aktuell Nr. 26 vom 05. Juli 2010 ( PDF - Bundeswehr
aktuell Nr. 26 vom 05. Juli 2010 ( PDF - Bundeswehr
aktuell Nr. 26 vom 05. Juli 2010 ( PDF - Bundeswehr
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
6 <strong>aktuell</strong> HINTERGRUND<br />
International eingebunden<br />
5. <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong><br />
Die Streitkräfte Luxemburgs: Multinational ausgebildet, anpassungsfähig und fast überall im Einsatz.<br />
Belgien, Niederlande und Luxemburg<br />
(BeNeLux) sind die westlichen<br />
Nachbarn Deutschlands.<br />
Alle drei sind Gründungsstaaten<br />
der NATO und gehören schon<br />
lange der Europäischen Union an.<br />
Auf den ersten Blick haben sie im<br />
Bereich der Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />
große Gemeinsamkeiten<br />
mit Deutschland, doch<br />
es gibt auch Unterschiede. <strong>aktuell</strong><br />
stellt die Streitkräfte der BeNeLux-<br />
Länder in einer dreiteiligen Serie<br />
näher vor.<br />
von Katalin Birta<br />
Luxemburg. Eine 1000 Frauen<br />
und Männer umfassende Armee ist<br />
trotz der sich stets verkleinernden<br />
europäischen Streitkräfte eher ungewöhnlich.<br />
Und doch gibt es sie –<br />
in Luxemburg. „Diese ist in erster<br />
Hinsicht der politische Ausdruck<br />
der Unabhängigkeit Luxemburgs“,<br />
betont ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.<br />
Und die Beteiligung<br />
an Auslandseinsätzen sei<br />
zuletzt ein Beitrag zur Solidarität<br />
gegenüber Alliierten und Partnern<br />
sowie ein Bekenntnis zu den<br />
Grundwerten von NATO, EU und<br />
VN, dessen Gründungsmitglied<br />
Luxemburg ist.<br />
Nach dem Londoner Vertrag von<br />
1867 sollte Luxemburg nicht nur<br />
neutral, sondern auch unbewaffnet<br />
sein. Aufgrund der negativen Erfahrungen<br />
im Ersten und Zweiten Weltkrieg<br />
gab es 1948 diese Neutralität<br />
jedoch auf. Eine großherzogliche<br />
Verordnung hatte bereits im November<br />
1944 die allgemeine Wehrpflicht<br />
eingeführt. Zwar wurde diese 1967<br />
wieder abgeschafft, dennoch besitzt<br />
Luxemburg keine Berufsarmee im<br />
üblichen Sinn. Die Soldaten leisten<br />
einen „Freiwilligendienst“, dessen<br />
Attraktivität durch Vorteile auf dem<br />
Arbeitsmarkt gesichert wird. Ende<br />
2007 wurde dieses System durch<br />
die Möglichkeit der „freiwilligen<br />
Einsatzbereitschaft“ erweitert, bei<br />
der sich die Soldaten für vier Jahre<br />
verpflichten können. Damit können<br />
diese auch an Auslandseinsätzen<br />
teilnehmen.<br />
Bis auf ein paar wenige eigene Ausbildungsstätten,<br />
um die freiwilligen<br />
Soldaten auszubilden, nutzt die<br />
Armee die Einrichtungen ande-<br />
Auf Patrouille im Kosovo: die luxemburgische Armee bei KFOR.<br />
Auch bei UNIFIL mit dabei: Soldaten der Luxemburger Armee.<br />
Verteidigungsministerium Luxemburg (2)<br />
rer Länder, zum Beispiel von Belgien<br />
und Frankreich, aber auch von<br />
Deutschland, der Schweiz und den<br />
USA. Dieser internationale Austausch<br />
generiere einen wichtigen<br />
Mehrwert für die Armee, der aus<br />
unentbehrlichen Erfahrungen und<br />
Erkenntnissen für die Ausbildung<br />
und die Einsatzführung bestehe,<br />
erklärt der Sprecher weiter. Und<br />
diese Zusammenarbeit ermögliche<br />
auch den direkten Leistungsvergleich<br />
mit den Partnerstreitkräften,<br />
was wiederum den Aufbau und die<br />
Weiterentwicklung von Fähigkeiten<br />
und Kompetenzen erleichtere.<br />
Seit 2002 ermöglicht Luxemburg<br />
auch EU-Bürgern, die mindestens<br />
drei Jahre in Luxemburg wohnen,<br />
als Zeitsoldaten in der Armee zu<br />
dienen, bei gleichen Aufgaben wie<br />
die luxemburgischen Staatsbürger.<br />
Derzeit sind 12,5 Prozent des Personals<br />
EU-Bürger, die aus acht<br />
verschiedenen Nationen kommen<br />
– rund zwei Drittel stammen aus<br />
Portugal, aber auch Deutsche sind<br />
darunter. Die Möglichkeit, als EU-<br />
Bürger der luxemburgischen Armee<br />
beitreten zu können, wirke sich des<br />
Weiteren positiv auf deren Integration<br />
in die Gesellschaft aus.<br />
Loyalitätsprobleme sieht das Verteidigungsministerium<br />
keine. Im<br />
Gegenteil: In der Flexibilität und<br />
Anpassungsfähigkeit ihrer Soldaten<br />
liege die besondere Stärke<br />
der Armee. „Hinzu kommt, dass<br />
der Großteil der luxemburgischen<br />
Armee mehrsprachig ist. Viele<br />
sprechen sowohl Deutsch, als auch<br />
Französisch und Englisch“, hebt<br />
der Sprecher hervor. „Das vereinfacht<br />
die multilaterale Zusammenarbeit<br />
und ermöglicht eine problemlose<br />
Verständigung auf sprachlicher<br />
Ebene.“ Vor allem bei internationalen<br />
Missionen ist dies ein großer<br />
Vorteil. Denn trotz ihres geringen<br />
Personalumfangs beteiligen<br />
sich die luxemburgischen Streitkräfte<br />
an zahlreichen internationalen<br />
Missionen. So etwa auf dem<br />
Balkan oder in Afghanistan. Außerdem<br />
sind sie bei UNIFIL im Libanon<br />
und in Afrika im Sudan und<br />
im Kongo aktiv. Seit 1996 beteiligt<br />
sich Luxemburg am Eurokorps<br />
und arbeitet sicherheitspolitisch eng<br />
mit seinem Nachbarland Belgien<br />
zusammen.<br />
Abschließend kann festgestellt<br />
werden, so der Ministeriumssprecher,<br />
dass die Auslandseinsätze ein<br />
fester Bestandteil der Aussenpolitik<br />
Luxemburgs geworden sind und in<br />
der Gesellschaft zum Verständnis<br />
über die Aufgaben der Armee beitragen.<br />
Und deren „soziale“ Funktion,<br />
vor allem das Wiedereingliedern<br />
der Soldaten ins zivile Berufsleben,<br />
fördert zudem zu einem<br />
wesentlichen Teil die Akzeptanz<br />
der Armee in der Gesellschaft.<br />
Fakten<br />
Bevölkerung: rund 500 000<br />
Einwohner<br />
Fläche: 2586 km²<br />
Staatsform: konstitutionellparlamentarische<br />
Monarchie<br />
Streitkräfte: 1000 Soldaten<br />
(Berufsarmee)<br />
Haushalt: Verteidigungsetat<br />
280 Millionen<br />
Euro<br />
Mehr unter: www.armee.lu.