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Das rote Berlin – Arbeiterwiderstand gegen Naziregime

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<strong>Berlin</strong>er Vereinigung der Verfolgten des <strong>Naziregime</strong>s-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (<strong>Berlin</strong>er VVN-BdA) e.V.<br />

Ausgabe 41 – Mai 2009<br />

Augenzeuge der Kapitulation<br />

Stefan Doernberg erinnert sich an ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung<br />

Wenn nicht alles täuscht, war ich der<br />

erste deutsche Emigrant, der bereits im<br />

April 1945 nach Jahren des Exils wieder<br />

<strong>Berlin</strong>er Boden betrat. Mehr noch, ich<br />

wurde zu einem Augenzeugen von Aktionen,<br />

die unmittelbar zum ersehnten<br />

Kriegsende, und dies in der deutschen<br />

Hauptstadt, führten. <strong>Das</strong> in einer doppelten<br />

Eigenschaft: als Deutscher, noch<br />

dazu gebürtiger <strong>Berlin</strong>er, und als Offizier<br />

der Sowjetarmee.<br />

Bereits am 22. Juni 1941, am Tag des<br />

Überfalls der deutschen Wehrmacht<br />

auf die Sowjetunion, hatte ich mich<br />

17-jährig als Freiwilliger zur Roten Armee<br />

beworben, wenn ich auch mein<br />

weiteres Schicksal nicht ahnen konnte.<br />

Nach vorliegenden Recherchen waren<br />

es über tausend deutsche Antifaschisten,<br />

die in den Streitkräften der Staaten<br />

der Antihitlerkoalition an der Niederringung<br />

der faschistischen Aggressoren<br />

mitwirkten. Vor allem in den britischen<br />

Streitkräften trafen sie diese Entscheidung<br />

im Bewusstsein, als wirkliche<br />

deutsche Patrioten zu handeln. In den<br />

Reihen der Sowjetarmee waren es etwa<br />

hundert deutsche Emigranten. Der Zufall<br />

wollte es, dass vier von ihnen, darunter<br />

Konrad Wolf, Marianne Weinert und Fritz<br />

Straube, an der letzten großen Schlacht<br />

des Krieges, an den Kämpfen um <strong>Berlin</strong>,<br />

teilnahmen. Ich war Leutnant im Stab<br />

der 8. Gardearmee, die den Weg von<br />

Stalingrad bis <strong>Berlin</strong> zurückgelegt hatte.<br />

So wurde ich dann als Dolmetscher zum<br />

Zeuge der Agonie, in der sich die Urheber<br />

des schlimmen Vernichtungskrieges von<br />

dem durch sie verschuldeten dunkelsten<br />

Kapitel der deutschen Geschichte verabschiedeten.<br />

Am 30. April hatte sich der letzte Chef<br />

des deutschen Generalstabs, General<br />

Hans Krebs, als Parlamentär zum Befehlshaber<br />

der 8. sowjetischen Gardear-<br />

mee, General Wassili Tschuikow, begeben.<br />

Als erstes eröffnete Krebs, dass<br />

Hitler Selbstmord begangen habe. Im<br />

Auftrag von Goebbels, des neuernannten<br />

Reichskanzlers des »Dritten Reichs«,<br />

Stefan Doernberg als junger Rotarmist<br />

1945 Foto: privat<br />

schlug er den Abschluss eines separaten<br />

Waffenstillstands mit der Sowjetunion<br />

vor. Mit den seltsamsten Argumenten<br />

versuchte er, dieses scheinheilige Friedensangebot<br />

schmackhaft zu machen.<br />

Natürlich ohne Erfolg. Es war ja eindeutig<br />

der letzte abenteuerliche Versuch, einen<br />

Spaltpilz zwischen die Alliierten der<br />

Antihitlerkoalition zu treiben. Dönitz als<br />

neuernannter Reichspräsident sollte per<br />

Funk darüber informiert werden und sich<br />

bei den westlichen Alliierten anbiedern.<br />

Von sowjetischer Seite wurde dieses<br />

durchsichtige Doppelspiel zurückgewiesen.<br />

<strong>Das</strong> anglo-amerikanische Oberkommando<br />

sollte ja unzweideutig damit<br />

erpresst werden, dass die UdSSR angeblich<br />

mit einer de-facto-Anerkennung<br />

der Regierung Goebbels die gemeinsam<br />

getroffene Vereinbarung, nur eine bedingungslose<br />

Kapitulation des faschistischen<br />

Regimes anzunehmen, gebrochen<br />

hätte. Dönitz hatte hierzu mit dem<br />

Chef des OKW Generalfeldmarschall<br />

Keitel, wie später bekannt wurde, bereits<br />

Schritte eingeleitet, darunter die weitgehende<br />

Einstellung des Widerstands an<br />

der Westfront bei anhaltenden Abwehrkämpfen<br />

an der Ostfront. Krebs musste<br />

sich unverrichteter Dinge zurückziehen.<br />

Er wie auch Goebbels begangen darauf<br />

Selbstmord. In <strong>Berlin</strong> aber dauerte das<br />

Inferno noch fast zwei Tage an.<br />

Am Morgen des 2. Mai erschien dann<br />

General Weidling als Befehlshaber des<br />

Verteidigungsbereichs <strong>Berlin</strong> ebenfalls<br />

im gleichen Haus, am Schulenburgring 2<br />

unweit vom Flugplatz Tempelhof, wo sich<br />

der Befehlsstand von General Tschuikow<br />

befand (am Hauseingang befindet sich<br />

jetzt eine Gedenktafel). Weidling entwarf<br />

dort handschriftlich den Befehl zur Kapitulation<br />

der Reste der <strong>Berlin</strong>er Garnison.<br />

Ich wurde als Dolmetscher angewiesen,<br />

diesen Befehl mit der Schreibmaschine<br />

in mehreren Exemplaren abzuschreiben.<br />

Danach wurden alle Exemplare persönlich<br />

von General Weidling unterzeichnet.<br />

Eine der Durchschriften habe ich behalten.<br />

Merkwürdig erschien mir die Begründung<br />

für den Kapitulationsbefehl.<br />

Sie lautete: »Am 30.4.45 hat sich der<br />

Führer selbst entleibt und damit uns, die<br />

wir ihm die Treue geschworen hatten,<br />

im Stich gelassen.« Daraus also ergab<br />

sich für den General der Wehrmacht die<br />

Rechtfertigung für die Einstellung des<br />

Krieges. Trotzdem nahm ich mit großer<br />

Freude den neuen Auftrag ent<strong>gegen</strong>, gemeinsam<br />

mit einem der Adjutanten von<br />

Fortsetzung auf Seite 2


Waffenstillstand oder Kapitulation?<br />

Neuer Text der Erinnerungstafel am Schulenburgring 2 korrigiert Geschichtsbild<br />

