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KremserEberhard_1910_1934

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Dafür aber in der Nachbarschaft. Meiner Behausung gegenüber befand sich ein Milchgeschäft, dasneben Milch auch Butter, Käse und Brot verkaufte. Dort deckte ich stets meinen täglichen Bedarf anLebensmitteln ein. Steinle, so hießen die Leute hatten eine gleichaltrige Tochter Ria. Sie hatte einAuge auf mich geworfen, was ich zuerst gar nicht merkte. Erst später, als sie morgens mit einem2rädrigen Handkarren mit Milchkannen beladen über das Straßenpflaster rumpelte um Milchauszuteilen und dabei Steinchen in mein Zimmer schmiß, dämmerte es mir. Sie war eine rothaarige,aber sonst keine unansehnliche Maid. (Hinweis: Dabei mochte gerade ich die rothaarigen!) Eswaren reiche Leute, sie hatten 4 große Häuser in Freiburg, und sie hatten nur einen Sohn und ebendiese Tochter. Ihr Bruder war mit einer Sächsin verheiratet. Er war Musiker im RundfunkorchesterLeipzig. Diese Frau, also Rias Schwägerin, wollte mich partout mit Ria verkuppeln. Aber immerwieder sah ich meine Laufbahn vor mir. Ich wollte mich nicht binden und außerdem wollte ich auchnicht das Mädchen hinziehen und vielleicht eine andere Chance vermasseln. Es war sehr schwer, Riafernzuhalten. Wer weiß, wenn ich nicht den festen Gedanken gehabt hätte nach Weihenstephan zugehen, vielleicht wäre noch etwas daraus geworden. „Die Liebe wäre vielleicht noch gekommen!“Alle Steinles hatten geglaubt der Botanische Garten wäre meine endgültige sichere Endstation.Ich war manchmal der Versuchung nahe bzw. ich bin öfters in die Verlegenheit gekommen anzubandeln.Schmalzers hatten Freundschaft mit einem gleichaltrigen Ehepaar. Sie hatten ebenfalls eineTochter, die Thea. Sie brachten sie ständig mit. Eines Tages wurde ich von Schmalzers eingeladenund Thea vorgestellt. Sie war groß und schlank und hübsch, aber ich war zu schüchtern und wiederwurde nichts daraus. Mit den Weibern hatte ich in Freiburg meine Last. Durch den Mandolinen- undGitarrenverein lernte ich während eines Konzertes, das wir in den Tonhallen Zürich veranstalteten,eine Apothekerin kennen, die ebenfalls im Züricher Mandolinenverein Banjo spielte. Unsere Vereinetauschten ständig Konzerte aus, so daß wir uns öfters sahen. Auch hier klappte es nicht, weil sie älterals ich war.Um immer etwas von der Heimat Frankfurt-Kronberg zu hören, kaufte ich mir jede Woche auf demFreiburger Bahnhof die Wochenendausgabe den „Frankfurter Generalanzeiger“. Die Zeitung las ichSamstagsabend genüßlich im Bett. U. a. fiel mir in der „Heiratsrubrik“ eine Annonce auf, wonach ein23jähriges ev. Mädchen einen jungen Mann kennen lernen möchte. Am nächsten Tag setzte ich michhin und schriebe auf diese Annonce, mehr zum Spaß, na ja wartest mal ab, was daraus werden wird.Aus diesem Spaß ist später bitterer Ernst geworden.(Hinweis: Die Annonce war von meiner damals 22jährigen Tante Erna aufgegeben worden (geb.25.12.<strong>1910</strong>). Meine Mutter (geb 20.07.1912) war erst 20 alt. Meine Tante hatte einen Stoß Briefebekommen, saß mit meiner Mutter auf einer Bank und gab ihr mehrere interessante Briefe zurweiteren Bearbeitung. Meine Mutter war es nie so recht, wenn ich anderen Menschen erzählte, daßsich meine Eltern durch eine Brieffreundschaft kennengelernt hatten. War ihr das zu künstlich perPost?)Das war genau am 29. April 1933. Nach ein paar Tagen, als ich mittags nach Hause kam, lag aufdem Tisch ein Brief an mich. Die Schrift war mir völlig unbekannt. (Hinweis: Mein Vater schrieblateinisch, meine Mutter sütterlin.) Zuerst wußte ich nicht, wer mir da geschrieben hatte; ich öffneteden Brief und da fiel mir wieder die Annonce ein. Das Fräulein Berta Plank schrieb mir also, daß sienicht abgeneigt sei, mit mir in Briefwechsel zu treten. Der Schriftsatz gefiel mir. Da ich dabei ohnehinkein Risiko einzugehen hatte, begann ich den Briefwechsel. Mit der Zeit lernten wir uns ja kennen.Ich erfuhr von ihr und ihrer Vergangenheit und sie von meiner. Es kam mir nicht darauf an, einMädchen aus Kreisen des Mittelstandes, die verarmt waren, kennenzulernen, als solche die Hab undGut hatten, wie das wohl meine Mutter wünschte. Es sollte halt ein Mädchen mit Herz sein, und daswar meiner Meinung nach Fräulein Berta Plank.Im Laufe der Zeit war ich natürlich sehr neugierig, wie wohl das Fräulein aussah. Sie hatte mir zwarein Bild übersandt, das mir gefiel und meiner Vorstellung entsprach. Aber wie sieht sie denn sonstaus?Zu Pfingsten 1933 sollte eine Zusammenkunft stattfinden. Ich nahm mir ein paar Tage Urlaub undarrangierte das so, daß Bertel am 2. Pfingstfeiertag mit dem 2 Uhr Zug nach Kronberg kommen sollte,wo ich sie abholen wollte. Am Pfingssamstag fuhr ich nach Kronberg, wo ich von den Eltern stürmischbegrüßt wurde. Sie glaubten, ich sei nur ihretwegen gekommen. Zunächst wollte ich keineVerstimmung in den Freudenbecher schütten. Ich sagte zunächst nichts von einem Fräulein Plank.25

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