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Auferstehung - CVJM Denkendorf

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1.2010Mitarbeiterhilfe<strong>Auferstehung</strong>„Ich lebe und ihr sollt auch leben!“ >>>Leben, das den Tod besiegt >>>Ein Tag im Licht der <strong>Auferstehung</strong> >>><strong>Auferstehung</strong> der Toten – Hoffnung voller Attraktivität! >>>Ostern – die Welt mit anderen Augen sehen >>>


Vorwort>>>Liebe Mitarbeiterinnenund liebe Mitarbeiter,geht es Ihnen auch so wie mir?„<strong>Auferstehung</strong>“ – ein „schweres“ Thema!Vor dem Vorwort habe ich mich gedrückt – esvor mir hergeschoben. Dann noch einmal alleManuskripte zur Hand genommen und in einemZuge gelesen. Und: Ich bin zutiefst bewegt!Mehr noch: angesprochen, aufgerüttelt undermutigt, das neue Jahr mit diesem auferstandnenHerren zu leben. Sozusagen die „Folie –<strong>Auferstehung</strong>“ auf das ganze Leben, auf alles,was ich erlebe, sehe, mitbekomme in meinempersönlichen Umfeld und in der Welt, zu legen.Ich könnte auch sagen: Was Sie schon immerüber die <strong>Auferstehung</strong> wissen, fragen wollten– hier finden sie es. Aber das wäre fast zu billig.Nein, mit dieser Ausgabe werden Sie, so sagtes ein Autor, auf eine „Theologische Zeitreise“mitgenommen: Von der <strong>Auferstehung</strong>sfrage imalten Bund, über neutestamentliche Stimmenzur <strong>Auferstehung</strong>, über wissenschaftliche Fragenbis hin zu Menschen „wie Du und ich“ – diealle ihre Mühen mit dem Thema hatten.Auf diesem Weg gewinnt der christliche Glaubewieder Boden unter die Füße: Zum Dennoch-Glauben, zum „gegen-alle-Vernunft“-Glauben,zum „Durch-Glauben“ in aller Aussichtslosigkeit!Denn nicht der Tod hat das letzte Wort – lesenSie einmal, wie anschaulich die Ostkirche diesenGedanken in ihre Liturgie aufgenommenhat! Im Glauben an die <strong>Auferstehung</strong> Jesuvon den Toten habe ich die Hoffnung, dassnichts so bleiben muss, wie es ist, denn wirwarten auf Erneuerung, auf einen neuenHimmel und eine neue Erde!In diesem Glauben darf ich bitten:Gott, gib uns die Kraft zum Aufstehen,gegen Unterdrückung – für die Freiheit,gegen Ausgrenzung – für das Verstehen,gegen Unrecht – für das Recht,gegen Gleichgültigkeit – für die Liebe,gegen Wegschauen – für das Eintreten,gegen Armut – für die Fülle,gegen Angst – für das Vertrauen,gegen Tod – für das Leben.Jesus lebt!In herzlicher Verbundenheit grüße ich Sie auchim Namen des RedaktionsteamsIhreGudrun MeißnerSchriftleiterin>>>>>>><strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.20101


iblischDer Tod hat nicht dasletzte Wort!Die <strong>Auferstehung</strong>sfrage im Alten Bund 1>>>>>>2<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.20101. EinleitungLeser/innen, die vom NT her kommen, wird esvielleicht wundern, dass das AT nur ganz seltenausdrücklich von <strong>Auferstehung</strong> redet. Was füruns nach der <strong>Auferstehung</strong> Jesu wie selbstverständlichzu unserem Glauben gehört, mussteGott seinem Volk im Alten Bund erst Schritt fürSchritt offenbaren.1 Vgl. zum Ganzen: H. Gese, Der Tod im Alten Testament,in: ders., Zur biblischen Theologie, 2. Aufl., Tübingen 1983,31–54.2. Das zugrunde liegende Verständnisdes TodesWer stirbt, kehrt nach antiker Vorstellungzurück zur Unterwelt, woher er gekommen ist.Hiob 1,21: „Nackt kam ich aus dem Schoß derMutter, nackt geh ich wieder dorthin zurück.“Da – anders als im modernen Bewusstsein –nicht das Individuum im Mittelpunkt stand,sondern die Sippe, also das Individuum ganzeingebettet war in das Kollektivum der Großfamilie,wurde auch das Problem des Todes


anders empfunden als bei uns heute. Die Verbundenheitdes Individuums mit der Sippeblieb über den Tod hinaus bestehen. Deshalbist die Hoffnung der Frommen zunächst, sowie beispielsweise Abraham „alt und lebenssatt“sterben zu dürfen und „im Grab seinerVäter“, also dem Familiengrab, beigesetzt zuwerden (1.Mose 25,8; vgl. 1.Mose 35,29 u. ö.).Schlimmer als der Tod ist es, durch die Bestattungin einem fremden Land im Tod von derSippe getrennt zu werden (vgl. z. B. Amos 7,17).Dennoch kennt und bedenkt das AT durchausauch das Problem des individuellen Todes: soz. B. in 1.Mose 3,22 und 24, wonach Gott denMenschen vom Lebensbaum ausschließt, wasals Folge der vorangehenden Schuld verstandenwird. Der Mensch lebt in einer zwiespältigenSituation: Durch das Bewusstsein hat er Anteilan der Welt Gottes, aber er ist doch sterblich.biblisch3. Die Errettung aus dem TodZunächst galt der Tod als das Ende nichtnur des natürlichen Lebens, sondern auch derBeziehung zu Gott. Denn: „Wenn ich tot bin,kann ich dich nicht mehr preisen. Dort untenbei den Toten dankt dir niemand“ (Psalm 6,6).Und: „Kann einer dir noch danken, wenn erzu Staub zerfallen ist“ (Psalm 30,10)? GottesOffenbarung geschieht in der Beziehung zu seinemVolk, im Raum menschlichen Lebens undBewusstseins. Sie kann deshalb den bewusstlosenZustand des Todes nicht unmittelbarumschließen. Zwar gehören auch die Totenselbstverständlich Jahwe – denn es gibt ja außerihm keinen Gott, aber sie stehen in keinerVerbindung mehr zu ihm. Jahwe ist kein Gottder Toten, denn wo er ist, ist Leben. Damit gehtdie „Desakralisierung der Todessphäre“ einher,d. h. die Unmöglichkeit und das strikte Verbotjeglichen Totenkultes. Das schließt Trauerzeremonienvor und bei der Bestattung nicht aus;wie man an Jer 16,5–7 sehen kann, wird dieUnterlassung der üblichen Trauerriten sogarals sehr schlimm empfunden. Aber es kann unddarf neben der das ganze Sein beanspruchendenOffenbarung Jahwes keinen Totenkult geben.Für den Einzelnen gibt es in der frühen Zeit keinHeil im Tod, sondern nur die Errettung aus demTod, um die der Schwerkranke, der sich bereitsvom Tod umfangen sieht, z. B. in den Psalmenbetet. Von der Erfahrung solcher Errettung durchdie Genesung von schwerer Krankheit zeugt1.Sam 2,6: „Der Herr tötet und macht lebendig,er verbannt in die Totenwelt und er ruft aus demTod ins Leben zurück“ (vgl. auch 5.Mose 32,39).>>>3<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010


iblisch4<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.20104. Das „ewige Leben“Dadurch, dass es im Tod keine Beziehung zuJahwe geben konnte, ergab sich ein entscheidenderOffenbarungsschritt: Israel erkannte, dasses einen Bereich gibt, der unabhängig von unsererleiblichen Existenz ist, den Bereich der Transzendenz,der über die leibliche Existenz hinausfortbestehenden Verbindung mit Gott. So keimtallmählich die Hoffnung auf, dass die Beziehungzu Gott auch im Tode nicht enden wird, dass ervielmehr die Frommen in Herrlichkeit aufnehmenwird (Psalm 73,23 ff.). „… Du holst micham Ende in deine Herrlichkeit … Auch wenn ichLeib und Leben verliere, du, Gott hältst mich“(Psalm 73,24.26)! Etwa zur selben Zeit begegnenwir bei Hiob der Hoffnung auf einen Erlöser, derauch dann noch für ihn da ist, wenn seine leiblicheExistenz vergangen ist: „Ich weiß, dass meinErlöser lebt …, ja ich selbst werde ihn für michschauen, meine eigenen Augen sehen ihn, nichtein Fremder, mögen auch meine Nieren in meinemInnern geschwunden sein“ (Hiob 19,25–27). 2Hier ist es zu der Erkenntnis gekommen, „dassdem persönlichen Gottesverhältnis eine diephysische Existenz übersteigende Transzendenzentspricht“. 3 Das kommt auch in Psalm 49,16zum Ausdruck, wo wie in Psalm 73 wörtlich vonder „Entrückung“ aus dem Hades, der Totenwelt,durch Gott die Rede ist, wie schon Elia am Endeseines Lebens nicht starb, sondern zu Gott„entrückt“ wurde. Ps 16,8–10 zeugt von derGewissheit, dass die Gemeinschaft mit Gottnicht an der Grenze des irdischen Lebens endet.In Vers 10 heißt es: „Du, Herr, wirst mich nichtder Totenwelt preisgeben! Du wirst nicht zulassen,dass ich für immer im Grab ende; denn ichhalte in Treue zu dir!“2 Übersetzung aus H. Gese, Der Tod 44.3 H. Gese, Der Tod 44.5. Die <strong>Auferstehung</strong>Doch bleibt das AT nicht bei dieser individuellenHoffnung auf ein Leben jenseits des Todesstehen. Seine universale Sicht umfasst nichtnur den Einzelnen, sondern die ganze Welt.Sie gipfelt in der Erwartung eines neuenHimmels und einer neuen Erde, des Lebensim Reich Gottes und der neuen Schöpfungvon Gott.Im 8. Jahrhundert finden wir einen Text,der eine Wiederbelebung der Israeliten andeutet,nämlich Hosea 6,2 – ein Text, der fürdie Beschreibung der <strong>Auferstehung</strong> Jesu „amdritten Tag“ im Neuen Testament eine wichtigeRolle spielen sollte (vgl. Mt 16,21; Lk 9,22;24,46; Joh 5,21; Apg 10,40; 1.Kor 15,4). Dortheißt es: „Nach zwei Tagen gibt er uns dasLeben zurück, am dritten Tag richtet er unswieder auf, und wir leben vor seinem Angesicht.“


Es geht hier vom Zusammenhang her zunächstum die Errettung von Israels Nordreich ausGottes Gericht, doch war der Text offen für dieInterpretation auf ein neues Leben der Gerechtennach dem Tod und wurde nach dem Untergangdes Nordreichs im Jahr 722 v. Chr. so gelesen.Auch in Ezechiels Vision von dem „Feld vollerTotengebeine“, die durch Gottes Atem wiederlebendig werden (Hes 37), geht es zunächstum die Wiederherstellung Israels im eigenenLand, doch keimt hier bereits die Hoffnung aufGottes neuschaffende <strong>Auferstehung</strong>skraft auf. 4Hier, in dieser Vision der Neuschöpfung werdenzwei Auffassungen derselben von vornhereinausgeschlossen, nämlich das Missverständnis,es handle sich dabei nur um eine Reparatur ander alten Schöpfung und das gegenteilige Missverständnis,als handle es sich dabei um einevöllig andere, von der ersten unabhängigeSchöpfung. 5 Es geht dabei um eine die altein sich aufnehmende Neuschöpfung aus denToten. Jes 25,8 blickt gar auf die gänzlicheÜberwindung des Todes aus: „Den Tod wirder für immer vernichten.“ Nun, am Ende des4. Jahrhunderts, leuchtet hell die Gewissheitauf, dass der Tod nicht das letzte Wort überdie Menschen hat. So heißt es in Jes 26,19:„Deine Toten werden wieder leben, die Leichenmeines Volkes werden auferstehen! Ihr alle, dieihr in der Erde liegt, wacht auf und jubelt vorFreude! Du, Herr, bist wie der belebende Tau;darum gibt die Erde die Toten heraus.“ EinJahrhundert später begegnet uns dann einevollständig entwickelte <strong>Auferstehung</strong>serwartung,nämlich in Daniel 12. Nach Daniel 12,2wird bei der <strong>Auferstehung</strong> am Ende der Zeitenunterschieden zwischen denen, „die zum ewigenLeben erwachen“ und denen, „die zu ewigerSchmach und Schande“ erwachen. Indem4 Vgl. J. Heidler, Artikel <strong>Auferstehung</strong> in: CalwerBibellexikon Bd. 1, Stuttgart 2003, 135-137, 135.5 Vgl. H. Gese, Der Tod 50.also das Tun der Menschen bei der <strong>Auferstehung</strong>bewertet und belohnt bzw. bestraft wird,geschieht endlich der in diesem Leben so oftschmerzlich vermisste Ausgleich zwischen Tunund Ergehen. Diese Erwartung liegt beispielsweisedem Gleichnis vom Reichen Mann und demarmen Lazarus in Lukas 16,19–31 zugrunde,wo Jesus Abraham zu dem Reichen sagen lässt:„Mein Sohn, denk daran, dass du schon zuLebzeiten das dir zugemessene Glück erhaltenhast, Lazarus aber nur Unglück. Dafür kann ersich nun hier freuen, während du Qualen leidest“(Vers 25).Im Frühjudentum zur Zeit Jesu hatten wohl diemeisten Juden irgendeine Form von <strong>Auferstehung</strong>shoffnung.Insbesondere haben die Pharisäerdie Hoffnung auf die <strong>Auferstehung</strong> der Totenhochgehalten, während die Sadduzäer sie ablehnten(vgl. Mk 12,18), weil sie nur die Toraals verbindliche heilige Schrift anerkannten,und sie dort nicht vorkam. Das frühjüdischeAchtzehnbittengebet preist Gott als den, „derdie Toten lebendig macht“.• Dr. Hanna Stettler45 Jahre, verheiratet, drei Kinder, Studiumder Theologie in München, Tübingen,Aberdeen und Erlangen; Promotion undHabilitation im Neuen Testament inTübingen. Teilt gegenwärtig mit ihremMann eine Pfarrstelle in der SchaffhauserLandeskirche und ist Privatdozentin für NTin Tübingen5<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010biblisch


iblisch„Ich lebe, und ihr sollt auch leben!”Johannes 14,19Neutestamentliche Stimmen zur <strong>Auferstehung</strong>6<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010Zum urchristlichen Bekenntnis gehört von Anfangan das Bekenntnis zu Jesus Christus alsdem Auferstandenen. Man kann geradezu sagen:Das christliche Glaubensbekenntnis wäre ohnediesen Bezug zur <strong>Auferstehung</strong> Jesu Christi ebenkein christliches Glaubensbekenntnis!Dementsprechend finden sich auch in vielenneutestamentlichen Texten verschiedene und vielfarbigeAussagen zu Jesu <strong>Auferstehung</strong>. Und dochist das, was da die Evangelien zu erzählen wissen,keinesfalls „alltäglich“; und was etwa der ApostelPaulus über die <strong>Auferstehung</strong> Jesu und die <strong>Auferstehung</strong>der an ihn Glaubenden schreibt, ist allesandere als „selbstverständlich“. Nein: Was sichda drei Tage nach der Hinrichtung dieses Jesusereignet hat, ist tatsächlich weltumstoßendund unbegreiflich – für die damaligen Zeugengenauso, wie es für uns heute sein mag.Die <strong>Auferstehung</strong> Jesu Christi ist außerhalbdes Glaubens wirklich unglaublich, ja töricht.Und doch hängt anihr nichts anderesals das ganzechristliche Glaubensverständnisund Glaubensbekenntnis.Begeben wir unsauf eine theologischeZeitreise!>>> Die <strong>Auferstehung</strong>Jesu Christi ist außerhalbdes Glaubens wirklichunglaublich, ja töricht.Und doch hängt an ihrnichts anderes als dasganze christlicheGlaubensverständnisund Glaubensbekenntnis.>>>>>>


