf seine Spur gesetzt.St. Germain findet aber umgekehrt ihnund sperrt ihn in seiner Wochenendhöhleein. Dort stellt sich bald heraus, daßweder der Graf noch die Neun die Entwicklungder Menschheit im Griff haben– bei den Neun verständlich, wenn allesolche Flöten wie der Erzähler sind. DerErzähler zieht die Konsequenz. Wegenseiner Aufenthalte in den Stationen hater ca. 20 Jahre ungealtert überstanden,er nimmt eine neue Persönlichkeit anund setzt sich als Mittvierziger in einemHäuschen am Meer zur Ruhe.Zwar muß er auch dort bemerken, daßder Verfall der Welt offenbar unaufhaltsamfortschreitet, aber eines Tages, nacheinem letzten Gespräch mit St. Germain,schöpft er wieder Hoffnung. Der Erzählerentdeckt nämlich die tiefe Symbolikder Tatsache, daß man ein fast erloschenesFeuer mit einem Stück trockenenHolzes wieder zum Aufflammen bringenkann. Mit Zuversicht ignoriert er jetztden fauligen Geruch des Meeres.Nach diesem tiefschürfenden Schlußbleibt nur noch anzumerken: Die perfekteParodie ist vom Original nicht mehr zuunterscheiden.Diese ist perfekt.Berthold GieseGerhard ZwerenzDERBUNKERMünchen 1983, SchneekluthImmer mehr deutsche Mainstream-Autoren ‚entdecken‘ die <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>;so wendet sich z. B. auch Vielzweck·und Erotica-Autor Gerhard Zwerenz einemThema zu, das Tendenzen der Gegenwartin eine mehr oder – wie hier –weniger ferne Zukunft extrapoliert: denbeschränkten Atomkrieg auf deutschemBoden. Anders als einige der letztenZwerenz-Veröffentlichungen dürfte dervorliegende 448-Seiten-Roman jedochkeinen Stoff aus der Schublade darstellen,dazu ist er zu aktuell.Der Atomkrieg ist da, die Kanzler-Mannschaft (in der man unschwer einigeheutige Politiker wiedererkennt, währendBundeskanzler von Unruh selbst„seine Identität verloren“ hat und eineMischung aus Schmidt, Strauß und Kohldarzustellen scheint) sitzt im Eifel· Bunker,der Großraum Köln-Bonn ist atomarvernichtet, in der gesamten Welt eskalierenkleinere Kampfhandlungen. Dieendgültige atomare Auslöschung bleibtjedoch aus; die USA treten Westdeutschland(abgesehen von Bayern) an dieUdSSR ab, Bundeskanzler von Unruhwird auf seiner Flucht nach Südafrikavon den Angehörigen einer von der Friedensbewegungin beiden Machtblöckeneingesetzten Vergeltungstruppe getötet,die sicherstellen soll, daß im Fall einesKrieges auch die Politiker selbst nichtüberleben. Allein übrig bleibt (abgesehenvon jener Frau) der neu eingesetztePressesprecher der Regierung, aus dessenSicht der Roman erzählt ist.Anders als etwa in ENDE. TAGE-BUCH AUS DEM 3. WELTKRIEG (s.<strong>SFT</strong> l /<strong>84</strong>) vom Frankfurter Rundschau-Mitarbeiter Anton Andreas Guha, in demdie atomare Katastrophe aus der Sichtvon Menschen eines kleinen Taunusdorfesgeschildert wird, läßt Zwerenzdie politischen Machthaber selbst, diejenen Krieg initiiert oder zumindestmitverschuldet haben, agieren. Im Eifelbunkermacht sich eine perverse LustGerhard Zwerenzüber das über Monitore mitverfolgteMassensterben draußen breit; der Bundeskanzlerzerbricht sich realitätsfremdden Kopf über moralische Probleme undseine Rolle im Spiel der Großmächte,denn beide deutschen Staaten sind nurBauern im Schachspiel der eigentlichenWidersacher („Ich möchte wissen, ob… ich etwas falsch gemacht habe, …ob ich daran schuldig, mitschuldig oderunschuldig bin.“ S. 40) Zwerenz kommtganz und gar nicht ohne Klischees aus,enthüllt aber die Perversität der politischVerantwortlichen (etwa, wenn man demKanzler ein vergessenes Schachspielaus dem Katastrophengebiet holen muß,oder wenn er den Tod von MillionenMenschen kurz und bündig kommentiert:„Wer nicht hören will, muß brennen.“(S. 63)) und verdeutlicht, daß diewahnsinnige – auch auf die Gefahr einerWortwiederholung – Perversion desAtomkriegs die politisch Verantwortlichenüberfordert, daß sie weder logischnoch rein gefühlsmäßig mehr erfassenkönnen, was es heißt, wenn Millionenvon Menschen in unglaublicher kurzerZeit sterben müssen. Er fängt treffendeStimmungen ein („Es ist wie vor 1939..., alles läuft direkt auf den Krieg zu, jederweiß es, keiner will es wissen.“) undanalysiert die Mechanismen der Kriegstreibereivordergründig, etwa durchaustreffend die Rolle der Pershing-Stationierungund ihre Dimension der Bedrohungfür die UdSSR. Doch es fehlt seinemRoman an wirklich entblößenderTiefe, an den Bezügen zwischen Weltwirtschaftsrezession,begrenztem Kriegund der Wirtschaftsankurbelung, dieein Aufbau mit sich bringt, ja, durchaus


28 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>29an der Krise des Kapitalismus, die fastzwangsläufig auf einen neuen Krieg hinauslaufenmuß. Zwerenz’ Protagonist ergötztsich an dem Satz: „Doch des MenschenBestimmung heißt HOFFNUNG“,mit dem der Roman schließt, nachdem ersich ausmalt, wie er sich „mit aller Kraftin den empfangsbereiten Leib der Frau“wirft.Sicher – DER BUNKER schildertWahn und Perversion der Verantwortlichen,doch letztendlich weiß auch Zwerenzkeine Antwort darauf, wie manjenen Wahn vermeiden kann oder teiltsie zumindest nicht mit, weiß ihn nur zukommentieren. Trotz des letzten Satzesin seinem Roman scheint Zwerenz resigniertzu haben; die Hoffnung, die erdem Menschen als Bestimmung zuordnet,gilt nur noch der Spezies Menschund nicht mehr dem Individuum. Unddiese Einstellung ist nicht nur zu wenig,sie ist auch noch gefährlich.Uwe AntonMichael Gördeo/Michael Kubiak (Hrsg.)BRAINSTORMINGBergisch-Gladbach 19<strong>84</strong>, Bastei SF-Special 24055Der vorliegende Band enthält die fünfSiegerstories des 1983 vom Bastei-Verlag auf dem 1. Festival der <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong> und Phantastik ( vgl. <strong>SFT</strong> 1983)vergebenen Robert Sheckley-Preises undfünf weitere Beiträge, die in die engereAuswahl gekommen sind. Neben einigenprominenten Namen sind hier aucheinige Newcomer und Autoren zu finden,deren Werk noch recht klein ist.Um vorschnellen Erwartungen gleichzu begegnen: Es handelt sich bei diesenStories um die nach Meinung der Jurybesten eingesandten Beiträge. Und imvorliegenden Fall ist die Goutierbarkeitder vorgestellten Geschichten eherein Problem der Relativität als des Geschmacks.Nicht unbedingt ausgezeichnetesMaterial findet der Leser hier vor– und schon gar nicht die besten neuendeutschen Stories. Zudem gewinnt manden Eindruck, die Jury wollte nicht, wieursprünglich im Aufruf vorgesehen, witzig-pointierteGeschichten à la RobertSheckley, sondern möglichst viele Subgenresin den Genuß der Preise kommenlassen.Die Beiträge lassen sich in drei Gruppenunterteilen: Grotesk-schlechte, mit-Es mangelt innerhalb der SF-Literaturkaum an post-doomesday-Romanen,aber dennoch scheint das Thema nochkeineswegs ausgeschöpft zu sein. WasAlfred Tilp da vorlegt, ist laut Klappentextein „autobiographischer Bericht ausder Zeit danach“, und so absurd dieserAnspruch auch erscheinen mag, er trifftdas Buch exakt. Zwar hat der Atomkrieg(noch) nicht stattgefunden, aber Tilpbeschreibt tatsächlich auf subtile, autobiographischeWeise, wie es sein könnte,als einer der wenigen Überlebendendurch ein zerstörtes Europa zu wandern.Zunächst allein, streift der Ich-Erzählerdurch Südfrankreich, trifft auf durch dieKatastrophe mehr oder weniger deformierteCharaktere, schließt sich spätereiner ständig wachsenden Gruppe vonMenschen an und wird schließlich zumMitbegründer einer neuen Zivilisation,die allerdings aus den Erfahrungen derVergangenheit nichts gelernt zu habenscheint.In dieser Zusammenfassung mag derPlot durchaus konventionell erscheinen;was den Roman jedoch über vergleichbatelmäßigeund leicht bessere (wobei letzteresnur im Rahmen des Gebotenen gilt).L. Streblow z. B. erzählt in „Die Sumpfwanderer“völlig Belangloses um intelligentePflanzen, die einem Menschen, dersich verlaufen hat, aus seiner Not helfen.Besondere Dramatik versucht der Autordurch Satzreihen wie folgende zu erzeugen:„Das Funkgerät … funktionierte,funktionierte einwandfrei. Aber esreichte nicht, nicht mehr.“ W. Fienholds„Gebunkert“ ist ähnlich interesselos abgefaßt:Die dünne Idee über einige Familien,die zusammen und freiwillig 14Tage in einem Bunker verleben, wird angereichertdurch Marlboro-Männliches:Gibt’s Ärger, leert der Mann eine ganzeFlasche Wodka. Gibt’s anderen Ärger,geht der Mann in den Puff. Macht dieEhefrau durch ihre Fragerei Ärger, erzähltder Mann ihr ein paar Lügen. Undwas treibt man im Bunker zwei Wochenlang? Richtig, man bumst sich so durch.Wohlgemerkt, Fienhold vermeidet sorgfältigjeden Hinweis darauf, das Ganzekönnte satirisch gemeint sein.Das Mittelfeld schwankt zwischenehrlichem Bemühen und Scheitern derAmbitionen, wenden wir uns also lieberden besseren, weil atmosphärischdichten und daher überzeugenderenBeiträgen zu: „Faber“ von U. Harbecke(4. Platz; in einer Mußegesellschaft, inder alle Dienste von Robotern übernommenwerden, entdeckt ein Mensch fürsich die handwerkliche Arbeit wieder),Th. R. P. Mielke mit „Lizenzverlängerung“(2. Platz; die ultimate Bombe rolltzur Abschreckung auf Eisenbahnschienendurch Europa, Schrankenwärtermit besonderen Begabungen bewachendie Strecke) und K. Riedemanns „DieGeschichte von Frederike und ihrenGedichten“ (in einem Orwellstaat darfniemand ohne behördliche Erlaubnisdichten, einige Untergrundpoeten tunsdennoch. Allerdings mag man sich streiten,inwieweit es sich bei dieser Storyum SF handelt. Mit einigen spärlichenÄnderungen könnte einem die BILD-Zeitung dieses auch als Tatsachenberichtaus der „DDR“ andrehen wollen.)Und dann ist da noch der erste Platz.Warum man dafür ausgerechnet E. Barmeyers„Brainstorming“ (eine wenig engagierte,mehr plakative Auseinandersetzungmit zukünftigen neuen Medien) alsgeeignet befand, wird wohl das Geheimnisder Jury bleiben. Schade, man hättesich für einen wichtigen neuen Preis inder bundesdeutschen SF sicher ein überzeugenderesErgebnis gewünscht.Marcel BiegerAlfred TilpTOUR DE FRANCEWürzburg 1983, Cosmonaut Verlagre Werke weit hinaushebt, ist die private,tatsächlich autobiographische Sichtweisedes Erzählers, der am großen Zusammenhangwenig interessiert ist, sondernsich auf die Darstellung seiner Erlebnisseund seiner privaten Probleme beschränkt.Infolgedessen werden mancheGeschehnisse nur am Rande erwähnt,weil der Erzähler entweder gerade in einerBeziehungskrise steckt oder aber, imSuff völlig weggetreten, gar nicht registriert,was um ihn herum geschieht unddie Ereignisse erst nachträglich mühsamund unvollständig rekonstruiert.Darüber hinaus gewinnt das Buchnoch zusätzlich an Intensität durch dierund achtzig Illustrationen von NicolaiSarafov, der mit seinen Zeichnungen dieEreignisse auf höchst unterschiedliche,aber stets subtile und treffende Weise visuellumsetzt.Harald PuschChristof SchadeDAS PAULUS-PROJEKTMünchen, 19<strong>84</strong>, Heyne 4044Die deutsche <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>, und darunterbesonders die debütierender Autoren,ist im Schnitt politisch und sozialerheblich bewußter als die angloamerikanische.Aus diesem einfachen Statementlassen sich einige ihrer wesentlichenStärken und Schwächen ableiten,für die der vorliegende EinstandsromanChristof Schades ein typisches Beispielist. DAS PAULUS-PROJEKT erzähltvon der Entdeckung der Überreste einerraumfahrenden Zivilisation aufdem Saturnmond Hyperion. Die Entdeckungwird durch eine ‚Schwarzes-Bewußtsein‘-Bewegung zum Politikumgemacht, deren ideologischer Führer,der Inder Jagdish