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KremserEberhard_1910_1934

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Überfwachung der Grünanlagen stand Vater eine Kutsche mit Gespann zur Verfügung. Ich bin alsKind oft mit ihm gefahren, wenn Vater Inspektion machte. In Emanuelssegen entstand eine großeAnzuchtsgärtnerei und eine Baumschule.Und nun zu unserem Umzug.Vater hatte uns mit einer Kalesche vom Bahnhof abgeholt. Der Bahnhof war vom Dorf etwa 20Gehminuten entfernt. Für mich war die Gegend neu und fremd. Die Geschäftigkeit im Kohlenrevier,die oberschlesischen Kumpel mit ihrer harten Aussprache, hatten mich beeindruckt.Von Kattowitz nach Emanuelssegen waren es 11 Bahnkilometer, zu Fuß allerdings durch den Waldnur 6 km.Wir wurden bis zur Fertigstellung der Beamtenhäuser vorerst in einer Arztvilla, nahe Vaters Büro,einquartiert. Die Villa war leer, weil damals die Arztstelle nicht besetzt war. Wir fühlten uns wie im 7.Himmel. Meine Eltern ließen sogleich die in Weimar eingestellten Möbel kommen. Hier hatten wirgenug Platz um uns gemütlich einzurichten. Hier hatten wir uns schnell eingewöhnt. Es dauerte auchnicht lange und es besuchten uns Onkel Erwin, Tante Elly und Onkel Max, der damals Rektor inKattowitz war. (Hinweis: Der Onkel Max soll ein ausgezeichenter Rechner gewesen sein, der zweivierstellige Zahlen im Kopf auswendig multiplizieren konnte!)Es ging uns in Emanuelssegen nicht schlecht. Wir hatten Brennmaterial frei, soviel Kohle und Holzwie wir wollten. Zur Aufbesserung unserer Nahrungsmittel erhielten wir 2 Morgen Feld (vermutlich4000 qm) und einen großen Garten. Das Feld wurde von der Grubenverwaltung kostenlos bearbeitet.Wir brauchten nur das Saatgut zu bezahlen.Wir feierten zum ersten Male Weihnachten in unserer alten Heimat. Es war ein Weihnachtsfest, dasich als Bub bewußt „mitbekommen“ habe. Am Sylvester wurde das „Neue Jahr“ eingeschossen, einBrauch, den wir nicht kannten. Zuerst glaubten wir der Russe sei in Oberschlesien eingefallen undKattowitz nahe. Wir flüchteten deswegen in den Keller. Am nächsten Tag erfuhren wir, was sich da inder Sylvesternacht abgespielt hatte.(Hinweis Bild: Auf der Weihnachtsfeier der Familie Kremser von 1919 mit dem guten „Hausgeist“Amalie dürfte mein Vater in seinem Märchenbuch von Helene Stöckl gelesen haben, unter anderemdie von mir immer zelebrierte Geschichte „Die Glocke von Innisfare“.)Ostern kam und „Klein-Eberhard“ wurde in der Emanuelssegener Volksschule eingeschult. Die Lehrerwaren bereits seit langem eingezogen, nur 2 Lehrerinnen, nämlich Fräulein Chlorius und FräuleinKrause, unterrichteten etwa 100 Mädchen und Buben. Schule wurde unregelmäßig abgehalten.Wegen der schlechten Ernährungslage waren Kinder und Lehrerinnen sehr anfällig. Ich erinneremich, daß zu jener Zeit eine Mitschülerin, Ilse Henschelmann, die neben mir auf der Schulbank saß,innerhalb kürzester Zeit an Genickstarre (Hinweis: Meningitis cerebrospinalis epidemica,hervorgerufen durch einen Influenzabazillus) starb. Ihr Tod hatte mich so getroffen, daß ich ihr langeZeit nachtrauerte.(Hinweis: Auf dem Klassenbild vom ersten Schultag 1918 meines Vaters ist auch die IlseHenschelmann abgebildet.)Da es in Ems (Emanuelssegen) so schlecht mit der Schule stand, haben sich 5 oder 6Beamtenfamilien zusammengetan und ihre Kinder in Privatunterricht zu Frl. Chlorius geschickt.Darunter war auch ich. Sie hat uns so getrimmt, daß wir Ostern 1918 in die Oktava derOberrealschule in Kattowitz aufgenommen werden konnten.Im Laufe des Jahres 1917 wurde die schon erwähnte Beamtensiedlung fertiggestellt. Sie befand sichmitten in der Kolonie an einem Weier. Wir bekamen eine schöne 4-Zimmerwohnung zugewiesen. Zudieser Wohnung gehörte ein kleiner Stall für die Kleintierhaltung, außerdem ein etwa 500 qmNutzgarten und einen Acker, den ich bereits erwähnt habe. Als „Teilselbstversorger“ konnten wir nunHühner, ein paar Gänse, Hasen und 1 Schwein halten. Später hatten die Eltern statt der Stallhasensich Puten angeschafft. (Hinweis: Solche Selbstversorgereinrichtungen gab es bis in die 80iger Jahrenoch - vor dem Umbau - in der Eisenbahnersiedlung Nied.)5

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