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KremserEberhard_1910_1934

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Es war eine herrliche Fahrt bei schönstem Wetter. Unterwegs machten wir in Traunstein halt undübernachteten bei Bertels Verwandten Gackstatter, wo wir köstlich bewirtschaftet und aufgenommenwurden. (Hinweis: Der Wilhelm Gackstatter, Justizoberinspektor am Amtsgericht Traunstein, war derBruder meiner Großmutter Wilhelmine Plank.) Ich glaube, daß wir auf dem Rückweg vonBerchtesgaden dort noch einmal übernachteten.Im Sommer <strong>1934</strong> wurde unser SA-Sturm, der zur Leibstandarte Adolf Hitler gehörte, plötzlich perLastwagen nach München verfrachtet. Kein Mensch wußte warum. Wir standen den ganzen Tag inder Leopoldstraße herum, ohne daß sich was tat. Später erfuhren wir, daß unser oberster SA-FührerRöhm gegen Hitler putschen wollte. Der Putsch mißglückte. Röhm wurde erschossen.Die großen Sommerferien, die von Ende Juli bis Ende September dauerten, verlebte ich in Kronberg.Es waren immer herrliche Tage, die ich daheim und bei der Bertel verleben durfte. Zwar bekam ichvon den Eltern Aufgaben und Pflichten zugewiesen. Aber im großen und ganzen hatte ich genug Zeitmit Bertel im Taunus herumzustolzieren. Da sie allerdings auf den Geldverdienst achten mußte, warihre Freizeit leider ganz kurz bemessen. Wir kamen nur – nach meiner Erinnerung – anMittwochnachmittagen und an den Wochenenden zusammen. Meine Mutter sah diesem Treiben mitUnbehagen zu. Am liebsten hätte sie mir die monatliche Zuweisung entzogen, aber sie wußte, daßich da nicht mitmachte.Gegen Ende der Semesterferien haben wir jeweils mehrtägige Exkusionen gemacht. Sie sollten dentheoretischen Stoff, der wir in der Vorlesung durchgenommen hatten, in der Praxis abrunden. Einmalfuhren wir im Bayernland herum und besichtigten Kirchen, Schlösser und historische Gartenanlagen.Im 3. Semester fuhren wir durch Baden-Württemberg, wir kamen von Stuttgart bis nach Frankfurt, wouns damals Gartenbaudirektor Bromme in sehenswerten öffentlichen Gartenanlagen herumführte.Damals konnte ich es nicht ahnen, daß Bromme mal mein Chef werden sollte. In Frankfurt warSemesterschluß. Ich blieb gleich in Frankfurt, die anderen fuhren wieder zurück nach Freising.Die Studienzeit in Weihenstephan ging langsam zu Ende. Bereits im Dezember begannen dieKlausurarbeiten. Im Februar 1936 kam die mündliche Prüfung. Ich hatte nichts zu befürchten;gelassen und ohne Prüfungsangst ging sie an mir vorüber.. Ich kam am Ende mit der Note „gut“durch. Mit dieser Note hatte ich mir nach dreijähriger Praxis den Zugang zur 2. Staatsprüfungerworben.Nach Abschluß der Prüfung war man Gartenbautechniker und mit der Aushändigung der Zeugnissedas Studium beendet. Der Abschied von Freising fiel mir nicht schwer. Ich verabschiedete mich vonmeinem langjährigen Freund Lindner, den ich niemals mehr wiedersehen sollte. Er kehrte in seineHeimat Königsberg zurück.Ich fuhr nach Kronberg zurück um von hier aus eine neue Stellung zu suchen. Eine Bewerbung füreine Technikerstelle in Halle/Saale kam bereits wieder zurück mit der Bemerkung, „die Stelle ist leiderschon besetzt! Ein Studienfreund des älteren Semesters hatte die Stelle wegen besserer praktischerErfahrung erhalten (Hensel). Ich bewarb mich fleißig weiter, soweit passende Stellen ausgeschriebenwaren. Mutter hatte im Sinn, mich schnellstens wieder loszuwerden, je weiter desto lieber. Ihr warenmeine innigen Kontakte zu meiner Bertel ein Dorn im Auge. Der Aufenthalt zu Hause wurde mirimmer mehr verleidet. Ich hatte zu meinen Eltern und zur schönen Umgebung keine große innereBeziehung mehr. So schön, wie ich’s mir in der Fremde ausgemalt hatte, war es zu Hause und inKronberg nicht mehr.(Hinweis: Obwohl meine Mutter eine hübsche Frau war und auch sittlich einwandfrei, war sie nicht diePartie nach der Wahl meiner Großmutter. Sie wollte etwas standesgemäß besseres haben für meinenVater und möglichst wohlhabend. Mein Großvater Plank hatte jedoch sein Erbe, 20000 Goldmark,das wären heute 7,8 kg Gold, in der Inflation verloren und hat dann eine Siedlerstelle nach demReichsheimstättengesetz erhalten. Wegen dieser unklugen Haltung meiner Großmutter kam meinVater immer mehr in den Konflikt zwischen seiner Mutter und Ehefrau. Diese eskalierte letzendlichderart, daß er von seinen Eltern enterbt wurde, und ich meine Großmutter, die 1954 starb, niepersönlich kennenlernte, weil sie ab 1946 miteinander „bös“ waren.)Eines Tages erhielt ich von meinem ehemalige Dozenten Wilzcek aus Freising (er war derInstitutsleiter für Gartengestaltung) ein Schreiben, in dem er mir mitteilte, daß er für mich eineinteressante Technikerstelle in München besorgen könnte. Es war eine große und bekannte Berliner30

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