Seit 1982 erinnert eine Tafel neben dem<br />

Eingang des Hauses Schulenburgring 2<br />

in Tempelhof an das Kriegsende in <strong>Berlin</strong>.<br />

Über den konkreten Inhalt der Tafel<br />

gab es Auseinandersetzungen mit dem<br />

Verwalter des inzwischen in Eigentumswohnungen<br />

umgewandelten Hauses.<br />

Der Verwalter bestand unter Androhung<br />

von juristischen Schritten auf der Formulierung<br />

»In diesem Hause wurde der<br />

Waffenstillstand unterzeichnet«. Zur<br />

Wahrung des Hausfriedens zwischen<br />

dem auch im Hause wohnenden Verwalter<br />

und den übrigen Bewohnern wies<br />

so über viele Jahre hinweg ein Schild<br />

mit einem falschen Inhalt auf das Kriegsende<br />

hin. Nach einem Wechsel in der<br />

Verwaltung setzten sich im Herbst 2007<br />

in der Wohnung von Jürgen Müller die<br />

»Historiker« des Hauses mit Prof. Stefan<br />

Doernberg zusammen und erarbeiteten<br />

einen Text zur Neugestaltung der Haus-<br />

Fortsetzung von Seite 1 General Weidling<br />

sofort die Anweisung zur Einstellung<br />

der Kampfhandlungen den deutschen<br />

Einheiten an verschiedenen Abschnitten<br />

der Hauptkampflinie zu übermitteln. <strong>Das</strong><br />

geschah unter Nutzung unseres Lautsprecherwagens,<br />

mit dem ich vorher<br />

oftmals zu Einsätzen unterwegs war,<br />

um die Soldaten und Offiziere der Wehrmacht<br />

aufzufordern, den schon seit Stalingrad<br />

immer sinnloser gewordenen Wi-<br />

tafel. An dem Gespräch nahmen insgesamt<br />

fünf Bewohner teil. <strong>Das</strong> Ergebnis<br />

der Beratung wurde der Eigentümerversammlung<br />

im Mai 2008 vorgelegt und<br />

mit 17 Ja-Stimmen, zwei Gegenstimmen<br />

und einer Enthaltung gebilligt.<br />

Die Hinzuziehung von Prof. Doernberg<br />

war insofern von besonderer Wichtigkeit,<br />

weil er als Zeitzeuge bei den Ereignissen<br />

persönlich anwesend war. Stefan<br />

Doernberg wurde 1924 in <strong>Berlin</strong>-Steglitz<br />

geboren und emigrierte 1935 mit seinen<br />

Eltern in die Sowjetunion. Während des<br />

Krieges war er Offizier in der Roten Armee.<br />

In der DDR arbeitete Doernberg<br />

als Journalist, Professor für Geschichte,<br />

Politiker und als Diplomat. Von 1981<br />

bis 1987 war er Botschafter der DDR in<br />

Finnland.<br />

Eine von Bewohnern des Hauses<br />

Schulenburgring 2 angefertigte Broschüre<br />

informiert ausführlich über die<br />

historischen Ereignisse. Sie kann über<br />

30. April 1945: Generalstabschef des Heeres Krebs (rechts) wartet auf den Empfang<br />

bei General Tschuikow vor dem Haus Schulenburgring 2. Foto: privat<br />

derstand einzustellen und zumindest ihr<br />

eigenes Leben zu retten. Am Nachmittag<br />

war dann die Kapitulation der gesamten<br />

<strong>Berlin</strong>er Garnison beendet. In endlosen<br />

Reihen marschierten Zehntausende, unter<br />

ihnen viele Offiziere, darunter Generale,<br />

nun in die Gefangenschaft mit deren<br />

ungewisser Zukunft. Kein fröhlicher<br />

Anblick und doch das freudige Gefühl,<br />

dass der schlimme Krieg nun sein Ende<br />

gefunden hatte.<br />

die Buchdruckerei Müller in der Manfred-von-Richthofen-Straße<br />

19/Eingang<br />

Ecke Bayernring oder bei Familie Dillinger<br />

im Schulenburgring 2 für 10 Euro erworben<br />

werden.<br />

Im Februar 2009 wurde die neu gestaltete<br />

Tafel am Hauseingang angebracht.<br />

Bewohner des Hauses nehmen dieses<br />

Ereignis zum Anlass, zu einem Empfang<br />

am 4. Mai einzuladen.<br />

Joachim Dillinger<br />

Kriegsende in <strong>Berlin</strong><br />

4. Mai 2009, 19.00 Uhr, Oberstufenzentrum<br />

