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KremserEberhard_1910_1934

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lediglich Munitionszüge an die Front zu begleiten. Während seiner Militärzeit hatten wir eine kleineWohnung in Hamburg-Altona bezogen.Noch während Vaters Zeit bei Ballin, hatte sich Vater auf eine Annonce einer Fachzeitschrift beimFürsten von Pleß um eine lukrativere Stellung beworben Die Stelle bei Ballin muß ihm nicht so rechtzugesagt haben. Außerdem hatte Mutter dem Vater dauernd in den Ohren gelegen, wieder in die alteHeimat nach Schlesien zurückzukehren.Vater wurde zum Glück aus einer Vielzahl von Bewerbern zur Besetzung der Obergärtnerstelleauserkoren und eingestellt. Vom Militärdienst wurde er vorerst mit der Maßgabe befreit, daß er nur fürden Zweck des Dienstantritts bei der Fürstlich Pless’schen Bergwerksdirektion Kattowitz,Oberschlesien, beschäftigt bleibt. Es heißt in seinem Militärpaß weiter: „Legt Kremser seine Arbeitnieder, oder wird er von der obengenannten Firma entlassen, hat er sich sofort bei demBezirkskommando Rybnik zu melden, damit er seinem Truppenteile wieder zurückgeführt werdenkann.“Am 6. Dezember 1916 hat Vater seine Stellung in Emanuelssegen bei Kattowitz als Obergärtnerangetreten.(Hinweis: Das war vermutlich ein geschickter Schachzug. Wie der Reichskanzler Bernhard vonBülow in seinen Denkwürdigkeiten schildert, waren sowohl Ballin als auch der Fürst von Pleß Freundedes Kaisers.)Zuvor ist jedoch ein entscheidendes Ereignis eingetreten, das meine Mutter zutiefst getroffen hat.1916 grassierte in Schlesien die Influenza (Grippe), der meine Großmutter (Fritsch) am 16. Januar1916 und einige Wochen später Mutters älteste Schwester Helene zum Opfer fielen.Wir fuhren daher nach Groß-Wartenberg zur Beerdigung und verbrachten dort einige Monate um denNachlaß zu ordnen. Außerdem hatte Mutter sich vorübergehend um die vier Kinder der erst kürzlichverstorbenen Schwester zu kümmern. Die Kinder waren noch klein – etwa in meinem Alter –, dieversorgt werden mußten. Das war für mein Mutter eine große Aufgabe. Onkel Adolf Wobst war durchden Tod seiner Frau Helene untröstlich, so daß auch er Beistand haben mußte.Was aus Großmutters Möbeln später geschah, – während unseres Aufenthaltes in Groß-Wartenbergwohnten wir in ihrer Wohnung -, weiß ich heute nicht mehr. Jedenfalls weiß ich soviel, daß dasGeschäft mit dem Haus verkauft wurde, weil der älteste Sohn Emmo gefallen war, und er zurÜbernahme nicht mehr da war. Onkel Emil, ebenfalls Kaufmann, heiratete seine Braut in Greiz inThüringen, wo er seine neue Heimat fand. Onkel Erwin war Konditor, auch er kam dafür nicht inFrage.(Hinweis: Den Onkel Erwin besuchten wir einmal in Kronberg, wo ich Micky-Maus-Heftchen las. MeinVater hatte ein gespaltenes Verhältnis zu den Fritschens, die als ziemlich egoistisch galten. Dazukam, daß meine Mutter für ihre Schwiegermutter Martha nicht standesgemäß war!)Onkel Adolf Wobst hatte eine Tonwaren-Fabrik. Als kleiner Bub sah ich den „Töpfern“ gern zu, wieaus einem Klumpen Ton eine Kanne entstand. (Hinweis: Drei blaue Vasen von dieser Töpfereistehen in Zöbingen im Wohnzimmer.)Ich erinnere mich noch genau, wie wir Anfang Dezember 1916 von Hamburg nach Kattowitzübersiedelten. Emanuelssegen war eine Bergwerkskolonie, die vom Fürsten von Pleß gegründetwurde. Im Ort (eine selbständige Gemeinde) waren ein Kaufhaus, ein Gasthaus, eine Fleischerei undBäckerei vorhanden. Die Bewohner hatte alle durchweg mit dem Bergbau zu tun. Im Kreis Pleß gabes die beste Kohle, meist Anthrazit, die aus einer Sohle von 1100 m Tiefe gefördert wurde. Der KreisPleß hatte 10 Fördergruben mit entsprechend 10 Bergwerkkolonien. Sie waren reichlich mitGrünanlagen ausgestattet, die für die Erholung der dort tätigen Bergleute gedacht waren. Der Fürstwar ein sozial denkender Mensch, der viel auf das Wohl seiner Leute bedacht war. Deswegen legteer großen Wert auf die Erhaltung und auf den weiteren Ausbau der Grünflächen innerhalb derKolonien. (Hinweis: Der Fürst von Bülow sprach aber von dem asiatischen Luxus des Fürsten vonPleß.)Mein Vater hatte also die Aufgabe, eine zentrale Gartenverwaltung in Emanuelssegen aufzubauen.Sie hatte den Zweck alle 10 Bergwerkskolonien mit Pflanzen und Bäumen zu versorgen. Zur4

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