Bhagwati, die schlüssigeTheorie aufgestellt hat, die weißeRasse mit ihrem unauslöschlichen Triebzur Entfremdung von der Natur, zur Ausbeutungder Erde und der Schwächeren,zur Aggression und zur Unterdrückungsei nichts weiter als ein Gezücht derHyperion-Kultur, während alle farbigenRassen die eigentliche Menschheit darstellten.Die amerikanische Regierung,die als Vertreter des weißesten Volkesder weißen Rasse den ideologischenAbwehrkampf in ihre Hand nimmt,ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht,daß es für diese Behauptung tatsächlichBeweise gibt. In Rom sitzt nämlich einnaiver Pater in der Vatikansbibliothekauf einem alten Dokument, der Cogus-Akte, in der ein zur Zeit Christi lebenderRaumschiffkommandant die brisanteGeschichte der Gen-Manipulation einesTeils der Urmenschen, ihre Heranzüchtungzur Ausbeutung des Planeten unddie Steuerung der christlichen Religiondurch manipulierte Agenten beschreibt.Fernsehredakteur Schade führt den Leserdurch die Handlung wie durch einen dieserdreiviertelstündigen Dokumentarfilme.Er kennt die Originalschauplätze derWelt, Botschaften, Raumfahrtzentren,das Weiße Haus, und die entsprechendenCharaktere: Erfüllungsgehilfen, Sachzwanghörige,zynische Machthaber,Ideologen, alternde Präsidentendarsteller.Es ist ein angenehmes Gefühl, einenAutoren, der einen amerikanischen Präsidenten,einen deutschen Botschafterund das Handinhand von politischer,wirtschaftlicher und wissenschaftlicherMacht so wirklichkeitsgetreu, so illusionslosporträtiert, als politischen Redakteurbeim ZDF zu wissen. Wenn diesals Stärke der neuen deutschen <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong> (um an einer Medienerfindungteilzuhaben) subsumiert werden kann– Wirklichkeitsnähe, Problembewußtsein,Illusionslosigkeit, lnformiertheit,Medienbeschäftigung – so ergibt sichaus der daraus folgenden aufklärerischen,problemvermittelnden und journalistischenSchreibhaltung gleichzeitigeine der Hauptschwächen. Schades Stilmag vielleicht einem Bericht über diepolitische Lage in Beirut angemessensein, als Buchstaben vor den Leser hingebreitetlassen sich seine Kurzsatzfolgen,häufige Sätze ohne Subjekt und dieVariationslosigkeit des Ausdrucks zwischenfortlaufender Erzählung, einempropagandistischen Flugblatt oder demBericht des Hyperion-Kommandantennur sehr schwer verdauen. Es ist für dieseSorte von Schriftsteller, die nicht inerster Linie dem Erzählen verhaftet ist,auch typisch, Atmosphäre durch denVortrag detaillierten Wissens über Originalschauplätzeund reale Persönlichkeitenzu vermitteln zu suchen, Ideen undKonzepte vorzutragen, wo gelegentlichein Mehr an flüssiger, spannender Erzählkunstvonnöten wäre. So ist konsequenterweisedie von Schade wohl emotionalam intensivsten durchschriebeneund vom Leser auch so empfundenePassage des Romans die Schilderungder Geschehnisse in der Erdvergangenheitaus dem Mund Bhagwatis. Hier isteinmal ein gewisses Mitgehen spürbar,teilt der Autor sein Gedankengebäudeso einleuchtend, fließend, lückenlos undüberzeugend mit, daß es schwerfällt zusagen, wo denn der Knackpunkt zwischenSpekulation und Irrealität liegtund ob das gedankliche Konstrukt fürden Verfasser mehr darstellt als die literarischeUmsetzung grundlegenderFehlschläge in der Entwicklungsgeschichtedes „Weißen Mannes“. Wenndie breiten Raum in Anspruch nehmendeDarstellung des Wirkens der Außerirdischenund die ‚Beweise‘ für ihr Eingrei-


30 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>31fen den Leser nicht von der gedanklichenAuseinandersetzung mit dem Wesen des„weißen“ aufgeklärten Fortschrittglaubensabbringen, dann läßt sich DASPAULUS-PROJEKT trotz erzählerischerSchwächen aufgrund der Durchdachtheitder vorgestellten Gedanken und nichtzuletzt dank des unbefangenen Umgangsmit den Götzen Politik und Religion sehrempfehlen.Michael AdrianChristof SchadeDAS PAULUS-PROJEKTMünchen, 19<strong>84</strong>, Heyne 4044Gravierende Probleme wie Umweltzerstörungund Rassismus haben die vielfaltigstenUrsachen – oder etwa eine ganzeinfache? Der ZDF-Redakteur ChristofSchade wartet in seinem ersten SF-Romanmit einer ebenso kühnen wie radikalenThese auf: Schuld an diesen (wieauch einigen anderen) Problemen trägtdie weiße Rasse, denn sie stammt nichtvon der Erde ab und ist demzufolge auchnicht sonderlich am Schicksal des blauenPlaneten interessiert.Mit angeblichen, echten und frei erfundenenDokumenten belegt Schade,wie eine außerirdische Rasse die Erdezum billigen Rohstofflieferanten umfunktionierteund sich durch Genmanipulationen(aus dem eigenen Stock)gleich die nötigen Arbeiter dazu schaffte.Als die Heimatwelt der Aliens unterging,überlebten einige von ihnen auf der Erde.Aus ihnen und den Arbeitern entwickeltesich die weiße Rasse, die die Herrschaftüber den Planeten nicht mehr abgab undihn weiterhin als reichhaltiges Reservoirzum Ausplündern ansah, nicht aber alsschützens- und liebenswerte Heimat.Als in den 80er Jahren unseres Jahrhundertsauf dem Saturnmond Hyperion dieReste uralter Raketenstationen entdecktwerden, setzt überall auf der Erde hektischeAktivität ein. Während PräsidentReagan die Entdeckung geheimhaltenwill und sein Geheimdienst alle Neugierigenabwimmelt oder mundtot macht,erfahren durch eine gezielte Indiskretionschwarze Nationalisten von dem Fundund setzen nun alles daran, die weißeVorherrschaft zu brechen. Und dannsitzt da noch im Vatikan ein Mönch, derein uraltes Manuskript entdeckt, in demdargestellt wird, wie der uns aus derApostelgeschichte bekannte Paulus alsAgent der Aliens das Christentum nichtnur zur Lehre entwickelte, sondern ihmauch zum Durchbruch verhalf – frei nachMarx als beste Religion zur Niederhaltungder Menschen.Zugegeben, die Geschichte erinnertan Erich von Däniken. Doch wo Dänikennur angebliche Funde nach dem Beliebigkeitsprinzipaneinanderreiht und damiteher auf vordergründiges Leserinteressespekuliert, interessiert sich Schadefür die Motive und Taten seiner ‚Götteraus dem All‘ und deren Auswirkungenauf unsere Geschichte. Wo Däniken plakatiert,hinterfragt Schade und verleihtso einem stark in Mißkredit geratenenThema etwas von seiner Seriosität zurück.Trotz einiger Holprigkeiten im Handlungsstrang– man merkt dem Romanzudem an, daß Schade nicht von der SFkommt – erlebt der Leser hier im positivenSinn einen Menschenfreund, der alldas niedergeschrieben hat, was ihm aufder Seele brannte. Ein leichtes Chaosmag vorherrschen, doch macht Schadedas wett durch ständig neue Überraschungen.Leicht amüsiert (immerhinist der Autor ja selbst ein Weißer), aberauch etwas ergriffen gleitet man in einemRutsch durch dieses Buch.Marcel BiegerJörg Weigand (Hrsg.)VERGISS NICHT DEN WINDBergisch-Gladbach 1983Bastei-Lübbe TB 20055Herausgeber Jörg Weigand beschreibt inseinem Vorwort die große Spannbreiteder Fantasy; eine Einleitung, die jederFantasyanthologieherausgeber wohl unbedingtauf ein Neues feststellen muß,besonders, wenn es einige deutscheAutoren – wie in dieser Anthologie –tatsächlich einmal wagen, sich in dendiversen unterschiedlichen Spielartender phantastischen Literatur zu üben.Zwangsläufig kommt es dabei zu manchmalrecht krassen Qualitätsabfällen.Zu den besten Geschichten gehörenThomas Zieglers „Kirschlicht undGlaspol“ und Dietrich Wachlers „Hafenrundfahrt“.Man kann sich kaum zweiStories vorstellen, die von Thema undStil her so konträr sind und gleichzeitigalle Anforderungen der reinen Phantastikerfüllen. Ziegler hat eine Fantasy etwain der Art von William Hope HodgsonsNACHTLAND geschrieben; sie ist bizarr,unkonventionell und beschwört mitihrer eindringlichen Atmosphäre einemythische Welt unter einer sterbendenSonne, in der die vertraute Realität unsererdrei Dimensionen längst vergessenist. Dietrich Wachler hingegen verbleibtin der Gegenwart; seine schriftstellerischenWurzeln liegen eindeutig in der altendeutschen Phantastik. Auf ihre Art istdie Story ebenso bizarr wie die Zieglers;in die normale Alltagswelt eines Mannesbricht das Phantastische mit aller Machtherein und verändert ihn.Aus einer ähnlichen Richtung kommendie Erzählungen von Lotbar Streblow(„Träume für eine Birke“) und DavidChippers („Ich kann es“). Sie sindtrotz ihres stellenweise abgegriffenenSF-Szenarios durchaus kompetent erzähltund können dem Vergleich mitanglo-amerikanischen Stories ähnlicherThematik standhalten. Im starken Gegensatzdazu stehen jene Erzählungen,die jegliche, aber absolut jegliche Originalitätvermissen lassen. Thomas LeBlancs „Sonderangebot: Vier gebrauchteReifen“ etwa ist vom Plot her abgegriffenwie die besagten Pneus im Titel.Zwei junge Autofahrer verirren sich inein Dorf, werden von zwei jungen Hexenabgeschleppt, und bei Tagesanbruchhat sich der schmucke Hexenbungalowin eine alte Bruchbude im Moor verwandelt;von den Hexen fehlt jede Spur.(Gähn!)Ähnliches gilt auch für Bernd Kreimeiers„Die Nacht der Wahrheit“, eineunsägliche, blutige Fantasyschmonzette,mit der der Autor anscheinend beweisenwill, daß er die Primitivfantasyvom Schlag eines Lin Carters oder KarlEdward Wagners immer noch für dasAbsolute hält. In der Tat führen solcheGeschichten – wie von HerausgeberWeigand im Vorwort gewünscht – zuDiskussionen, aber nicht über das Fantasyverständnis,sondern darüber, warumein Herausgeber so einen Schundüberhaupt in eine Anthologie aufnimmt.Zwischen diesen beiden Extremen bewegensich die Stories von WolfgangHohlbein, Iny Klocke, Jörg Weigand,Andreas Brandhorst, Ulrich Harbeckeund Ulrich Weise. Keiner davon hat eineherausragende Erzählung abgeliefert,aber die meisten sind lesbar und habeneinen gewissen Unterhaltungswert, wasbei deutschen Themenanthologien dieserArt bereits ein Erfolg ist.Andreas DeckerBernhard GrimmingerDAS HAUS AM SEEMünchen o. J., Liber VerlagVierzehn Geschichten und eine Novelleenthält das Buch von Bernhard Grimminger,einem Außenseiter der phantastischenLiteratur. Das durchgängigeThema dieses Buches ist der Wahnsinn,teils der der Protagonisten, wie in derTitelgeschichte, teils auch der einer Gesellschaft,wie etwa in der Novelle „Memoriam“oder der Story „No date“. DerAutor wird dem selbstgestellten Themaallerdings nur selten gerecht. „Memoriam“,als Groteske vorgestellt, kann Kafkaals geistigen Vater kaum verhehlen,ist aber für den Umfang einer Novellenicht tragfähig genug. Andere Stories,wie etwa „Der Luftballon“, lassen vielzu früh erkennen, worauf die Geschichtehinausläuft.Daß Grimminger durchaus in derLage ist, faszinierendere Stories vorzulegen,beweisen Geschichten wie „Obdachlos“,„Die Betonkugel“, „Das Hausam See“ und „Der Himmel“. Ob da nunzwei Raumfahrer rein zufällig den Himmelfinden, ein Obdachloser auch ineiner Straßenbahn mit Füßen getretenwird, oder ein Wahnsinniger Leichen inseinem Keller stapelt – stets trifft Grimmingerdirekt den Nerv des Lesers. Bedauerlicherweisegilt dies eben nur füreinen relativ kleinen Anteil der Stories.Dem Leser, der sich in Grimmingerszweifellos faszinierenden Kosmos hineinfindenwill, sei daher der Erwerb derBernhard GrimmingerCollection PYRONIA empfohlen, derenGeschichten zwar in einem ähnlichabsurd-beunruhigenden Kosmos spielen,aber die Schwächen von DAS HAUSAM SEE vermeiden.Harald PuschGeorg ZaunerDER VERBOTENE KONTINENTMünchen, 1983, Heyne 4024Gäbe es einen Kurd Laßwitz-Preis fürden schlechtesten Nachfolgeroman nacheinem vielversprechenden Debüt, dieserKandidat dürfte sich meiner Stimme gewißsein. War DIE ENKEL DER RAKE-TENBAUER ein vergnügliches, skurriles,im