Hoffnungslos und verzweifelt: DieJünger im schwarzen LochStellen wir uns einmal vor, wie die „Seelenlage“der Jünger nach der Kreuzigung ihres Herrnund Meisters war! Die vier Evangelien gebenuns ein anschauliches Bild: Die Jünger warenvon diesem Jesus von Nazareth in die Nachfolgeberufen worden. Sein Wort und Auftretenwar so vollmächtig, dass sie wortwörtlich allesstehen und liegen ließen und mit ihm gingen(Mk 1,16–20 par.; 3,13 par. u. a.). Sie hatten aufdem gemeinsamen Weg mehr als nur wunderbareEreignisse erlebt und gesehen: Heilungenhoffnungslos Erkrankter; liebevolle und überwältigendeZuneigung gegenüber denen, diebei anderen nichts galten; machtvolle Rettungswunder.Sie hatten diesen Menschen reden undpredigen gehört, wer Gott ist und wie er zuverstehen sei. Dass Gott immer und immerwieder gegen Leid und Tod und Unrechtangeht und so das Böse zum Guten wendet.Und schließlich hatten sie immer mehr begriffen,wer denn dieser Jesus sein musste: Jesus,der Christus; Jesus, der Gesalbte; Jesus, derMessias; Jesus, der endlich das FriedensreichGottes bringen sollte. Das alles und noch vielmehr hatten sie erlebt, erfahren und erhofft.Und nun das: In der Stadt Davids, der für Judenso bedeutungsvollen Stadt Jerusalem, war Jesusden schmachvollen Tod eines Schwerverbrechersgestorben. Mit ihm war alle Hoffnung gestorben,dass der Welten Lauf endlich einmaldurchbrochen werdenwürde. Am>>> Am schändlichenKreuz Jesu starb für die schändlichen KreuzJünger die Hoffnung auf Jesu starb für diedie machtvolle Liebe Jünger die Hoffnungauf die macht-Gottes – ein für allemal.volle Liebe Gottes – ein für allemal. Die Jüngersaßen im schwarzen Loch; angstschlotterndvor einer möglichen Verfolgung, mutlos inihrer Ausweglosigkeit (Lk 24,17 ff.; Joh 20,19),verlacht und verspottet vor aller Welt, wie jaauch ihr Herr verlacht und verspottet wordenwar (Mk 15,16–20 par.; 15,29–32 par.).Totgeglaubte leben länger?!Man kann sich die Verzweiflung der Jüngerinnenund Jünger nach dem Tod Jesu gar nicht großgenug ausmalen, um das Unglaubliche ihrerBotschaft zu begreifen. Dass Jesus tot war, wirklichund wahrhaftig gestorben und begraben:Das stand fest. Zeugen – die mutigen Frauenunter dem Kreuz – hatten vom Tod berichtet(Mk 15,40 f.). Das Steingrab, in dem Jesus nochvor Anbruch des Sabbats in aller Eile bestattetworden war, war mit dem großen Rollstein verschlossenworden (Mk 15,42–47); bereits dreiTage waren seitdem vergangen – und nach dreiTagen war jedenfalls nach antikem Verständnisausgeschlossen, dass der Tote nur „scheintot“war. Drei Tage nach dem Tod war definitiv klar:Tot bleibt tot. Der Tote wird verwesen, und allenfallsam jüngsten Tag würde er vielleicht wiederirgendwie lebendig werden. Diese jüdische Hoffnungkonnte man immerhin haben – nicht weniger,freilich auch nicht mehr; diese Hoffnungkonnte man ja für jeden frommen Juden haben(Joh 11,24), wenn man nicht gerade Sadduzäerwar (Mk 12,18 ff.). Und doch wäre das für Jesuszu wenig, wäre er damit doch als kein andererMensch erwiesen als alle anderen! Und wäredamit nicht alles, was er vorher getan undverkündet hatte, als vollmundige Lüge erwiesen?>>>7<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010biblisch


iblisch8<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010Und da geschieht am dritten Tag das, „was nochkein Ohr gehört und kein Auge gesehen hatte“(1.Kor 2,9): Der Gekreuzigte war tot – und lebtnun wieder. Totgeglaubte leben länger?! Nichtnur, dass man (frau!) das Grab nach drei Tagenleer vorgefunden hatte – sollte man den Leichnamgeraubt (Mt 27,62–66; 28,11–15) oderweggetragen haben (Joh 20,15)? Nein, es prasseltnur so von Berichten, dass der Gekreuzigte leiblichund lebendig gesehen wurde! – Da mögedoch nun jeder seine Bibel zur Hand nehmenund die Erzählungen von Markus (Mk 16,1–8),Matthäus (Mt 28,1–10; 28,16–20), vor allemvon Lukas (Lk 24,1 ff.)>>> Der Gekreuzigteund Johannes (Joh 20,1 ff.)war tot – und lebt nunnachlesen (vgl. auchwieder. Totgeglaubte1.Kor 15,3–8). Für unsleben länger?!Christen sind das nurallzu bekannte Geschichten, vielleicht nur nochvon der Weihnachtsgeschichte (Lk 2,1 ff.) imBekanntheitsgrad übertroffen. Und doch sinddiese Abschnitte des Neuen Testaments spannenderals jeder Kirchenkrimi, packender als jedeneuzeitliche Verschwörungstheorie und vielschichtigerals jede banale Psychologiestudieüber einen vermeintlichen Selbsttäuschungsaktder Urgemeinde.Der Auferstandene – Gespenst, Geistoder Gott?Entgegen aller neuzeitlichen Meinung und Aufgeklärtheitwar nämlich auch die <strong>Auferstehung</strong>eines Menschen im antiken Kontext keineswegsselbstverständlich. Die Menschen der Antikewussten genauso wie heutige Zeitgenossen umdas bittere Sterben und die Endgültigkeit desTodes. Sicher, Philosophien und Religion botenDeutungsmuster an; sie stellten Gedanken zurVerfügung, wie man das Leben nach dem Toddenken konnte. Und doch erzählen die Evangeliennoch mal etwas gänzlich Anderes von der<strong>Auferstehung</strong> Jesu. Dem kann man nur atemlosnachlauschen: Boten Gottes – landläufig Engelgenannt – vollbringen ihren gottgemäßen Auftragund erzählen, dass Jesus nicht mehr tot sei,sondern lebe (Mk 16,6 par.). Keiner glaubt’s; dieFrauen sind entsetzt, die Männer halten es (wieüblich?) für Weibergeschwätz (Lk 24,11.22 f.).Jesus zeigt sich selbst und erscheint tatsächlich„beiläufig“ den beiden Jüngern, die ins DorfEmmaus wandern (Lk 24,15). Erst als er ihnen– erneut! – die biblischen Texte auslegt unddas Mahl mit ihnen feiert, erkennen sie ihn imVerschwinden (Lk 24,27–31). Maria, die aufdem Friedhof dem geliebten Verstorbenennochmals ihre Liebe zeigen will, bekommtden Auferstandenen zu sehen – und hält ihnfür den Gärtner (Joh 20,14 f.). Er spricht siemit Namen an und gibt sich dadurch zu erkennen(Joh 20,16). Allen Jüngern schließlicherscheint er unvermittelt inmitten ihrerzitternden Hoffnungslosigkeit: Ein Geist, einspukendes Gespenst gar, das seinen Frieden


nicht findet, weil sein Körper schändlich hingerichtetund nur eilends begraben wurde(Lk 24,36 ff; Joh 20,19 ff. 24 ff.)? Oh nein: DasGespenst spricht sie an; sie können den Leibberühren (Lk 24,39), und die Erscheinung isstschließlich sogar etwas, um seine Leiblichkeitzu beweisen (Lk 24,41–43). Und um allemMisstrauen entgegenzutreten, dass der daErscheinende womöglich gar nicht mit demGekreuzigten identisch ist, bekommen wir zulesen, dass die Folterspuren an der eigenwilligenLeiblichkeit des Auferstandenen sichtbarund berührbar sind (Lk 24,40; Joh 20,20.27).>>> Geist? Gespenst?Unverkennbar,Nein, Gott! Der Auferstandeneerschließt sich selbst als wechselbarweil unver-der auferstandene Christus. steht da derGekreuzigtevor ihnen. Geist? Gespenst? Nein, Gott!Der Auferstandene erschließt sich selbst als derauferstandene Gekreuzigte. Darin erschließt ersich selbst als Gottes Sohn. Und jetzt macht es„Klick“ bei den Jüngern, den Männern undFrauen, die ihm nachgefolgt waren. Jetzt, erstjetzt, erkennen sie wirklich, wer er war undist und sein wird. Jetzt erst verstehen sie, dassJesus wirklich der Christus ist: Jesus Christus.Sie verstehen es, weil sich der Auferstandenezu verstehen gibt.Vom Ende zum Anfang und wiederzurückDas so unscheinbar wirkende Markusevangeliumbringt dieses sozusagen „posthume Verstehen“erzählerisch auf den Punkt. Es berichtet in seinerursprünglichen>>> Die <strong>Auferstehung</strong> JesuGestalt (die Verse Christi ist der Schlüssel für dasMk 16,9 ff. sind Verständnis seiner Person undnachträglich angefügteErzählun-seines Redens und Handelns.gen) nichts von Erscheinungen des Auferstandenenund kaum etwas von der <strong>Auferstehung</strong>des Gekreuzigten: Beides wird einfach alsurchristliches Bekenntnis vorausgesetzt. Dochenthält die Botschaft des Engels am leeren Grab,die die Frauen an die Jünger ausrichten sollen,einen besonderen Clou: Petrus und die anderenwerden den Gekreuzigten als Auferstandenen inGaliläa sehen (Mk 16,7)! Was ist aber an Galiläaso besonderes? Es ist der Ort, an dem Jesus zumersten Mal auftrat und am Anfang des Markusevangeliumszum ersten Mal den Inhalt seinerBotschaft verkündet (Mk l,14 f.)! So, wie dieJünger zurück an den Ort ihrer ersten Begegnungmit Jesus geschickt werden, so schicktder Evangelist Markus seine Leser zurück anden Anfang seiner Erzählung. Erst vom Endeher versteht man den Anfang; erst nach Kreuzigungund <strong>Auferstehung</strong> verstehen wir, wer dieserJesus wirklich ist und was der Inhalt seiner Botschaftist. Die <strong>Auferstehung</strong> Jesu Christi ist derSchlüssel für das Verständnis seiner Person undseines Redens und Handelns. >>>9<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010biblisch


<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010biblisch„Ist aber Christus nicht auferstanden ...“:Die Relevanz der <strong>Auferstehung</strong> JesuWarum halten aber die Evangelisten wie auch derApostel Paulus und alle anderen neutestamentlichenVerfasser an diesem (scheinbar) „törichtenEreignis und Bekenntnis“ (1.Kor 1,18 ff.) fest?Eine erste Antwort könnte man mit Paulus formulieren:„Ist Christus nicht auferstanden, soist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer(und unser) Glaube vergeblich.“ (1.Kor 15,14).Hier spüren wir, dass es in dem Bekenntnis zur<strong>Auferstehung</strong> Jesu Christi mehr als nur um einenachträgliche Korrektur seines Kreuzestodes geht;es geht um das Zentrumunseres christ->>> Was zeigt sich dennin der <strong>Auferstehung</strong> deslichen Glaubens. WasGekreuzigten? Dass Gottzeigt sich denn in derder Schöpfer wider alleHoffnung an seiner <strong>Auferstehung</strong> des Gekreuzigten?Dass GottSchöpfung festhält undsie um seiner grenzenlosen der Schöpfer wider alleLiebe willen nicht vergehen Hoffnung an seinerlässt. Dass der Tod nicht Schöpfung festhält unddas letzte Wort behält, sie um seiner grenzenlosenLiebe willen nichtsondern dass das WortGottes selbst ihm ins Wort vergehen lässt. Dass derfällt und es mit seinemTod nicht das letzteOstergelächter verlachtWort behält, sondernund vertreibt.dass das Wort Gottesselbst ihm ins Wort fällt und es mit seinem Ostergelächterverlacht und vertreibt. Diese Erkenntniswird in vielen Texten immer wieder neu festgehaltenund eingeschärft: Die christliche Taufe istnach Röm 6,1 ff. ausdrücklich mit dem Sterbenund Auferstehen des Sohnes gedanklich verbunden.Warum? Weil in der christlichen Taufe daszukünftige Geschick des Täuflings unauflöslichmit dem in der Vergangenheit bereits geschehenen,in der Gegenwart wirksamen und für alleZukunft hin gültigen Geschick Jesu Christi verbundenwird! Von diesem Grundgedanken verstehenwir dann auch Aussagen wie Gal 2,20; Phil3,10 f.; 1.Kor 15,20 ff. Hinter all dem steht dieneutestamentliche Einsicht: Wer zu diesem Jesusgehört, weil er von ihm berufen wurde, dergehört auf immer und ewig zu ihm. Zu Jesusgehören aber heißt: durch Leid, Sterben undTod von Gott selbst hindurchgetragen werdenin die <strong>Auferstehung</strong>. Das ganze christlicheGlaubensverständnis und Glaubensbekenntnishat seinen unaufgebbaren Bezugspunkt imLeiden und Sterben und Auferstehen desSohnes Gottes. Fällt dieser Bezugspunkt weg,dann ist der christliche Glaube inhaltsleer undsinnlos geworden.„Ich lebe, und ihr sollt auch leben!“Die Bedeutung der <strong>Auferstehung</strong> Jesu Christifasst der Evangelist Johannes knapp und treffendin der Aus- und Zusage Jesu zusammen:„Ich lebe, und ihr sollt auch leben“ (Joh 14,19)!Das ist – weiß Gott! – mehr als nur ein frommerWunsch! Denn wer spricht denn da?Niemand anderer als der, von dem das gleicheEvangelium in der beeindruckenden GeschichteJoh 11,1 ff. erzählt, dass er einen schon verwesenden,stinkenden, an Händen und Füßengebundenen Leichnam allein mit seinemSchöpferwort „Lazarus, komm heraus!“ insLeben zurückgeholt hat. Der Satz „Ich lebe,und ihr sollt auch leben!“ ist nichts anderesals der in alle Ewigkeit gültige Satz „XY, kommaus dem Grab heraus!“ – und für „XY“ dürfenwir nun alle getrost unseren Namen einsetzen.Viel mehr gäbe es noch zu den neutestamentlichenStimmen zur <strong>Auferstehung</strong> zu sagen; undnoch viel mehr müsste man darüber nachdenken.Aber vielleicht ist dieser eine Satz: „Ichlebe, und ihr sollt (und werdet!) auch leben!“der wichtigste.• Dr. Jens Adam40 Jahre, Theologiestudium in Tübingen,Jerusalem und Heidelberg, Pfarrer derbadischen Landeskirche, seit 2001 Dozentfür Neues Testament an der Evang.-theolog.Universität Tübingen10


iblisch>>>Der Satz „Ich lebe, und ihrsollt auch leben!“ ist nichtsanderes als der in alleEwigkeit gültige Satz„XY, komm aus dem Grabheraus!“ – und für „XY“dürfen wir nun getrostunseren Namen einsetzen• Dr. Jens Adam<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201011


iblisch„Worauf ihr euch verlassenkönnt!”Der älteste <strong>Auferstehung</strong>stext des Neuen Testaments: 1.Korinther 15,3–8>>>>>><strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.20101. Erste BeobachtungenDiese Verse sind eines der ältesten <strong>Auferstehung</strong>szeugnissedes NT und eines der umfangreichsten.Nicht weniger als sechs verschiedeneErscheinungen des Auferstandenen werden aufgezählt:Kephas (Petrus), die Zwölf (Jünger),mehr als 500 Brüder, Jakobus, alle Apostel undschließlich Paulus. Allerdings werden keineErscheinungen vor Frauen erwähnt (und auchdas leere Grab wird nicht genannt). Ebenfallsfehlen alle absoluten Zeitangaben und alleOrtsangaben. Insgesamt setzt dieser Text,der als „Urtext“ aller <strong>Auferstehung</strong>stexte imNeuen Testament gilt, etwas andere Akzenteals die Erzählungen in den Evangelien.2. Die zeitliche EinordnungDer Text ist sehr alt: Paulus betont, dass er ihnselbst empfangen und der Gemeinde in Korinthweitergegeben habe (V. 3) – er muss also älter12


