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Sterben und Tod im Rettungsdienst – Umgang mit den ... - FINeST

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<strong>Sterben</strong> <strong>und</strong> <strong>Tod</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong> –<strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>den</strong> AngehörigenDR. MED. MATTHIAS OTTKlinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin<strong>und</strong> Schmerztherapie der JWG-UniversitätDirektor: Prof. Dr. Dr. K. Zacharowski, FRCA


50-75% der Deutschen sterben<strong>im</strong> KrankenhausSterbebegleitung <strong>und</strong> der <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> Toten wirdzunehmend an Institutionen delegiert!


Fall IEin 60jähriger Mann leidet an einem fortgeschrittenenBronchialcarcinom. Das Carcinom ist metastasiert in Gehirn,Leber <strong>und</strong> ossär. Laut einem Arztbrief besteht keine Aussichtauf Heilung. Die Ehefrau pflegt <strong>den</strong> Patienten bisher zu Hause.Sie ist <strong>mit</strong> der Situation überfordert <strong>und</strong> wünscht eineUnterbringung auf einer Palliativstation. Der für <strong>den</strong>Liegendtransport angeforderte RTW alarmiert das NEF wegeneiner Dyspnoe des Patienten nach. Der Patient ist bewusstlos,hat eine röchelnde Atmung <strong>und</strong> einen schwachen Kreislauf.


Fall IIEin 56-jähriger Mann befindet sich <strong>im</strong> Endstadium einesBronchialkarzinom. Er wird in der Familie <strong>mit</strong> Hilfedes Hausarztes versorgt. Gemeinsam wurde entschie<strong>den</strong>, aufinvasive Maßnahmen zu verzichten <strong>und</strong> ihn palliativmedizinisch zuversorgen. Dyspnoe <strong>und</strong> Schluckstörungen stehen <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong>.Um 22 Uhr kommt es zu starker Atemnot, begleitet von einerausgeprägten Unruhe. Da der Hausarzt nicht sofort erreichbar ist,rufen die Angehörigen die Rettungs-Leitstelle, die <strong>den</strong> Notarztschickt. Der Notarzt entscheidet sich für eine Intubation <strong>und</strong> bringt<strong>den</strong> Mann in die Klinik. Dort verzichtet man auf weitereinvasive Maßnahmen. Der Mann stirbt innerhalb weniger St<strong>und</strong>en.


Hauptproblem für <strong>den</strong> NotarztUnterscheidung zwischen lebensbedrohlicherErkrankung <strong>und</strong> natürlichem SterbeprozeßHilfreich dabei: Arztbriefe, Anamnese, Fremdanamnese,Anruf be<strong>im</strong> Hausarzt oder anderen behandel<strong>den</strong> Ärzten


Gründe für Notarzteinsätze bei <strong>Sterben</strong><strong>den</strong>• Symptomkontrolle• Unsicherheit• Hilflosigkeit• lebensverlängernde Therapie• Unwissenheit der Umgebung


Probleme <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong>1. Wenig Zeit2. Patient <strong>und</strong> Angehörige nicht bekannt3. Kompetenz4. Fehlende Ausrüstung5. Kein erneuter Hausbesuch möglich6. Keine Absprache <strong>mit</strong> anderen Kollegen7. Kein Versorgungssystem


Fall IIIEine 90jährige Frau wird von der Reinigungskraft in ihremHausflur leblos vorgef<strong>und</strong>en. Der <strong>Rettungsdienst</strong> wirdverständigt. Bei Eintreffen des Notarztes reagiert die Fraunoch auf Ansprache. Die Patientin hat eine Körpertemperaturvon 22,5 Grad Celcius. Der Notarzt intubiert die Frau <strong>und</strong>versucht <strong>den</strong> schwachen Kreislauf zu stabilisieren. Die Frauwird vor der Bergung an der Einsatzstelle asystol.


Gründe der TherapiebegrenzungDie Therapie ist wirkungslosDer Patient widerspricht der BehandlungDie Therapie ist sinnlos (futility)Die Kosten der Therapie sind exzessivNach Lo <strong>und</strong> Jonsen: Arch Intern Med (1980) 95: 764-768


Im Zweifel über die PrognoseImmer Beginn der lebensretten<strong>den</strong> Therapie!Wer A sagt, muss nicht B sagen!Empfehlung: Immer einen Konsens für eineTherapiebegrenzung herstellen!


Formen der TherapiebegrenzungBehandlungsabbruch(withdrawal, bewusster Verzicht auf Fortsetzung der Therapie)Behandlungsreduktion(bewusster Verzicht auf Teile der Therapie)Behandlungsverzicht(withholding, bewusster Verzicht auf bevorstehende Therapiemöglichkeiten)


Fall IVEin 48jähriger Mann <strong>mit</strong> einem metastasiertenM<strong>und</strong>bo<strong>den</strong>karzinom, der die Vena cava arrodiert hat, ruft<strong>den</strong> Notarzt wegen einer Blutung <strong>im</strong> Halsbereich. Im Bereichdes Halses hat der Patient einen Verband. Es ist die Exfrau <strong>und</strong>die Lebensgefährtin des Patienten anwesend. Beide teilen sichdie Pflege des Patienten. Es existiert ein Arztbrief aus demhervorgeht, dass der Tumor <strong>und</strong> die Arrosion nichtbehandelbar sind.


Gründe der TherapiebegrenzungDie Therapie ist wirkungslosDer Patient widerspricht der BehandlungDie Therapie ist sinnlos (futility)Die Kosten der Therapie sind exzessivNach Lo <strong>und</strong> Jonsen: Arch Intern Med (1980) 95: 764-768


Wille des PatientenAbwägen zwischenWohl des Patienten


Fall VMeldung:Kindernotfall6 jähriges Kind, unklarer NotfallAnfahrt dauert 10 Minuten, gleichzeitigesEintreffen <strong>mit</strong> dem RTW


Aufklärung• kurze <strong>und</strong> verständliche Sätze• klare Aussagen• aktives Zuhören• Beachtung der D<strong>im</strong>ension ärztlicherGesprächsführung


EmpathieEinfühlen/Verstehen


Phasen der Trauer nach Kübler-Ross1. Nicht-Wahrhaben-Wollen(aktive Verweigerung => Verdrängung, Leugnung,Schock => Schutz vor emotionaler Überlastung)2. Auflehnung(aggressive Verweigerung => Zorn, Wut, Aggression alsVentil)3. Verhandeln(partielle Verweigerung => Anerkennung des <strong>Tod</strong>es, aberVerhandeln <strong>mit</strong> dem Schicksal)4. Depression5. Zust<strong>im</strong>mung (Zulassen von Trauer)


Phasen der Trauer nach Kübler-RossQuelle: http://www.pflegewiki.de/<strong>im</strong>ages/e/e9/Kuebler_ross_sterbephasen1.jpg


KongruenzEchtheit/Wahrhaftigkeit


AkzeptanzAnnahme/Wertschätzung


„Da der <strong>Tod</strong> (genau zu nehmen) der wahreEndzweck unseres Lebens ist, so habe ichmich seit ein paar Jahren <strong>mit</strong> diesem wahren,besten Fre<strong>und</strong>e des Menschen so bekanntgemacht, dass sein Bild nicht allein nichtsSchreckendes mehr für mich hat, sondernrecht viel Beruhigendes <strong>und</strong> Tröstendes...“Wolfgang Amadeus Mozart (1787)


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