positiven Sinne humorvolles undkauziges Büchlein über ein postatomaresBayern, dessen besonderer Reiz sichaus der geschilderten Vergangenheitsverklärungergab, aus der eine ironischeReflexion erwuchs, so benutzt der 1920geborene Georg Zauner die Grundannahmeeines Nachkriegseuropas nunein zweites Mal – um daraus eine durchund durch fade „Abenteuer“-Klamottein Kneifel’scher Manier zu stricken. DieLeichtfüßigkeit der Anspielungen im erstenBuch wird ersetzt durch eine völligeAmbitionslosigkeit im zweiten; wasbleibt, sind ein paar reizlose Verballhornungen(Francfort, ltaland) und geografischeSpielereien nach dem Abschmelzender Polkappen, die lediglich einer farblosenUnterhaltungsstory dienen, die nichteinmal unterhaltsam ist.Ort der Handlung ist also der verboteneKontinent Europa, der lange Zeitradioaktiv verseucht war und nun voneiner afrikanischen Expedition auf demLuftwege besucht wird. Zwei Pilotenmüssen mit ihrem Solarflugapparat notlandenund sich im europäischen Urwaldzurechtfinden, der, wider Erwarten, dochbewohnt ist: Ein Teil der Bevölkerunghat den Krieg und die Radioaktivitätüberlebt und fristet nun ein buschmannähnlichesDasein. Umgekehrte Zeichenalso zwischen schwarz und weiß. Washätte man daraus trotz der Beschränkungendes Plots nicht alles machen können!Es bleibt jedoch dabei, daß die Afrikanereine etwas offenere und freiere Gesellschaftentwickelt haben, aber selbstdiesen Seitenhieb verdirbt sich Zaunerdurch die Biederkeit der meisten Schilderungen,zum Beispiel das Liebeslebenbetreffend. Selbst wenn es nur der Anspruchdes Autors gewesen sein sollte,einen „farbigen Abenteuerroman“ zuschreiben, erreicht DER VERBOTE-NE KONTINENT das Klassenziel beiweitem nicht. So dankbar nämlich dieNachkriegserde der Phantasie freienRaum läßt, so sehr zwingt sie sie auch zuGlanztaten. Das Leben derer, die auf dieJäger- und Sammlerstufe zurückgefallensind, Tagebücher verschollener Expeditionen,Zauberei und Drogen, all dasist zu sehr zum common knowledge fürdiese Art von Story geworden, um nochaus sich heraus wirken zu können. Hierbräuchte es einen Schriftsteller, der nicht


32 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>33nur flüssig erzählen kann, was ich GeorgZauner keineswegs abspreche, sondernder die bewußte Farbe besitzt, der durcheine Handvoll Sätze eben jene Spannungerzeugt, die Leser an die Bahnhofsbuchhandlungentreibt. Ein jeder <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>-Freundhat ein Dutzend angloamerikanischerAutoren im Hinterkopf, diefür ihn genau diesen Anspruch erfüllen.DER LETZTE KONTINENT ist leiderweder geistreich-witzig hintersinnig,noch thrilling, lediglich ein lahmer Aufgußder Rahmenidee seines Vorgängers.Michael AdrianSomtow SucharitkulDER INTERGALAKTISCHEHYPERMARKT(Mallworld)München 19<strong>84</strong>, Goldmann TB 23442Deutsch von Jürgen Saupelen, aber verschiedene Charaktere aufweisen.Da rettet ein junger Ausreißereinem Selespridar das Leben und darfdann doch zu den Sternen; da rettet eineKellnerin einem Selespridar-Kind dasLeben und darf die Sterne wenigstensmal sehen; da kotzt einen barJulian dasLeben auf der Mallwelt an, weil er Sehnsuchtnach den Sternen hat; da treibt einbarJulian als Vampir sein Unwesen, weiler nicht zu den Sternen darf.Man sieht, der Komponist Sucharitkulhat gelernt, sein Thema zu variieren.Eine oder zwei Variationen lassen wiruns ja noch angehen, aber sieben Stückin einem Band? Das ist zuviel des guten,zumal Sucharitkuls Charaktere kaumlebhafter sind als das Holz der Bäume,aus denen das Papier für diesen Band gefertigtwurde. Sucharitkuls Hauptthemawird von Szenerie zu Szenerie unausgegorenerund uninteressanter.Wer doch nicht darauf verzichtenwill, lese „Sing mir ein Lied aus derMallwelt“ – die beste der sieben Stories.Dann weiß er, wie der Hase läuft. Aufdie übrigen Variationen kann man unbesehenverzichten.Uwe AntonStephen KingNACHTSCHICHT(Nightshift)Bergisch Gladbach 1983, Bastei-LübbePB 28114Deutsch von Harro Christensen, BarbaraHeldkamp u. a.<strong>SFT</strong>-Lesern noch viel über Stephen Kingzu berichten, hieße Alte Götter nach Arkhamzu tragen; King gilt als „der“ amerikanischeHorrorautor der Gegenwart,er hat das Horrorgenre erneuert undpraktisch wieder salonfähig gemacht.NACHTSCHICHT präsentiert zwanzigseiner Kurzgeschichten, von denen sechzehnbereits vorab in Magazinen wie Cavalieroder Penthouse erschienen sind.Diese zwanzig Stories könnte mangrob in vier Unterarten der Horrorliteratureinteilen: Zum einen wären da „Hommagenan EC“, jenen alten amerikanischenComic-Verlag, der seine Blütezeitvor der Einführung des Comic-Codeshatte. Hierbei handelt es sich um gradlinigeHorrortexte, die einem Höhepunkt,einer überraschenden und mehr oderweniger schrecklichen Pointe entgegensteuern(etwa: „Das Schreckgespenst“).Inwieweit diese Pointen zünden, hängtHinter dem Saturn haben die weisen,mächtigen Selespridar eine Barrieregezogen, die der Menschheit den Wegins Universum verbaut, bis sie – welchneue, geniale Idee! – reif dazu ist. Umden Menschen einen Anreiz zu geben,haben sie den barJulians – natürlich diereichste Familie auf Erden! – ein dreißigKilometer großes Kaufhaus voller technischerGimmicks ins All gesetzt, dieMallwelt eben.Dieser Band versammelt sieben Geschichten,die alle auf der Mallwelt spievonder Phantasie und Fabulierkunst desAutors ab.Die zweite Kategorie der Geschichtenbeschreibt das übersinnliche, daslangsam in unsere moderne, hochtechnisierteWelt hinübergreift; ganz eindeutigliegt ein übersinnlicher Einflußvor. Paradebeispiele wären etwa „DerWäschemangler“, die konsequenteste,brutalste Horrorstory, die der Rezensentseit langem gelesen hat, auch „Kinderdes Mais“, die unerträglich-spannendsteseit geraumer Zeit. Hier entpuppt sichKing erneut als meisterhafter Erzähler,der den Leser wirklich nicht aus seinemBann läßt.Eine dritte Art von Geschichten beschreibteinen psychologischen Schrecken;den „Horror aus der Seele“ sozusagen,und nicht aus Deutschland, umE. A. Poe zu zitieren. Der Leser wird imZweifel gelassen, ob ein übernatürlichesElement eine Rolle spielt, alles nur in derPhantasie des Protagonisten stattgefundenoder alles seine natürliche Erklärunghat („Manchmal kommen sie wieder“wäre ein Beispiel). Eine Abwandlungstellen jene Stories dar, in denen Kingdas Seelenleben seiner Charaktere eindringlichschildert (etwa jenen Verrücktenin „Der Mann, der Blumen liebte“);hier erzeugt der Autor seinen Schreckendurch die zumeist völlig überraschendeSchilderung einer abnormen Psyche.Schließlich sind in dieser Sammlungnoch einige Mainstream-Stories enthalten,Geschichten ohne jedes übernatürlicheElement; eine grausame Rache in„Der Mauervorsprung“, eine nur allzutypische Geschichte für amerikanischeHerrenmagazine; eine todsichere Methode,sich das Rauchen abzugewöhnen(„Quitters, lnc.“), oder auch eine Diskussionder Sterbehilfe („Die Frau im Zimmer“).Hier beweist King, daß er demGenre nicht mit Haut und Haaren verfallen,sondern auch imstande ist, andereliterarische Wege zu beschreiten.Sicherlich ist King in erster Linie einRomancier; aber gerade die hier gesammeltenStories geben einen interessantenEinblick in die schriftstellerische Entwicklungund Vielseitigkeit des Autors.Einigen Geschichten merkt man deutlichan, daß sie aus Geldmangel geschriebenund dementsprechend auf bestimmteMärkte zugeschnitten wurden, in anderen(neben den erwähnten auch in derTitelgeschichte, einer Horrorstory umriesige Ratten, deren Ende offen bleibt;ein sehr wirkungsvoller Kniff, denn dader Leser mehr weiß als Kings Protagonisten,bleibt es seiner Phantasie überlassen,sich den Fortgang auszumalen) entfalteter seine wahre Meisterschaft. Kingist ein Erzähler, wie er im Buche steht,seine Stories scheinen mühelos aufgebaut,seine Charaktere lebensecht. Essind die Menschen von nebenan, der Typaus der Kneipe, der Kaufmann aus demLaden um die Ecke, die dem Leser wiederbegegnen,Menschen, mit denen ersich mühelos identifizieren kann. Nichtzuletzt dürfte darin einer der Gründe fürKings Erfolg liegen.Stephen KingWie gesagt – nicht nur Schmuckstückebietet diese Auswahl. Der Plotvon „Ich bin das Tor“ etwa ist gelindegesagt platt und könnte einem B-Filmder frühen sechziger Jahre entsprungensein. Wenn aber beispielsweise Burt die„Kinder des Mais“ beobachtet und zueiner atemberaubenden Flucht ansetzt,der Psychiater in „Das Schreckgespenst“seine Maske lüftet oder der Dämon in„Der Wäschemangler“ sein wahres Gesichtzeigt, dann zeigt sich auch Kingvon seiner besten „Horrorseite“.Womit der Rezensent doch wiederDie alten Götter nach Arkham getragenhat. Und voller Spannung auf die nächstenKing-Paperbacks wartet: CHRISTI-NE; FRÜHLING, SOMMER, HERBSTUND TOD und THE PET CEMET ARYwerden in absehbarer Zeit bei Bastei-Lübbe erscheinen.Uwe Anton/Andreas DeckerMarion Zimmer BradleyDIE NEBEL VON AVALON(The Mists of Avalon)Frankfurt am Main 1983, WolfgangKrüger VerlagDeutsch von Manfred Obi und HansSartoriusFantasy ist derzeit Bestseller-Materialin Deutschland; daher verwundertes kaum, daß sich ausgerechnet ein„Bestseller-Verlag“ wie der FrankfurterWolfgang Krüger Verlag des neuestenFantasy-Romans von Marion ZimmerBradley angenommen hat, die jahrelangein Schattendasein in der Heftchenszeneführte und erst seit der ungekürzten Veröffentlichungihrer SF-Romane langsamzu Ruhm und Ehre kommt.DIE NEBEL VON AVALON greiftauf das alte, in der Fantasy nur allzusattsam bekannte Thema der Artus-Sagezurück. Marion Zimmer Bradley reihtsich damit in eine sehr lange Reihe vonmodernen und weniger modernen Nachdichtungendieses Sagenstoffes ein, dochmuß man ihr zugestehen, daß sie sich umeine Neufassung des Stoffes aus ungewöhnlicherSicht bemüht.Kennt man ihre früheren Romane,so verwundert es wenig, daß gerade dieFrauenrollen, in der Sage meist kaummehr als Statistinnen, neben den Ritternder Tafelrunde, bei ihr breiten Raum einnehmenund mit besonderem Interessebeleuchtet werden. Sie kleidet fast jedenAspekt des Lebens einer Frau in ihre verschiedenenProtagonistinnen – Gwenhwyfar,Igraine, Morgaine, Vivian undandere – , ohne dabei, was man ihr alsVerdienst anrechnen muß, jedoch einefeministische Parabel aus dem Stoff zumachen. Die Geschichte von Artus undseinen Rittern wird zum Widerstreit einesalten und eines neuen Glaubens, wobeijeder selbst versuchen muß, sich mitdem Christentum als einer Religion, dieständig an Bedeutung gewinnt, auseinanderzusetzen.Hinter diesem Konflikt,der, wie so oft in der Fantasy, in gewisserWeise auch einen Wendepunkt zwischenalter und neuer Zeit bedeutet, nimmtsich Marion Zimmer Bradley viel Raumzur Erschaffung eines teilweise neuenMythenkomplexes, der auch Feen- undElfensagen mit einschließt. Gerade dasVerständnis dieser alten Mythen gibtdem Buch viel von seinem Reiz (wobeies manchmal dennoch schwerfällt,die über tausend Seiten durchzuhalten),und Zimmer Bradleys Geschick bei derCharakterisierung ihrer Protagonistenverleiht ihm eine bei anderen vergleichbarenRomanen oft fehlende emotionaleTiefe, wodurch trotz einiger Schwächenein alles in allem lesbares und interessantesBuch entstanden ist.Nichtsdestotrotz bleibt ein etwasschaler Geschmack zurück. Zwar gönntman der Autorin den Erfolg, doch ist esschade, daß er ausgerechnet mit diesemRoman kommen mußte, denn eine Nacherzählungbleibt eine Nacherzählung,und sei sie noch so phantasievoll. Man