Lotis, Dudenstr. 35­37, Informationsabend<br />

und Zeitzeugengespräch mit<br />

Prof. Stefan Doernberg. Gezeigt werden<br />

Filmsequenzen aus der damaligen Zeit.<br />

Für die kulturelle Umrahmung sorgt eine<br />

Klezmergruppe. Imbiss vom Bio­Bistro<br />

des Oberstufenzentrums.<br />

Am späten Nachmittag suchte ich<br />

noch auf eigene Faust das Haus auf, in<br />

dem ich meine Kindheit verbracht hatte.<br />

Nach der recht mühsamen Fahrt durch<br />

die Trümmerlandschaft vom Potsdamer<br />

Platz bis Steglitz kam es zu einer bis<br />

heute unvergessenen, wenn auch nur<br />

kurzen Begegnung mit einigen Mietern,<br />

die sich noch an meine Eltern erinnerten.<br />

So war ich an diesem 2. Mai 1945 wirklich<br />

heimgekehrt.<br />

Am 8. Mai erhielt ich mit anderen Offizieren<br />

den Auftrag, ein zur Tonaufzeichnung<br />

geeignetes Gerät aus dem<br />

Rundfunkhaus in der Masurenallee nach<br />

Karlshorst zu bringen. So wurde ich unverhofft<br />

am Abend Augenzeuge bei der<br />

Unterzeichnung der bedingungslosen<br />

Kapitulation in <strong>Berlin</strong>-Karlshorst. Damals<br />

empfand ich sie aber eher nur als eine<br />

eben noch zusätzliche amtliche oder<br />

auch bürokratisch notwendige Besiegelung<br />

der Zerschlagung des Aggressors<br />

und der Befreiung der europäischen Völker<br />

vom Faschismus. In meinem damaligen<br />

Verständnis war sie schon am 2.<br />

Mai mit der Einnahme und Befreiung von<br />

<strong>Berlin</strong> abgeschlossen. Da<strong>gegen</strong> war ich<br />

mir bewusst, dass ich Zeuge eines weltpolitischen<br />

Ereignisses geworden war,<br />

das unvergessen bleiben wird.<br />

Nr. 40


Hitler kaputt! – Fest zum Tag des Sieges<br />

Wer nicht feiert, hat verloren! – Reden, Feiern und viele Gäste in Treptow am 9. Mai<br />

In unserer Stadt leben Menschen aus<br />

vielen Ländern. Und oft wissen sie nur<br />

wenig voneinander. Dabei kann es ganz<br />

leicht sein, miteinander zu reden, zu feiern,<br />

Gäste zu begrüßen und dabei Neues<br />

zu erfahren. Unser Fest am 9. Mai zum<br />

Tag des Sieges über den Faschismus<br />

ist dafür eine gute Gelegenheit. Da trifft<br />

der Chor »Impuls« aus Neukölln (seine<br />

Mitglieder stammen überwiegend, aber<br />

nicht nur, aus der ehemaligen Sowjetunion)<br />

auf junge Antifaschisten aus Kreuzberg.<br />

Die Bolschewistische Kurkapelle<br />

aus <strong>Berlin</strong> spielt für unseren Ehrengast<br />

Prof. Dr. Ilja Kremer aus Moskau. Er ist<br />

Mitglied des Exekutivausschusses der<br />

Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer<br />

(FIR) und Mitglied des<br />

russischen Komitees ehemaliger Kriegsteilnehmer<br />

und Veteranen des Militärdienstes.<br />

Russische Hobbyköche probieren<br />

den Borschtsch aus <strong>Berlin</strong>, um<br />

danach mit Wodka oder Bier anzustoßen.<br />

Spaziergänger erfahren erstaunt,<br />

dass die Befreiung vom Faschismus als<br />

fröhliches Fest gefeiert wird, essen ein<br />

Würstchen oder ein Stück Kuchen und<br />

werden gleich noch mit Informationen zu<br />

unserer nonpd-Kampagne versorgt. Für<br />

alle gilt: Wer nicht feiert, hat verloren!<br />

Der 9. Mai wird in der ehemaligen<br />

Sowjetunion als Tag des Sieges über<br />

den deutschen Faschismus gefeiert,<br />

und unter diesem Motto laden die BO<br />

8. Mai der <strong>Berlin</strong>er Vereinigung der<br />

Verfolgten des <strong>Naziregime</strong>s-Bund der<br />

Antifaschistinnen und Antifaschisten<br />

Nr. 40<br />

Zahlreiche Gäste, Jung und Alt besuchten im vergangenen Jahr in <strong>Berlin</strong>­Treptow<br />