sein als die Gemeinde in Korinth, die um dasJahr 50 n. Chr. gegründet worden ist. Der Textführt somit in die älteste Zeit, nahe an dieEreignisse selbst heran, spätestens 46/48 n. Chr.Außerdem häufen sich in diesen Versen sprachlicheWendungen, die Paulus sonst nie gebraucht:„Sünden“ im Plural ist unpaulinisch, sonstspricht er von „der Sünde“ ausschließlich imSingular; „nach der Schrift“ findet sich sonstnicht bei Paulus, er schreibt an ähnlichenStellen „wie geschrieben steht“; das griechischeWort für „er erschien“ kommt bei Paulus sonstnicht vor. Auch diese Beobachtungen sprechendafür, dass (3b–5) eine alte, vorpaulinischeFormel ist, die Paulus aufgenommen und weitergegebenhat.3. Der AufbauUrsprünglicher Text: V. 3b–5Der Text selbst ist nicht einheitlich: Die Verse3b–5 heben sich als eine in sich geschlosseneFormel heraus. Sie ist weitgehend parallel aufgebaut– mit einer zusätzlichen Notiz am Schluss.Durch die Nennung von Kephas (mit seinemalten, aramäischen Namen) und den Zwölfen(dem Kreis der Jünger Jesu) werden die Erscheinungendes Auferstandenen betont.Ergänzung: V. 6–7.8In den folgenden Versen ändern sich Spracheund Form. V. 6–7 sind Aufzählungen: Zuerst diemehr als 500 Brüder, von denen Paulus betont,dass einige von ihnen noch leben und also nochals befragbare Augenzeugen zur Verfügung stünden,und dann die Erwähnung von Jakobus undallen Aposteln, die auffällig parallel zu V. 5 formuliertworden ist. In V. 8 erwähnt Paulus seineeigene Erscheinung als Abschluss der Erscheinungen.Diese Verse haben also folgende Struktur (undvermutliche Entwicklung)Vor Paulus:> (3b–5): ursprüngliche, weitgehend paralleleFormulierung – mit der Betonung, dass Kephasund die Jünger – der Kreis der ersten <strong>Auferstehung</strong>szeugen– den Auferstandenen gesehenhaben> (6–7): erste Ergänzung: Erscheinung vor den500 Brüdern und Jakobus (dem Bruder Jesuund späteren Leiter der Gemeinde in Jerusalem)Ergänzungen durch Paulus:> (6–8): die Tatsache, dass die meisten der500 Brüder „heute“ (d. h. zur Zeit des Paulus)noch leben und also befragt werden können– Erwähnung seiner eigenen Erscheinung >>>biblisch<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201013


iblisch<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201014Die Fragen, die sich daraus ergeben:> Welchen Sinn hatte die ursprüngliche Formel(3b-5)?> Was bedeuten die Ergänzungen der Erscheinungvor den 500 und vor allem vor Jakobus und„allen Aposteln“?> Wie ordnet Paulus seine eigene Erscheinungein?4. Die ursprüngliche Formel (3b–5)Knapp und in geprägter, liturgischer Sprache isthier ein frühes <strong>Auferstehung</strong>szeugnis überliefert,das Tod und <strong>Auferstehung</strong> Jesu als die beidenzentralen Heilsereignisse des Glaubens herausstellt,beide Ereignisse interpretiert („für unsereSünden“, „am dritten Tag“), sie in Bezug zu den„Schriften“ (unserem heutigen AT) stellt und dieRealität des Geschehens betont.„Nach den Schriften“Ein Schlüssel zum Verständnis dürfte das zweimalige,betonte „nach den Schriften“ sein: Was hiergeschieht, ist weder ein Zufall, noch ein völligrätselhaftes Geschehen, das für beliebige Deutungenoffen stünde, sondern etwas, was nurim Zusammenhang mit der Geschichte Gottesmit seinem Volk zu verstehen ist. Hier handeltder gleiche Gott in der Geschichte Jesu, der auchin der Geschichte Israels gehandelt hat.Auffallend ist allerdings, dass dieses „nach denSchriften“ nicht näher ausgeführt wird. Wederwird angegeben, worauf sich das „für unsereSünden“ bezieht 1 , noch wird deutlich, woher dieZeitangabe „am dritten Tag“ stammt 2 . Bleibt alsodie Vermutung, dass sich „nach den Schriften“nicht auf einzelne Schriftstellen bezieht, sondernauf den Sinn „der Schriften“, d. h. des AT. Es gehtnicht um einen Schriftbeweis, sondern um einenSchriftbezug, d. h. um den Hinweis, dass alles,1 Denkbar ist ein Bezug zu Jes 53,5–62 Denkbar ist ein Bezug zu Hos 6,2. Ein Text, der aber sonstnirgendwo im NT zitiert wird.was über den Tod und die <strong>Auferstehung</strong> zusagen ist, den Interpretations- und Verständnishintergrund„der Schriften“ braucht. Das GeschickJesu lässt sich nicht aus dem AT beweisen, aberlässt sich letztlich nur vom AT her verstehen!Ohne diesen Bezug bleiben die Aussagen entwederbeliebig und oder mirakulös.„Begraben“ und „Gesehen“> Dass Jesus „begraben“ worden ist, unterstreicht,dass er wirklich gestorben ist. Damitwerden alle sogenannten „doketischen“ (aufdem Anschein beruhend) Auslegungen der <strong>Auferstehung</strong>ausgeschlossen, d. h. die Vorstellung,Jesus sei nur scheinbar tot gewesen, er habesich nur tot gestellt oder Gott habe ihn nurscheinbar sterben lassen.> Dass Jesus „gesehen“ worden ist, unterstreicht,dass er wirklich auferstanden ist. Interessantist das griechische Wort (ophthae), das hierverwendet wird: In der Septuaginta, der griechischenÜbersetzung des AT, die zu dieser Zeitim Gebrauch war, wird das Wort immer wiederin Erzählungen von Gotteserscheinungen gebraucht.Gott wird „gesehen“, wenn er erscheint.Das gilt vor allem für die Väterzeit(bis David und Salomo) und dann wieder inder zukünftigen Endzeit. So wie Gott von denVätern „gesehen“ wurde, so wird er auch amEnde der Zeit „gesehen“. Indem in dieserFormel dieses alttestamentliche Schlüsselwortbenutzt wird, wird signalisiert, dass sich hier,in der <strong>Auferstehung</strong> Jesu, die endzeitlicheGegenwart Gottes zum Heil der Menschenzeigt, „erscheint“.Wie der Auferstandene den Menschen erscheint,wird nicht weiter ausgeführt, nur dass er ihnenerscheint, und dass diese Erscheinung als endzeitlicheHeilsgegenwart Gottes verstandenworden ist, wird in dieser Vokabel angedeutet.Genauso wenig wie diese Formel an dem Wiedes Begrabenseins Jesu interessiert ist, genausowenig ist sie an dem Wie seines Erscheinensinteressiert!


Die <strong>Auferstehung</strong>szeugenDie Nennung von <strong>Auferstehung</strong>szeugen unterstreichtnoch einmal den Charakter der Erscheinungen:Sie sind menschlich erfahrbarund bezeugbar, auch wenn sie nicht wirklichmenschlich erklärbar und beweisbar sind.Interessanterweise wird Petrus hier mit seinemaramäischen Namen, Kephas, bezeichnet.Das weist zum einen auf eine alte, aramäischeTradition zurück und unterstreicht das Alterder Überlieferung, zum andern weist es auchauf Jerusalem und die ursprüngliche zentraleStellung von Petrus/Kephas in der Urgemeinde.Hier ist also die (vermutliche) Erstvision desPetrus festgehalten, die dann aber durch einesich anschließende Gruppenvision „der Zwölf“unterstrichen wurde. „Die Zwölf“ waren derengere Kreis der „zwölf Jünger“, die natürlichzu diesem Zeitpunkt zahlenmäßig nur elf waren!Deshalb ist die Bezeichnung „die Zwölf“ vermutlicheine Art Amts- und Ehrentitel dieserersten Führungsmannschaft der Urgemeinde,die sich vor allem aus den unmittelbaren Nachfolgerndes irdischen Jesus zusammensetzten.„Gestorben“ und „Auferstanden“Interessant ist, dass das griechische Wort für„gestorben“ in einer besonderen grammatischenForm steht, dem sogenannten„Aorist“. Er >>> Die <strong>Auferstehung</strong>bezeichnet ein abgeschlossenesEreignis abgeschlossen, sondernJesu ist nicht einfachder Vergangenheit, das heute noch wirksam.aber auch heute nochBedeutung hat. „Auferweckt“ ist dagegen inder grammatischen Form des (griechischen)Perfekt formuliert: Es bezeichnet ein Ereignis,das in der Vergangenheit geschehen ist und bisheute andauert. Hier wird also bis in die Sprachehinein die unterschiedlichen Akzente von Todund <strong>Auferstehung</strong> Jesu herausgestellt: Der TodJesu ist ein einmaliger, abgeschlossener Vorgang,der sich zwar als solcher nicht wiederholt, deraber für uns heute immer noch Auswirkungenbesitzt. Die <strong>Auferstehung</strong> Jesu, obwohl auch inder Vergangenheit geschehen, ist nicht einfachdamit abgeschlossen, sondern ist auch heutenoch wirksam.Um es in zwei Bildern zu sagen: Die <strong>Auferstehung</strong>Jesu ist an einem Punkt in der Geschichte in denStrom der Geschichte „eingespeist“ worden, währendder Tod Jesu an einem Punkt der Geschichteein festes Fundament gebildet hat, auf dem allesWeitere aufbauen kann. Die beiden Heilsereignissehaben also jeweils eine etwas andereStruktur: Während beim Tod Jesu das Einmalige,Unwiederholbare, Abgeschlossene betont wird,liegt der Akzent bei der <strong>Auferstehung</strong> Jesu mehrbei dem Gegenwärtigen, Sich-Ereignen, Unabgeschlossenen.Das sind aber keine absolutenGegensätze, sondern unterschiedliche Betonungenim gleichen Bedeutungsfeld. >>>biblisch<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201015


iblisch5. Die Ergänzung (V. 7–8)Die ursprüngliche Formel ist später ergänzt worden.Von wem, das lässt sich heute nicht mehrsagen, vielleicht von Paulus, vielleicht aber auchschon vor ihm. Durch die Ergänzung wird zumeinen die Basis der <strong>Auferstehung</strong>sberichte verbreitetund damit die Zahl der Zeugen und damit dasGewicht ihres Zeugnisses erhöht. Zum andernentsteht eine gewisse Konkurrenz zwischen zweiLinien von <strong>Auferstehung</strong>szeugen, mit Petrus undden Zwölfen auf der einen Seite und Jakobus undallen Aposteln auf der anderen.Die Spannungen der ersten Christen bilden sichauch in diesem alten <strong>Auferstehung</strong>stext ab.500 BrüderDie Erscheinung vor den 500 Brüdern wird sonstnirgendwo im NT erwähnt. Manche Auslegerverbinden sie mit der Pfingstgeschichte, die einegemeinsame geistliche Erfahrung in der Urgemeindebeschreibt. Allerdings wird dort nichtvon Erscheinungen des Auferstandenen berichtet,sondern von der Ausgießung des Geistes. Diese500 Brüder sind nicht identisch mit „allenAposteln“, scheinen aber immer noch bekannt zusein. Das Ungewöhnliche an dieser Erscheinungist, dass diese 500 die Einzigen sind, die nichtdurch die Erscheinung des Auferstandenen zurMission berufen wurden. 3 Könnte man sonstmeinen, die Erscheinungen dienten vor allemder Legitimation der Machtträger in der erstenGemeinde, so spielt die Legitimationsfrage beiden 500 keine Rolle. Hier wird nur das Dassder Erscheinung berichtet, nicht das Warum.JakobusAuch die Erscheinung vor Jakobus wird imNT nicht erwähnt. Jakobus, der Bruder Jesu,gehörte zu Lebzeiten Jesu nicht zu seinenAnhängern, sondern scheint erst durch dieErscheinung des Auferstandenen dazugekommenzu sein. Er hatte später eine großeAutorität in der Urgemeinde 4 wurde später,bis zu seinem Tod im Jahr 62 n. Chr. ihr Leiter.Alle ApostelDie Apostel, deren Erscheinung im Anschlussdaran erwähnt wird, sind vermutlich nichtidentisch mit den „Zwölfen“, dem ursprünglichenLeitungskreis der Urgemeinde. 5 Hier istein weiterer Kreis von Judenchristen gemeint,die eine Christuserscheinung hatten und – im<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010163 Bei den <strong>Auferstehung</strong>serzählungen spielt dieses Sendungsmotiveine wichtige Rolle, praktisch alle, denenJesus als Auferstandener begegnet, werden von ihm miteinem bestimmten Auftrag betraut und ausgesendet4 Gehörte er nach Gal 1,19 noch allgemein zu den„Aposteln“, wurde er, 14 Jahre später, in Gal 2,6 vonPaulus zu den drei entscheidenden „Säulen“ der Gemeindegerechnet5 Der zuerst von Petrus geleitet wurde, dann (Gal 2,)von den drei „Säulen“ Jakobus, Kephas, Johannes undspäter dann von Jakobus allein


Gegensatz zu den 500, die ebenfalls eine Gruppenerscheinunghatten – zur Verkündigung des Auferstandenenberufen wurden. Paulus rechnetzu ihnen auch die Judenchristen Andronikusund Junia (Röm 16,7). 1.Kor 9,5 spricht Paulusebenfalls von den Aposteln, die er von den„Brüdern des Herrn“ und Kephas unterscheidet.Die Parallelität zwischen (5) „Kephas, danachvon den Zwölfen“ und (7) „Jakobus, danachvon allen Aposteln“ scheint auf eine Spannunghinzuweisen, die man auch sonst in der Geschichteder Urgemeinde findet: Waren Petrusund die Jünger Jesu zuerst die entscheidendenLeute in der Urgemeinde, findet man späterJakobus und seine Leute an der Macht. BeiPaulus in Gal 2 wird Petrus als jemand beschrieben,der sich von Jakobus beeinflussenließ. Hier ist vielleicht der Machtwechsel,der sich sicherlich über längere Zeit hinzog,sichtbar geworden. Eine entscheidende Szenescheint dabei das Apostelkonzil gewesen zu sein(Apg 15), bei dem Jakobus eine herausragendeStellung eingenommen hat und das entscheidendeWort zur Lösung der Streitfrage gesprochenhatte (Apg 15,13 ff.).Die <strong>Auferstehung</strong>sformel (1.Kor 15,3–7) ordnetnun diese beiden Erscheinungsstränge (Kephasund die bestätigende Erscheinung vor den„Zwölfen“; Jakobus und die ebenfalls bestätigendeErscheinung vor allen „Aposteln) einanderzu. Stil- und Aussagemittel ist dabeidas vierfache „Danach“: Kephas – danach:die „Zwölf“ – danach: die 500 – danach:Jakobus – danach: „alle Apostel“. So wird dieErscheinung von Kephas/Petrus als historischund theologisch „erste“ herausgestellt. Allesandere ist nicht nur zeitlich, sondern auchvon seiner Bedeutung „danach“.6. Und zuletzt: PaulusFür Paulus ist seine Christuserscheinung (vorDamaskus) zum einen ein Glied in der Kette derErscheinungen (er gebraucht hier dasselbe Wortfür seine Erscheinungen wie für alle anderen!),zum anderen ist er das letzte Glied dieser Kette.Seine Erscheinung ist eine von vielen – undzugleich etwas Besonderes.Die Erscheinung des Auferstandenen ist fürPaulus die Legitimation für sein Apostelamt(Gal 1) – und doch sieht er sie als „unzeitigeGeburt“, als „Fehlgeburt“(Gute Nachricht-Übersetzung)an (V. 8). Sie ist im doppelten Sinne„zuletzt“: die zeitlich und theologisch „letzte“Erscheinung – mit ihr ist also die Kette derErscheinungen endgültig abgeschlossen, abermit ihm ist in Bezug auf den Empfänger auch„der Letzte“ erreicht, der Unwürdigste, der Geringste,derjenige, der als Verfolger der Gemeindeam wenigsten damit rechnen konnte, zum VerkündigerJesu Christi berufen zu werden.Für Paulus wird diese Erscheinung des Auferstandenenund die damit verbundene Berufungzum Apostel als ein wichtiges Zeugnis der GnadeGottes verstanden 6 : Gott hat damit – in positiver,letztlich unüberbietbarer Weise – ein Exempelstatuiert. Wenn schon jemand wie Paulus, derdie Gemeinde zuvor verfolgt hatte, berufen wird,dann gibt es für die Gnade Gottes keine menschlicheGrenze! In der Erscheinung des Auferstandenensieht Paulus nicht nur seine Berufung zumVerkündiger begründet, sondern auch den Inhaltseiner Verkündigung: die Gnade Gottes in JesusChristus für alle Menschen! >>>6 vgl. Gal 1,13–16; Eph 3,8; 1.Tim 1,12–16<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201017


iblisch7. Fazit1.Kor 15,3b–8 ist einer der wichtigsten <strong>Auferstehung</strong>stextedes NT, sowohl, was sein Alter betrifft,wie auch seinen Inhalt. Nirgendwo sindso viele Erscheinungen des Auferstandenenzusammengestellt. Einige werden sogar nuran dieser Stelle im Neuen Testament erwähnt.Theologisch wichtig ist an diesem Text, dassTod und <strong>Auferstehung</strong> Jesu zu einem doppeltenHeilsereignis zusammengestellt werden, dassdie Schrift (das AT) als Verstehenshilfe genanntwird, dass die <strong>Auferstehung</strong> als HeilsoffenbarungGottes verstanden wird und dass eine Kette vonErscheinungen des Auferstandenen genannt wird,mit einem definitiven Anfang (Petrus) und einemgenauso definitiven Ende (Paulus). Für Pauluswar diese Erscheinung die Grundlage seinesApostelamtes und der bestimmende Inhalt seinerVerkündigung: die Gnade Gottes in JesusChristus, dem Herrn.• Holger Noack52 Jahre, verheiratet, drei Kinder, nach demTheologiestudium Gemeindepfarrer, seit1994 Bundesekretär für Mitarbeiterbildungbeim <strong>CVJM</strong>-Westbund<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201018