34 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>35NAchrichtenMarion Zimmer Bradleyhätte sich die Aufmerksamkeit, die diesemBuch zuteil wurde, lieber für einenihrer Darkover-Romane gewünscht; diesind Marion Zimmer Bradleys ureigensteSchöpfungen und zeigen sie in ihrerureigensten Form, nicht durch eine fremdeGeschichte maskiert. Wer also MarionZimmer Bradley als Schriftstellerinkennenlernen möchte, der lese einenihrer Darkover-Romane; wer jedoch dieArtus-Sage lesen möchte, der greife besserzu Thomas Malorys umfangreichemBuch – denn das ist bis heute zu diesemThema unerreicht.Joachim KörberHans Joachim Alpers (Hrsg.)H.P. LOVECRAFT – DER POETDES GRAUENSMeitingen 1983: Corian VerlagEdition Futurum Band 1Fast zehn Jahre sind seit der Konzeptiondieses Bandes vergangen (auch für die<strong>SFT</strong>-Sonderreihe war er einmal eingeplant)– nun ist er da. Und um es gleichvorwegzunehmen, hier hat sich einmaldas Sprichwort bestätigt, nach dem das,was lange währt, auch endlich gut wird.Das Buch beginnt mit einem kurzenArtikel Werner Berthels’ (aus der FrankfurterRundschau), der prägnant über Lebenund Werk HPLs informiert und hiergut zur Einstimmung auf die weiterenBeiträge dient. Marek Wydmuch („Dererschrockene Erzähler“) liefert eine genrespezifischeAnalyse. Demnach handeltes sich bei HPLs Erzählungen eindeutigum Weird <strong>Fiction</strong> und nicht um SF,auch wenn der Autor Lovecraft zumeisteine Bedrohung der ganzen kosmischenOrdnung beschreibt. Sehr schön zeigtWydmuch die Methoden auf, mit denenLovecraft seine Leser in den Bannzieht. Dietrich Wachlers Aufsatz „DiePräexistenz und das Böse“ ist bereits inder <strong>SFT</strong> 9/ 1982 erschienen; Der Verfasserversucht, einen Zusammenhangzwischen HPLs Hauptwerken und demdamaligen amerikanischen Zeitgeist herzustellen.Dirk W. Mosig bietet eine psychoanalytischeDeutung der Erzählung„The Outsider“; nachdem er den Leservon der Stichhaltigkeit dieser Deutungüberzeugt hat, skizziert er am Schluß seinesArtikels weitere Interpretationsmöglichkeitenund zeigt somit exemplarischdie Vielschichtigkeit von HPLs Meisterwerkenauf. Thomas M. Loock berichtetdem zunächst erschrockenen Leser, daßder Cthulhu-Mythus mittlerweile auchals Rollenspiel erhältlich ist. Im längstenArtikel des Bandes gibt Kalju KirdeAuskunft über die LebensverhältnisseLovecrafts und daran anschließend einechronologische Zusammenstellung vonHPLs wichtigeren Erzählungen, wobeier die Entwicklung der vorkommendenThemen und Motive nachzeichnet. Erfreulicherweisekommt HPL auch selbstzu Wort. Die Erzählungen „Dagon“und „Der Außenseiter“ dürften allen andiesem Band Interessierten bestens bekanntsein, daher sind sie hier überflüssig(aber immerhin illustrieren geradediese Erzählungen sehr anschaulich dieThesen Kirdes, Wydmuchs und Mosigs).Ein Auszug aus HPLs langem Essay„Supernatural Horror in Literature“ beschäftigtsich mit der Entwicklung deramerikanischen Weird <strong>Fiction</strong> seit Poe.Sehr aufschlußreich sind die beiden hierabgedruckten langen Briefe des Autors.Im ersten Epistel beklagt er sich leidenschaftlichdarüber, daß die (seiner Ansichtnach dekadente und jeden Wertesbare) moderne Kunst nun auch in Neu-England Einzug gehalten habe. Rettungvor diesen schädlichen Einflüssen könnenur eine Literatur bringen, die sich aufregionale und archaische Tradition beruft.Im anderen Brief zeigt sich HPL alswortgewandter Verfechter des Materialismus,der alle übernatürlichen Phantastereienund modischen Mythen striktablehnt.Sehr nützlich sind die ausführlichenBibliographien, die einen Teil des Kirde-Artikels bilden. Der Leser findet nichtnur sämtliche in deutscher Sprache erschienenenBücher und Einzelerzählungen(selbstverständlich einschließlichder Überarbeitungen von Werken andererAutoren und der posthumen „Kollaborationen“)aufgelistet, auch die wichtigstenArtikel und Rezensionen zu HPLsind hier aufgeführt. Daneben sind auchdie wichtigsten amerikanischen Primärund Sekundärwerke sowie Bibliographienerfaßt. Hilfreich ist auch eine chronologischeAuflistung aller LovecraftschenErzählungen.Insgesamt gesehen liegt hier ein sehrinformativer und höchst interessanterBand vor, der allen HPL-Fans wärmstensanempfohlen sei.H.-U. BöttcherVerfassungswidrigHeyne-NeuerscheinungenAußerhalb der SF/Fantasy-Reihe (s.Vorschau in der <strong>SFT</strong> 1/19<strong>84</strong>) erscheinenbei Heyne im Laufe dieses Jahresfolgende für uns interessante Titel: IsaacAsimovs AUF DER SUCHE NACHDER ERDE (Foundation’s Edge), dervierte „Foundation-Roman“ (01/6401)im Juni, die Anthologie TWILIGHTZONE-SCHATTENGESCHICHTEN(01/6428) im August und Robert BlocksRoman PSYCHO (Psycho) (01/6374) imOktober, alle in der „Allgemeinen Reihe“des Verlags.hubDer Pseudonymknacker:Martin RollburgDie fünfbändige SF-Reihe, die demnächstbei Franckh verlegt werden soll(vgl. <strong>SFT</strong> 12/ 1983, S. 31), wird unterdem Gruppenpseudonym „Martin Rollburg“publiziert werden. Wie leichtzu erraten ist, handelt es sich bei demPseudonym um eine Kombination ausMactin Bisele, Wolfgang B. Hohlbeinund Kari-Ulrich Burgdorf Auch ThomasLe Blanc soll in den Bänden als Herausgebernamentlich erwähnt werden.mb/hubIn der Ausgabe 12/83 der <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong><strong>Times</strong> (S. 34) berichteten wir über dieKonstituierung einer deutschen Sektionder „International <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> Associationof Professionals“, kurz WORLDSF genannt. Die Konstituierung fand imRahmen der 35. Frankfurter Buchmessestatt, Initiator war der nordrhein-westfälischeÜbersetzer und· Ex-Bastei-LektorFredy Köpsell, dem kurz zuvor von derdeutschen WORLD SF-VerantwortlichenCharlotte Franke-Winheller dieAufgaben eines nationalen Sekretärsübertragen worden waren. Schwerpunkteder Arbeit dieser deutschen Sektionsollten die Erstellung einer Anthologie-Reihe deutscher SF, die Übernahme derKurd Laßwitz-Preisvergabe sowie dieVorbereitung besonderer Aktivitäten zurOrwell-Buchmesse 19<strong>84</strong> sein.Ob all diese Vorhaben tatsächlichdurchgeführt werden, erscheint mittlerweilerecht fraglich. in einem Rundschreibenmachte Charlotte Franke-Willheller die Mitglieder der WORLDSF darauf aufmerksam, daß nach denStatuten der WORLD SF Beschlüsse aufnationaler Ebene „nur durch schriftlicheAbstimmung aller Mitglieder“ gefaßtwerden können. Die Gründung der deutschenSektion entbehrt somit jeglicherrechtlicher Grundlage. Damit werdennatürlich zugleich auch die geplantenAktivitäten dieser „deutschen Sektion“hinfällig, es sei denn, sie würden durcheine entsprechende Abstimmung allerMitglieder sanktioniert. Persönlichmeinte Frau Franke-Winheller zu denVorgängen auf der Buchmesse, sie habesich „bei WORLD SF immer als Mitgliedeiner internationalen Vereinigunggefühlt und halte es für absolut überflüssig,innerhalb dieses internationalenRahmens nun einen nationalen Vereinzu gründen, mit eigenen Statuten undRichtlinien.“ Sie sehe darin „absolut keinenSinn, höchstens mal wieder den (ihr)absolut unverständlichen Drang nachVerbürokratisierung einer Idee“.Wie sich die Dinge weiterentwickeln,wird sich vermutlich auf dem Treffen derWORLD SF in Brighton/England (17. –23. April 19<strong>84</strong>) entscheiden, wo auchüber den Nachfolger von Frau Franke-Winheller, die nicht mehr kandidierenwill, entschieden wird.Es bliebe noch anzumerken, daß dieZahl der westdeutschen und ÖsterreichischenMitglieder der WORLD SF mittlerweile68 beträgt. Allerdings sollenviele dieser Mitglieder nach den Statutenlängst keine Mitglieder mehr sein,da sie es versäumt haben, ihre Beiträgebeizeiten zu bezahlen. Inwieweit dieseZahlungsunwilligkeit auf die mangelndenAktivitäten der WORLD SF beziehungsweiseauf die Nichtbelieferungder Mitglieder mit dem WORLD SF– NEWSLETTER zurückzuführen ist,mag dahingestellt bleiben. hp


36 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>37Star-Schnuppe?SF-star, „das fantastische Magazin“ ausdem Verlag Innovation Design, ist nichtmehr. Die letzte Ausgabe war die Nr.11 /12 Nov./Dez. 1983. Das Magazin littseit seinem Start Ende 1982 an inhaltlicherKonzeptionslosigkeit, die verhinderthaben dürfte, daß sich eine Stammkäuferschaftum das Blatt bilden konnte,zumal auch der überwiegende Teil derBeiträge von erbännlicher Qualität war(so wurden etwa PR-Mitte ilungen vonFilmgesellschaften als Filmkritiken ausgegeben,(s. <strong>SFT</strong> 9/1983, S. 27).Für erhebliche Verwirrung sorgtemancherorts ein Schreiben des SF-star-Redakteurs Helmut Gabriel, in dem erfür Anfang März die erste Ausgabe desMagazins New Star ankündigte. DieOuo Vadis, GoldmannErhebliches Aufsehen innerhalb derVerlagsweit erregte die Kündigung desbisherigen Geschäftsführers des GoldmannVerlages, Gert Frederking. DieHintergründe des Zerwürfnisses liegenim Dunkeln, und es scheint fast, alswü.ten die Beteiligten selbst nicht sorecht, worum es. bei dieser Auseinandersetzungging.Gerüchte über Mißstimmungen zwischenFrederking und der Spitze desBertelsmann-Konzerns waren schonseit längerer Zeit in Umlauf. Grundlagederartiger Gerüchte waren etwa die Bilanzdes Geschäftsjahres 81/82, in demGoldmann bei einem Umsatz von mehrals 30 Millionen DM lediglich einensechsstelligen Gewinn erwirtschaftete,oder auch der Flop des Aerobic-BuchesENORM IN FORM, das zu einemZeitpunkt, als niemand mehr das Wort„Aerobic“ hören mochte, mit – gerüchteweise– 400.000 Exemplaren auf denMarkt geworfen wurde, wovon bislang– ebenfalls gerüchteweise – nicht einmal10.000 Exemplare abgesetzt werdenkonnten. Auf der anderen Seite hat Frederkingjedoch auch erhebliche Erfolgezu verzeichnen: als er im Jahre 1977 dieFührung des Verlages übernahm, lag derUmsatz weit unter 10 Millionen DM –mittlerweile stieg diese Zahl auf rund 34Doppelnummer März/ April sollte seinenAngaben zufolge mit einer Auflagevon 80.000 Exemplaren im CondorVerlag erscheinen. Im gleichen Schreibengab Gabriel auch die Preise für dieAnzeigen an, was recht ungewöhnlichist, da normalerweise der Verlag derartigeAnzeigenpreislisten verschickt. EineAnfrage beim Condor Verlag ergab, daßhier zwar ein Angebot Gabriels vorliegt,daß aber eine Entscheidung darüber, dasMagazin zu verlegen, nicht gefallen istund daß mit einer positiven Entscheidungin dieser Sache in den nächstenWochen nicht zu rechnen sei. Selbstwenn Condor das Objekt herausbringensollte, wird die erste Ausgabe nach Angabendes Verlages auf keinen Fall vorEnde des Jahres erscheinen.hubMillionen. Goldmann wurde damit zumumsatzstärksten Verlag innerhalb desKonzerns und landete gleichzeitig in derSpitzengruppe der deutschen Taschenbuchverlage.In der Tat scheint es so, als würdenFrederking eher die Erfolge als die Mißerfolgevorgeworfen. Die Konzernspitzebestellte Jürgen Kreuzhage, vormalsLeiter der „Strategischen GeschäftseinheitBuch“ des Bertelsmann-Konzernszum gleichberechtigten Geschäftsführerdes Goldmann Verlages. Olaf Paeschke,Geschäftsführer der Bertelsmann-Verlagsgruppe,kommentierte diesen Schrittin der Münchener Abendzeitung so: „UnsereEntscheidung war notwendig, dennFrederking hat den Goldmann Verlagin eine Größenordnung geführt, die unszum Handeln zwang.