das Fest zum Tag des Sieges am 9. Mai Fotos: kappa photo<br />

sowie Freunde/Freundinnen aus Antifagruppen<br />

auch dieses Jahr am 9. Mai zu<br />

einem deutsch-russisch-internationalen<br />

antifaschistischen Volksfest in den Treptower<br />

Park unweit des sowjetischen Ehrenmals<br />

ein.<br />

Zahlreiche Musiker/Musikerinnen wie<br />

das beliebte Trio Scho?, die Bolsche-<br />

wistische Kurkapelle, Bloody Kalinka,<br />

Kosmonautix, aber auch Chöre und<br />

Akkordeonvirtuosen haben ihren Auftritt<br />

angekündigt und versprochen, ihre<br />

Freunde mitzubringen. Und es wird wieder<br />

Führungen zum sowjetischen Ehrenmal<br />

geben.<br />

Natürlich ist auch für Essen und Trinken<br />

gesorgt. Die Gulaschkanone wartet mit<br />

Borschtsch und der Grill mit Schaschlik<br />

und Würstchen auf die Gäste. Für Kinder<br />

wird es eine Hüpfburg und weitere<br />

Spiele geben.<br />

<strong>Das</strong> Fest beginnt am Samstag um<br />

13.00 Uhr auf dem Parkplatz Rosengarten<br />

an der Puschkinallee.<br />

Unsere Freundinnen und Freunde bitten<br />

wir, uns mit einer Kuchenspende für<br />

den Stand der <strong>Berlin</strong>er VVN-BdA zu unterstützen.<br />

BO 8. Mai der <strong>Berlin</strong>er VVN-BdA,<br />

Antifaschistisches Bündnis Süd Ost,<br />

Antifa Prenzlauer Berg,<br />

Antifaschistische Initiative Moabit<br />

Infos: www.9-MAI.tk<br />

Kontakt: vvn-bda-8.mai@gmx.de<br />

oder über das <strong>Berlin</strong>er VVN-BdA Büro


So viel geändert und doch so wenig<br />

Kurt Tucholsky und die Kampagne »nonpd - NPD-Verbot jetzt«<br />

Hin und wieder greife ich mir meinen Tucholsky<br />

aus dem Bücherschrank, fange<br />

an zu blättern, lese mich fest und schaue<br />

verwundert auf das Entstehungsdatum<br />

der Texte. Tatsächlich: 1930. Kurt Tucholsky<br />

schrieb damals die folgenden<br />

Zeilen über »Die Deutsche Pest«. Gemeint<br />

waren die Nazi-Horden, die sich<br />

bereits auf den Straßen austobten. Und<br />

das seltsame Verhältnis der geteilten<br />

Gewalten zu ihnen. »So instinktlos diese<br />

Republik ist, die sich noch niemals<br />

<strong>gegen</strong> ihre wirklichen und gefährlichen<br />

Gegner zu schützen gewusst hat, weil<br />

sie gar nicht geschützt sein will – in einer<br />

Beziehung haben Verwaltung und<br />

Rechtsprechung den richtigen Instinkt.<br />

<strong>Das</strong> zeigt sich in der Behandlung der<br />

Nationalsozialisten. Die behaupten, ›revolutionär‹<br />

zu sein, wie sie denn überhaupt<br />

der Linken ein ganzes Vokabular<br />

abgelauscht haben ...; es ist wie ein<br />

Konkurrenzmanöver. <strong>Das</strong>s bei der herrschenden<br />

Arbeitslosigkeit des Landes<br />

und der Direktionslosigkeit der bürokratisierten<br />

Sozialdemokratie die Arbeiter<br />

scharenweise zu den Nazis laufen,<br />

darf uns nicht wundern. Revolutionär<br />

sind die nie gewesen. ... der Groll, der<br />

sich in den Provinzzeitungen der Partei<br />

... ausspricht, ist durchaus der von kleinen<br />

Leuten: Erfolg und Grundton dieser<br />

Papiere beruhen auf Lokalklatsch und<br />

übler Nachrede. ... <strong>Das</strong> freut die einfachen<br />

Leute; es zeigt ihnen, dass sich<br />

die Partei ihrer Interessen annimmt, es<br />

befriedigt ihre tiefsten Instinkte – denn<br />

der Kleinbürger hat drei echte Leidenschaften:<br />

Bier, Klatsch und Antisemitismus.«<br />

Und ein paar Absätze weiter:<br />

»Die Nazis terrorisieren viele kleine und<br />

manche Mittelstädte, und zwar tun sie<br />

das mit der Miene von Leuten, die ungeheuer<br />

viel riskieren; sie machen immer<br />

ein Gesicht, als seien sie und ihre Umzüge<br />

wer weiß wie illegal. Sie sind aber<br />

durchaus legal, geduldet, offiziös. Und<br />

hier beginnt die Schuld der Republik ....<br />

Polizei und Richter dulden diese Burschen,<br />

und sie dulden sie in der durchaus<br />

richtigen Anschauung: ›Mitunter ist<br />

es ja etwas reichlich, was hier getrieben<br />

wird ... Aber, trotz alledem: Diese da sind<br />

Blut von unserm Blut, sie sind nicht <strong>gegen</strong>,<br />

sondern für die Autorität ... es sind<br />

unsre, unsre, unsre Leute.‹ – Es sind ihre<br />

Leute. Es sind so sehr ihre Leute, dass<br />

P<strong>rote</strong>st <strong>gegen</strong> den NPD­Bundesparteitag am 4. April 2009 vor dem Rathaus Reinickendorf<br />