grundsätzlich„Zum Beweis dessen hat erihn auferweckt!“Die <strong>Auferstehung</strong> und was wir wissenschaftlich dazu sagen können>>>>>>Glaube braucht Gründe; Glaube hatGründeWir kennen die berühmte Szene: Der ApostelPaulus wagt sich ins Zentrum griechischerphilosophischerGelehrsamkeit, dahin, wohinalle gehen, die meinen, sie hätten etwas Neuesund Wichtiges zu sagen. In Apostelgeschichte17 wird uns vorgestellt, wie er das tut.Geschickt fädelt sich Paulus ein in dieGedankenwelt seiner Zuhörer. So lange erphilosophisch bleibt, hören sie ihm gerne zu.Doch dann wird Paulus konkret. Er spricht vondem Gott, der in der Geschichte handelt und derdiese Weltgeschichte an Sein Ende bringen wird.Paulus behauptet das aber nicht nur. Er nennteinen Beweis, einen Beleg, einen Denkgrund fürseine Überzeugung: „Zum Beweis dafür hat er ihn(Jesus) von den Toten auferweckt“ (Apg 17,31).Und sofort geht die Debatte los. Die Botschaftvon der <strong>Auferstehung</strong> spaltet die Menschen. Dieeinen spotten, die anderen wollen weiter darübernachdenken. >>><strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201019


grundsätzlich<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010Zweierlei ist bemerkenswert an dieser Geschichte:1. Paulus sagt nicht einfach: Das müsst ihrglauben. Er formatiert das Evangelium nichtals Religion, als reine, bloße „Glaubenssache“.Er gibt Gründe an.2. Wo man für den Glauben argumentiert,trennen sich die Geister.Das war damals so, und das wird heute auchnicht anders sein. Das ist aber gar nicht tragisch.Wenn Menschen um etwas ringen; wenn etwaskontrovers ist, dann zeigt das ja gerade, dassetwas Wichtiges zur Diskussion steht; dass mandem Bereich des Ungefähren, des Meinens,des beliebigen Glaubens entkommen ist.In diesem Sinne ist es besonders spannend undnur folgerichtig zu fragen: Was sagt denn dieWissenschaft zu Ostern? Was kann man wissenschaftlichzu Ostern sagen? Wissenschaft wirdnicht ohne Grund von den allermeisten Menschenals die Instanz anerkannt, der alle glauben.Was Wissenschaft auszeichnetEs zeichnet Wissenschaft aus, dass ihre Aussagengelten sollen, unabhängig von der Frage, ob derWissenschaftler, der sie vertritt, an Gott glaubtoder nicht; ob er eine schwarze, weiße oder gelbeHautfarbe hat; ob er Muslim, Jude oder Christ ist;ob er Zen meditiert, in seiner Freizeit auf schamanistischeSchwitzbäder schwört oder sich sufistischerMystik hingibt.Das ist das Faszinierende an Wissenschaft:Irgendwo auf der Welt erkennt irgendjemandetwas, er veröffentlicht das in einer wissenschaftlichenZeitschrift oder einem Buch. Wissenschaftbedeutet dann: Jeder andere, der vom Fach ist,muss das nachvollziehen können; überprüfenkönnen, vorausgesetzt er hat die Möglichkeitendazu. Das, was als wissenschaftlich anerkanntwerden können soll, muss gelten, unabhängigvon der religiösen, weltanschaulichen Position,von der politischen Haltung und den persönlichenMotiven. Ich kann nicht einfach deshalbetwas ablehnen, weil es jemand sagt, den ichnicht mag; der mein Kontrahent ist; den ichnicht anerkennen will. Wenn ich Stellungnehmen will, muss ich Gründe nennen.Deshalb hat Wissenschaft – im Prinzip – einenso guten Ruf. Natürlich wird auch hier immerwieder gemogelt. Aber es spricht doch für dasPrinzip und Unternehmen Wissenschaft, dassWissenschaftler bisher immer wieder in derLage waren, solche Mogeleien aufzudecken.<strong>Auferstehung</strong> – die Mitte des christlichenGlaubensWas sagt nun Wissenschaft zum Mittelpunktdes christlichen Glaubens? Diese Frage ist nichtnur deshalb interessant, weil viele MenschenWissenschaft vertrauen, sondern weil hier diezwei Instanzen aufeinandertreffen, die fürMenschen besondere Bedeutung haben: vernünftige,kritische, belastbare und vertrauenswürdigeErkenntnis(weise) einerseits und(Glaube an) Gott andererseits. Dabei gehtes um die zentrale Frage des christlichenGlaubens. Paulus sagt ganz deutlich: WennJesus nicht auferstanden ist, dann könnt ihreuren Glauben vergessen (1.Kor 15,14.17).Die <strong>Auferstehung</strong> Jesu, komplett mit leeremGrab und Erscheinungen vor ehemaligenJüngern und Gegnern, ist der Nagel, an demder christliche Glaube hängt. Nichts wenigerwird hier ja behauptet, als dass es Gott gelungensei, in die Mauer universaler, allgegenwärtiger,nirgendwo zurückgedrehter, nirgendwodurchbrochener Herrschaft des Todes eineBresche zu schlagen. Und die Hoffnung derChristen ist: Wenn es einen Gott gibt, undwas sollte Gott mehr auszeichnen als seineHerrschaft über den Tod? – Wenn es also einenGott gibt, der das in Jesus konnte, dann kanndieser Gott auch mich eines Tages dem Todeentreißen; dann ist auch mein Schicksal: meindauerhafter Tod nicht einfach besiegelt.20


„Der Herr ist wirklich auferstanden!“Das Neue Testament lässt keinen Zweifel daran,dass die <strong>Auferstehung</strong> Jesu aus den Toten nachAuffassung der Osterzeugen wirklich und wahrhaftigpassiert ist. „Der Herr ist wirklich auferstanden“,so bekennen es die nach Jerusalemzurückkehrenden Jünger von Emmaus (Lk 24,34).Was auch soll man anders glauben, was soll mandenn vernünftigerweise anders annehmen, wenndenn gilt:1. Jesus ist wirklich gestorben. Das war keinScheintod. Die Römer haben schon gewusst,wie sie sicherstellen können, dass Gekreuzigtelange leiden und wirklich sterben.2. Das Grab war und ist leer. Das geben ja selbstdie Feinde des jungen Christentums zu (Mt 28).3. Es gibt unabhängig voneinander eine ganzeReihe von Erscheinungen vor ehemaligen Jüngernund Gegnern, die in dem Auferstandenenden wiedererkennen, der zwar jetzt ganz andersist, der aber doch unverkennbar dieser Jesus ausNazareth ist.Paulus zitiert in seinem ersten Brief an dieGemeinde in Korinth eine uralte Überlieferungüber Ostern, in der viele Zeugen summiertwerden, von denen viele noch leben, und erfordert geradezu auf: Wenn ihr Zweifel habt,dann geht doch hin und fragt sie. Das ist geradezueine Anweisung auf historische Überprüfung(vgl. 1.Kor 15,1–6).Genau hier gibt es aber ein doppeltes Problem:1. Soll ich das wirklich glauben, oder besser:Darf ich das mit einem vernünftigen Verstandakzeptieren, dass Jesus auferweckt worden ist?Ist das nicht gegen eherne Naturgesetze?Widerspricht das nicht der Wissenschaft?Ist das nicht unmöglich?2. Kann die Wissenschaft denn das bestätigen,einholen, dass Gott hier gehandelt hat?Widerspricht die Osterbotschaft denNaturgesetzen?Antwort zu 1.: Wissenschaft hat grundsätzlichnur beschreibenden, aber nicht vorschreibendenCharakter. Sie beschreibt die Natur, wie sie ist,die Geschichte, wie sie de facto verläuft. Aber sieschreibt der Natur nicht vor, wie sie zu sein hat.Sie sagt der Geschichte nicht, wie sie hätte verlaufenmüssen. Das wäre ja auch nicht sehr vernünftig,sondern recht skurril, wenn wir denDingen vorschreiben könnten und wollten, wiesie zu sein haben, statt umgekehrt nachzuvollziehen,wie sie sind. Ob also etwas möglich (gewesen)ist oder nicht, eine solche Frage zu beurteilen,liegt grundsätzlich – aus philosophischenGründen – jenseits der Kompetenz von Wissenschaft.>>>grundsätzlich<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201021


grundsätzlich<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010Sie kann höchstens sagen: Dieses Phänomen habenwir bis jetzt noch nicht beobachtet. Die Geschichtswissenschaft,selbst die Physik nimmt aber lautersinguläre Ereignisse wahr, die unsere Weltsichtimmer wieder ändern.Wir kämen in unserer Erkenntnis der Welt nichtweiter, wenn wir uns irgendwann hinstellen undsagen würden: Wir wissen jetzt, wie die Weltbeschaffen ist. Wir lassen uns jetzt nicht mehrbeirren, gleichgültig, was wir wahrnehmen.Die Wissenschaft kann nicht einfach sagen:Das und jenes gibt es nicht. Dann würde sielächerlicherweise der Wirklichkeit wieder vorzuschreibensuchen, wie sie zu sein hat. Umgekehrtwird ein Schuh draus: Wissenschaft muss sichnach der Wirklichkeit richten und eventuell ihrBild von der Welt, wie sie ist, ändern. Und genaudas ist ja die These der Osterbotschaft: Hier hatsich nicht nur etwas in der Welt verändert; hierhat Gott die Welt selbst verändert: in der Durchbrechungder Herrschaft des Todes, des universalenVerendens von allem und jeden. Die Frageist natürlich, ob die – in diesem Falle historischen– Gründe, die mich zu einer bestimmten Aussagebewegen, zuverlässig sind.Warum die Wissenschaft von Gottnichts wissen kannAntwort zu 2: Wissenschaft lebt davon, dass sievon der Gottesfrage absieht; dass sie die Gottesfragezurückstellt. Würde sie Gott als Erklärungzulassen, wären ihre Erkenntnisse nicht mehr„allgemeingültig“. Dass die Brücke hält, weilAllah sie hält, ist vielleicht für einen Muslimeneine akzeptable Erklärung, für andere aber nicht.Alle, die nicht an Gott glauben, müssten sie vonvornherein ablehnen. Wissenschaft will nichterklären und herausfinden „was die Welt imInnersten zusammenhält“. Sie kann und willnicht wissen, was „hinter den Dingen steht“.Sie kann und will keine Philosophie sein odergar religiöse Antworten geben. Darum beschränktsie sich auf das Vordergründige, das, was sich mitbestimmten Mitteln konsensfähig erkennen lässt.Als Wissenschaft beliebt sind darum v. a. dieNaturwissenschaften, in denen es im Wesentlichendarauf ankommt, zu zählen.Es gibt eine philosophische Disziplin, die sichmit dem Wesen und mit der Eigenart von wissenschaftlicherErkenntnis beschäftigt. Das istdie Wissenschaftstheorie. Sie formuliert klar:Wissenschaft schließt nicht Gott aus. Das kannsie ja gar nicht. Der liegt jenseits ihrer Erkenntnisinteressenund -möglichkeiten. Sie schließtnicht Gott aus, sondern die Gottesfrage. Sieabstrahiert von dieser ganzen Dimension, diewir als weltanschaulich, religiös, metaphysischbezeichnen. Sie beschreibt, wie sich ein Vorgangereignet hat. Aber ob ein Gott dahintergestandenhat oder ob das ein blinder Zufall waroder Karma, das weiß sie nicht. Das kann sienicht messen und nicht beobachten. 1 Da wirdein Mensch überraschend gesund, und Medizinkann beschreiben, wie der Ausgangs- undder Endzustand war; sie hat womöglich auchZwischenzustände gemessen und beobachtet,wie sich etwas verändert hat. Aber warumein Mensch gesund geworden ist, ob das einWunder war, bei dem Gott eingegriffen hat,dazu kann sie nichts sagen. Wenn ein Vorgangsehr unwahrscheinlich ist, dann kann sie dasfeststellen; sie kann diesen Vorgang aufzeichnen,mathematisch dokumentieren; aber sieweiß eben nicht, warum dieser Vorgang eingetretenist. Das kann ein Wissenschaftler alsWissenschaftler nicht sagen. Da Wissenschaftin ihren Aussagemöglichkeiten und der Reichweiteihrer Erkenntnis sehr beschränkt ist,weiß sie dazu nichts zu sagen. Das zu beurteilen,ist dann vielmehr Aufgabe der Philosophieoder der Religion, der Metaphysik.1 Die Wissenschaftstheorie spricht davon, dass wir esmit einem bloß methodischen, nicht aber mit einemdogmatischen Atheismus, also mit einem Atheismus alsPosition zu tun haben. Nicht Gott wird ausgeschlossen.Im Gegenteil! Nur die Gottesfrage wird ausgeschlossen.22


Wenn ein Ereignis unnatürlich ist, wenn esnicht normal ist, wenn es sehr unwahrscheinlichist, dann kann Naturwissenschaft nurbeschreiben, was passiert ist. Aber wir werdenals fragende und neugierige Menschen geradein unserem Staunen und in unserer Überraschungnatürlich weiterfragen: Was ist dennda los? Wer war hier am Werk? Und wir werdendann philosophische Antworten geben, die denwissenschaftlichen Befund erklären.Erfolg und Tragik von WissenschaftWir stehen hier vor den – selbstgesetzten –Grenzen von Wissenschaft und auch vorder Tragik von Wissenschaft: Obwohl ihreErkenntnis so verlässlich ist, hat sie für unsso relativ wenig Bedeutung. Zu Gott, dem Sinndes Lebens, der Herkunft des Bösen – zu alledemkann sie und will sie nichts sagen. Manmuss natürlich eigentlich genau andersherumformulieren: Weil ihre Verfahren und Erkenntnissefür alle akzeptabel sein müssen,darum abstrahiert sie von den eigentlich interessantenund wichtigen, ja zentralen Fragenund kann darum auf diese Fragen auch keineAntworten geben. Wissenschaft ist damit nichtüberflüssig. Wenn wir uns als Menschen dieWelt erklären wollen und dafür Religion, Philosophie,Glaube ansetzen, werden wir ja daswissenschaftliche Wissen nicht vergessen.Die spannende Frage lautet dann vielmehr:Welche Religion, welche Weltanschauung kanndiese Welt denn am besten erklären, und gemeintist dann die Welt, wie sie die Wissenschaftenbeschreiben.Nachdem wir die Frage nach der Reichweitevon Wissenschaft geklärt haben; nachdemwir gesehen haben, dass Wissenschaft zurGottesfrage nicht direkt, sondern nur indirektetwas beitragen kann, wenden wir uns vonhier aus noch einmal dem Osterzeugnis zu.Was historische Wissenschaft von„Ostern“ siehtHistorische Wissenschaft kann natürlich nichtsagen, ob Gott hier am Werk war, aber sie kannhistorische Feststellungen treffen. Dazu gehören:Während und nach der Passion waren die Jüngeram Boden zerstört. Ihre Hoffnungen hatten sichzerschlagen. Sie mussten Jesus als von GottVerfluchten ansehen, weil nach 5.Mose 22,21 f.gilt: (Von Gott) verflucht ist jeder, der am Holzehängt. Gerade als fromme Juden war ihnen ihreHoffnung genommen.Am dritten Tag nach der Kreuzigung laufengenau diese zuvor abgrundtief Entmutigtenund Enttäuschten herum und teilen allen, diesie treffen, begeistert mit: Jesus lebt.Das ist das, was wir feststellen können undwas im Prinzip niemand bestreitet, unabhängigdavon, ob er an Gott glaubt oder nicht. Die entscheidendeFrage lautet nun natürlich: Was stecktdahinter? Was ist denn da passiert? Ist da wirklichetwas passiert oder nicht? Ist es gerechtfertigt,mit einem Handeln Gottes zu rechnen?Oder kann man alles natürlich „erklären“?Der „historische Rand“ von OsternDie Wissenschaft kann zwar nicht direkt etwaszur Gottesfrage beitragen, aber sie kann uns überprüfbareGesichtspunkte nennen. Jede Antwortauf die Frage: Was ist passiert? muss dieseGesichtspunkte berücksichtigen.Historisch spricht man vom sog. „historischenRand“ der <strong>Auferstehung</strong>. Damit ist gesagt: Die<strong>Auferstehung</strong> selbst ist nicht greifbar. Den Startder neuen Schöpfung, die Überwindung derMacht des Todes – all das können wir historischnicht sehen. Was wir aber erkennen können,das sind historische Tatsachen. Wenn die wirklichfeststehen, dann ist das Osterzeugnis des NeuenTestamentes plausibel. Wenn sie nicht gegebensind, dann reicht eine naturalistische, atheistischesog. natürliche Erklärung. >>>grundsätzlich<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201023