“Frederking protestierte umgehendgegen die Bestellung Kreuzhages zumgleichberechtigten Geschäftsführer, hattedamit keinen Erfolg und reichte konsequenterweisedie Kündigung ein. Vonder Konzernleitung wurde er (bei einerKündigungsfrist von zwei Jahren) mitsofortiger Wirkung beurlaubt. Gleichzeitigwurde Jürgen Kreuzhage zum alleinigenGeschäftsführer bei Goldmannbestimmt. Den Mitarbeitern des GoldmannVerlages, die sich spontan mitFrederking solidarisiert hatten, beschieddie Konzernleitung, entweder loyal zuKreuzhage zu stehen oder den Verlag zuverlassen.hpBörsenblatt überPaul GurkDas Börsenblatt des deutschen Buchhandelsbrachte in seiner Ausgabe 95vom 29.1 1.1983 einen Artikel von HansJ. Schütz, der sich mit dem Werk PaulGurks beschäftigt. Der fast völlig in Vergessenheitgeratene Gurk ist SF-Fanseventuell durch seinen SF-KlassikerTUZUB 37 (s. Rezension in der <strong>SFT</strong> 1/19<strong>84</strong>) bekannt, er schrieb daneben abernoch – neben vielem anderen – mindestens50 Theaterstücke, 30 Romane und53 Novellen, die noch ungedruckt vorliegen.Daneben gibt es von ihm etwa 600Aquarelle, Zeichnungen, Ölgemälde undRadierungen. Außer TUZUB 37 (Corian)sind zur Zeit noch zwei Bücher desAutors vom Agora Verlag erhältlich:TRESOREINBRUCH und BERLIN.Besonders bei dem letztgenannten Titelhandelt es sich nach Schützens Artikelum „ein Meisterwerk, die faszinierendedichterische Bewältigung des Großstadt-Themas, das zur Sprache gebrachte PsychogrammBerlins, eine bemerkenswerteAlternative zu Döblins ALEXANDER-PLATZ“.hubBerichtigungNicht die Nummer 1/<strong>84</strong>, sondern dieNummer 2/<strong>84</strong> der Monatsschrift Sowjetliteraturist das SF-Sonderheft (s. <strong>SFT</strong> 1/19<strong>84</strong>, S. 35). Diese Verschiebung wurdeoffensichtlich erst in letzter Minute vorgenommen,da auf den uns vorliegendenMitteilungsblättern des sowjetischenVerlages der Januar als Erscheinungsmonatfür die SF-Ausgabe angegeben wird.hubEs geht voran inFrankreichES GEHT VORAN, der erste SF-Rom.andes Pflasterstrand-Redakteurs MatthiasHorx (s. Rezension in <strong>SFT</strong> 8/ 1982, S. 16f.), ist nach Frankreich verkauft worden,wo er in der Edition Storck erscheinensoll. Die im Westberliner Rotbuch Verlagerschienene Originalausgabe konntesich für die Endabstimmung zum KurdLaßwitz-Preis 1982 qualifizieren.mb/hubAlle mal herhörenDr. Jörg Weigand, bekannter BonnerJournalist und Anthologist, plant für denCorian-Verlag die Herausgabe eines SF-Adreßbuches für den deutschsprachigenRaum. Notorische Vergessenwerder,allzu Bescheidene und sonstwie Ent·rückte mögen sich bei ihm melden. Hierdie Adresse: Dr. Jörg Weigand – MehlemerStr. 13a, 5307 Wachtberg-Niederbachem.„Keiner soll meinen, daß ernicht hineingehört“, meint Weigand. Wirschließen uns an.mbNeuer SF-Sonderbandbei KnaurNachdem man bei Droemer-Knaurim letzten Jahr mit der Sonderausgabevon Philip Jose Farmers fünfbändigem„World of Tiers-Zyklus“ in einem Band(DIE WELT DER TAUSEND EBE-NEN) einen schönen Verkaufserfolg landenkonnte, soll im Juni <strong>84</strong> ein weitererderartiger Sammelband erscheinen. DasTaschenbuch EXOTISCHE WELTENenthält drei preisgekrönte SF-Romane,die als deutsche Erstveröffentlichungenbereits bei Knaur erschienen sind. Dabeihandelt es sich um die Nebula- PreisträgerZEIT DER WANDLUNGEN (ATime of Changes) von Robert Silverbergund TRAUMSCHLANGE (Dreamsnake)von Vonda N. McIntyre sowie PhilipJose Farmers Roman DIE LIEBENDEN(The Lovers), für den er 1953 den Hugoals vielversprechendster neuer Autor erhielt.Das 624seitige Taschenbuch sollzum „Aktionspreis“ von acht Mark verkauftwerden.hubHeyne FilmbibliothekInnerhalb der „Filmbibliothek“ sindbei Heyne unter anderem die folgenden·Taschenbücher angekündigt:Norbert Stresau,DER FANTASY-FILM(32/68) und Ronald M.Hahn/Volker Jansen,KULTFILME (32/73) mitdem Untertitel „Von ‚Metropolis‘bis ‚Rocky HorrorPicture Show‘“.hubDune-Enzyklopädiebei HeyneIm Dezember 19<strong>84</strong> soll bei Heyne nichtnur der fünfte Band des „Wüstenplaneten-Zyklus“erscheinen, auch die deutscheAusgabe der DUNE ENCYCLO-PEDIA (die in den USA im Frühjahrbei Putnam erscheint) wird im gleichenMonat von Heyne vorgelegt (vgl. <strong>SFT</strong>5/ 1982, S: 22). Die Übersetzung beiderBücher besorgt Ronald M. Hahn,der ja auch die ersten vier Romane umden Wüstenplaneten übersetzt und selbstetliche Nachschlagewerke verfaßt hat.Die Publikationstermine im Dezemberkönnen allerdings nur dann eingehaltenwerden, wenn der gute Ronald in diesemJahr nicht allzu häufig von aufdringlichenFans und sog. SF-Experten von derArbeit abgehalten wird.hubHör wieder RadioRundfunkhörer in Norddeutschland undBayern können sich im Mai das satiriseheKurzhörspiel „Vorbeugende Maßnahme“des Bonner SF-Autors Dirk Josczokzu Gemüte fuhren. Die Ursendung besorgtder NDR III am 1. Mai um 17.05Uhr, während der Bayerische Rundfunkdas Hörspiel am 2. Mai ausstrahlen wird.hubKeine Hohenheim-Bücher im FrühjahrKeine neuen SF-Titel wird es im Frühjahr19<strong>84</strong> beim Hohenheim Verlag geben.Dafür sollen jedoch im Herbst zum Ausgleichfünf oder sechs Bände erscheinen.Zur Begründung sagte uns Klaus-DietrichPetersen, der Herausgeber der „EditionSF“, daß man durch diese Programmumstellungdem Umstand Rechnungtragen möchte, daß sich das Buchgeschäftimmer stärker auf den Herbst konzentriert.Das SF-Programm für diesenHerbst steht noch nicht fest, auf jedenFall aber sollen Brian Aldiss’ SF-RomanHELLICONIA SUMMER und ein oderzwei neue Bände der fünfzehnbändigenSF-Anthologie von H.J. Alpers undWerner Fuchs herauskommen. Der ersteBand dieser Anthologie erscheint im Oktoberdieses Jahres übrigens als Taschenbuch-Nachdruckbei Bastei Lübbe.hub


38 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>39UTOPROP ohne HahnRonald M. Hahn ist mit Wirkung vom31.12.1983 aus der literarischen AgenturUTOPROP ausgeschieden. Der Grundfür seinen Rückzug aus dem Agenturgeschäft,das ihn während seiner zehnjährigenTätigkeit des öfteren sogar überden Atlantik führte: „Ich lebe seit 1970in einem permanenten Streßzustand. Ichhabe in dieser Zeit neben meiner Arbeitals Agent ca. 30 Bücher geschriebenoder herausgegeben und ebenso vieleübersetzt – ganz zu schweigen von derZeit, die es mich gekostet hat, jahrelang,wenn auch mehr im Hintergrund, dieSF-NACHRICHTEN (später: SF-NOTI-ZEN) herauszugeben und ständig für dieSCIENCE FICTION TIMES da zu sein.– Ich habe jetzt meinen 35. Geburtstaghinter mir, und vor kurzem ist mir klargeworden, wie schnell die Zeit an mirvorbeigeflogen ist. Ich glaube, es ist jetztan der Zeit für mich, Schwerpunkte zusetzen. Ich habe mich im Grunde immerals Autor gesehen, trotz aller möglichenNebentätigkeiten.“ – Hahn will sich inZukunft ganz auf seine eigenen Bücherund seine Herausgebertätigkeit bei Ullsteinkonzentrieren. „Was meine eigeneSchreiberei angeht: Sicher werde ich hinund wieder SF publizieren, aber ein Lebenfür die SF kann ich mir beim bestenWillen nicht für mich vorstellen.“afuNull-TroisA. E. van Vogt hat soeben die Arbeitenam Manuskript zum dritten Roman des„Null-A-Zyklus“ beendet und selbigesan einen französischen Verlag geschickt,der das Werk bereits angekauft hat. Dererste Roman der Reihe, WORLD OFA, der 1945 in Astounding erschien undder bei uns unter dem Titel WELT DERNULL-A mehrfach aufgelegt wurde, giltals bedeutender Klassiker der <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong>; der zweite Roman, THE PAWNSOF A bzw. KOSMISCHER SCHACH-ZUG, erregte indessen kaum Aufsehen.So gesehen verwundert es nicht, daß diedritte Folge unseres Wissens nach bisherweder in den USA noch in der BRDangekauft worden ist. In Frankreich giltvan Vogt übrigens als einer der größtenSF-Autoren der Welt.hubNeuer Benford-RomanIm Januar 19<strong>84</strong> erschien bei <strong>Times</strong>capeBooks der Roman ACROSS A SEA OFSUNS von Gregory Benford, eine Fortsetzungzu IN THE OCEAN OF NICHT,das unter dem Titel IM MEER DERNACHT in deutscher Sprache bei Heyneherausgekommen ist.hubBestsellerlisteUnsere Bestsellerliste kommt diesmalaus England, und zwar sind die Taschenbücheraufgeführt, die im Laufedes Jahres 1983 am meisten von der SF-Spezialbuchhandlung Andromeda BookCo. Ltd. (<strong>84</strong> Suffolk Street, BinninghamBl 1 TA, England) verkauft wurden.(1) Harry Harrison, THE STAINLESSSTEEL RAT FOR PRESIDENT; (2) BrianAldiss, HELLICONIA SPRING; (3)Joan D. Vinge, THE RETURN OF THEJEDI STORYBOOK; (4) William Rotsler,STAR TREK SHORT STORIES; (5)Julian May, THE MANY COLOUREDLAND; (5) Julian May, THE NON-BORN KING; (5) Robert A. Heinlein,FRIDAY; (8) James Kahn, THE RE-TURN OF THE JEDI; (8) Gene Wolfe,THE CITADEL OF THE AUTARCH;(10) Arthur C. Clarke, 2010: ODYSSEYTWO; (10) Terrence Dicks, Dr. WHO –EARTHSHOCK; (10) Terrence Dicks,DR. WHO – THE FIVE DOCTORS.Daß die Plazierungen 5, 8 und 10 mehrfachauftreten, ist übrigens kein Versehendes Setzers, sondern liegt einfachdaran, daß die jeweiligen Titel bei dembenutzten Punktsystem (die Jahreslistewurde aus den monatlichen Listen ermittelt)auf die gleiche Punktzahl kamen.hubThe Kraut Strikes back„Der ‚cabbage‘ setzt sich zur Wehr ...(or) The Kraut Strikes Back“ ist der Titelder ersten Folge einer Kolumne, die<strong>SFT</strong>-Mitarbeiter Andreas Decker in derbei der Florida Atlantic University erscheinendenZeitschrift Fantasy Review(vormals Fantasy Newsletter) veröffentlichthat. In jener ersten Folge bietetDecker den Erfindern der modernen SFeinen Überblick über die SF in West Germanyvon 1950 bis 19<strong>84</strong>. Decker wirdseine Kolumne mit weiteren Beiträgenfortsetzen, in denen er einzelne deutscheAutoren und deren Werk vorstellen wird.Damit ist neben den Rezensionen deutscherSF im <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> and FantasyReview der <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> ResearchAssociation – einer akademischen Vereinigung,deren langjähriger VorsitzenderSF-Autor James Gunn war und diesich um die Aufarbeitung der internationalenSF verdient macht – ein weitererBrückenkopf von „one of the smallerparts of the rest of the world“ (zynischerOriginalton Decker) zu jenem Land geschlagen,das das breite Publikum (leider)noch immer mehr oder weniger ausschließlichmit SF gleichsetzt.uaHinweis auf die SFRANachdem sich in den sechziger Jahrendie amerikanischen SF-Schriftsteller zuden <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> Writers of America(SFWA) zusammengefunden haben,entschlossen sich 1970 die mit der SF befaßtenAkademiker zum gleichen Schritt,in dem sie die <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> ResearchAssociation gründeten. Diese SFRAwill zum einen Forschungsarbeit aufdiesem Gebiet leisten, zum anderen aberauch das Niveau des Unterrichts überdie SF anheben. Der Organisation gehörenein paar hundert Mitglieder an, vorallem natürlich aus den USA, aber auchin Großbritannien, der Sowjetunion undin Neuseeland ist die SFRA vertreten. Inder BRD wird die SFRA durch den <strong>SFT</strong>-Mitarbeiter Dr. Helmut Pesch (Seminarfür Englische Sprache und Literatur sowiederen Didaktik, Universität zu Köln,Gronewaldstr. 