Fotos: Jutta Harnisch<br />

die verschiedenartige Behandlung, die<br />

Kommunisten und Nationalsozialisten<br />

durch Polizei und Rechtsprechung erfahren,<br />

geradezu g<strong>rote</strong>sk ist.« Soweit<br />

Tucholsky.<br />

Die neuen Nazis bedienen sich auch<br />

heute wieder originär linker Losungen,<br />

legen ihren alten Skinhead- und Braunhemden-Look<br />

ab und suchen sich neue,<br />

diskretere, modische Kleidungsstile. Sie<br />

machen es den Totalitarismus-Theoretikern<br />

absichtsvoll leicht, ihre Gleichheitszeichen<br />

zu setzen. Geändert haben<br />

sie sich nicht. Die Medien sind voll mit<br />

Meldungen über Nazischmierereien,<br />

Waffenfunde, gewalttätige Übergriffe<br />

auf Andersdenkende und Andersaussehende.<br />

Die amtliche Statistik weist –<br />

was die Zahlen rechtsextrem motivierter<br />

Straftaten anbetrifft – die höchsten<br />

Werte seit Jahren aus. Sie provozieren<br />

mit Aufmärschen im Wochenrhythmus,<br />

betrügen das demokratische Gemeinwesen<br />

und die eigene Partei, wovon die<br />

Finanzskandale der letzten Zeit zeugen.<br />

Und sie kassieren dennoch ganz legal<br />

Steuergelder, mit denen sie ihr undemokratisches<br />

Treiben finanzieren.<br />

Polizei und Justiz übermitteln allzu oft<br />

die Botschaft: Widerstand ist zwecklos.<br />

Zivilcourage <strong>gegen</strong> Neonazis wird in<br />

Sonntagsreden eingefordert, im Alltag<br />

kriminalisiert. Dem von uns reklamierten<br />

Recht auf Blockade von Nazi-Aufmärschen<br />

werden Polizeiknüppel, Tränengas<br />

und Wasserwerfer ent<strong>gegen</strong>gesetzt<br />

– und Strafbefehle, verschickt in Briefumschlägen<br />

mit dem Aufdruck »<strong>Berlin</strong><br />

sagt Nein zu Fremdenfeindlichkeit und<br />

Gewalt«.<br />

Die Hoffnung, dass sich die um die<br />

NPD gruppierte rechte Szene selbst<br />

zerlegt, dass sie an inneren Widersprüchen<br />

zerbricht, ist trügerisch. Der<br />

im Vorfeld des jüngsten Bundespartei-<br />

Nr. 40


tages anvisierte Sturz von Parteichef<br />

Voigt misslang gründlich, seine Position<br />

scheint zunächst einmal gestärkt. Prominente<br />

Aktivisten der Freien Kameradschaftsszene<br />

wurden in den erweiterten<br />

Vorstand gewählt, ein Anhaltspunkt für<br />

eine fortschreitende Radikalisierung der<br />

NPD. Ob sich die »moderateren«, auf eine<br />

Öffnung für breitere Wählerschichten<br />

bedachten momentanen Verlierer in der<br />

NPD nach einem neuen, eigenen Projekt<br />

umsehen bzw. zur DVU wechseln, oder<br />

ob umgekehrt die DVU in der NPD aufgehen<br />

wird, ist zur Zeit völlig offen.<br />

Noch einmal zurück zu Tucholsky:<br />

»Was die öffentliche Meinung anlangt,<br />

so geht sie mit den Völkischen zu milde<br />

um.« Der Meinung waren die Mitglieder<br />

der VVN-BdA auch und initiierten im<br />

Jahre 2007 eine Unterschriftensammlung<br />

unter einen Brief an die Abgeordneten<br />

des Deutschen Bundestages,<br />

in dem sie aufgefordert wurden, ihrer<br />

Verantwortung gerecht zu werden und<br />

das Verbotsverfahren <strong>gegen</strong> die NPD<br />

endlich auf den Weg zu bringen. Dieser<br />

Forderung schlossen sich bekanntlich<br />

über 175.000 Bürger aus vielen politischen<br />

und sozialen Spektren an. Der<br />

Bundestag tat sich zunächst schwer<br />

mit dieser »Last«, behandelt aber unser<br />

Anliegen inzwischen als Petition im<br />

Petitionsausschuss. Und wir? Wir sind<br />

bereit, den Politikerinnen und Politikern<br />

mit unserem Rat und unserer Tat beizustehen<br />

und haben uns entschlossen, bis<br />

zum 65. Jahrestag der Befreiung vom<br />

Faschismus am 8. Mai 2010 mindestens<br />

»5.000 Gründe« beizusteuern, die für ein<br />

Verbot der NPD und anderer neofaschistischer<br />

Organisationen sprechen.<br />

Der Auftakt zum zweiten Teil unserer<br />

Kampagne »nonpd – NPD-Verbot<br />

jetzt!« war sicher nicht so spektakulär<br />

wie der vor zwei Jahren, war aber dennoch<br />

mit Bedacht gewählt, vom Bundesvorsitzenden<br />

Heinrich Fink mit den<br />

Worten »Nazis haben keine Kultur« auf<br />

den Punkt gebracht. Wer die Gala mit<br />

<strong>Berlin</strong>er Künstlern am 29. Januar erlebt<br />

(oder inzwischen den Video-Mitschnitt<br />

auf DVD gesehen) hat, war nicht nur<br />

begeistert, sondern hat auch Mut und<br />

Kraft geschöpft für kommende politische<br />

Auseinandersetzungen, hat das<br />

Gefühl vermittelt bekommen: »Du bist<br />

nicht allein.«<br />

Über 1.000 Stellungnahmen sind inzwischen<br />

schon auf der Kampagne-<br />

Homepage im Internet (www.npd-verbot-jetzt.de)<br />

nachlesbar. Etwa 70 davon<br />