grundsätzlichZu diesem historischen Rand gehören drei Elemente:1.: der Tod Jesu2.: das leere Grab3.: die Erscheinungen vor ehemaligen Jüngern.Wenn alles drei gegeben ist, dann kommt manan der Osterbotschaft: Gott hat hier gehandelt undden toten Jesus real auferweckt, kaum vorbei.Wenn auch nur ein Element nicht stimmt, dannist Ostern sicher kein Ereignis der Geschichte,sondern maximal eine schöne Illusion, alleinin den Köpfen ehemaliger Jünger. Nun gilt aberund ist Ergebnis historischer Forschung:1.: Der Tod Jesu ist das am besten bezeugteEreignis der Antike.2.: Dass das Grab Jesu leer war, geben selbst dieGegner der Christen zu. Würden sie ihnen sonstLeichendiebstahl vorwerfen (Mt 28,13)? Wie auchhätten die Osterzeugen von der <strong>Auferstehung</strong>reden können, wenn die Gegner parallel dazuauf das Grab mit dem Leichnam Jesu hättenverweisen können? Für Juden ist <strong>Auferstehung</strong>ohne Leib undenkbar!3.: Diese Erscheinungen sind nicht als Halluzinationenerklärbar; sie sind keine frommenWunschvorstellungen. Sie geschehen unabhängigvoneinander. Plausibel klingt die Skepsis unddie Enttäuschung der Jünger, gegen die sichJesus mühsam durchsetzen muss. Schließlich:Jesus erscheint nicht nur ehemaligen Jüngern,sondern auch Skeptikern, die ihn zu Lebzeitennicht anerkannt haben.Historisch kann man nicht erfassen, was dapassiert ist. Historisch kann man nur die Schaledieser Geburt einer neuen Welt in unserer altengreifen. Aber ohne diese Schale, ohne diesenRand hätten wir kaum Grund, einer so wenigplausiblen Botschaft Glauben zu schenken.Mit dieser Schale, mit diesem Rand gibt es allenGrund, sich auf die Entdeckungsreise zu machenund die Wirklichkeit zu erkunden, die anOstern gestartet ist; die wir historisch nuroberflächlich greifen können; die sich unsaber mehr und mehr erschließt, je mehr wiruns auf sie einlassen.• Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann M. A.54 Jahre, verheiratet, zwei Kinder,Theologe und Philosoph, leitet das Projekt„Wachsende Kirche”<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010Diese drei Elemente: Tod, leeres Grab undErscheinungen machen den historischen Randder <strong>Auferstehung</strong> Jesu aus. Sie beweisen sie nicht,machen sie aber wahrscheinlich und das Osterzeugnisder ersten Christen plausibel.24


Wenn Gott Menschen ins Leben ruft, dann sindsie zur Verherrlichung, nicht zur Vernichtungbestimmt. Gott bekräftigt dies in einer für dieZeitgenossen Jesu überraschenden Weise, indemer nämlich einen Einzelnen, Jesus, von denToten auferweckt.Der Rückblick auf das Alte Testament erschließtauch das kategorial Neue im Handeln Gottes.Die Israel gegebenen Messias-Verheißungenfinden ihre Erfüllung in dieser einen geschichtlich-konkretenPerson: in Jesus von Nazareth.Was Jesus in Wort und Tat bezeugt, das bestätigtGott, indem er Jesus aus dem Grab auferweckt:Dieser und kein anderer ist der eingeborene Sohnund Herr über alles. So ist die Auferweckungmachtvolle Rechtfertigung und Bestätigungder Sendung und der Person Jesu.Schließlich wird auch erst vor dem Hintergrunddes Verständnisses der <strong>Auferstehung</strong> in denspäten Texten des Alten Testaments und desFrühjudentums verständlich, dass es sich bei der<strong>Auferstehung</strong> Jesu um eine leibliche <strong>Auferstehung</strong>handelte. Denn obwohl es zur Zeit Jesu ein gewissesSpektrum an Vorstellungen darüber gab,was einem Menschen nach seinem Tod widerfährt,war der Begriff „<strong>Auferstehung</strong>“ docheindeutig mit der Vorstellung belegt, dass derVerstorbene von Gott in ein qualitativ neues,freilich leibgebundenes Dasein gerufen wurde.Für den Gedanken eines körperlosen Weiterlebensstanden andere Ausdrücke zur Verfügung.Wir dürfen daher davon ausgehen, dassdie Jünger ihre Erfahrung begrifflich präzisewiedergegeben haben und mit „<strong>Auferstehung</strong>“nicht den Eindruck bezeichneten, dass die SacheJesu irgendwie weitergehe.3. Die reflexive Dimension: Lebendiggemacht mit IhmBegegnung mit dem Auferstandenen ist immerauch lebensverändernd. Die Begegnung mitJesus Christus ist Befreiung zum Leben, bedeutetden Aufbruch in ein neues, in manchemnoch unbekanntes Land. Diese Befreiungser-fahrung hat eine ganze Anzahl von Facetten,von denen ich nur einige nennen kann:Die Auferweckung Jesu bezeugt den Sieg Gottesüber Sünde und Tod als denMenschen versklavendeMächte. Hatte Gott imOpfertod seines Sohnesdie Schuldfrage geklärt, so>>> Die Begegnungmit Jesus Christusist die Befreiungzum Leben.erweist sich in der Auferweckung Jesu auch dieMachtfrage als entschieden. Gott bricht dieStricke des Todes entzwei, er proklamiert desTodes Tod und offenbart seine das Böse besiegendeLebensmacht.Weil Christus von den Toten auferweckt wurde,kann der Tod hinfort nicht mehr über ihn herrschen(Röm 5,9). Vielmehr ist der Tod als vonGott und seiner Herrlichkeit trennende Machtüberwunden. Wer sich der Herrschaft Jesu unterstellt,der hat teil an diesem Sieg.Auferweckung zum ewigen Leben ist ein dem Menschenunverfügbares Widerfahrnis. Die Jünger rechnetennach dem Tod Jesu nicht mehr damit, ihm alsLebendigen zu begegnen. Die Begegnungen mitdem Auferstandenen widerfuhren ihnen, wurdenihnen als etwas für sie Unverfügbares zuteil.„Er erschien ihnen“, „er wurde gesehen“, heißt esverschiedentlich im Neuen Testament. Dies sind– bereits im Alten Testament – Ausdrücke für dassich Offenbaren Gottes. Wenn Gott sich offenbart,dann liegt die Aktivität ganz bei ihm.Nur Gott, der durch sein Wort aus dem „Nichts“schafft, kann das für ihn Tote zu neuem, ewigemLeben erwecken. Die Erfahrung, in der Begegnungmit dem Auferstandenen aus den Bindungender Gottesferne und Selbstsucht zu einemLeben aus dem Geist Gottes befreit zu werden,verdankt sich den Möglichkeiten und dem WillenGottes. „Was bei den Menschen unmöglich ist,das ist möglich bei Gott“ (Lk 18,27). >>>grundsätzlich<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201027


grundsätzlich<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010Das <strong>Auferstehung</strong>sleben Jesu wird uns durch dieTaufe zugeeignet. Die christliche Taufe auf denNamen des dreieinigen Gottes wird empfangen.Sie ist kein Selbstfabrikat. Wer auf das eigeneBegehren hin getauft wird, der unterstellt sichbewusst dem Herrschaftsanspruch Gottes. DieTaufe wird im Glauben als ein Sterben erlebt:Was nicht zu Gottes neuer Welt passt, das musssterben, das muss im Wasser der Taufe ertränktwerden. Die Taufe ist aber auch ein Auferwecktwerdenzu neuem, unvergänglichem Leben.Wer loslässt, was er doch nicht festhalten kann,der empfängt, was er nicht verlieren kann: einelebendige Hoffnung und das Erbe des ewigenLebens (1.Petr 1,3). Diese Hoffnung ist ein Gemeinschaftsgut.Sie kann – wie auch die Taufeganz praktisch zeigt – nur in der Gemeinschaftempfangen und gelebt werden.<strong>Auferstehung</strong>sleben ist gemeinsames Leben,gemeinsames Unterwegssein.Die Auferweckung Jesu eröffnet und verbürgt denunwiderruflichen Zugang zum Vaterherzen Gottes.Jesus verbindet alle, die ihm vertrauen, mit demHerzen des liebenden Vaters. Er tritt für uns ein,ist sozusagen unsere „ständige Vertretung“ vorGott (Röm 8,34). So können wir in der Gewissheitleben, dass unser kleines Leben dem großenGott gegenwärtig, dass es ihm nicht gleichgültigist. Dass Jesus uns vor dem Vater vertritt, ist aberauch ein Hinweis auf unsere Bedürftigkeit. Wirbrauchen die Fürsprache Jesu, weil auch das neueLeben durch Unachtsamkeit, Unkenntnis odersogar Ungehorsam verdunkelt wird. Vergebungbraucht auch, wer zu Jesus gehört. Je innigerdiese Zugehörigkeit ist, umso mehr wird sichein Christ dessen bewusst sein.Wer Anteil erhält an der Auferweckung Jesu, der istzu einem Leben zur Ehre Gottes berufen und befähigt.Die <strong>Auferstehung</strong> Jesu hat den Boden bereitetfür ein Leben, das nicht vergeht. In der Natur istSterben das Gegenteil zu Wachsen, Gedeihen undFruchtbringen. Ein Drittes dazwischen gibt esnicht. Die Auferweckung Jesu hat den Bodendafür bereitet, dass unser Leben Frucht bringt(Röm 7,4). Das bedeutet, dass das Kreisen umsich selbst abgelöst wird von der Frage nachGottes Willen und Wohlgefallen. Wer Jesusbegegnet ist, der ist „außer sich“. Im Auferstandenenhat das neue Leben seinen Grund,ja sein Zentrum. Wer sich von diesem Zentrumher bestimmen lässt, bereitet Gott Ehre. Ehre,wem Ehre gebührt.Die Auferweckung Jesu wird zur Leben bestimmendenWirklichkeit nur für den, der selbst auch aufsteht.Der biblische Befund mutet uns zu, dieseSpannung auszuhalten und mitzutragen. So unverfügbaruns die Teilhabe am <strong>Auferstehung</strong>slebenist, so sehr kann der Apostel von unsverlangen, dass wir uns dem Zuruf des Herrnnicht entziehen: „Wach auf, der du schläfst,und steh auf von den Toten, so wird dichChristus erleuchten“ (Eph 5,14). Wer durchGottes Wort zum Leben erweckt wird, der mussauch wirklich aufstehen und in der empfangenenKraft Gottes sein Leben gestalten. Und nurwer dazu bereit ist, kann zum Leben aus GottesGeist erweckt werden. Auferweckung (die Bewegungvon „oben“) und <strong>Auferstehung</strong> (dieBewegung von „unten“) könnte man als diezwei Seiten einer Medaille verstehen, die GottesSouveränität und die Verantwortung des Menschenzu einer Einheit verbinden.5. Die prospektive Dimension: Dieherrliche Freiheit der Kinder GottesDie reflexive Dimension blickt auf das, wasGott durch die <strong>Auferstehung</strong> hier und jetztschon Gestalt werden lässt. Dabei wird deutlich,dass der Morgen der Ewigkeit in Staunenerregender Weise angebrochen, das Dunkel abernoch nicht vollständig gewichen ist. Wir müssenalso auch „nach vorne“ schauen. Vielleichtsollten wir es sogar umgekehrt betrachten:Was wir schon jetzt im Glauben erfahren können,das ist – in der Perspektive Gottes – das28


„Morgen mitten im Heute“, das ist Vorgeschmackauf seine einmal für alle Weltoffenbar werdende Herrlichkeit und Macht.Wenn Paulus Jesus Christus als „Erstling“ bezeichnet(1.Kor 15,20), dann meint er damit,dass sich in ihm die Auferweckung aller Menschenam Ende der Zeit vorweg ereignet hat.Das Ende der Geschichte hat sich hier im Geschickdes Gottessohnes vorwegereignet, diesesEnde muss aber an einem jeden von uns, esmuss an dieser Welt erst noch offenbar werden.Bis dahin erleiden auch Christen den Tod.Die Auferweckung Jesu und die allgemeineTotenauferstehung stehen darin im Zusammenhang,dass Gott sich in ihnen als der Herrüber Leben und Tod erweist. Der Unterschiedliegt jedoch in der konkreten Weise, in der Gottdies erweist. Beim „Erstling“, seinem Sohn,vollzieht er die Erweckung an einem geradeVerstorbenen, sodass gerade die Malzeichenan seinen Händen zu Erkennungszeichen werdenkönnen. Die <strong>Auferstehung</strong> aller, die zuChristus gehören, vollzieht sich dagegen nachPaulus in der Weise einer Verwandlung desvergänglichen natürlichen in einen unvergänglichengeistlichen Leib (1.Kor 15,44).Leiblichkeit. Und so werden wir vielleicht auchdarüber staunen, was die nichtmenschliche Kreaturerwartet, wenn die Schöpfung frei wird „von derKnechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichenFreiheit der Kinder Gottes“ (Röm 8,21).5. SchlussDie <strong>Auferstehung</strong> Jesu ist ein Wendepunktder Geschichte. Sie ist zugleich der Dreh- undAngelpunkt des christlichen Glaubens. Dennwie in einem Brennglas bündeln sich hier dieStrahlen göttlichen Handelns in Vergangenheit,Gegenwart und Zukunft. Hier haben wir dasunverschließbare Fenster des dreieinigen Gotteszur Welt: Indem Jesus seinem Vater gehorsamwird bis zum Tod am Kreuz und der Vater seinenSohn durch die Kraft seines Geistes aus dem Todeerweckt, bekommen wir durch eben diesen GeistAnteil am ewigen Leben. Alles hängt hier an derWirklichkeit der leiblichen <strong>Auferstehung</strong> Jesu.Ansonsten bleibt uns nur ein Gespenst als Retterund der Gottesdienst wird zur Geisterstunde.• Dr. Christoph Raedel38 Jahre, verheiratet, vier Kinder, ist Dozentfür Evangelische Theologie (Schwerpunkt:Dogmatik/Ethik) am <strong>CVJM</strong>-Kolleg und leitetden Studiengang Theologie berufsbegleitendgrundsätzlichDass hier vom „Leib“ die Rede ist, darf nichtübersehen werden. Die <strong>Auferstehung</strong> der Totenist keine Rückrufaktion Gottes im Sinne desAussortierens unbrauchbar gewordener Teile.Vielmehr ist die Verwandlung des natürlichenin einen geistlichen Leib>>> Die <strong>Auferstehung</strong>der rechte Vorstellung fehlt)(von dem uns noch dieToten ist keine Bestätigung der LeiblichkeitRückrufaktion als von Gott geschenkterGottes im Sinne Grundgestalt der Schöpfung.des Aussortierens Leiblichkeit ist nicht nurunbrauchbar der Beginn, sondern auchgewordener Teile. das Ziel der Wege Gottes.Erlösung meint die Geistdurchdringungdes zur Herrlichkeit erhobenenLeibes, nicht Vergeistigung auf Kosten der<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201029


informativEin Tag im Lichtder <strong>Auferstehung</strong>>>>>>><strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010301. Jeder Tag ist ein geschenkter TagDieser Satz ist einer jener Sätze, den man fürrichtig halten kann, mit dem Kopf nickt unddenkt, so ist es. Ich hab ihn nicht hergestellt.Ich lebe ihn. Vor fünf Jahren hat sich meineWertschätzung zu diesem Satz und zu all den mirgeschenkten Tagen völlig verändert. Ich musstemich einer Krebsoperation unterziehen. Die spätereStrahlentherapie verlief sehr gut. Das Lebenwurde mir noch einmal geschenkt. Aber seit dieserZeit hat mein Leben eine andere Intensitätbekommen. Diese Erkenntnis: Jeder Tag ist eingeschenkter Tag, hat für mich nun eine nochhöhere Bedeutung. Ich lebe die mir verbleibendeRestzeit meines Lebens anders. Farben,Landschaften, Menschen, ich sehe anders.Musik, Gespräche, ich höre anders. Essen undTrinken schmecken anders. Das Leben ist wertvollergeworden. Meine Gebete haben andereInhalte mit anderen Formen bekommen. Ichlebe die mir verbleibende Restzeit meines Lebensnicht einfach runter, sondern sie ist für micheine Chance. Das gilt für jeden Menschen.Wir alle leben von der Restzeit unseres Lebens.


