10.07.2015 Aufrufe

KremserEberhard_1910_1934

KremserEberhard_1910_1934

KremserEberhard_1910_1934

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Nach dem Spaziergang ging es ins Emser Gasthaus. Im ausgedehnten Gastgarten um eineKolonnade haben sich die Ausflügler nach der Wanderung gütlich getan. Wir waren auch öfters dort,weil dort immer etwas los war. Ich durfte mir sogar eine Flasche Limonade bestellen.(Hinweis: Das Gasthaus ist auf dem Titelblatt abgebildet.)Bei solchen Ausflügen bekamen wir ebenfalls öfters aus Kattowitz Besuch. Der damaligeGartendirektor Sallmann kam mit seiner Familie öfters gern zu uns um mit Vater fachzusimpeln.Familie Sallmann hatten 2 Buben in meinem Alter: Hans und Joachim. Wir spielten in derbenachbarten Baumschule „Räuber und Gendarm“ oder Versteck. Damals konnte ich freilich nochnicht ahnen, daß der ältere der beiden (Hans) später mal mein Chef in Frankfurt werden sollte.Erinnerlich ist mir jedenfalls, daß meine Eltern Sallmanns nicht gern mochten. Der alte Sallmann warsehr von sich eingenommen und geschwätzig. Deshalb wurde eine Freundschaft nicht gepflegt undwir sahen sie nicht gerne bei uns.(Hinweis: Mein Vater hat immer gesagt, daß der Frankfurter Gartenbaudirektor Sallmann ihn in seinerKarriere nicht unterstützt hat. Erst ein halbes Jahr vor der Pensionierung wurde mein Vater in denhöheren Dienst befördert, also etwas Baurat A13 oder BAT IIa. Nach meinem Kenntnisstand kanntemein Vater von der Kattowitzer Realschule auch den Direktor des Frankfurter Zoos Berhard Grzimek.)Im März 1918 war Waffenstillstand zwischen Deutschland und Rußland geschlossen worden. Es gingdeshalb im gesamten Industriegebiet Oberschlesiens ein Aufatmen los. Der Druck, die Russenkönnten das Kohlenrevier einnehmen, löste sich schlagartig.Inzwischen bezogen wir unsere 3. Wohnung in der Kattowitzer Straße. Mein Vater hatte dieseWohnung angestrebt, weil das Haus unmittelbar an dem Baumschulgelände angrenzte. Hier hattenwir die schönste Wohnung und von hier aus gehen auch meine schönsten Kindheitserinnerungen. Zudieser Wohnung gehörten auch selbstverständlich Stallungen, Hofraum und ein schönerGemüsegarten, der neben der Baumschule und dem Gewächshaus lag. Dort hatte Vater auch einenkleinen Wohngarten für uns einrichten lassen, wo wir im Sommer öfters Kaffeeklatsch abgehaltenhaben. Tante Elly kam öfters auch aus Kattowitz oder Onkel Max, wo ich öfters eine Tafel Schokolademitgebracht bekam.Hier fällt mir noch ein Erlebnis ein. Nämlich als unser guter Geist Amalie bei ihren Eltern zu Hausewar, fiel es meiner Mutter plötzlich ein, mal eine Gans zu braten. Nur mit dem Schlachten verstand siesich nicht. Das arme Vieh wurde von der Mutter eingefangen und nachdem sie das Schlachtmesseram Kopf angesetzt hatte und mit dem Schneiden begann, entwich das Tier blutend vor Todesangstaus Mutters Klauen. Voller Mitleid haben wir sie dann lange behalten, bis sie dann später doch nochin der Bratpfanne landete.Außer den Gänsen hatten wir auch ein Putenpaar. Der Puter war ein mächtiges Tier, der es immerauf die Erika abgesehen hatte. Wenn Erika in die Nähe des Puters kam, war er nicht zu bändigen.Sie, die Erika, traute sich nicht mehr ins Gehege.In unserem Haus wohnte im Parterre der Bürgermeister Jonas, im 1. Stock wir und über uns dieFamilie Mende mit 10 Kindern. Vater Mende war Hilfssteiger. Die Mendes hatten keinen guten Ruf.Meine Mutter sah darauf, daß ich mich von den Kindern, die meisten in meinem Alter, fern halte.Manchmal aber habe ich mich doch mit ihnen verdrückt. Das durfte ich allerdings nur heimlich tun.In den großen Ferien mußte ich mit Mutter entweder auf die „Pilzsuche“ oder in die „Preiselbeeren“gehen. Vom frühen Morgen bis zur Mittagsstunde waren wir im Wald und pflückten feste Beeren bisuns der Rücken weh tat. Stolz waren wir, wenn wir mit 2 Milchkannen gefüllt mit Blaubeeren heimkamen. Ein Teil wurde gleich eingemacht, der andere sofort als Kompott gedünstet. Dann gab esMutters vielgerühmte Hefeklößel, die Vater gar nicht mochte.Unmittelbar hinter dem Garten befand sich ein großer Hundezwinger. Wir hatten einen Diensthund(Jagdhund), ein Mords-Vieh. Der Kerl war so scharf, daß sich nur Vater und ich als Bub in denZwinger hineintraute. Mutter fürchtete sich sehr vor ihm. Nachts ließ ich ihn aus dem Zwinger, wo erim Baumschulgelände freien Auslauf hatte. Als Treff altersschwach wurde, bekamen wir einenanderen Hund, und zwar einen schottischen Schäferhund. Mit dem hatte es Erika gut.8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!