2, 5000 Köln) vertreten,desweiteren zählen hierzulande auch die<strong>SFT</strong>-Redakteure Uwe Anton und Hans-Ulrich Böttcher zu den Mitgliedern. Einakademischer Beruf ist übrigens nichtVorbedingung für die Aufnahme in dieSFRA. Was bekommt das Mitglied nunfür seinen Mitgliedsbeitrag; der in Europa40 US-Dollar beträgt? Dreimal imJahr erscheint das akademische Journal<strong>Science</strong>-<strong>Fiction</strong> Studies der McGill Universityzu Montreal, das in jeder Ausgabeinteressante (auch ideologisch orientierte)Artikel bringt, die zumeist zwar keineleichte Kost darstellen, dafür aber häufigoriginäre Forschungsarbeit wiedergeben.Ebenfalls akademisch orientiert ist dasvierteljährlich erscheinende Extrapolation,und auch hier liegt der Schwerpunktauf den Artikeln. Zehnmal im Jahrerscheint das <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> & FantasyBook Review, in dem alle wichtigen amerikanischenNeuerscheinungen auf demphantastischen Sektor rezensiert werden,daneben werden aber auch gelegentlichwichtige Bücher aus Großbritannien,Frankreich und der BRD besprochen.Die genannten Periodika sind auch fürNichtmitglieder einzeln erhältlich, beimEinzelbezug aber teurer als die SFRA-Mitgliedschaft. Überdies erhalten Mitgliedernoch das SFRA Newsletter undein jährlich aktualisiertes Adressbuch, indem alle Mitglieder mit ihren Spezialgebietenaufgeführt sind. Interessenten undBeitrittswillige mögen sich wenden an:Donald M. Hassler, Treasurer, SFRA;1226 Woodhill Drive; Kent, Ohio 44240;USA .hubGene Wolfe wirdBerufsschriftstellerGene Wolfe, Autor so bekannter Werkewie THE FIFTH HEAD OF CER-BERUS (DER FÜNFTE KOPF DESZERBERUS) und des Zyklus’ „DasBuch der neuen Sonne“ (dessen vierbisher vorliegende Romane im April beiHeyne erscheinen werden), hat seinenJob als Chefredakteur eines Magazinsfür Ingenieure an den Nagel gehängtund beschlossen, full-time zu schreiben.Momentan arbeitet er an einem fünftenRoman zum oben genannten Zyklus;einen Einzelroman FREE LIVE FREEhat er soeben vollendet. Obwohl Wolfe,der eigenen Angaben zufolge seit 1957schreibt und seinen ersten Sale 1965machte, seit gut zehn Jahren zu den an·gesehensten amerikanischen SF-Autorengehört, entschloß er sich erst jetzt, nachdem Erfolg der Romane über die „NeueSonne“, dazu, die SF zu seinem Beruf zumachen. Nachwuchsautoren in der BRD,die glauben, nach dem Verkauf schoneiner Geschichte von den Verlagen alsBerufsschriftsteller ausgehalten werdenzu müssen, mögen sich an Wolfe auch indieser Hinsicht ein Beispiel nehmen.hubNeues Cugel-BuchIm Winter 1983/19<strong>84</strong> erschien Jack VancesCUGEL’S SAGA, ein neuer Romanmit Cugel the Clever. Dieser Protagonistist hierzulande vor allem bekannt durchden Roman DIE AUGEN DER OBER-WELT (THE EYES OF THE OVER-WORLD), der 1976 als Terra-Taschenbuch277 erschien. CUGEL’S SAGAerschien übrigens einmal als normalesHardcover bei <strong>Times</strong>cape Books unddarüber hinaus in limitierter Auflage beiUnderwood/Miller, die ja schon etlicheVance-Werke in Sammlerausgaben verlegthaben.hubPreisgeilUnverhoffte Post erhielten kürzlichdie Mitglieder der AutorenvereinigungSCIENCE FICIION WRITERS OFAMERICA. Ellen Datlow, verantwortlichfür die Stories in der amerikanischenAusgabe des Magazins OMNI,verschickte Photokopien einiger ebendorterschienener Stories „für den Fall,daß jemand noch keine Gelegenheithatte, diese Geschichten zu lesen“. Hintergrunddieser freundlichen Aktion: alldiese Stories stehen auf der Vorauswahllistefür den Nebula-Award. Die SFWA·Mitglieder hoffen nun, daß dieses BeispielSchule machen wird und sie inZukunft sämtliche nominierten Romanefrei Haus geliefert bekommen.hpDie Spalte mit demTrauerrandKurz vor Vollendung seines 63. Lebensjahresverstarb am 8. November 1983der SF-Zeichner Louis ·C. GoldstoneIll. Er erlag einem Krebsleiden. Bekanntwurde er vor allem (in den USA) durchdie Titelbilder, die er für die Bücher derFantasy Publishing Co., lnc. (FPCI)anfertigte. Einem Herzleiden erlag LeonardWibberley, Verfasser einer Reihevon SF- und Fantasyromanen für einjugendliches Publikum. Er wurde 68. Inunseren Breiten ist der irisch-amerikanischeAutor vollkommen unbekannt.hubNeues Orbitsville-BuchIm britischen Verlag Gollancz erschienim Winter Bob Shaws ORBITSVILLEDEPARTURE, die Fortsetzung zu OR-BITSVILLE (1975), bei uns unter demgleichen Titel 1976 bei Goldmann er·schienen.hubTarzan ist totMitte Januar verstarb hochbetagt derMann, der die Kunstfigur Tarzan mitLeben erfüllt hat wie kein anderer: JohnnyWeissmüller. Der deutschstämmigeOlympiasieger, der auf die Pünktchenüber dem u in seinem Namen verzichtethatte, nur um sie später auf deutschenFilmplakaten wiederzufinden, spielte ininsgesamt neunzehn Filmen den edlenWilden mit derartigem Erfolg, daß alleseine Nachfolger – an ihm gemessen –für zu leicht befunden wurden. Wesentlichfür den Erfolg seiner Filme dürfteallerdings auch der Umstand gewesensein, daß die Drehbuchautoren sich möglichstweit von der literarischen Vorlageentfernt hatten.hpEs lebe TarzanDie Gerüchte um einen großen Burroughs-Dealverdichten sich (vgl. <strong>SFT</strong>1/ <strong>84</strong>, S. 31). Wie aus gewöhnlich gutunterrichteten Kreisen zu erfahren war,plante der Münchener Goldmann Verlagfür den Herbst dieses Jahres eineNeuveröffentlichung der ehedem beiHeyne erschienenen fünf Tarzan-Romane.Dieses Vorhaben stieß anscheinendbei den Buchhändlern auf so großesInteresse, daß Goldmann nun beabsichtigensoll, alle in den USA erschienenen25 Tarzan-Titel in einer Kassettegleichzeitig auf den deutschen Markt zuwerfen. Der Preis der Kassette soll demVernehmen nach DM 48,- betragen; einzelnsollen die Bücher für jeweils DM2,- abgegeben werden. Inwieweit allerdingsdie personellen Veränderungen beiGoldmann dieses ·Projekt noch revidierenkönnten, war noch nicht abzusehen.(Vgl. auch Quo vadis, Goldmann in dieserAusgabe.)vj


40 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>41Knaur VerlagsvorschauApril <strong>84</strong>5774 David H. Alexander FANA (Fane)5775 Arkadi und Boris Strugatzki MIT-TAG, 22. JAHRHUNDERT (Originaltitelin Hieroglyphen)Mai <strong>84</strong>57-76 Suzy McKee Charnas DER VAM-PIR-BALDACHIN (The Vampire Tapestry)·5777 Philip José Farmer DER ERLÖ-SER VOM MARS (Jesus from Mars)Juni <strong>84</strong>5778 P. J. Fanner, V. N. Mclntyre, R. SilverbergEXOTISCHE WELTEN (Originalzusammenstellung),s. NachrichtenteilJuli <strong>84</strong>5779 Philip José Farmer SCHOCKVI-SIONEN (Originalausgabe)5780 Stephen Goldin SKLAVEN DERTRÄUME (And Not Make Dreams YourMaster)August <strong>84</strong>5781 James P. Hogan DER SCHÖP-FUNGSCODE (Code of the Life Maker)5782 Sydney J. van Scyoc VERGES-SEN UNTER FREMDER SONNE(Sunwaifs)September <strong>84</strong>5783 Clifford D. Simak IM LAND DERDRACHEN (Where the Evil Dweils)57<strong>84</strong> Kilgore Trout GEBURT DER VE-NUS (Venus on the Half-Shell)hubHeyneVerlagsvorschauDIE UNHEIMLICHEN BÜCHER –Mai <strong>84</strong>-bis Oktober <strong>84</strong>11/13 John Saul DAS GOTT-PROJEKT11/14 Tanith Lee DIE KINDER DERWÖLFE11/15 Frank Lauria BARON ORGAZ11/ 16 Charles L. Grant (Hrsg.) DASGROSSE GRUSELKABINEIT11/17 John Farris DER UNGELADENEGAST11/18 Bernardo Teixeira BLUMEN FÜRDEN HENKEREs erscheint jeden Monat ein Band.hubBastei-Lübbe-Ver1agsvorschauMai <strong>84</strong>-Oktober <strong>84</strong>FANTASY20059 Piers Anthony ZAUBER-SUCHE(Source of Magie), Die Saga vom magischenLand Xanth Band 220060 Tanith Lee CYRION (Cyrion inBronze).20061 Piers Anthony ZAUBER-SCHLOSS (Castle Roogna), Die Sagavom magischen Land Band 320062 Thomas Ziegler SARDOR (Originaltitel)20063 John Myers Myers DIE INSELLITERARIA (Silverlock)20064 Jessica Amanda Salmonson TO-MOE, DIE SAMURAI (Tomoe Gozen)SCIENCE FICTION ACTION21175 James Blish DER PSI-MANN(Jack of Eagles)21176 John Brunner DAS GEHEIMNISDER DRACONIER (Total Eclipse) 2177Philip K. Dick ZEHN JAHRE NACHDEM BLITZ (The Penultimate Truth)21178 A. E. van Vogt/Edna Maine HullPLANETEN ZU VERKAUFEN (Planetsfor Sale)21179 Robert A. Heinlein DIE STER-NENBESTIE (Star Beast)21180 Jack Vance KRIEG DER GEHIR-NE (The Brains of Earth)SCIENCE FICTION BESTSELLER22068 Alfred Bester ALLES ODERNICHTS (The Deceivers)22069 Philip K. Dick DER UNTELE-PORTIERTE MANN (The UnteleportedMan)22070 Harry Harrison IM SÜDENNICHTS NEUES (Rebel in Time)22071 Robert Sheckley DER SEELEN-TOURIST (Mindswap)22072 Larry Niven/Steven BarnesTRAUMPARK (Dream Park)22073 Naiomi Mitchison LÖSUNGDREI (Solution Truee)SCIENCE FICTION ABENTEUER23032 Andreas Weiler DER SCHWAR-ZE HERRSCHER (Originaltitel), Terranauten-Taschenbuch23033 Ron Goutart TOD UND SPIELE(Death Cell)23034 Robert Quint DIE GRAUE SPUR(Originaltitel), Terranauten-Taschenbuch23035 Mike Resnick HERR DER BÖ-SEN WÜNSCHE (The Soul Eater)23036 Erno Fischer DAS SCHIFF DERTRÄUME (Originaltitel), Terranauten-Taschenbuch23037 Ron Goutart UNSER MANNAUF NOVENTA (Plunder)SCIENCE FICTION SPECIAL24056 Brian W. Aldiss DIE LETZTERUNDE (Last Orders)24057 Anne McCaffrey DIE KRISTALL-SÄNGERIN (Crystal Singer)24058 Donald A. Wollheim/Arthur W.Saha WORLD‘S BEST SF 3 (The 19<strong>84</strong>Annual World‘s Best SF)24059 A. A. Attanasio RADIX (Radix)24060 Octavia Butler WILDE SAAT(Wild Seed)24061 H. J. Alpers/W. Fuchs (Hrsg.) DIE.FÜNFZIGER JAHRE I (1950 – 1954),Nachdruck der Buchausgabe · (Hohenheim1981)PHANTASTISCHE LITERATUR72038 Robert Louis Stevensan DASFLASCHENTEUFELCHEN (Originalzusammenstellung)72501 MichaelGörden (Hrsg.) GESPENSTERBUCHBAND I (Originalausgabe)72040 K. H. Strobl DIE ARGE NONN‘72503 Michael Görden (Hrsg.) GE-SPENSTERBUCH BAND III (Originalausgabe)BASTEI-LÜBBE-PAPERBACK28117 Michael Moorcock BYZANZ ISTÜBERALL (Byzantium Endures)28119 Isaac Asimov WENN DER WINDSICH DREHT (The Winds of Change)28120 Stephen King FRÜHLING,SOMMER, HERBST UND TOD (DifferentSeasons)28121 NN (Hrsg.) DAS VIKTORIANI-SCHE LESEBUCH28122 Michael Görden (Hrsg.) DASGROSSE BUCH DER PHANTASTIKBAND 1 – DAS 19. JAHRHUNDERT(Originalausgabe)28123 Peter Straub DER HAUCH DESDRACHENS (Floating Dragon)In jedem Monat erscheint in jederSubreihe jeweils ein Band.hubNeue <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>im April 19<strong>84</strong>Abret, Helga & Lucian Boia: DAS JAHR-HUNDERT DER MARSIANER, Heyne06/32, DM 7 ,80. Sachbuch-Originalausgabeüber den Mars in der SF in der Bibliothekder SF-Literatur.Alexander, David.: FANE (Fane), Knaur5774, DM 5,80. Ein verhältnismäßig neueramerikanischer Autor mit seinem erstenRoman in der BRD.Anonym: FLASH GORDON VI: ZITA·DELLEN AUF DER ERDE (Citadels onEarth), Bastei 23031, DM 4,80. Der 6.Band der Flash-Gordon-Heuler, die mitdem Comic nichts mehr gemein haben.Anvil, Christopher: PANDORAS PLA-NET (Pandora’s Planet), Moewig Terra TB360, DM 5 ,80. Roman aus der „Pandora“-Serie (s. a. „Boten des Unheils“, Terra Heft499).Asimov, Isaac: ISAAC ASIMOV ÜBERSCIENCEFICTION (Asimov on <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong>), Bastei 24048, DM 8,80. Die zusammengeschrapptenEssays und Notizen,die Ultimo-Wiederverwerter Asimov irgendwoschon mal veröffentlicht hat. Die<strong>SFT</strong> hat mehr über SF zu sagen als der OnkelDoktor.Bilenkin, Dmitrij: DAS UNSICHER-HEITS- PRINZIP (The Uncertainty Principle),Heyne 06/4067, DM 5,80. Aus demAmerikanischen übersetzte SF-Erzählungendes 1933 in Moskau geborenen russischenAutors.Bulwer-Lytton, Edward: ZANONI (Zanoni),Bastei 72037, DM 9,80: Klassischer(und umfangreicher) Roman um eine okkultefranzösische Geheimgesellschaft(1<strong>84</strong>2 erstmals erschienen). Reihe PhantastischeLiteratur.Carter, Lin: MEISTER DER STERNE(Star Rogue), Moewig Utopia-Classics TB64, DM 5,80. SF-Roman des Amerikaners,der ein wesentlich besserer Fantasy- Herausgeberals Autor ist.Clarke, Arthur C.: DIE ANDERE SEITEDES HIMMELS (The Other Side of theSky), Goldmann 23019, DM 5,80. Erzählungen;Neuherausgabe des 1961 bei Goldmannerschienenen Bandes unter gleicherNummer. Damit hat Goldmann alle IO-Clarke-Titel neu aufgelegt.