Zeit ist immer vergehende, begrenzte Zeit.Die Frage ist nur, wie ich sie verstehen und nutzenwill? Als Galgenfrist oder als Gnadenzeit?Gnadenzeit leben bedeutet, Zeit der Hoffnungzu leben in der Gegenwart des Auferstandenen.Denn das hat Jesus, der Auferstandene, seinenJüngerinnen und Jüngern versprochen. OhneAusnahme, alle Tage in seiner Gegenwart zuleben. Mt 28,20b: Es ist nicht egal, welcheSichtweise wir von der begrenzten Zeit unseresLebens haben.2. Jeder geschenkte Tag ist ein unwiederholbarerTagFür viele Menschen ist der Gedanke der Unwiederholbarkeitunerträglich. Sie reagierenmit Beschleunigung mit dem Wettlauf der Zeit.Ein geschenkter Tag wird zu einem persönlichenKapital erklärt. Er wird zugebaggert. Dann mussdas Leben glücksmaximal gelingen, dann mussman rausholen, was rauszuholen ist. „Das Lebenals letzte Gelegenheit“, wie es die SoziologinMarianne Gronnemeyer in einem Buch schreibt.Menschen rennen in der eigenen Zeittaktungwie in einem Hamsterrad. Wir können nichtmehr anhalten und kommen nicht mehr raus.Am Terminkalender scheiden sich die Geister.Aber Hallo. Hier liegt die Aura der Bedeutsamkeit.Wer ist wichtig – wer unwichtig? Wer istgroß – wer ist klein? Gegen solch erbarmungslosesLeben predigen und leben wir das Erbarmeneines gnädigen Gottes mit einemmenschlichen Antlitz. Gott bestätigt Jesus vonNazareth als den Messias, indem er ihn vonden Toten auferweckt. Damit ist er, herausgetretenaus Raum und Zeit, allen Menschen allerZeiten an allen Orten, an allen Tagen gleich nahzugänglich. Der Glaube im Licht des AuferstandenenJesus Christus könnte sich als Entschleunigungerweisen.3. Jeder geschenkte Tag ist derGestaltung würdigDenn was nützt mir die Anwesenheit des Auferstandenen,wenn ich nicht anwesend bin?Wie sieht er konkret aus, mein Tag im Licht der<strong>Auferstehung</strong>? Wie erreicht Gott meine Existenz?Wie können Christen Licht der Welt sein ohneselbst zu verlöschen? Durch Unterbrechung desTagesrhythmus. Ein Break ist nötig. Anhalten –aussteigen – durchatmen – Ruhe finden – demSchweigen Raum geben. In solch einer Gebetszeitmuss ich nichts produzieren, keine Ergebnisseerzielen, keine Andacht oder Predigt schreiben,sondern ich lasse mich von Gott anschauen.Entschleunigung, damit Raum wird. Galater 2,20:„Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christuslebt in mir.“ >>>informativ<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201031


informativUm die Unterbrechung zu gestalten, helfen Rituale.Ein Ritual ist ein wiederholbarer Vorgang. Ichmuss mir nicht ständig was Neues ausdenken,sondern ich weiß, wie es geht. Rituale kann manüberall leben: im Flugzeug, im Büro, im ICE,in einem Café, dazu braucht man keine sakralenRäume, Andachtsräume oder Kirchen. Wennman sie hat, ist es super. Z. B. ein Mitarbeiter derLandesbank in Stuttgart betet sein Mittagsgebetin der katholischen St. Eberhard-Kirche. Es kannhilfreich sein, in seiner Wohnung oder Büroeinen Ort z. B. eine Ikone oder eine brennendeKerze zu haben. Das ist mein Ort. Rituale – Orte– Körperhaltungen helfen mir, wirklich präsentzu sein.Wenn ich morgens aufstehe, beginne ich den Tagmit einem Morgengebet. Morgengebete könnenunterschiedliche Formen haben. Meins sieht soaus: Die Meditationssätze können laut oder leisegesprochen werden.Morgengebet:Ich stehe bewusst vor Gott. Achte darauf,dass ich locker entspannt stehe.Atme durch.Meditationssatz: „Aufstehn heißt vor dir stehnHerr.“Stehen zu können. Im Lot zu sein.StilleMeditationssatz: „Aufstehn heißt vor dir stehnHerr.“StilleMeditationssatz: „Aufstehn heißt vor dir stehnHerr, denn du stehst zu mir.“StilleWas auch heute auf mich zukommt – Du stehstzu mir.Stille(Arme ausbreiten, mit den Handflächen nachoben)Meditationssatz: „Aufstehn heißt vor dir stehnHerr und das Geschenk dieses Tages, der einzigist, von dir zu empfangen. Danke für deineGegenwart in meinem Leben heute. Amen.“Hier kann sich eine biblische Textbetrachtungaus der Tageslese anschließen.<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010Mittagsgebet:StilleAuf der Höhe dieses Tages komme ich zu dirHerr und bete dich an. Danke dir für alles,was heute schon war, an Schwierigem undan Leichtem. Ich bitte dich um deinen Segenfür die weitere Zeit des Tages.StilleWeiterer Gebetsimpuls: EG 457 Verse aus demLied von Jochen Klepper.Der Tag ist seiner Höhe nah. Nun blick zumHöchsten auf, der schützend auf dich niedersahin jedes Tageslauf.Wie laut dich auch der Tag umgibt, jetzt haltelauschend still, weil er, der dich beschenkt undliebt, die Gabe segnen will. (Auch andere Verseaus diesem Lied sind möglich)Stille32


Abendgebet:StilleDurchatmenIch führe mir vor Augen: Gott ist gegenwärtig.Ich bin da vor ihm.Ich schaue auf den Tag zurück.Welche Erfahrungen und Begegnungen?Was hat mich beschäftigt? Was war belastend?Was hat mir gut getan?StilleIch danke Gott für alles Gute. Ich lege allesBelastende vor Gott hin. Bitte um Vergebungund Verwandlung.StilleAbschlussgebetDiesen Tag, Herr, leg ich zurück in deineHände, denn du gabst ihn mir. Du Herr bistdoch der Zeiten Ursprung und ihr Ende, ichvertraue dir. Amen.Ein Tag im Licht der <strong>Auferstehung</strong>. Das Gebetist der Raum der Kommunikation zwischen Gottund Mensch. Darum ist beten mehr als Verseaufsagen oder Wunschlisten rüberschieben,sondern beten ist auch schweigen und hören.Meinen Tag in der Gegenwart des AuferstandenenJesus Christus leben, da kann ich nichtstumm bleiben, da mach ich den Mund aufund rede mit ihm.• Manfred Bletgenvormals Landesjugendreferent, Studienleiterder Tagungs- und Bildungsstätte BernhäuserForst, Spiritual, ehrenamtliche Mitarbeit imFörderverein<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010informativ33


informativ<strong>Auferstehung</strong> der Toten –Hoffnung voller Attraktivität!Warum die christliche Perspektive zugleich vernünftig ist>>>>>><strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201034„Ich glaube an die <strong>Auferstehung</strong> der Toten undein ewiges Leben.“ Das bekennen Christen mitden Worten des Apostolischen Credo in jedemHauptgottesdienst. Als ich Konfirmand war, hießes noch: Ich glaube an die <strong>Auferstehung</strong> desFleisches. Man hat diese wörtliche Übersetzungdes ursprünglichen Bekenntnistextes geändert,weil man sie für unverständlich und modernisierungsbedürftighielt. Mittlerweile aber greiftdie Erkenntnis um sich, dass selbst die For-mulierung „<strong>Auferstehung</strong> der Toten“ heutzutageweitgehend unverstanden bleibt.Als ich vor 20 Jahren die Ergebnisse einer Umfrageunter Schülerinnen und Schülern verschiedenerbayerischer Schulen vorlegte, illustrierten siediesen Sachverhalt. Erstens war es nur eineMinderheit der Kinder und Jugendlichen, dieden Gedanken an ein Leben nach dem Toddamals mit der Vorstellung und dem Begriff


der Totenauferstehung überhaupt in Verbindungbrachte. Zweitens ergab sich eine kontinuierlicheLinie: Mit zunehmender Annäherungan das Erwachsenenalter>>> Um die Attraktivität deschristlichen Hoffnungsbekenntnissesist es in unserer Glaube an dienahm derGesellschaft schlecht bestellt. <strong>Auferstehung</strong>der Toten immermehr ab. Das Ergebnis dürfte heute kaum besseraussehen – im Gegenteil! Die Annahmeist begründet, dass es um die Attraktivität deschristlichen Hoffnungsbekenntnisses in unsererGesellschaft schlecht bestellt ist.Doch das gilt keineswegs generell für jedeHoffnung über den Tod hinaus. Vielmehr hatin unserer Gesellschaft der Jenseitsgedanke seitgut einer Generation wieder an Attraktivitätgewonnen. Namentlich die Seelenwanderungsideekann selbst hier im Westen immer mehrAnhänger verbuchen. Statistisch dürfte derGedanke, wieder auf die alte Erde zurückkehrenzu müssen oder zu dürfen, inzwischen diestärkste Zukunftshoffnung über den Tod hinausin Deutschland sein. Christlich ist das jedenfallsnicht gedacht: Reinkarnation ist in derBibel kein Thema und gehört in den Sinnzusammenhangbestimmter nichtchristlicherMenschen- und Gottesbilder.Als „christlich“ lässt sich immerhin der Grundgedankeder Unsterblichkeit der Seele ansehen:Für ihn sprechen nicht nur einzelne Bibelstellen(z. B. Mt 10,28), sondern ihn stütztdie neutestamentlich begründbare Annahme,dass der Gott der Liebe seine Geschöpfe auchim Tod nicht einfach loslässt. Sogenannte„Ganztod“-Theorien oder Theologien sindzwar beliebt, aber in sich höchst fragwürdig.1 Wolfhart Pannenberg: Grundzüge der Christologie,Gütersloh 1976 5 , S. 78 f.Die <strong>Auferstehung</strong>shoffnung ist vernünftigDer Zeitgeist weht dem christlichen Hoffnungsbekenntnisindessen regelrecht ins Gesicht.Ähnlich war das freilich schon in den Anfangszeitendes Christentums. Hatten nicht diephilosophisch bewanderten Athener für diepaulinische <strong>Auferstehung</strong>sbotschaft einst kaummehr als Spott übrig, wie in Apostelgeschichte 17berichtet wird? Für aufgeklärte Zeitgenossen der(Post)Moderne gilt das nicht minder.Die 2003 verstorbene TheologieprofessorinDorothee Sölle nennt die „<strong>Auferstehung</strong> der Toten“ein „märchen aus uralten zeiten, das kommt dirschnell aus dem sinn ...“. Der Theologe HelmutGroos etwa bestreitet ausdrücklich, dass sie demintellektuellen Gewissen noch zugemutet werdenkönne. Seine Kritik richtet sich vor allem aufden „apokalyptischen“ Gehalt christlicher Hoffnungslehre,also auf Auferweckung der Toten,das Jüngste Gericht und die Erneuerung der Welt:„Die christliche Zukunftshoffnung ist, soweit wirdenkend zu urteilen haben, nicht mehr statthaft,in keiner Hinsicht.“Gewiss kann sich Groos auf so manche Theologenberufen, die die apokalyptischen Zukunftsbilderdes Neuen Testaments tatsächlich alsmythologisch und heute „völlig passé“ bezeichnethaben. Doch halten andere zeitgenössischeTheologen diese apokalyptischen Hoffnungsgehaltefür keine preiszugebende Mythologie. Insbesondereder namhafte Systematiker WolfhartPannenberg ist hier zu nennen. Er betont:„Mögen die apokalyptischen Vorstellungen vomWeltende auch in vielen Einzelheiten hinfälligsein, so könnten doch ihre Grundzüge, die Erwartungeiner <strong>Auferstehung</strong> der Toten in Verbindungmit Weltende und Endgericht, auch für uns wahrbleiben.“ 1 >>>informativ<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201035


informativ<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010Geht es doch bei der <strong>Auferstehung</strong>shoffnung„um das Fundament des christlichen Glaubens“!Pannenberg unterstreicht: „Reich Gottes und <strong>Auferstehung</strong>der Toten – das sind nicht abstruseTraumbilder antiker Autoren oder dem natürlichenVerstehen entzogene Offenbarungswahrheiten;es handelt sich auch nicht um Verheißungen,die nur in einer losen und zufälligenBeziehung zur Lebensproblematik des Menschenstehen, sondern diese beiden Gedanken, ReichGottes und Totenauferstehung, sprechen dieBedingungen für die Vollendung der menschlichenBestimmung aus.“ 2Lässt sich dies erhärten, so gerät die Berufungaufs intellektuelle Gewissen für die entmythologisierendeAbweisung der christlichenUniversalhoffnung bei Helmut Groos und anderenunter Ideologieverdacht. Als ob alternativeHoffnungen oder Verzweiflungen mehr für sichhätten als die Hoffnung auf den Schöpfer desAlls! Der Philosoph Friedrich Nietzsche beispielsweiseargumentiert, dass das Denken kein Letztesdenken könne,weil es>>> Als ob alternative Hoffnungenoder Verzweiflungen mehr für sich dann einhätten als die Hoffnung auf den JenseitsSchöpfer des Alls.seiner selbstdenkenmüsste, damit aber schon aufgehört hätte zu denken.Diese Überlegung mündet bei ihm in dieIdee der ewigen Wiederkehr des Gleichen – unddamit in die Wiederbelebung eines uralten Mythos!Tatsächlich garantiert das Bestreben der Vernunft,den Mythos zu eliminieren, noch keineswegs, dassman dessen Strukturen damit wirklich entkommt.Laut Pannenberg eröffnet die nach vorn gerichteteStruktur der Vernunft durchaus den Raum fürein Reden des Glaubens von einer letzten Zukunft2 W. Pannenberg: Die <strong>Auferstehung</strong> Jesu und die Zukunftdes Menschen, in: ders., Grundfragen systematischerTheologie. Gesammelte Aufsätze Bd. 2, Göttingen 1980,S 174-187, bes. 180 f.3 W. Pannenberg: Systematische Theologie I, Göttingen1988, S. 66.des Einzelnen, der Menschheit und der Welt imGanzen. Das Bekenntnis zur Hoffnung auf die<strong>Auferstehung</strong> der Toten erweist sich somitnicht mehr als vernunftwidrig“. Unredlich sinddemgegenüber mancherlei anmaßende Behauptungen,denen zufolge es sich aufgrund rationaleroder weltbildlicher Strukturen intellektuellredlichem Denken prinzipiell verbieten würde.Freilich wird dieses Bekenntnis erst dann „nichtmehr strittig sein, wenn es allgemeine Erfahrungsein wird, dass die Toten auferstehen.“ 3Keine dingliche <strong>Auferstehung</strong>shoffnungDie biblische Hoffnung auf die <strong>Auferstehung</strong>der Toten ist keine dualistische Jenseitshoffnung.Sie ist geschichtlich – unter Einflussnahmepersischer Apokalyptik – aus der alttestamentlichenProphetie erwachsen. Nicht eine himmlischeDimension für die Toten, sondern derenNeuberufung ins Leben, in Gottes irdischeSchöpfung, in ein vervollkommnetes Dasein36


auf einer neuen Erde unter einem neuen Himmelkommt schließlich in den Blick, wenn von der<strong>Auferstehung</strong> der Toten die Rede ist. Die heutemythologisch anmutende Vorstellung einerWiederbelebung von Leichen aus ihren Gräbernheraus war zunächst das Leitbild für diese umfassendeHoffnung.Ihre Verbreitung bereits im vorchristlichenJudentum hat durch die Botschaft von derAuferweckung Jesu ihre grundsätzliche Bestätigunggefunden. Mit dem Ostergeschehensetzte eine Dynamik ein, die nicht wenigerbedeutete als die spirituelle Vorwegnahme derkünftigen Totenauferstehung – in der gegenwärtigenVerbindung mit dem Auferstandenen.Christen verstehen sich deshalb als „wiedergeborenzu einer lebendigen Hoffnung durchdie <strong>Auferstehung</strong> Jesu Christi von den Toten“(1.Petr 1,3). Gegenüber einer zu dinglich-irdischenDeutung des <strong>Auferstehung</strong>sgeschehenshat sich dabei insbesondere dank der Argumentationdes Apostels Paulus im jungen Christentumein tiefsinnigeres Verständnis dieser Hoffnungherauskristallisiert. Man wusste nun zuunterscheiden: „Es gibt himmlische Körper undirdische Körper … Es wird gesät verweslich undwird auferstehen unverweslich“ (1.Kor 15,40.42).So besteht auch eine gewisse Differenz zwischenJesu <strong>Auferstehung</strong> innerhalb des irdischenZeitlaufs und der allgemeinen <strong>Auferstehung</strong>im Umbruch zur Ewigkeit. Letztere vollziehtsich nicht an Leichen oder ihren „Resten“.Vielmehr wird sich im Zuge der universalenNeuschöpfung zeigen, dass wir eine ewigeBehausung im Himmel haben (2.Kor 5,1). 4Davon lässt sich letztlich nur in Bildern undSymbolen reden, die auf Gottes heilvollesHandeln an seiner gesamten Kreatur hinweisen.Insgesamt ist die christliche Hoffnung auf die<strong>Auferstehung</strong> der Toten so groß, dass über siehinaus eine größere nicht gedacht werden kann.• Prof. Dr. Werner Thiede54 Jahre, außerplanmäßiger Professor fürSystematische Theologie an der UniversitätErlangen-Nürnberg und Referent beimRegionalbischof im Kirchenkreis Regensburg.Zahlreiche Publikationen.informativ4 Wie das theologisch gedacht werden kann, zeige ich inmeiner Dissertation „<strong>Auferstehung</strong> der Toten“ (1991) undin dem auch ins Spanische übersetzten Buch „Der gekreuzigteSinn“ (2007, 12. Kapitel).<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201037