haben <strong>Berlin</strong>erinnen und <strong>Berlin</strong>er im<br />

Nr. 40<br />

Alter zwischen 14 und 99 Jahren beigesteuert.<br />

Es sind vor allem Ältere, die im<br />

Rückblick auf die eigenen Leiden in den<br />

faschistischen KZ und Zuchthäusern<br />

oder in Erinnerung an die Kriegs- und<br />

Nachkriegstraumata ihrer Kindheit und<br />

Jugend ein »Nie wieder!« formulieren.<br />

Es sind die Menschenverachtung und<br />

Fremdenfeindlichkeit der Neonazis von<br />

der NPD, ihr Rassismus, ihr Sozialdarwinismus,<br />

ihr Antihumanismus, die in den<br />

Augen derer, die sich geäußert haben,<br />

ein Verbot begründen, ebenso ihr verlogenes<br />

Geschichtsbild, ihre offenen Anleihen<br />

am deutschen Faschismus, ihre<br />

Demokratiefeindlichkeit und ihre soziale<br />

Demagogie, die kriminelle Energie, mit<br />

der sie agieren und das ihnen innewohnende<br />

Gewaltpotenzial, summa sum-<br />

Auif der nonpd­Gala in der WABE am<br />

29. Januar 2009 Foto: Jutta Harnisch<br />

marum die mit Blick auf die Artikel 9(2),<br />

18, 20(4), 21(2) und 139 Grundgesetz<br />

offensichtliche Verfassungsfeindlichkeit<br />

sowie die Völkerrechtswidrigkeit der<br />

Existenz neofaschistischer Parteien in<br />

Deutschland. Es wäre ein Gewinn an Lebensqualität<br />

für alle, vor allem auch für<br />

die Mitmenschen, die in so genannten<br />

national befreiten Zonen leben müssen,<br />

gäbe es die NPD nicht mehr.<br />

»5.000 Gründe sind ... ein sehr ehrgeiziges<br />

Ziel, aber wenn wir aus 5.000<br />

Statements letztlich fünf unwiderlegbare<br />

Gründe herausfiltern können, so wäre<br />

schon viel geleistet.« (Daniela Dahn).<br />

5.000 Gründe – dieses Ziel scheint erreichbar,<br />

wenn offensichtlich auch nicht<br />

so leicht wie 100.000 oder 175.000 Unterschriften.<br />

Es erfordert mehr Engage-<br />

ment auf beiden Seiten des Info-Tisches.<br />

Und es erfordert mehr Nachdenken und<br />

mehr Ideen. Im Moment lebt die Kampagne<br />

noch zu sehr von schriftlichen<br />

Meinungsäußerungen, andere Formen<br />

– Fotos und Zeichnungen zum Beispiel,<br />

oder Aktionsberichte – gibt es bisher<br />

kaum. Unsere <strong>Berlin</strong>er Gala ist da eine<br />

eindrucksvolle Ausnahme. Die Karikatur,<br />

der Videoclip, der Klingelton, das<br />

Gedicht, die Comic-Geschichte oder<br />

der Song zur Kampagne – all das wird<br />

noch gesucht. Auch ist die Kampagne<br />

noch zu wenig öffentlich, selbst wenn<br />

2,4 Millionen ver.di-Mitglieder in ihrer<br />

Gewerkschaftszeitung in einem ganzseitigen<br />

Artikel darüber lesen konnten.<br />

Wir müssen von uns aus noch aktiver<br />

werden. Wenn jeder einen Grund formuliert<br />

oder in ein Foto, ein Bild oder Plakat<br />

umsetzt, und wenn jeder mit einem<br />

guten Bekannten, der Nachbarin oder<br />

dem Nachbarn, den Kindern oder Enkelkindern<br />

oder dem Kollegen am Arbeitsplatz,<br />

in der Gewerkschaftsgruppe oder<br />

im Sportverein über das Thema spricht<br />

und erreicht, dass auch sie Stellung beziehen,<br />

dann können wir einen gewichtigen<br />

Beitrag im Rahmen der Kampagne<br />

leisten. Für alle, die ihre Stellungnahme<br />

nicht über das Internet abgeben wollen,<br />

gibt es ein Formular, das ausgefüllt und<br />

an die Geschäftsstelle geschickt werden<br />

kann. Neben dem Text müssen nur<br />

die Initialen (sofern man seinen Namen<br />

nicht angeben will), das Datum und ein<br />

Hinweis auf das Kfz-Kennzeichen des<br />

Wohnortes enthalten sein (das der örtlichen<br />

Zuordnung dient). Ein paar solche<br />

Formulare sollte man immer griffbereit in<br />

der Tasche haben. Man kann ja nie wissen,<br />

wie sich ein Gespräch entwickelt!<br />

Die DVD zur Gala ist über die Geschäftsstelle<br />

zu einem Selbstkostenpreis<br />

von 5 Euro erhältlich. Ebenfalls<br />

über die Geschäftsstelle erhältlich sind<br />

die Kampagnen-Zeitung, der Flyer »Vier<br />

gute Gründe für ein Verbot der NPD«,<br />

Postkarten, Plakate und Aufkleber zur<br />

Kampagne sowie die Kopiervorlage für<br />

das Sammeln von Stellungnahmen.<br />

Umfang und Stärke der Kampagne<br />

stehen und fallen mit der Menge des<br />

zur Verfügung stehenden Geldes. Bitte<br />

wirkt in eurem Umfeld darauf hin, dass<br />

wir Spenden für unsere Kampagne bekommen.<br />

Die Bankverbindung lautet: VVN-BdA<br />

Bundesvereinigung, Postbank Frankfurt/M.,<br />

BLZ: 500 100 60, Konto-Nr.:<br />

543 773 600, Stichwort »Kampagne«<br />

Michael Landmann


Ausstellung über <strong>Arbeiterwiderstand</strong><br />

50 Stolpersteine sollen an die Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation in <strong>Berlin</strong> erinnern<br />