42 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>43LeserpostEisele, Martin & Roland Emmrich: DASARCHE NOAH-PRINZIP, Heyne 06/4026, DM 5,80. Film-Tie-In zum gleichnamigenStreifen, der dieser Tage in die Kinoskommt. Thema: Wetterbeeinflussungdurch Satelliten als militärische Waffe.Farmer, Philip José: DAS ANDERE LOGDES PHILEAS FOGG (The Other Log ofPhileas Fogg), Heyne 06/3980, DM 3,80.Neuauflage zum Sonderpreis des. 1976 als3494 bei Heyne erschienenen Jules-Verne-Pastiches.Grant, Charles L.: DIE SCHWINGENDES TODES (The Nestling), Heyne 11/ I2, DM 6 ,80. Horrorroman eines der besserenzeitgenössischen amerikanischen Horrorautorsin der Reihe „Die UnheimlichenBücher“.Gruber, Marianne: DIE GLÄSERNEKUGEL, Suhrkamp 997, ca. DM 8,- . Darüberwissen wir nix; wir werden den Titelrezensieren.Hahn, Ronald M.: INMITTEN DERGROSSEN LEERE, Ullstein 31062, DM6,80. Storycollection des 8FT-Mitherausgebers.Wir werden ein Wörtchen darüberzu verlieren wissen.Harrison, M. John: DAS RAUSCHENDUNKLER SCHWINGEN (A Stonn ofWings), Bastei 20058, DM 6,80. Schwert& Magie des in England lebenden Autors.Jeschke, Wolfgang (Hrsg.): HEYNE SCI-ENCE FICTION JAHRESBAND 19<strong>84</strong>,Heyne 06/4060, DM 6,80. 8 Ro- mane undErzählungen, mit K. M. Armer zum erstenMal ein bundesdeutscher Autor vertreten.Käsbauer, M.: DER RUF DER GöTTER,Heyne 06/4068, DM 5,80. Originalausgabe;wir werden den Erstlingsroman rezensieren.Kneifel, Hans: DIE SÄULEN . DEREWIGKEIT, Moewig-PR-TB 68, DM5,80. Dritte Auflage. Logsdon, Syd: TO-DESGESÄNGE (A Fond Farewell toDying), Goldmann 23446, DM 6,80. „InIndien ... verlassen Menschen ihre strahlenverseuchtenKörper, um als Replikantenneues Leben zu finden“, vermeldet derGoldmann- Katalog.Lee, Tanith: LIEBHABER IN SILVER(The Silver Metal Lovers), Bastei 22067,DM 7 ,80. Tanith Lee ist eine ausgesprochenhübsche Autorin. Leider sind ihre SF-Romane nicht so hübsch.Lem, Stanislaw: PHANTASTIK UNDFUTUROLOGIE I (???), Suhrkamp 996,DM ???. Taschenbuchnachdruck · des1977 in einer Auflage von 3000 Exemplarenim Hardcover erschienenen SekundärwerksLem, in dem der Autor gnadenlosmit der SF abrechnet. Moorcock, Michael:BYZANZ IST üBERALL (Byzantiumendures), Bastei PB 28117, DM 19,80. HistorischerRoman mit Phantastik-Versatzüber die Geburt unseres Jahrhunderts. Paperback.Moorcock, Michael: WO DIE GESÄN-GE ENDEN (The End Of All The Songs),Ullstein 31071, DM 9,80. Dritter Romandes „Am Ende der Zeit“-Zyklus.Orwell, George: 19<strong>84</strong> (Nineteen EightyFour), Ullstein 20 456, DM 7 ,80. Neuübersetzungdes Klassikers rechtzeitig zumOrwell-Jahr in Ullsteins „Ozeanischer Bibliothek(von) 19<strong>84</strong>“.Pohl, Frederik/C. M. Kombluth: DIEGLÄSERNEN AFFEN (Gladiator-AtLaw), Goldmann 23224, DM 5,80. Nachdruckdes erst als Terra-Heft, dann 1976unter gleicher Nummer bei Goldmannerschienenen Romans. Die zweite Goldmann-Neuauflagein diesem Monat.Saberhagen, Fred: REICH DESOSTENS: DAS GESPALTENE LAND(Empire of the East), Moewig 3635, DM6,80.Saberhagen, Fred: REICH DES OSTENS:DIE SCHWARZEN BERGE (Empire ofthe East), Moewig 3636, DM 6,80. Zweizusammenhängende Romane des SF-Autors,der mit der „Berserker“Serie bekanntwurde.Shaara, Michael: STERNENGESICHT(Soldier Boy), Goldmann 23447, DM 6,80.Erzählungen eines Pulitzer-Preisträgers.Da dürften ein paar sehr starke Sachen drinsein!Strugatzki, Arkadi & Boris: MITTAG– 22. JAHRHUNDERT (Aus dem Russischen),Knaur 5775, DM 6,80. BundesdeutscheErstausgabe des Romans des russischenAutoren- und Geschwisterpaars.Terrid, Peter: DAS KATASTROPHEN-SCHIFF, Moewig-PR-TB 253, DM 5,80.Erste Auflage. Terrid, Peter: UNSTERB-LICHKEIT X ZWANZIG, Moewig PR-TB179, DM . 5,80. Zweite Auflage.Tubb, E. C.: DAS SCHIFF DES JOKERS(The Jester at Scar), MoewigE. C.-Tubb-TB 7, DM 5,80. Das 5. Dumarest- Abenteuer;ungekürzte Neuübersetzung desTerra-Nova-Heftes 155 (1970).Vinge, Vemor: DER BESSERWISSER(The Witling), Bastei 21174, DM 5,80, SF-Roman. Wahren, Friedel (Hrsg.): ISAACASIMOV‘S SF-MAGAZIN 21, Heyne 06/4069, DM 5,80. Neue Story-Auswahl ausdem amerikanischen Magazin.Wolfe, Gene: DER SCHATTEN DESFOLTERERS (The Shadow of the Torturer),Heyne 06/4063, DM 7,80.Wolfe, Gene: DIE KLAUE DESSCHLICHTERS (The Claw of the Conciliator),Heyne 06/4064, DM 7,80.Wolfe, Gene: DAS SCHWERT DES LIK-TORS (The Sword of the Lictor), Heyne06/4065, DM 7,80.Wolfe, Gene: DIE ZITADELLE DES AUT ARCHEN (The Citadel of the Autarch),Heyne 06/4065, DM 7,80. Alle vierBände der vielgerühmten Lictor- Fantasy-Tetralogie in einem Monat.PAPPKAMERADENLiebe Freunde von <strong>SFT</strong>, da kann endlichjemand – und das ist ja in der SFwahrhaftig nicht oft der Fall – farbigund faszinierend erzählen, da agierenlebendige Personen, weil die Autorinsich die Mühe macht, Charaktere in ihrerpsychologischen Dimension zu entwickeln,woraus mancher was lernen könnte– es wird nicht gesagt! (Nicht gesehen?)Ich meine Berthold Giese. Ich meineElizabeth Lynns „Sardonyxnetz“. Nichtdaß ich mich für den Inhalt stark machenwollte. Um Himmels willen! Aberwenn man Rezensionen für ein Fachblattschreibt, dann sollte man auch etwasüber den formalen Aspekt von Prosasagen (können). Dagegen ein paar herablassendeBemerkungen über Lektürebeim Friseur. Und daß der Roman auchin Australien, im Pazifik spielen könnte... Ja, natürlich könnte er! Er könnteauch in Karthago spielen oder in Atlantisoder in Lindau im Bodensee (ein Knastschiff,das zwischen Bregenz, Rorschachund Überlingen verkehrt). Was aber hatdiese Aussage für eine literaturkritischeRelevanz? Nein, Berthold Giese starrtauf den Plot wie das Kaninchen auf dieSchlange. Die ganze Dimension des Erzählerischenwird kurzerhand gekapptund auf die sattsam bekannten Pappkameradengeballert.Ich weiß, daß Berhold Giese undich, was SF betrifft, selten der gleichenMeinung sind. Das liegt mit daran, weilWolfgang Jeschkeer offensichtlich jeden Autor allein anseiner (vermeintlichen) Ideologie, anseinen (möglicherweise gehegten) Absichtenmißt und jedes Buch allein nachseinem Inhalt beurteilt. Er will (und kannmöglicherweise) nicht zur Kenntnis nehmen,daß eine Erzählung auch (und meinerMeinung nach primär) anderen Kriteriengehorcht (und gehorchen muß).Sonst könnten wir Gene Wolfes „Buchder Neuen Sonne“ gleich an die Friseureausliefern und Flauberts „Salammbo“und einiges andere dieser Art dazu. Besprechungendieser Art machen den Rezensionsteilmöglicherweise schnoddrigfrech und fannisch flott – aber leiderauch so bedrückend inkompetent. Gernwürde man die <strong>SFT</strong> an Feuilleton-Profisweiterempfehlen, damit die sich endlichauch informieren, aber angesichts solcherBesprechungen zögert man doch,um das Blättchen nicht als dilettantischbelächelt zu sehen. Es muß ja nichtgleich eine literaturhistorische Würdigungsein, wie der Lindsay-Aufsatz vonDietrich Wachler, aber schon ein flüchtigerBlick in „Locus“ oder „Foundation“beweist leider: Diese Jungs sind besser!Ihr solltet es einigen von Euren Mitarbeiternwirklich nicht so leicht machen,denn mit Durchblick im Gelände ist esnicht getan; man muß schon ein bißchenmehr vermitteln können, wie ich es etwabei Andreas Dekker, Walter Udo Everlienoder Helga Braun – um nur einigeNamen zu nennen – öfter finde undschätze, ohne daß es ihren Beiträgen deshalban Kritik mangelte. Sie ist wirklichnötig, aber nicht auf die schnoddrige undletztlich nichtssagende Art.Nichts für ungut, aber es wäre besserfür die Sache.Zu <strong>SFT</strong> 1/<strong>84</strong>, warum bei Terry Carrnicht „die besten Stories“ wo die’s dochsind? Weil die Gruwies von Bastei-Lübbe knurrend Einspruch erhoben undTiteländerung forderten mit der Begründung,die „besten“ Erzählungen gebe beiihnen längst schon Donald A. Wollheimheraus (und dieser Titel sei geschützt).So ist das!Zu Jörg Weigands Aufsatz jetzt nur soviel: Natürlich wollte ich eine Diskussionentfachen, und ich freue mich, daß erdas Thema sofort aufgegriffen hat. Mirist in Hannover und Bergisch Gladbachsoviel (zuviel) Eitles zur deutschen <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong> produziert worden, daß dieSache gründlicher Klärung bedarf, weilsonst das zarte Pflänzchen „deutscheSF“, allzu sehr im Ghetto gehätschelt,Gefahr läuft, unter der Last von Schönredereiund Selbstgefälligkeit zusammenzubrechen.Sollte sich die professionelleLiteraturkritik des Themas einmalgründlich annehmen, wäre eine kritischeBestandsaufnahme wünschenswert. Sieist längst fällig. Wieder möchte ich auf„Foundation“ verweisen, wo dies immerwieder auf beispielhafte Weise mitder englischen SF geschieht. Und wenndie professionelle Literaturkritik nichtin der Lage (oder nicht willens) ist, dasPhänomen SF hinreichend zu würdigen,dann muß die SF-Szene selbst (BrianAldiss hat mit Recht darauf hingewiesen)diese Instrumente entwickeln, wiesie ihre eigenen Vertriebsmöglichkeiten(Spezialbuchhandlungen) und auch Verlagsmöglichkeiten(Spezialverlage) zuentwickeln gezwungen war und ist. Ichhoffe sehr, daß ich einen Anstoß dazu gegebenhabe und die Diskussion nicht imSande verläuft.Mit herzlichen GrüßenEuerWolfgang JeschkeSF in DeutschlandLiebe Freunde,eigentlich wollte ich Euch schon zwischenWeihnachten und Neujahr schreiben,weil das die Zeit ist, in der man sichdie meisten Gedanken über das abgelaufeneJahr macht und sich vornimmt,es im kommenden Jahr (und für alleZukunft) besser zu machen. Doch dannkamen die ersten Unkenrufe zur Lageder deutschen SF, und die wollte ich ersteinmal in Ruhe einschätzen. Und das erweistsich als gar nicht so einfach, weileine eindeutige Ausrichtung der Entwicklungfehlt.Was Jeschke im Editorial seinesHSFM 9 schreibt, stimmt soweit, daßdie miserable deutsche SF, die Heynemacht, sich nicht verkauft. Wenn manden gesamten Markt (einschließlich Jugendbuch,ausschließlich Anthologien)nimmt, findet man genügend Beispielefür gutlaufende deutsche SF. Nur habenThomas Le Blanc


44 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>45die Unkenrufe von Jeschke, die einePolitik der verbrannten Erde vorbereiten(wenn Heyne damit kein Geschäftmacht, dann sollen es die anderen auchnicht machen!), sowie die Einschränkungendes Heyne-Programms ab Frühjahr<strong>84</strong>, sowie die miserablen Verkaufszahlenvon Corian beim Buchhandel Nachdenkenausgelöst und bei den Vertretern derkonkurrierenden Verlage Panik! Und dadie Vertreter fast mehr zu sagen habenals die Lektoren, bläst uns allen in derSF ab jetzt erst mal der Wind ins Gesicht.Die ersten Aufträge an Autoren sind bereitsstorniert worden.Ich bin sicher, daß sich die Unruhedemnächst wieder legen wird und daßauch einige Verlage bereit sein werden,antizyklisch zu investieren. Insbesonderehoffe ich Peter Wilfert soweit zu bringen– aber hier ist seit einer Woche diezusätzliche Komplikation entstanden,daß der Geschäftsführer von Goldmannfristlos gekündigt hat, weil der Konzernzu stark hineinregiert – der Nachfolgerhat weder von Belletristik noch vomTaschenbuch irgendeine Ahnung, hierist also für ein Vierteljahr nur Chaoszu erwarten. Und Jeschkes Position istangeschlagen, seit während seinem Klinikaufenthaltsein Etat etwas genauerüberprüft wurde und die hohen Einkaufszahlenaufgefallen sind; außerdem hatauch hier einer der beiden Geschäftsführerzum 31.12. dem Verleger den Kramvor die Füße geschmissen. Bei Bastei istKubiak nicht gerade glücklich über denneuen Chefstellvertreter, dem zusätzlichvom Verlag weitreichende Kompetenzenund Zugeständnisse eingeräumt wurden.Ullstein liegen die schlechten Verkaufszahlenim Magen und Ronald Hahn aufder Seele, außerdem ist er dadurch angeschlagen,daß Herbert W. Franke dieOzeanische Bibliothek machen durfteund nicht er. Und Moewig fliegt immermehr aus dem Buchhandel heraus, erfülltauch beleidigt dem Buchhandel gegenüberbei Kleinbestellungen nicht mehrseine Lieferpflichten, und von vielen Titelnliegt seit Jahren noch über die halbeAuflage unverkäuflich in den Lagern inRastatt. Allein Knaur stockt ab Frühjahrwieder auf: von zwei Titeln zweimonatlichauf zwei Titel pro Monat, ohne Konzeptallerdings und in der Auflagenhöheunterhalb der Rentabilitätsgrenze.Anders sieht es natürlich in der Fantasyaus: die Goldmann Fantasy erweistsich immer mehr als Renner (hat auch dieChance erweitert zu werden, allerdingsvorerst zu Lasten der SF). Auch die Hohlbein-Bändeverkaufen sich blendend:Band 1 ist in der 2. Auflage (18.000),Bände 2 und 3 kommen im März in die2. Auflage, Band 4 ist gleich mit 16.000Erstauflage gestartet worden, die Bände2/3/4 werden im Frühjahr in einer Kassettenoch einmal auf den Markt geworfen,und Band 5 ist schon für Oktoberangekündigt: als Jubiläumsband 23850.Entsprechende Werbung dafür natürlicheingeplant! Heyne hat auf den Fantasy-Boom endlich reagiert und gliedert ausSF+F die Reihen Fantasy (= sword &sorcery) und Phantasia (= high fantasy)aus – die Übergänge sind allerdings fließendund die Einordnungen nicht immerlogisch: Jeschke mag halt keine Fantasy.Aber immerhin kommen vier Titel proMonat (zu Lasten der SF, da das Gesamtprogrammbei 9 Titeln pro Monat bleibt).