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KremserEberhard_1910_1934

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und man auch noch nicht absehen würde, wann er wieder dienstfähig werden würde, könnte jaEberhard die Arbeiten im Schloßpark übernehmen. Auf diese Weise wäre die Weiterzahlung VatersGehalt gesichert. Mutter und ich waren mit diesem Vorschlag einverstanden. Was wollten wir dennsonst noch machen?Der Leidtragende war also ich. Als Taschengeld bezog ich also weiterhin monatlich 5 Reichsmark.Am 01.10.1930 wechselte ich nun meinen Arbeitsplatz und übernahm Vaters Stelle. Im Krankenhauserstatte ich ständig Bericht. Vater gab mir anschließend immer wieder neue Instruktionen.Vater erholte sich zusehends. Im Oktober kam er nach Hause. Doch konnte er lange nicht in „seinenPark“ hinunter, zumal der Winter vor der Tür stand. Er war aber weiterhin mein Berater. Ich wohntenun auch bei meinen Eltern. Aus der „gräflichen Pension“ schied ich aus. (Hinweis, wie ich denVorgang interpretiere: Mein Vater übernahm die Verpflichtungen für seinen Vater, kostete damit dieSchloßverwaltung weder das zusätzliche Zimmer, deren Kost und Wäsche, noch das Arbeitsverhätnisoder die Anwartschaft auf Pension, d. h. Betriebsrente., war aber trotzdem sehr zufrieden.Für Vergnügungen hatte ich wenig Lust. Erstens fehlte mir dafür dasGeld, zweitens mußte ichzusehen, daß ich Vater bei der „Stange“ hielt. Denn manchmal war er niedergeschlagen, weil erseinen Dienst nicht versehen konnte. Ich habe ihn stets aufmuntern müssen.Ab und zu ging ich aber doch hinauf zum Bürgelstollen und kam dabei immer wieder mit meinen„Spezies“ und mit Hanne in Berührung. Hanne wußte auch, daß es mir pekuniär ganz miserabel ging.Trotzdem machte sie sich nichts daraus. Sie selbst nagte ja auch am „Hungertuche“, da sie zu Hauseihre Familie mitversorgen mußte. Sie verdiente sich paar Groschen durch Stickereien, in der sie einewahre Meisterin war.Sie lud mich hin und wieder zu sich nach Hause ein. Ich ging gern hin, weil bei ihnen zu Hause immeretwas los war. Die vielen Geschwister, die etwa im gleichen Alter waren, bildeten ein lustigesHäufchen. Ihre Stiefmutter, Frau Weck, war eine herzensgute Frau. Bei ihnen vergaß ich oft dasLeid, das bei uns ständig zu Gast war. Hanne hatte unter anderm auch einen Bruder. Robert hieß er.Durch ihn kam ich zum Taunusclub, wo wir mit Klampfen und Mandolinen Wanderungen machten und„Konzerte“ gaben. Hanne wurde immer anhänglicher. Aber ich wollte mit meinen 20 Jahren nochkeine Verbindung eingehen, zumal ich erst meine weitere Ausbildung durchlaufen wollte. Das konntenoch Jahre dauern. Eine Verbindung hätte mein Vorhaben nur gehemmt. Vielleicht hatte sieinsgeheim doch die Hoffnung, daß aus uns ein Paar werden würde, - vielleicht?Wand an Wand unserer Wohnung wohnten Abelshausens. Bei ihnen wohnte Mariechen Burk, eineNichte der Frau Abelshausen. Da Mariechens Mutter bei ihrer Geburt gestorben war, zog ihre Tantesie auf. Sie war ein schönes Mädchen, das mir sehr gefallen hatte. Ihretwegen nahm ich Stenostunden;obwohl ich Stoltze-Schrey gelernt hatte, unterwies sie mich in der Einheitskurzschrift. Ich suchteinstinktiv ihre Nähe. Ich war anscheinend nicht ihr Typ, oder war ich zu schüchtern? Oder war esetwa, weil ich mit Hanne gesehen wurde?Fortsetzung auf der Mitte von S. 69:In der Kronberger Zeit hatte ich noch zweimal das Vergnügen mit jungen Mädchen anzubändeln.Einmal war es eine „Köchin“ aus dem Villenviertel, die ich durch Kollegen Budack, der dasKindermädel aus dem gleichen Hause poussierte, kennenlernte. Mit der machte ich baldigst „Schluß“,nachdem Vater urteilte, daß er mit einer solchen „Schönheit“ nicht mal aufs „Scheißhaus“ gehenwollte. (Kommentar: Das hätte ich vielleicht mal gedacht, aber meinen Söhnen sehr vieleuphemistischer gesagt.) Die andere „Annemarie“ hatte ich bei einer Fastnacht kennengelernt. Siewar leider aus Niederhöchstadt, deren Eltern dort eine Gärtnerei hatten. Mit ihr ging ich paarmal aus,aber das gegenseitige Interesse verlor sich bald, wohl auch deswegen, weil mir die „Millionen“ fehlten.Vater mußte nach einiger Zeit wieder nach Frankfurt ins Krankenhaus. Es war für uns schon einKreuz. Inzwischen wurde uns das Krankenhaus so vertraut, daß es bald unsere zweite Heimatgeworden ist. Die Chirurgen kannten ihn schon, besonders Oberarzt Nissen, dessen Sohn später beimir im Gartenamt als Gärtner sein Leben fristete. Der Sohn hatte einen kleinen geistigen Defekt.(Kommentar: Ich erinnere mich, daß unsere Vater erzählte: Die anderen Arbeiter haben ihn geärgertund er verteidigte sich mit dem Hinweis, sein Vater sei Oberarzt. So sind die Menschen: An denBehinderten das eigene Mütchen zu kühlen!) Hier nahmen sie Vater die rechte vereiterte Niere22

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