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KremserEberhard_1910_1934

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Gackstatter an meinen Großvater Martin Plank wegen des Geldes für einen Mantel vorhanden,letzterer war aufgrund seines Erbteils, auch von einer Tante, für die damalige Zeit (bis zur Inflation)wohlhabend war.)Mir ist nicht bekannt, welchen Eindruck ich diesen Leute gemacht habe. Später berichtete mir Bertel,daß Schwester Erna an jenem Tage ihr gegenüber geäußert hatte: „Nun ja, der Herr Kremser ist jaein netter Mann, aber mein Typ ist er nicht.“ Dabei hatte eigentlich die Erna die Heiratsannonceaufgegeben und Bertel kam nur rein zufällig auf meine Adresse. Jedenfalls war es ein gelungenerNachmittag und Abend. Um 23 Uhr ging mein letzter Zug nach Freiburg. Der Abschied von denschönen Tagen fiel mir nicht leicht.(Hinweis: Tante Erna hatte am meisten Familiengefühl in meiner Familie, insbesondere mochte siemich sehr. Es existiert immer noch ein Kalender, der seit dem 1. November 1946, d. h. seit dem Tagmeiner Geburt, nicht mehr umgeschlagen worden ist. Vermutlich stammte der Kalender von ihr.(Wenn ich gestorben bin, könnt ihr mir den Kalender ins Grab legen.) Sie liebte vermutlich höheregeistige Gaben ohne selbst deren teilhaftig geworden zu sein. Sie hatte ein unglückliche Liebschaftmit dem 20 Jahre älteren evangelischen Hausener Pfarrer Perizonius, der mich getauft hat, und istüber diese Unglück nicht mehr hinweggekommen. Dieser evangelische Pfarrer hatte Beziehungen zumehreren Frauen parallel. Deswegen forderte die Synode von ihm, daß er eine von ihnen heiratensollte. Seine Wahl fiel auf die junge Anna Steigerwald, die nach dem Tod ihres Mannes, des Pfarrers,angeblich Selbstmord machte. Zu dieser ganzen problematischen Geschichte paßt gut, daß derLieblingsroman meiner Tante „Zwei Menschen“ von Richard Voß war, worin es um dieLiebesgeschichte eines Mönchs namens Rochus im Kloster Neustift/Brixen ging.)Meine Eltern fuhren jedes Jahr, wenn sie es sich erlauben konnten, in die „Sommerfrische“. Diesmalwollten sie mal zu mir nach Freiburg, der Hauptstadt des Schwarzwaldes. Ich besorgte alles für meineEltern: ein schönes großes Zimmer mit 3 Betten mit Küchenbenutzung. Das war Juli/August 1933während der großen Ferien (seiner Schwester Erika). Sie blieben volle 4 Wochen in Freiburg. Esgefiel ihnen recht gut. Abends, wenn ich frei hatte, war ich bei ihnen. Abends gingen wir ins CafeMuseum oder ins Cafe Kopp, wo man auch tanzen konnte. Während der Wochenende machten wirSpaziergänge in die nähere Umgebung. Trotz der Behinderung, die Vater keine großen Sprüngemachen ließ, waren wir zweimal auf dem 1300 hohen Schauinsland. Am Tage gingen wir entwederauf den sanft ansteigenden Schloßberg oder in den schönen Stadtpark in dem auch allerhand los war.Eines Abends waren wir auch im Cafe Kopp. Da es ein lauer Sommerabend war, setzten wir uns indes Gastgarten. Dort war auch ein Tanzpodium aufgebaut. Zufällig traf ich dort auch Ria Steinle, diefortwährend zu unserem Tisch herüberschaute. Ich holte sie zum Tanze. Mutter meinte sie mögesich doch an unseren Tisch setzen, was sie auch freudig tat. Wir haben dort einige schöne undfröhliche Stunden verlebt und hielten es dort solange aus, bis die Musikanten ihre Geigen einpackten.Während ihres Aufenthalts war auch wieder ein Mandolinen-Konzert beim Schwesterverein Zürich inder Tonhalle fällig. Da im Omnibus noch Platz war, nahm ich Mutter mit, die gern in derWeltgeschichte herumkutschierte. Es war auch ein Ausflug zum Vierwaldstättersee bis nach Flüelenvorgesehen. Mutter war von der Fahrt sehr begeistert. Bei dieser Gelegenheit konnte ich ihr auchmeinen „Schwarm“, jene Apothekerin, vorstellen. Mutter hat mir später oft erzählt, wie gern sie sichan die Schweizer Fahrt erinnerte. „Daß die Welt so schöne sein kann“, hätte sie erst jetzt erfahren.Im Oktober 1933 machte ich nochmals eine ganz kurze Stippvisite in Frankfurt. Es waren auch nur 2oder 3 Tage, wo wir uns sehen durften. Ich erinnere mich noch, wie Bertel und ich die Hausfrauenausstellungin der Festhalle besuchten.Am 2. Weihnachtsfeiertag aber besuchte mich Bertel in Freiburg. Ich besorgte wieder das gleicheZimmer, das die Eltern hatten. Es war nur ein Steinwurf weit weg von meinem Zimmer. Wir verlebtenin Freiburg wunderschöne Stunden. Da ich leider keine Urlaub hatte und mich außer den Festtagenihr nur nach Feierabend widmen konnte, hatte sich ihrer mein Freund Hans Lindner angenommen, derdamals krank geschrieben war. Ich war ihm sehr dankbar, daß er Bertels freie Stunden ausfüllenkonnte.An dieser Stelle muß ich von einem Vorfall erzählen, der mich beinahe um mein junges Glückgebracht hätte. Nämlich Bertel begleitete mich täglich nach dem Mittagessen in den BotanischenGarten. Auf dem Rückweg zu ihrem Zimmer folgte ihr Frau Steinle, Rias Mutter. Sie hielt Bertel an27

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