10.07.2015 Aufrufe

Editorial

Editorial

Editorial

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Editorial</strong> ide 2-2008 | 5<strong>Editorial</strong>Das Jahr 2008 ist das »Europäische Jahrdes Interkulturellen Dialogs« – in diesemSinne ist die vorliegende Textsammlungunser Beitrag zur Diskussionum Mehrsprachigkeit, Unterrichtund Gesellschaft.In diesem ide-Band wollen wir u. a.aufzeigen, welchen Herausforderungender Unterricht im UnterrichtsgegenstandDeutsch in verändertenLernumgebungen und unter verändertenLernbedingungen begegnet.Einerseits wollen wir eine DifferenzierungDeutschunterricht (L1/DaZ/Lx) –Sprachunterricht Deutsch (DaF, DaZ)vornehmen, andererseits verbindendeElemente aufzeigen.Die konkrete Unterrichtspraxis mitVorschlägen für die Unterrichtsrealitätsoll im Zentrum stehen. Wie brisant dieThematik derzeit an sehr vielen Bildungseinrichtungenin Österreich ist,lässt sich unter anderem auch daran ermessen,dass wir für diese ide-AusgabeAusarbeitungen kleiner praktischer Unterrichtsbeispielein geringerem Ausmaßbekommen haben als erwartet,hingegen mehr Situationsbeschreibungen,Lageberichte, Leidensgeschichten– oder dass zu manchem gewünschtenThema eben gar kein Beitrag verfasstwurde.Wir beschäftigen uns selbst seit vielenJahren auch in der Lehrerfortbildungmit den Themen Deutsch alsZweitsprache und Mehrsprachigkeit imDeutschunterricht. Es hat zuletzt endlichFortschritte gegeben, wie etwa dieAkademielehrgänge für DaZ als Zusatzausbildung.Es gibt zusehends mehr Material fürden DaZ-Unterricht auch aus Österreich.Es gibt endlich mehr DaZ-Stundenan den AHS. Parallel dazu scheintes zumindest vorübergehend einenRückgang der sprachlichen Förderungan den Volksschulen gegeben zu haben.Es gibt eine steigende Zahl von SchülerInnenmit einer anderen Erstspracheals Deutsch und mit Migrationshintergrund.Wir haben so wie die Schweiz undDeutschland eine Situation, an der mannicht mehr vorbeischauen kann. Wiesehr wir trotz allem auf der Stelle treten,lässt sich an den wütenden, enttäuschten,frustrierten Wortspenden ablesen,die immer noch die Diskussionen unterden Lehrenden bestimmen.Die genauen Zahlen als Argumentationsbasisfinden sich im Artikel von ElfieFleck, die durch ihre langjährigeTätigkeit im Referat für »Migration undSchule« im Bundesministerium für Unterricht,Kunst und Kultur (BMUKK) dieausgewiesene Expertin auf dem Gebietist. Durch ihre Referentinnentätigkeitan allen Bildungseinrichtungen vonSchulen bis Universitäten gewinnt sieimmer wieder Einblick an den Ortendes Geschehens. Elfie Fleck stellt in


