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KremserEberhard_1910_1934

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Erst am Pfingssonntagabend rückete ich mit der Sprache raus. Mutter war sprachlos, denn sieglaubte wohl immer noch ihren Sohn ganz und für alle Zeiten besitzen zu müssen.Schließlich fand sie sich damit ab. Da ich mich auch am 2. Feiertag nicht ihnen entziehen sollte,machte sie den Vorschlag, das junge Mädchen einfach mit nach Hause zu bringen. Sie wollte, daßwir zusammen Kaffee trinken. Dem Vater war das nur recht. Er war wohl auch neugierig, ob es nichtwieder so ein Typ wäre, wie siehe zuvor, wo er mit einer solchen nicht auf einen gewissen Ortgemeinsam hätte gehen wollen.Voller Spannung holte ich Berta Plank am Bahnhof ab. Der Zug brachte mehrere hundert Ausflügleraus Frankfurt. Es war ja auch ein wunderschöner Sonnentag. Als letzter Fahrgast schritt majestätischein Fräulein mit einem rosa Seidenkleidchen und einem großen Strohhut daher. „Das muß sie dochsein“, ging es durch meinen Kopf. Lächeld kam sie auf mich zu. Wir begrüßten uns und bald war dasEis gebrochen. Unsere ersten gemeinsamen Schritte, - die fortan das ganze Leben gemeinsamwerden sollten -, lenkten wir durch den Stadtpark zum Schloßpark. Dort führte ich sie auch gleich zumRosengarten, der damals in voller Blüte stand. Offen gesagt, ich wollte ihr doch imponieren; ich hatteErfolg damit. Fräulein Plank war begeistert.(Hinweis: Meine Mutter hatte übrigens zeitlebens schlanke Beine, erst nach der Geburt von Herbertbegannen die Krampfadern, die im Alter zu dem RLS (restless leg syndrom) führten. In derVolksschule war sie die schnellste Läuferin ihrer Klasse.)Nun kam es zur ersten Begegnung mit meinen Leuten. Ich muß hier offen gestehen, daß mir das„Herz in die Hose“ rutschte, als ich die Klingel betätigte. Erika öffnete uns. Sie war die erste, die ichmeinem Mädchen vorstellte. Dann kam uns Mutter entgegen und zuletzt Vater. Als ich das Fräuleinallen vorgestellt hatte, wurden wir zu Tisch gebeten. Mutter war reserviert, Vater dagegen sehrzugänglich. Damals fühlte ich schon, daß ich es mit Bertel zu Hause sehr schwer haben würde. Ichging nun aufs Ganze. Der Tag verlief ohne „Zwischenfälle“. Auch wenn ich auf Bertel keinen„stürmischen“ Eindruck gemacht hatte, verabredeten wir uns am darauffolgenden „Wäldchestag“ zurgleichen Zeit. Mutter murrte wie immer, wenn es nicht nach ihrer Pfeife ging. Ich aber ließ mich nichtbeirren.(Hinweis von mir. 1. Mose 2, 24 besagt: „Darum wird ein Mann seinen Vater und Mutter verlassenund an seinem Weibe hangen, und sie werden sein ein Fleisch. Schopenhauer nennt das den Willenzum Leben.)Der Nachmittag verlief ganz herrlich; es war wieder ein Sonnentag. Unser Spaziergang führte unszum Viktoriatempel und danach kehrten wir im Waldcafe „Bürgelstollen“ ein. Dort trafen wir auchmeine Eltern draußen im Gastgarten. Wir setzten uns zu ihnen und sahen dem Treiben der Badendenim benachbarten Schwimmbad zu. Auf dem Heimweg zur Bahn - ich sehe das heute noch –überwand ich meine Schüchternheit und gab meinem Fräulein einen zärtlichen Kuß, worauf wir unsdas Du anboten. Der helle Mond war unser Zeuge.Der darauffolgende Tag war mein Reisetag; denn am Donnerstagmorgen mußte ich wieder im Betriebsein. Ich flunkerte daher den Eltern vor, daß ich mit dem 13 Uhr Zug nach Freiburg zurück müßte. Ichverabschiedete mich und fuhr zum Bahnhof Frankfurt-West, wo mich Bertel abholte. Nun war es ich,der an der Reihe war, sich beschnüffeln zu lassen. Ich sehe es heute noch, als wir beide von derGroßen Seestraße in die Mühlgasse einbogen, 3 Frauenkopfe aus den Fenstern des 2. Stocksherausstreckten, um das Paar vorab zu belugen.Ich wurde also den Planks artig vorgestellt. Vater Plank stand gebügelt und gestriegelt im bestenAnzug vor mir. Er begüßte mich sehr freundlich. (Hinweis: Normalerweise soll er damals alsArbeitsloser ziemlich unrasiert ausgesehen haben, aber er wollte die drei Töchter verheiratet sehen,was nur bei meiner Mutter erfolgt ist.) Danach kamen die beiden Schwestern dran, Erna und Else,und zuletzt Bertels Freundin Wilma Augstein, die mich auch begutachten mußte. Mutter Plank war zudieser Zeit verreist bei ihrem Bruder in Traunstein.(Hinweis: Meine Großmutter Wilhelmine Plank hatte eine sehr gute Beziehung zu ihrem BruderWilhelm Gackstatter, Justizoberinspektor am Amtsgericht Traunstein. Diese innige Beziehung kommtmeiner Meinung nach auch in der Bitte meiner Urgroßmutter Margarete Gackstatter geb. Schwarzzum Vorschein, wo sie schreibt, daß sie hoffe am jüngsten Gericht sagen zu können, daß diesebeiden (ihre Kinder) nicht verloren gegangen seien. Es war noch ein Bettelbrief des Wilhelm26

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