ABG Auftrag - Emil Wüst & Söhne
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Amtsblatt Seite 4<br />
IHR GUTES RECHT !<br />
Rechte und Pflichten bei<br />
der rechtlichen<br />
Betreuung<br />
Autorin Kathleen Jahn<br />
Fachanwältin<br />
für Familienrecht<br />
Nicht alle Menschen schaffen<br />
es, bis ins hohe Alter für sich<br />
selbst zu sorgen.<br />
Manchmal verhindern Vergesslichkeit,<br />
Demenz, psychische<br />
oder schwere körperliche<br />
Erkrankungen, dass<br />
man seine geschäftlichen Angelegenheiten<br />
allein bewälti-<br />
gen kann. Dann muss das jemand anderes für<br />
einen tun. in solchen Fällen wird vom Betreuungsgericht<br />
ein rechtlicher Betreuer eingesetzt.<br />
Welche Rechte und Pflichten sich dadurch ergeben,<br />
ist allerdings vielen Betroffenen gar nicht<br />
klar.<br />
Häufig ist es so, dass sich Ehepartner gegenseitig<br />
betreuen, wenn einer von ihnen so sehr<br />
erkrankt, dass er pflegebedürftig wird und seine<br />
eigenen Angelegenheiten nicht mehr selbst erledigen<br />
kann.<br />
in solch einem Fall setzt das Gericht zumeist<br />
den Ehepartner als rechtlichen Betreuer ein.<br />
Das bedeutet, dass der Ehepartner zuständig ist<br />
für:<br />
- die Gesundheitsfürsorge, also die Pflege<br />
- seine Aufenthaltsbestimmung, d.h. der Ehepartner<br />
kann entscheiden, ob der Andere weiter<br />
zu Hause gepflegt werden soll oder in ein<br />
Pflegeheim kommen soll<br />
- für seine Vermögensangelegenheiten und<br />
- die Befugnis zum Empfang der Post des Ehepartners.<br />
Der rechtliche Betreuer ist also umfassend mit<br />
der Erledigung der persönlichen Angelegenheiten<br />
des<br />
§<br />
pflegebedürftigen Ehepartners ausgestattet<br />
und muss sich auch intensiv darum<br />
kümmern.<br />
Damit gehen aber auch bestimmte Pflichten einher.<br />
Wer als rechtlicher Betreuer eingesetzt ist,<br />
ist dazu verpflichtet, einmal im Jahr einen Bericht<br />
über die Ausgaben abzugeben. Wie dieser<br />
Bericht genau auszusehen hat, ist den meisten<br />
ebenfalls nicht klar. Meistens macht sich der als<br />
rechtlicher Betreuer bestellte Ehepartner keine<br />
weiteren Gedanken darüber und lebt mit dem<br />
kranken Ehepartner weiter wie bisher, d.h. sie<br />
tätigen Anschaffungen und Ausgaben für ihr tägliches<br />
Zusammenleben, unternehmen längere<br />
Reisen, usw.<br />
Zumeist behalten die Ehepartner auch ein gemeinsames<br />
Konto, von dem aus sie sämtliche<br />
Ausgaben bezahlen. Dies ist aber bei einer<br />
rechtlichen Betreuung nicht mehr möglich. Das<br />
gemeinsame Vermögen muss getrennt werden.<br />
Das bedeutet im Einzelnen, dass die Ausgaben<br />
für den Betreuten vom gesunden Ehepartner getrennt<br />
und nachgewiesen werden müssen. Es<br />
muss also eine klare Aufteilung zwischen den<br />
Einnahmen und Ausgaben des Betreuten und<br />
des gesunden Ehepartners vorliegen.<br />
Versäumt der rechtliche Betreuer diese Pflichten,<br />
so kann das Betreuungsgericht die getätigten<br />
Ausgaben vom rechtlichen Betreuer zu-<br />
JAHN · RECHTSANWÄLTE<br />
rückverlangen. Gleichzeitig geht damit einher<br />
die Absetzung des Ehepartners als rechtlicher<br />
Betreuer. Dies hat zur Folge, dass einerseits<br />
eine Überschuldung eintritt und andererseits,<br />
das ein anderer rechtlicher Betreuer bestellt<br />
wird, der dann sowohl über das Vermögen des<br />
Betreuten, als auch über das des Ehepartners<br />
bestimmt. Das hat schlimme Folgen, denn der<br />
Ehepartner hat dann keinen Zugriff mehr auf das<br />
gemeinsame Konto, da dies der neue rechtliche<br />
Betreuer verwaltet. Der Ehepartner darf dann<br />
auch nicht mehr bestimmen, wo sich der kranke<br />
Ehepartner aufhalten soll, ist nicht mehr für<br />
seine Gesundheit zuständig und darf auch die<br />
eingehende Post nicht mehr bearbeiten. Was<br />
dem gesunden Ehepartner noch verbleibt, ist die<br />
weitere Pflege des erkrankten Ehepartners.<br />
Das oben dargestellte Szenario kann verhindert<br />
werden, wenn man entweder einen jährlichen<br />
Bericht über die Ausgaben erstellt oder aber bei<br />
Gericht einen Antrag auf Befreiung der Rechnungslegungspflicht<br />
stellt, was grundsätzlich<br />
möglich ist.<br />
Um aber überhaupt eine Betreuung und die<br />
damit einhergehende Rechenschaftspflicht gegenüber<br />
dem Gericht zu verhindern, ist es vor<br />
allem ratsam, eine Vorsorgevollmacht zu errichten.<br />
Mit der Vorsorgevollmacht wird eine andere<br />
Person bevollmächtigt, die eigenen Geschäfte<br />
wahrzunehmen, vor allem dann, wenn man es<br />
selbst nicht mehr kann. Damit ist für den Fall<br />
vorgesorgt, das im Krankheitsfall ein rechtlicher<br />
Betreuer durch das Vormundschaftsgericht bestellt<br />
werden muss.<br />
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