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Ich sehe was, was du nicht sieh - Erzbischöfliches Berufskolleg Köln

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Projekt:Inklusionshomepage BlogAutor:Ulrich Steilengeplante Veröffentlichung: 16.02.2013„<strong>Ich</strong> <strong>sehe</strong> <strong>was</strong>, <strong>was</strong> <strong>du</strong> <strong>nicht</strong> <strong>sieh</strong>st“„Berührungsängste nehmen und Brücken bauen“, so lautete die Absicht derVeranstalter von „<strong>Ich</strong> <strong>sehe</strong> <strong>was</strong>, <strong>was</strong> <strong>du</strong> <strong>nicht</strong> <strong>sieh</strong>st – Kunst in ihrerVielseitigkeit“, am 16.Februar in <strong>Köln</strong>. Eine Ausstellung von Künstlern mit undohne Behinderung. <strong>Ich</strong> bin in den Kulturbunker in <strong>Köln</strong>-Mühlheimeingedrungen, um zu erfahren, ob die Ausstellung einlösen konnte, <strong>was</strong> dieMacherinnen auf ihrer Facebook-Seite versprochen hatten: „Wir wollen derInklusion Antrieb geben“.Kulturbunker – der Name ist Programm: ein ehemaliger Luftschutzbunker mit großemTreppenhaus und weiten Fluren. Viel Stein, mächtige Mauern. Die Wände weißgestrichen. In der ersten Etage vor dem Eingang zur Ausstellung hängt ein weißerSchriftzug vor schwarzem Hintergrund: „Zeig mir, <strong>was</strong> <strong>du</strong> <strong>sieh</strong>st!“ <strong>Ich</strong> betrete dieAusstellungsräume und verspüre einen Hauch von Documenta-Atmosphäre.Moderne Kunst, zu einer Installation aufgetürmte alte Fern<strong>sehe</strong>r, Schmuck, Collagenund Gemälde an den Wänden. Und viele Menschen. Das Publikum ist bunt gemischt:Kinder, Jugendliche, junge Familien und ältere Menschen. Einige in Rollstühlen.Schätzungsweise ebenso viele Besucher mit Behinderung wie ohne.Soviel Kunst bleibt unentdeckt<strong>Ich</strong> komme kurz mit Rainer ins Gespräch. Es gefalle ihm sehr gut hier, erzählt mir deretwa 50-Jährige hoch aufgeschossene Mann, der in <strong>Köln</strong>-Chorweiler in einemWohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung lebt. „Auf die Band heute Abendbin ich besonders gespannt“, sagt er noch, bevor er sich den beiden jungen Damenzuwendet, die neben uns auf der Bank Platz genommen haben.Im nächsten Raum, den ich betrete, bleibe ich vor einer Videoinstallation stehen.„Frau Holle“ als Theaterstück wird von einem Beamer auf die Wand geworfen.Thomas Kahlix, der den Beamer bedient, berichtet mir von der Theatergruppe„deaf5“ http://purpurkultur.de/ (deaf 5 = 5 „Taube“). 2006 habe die Gruppezusammengefunden, fünf gehörlosen Schauspieler/innen und eine hörendenRegisseurin. Das zunächst reine „Gehörlosentheater“ für gehörlose Zuschauer,bestehe heute aus sieben gehörlosen und vier hörenden Schauspieler/innen. Deaf5bearbeitet klassische Märchen und bringt diese gemeinsam in Gebärdensprache undLautsprache auf die Bühne.In die Fantasiewelt eintauchen


<strong>Ich</strong> schlendere weiter und treffe auf Anna Malangré, Carolin Vorholt und Ina Schulte-Krumpen. Die drei jungen Frauen haben die Ausstellung im Rahmen ihrer Ausbil<strong>du</strong>ngzur Heilerziehungspflegerin am Erzbischöflichen <strong>Berufskolleg</strong> <strong>Köln</strong> organisiert.„Unser Anliegen ist es, die Kunst in den Vordergrund zu stellen und <strong>nicht</strong> dieBehinderung“, erklären sie mir. „Es gibt soviel Kunst in Behindertenwerkstätten, diewird von der Öffentlichkeit gar <strong>nicht</strong> wahrgenommen“, meint Anna. „Beispielsweisedie Schmuckmanufaktur von den Caritaswerkstätten, die in unserer Ausstellung auchzu <strong>sehe</strong>n ist.“Geschichten über das LebenKooperationspartner der Ausstellung, die auch von der Aktion Mensch mitfinanziertwird, ist die Lebenshilfe <strong>Köln</strong>. Deren Mitarbeiterin Simone Kirsch ist ebenfalls mitihren bunten Collagen auf der Ausstellung vertreten. Die <strong>Köln</strong>er Künstlerin arbeitetgerne in Serien. Ihre Bilder erzählen kleine Geschichten über das Leben und dieMenschen darin.Es gibt noch manches zu entdecken an diesem Nachmittag bei „<strong>Ich</strong> <strong>sehe</strong> <strong>was</strong>, <strong>was</strong><strong>du</strong> <strong>nicht</strong> <strong>sieh</strong>st“: eine Installation im „Dunkelraum“, bei der auf Masken Gesichterprojeziert werden und einen Monolog halten, die Fotos einer Fotografin aus derBehindertenwerkstatt, Pop-Art-Bilder, Malerei.Mehr als ein HobbyDie eindrucksvollste Begegnung aber, ist für mich eine, die <strong>nicht</strong> wirklich stattfindet.Nämlich die mit Robert Trutnau. Auch er lebt in dem betreuten Wohnheim in <strong>Köln</strong>-Chorweiler. Robert Trutnau malt – fantastische Bilder, wunderschön in Form undFarbe. Als ich vor ihnen stehe und in seine Fantasiewelt eintauche, hat der Künstlerden Kulturbunker bereits verlassen. „Ihm war das einfach zu viel hier, zu vieleMenschen und zu laut“, erzählt mir Roberts Mutter, die den Besuchern die Bilderihres Sohnes näher bringt. Roberts Bilder sind kraftvoll und sehr bunt, bilden Erlebtesab oder Szenen aus Geschichten und Märchen wie „Aladin und die Wunderlampe“.„Das Malen hilft ihm, Situationen und Vorgänge zu beschreiben, die er mit Worten<strong>nicht</strong> so gut erklären kann. Für ihn ist Malen mehr als ein Hobby“, sagt seine Mutter.Bevor die Musikband „Kabelsalat“ am Abend ihre Verstärker einstöpselt, verlasse ichden Kulturbunker. <strong>Ich</strong> hatte einen beeindruckenden Nachmittag, ein facettenreichesKunsterlebnis sowie Begegnungen und Gespräche mit tollen Menschen – mit undohne Behinderung. „<strong>Ich</strong> <strong>sehe</strong> <strong>was</strong>, <strong>was</strong> <strong>du</strong> <strong>nicht</strong> <strong>sieh</strong>st“, lautete der Titel desAusstellung. Hoffentlich findet sie Nachahmer, denn so et<strong>was</strong> würde ich gerne öfter<strong>sehe</strong>n!

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