Wenn Christus nicht auferstanden wäreDer Herr ist auferstanden.Er ist wahrhaftig auferstanden.Wenn Christus nicht auferstanden wäre,könnten wir zu Hause bleiben.Der Pfarrer predigte doch nur am Leben vorbei.informativWenn Christus nicht auferstanden wäre,kämen wir zum Gottesdienstwie zu einem gesellschaftlichen Ereignis.Wir könnten uns amüsieren.Wir könnten uns langweilen –Verwandelt würde bei alledem nichts.Wenn Christus nicht auferstanden wäre,müssten die Prediger als Lügner bestraft werden –oder man sollte sie zur Belustigung ausstellen.Wenn Christus nicht auferstanden wäre,lohnte es nicht, dem Nachbarn nachzugeben.Ein Schlag ins Gesicht würde eher zeigen,wer stark ist.<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201038


Wenn Christus nicht auferstanden wäre,müsste die Gewalt größer geschrieben werdenals Liebe,und Versöhnung bliebe etwas für Sentimentale.Wenn Christus nicht auferstanden wäre,gäbe es keinen neuen Anfang,und jeder Morgen wäre nur die Vorstufe zur Nacht.Nun aber ist Christus auferstanden von den TotenAls Erstling unter denen, die entschlafen sind.• Karl-Heinz RoneckerMit freundlicher Genehmigung des AutorsAus: Wolfgang Brinkel (Hg), Dein Kreuz ist unser Leben.Gedanken für jeden Tag in der Passionszeit,Neukirchener Verlagshaus 2001© Gütersloher Verlagshaus GmbH, Güterslohinformativ<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201039


praktisch – seelsorgerlich<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201040Ostern – die Welt mitanderen Augen sehenDie vier Evangelisten als SeelsorgerDie vier Evangelisten schreiben ihre Ostergeschichtennicht für die Starken, die Sicheren unddie Selbstbewussten – sondern für die Zweifler(Mt), die Furchtsamen (Mk), die Traurigen (Lk)und Resignierten (Joh). Die Botschaft „Jesus istauferstanden“ ist eben nicht selbstverständlich,sondern muss sich gegen innere – und äußere –Widerstände durchsetzen. Seien wir ehrlich:Dass Jesus auferstanden ist, kann man nicht einfachglauben. Und wer das behauptet, hat nochnicht über die Konsequenzen dieses Glaubensnachgedacht: kein Stein bleibt auf dem anderen,wenn Jesus auferstanden ist!Unterschiedliche AdressatenWie diese Begegnung geschieht, und was dabeigeschieht, berichten die vier Evangelisten auf jeeigene Weise, indem sie uns von Menschen berichten,die diese alles verändernde Lebenserfahrungengemacht haben. Dabei sind die erstenZeugen der <strong>Auferstehung</strong> Jesu nicht wirklichUm das glauben zu können, brauchen wir einenAnstoß von außen: eine Begegnung mit demAuferstandenen. Denn sie widerspricht allem,was wir als selbstverständlich ansehen: Das, wasunser Leben zutiefst prägt, ist die Tatsache, dassder Tod alles beenden wird. Das ist eine unumstößlicheWahrheit unseres Menschseins – unddie <strong>Auferstehung</strong> stößt diese unumstößliche Wahrheitum! Die Evangelisten zeigen uns Menschen.>>>>>>>darauf vorbereitet. Allen Beteiligten ist gemeinsam,dass sie nicht sofort sehen, dass Jesus auferstandenist und was das für ihr Leben bedeutet.Sie brauchen Zeit, um den Auferstandenenzu erkennen und die Konsequenzen zu verstehen.Dann aber erfahren sie, dass der Auferstandeneihr Leben verändert, indem er sie


herausfordert, die Welt und das eigene Leben mitanderen Augen zu sehen. Diese Herausforderungist jeweils eine andere, je nachdem, inwelcher Sackgasse sich die Jünger befanden.Die Osterbotschaft trifft auf Menschen, dieihr gegenüber verschlossen sind: durch Zweifel,Furchtsamkeit, Traurigkeit oder Resignation.Alles Sackgassen-Erfahrungen des Lebens. DasGefühl, es geht nicht weiter – weil der Zweifeldas Leben versperrt, die Furchtsamkeit das Lebenbeengt, die Traurigkeit das Leben einschließt unddie Resignation das Leben ermüdet.Matthäus: „... einige aber zweifelten“ (Mt 28,16–20)Seltsam: Auf dem Höhepunkt des Geschehens,der Aussendung der Jünger „in alle Welt“, gibtes immer noch einige, die zweifeln. Zum erstenMal (im Matthäusevangelium) begegnen dieelf Jünger dem Auferstandenen auf einem Bergin Galiläa – dem Schluss- und Höhepunkt desEvangeliums. Doch ausgerechnet hier sind einigeZweifler unter den Anwesenden. Haben sienichts begriffen? Kann man überhaupt nochzweifeln, wenn der Beweis, der Auferstandeneselbst, unmittelbar vor ihnen steht? Doch mankann! Und man darf! Denn Jesus tadelt dieZweifler nicht. Sie werden nicht ausgegrenzt,von den anderen isoliert, aus Angst, sie könntendie anderen mit ihrem Zweifel anstecken.Nein, die Zweifler werden mit den Zweifellosenausgesandt: „Geht hin und machet zu Jüngernalle Völker ...“ (V. 18)!Der Auferstandene kann in seiner Gegenwartden Zweifel ertragen. Der innere Zwiespalt mussnicht erst beseitigt sein, bevor Jesus etwas mitseinen Nachfolgern anfangen kann. Der Zweifelkann mitgehen, weil Jesus, der Auferstandene,mit seinen Jüngern mitgeht: „Ich bin bei euchalle Tage bis an der Welt Ende“ (V. 20).Der Zweifel wird nicht bekämpft, weder durchArgumente, noch durch Gruppendruck oderAusgrenzung. Er wird „auf den Weg mitgenommen“.Auf den Weg mit Jesus Christus zu denMenschen. Dort hat er Zeit, sich zu verlaufen,weil die Erfahrungen, die man auf dem Wegmit dem Glauben und mit der Botschaft macht,den Zweifel verblassen lassen. Wer den Zweiflererst zwingen will, seinen Zweifel zu beseitigen,bevor er ihn ganz akzeptiert, schließt ihn einund macht ihm das Glauben schwer. Wer ihnmitnimmt auf den Weg, so wie Jesus, führt ihnheraus in die Weite desGlaubens. Der Zweifelweicht nicht vor Argumentenzurück, wohlaber vor Erfahrungen.>>> Der Zweifel weichtnicht vor Argumentenzurück, wohl aber vorErfahrungen.Markus: „ … denn sie fürchteten sich“ (Mk 16,1–8)Das Markusevangelium endet seltsam: DieFrauen, denen der Engel am Grab begegnete,fürchteten sich und schwiegen – obwohl derEngel ihnen aufgetragen hatte, die Botschaftvon der <strong>Auferstehung</strong> Jesu den anderen Jüngernweiterzusagen (V. 7). 1 Der Schluss ist paradox:Die, die es wissen und sagen sollten, schweigen.Und doch ist die Tatsache, dass es das Markusevangeliumgibt, ein Zeichen dafür, dass diesesSchweigen durchbrochen worden ist! Die Frauensagten aus Furcht die frohe Botschaft nicht weiterund damit scheint der Glaube an Jesus Christusendgültig in eine Sackgasse geraten zu sein. Aberdas Markusevangelium (das auch von diesemSchweigen der Beauftragten berichtet) verkündigtdennoch das Evangelium und trägt Glaube zuden Menschen.Furcht macht stumm. Man traut sich nichts zusagen. Und wenn man etwas sagen soll, ist esdoppelt schlimm. Zur Furcht kommt das Gefühl,schuldig zu sein. Das verschließt den Mund nochmehr. Die große Entlastung für die Furchtsamenund Verstummten ist in dieser Abschlussgeschichtedes Markusevangeliums: Gott findeteinen Weg! Auch wenn du nichts sagen kannst –das Evangelium kommt doch zu den Menschen!Der Auferstandene selbst wird ihnen begegnenund sie zum Glauben führen. Du kannst vielleichtjetzt nichts sagen, und du musst es auchnicht. Gott lässt dir Zeit. Irgendwann wird dieMauer der Furcht fallen. Dann wirst du weitergebenkönnen, was dir aufgetragen ist. Aber bis dahinist der auferstandene Jesus Christus bei dir. Erwendet sich nicht ab. Er verurteilt dich nicht. >>>1 Weil dieser Schluss so unbefriedigend ist, haben spätereAbschreiber der Schriften des Neuen Testaments die V. 9–20ergänzt.praktisch – seelsorgerlich<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201041


praktisch – seelsorgerlich<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201042Der Furchtsame braucht Zeit, um Vertrauen zuschöpfen. Er braucht Begleitung, die ihm denDruck nimmt. Er muss>>> Der Furchtsame verstehen, dass nicht allesbraucht Zeit, um von ihm abhängt und seinVertrauen zu Schweigen nicht einfachschöpfen.Versagen ist, sondern Ohnmacht.Aber die Erfahrung,dass das Evangelium Menschen erreicht und zumGlauben führt, öffnet dem Furchtsamen schließlichden Mund. Auch er wird reden. Mit der Zeit.Das Evangelium von Jesus Christus ist lebendig,denn es ist die Botschaft eines Lebenden. Das wirdauch das Gefängnis der Furcht und Sprachlosigkeitsprengen!Lukas: „... da blieben sie traurig stehen“ (Lk 24,13–35)Die Geschichte der Emmaus-Jünger ist eineder bekanntesten Geschichten der Bibel.Faszinierend erzählt. Ganz nah an unserenelementaren Lebens- und Glaubenserfahrungen:Enttäuschung, Fragen, Hören, Erkennen, Umkehren.Die Osterbotschaft ist in diese Erfahrungeneingewoben. Zuerst unbemerkt, dann plötzlichaufblitzend und schließlich bewegend. DasWichtigste ist der Weg: Glaubenserfahrungen machtman „auf dem Weg“ – denn sie sind selbst einWeg. Kein Standpunkt, kein Zustand des Wissens,sondern ein Weg zur Einsicht.Traurigkeit lässt das Leben>>> Traurigkeitstillstehen. Es bewegt sichlässt das Lebennichts. Enttäuschte Hoffnungen,wie bei den bei-stillstehen. Esbewegt sich nichts. den Jüngern auf dem Wegnach Emmaus, schneidenvon der Vergangenheit ab (V. 21) und blockierenden Weg in die Zukunft. Nichts trägt mehr, alsowird man starr. Es fehlt der rote Faden im Lebenund im Glauben. Nichts geht mehr. Die Sackgasseder Ernüchterung und des Kleinmutes.Der auferstandene Jesus Christus führt die Jüngeraus dieser Sackgasse der Traurigkeit heraus aufeinen neuen Weg. Zuerst unbemerkt: Redendürfen sie. Die Enttäuschungen ausdrücken.Sich aussprechen. Ohne Druck, nur gelenktdurch aufmerksames Fragen, gehen sie, die dieTraurigkeit stillstehen ließ, weiter. Und dannzeigt Jesus ihnen ein neues Verständnis. Einenneuen Schlüssel für ihre Erfahrungen: Könntees nicht auch anders sein? Ist das, was ihr alsEnttäuschung erlebt habt, nicht in Wirklichkeitdas Ziel? „Musste nicht Christus dieses erleiden“(V. 26)? Zwei Schritte aus der Sackgasseder Traurigkeit: sich aussprechen dürfen undeinen neuen Schlüssel zu den Erfahrungenbekommen. Das Gleiche anders sehen können.Der Auferstandene geht mit. Er lässt ihnen Zeit.Und lässt ihnen Raum. Doch dann ist da derAugenblick des Erkennens. Mit einem Mal bekommtalles einen anderen Sinn. Der Schlüsselpasst. Im Rückblick erscheint alles einfacherals zuvor. Die Trauer bekommt einen Sinn.Aber ohne den Weg vorher – die Ausspracheund die neue Deutung – gäbe es auch dieseplötzliche Erkenntnis nicht. Erkennen brauchtVorbereitung und Gelegenheit. Und darumgeht der Auferstandene mit. Er handelt unbemerktan den Menschen, nimmt ihre Aufmerksamkeitgefangen, verwickelt sie in einneues Denken, bleibt bei ihnen, auch wenn„sich der Tag geneigt hat“ (V. 29) – und wecktso den Glauben. Die Jünger können glauben,weil Jesus Christus ihnen Zeit gelassen hat,den Sinn des Glaubens zu entdecken: Jesuslebt – und darum lebt der Glaube an ihn!Johannes: „... in dieser Nacht fingen sie nichts“ (Joh 21,3)Johannes erzählt mehrere Geschichten, indenen der Auferstandene Menschen die Türzum Glauben öffnet. Greifen wir eine davonheraus: die Jünger auf dem See Genezareth.Die Erzählung beginnt mit einem Rückzug,denn Petrus gibt den anderen Jüngern bekannt:„Ich will fischen gehen“ (V. 3) – und die anderenkommen einfach mit. –Die Jünger haben aufgegeben und vor den Tatsachenkapituliert. Das vertraute Leben, bevorsie Jesus nachgefolgt sind, erscheint besser alsdie ungewisse Zukunft, nachdem Jesus gestorbenist. Aus der Sackgasse der Resignationscheint es nur einen Ausweg zu geben: zurück.Doch auch ihnen begegnet der Auferstandene,auch ihn erkennen sie nicht sofort. Ein durchgängigesMotiv in den Ostererzählungen.