An etwa 50 Mitglieder, die im Kampf <strong>gegen</strong><br />

Hitler ihr Leben ließen, erinnern in<br />

<strong>Berlin</strong> Straßennamen, Gedenkzeichen<br />

oder Denkmale. Vor drei Jahren riefen<br />

Bärbel Schindler-Saefkow, Annette<br />

Neumann und Susanne Riveles, Töchter<br />

von zum Tode verurteilten Widerstandskämpfern,<br />

die Initiative »50 Stolpersteine<br />

für den <strong>Arbeiterwiderstand</strong>« ins Leben.<br />

Bis Mitte Juni werden 48 Gedenksteine<br />

verlegt sein. Zwei Jahre arbeiten die Kuratorinnen<br />

Annette Neumann und Bärbel<br />

Schindler-Saefkow jetzt an der Ausstellung<br />

über eine der größten <strong>Berlin</strong>er Widerstandsorganisationen.<br />

Seit Ende 1942 bauten Anton Saefkow<br />

und Franz Jacob eine weit verzweigte Organisation<br />

mit Kontakten zu Antifaschisten,<br />

darunter viele frühere Gewerkschafter,<br />

in über 70 <strong>Berlin</strong>er Betriebe auf. Über<br />

500 Männer und Frauen: Kommunisten,<br />

Sozialdemokraten, Gewerkschafter und<br />

Anhänger unterschiedlicher Weltanschauungen;<br />

Arbeiter, Angestellte, Soldaten,<br />

Ärzte und Künstler gehörten ihr<br />

<strong>Berlin</strong>er<br />

<strong>Arbeiterwiderstand</strong><br />

1942-1945<br />

»Weg mit Hitler – Schluss mit dem Krieg!«<br />

Die Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation<br />

Eine Ausstellung der <strong>Berlin</strong>er Vereinigung der<br />

Verfolgten des <strong>Naziregime</strong>s-Bund der<br />

Antifaschisten (VVN-BdA) in der Humboldt-<br />

Universität zu <strong>Berlin</strong>/Foyer der »Kommode«,<br />

Unter den Linden 11/Eingang Bebelplatz<br />

10117 <strong>Berlin</strong><br />

Donnerstag, 18. Juni, 18 Uhr: Eröffnung<br />

Mittwoch, 24. Juni, 19 Uhr: 10 Stolpersteine in<br />

Mitte, Kommode, Raum 144<br />

Mittwoch, 1. Juli, 19 Uhr: 5 Stolpersteine in<br />

Pankow, Winsstraße 12<br />

Mittwoch, 15. Juli, 19 Uhr:<br />

Frauen im Widerstand, Raum 144<br />

Donnerstag, 21. Juli, 19 Uhr: Arbeiter <strong>gegen</strong><br />

Hitler, Senatssaal der Humboldt-Universität, Unter<br />

den Linden 6, <strong>Berlin</strong>-Mitte<br />

Führungen & Projekte für Schüler:<br />

Mit dem Rucksack in die Vergangenheit<br />

Nach Anmeldung: berlin@vvn-bda.org,<br />

oder telefonisch 030/65 65 452<br />

an. Sie wollten Hitler stürzen und den<br />

Krieg beenden helfen. Im Juni 1944 trafen<br />

die Sozialdemokraten Julius Leber<br />

und Adolf Reichwein mit Billigung Stauffenbergs<br />

die Kommunisten Saefkow<br />

und Jacob, um Möglichkeiten für ein<br />

Zusammengehen im Kampf <strong>gegen</strong> das<br />

NS-Regime zu sondieren; ein im Umfeld<br />

Franz Jacob Foto: Archiv VVN­BdA<br />

der Verschwörung des »20. Juli« einzigartiger<br />

Vorgang. Durch Verrat wurden<br />

im Sommer 1944 über 280 Personen<br />

verhaftet. 100 Männer und Frauen wurden<br />

hingerichtet oder starben während<br />

der Haft und in Konzentrationslagern.<br />

Andere, die fliehen oder untertauchen<br />

konnten, setzten den Kampf fort. Auf 20<br />

Anschauungsmaterial gesucht<br />

Wir suchen für das Schülerprojekt: »Mit<br />

dem Rucksack in die Vergangenheit«<br />

noch <strong>gegen</strong>ständliche Zeugnisse aus<br />

dem Zweiten Weltkrieg. Wer hat noch<br />

Lebensmittelmarken, Geld, einen Rucksack,<br />

Karten, Fahrpläne, Flugblätter,<br />

Ausweispapiere, Kleidung, Haushaltsgeräte,<br />

die man in einen Luftschutzkeller<br />

mitnahm? Bitte melden bei Bärbel<br />

Schindler-Saefkow (Tel. 030/42 01 73 39<br />

oder saefkow-berlin@t-online.de).<br />

Begegnungscafé für NS-Verfolgte<br />

Am 5. Mai eröffnet der Verein Café<strong>Berlin</strong><br />

e. V. ein Begegnungscafé für NS-Verfolgte.<br />

<strong>Das</strong> Café versteht sich als geschützter<br />

Ort des Zusammenseins für<br />

Tafeln erfahren die Besucher, wie unter<br />

schwierigsten Bedingungen illegale Arbeit<br />

organisiert wurde. Ein besonderer<br />

Schwerpunkt waren die Kontakte in die<br />

<strong>Berlin</strong>er Rüstungsindustrie, die Zusammenarbeit<br />

und Solidarität mit Zwangsarbeitern.<br />

Mit Soldatenbriefen wirkte die<br />

Gruppe auch in die Wehrmacht hinein.<br />

Hitlergegner aus dem Bürgertum, Künstler<br />

und Ärzte stießen dazu und knüpften<br />

neue Kontakte. Jüdische Widerstandskämpfer<br />

schlossen sich der Gruppe an.<br />

Auch viele Frauen beteiligten sich. Aber<br />

auch Verrat, Verfolgung, Justizterror und<br />

Haft sowie letzte Briefe werden dokumentiert.<br />

Im Mittelpunkt stehen Frauen<br />

und Männer mit ihren unterschiedlichen<br />

Biografien. Eine Karte in Form eines Triptychons<br />

»Topografie des Widerstands,<br />

des Terrors, des Gedenkens« vermittelt<br />

einen Eindruck von dem beträchtlichen<br />

Umfang des Widerstands im Vorfeld des<br />

20. Juli. Mit der Ausstellung, der Begleitpublikation<br />

und den Stolpersteinen<br />

möchten wir den wenig bekannten Widerstand<br />

aus der Arbeiterbewegung in<br />

seiner weltanschaulichen und politischen<br />

Vielfalt einer größeren Öffentlichkeit und<br />

insbesondere der Jugend zugänglich<br />