6 | ide 2-2008 <strong>Editorial</strong>ihrem Artikel wichtige Begriffe klar, diein den Diskussionen rund um dieMehrsprachigkeit oft sorglos gebrauchtoder verwechselt werden. Der Beitragwird abgerundet durch eine Auswahlder beim Ministerium erhältlichen aktuellenMaterialien, Quellen, Fachliteraturund Links.Sigrid Luchtenberg (Universität Duisburg-Essen)präsentiert die bundesdeutscheSituation der Migrations-Mehrsprachigkeit und betrachtet dasVerhalten der Medien in Deutschlandin diesem Kontext kritisch.Helga Milovcic unterrichtete bis zuihrer Pensionierung an einer WienerBMHS. Ihr Anliegen ist es, die wechselseitigeVerpflichtung aller Beteiligtenaufzuzeigen, sich in Integrationsprozesseeinzubringen: sie berichtet von einemUnterrichtsprojekt an der IslamischenFachschule für Soziale Bildung inWien und zitiert die Unterrichtserfahrungenösterreichischer Volksschullehrerinnen,die sie interviewt hat.Aus der Fremdsicht des Nicht-Deutschlehrers resümiert Karl Pleyl dieengagierte Tätigkeit der ARGE InterkulturellesLernen in einem Rückblick. AmBeispiel der HAK Margareten, einerSchule des Berufsförderungsinstituts inWien, spiegelt sich die Geschichte desUnterrichts in mehrsprachigen Klassenin Wien in allen Facetten.Einen Wechsel der Perspektive bietendie Texte von Medina Velić und ElisabethBertol-Raffin: Sie widmen ihreBeiträge den eigenen in- und ausländischenErfahrungen. Medina Velić schildertihre Schulzeit in Bosnien undÖsterreich mit allen Höhen und Tiefen.Da sie an einige ihrer Erfahrungen eigentlichnie wieder denken wollte, seiihr hier besonders dafür gedankt, dasssie sich dieser schmerzhaften Erinnerungsarbeitim Interesse einer besserenSchule unterzogen hat. Sie macht auchdarauf aufmerksam, dass Migrationshintergrundnicht unreflektiert mit »Bildungsferne«gleichzusetzen ist. ElisabethBertol-Raffin ist zweisprachig,Deutsch und Englisch, in den USA aufgewachsenund stellt ihre sprachlicheSozialisation, die ein prägender Faktorin ihrem wissenschaftlichen und beruflichenLeben ist, dar.Basil Schader aus der Schweiz untersuchtdie Kompetenzen ein- undmehrsprachig Aufwachsender, schlägtProjekte zur »Language Awareness« vorund hat auf unseren besonderenWunsch zwei Unterrichtsbeispiele angeschlossen.Eine Gruppe Studierender aus LisaPardys Seminar (Projektgruppe »Leseförderung«)hat in einer kleinen Studiedie Leseleistungen mit SchwerpunktFachwortschatz von SchülerInnen aneiner HTL in Wien und einer HTL inNiederösterreich sowie an einer WienerHandelsschule verglichen. Dieser Projektberichtsetzt die Defizite in derLesekompetenz der SchülerInnen inRelation zur hohen Drop-out-Rate imersten Jahrgang. Ebenfalls dem Lesen,nämlich den Bedingungen und Voraussetzungen,unter denen Leseleistungenzustande kommen, und der Frage, welchegeeigneten Fördermaßnahmen zusetzen sind, widmet sich ElisabethHaas in ihrem Beitrag, in dem sie aucheinen Unterrichtsvorschlag (mit Material)anbietet.Werner Wintersteiner erforscht in einerUnterrichtseinheit an einer Hauptschuleam Stadtrand Wiens »Literaturund Mehrsprachigkeit«. Seine Grundtheselautet, dass gerade die Beschäfti-


<strong>Editorial</strong> ide 2-2008 | 7gung mit literarischen Texten inmehrsprachigen Klassen einen wesentlichenBeitrag zur sprachlichen Entwicklungwie zum interkulturellen Lernenleisten kann.Auch Thomas Fritz sucht in seinemBeitrag zur Fertigkeit »Sprechen« imDeutschunterricht eine Verbindungvon allgemein-kommunikativen Kompetenzenund interkultureller Kompetenzin der Arbeit mit mehrsprachigenheterogenen Gruppen.Maria Götzinger-Hiebner zeigt in kritischerWeise, welche Schwierigkeitenauftreten können, wenn Deutsch nichtL1 ist, und macht auf einen wichtigenZusammenhang aufmerksam, der denUnterrichtenden meistens entgeht:den Einfluss des Lesens und Schreibensauf die aktive Sprachgestaltung.Als Kontrapunkt lädt Elfie Fleck zueinem »Quiz« ein, das die deutscheSprache von einer weniger geläufigenSeite zeigt und ein wenig zur Selbstkontrolleanimiert.In gewohnter Weise schließt derThementeil dieser ide-Ausgabe mit dervon Friedrich Janshoff zusammengestelltenund kommentierten Bibliographie.Lisa PardyElisabeth Schabus-KantInformationen aus der Redaktion:Der Magazin-Teil bietet in bewährter Manier Vorschläge zur Bearbeitung einesGedichts im Unterricht. Elisabeth Neunhöffer präsentiert Wege, die auch DaFundDaZ-Lernende direkt in den Dichterhimmel führen könnten. In unsererRubrik »Neu im Regal« stellen wir Ihnen zahlreiche Neuerscheinungen, dieauch sehr gut zum Thema »Mehrsprachigkeit« passen, vor, »ide empfiehlt« diesesMal das von Hans-Jürgen Kliewer und Inge Pohl herausgegebene LexikonDeutschdidaktik. Anstelle der Standards gibt es von nun an – in möglichst regelmäßigenAbständen – einen Kommentar von ExpertInnen zu besonders aktuellenFragen, Themen und Entwicklungen in der Deutschdidaktik.Eine wichtige, und aus unserer Sicht sehr erfreuliche, Neuerung ist, dass dieZeitschrift ide künftig auch im Internet publiziert wird. Dadurch ist es möglich,die gesamte Ausgabe, aber auch einzelne Beiträge als Download zu erwerben.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!