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KremserEberhard_1910_1934

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Vorgang wiederholt werden. Um die Zeit einzuhalten, stellte ich den Wecker, der mich um 3 Uhrwecken sollte . Ich überhörte den Weckruf und wachte erst 1 ½ Stunden später auf.Ich glaube, ich hätte bald einen Herzschlag bekommen. Ich rannte in den Heizraum und sah, daß inallen drei Kesseln nur noch Rotglut war. Im hintersten Gewächshaus sank die Temperatur auf 5 Gradplus ab. Ich schuftete und schuftete; es dauerte mindestens 1 ½ Stunden bis die Kessel wieder aufHochtouren liefen. Wenn der Emig es gemerkt hätte, hätte er mich sicher zerrissen. Als die Arbeitszeitum 7 Uhr begann, waren die Temperaturen in den Gewächshäusern wieder normal. Ich hatte ausdiesem Vorgang die Lehre gezogen. Ich legte mich künftig nicht mehr auf die „faule Haut“, sondernwachte die ganze Nacht.Meine Lehrzeit ging langsam zu Ende. Mit „Freund Emig“ stand ich immer noch auf Kriegsfuß. Erprophezeite mir immer wieder, daß aus mir nie etwas gescheites werden wird. Er muß innerlich eineMordswut auf mich gehabt haben, weil ich seiner Ansicht nach eine immer aufsässige Haltung ihmgegenüber gezeigt habe.Am 17. September wurde die Gehilfenprüfung vor der Landwirtschaftskammer NiederschlesienBreslau angesetzt. Wir waren insgesamt 18 Lehrlinge, die geprüft wurden. Emigs „Kujon“ Eberhardbrachte das beste Prüfungszeugnis heim. Mit der Höchstzahl von 17 erreichbaren Punkten bekam ichdie Note eins. Emig machte ein dummes Gesicht. Ich sagte ihm: „Der Eberhard wird nie etwasgescheites.!“ Ich bat ihn, er möge mir das Lehrzeugnis zum 30.09.1929 aushändigen, da ich nichtbereit bin, nur eine einzige Stunde länger bei ihm die Gastfreundschaft seiner Familie zu genießen!(Hinweis: Im Oktober 1929 war der Schwarze Freitag an der NYSE (New York Stock Exchange). Esist interessant, daß die fürcherlichen Wirtschaftskrisen, wie auch die Hyperinflation 1923, mein Vatergar nicht für erwähnenswert hält.)In der Zwischenzeit hatte mein Vater aufgrund einer Stellenanzeige in der Fachzeitschrift „MöllersDeutsche Gärtnerzeitung“ eine Stellung unter 41 Bewerbern als Obergärtner auf Schloß Friedrichshofangeboten bekommen. Bei der Vorstellung bei der Verwaltung und bei der Landgräfin von Hessenwurde man sich „handelseinig“, so daß Vater am 01.05.1929 die Stelle zunächst bei einer Probezeitvon 6 Monaten antreten konnte.Im nächsten folgenden zwei Bilder:Das erste Bild signiert „Margarete, Landgräfin von Hessen, 1940“. Darunter: jüngste SchwesterKaiser Wilhelm II., * 1876 - + 1954, (Geschenk an meinen Vater)Das zweite Bild: Landgräfliche Familie, Landgraf von Hessen mit seiner Frau,Margarete mit drei Zwilllingspaaren(Max, Moritz), (Philipp, Wolfgang), (Christoph, Richard)Da mein Vater zumeist bei Fürstlichkeiten angestellt war, wurde er bei der Besetzung der Stellebevorzugt. Vater nahm auch in den folgenden Jahren bei der Landgräfin von Hessen – die jüngsteSchwester des letzten deutschen Kaisers – eine Sonderstellung ein.Mutter und Erika siedelten gleichfalls nach Kronberg um. Sie wurden für die Probezeit in zweiZimmern, die möbliert waren, im Wirtschaftstrakt des Schlosses beherbergt.Schon im August 1929 ist meinen Eltern eine Wohnung im Marstallgebäude angetragen worden. Erwurde aufgefordert seine Möbel kommen zu lassen und sich nun hier häuslich einzurichten. Damitwurde er fest eingestellt.Gegen Ende meiner Lehrzeit bat ich Vater sich doch dafür zu verwenden, für mich vorübergehend inder Schloßgärtnerei in Schönberg eine Gehilfenstelle zu verschaffen, weil ich unter keinen Umständenlänger in Liegnitz bleiben wollte. Die Eltern schilderten in ihren Briefen, wie herrlich doch Kronberggelegen sei und wie schön es sich im Schloßpark wohnen ließe. Ich war ganz verrückt in demGedanken, nach Kronberg überzuwechseln. Ich traute aber der ganzen Sache nicht recht, denn eswaren zu jener Zeit sehr schlechte Zeiten in Deutschland. Deutschland hatte im Jahre 19298.000.000 Arbeitslose, und die politische Lage war hoffnungslos. (Hinweis: Ich glaube das war ersteinige Jahre später.)18

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