Ähnlich ungeordnet macht es Bastei: dieFantasy-Reihe reicht von Schund bisLiteratur (eine wüste Mischung!), diePhantastik-Reihe gliedert jetzt auch GördensGespensteranthologien ein (drei proHalbjahr) – und die Paperbacks verkaufensich nicht, der Buchhandel akzeptiertsie nicht, und für den Bahnhof sind sie zuteuer (und passen nicht in die Ständer!).Im Jugendbuch geht es sehr ambivalentzu: Titel von Michalewski (MarkBrandis) und Ulrici etwa laufen blendend,die SF-Serie von Alpers/Hahnliegt seit Jahren wie Blei ... Anthologienim Jugendbuch zeigen miserableAbsatzzahlen: nachdem in der erstenSaison 3–4000 weggehen, tröpfelt es anschließendnur noch zum Gotterbarmen.Im Erwachsenen-Hardcover zeigen dieetablierten Verlage weiterhin Erfolge:Klett-Cotta startet die Hobbit-Parodieum die „Borribles“, Thienemann bringtden neuen Michael Ende „Der Spiegelim Spiegel“, ein sicherer Bestseller,und selbst der unscheinbare Bemman-Roman hat nach einem Dreivierteljahrschon die 3. Auflage erreicht. Andersbei den Außenseitern: Corian bringt nurnoch drei Titel im Frühjahr (nach 9 imHerbst 83), die beiden Romane (Weisserund Liepelt) sind unlesbar und nachAblehnungen zuletzt bei Corian gelandet.Hohenheim hat gerüchteweise einenKäufer gefunden (für den deutschenÄrzte-Verlag waren die Verluste zu hochgeworden), doch wie’s dort weiterlaufensoll, habe ich noch nicht gehört.Mit OMNI/deutsche Ausgabe habeich übrigens bereits Kontakt aufgenommenzwecks Kooperation: Vorabdruckvon Sternenanthologien-Storiesin OMNI. Die sind auch sehr interessiertund haben auch bereits Texte vonmir vorliegen – nur scheint es mir so,als wollten sie zunächst den billigenWeg gehen und zum Großteil bloß dieamerikanische Ausgabe übersetzen. DieRedaktion in Zürich besteht gerade auseinem unentschlossenen Typen, der außerdemnull Ahnung von <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>und noch weniger Ahnung von deutscherSF hat. Hier heißt es erst einmal abwarten.Auf jeden Fall habe ich den Fuß inder Tür – und solange ich das macheund es nicht über Goldmann läuft, kostetes die Autoren nur 20 % und nicht verlagsübliche30 – 50 %. Ein sehr schlechtesZeichen ist allerdings, daß OMNI/deutsche Ausgabe Erich von Dänikenals „wissenschaftlichen“ Berater angeheuerthat ... Aus all dem sollten wirden Schluß ziehen, zunächst mit neuenProjekten noch vorsichtiger zu sein, bisin diese Widersprüchlichkeiten wiedermehr Logik hineinkommt ... SF-Romanefür Erwachsene und insbesondere SF-Collections halte ich im Moment fürunverkäuflich ... .Wünschen wir uns alleErfolg für 19<strong>84</strong>.Thomas Le BlancDie Redaktion teilt keineswegs die AnsichtenThomas Le Blancs, glaubt je·doch, daß diese Zuschrift Le Blancs, derhier seine Einschätzung der deutschenSF-Szene darstellt, für die <strong>SFT</strong>-Leservon Interesse sein wird.ArbeitsuniversumSehr geehrter Herr Pusch,schon seit geraumer Zeit zähle ich zu denheimlichen Bewunderern Ihrer journalistisch– aufdeckerischen und vor allemsachverständig-kritischen Leistungen,die Sie in und mit <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong>vorexerzieren. Wo sonst findet man solchein feines Florett und bei aller gebotenenSchärfe der Kritik eine solche Objektivität,die sich so wohltuend von demHinsicht! und Rücksicht! unterscheidet,die etwa Österreich regieren? Und nichtzuletzt: eine solche schiere Intelligenz?Erst lhre wunderbare Glosse über dieWiener Würstchen aufS. 27 der Februar-Ausgabe von <strong>SFT</strong> drängt mich aber dazu, Ihnen meine Anerkennung auszusprechen.Wie trefflich formuliert, wieFranz Rottensteinerden Nagel auf den Kopf getroffen, welchherrliches Bild von den Wiener Würstchenim Glashaus! (Bei diesem Bildvermag ich Sie mir lebhaft vorzustellen.)Ich habe auch fast nichts dazu zusagen, denn abgesehen davon, daß „SF-Experte“ wohl doch in Anführungszeichengehört, wenn ich mich an die Redaktionspraxiserinnere, ist Ihnen nur eineher unbedeutender Fehler unterlaufen:als Österreicher kann ich natürlich nie sofortschrittlich sein wie ein Bundesdeutscher,versuche es also gar nicht erst. Ichalso eher dem konservativen, wenn nichtgar dem schrecklichen reaktionären Lagerzuzuzählen bin als dem progressiven,errötend bekenne ich es. Das ist zwartraurig, aber um der Wahrheit willen ...Daher sind mir auch die Eigentumsverhältnisseder Verlage, von denen ichHonorare für irgendwelche Leistungenbeziehe, mit Verlaub gesagt, scheißegal,und mich interessiert nur die Art derLeistung und die Höhe der Honorare,wiewohl mir vielleicht harte DM vonSchweizer Rüstungskonzernen sympathischersind als so manche andere. Ichnehme aber auch gerne Yen und anderekonvertible Währungen entgegen, undwie schmerzlich mü.ten Sie berührt sein,wü.ten Sie, was ich erst für harte Dollaralles zu tun bereit bin! Wenn ich aberauch an mich selbst, mangels einer verkündetendiesbezüglichen Weltanschauung,keine sehr firmen ideologischenMaßstäbe anlege, so vermag ich doch zuwürdigen, wenn jemand um seiner politischenÜberzeugung willen pekuniäreNachteile in Kauf nimmt oder auf seinemgesellschaftsverändernden Marschdurch die Institutionen an seinen unerschütterlichenAuffassungen festhält, soeben wie unsere lieben deutschen Freundelinker Coleur·. Eine solche Gesinnungstreueverdient Bewunderung, siesollte nicht im stillen Kämmerlein verborgenwerden, man kann sie, finde ich,ruhig auch öffentlich loben, zumal danndie Reaktionäre vielleicht doch einmal insich gehen.In diesem Sinne also warte ich begierigauf Neuigkeiten vom Großhelden dessozialistischen Arbeitsuniversums PerryRhodan. Da ich selber leider noch nie inmeinem Leben einen Perry Rhodan gelesenhabe, muß ich mich auf unsere unbestechlichenKritiker von der <strong>SFT</strong> verlassen,die sicher nicht verfehlen werden,uns demnächst über die erzielten Fortschritteausführlichst zu unterrichten,etwa im „Buch des Monats“. Eine kleineKritik sei mir vielleicht doch erlaubt,die Sie mir, hoffe ich, nicht übelnehmenwerden: Seit einiger Zeit vermisse ich inder <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> jene überauserbaulichen Leitartikel und Schnurren,in denen emsig werkende deutsche SF-Schaffende berichten, wie sie von ihrenGroupies am Arbeiten gehindert werden.Das war einfach Spitze! Bitte diesewesentliche Richtung Ihrer Berichterstattungnicht zu vernachlässigen. Undwäre es auch nicht an der Zeit, in IhrenSpalten wieder einmal einen verdientendeutschen SF-Schaffenden zu ermorden?Mit freundlichen GrüßenIhrFranz RottensteinerWir freuen uns natürlich, daß FranzRotrensfeiner seine Wertschätzung unseresMagazins so unverholen kundtut,müssen allerdings – um der Wahrheitwillen – zwei Anmerkungen machen:1. Das von Herrn Rottensteiner als sotrefflich empfundene Zitat bezüglich derSchlachthäuser stammt leider nicht vonuns, sondern von unserem MAD-FreundAlfred E. Neumann, der, wenn er nichtgerade für die Titelbilder des „vernünftigstenMagazins der Welt“ Modell sitzt,mitunter solche Geistesblitze produziert.2. Die deutschen SF-Schaffenden werdenbislang leider nicht von „Groupies“{lechz, hechel) am Arbeiten gehindert,sondern lediglich von völlig unattraktivenSpaceopera-Autoren. Jetzt aber sindwir natürlich besonders interessiert zuerfahren, ob Österreichische SF-Schaffendein besonderem Maße von Groupies(hechel, sabber) heimgesucht werden.Die Red.25 Jahre <strong>SFT</strong>25 Jahre <strong>SFT</strong>! Wenn schon die Berufenenden Mund aufmachen, dürfen sichvielleicht die Unberufenen zu Wort meldenund etwas zu dem Band <strong>SFT</strong> l/<strong>84</strong>verlauten lassen.Das Titelbild war das beste, was ichje auf einem Fanzine gesehen habe. Alsozumindestens dafür dürftet ihr einenGummipunkt erhalten.Was mich geärgert hat, waren .die 3Artikel zum Jubiläum. Der von RainerEisfeld war gerade noch lesbar, bei Alperskam mir das große Gähnen, und erstdem „roten“ Hahn gelang es, mich ausder Lethargie zu reißen, mit seinem reißerischenText. Gut gemacht, Herr Hahn,gut gemacht. Deutsch und interessant,wenn alle SF so wäre wie Ihr Artikelwäre ich zufrieden!Die „Nachrichten von Nirgendwo“verschimmeln irgendwo in meinem Zimmer,zu uninteressant für mich.Ihre Filmrezensionen sind immerhervorragend, „Film und Realität“ istgut geschrieben & interessant gemacht.Wenn nur „Wanna see something reallyscary?“ genauso wäre. „Wanna readsomething really interesting?“„Nummern Revue“ – nun gut, wennich einen Artikel mit „Nummern Revue“überschreibe und dann über denFilm KRULL schreibe, ist das etwa so,als würde ich meine Leserbriefe mit „Anmeine Haut lasse ich nur Wasser undCD“ überschreiben ...Ihre Rezensionen sind gut, nur beiden Moorcock-Rezis („Ein unbekanntesFeuer“, „Das Tiefenland“ und „Wodie Gesänge enden“) mußte ich nachdenken,meiner Ansicht nach ist dieseIdee in Moorcocks „ Die Zeitmenagerie“(Heyne) schon einmal verbraten worden.Die Nachrichten sind immer noch interessant,nur haben Überschriften wie„Tequila Sunrise oder Where are theynow?“ wenig mit dem Artikel zu tun.Aber das optische Bild der <strong>SFT</strong> ist hervorragend.Könnte mir jemand sagen, was diekyrillischen Buchstaben auf Seite 30(unten) bedeuten? Oder ist <strong>SFT</strong> schonkommunistisch unterwandert?Nungut, möge aus dem Backcover nieder Sensenmann der <strong>SFT</strong> werden ...Mit freundlichen Grüßen und einem„Euer Zine auf Gottes (Ghu‘s) Schreibtisch“euerHermann Ritter jr.


46<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 3/<strong>84</strong>KleinanzeigenSF-SAMMLER-SERVICEArnfred NülleDresdener Str. 103000 Hannover 1Mein neuer SF-Katalog 1-<strong>84</strong> ist erschienen.Auf 48 Seiten (verklein. v. DIN A3) werden angeboten: 4500 verschied.TBs (mit genauen Sammler-Preisen fürZO, Z1 u. Z2), 1500 Bücher, Magazineu. a. Der Kat. ist erhältlich gegen 4,DMin Briefmarken.Verkaufe Comic Maker/COMIXENE,Comicbörse/Sprechblase, Pilot 1-8,Vampir 1-24, PLANET 1-8, PapyrusCacama 15-20, SF-<strong>Times</strong> 100-150, Cinema-Filmmag.1-66, und vieles mehr.Liste gegen RP bei: W. Bock, Pf 2081,3016 Seelze 2, 0511 /855556 (19 - 24Uhr)Treffpunkt „Phantastica“im Antiquariat Renate BarthFürther Str. 898500 Nürnberg 80Tel. 0911/289966Unser Katallog 1 ist erschienen!<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>. Phantastica. Astronomie.Astrologie. Weltraumforschung.Grenzwissenschaften. Graphik. Comics.Zu den Themen unseres Katalogs findenin den nächsten Monaten Autorenlesungen,Ausstellungen, Vorträge und Diskussionenstatt.Wir kaufen alles an Büchern, Schriftenund Bildern, was im weitesten Sinnezum Bereich „Phantastica“ gehört.Folgende ältere <strong>SFT</strong>-Ausgaben sindnoch lieferbar:135/1974 DM 3,60140/1976 DM 4,00141/1977 DM 4,00143/1977 DM 4,00145/1977 DM 4,00147/1979 DM 5,00148/1980 DM 5,00149/1980 DM 5,00150/1981 DM 7,501/1982 DM 4,503/ 1982 DM 4,504/ 1982 DM 4,505/1982 DM 4,506/1982 DM 4,507/1982 DM 4,508/1982 DM 4,5010/1982 DM 4,5012/1982 DM 4,501-12/1983 je DM 4,50abl/19<strong>84</strong> je DM 5,00Lieferung erfolgt nur, solange der (teilweisesehr geringe) Vorrat reicht. RascheBestellung ist angezeigt.Bestellvorgang: Schriftliche Bestellungmit Nennung der bestellten Nummern anCORIAN-VERLAG Heinrich WimmerPostfach 11 69D-8901 MeitingenGleichzeitig den Rechnungsbetrag (Warenwert+ DM 3,- Versandspesen) überweisenauf Postscheckamt München,Konto 39 98-800. Sofort nach Geldeingangwird Ihre Bestellung ausgeliefert.So können Sie an dieser Stelle Kleinanzeigenaufgeben:Der Preis fiir eine Zeile ä 35 Anschlägenbeträgt DM 4,-.Schicken Sie Ihren Text an folgendeAdresse:CORIAN-VERLAGPostfach 1 169D-8901 MeitingenBezahlen Sie Ihre Anzeige durch ÜOberweisungauf Postscheck München, Konto39 98-800 (BLZ 700 100 80) oderdurch Übersendung eines Schecks. Anzeigenwerden nur veröffentlicht, wennder Anzeigenpreis bezahlt ist.IMPRESSUMSCIENCE FICTION TIMESMagazin für <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>und FantasyHERAUSGEBERHans Joachim Alpers, Uwe Anton,Hans-Ulrich Böttcher, Werner Fuchs,Ronald M. Hahn, Walter Jost, JoachimKörberREDAKTIONRedaktionsleitung: Harald Pusch, Bundesstr.66, D-5107 SimmerathFeature-Redaktion: Marcel Bieger,Wilh.-Mauser-Str. 8, D-5000 Köln 30Rezensions-Redaktion: Uwe Anton, Johannesstr.9, D-5630 Remscheid .Nachrichten-Redaktion: Hans-UlrichBöttcher, Qualenbrink 7, D-4 780 LippstadtMitarbeiter dieser Ausgabe: NorbertStresau, Dr. Dietrich Wachler, IrmgardKöttgen, Berthold Giese, Michael Adrian,Andreas Decker, Joachim Körber,Volker Jansen.Grafische Gesamtgestaltung: BrunoStiegler<strong>SFT</strong>-Schriftzug: Gabi KohwagnerTitelbild: Mortika DostlerZeichnungen: S. 8, 15, 24, 40 AndreasWittmer, S. 12, 20, 37 Johannes Savin,S. 42 Agentur Horst von der Wehd,AugsburgVERLAGCORIAN-VERLAG Heinrich WimmerBernhard-Monath-Str. 24 aD-8901 MeitingenAnzeigen: siehe VerlagVertrieb: siehe VerlagEinzelpreis: DM 5,Abonnementpreis: DM 54,- einschl.MWSt. und Porto (Inland), DM 54, plusPorto (Ausland)Für unverlangte Manuskripteinsendungenwird keine Gewähr übernommen.Rücksendung im Regelfall nur bei beigefügtemFreiumschlag. NachgekennzeichneteBeiträge geben ‚nicht zwangsläufigdie Ansichten der Redaktionwieder. Alle Beiträge sind, soweit nichtanders vermerkt,- Copyright (c) 19<strong>84</strong> bySCIENCEFICTION TIMES.Satz: Composersatz Christine Spitko,MeitingenDruck: Schoder, GersthofenTitellitho: Behnsen & Co, Augsburg

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