nicht nur die Begrenztheit ihrer augenblicklichenErfahrung. Es gibt mehr Leben als du siehst!Das heißt, den Auferstandenen zu erkennen:Der Lebendige öffnet uns das Leben. Die <strong>Auferstehung</strong>Jesu ist nicht etwas, was nur ihnbetrifft und das wir, aus der Distanz, beobachtenkönnten. Die <strong>Auferstehung</strong> verändert diejenigen,denen Gott die Augen dafür geöffnet hat.Vom Unverständnis über das Ahnen zum Sehen.Manchmal ein längerer Weg, kein einfacherSchritt.Aber auch sie führt er, Schritt für Schritt, zumGlauben.„Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, sowerdet ihr finden“ (V. 6). Die Herausforderungdes Glaubens – wieder einmal: „Tut das, was ihrbisher getan habt, aber jetzt im Vertrauen zuJesus – und ihr findet! Tut es, weil er es gesagthat!“Resignation bedeutet, das Gefühl zu haben,an der falschen Stelle zu suchen und nichtszu finden. Die Netze an der falschen Seite auszuwerfen.Der Auferstandene macht Mut, dieNetze an der anderen Seite des Lebens auszuwerfen.Nicht dort, wo man bisher immer gefischthat, sondern dort, woran man bishernicht gedacht hat. Die neuen Möglichkeiten.Glauben bedeutet, die anderen Seiten seinesLebens zu erkennen. Das Unentdeckte, Ungenutzte.Das, was man nie gesehen hat – oderwas man sich nie getraut hat. Im Vertrauenauf das Wort Gottes gerade dort die Netze auswerfen!Der Resignierte, der bisher nur einen Weg sah,den Weg zurück, kann zur Seite schauen undneue Möglichkeiten entdecken. Von Gott>>> Der Resignierte,der bisher nureinen Weg sah,den Weg zurück,kann zur Seiteschauen und neueMöglichkeiten entdecken.beschenkt.Das Netz des Lebens wirdgefüllt. Die Erfahrung, daist doch mehr als ich bishergesehen habe. Gottöffnet die Augen, damitMenschen den Reichtumdes Lebens sehen undEine Einladung zum Glauben„Jesus ist auferstanden!“ Eine unglaublicheBotschaft. Selbstverständlich. Alles sprichtdagegen. Unser Wissen. Unsere Erkenntnisse.Unsere Erfahrungen. Zweifel, Furcht, Trauer,Resignation versperren uns den Weg. DasEinzige, was dafür spricht, ist der Einzige,der uns anspricht: der auferstandene Jesus!Er begegnet uns, auch in den Sackgassen unseresLebens, und öffnet uns, Schritt für Schritt, denHorizont des Glaubens. Den Blick zum Leben.Den Blick nach vorne.• Holger Noack52 Jahre, verheiratet, drei Kinder, nach demTheologiestudium Gemeindepfarrer, seit1994 Bundesekretär für Mitarbeiterbildungbeim <strong>CVJM</strong>-Westbund<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010praktisch – seelsorgerlich43


praktisch – seelsorgerlich<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201044<strong>Auferstehung</strong> – Impulse füreine IkonenbetrachtungEinführungstext:Ikonen (griech. Bilder) sind keine Kunstwerkeim klassischen Sinn. Eine Ikone hat ihrenPlatz im gottesdienstlichen Geschehen derOstkirche, in der Anrufung und dem LobpreisGottes. Damit ist sie Teil der Liturgie. Mitihnen und durch sie geschieht Beten. RowanWilliams, Erzbischof von Canterbury undProfessor für systematische Theologie schreibtdazu:„Ikonen weisen uns den Weg; sie laden unsein zu einer Reise, fordern uns auf, uns aufeine Pilgerschaft zu begeben. Sie helfen uns,Grenzen zu überschreiten, eine neue und verwandelte,in neuem Licht verklärte Welt zubetreten.“Besonders die Christusikonen zeigen einLeben, das das Licht und die Kraft Gottesnach allen Seiten hin ausstrahlt. Sie sindvon Menschenhand gemalt, stellen Ereignisseim Licht des Handels Gottes dar undbedürfen so des Handelns Gottes. Im nachsinnendenBetrachten, im hörenden Betenladen sie zur Gottesbegegnung ein undzeigen uns die Welt im neuen Licht,das in Jesus, dem Christus, aufstrahlt.Ikonen machen uns darauf aufmerksam,dass Gott gegenwärtig ist und dass erin seiner Gnade an uns handelt.>>>>>>>


Die Ikone von der <strong>Auferstehung</strong> hat eine langeGeschichte. Im Lauf der Zeit hat sich die Darstellungimmer wieder gewandelt.Sie zeigt nicht den Augenblick der <strong>Auferstehung</strong>,sondern die Auswirkungen des Handelns Gottesauf die Geschichte überhaupt.Der Einbruch in das Reich des TodesIn der Mitte steht Christus, umgeben vonwarmen Farben. Er steht auf den Türflügelnder Höllenpforte, die in der Form des Kreuzesüber dem Abgrund liegen. Zerbrochene Schlösserund Ketten sind zu sehen. In der linken Handist unter den Ärmeln des Gewandes eine Schriftrollezu sehen. Auf manchen Darstellungen istder Text aus 1.Petrus 3,19 zu lesen: „gepredigtden Geistern im Gefängnis.“ Die rechte Handstreckt sich den Menschen des ersten Bundesentgegen: Adam, Eva und die Propheten. Aufder linken Seite stehen David, Salomo undJohannes der Täufer.Es ist das Bild einer Befreiung. Jesus steigthinunter in das Reich des Todes. Er kommtzu denen, die gefangen sind in der schattenhaftenErkenntnis Gottes. Durch die Berührunggeschieht neue Erkenntnis. Wenn Christus unsberührt, wird es uns möglich, Mensch zu werdenund ein erfülltes Leben zu leben. Die Berührunggeschieht nicht einfach nur sanft undzurückhaltend, sondern mächtig und kraftvoll.Er bricht hinein in das Reich des Todes und derNichtigkeit und holt die Menschen da heraus.Der Tod verliert seine Macht.Zerteilen verfallen und mit diesem Trennen verweigernwir uns selbst das Leben, das Gott unsgeben möchte.Jesus streckt seine Hand Adam und Eva entgegen,gleichsam als Aufhebung der Bitterkeit und Entfremdung.„Die <strong>Auferstehung</strong> ist der Moment, in demMenschen einander wieder nahe gebracht werdenüber den Graben gegenseitiger Vorwürfe und Ablehnunghinweg; eine neue menschliche Gemeinschaftwird hier sichtbar. Und zugleich wird uns,durch die weiteren Gestalten des ersten BundesGottes im Hintergrund gezeigt, dass in dieserGemeinschaft die Trennung zwischen Lebendenund Toten ohne Bedeutung ist: David undSalomo, Abraham, Mose, Elia und Jesaja – aufgrundvon Jesu <strong>Auferstehung</strong> sind sie alle unsereZeitgenossen.“Christus ist der Herr der GeschichteIn der Darstellung der Gestalten wird deutlich,dass der auferstandene Christus der Anfang unddie Vollendung ist (A und O – Alpha und Omega,Offb 1,8). Er sammelt das Volk Gottes von seinenAnfängen her. Er hebt sie aus dem Tod und führtsie zur Vollendung. Die Zeuginnen und Zeugendes ersten Bundes sprechen von dem Gott, derdamals zu ihnen gesprochen hat. Wir sehen, wieihre Gottesbegegnungen zu Jesus hinführen undin ihm vollendet werden. Im Johannesevangeliumspricht Jesus von der Freude Abrahams, „dass ermeinen Tag sehen sollte“ (Joh 8,56). >>>praktisch – seelsorgerlichVerwandelte BeziehungenDadurch werden auch unsere Beziehungenin einen neuen Zusammenhang gestellt. DerSündenfall in 1.Mose 3 beschreibt die gescheiterteBeziehung zwischen Adam und Eva. DieSchuld führt zur Trennung, die weite Kreisezieht. Wir Menschen bringen es fertig, uns denQuellen des Lebens gegenüber zu verschließen.Wir sind dem zwanghaften Trennen und<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201045


Von ihrem Glauben lernen wir, in eine uns verhüllteZukunft zu sehen und darauf zu vertrauen,dass diese uns unsichtbare Zukunft das AngesichtJesu Christi trägt.„Die Bibel im rechten Verständnis christlich zulesen, bedeutet immer ein Lesen, das nach demdurch Christi <strong>Auferstehung</strong> gegebenen GanzenAusschau hält und horcht; jede Stelle in derBibel, die wir ohne dieses Wissen um das Lichtder <strong>Auferstehung</strong> lesen, lesen wir nur halb undflüchtig und ungenügend.“In der Liturgie der Ostkirche wird in den Abendpsalmenam Großen Sonnabend dieser Gedankeaufgenommen:Heute ruft der Hades und stöhnt: Besser wäre mirgewesen, ich hätte Marias Sohn nicht aufgenommen.Denn da er zu mir gekommen, hat er meineHerrschaft vernichtet und die ehernen Tore zertrümmert;die Seelen, die ich einst besaß, hat er als Gotterweckt.Ehre sei Deinem Kreuze und Deiner <strong>Auferstehung</strong>,Herr.praktisch – seelsorgerlichDas Heil umspannt die ganze WeltWeiter verweist uns die <strong>Auferstehung</strong> an dieseWelt. In ihr und durch sie redet er. Durch Christusentsteht eine Neuordnung des Universums.Er hat die Tür zur Herrlichkeit Gottes aufgestoßen.Diese strahlt mitten im Reich des Todes auf,sodass der Tod davon verzehrt und verschlungenwird. Jesus gibt sich mitten hinein in die Sehnsüchteund Bruchstückhaftigkeit menschlichenLebens. Er steht auf der Brücke des Kreuzes überdem Abgrund der Sinnlosigkeit, der Selbstentfremdung,der Schuld, der Verletzungen, desMisstrauens und bringt alles vor den Vater. Dieverschlossenen Pforten der Hölle und des Todessind überwunden. Das neue, unauflösbare Lebenist erschienen.Heute ruft der Hades und stöhnt: Dahin sind meineGewalten. Denn einen Sterblichen nahm ich aufwie einen der Toten. Ganz und gar nicht vermagich es, ihn festzuhalten. Nein, ich werde mitDiesem Vieler beraubt, die ich beherrschte.Von jeher besaß ich die Toten. Doch Dieser …erweckt sie alle.Ehre sei Deinem Kreuze und Deiner <strong>Auferstehung</strong>,Herr.Heute ruft der Hades und stöhnt: Verschlungenist meine Macht. Der Hirte ward gekreuzigt. Er hatAdam erweckt. Aller, die ich beherrschte, bin ichberaubt. Und die ich in Macht verschlang, sie allemusste ich ausspeien. Der Gekreuzigte hat dieGrüfte geleert. Nichts wert ist des Todes Gewalt.Ehre sei Deinem Kreuze und Deiner <strong>Auferstehung</strong>,Herr.<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.2010Impulse zum betenden BetrachtenAls Menschen, deren Lebens- und Glaubensgeschichtesich überwiegend in den westlichenTraditionen ereignet, fällt uns der Zugang zudieser Tradition der Ostkirche nicht immerleicht. Gewiss, es gibt in den ökumenischenBeziehungen viele offene theologische Fragen.Trotzdem kann die Betrachtung des Geschehenseiner Ikone uns hineinnehmen in die Anbetungdes dreieinigen Gottes.46


Schritte einer betenden Betrachtung> Vergegenwärtigung: Ich bin anwesend in derGegenwart Gottes> Das Bild auf mich wirken lassen> Einen Ostertext lesen> Wahrnehmen, was Wort und Bild mit meinerWirklichkeit zu tun haben> Hörend vor Gott still werden – was will er mirsagen?> Bitten um das, was ich mir wünscheDie in Anführungen gesetzten Zitate sinddem Buch von Rowan Williams, Wo das Lichtwohnt – Betrachtungen zu Christusikonen,Vandenhoeck & Rupprecht, entnommen.Es geht nicht um die Anbetung des Bildes, sondernum die Anbetung dieses Herrn, der uns in ihmvor Augen geführt wird. Mir selbst ist diese Ikonein einer Zeit der Krise nach einer längerenKrankheitsphase zum ersten Mal begegnet.Die Betrachtung der geöffneten Pforten, diegesprengten Fesseln der Ausweglosigkeit undAngst, die ausgestreckte Hand, die allenMenschen, allen Adams und Evas entgegengehalten wird, eröffnete mir neues Vertrauenund ließ die Hoffnung wieder zaghaft keimen.Wir sind zum ewigen Leben berufen und dieMächte und Kräfte und Einreden haben ihrenEinfluss verloren.Ostern ist ein Geschehen, das sich täglichereignet – dann, wenn wir der Stimme desauferstanden und lebendigen Herrn mehrvertrauen, allen Unkenrufen des Untergangszum Trotz.• Alma Ulmer48 Jahre, Diakonin, Ausbildung an der BibelschuleAidlingen, tätig als Landesjugendreferentin im ejwmit den Schwerpunkten: Begleitung ehrenamtlichVerantwortlicher und Studienleiterin imBernhäuser Forstpraktisch – seelsorgerlich<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201047


MaterialempfehlungKreuzweg StationenLuise TheillLiteratur<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201048Evangelische Christen kommen mit Kreuzwegenam ehesten im Urlaub in Kontakt, wenn sie Kirchenbesichtigen oder in katholischen GegendenKreuzwege unter freiem Himmel antreffen.Es ist bemerkenswert, dass eine Künstlerin, dietief in der evangelischen Konfession verwurzeltist, das Thema des Kreuzweges aufgreift undsich an die Gestaltung eines Kreuzweges wagt.Die Erfahrung eines gelebten Lebens habenbereits den künstlerischen Prozess, in dem dieBilder und Texte entstanden sind, durchdrungen.Darum sind Bild und Text für den Betrachterausgesprochen eindrucksvoll und gar nicht„weit weg – abstrakt“. Jeder der 15 Stationenliegt eine Meditation der Künstlerin zugrunde.Fünfzehn Angehörige verschiedener christlicherKonfessionen und Werke haben die Gebetstextegeschrieben. Die ökumenische Weite ist derKünstlerin wichtig, denn im gemeinsamen Betenwird die Einheit der Kirche innerlich erfahrenund stellt sich nach außen hin dar. So ist dieserKreuzweg auch eine Einladung, ihn nicht nurin den „eigenen vertrauten Kreisen“, sondernvielleicht auch mal ökumenisch gemeinsamzu gehen!Die Bilder sind in Scherenschnitt- Collagetechnik,gestaltet und zum Teil dezent farbigunterlegt.Zu jeder Broschüre gibt es zusätzlich einArbeitsheft mit CD. Ein, für die Gestaltungder Passionszeit sehr zu empfehlendesArbeitsmaterial, ob in Passionsandachten,einzelnen Bildern für nur einen Abend,oder in Karfreitags- und Ostergottesdiensten!Preise:FarbbroschüreAb 10 Stck.ArbeitsheftAb 10 Stck.9.50 Euro9.00 Euro4.75 Euro4.50 EuroBezugsquelle:Luise TheillAm Frauenbusch 851674 Wiehl-OberbantenbergTelefon: 0 22 62 / 24 99www.luisetheill.cominfo@luisetheill.com


Vorschau 2.2010Thema: Stillebiblisch:Es ist eine Ruhe vorhanden im Volk Gottesgrundsätzlich:Unsere Nebenabsichten machen uns Stressinformativ:Verstummen – Schweigen – Stillepraktisch:Theresa von Avila – die innere Burg>>>Die Nummer 3.2010hat das Thema:„Wenn Dinge sich verändern”ImpressumMitarbeiterhilfe der Christlichen Vereine junger Menschen – erscheintfünfmal im Jahr – 65. JahrgangHerausgeber und Verleger:<strong>CVJM</strong>-Gesamtverband in Deutschland e. V. durch Dr. Wolfgang NeuserRedaktion:Gudrun Meißner (Schriftleiterin), Frankfurt; Dr. Wilhelm Eppler, Kassel;Norbert Held, Neukirchen; Holger Noack, Wuppertal; Doris Reichmann,Detmold; Alma Ulmer, Stuttgart; René Wälty, KänerkindenRedaktionsanschrift:<strong>CVJM</strong>-Gesamtverband in Deutschland e. V.– Mitarbeiterhilfe – Im Druseltal 8, 34131 Kasseloder Postfach 41 01 54, 34063 Kassel-Wilhelmshöhe;Telefon (05 61) 30 87-222, Fax (05 61) 30 87-202; E-Mail: info@cvjm.deHeftpreis:3,– EUR plus Versandkosten; Jahresbezugspreis 14,00 EUR plus Versandkosten;Abbestellung bis vier Wochen vor JahresendeBildnachweis: Titel, 1–5, 12–21 Archiv; S. 6–11, 26–36 Internet;S. 38–40 Bildcollagen; S. 43 B. DrescherGestaltung: Dipl. Designer Bernd Drescher, LüdenscheidDruck: Design & Druck C.G.Roßberg, 09669 Frankenberg1.2010Werner ThiedeMystik im Christentum30 Beispiele, wie Menschen Gott begegnet sindFrankfurt/M., 256 Seiten, 19.90 EuroISBN 978-3-86921-003-2Wer nach Mystik im Christentum fragt, suchtinneren Halt in der Tiefe, Berührung mitdem Göttlichen – und Wahrheit. Daher bietetdieses Buch nicht nur eine Hinführung undAnnäherung an 30 verschiedene Gestalten undihre Visionen aus Geschichte und Gegenwart.Vielmehr vermittelt es gleichzeitig weltanschaulicheund theologische Orientierung, um imbiblischen Sinn die Geister zu unterscheiden.Denn „Mystik“ ist ein Sammelbegriff für vielerleiWege und Schulen. Im Christentum verheißtMystik die Erfahrung von Licht, Liebe undLebensfülle.Aus dem Geleitwort von Landesbischof i. R.Prof. Dr. Gerhard Müller:„Werner Thiede informiert über verschiedeneFormen von Mystik in einzelnen Religionenund Weltanschauungen und geht den Zusammenhängennach, die sich hier aufdrängen.Dabei huldigt er nicht unkritisch der Mystikan sich – die es gar nicht gibt – oder einer vonihm bevorzugten Form derselben. Er zeigt vielmehrauf, dass Mystik zur Erhellung, aber auchzur Verfinsterung beitragen kann. So ist eineabwägende Darstellung entstanden, die das Fürund Wider aufzeigt. Solch konstruktive Kritikist wohltuend und dringend erforderlich, geradeauch bei dem hier behandelten Thema.Deswegen wird die abwägende Darstellungvielen Leserinnen und Lesern hilfreich sein.“

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