machen. Über die Geschäftsstelle der<br />

<strong>Berlin</strong>er VVN-BdA können bereits jetzt<br />

Flyer und Plakate und nach Ausstellungseröffnung<br />

der Katalog bezogen<br />

und auch die Wanderausstellung angefragt<br />

werden. Hans Coppi<br />

Überlebende. Menschen, die ein ähnliches<br />

Schicksal haben, können sich dort<br />

treffen, über Dinge austauschen, die sie<br />

bewegen, plaudern, etwas gemeinsam<br />

unternehmen. Der Verein plant, Veranstaltungen<br />

nach Wunsch der Gäste<br />

zu organisieren sowie Information und<br />

Unterstützung bei Fragen zu Entschädigung,<br />

Sozialleistungen, Pflegeversicherung,<br />

sozialen und medizinischen Angeboten<br />

für Senioren und Seniorinnen zu<br />

geben.<br />

<strong>Das</strong> Begegnungscafé ist geöffnet jeden<br />

1. und 3. Dienstag im Monat von<br />

10.00 bis 13.00 Uhr im Stadtteilzentrum<br />

am Teutoburger Platz in Prenzlauer<br />

Berg, Fehrbelliner Str. 92, 3. Stock,<br />

Fahrstuhl vorhanden. Kontakt: Christina<br />

Hilgendorff, Tel. 0151/206 448 65 (Mo u.<br />

Do 14–18.00.)<br />

Nr. 40


»Du bist ein Mensch – beweise es!«<br />

Erinnerung zum 30. Todestag des Buchenwaldhäftlings Bruno Apitz<br />

» Als Arztschreiber hatte ich am 5. April<br />

1945 ... Bruno Apitz und den Kapo der<br />

Maler, die beide auf der Liste standen ...<br />

im Kleinen Revier versteckt. Bruno Apitz<br />

versteckte ich in einem Kanalschacht<br />

zwischen Block 53 und 54. Dieser senkrechte<br />

Schacht war 1 m mal 1 m und<br />

etwa 3 bis 4 m tief ... Apitz erhielt eine<br />

Kiste als Sitzgelegenheit ... außerdem<br />

mehrere Decken zum Schutz <strong>gegen</strong><br />

Kälte und Nässe. Er war 3 Tage und 3<br />

Nächte in diesem Versteck und wurde<br />

von mir jeden Morgen und jeden Abend<br />

mit Essen und Getränken versorgt ...«,<br />

berichtete Mithäftling Alfred Ott. Bruno<br />

Apitz hatte zu den 46 Häftlingen gehört,<br />

die im Verdacht standen, zur illegalen<br />

Leitung im KZ zu gehören oder Verbindung<br />

zu ihr zu unterhalten. Deshalb sollten<br />

sie in den letzten Tagen des Lagers<br />

noch umgebracht werden. Durch einen<br />

kühnen Streich gelang es, alle im Lager<br />

zu verstecken.<br />

Allein diese eine Episode mag Beleg<br />

sein, dass Bruno Apitz in seinem 1958<br />

erschienenen Roman »Nackt unter Wölfen«,<br />

der nach seinem Willen »Du bist<br />

ein Mensch, beweise es« hätte heißen<br />

sollen, das als Häftling Nr. 2417 Erlebte<br />

künstlerisch gestaltet hatte. Für seinen<br />

Nr. 40<br />

gesamten künstlerischen Nachlass sind<br />

eigenes Erleben und vielfältigste Erfahrung<br />

kennzeichnend. Als zwölftes Kind<br />

in einer konfliktbeladenen Leipziger<br />

Proletarierfamilie aufgewachsen, fand<br />

er als Jugendlicher in die organisierte<br />

Arbeiterbewegung. In die Kämpfe der<br />

Bruno Apitz Foto: ND Archiv<br />

Zeit brachte er sich parteilich ein. Im<br />

Gefängnis las er Shakespeare, Goethe,<br />

Schiller, Grillparzer, und der Gefängnis-<br />

pfarrer brachte ihm das Wissen in die<br />

Zelle 149. Gleich 1933 ergriffen ihn die<br />

Nazis. Nach Verbüßung einer Zuchthausstrafe<br />

in Waldheim schloss sich das<br />

Tor des KZ Buchenwald hinter ihm. Acht<br />

Jahre erlebte er Martyrium und Heldentum,<br />

menschliche Größe und Schwäche<br />

der Antifaschisten, die Unmenschlichkeit<br />

der Faschisten. Er erlebte die unbezwingbare<br />

Kraft der Solidarität und<br />

des organisierten Widerstands. So wie<br />

»Nackt unter Wölfen« mit seiner von innerer<br />

Spannung getragenen Fabel zum<br />

Welterfolg wurde, so bemerkenswert ist,<br />

wenn in Berichten ehemaliger Häftlinge<br />

erwähnt wird, wie Apitz bei illegalen Feiern<br />

als Geiger die Anwesenden anrührte.<br />

Subtil und getragen von tief verwurzeltem<br />

Humanismus ist sein Schnitzwerk<br />

»<strong>Das</strong> letzte Gesicht«, das er aus einem<br />

Stück der so genannten Buchenwalder<br />

Goethe-Eiche arbeitete.<br />

Respekt für diese Lebensleistung,<br />

dieses Leben, das sich am 7. April 1979<br />

vollendete. Wenn seiner in <strong>Berlin</strong>-Friedrichsfelde<br />

am Pergolenweg gedacht<br />

wird, sollte in Erwägung gezogen werden,<br />

den Roman von 1958 wieder zu<br />

lesen, vielleicht genauer, als es bisher<br />

getan wurde. Gerhard Hoffmann<br />

<strong>Das</strong> <strong>rote</strong> <strong>Berlin</strong> – <strong>Arbeiterwiderstand</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Naziregime</strong><br />

Zu diesem Thema führt die <strong>Berlin</strong>er<br />

VVN-BdA in Kooperation mit Helle Panke<br />

am 26. und 27. Juni im Robert-Havemann-Saal<br />

des Hauses der Demokratie<br />

und Menschenrechte, Greifswalder<br />

Straße 4, eine Tagung durch. Sie hat das<br />

Ziel, den Widerstand aus der Arbeiterbewegung<br />

einer größeren Öffentlichkeit<br />

bekannt zu machen und Zivilcourage<br />

von Menschen zu zeigen, die Nazidiktatur<br />

und Rassenwahn überwinden und<br />

den Krieg beenden wollten. <strong>Berlin</strong> zählte<br />

zu den Hochburgen von Dissens, P<strong>rote</strong>st<br />

und Widerstand. Kommunisten,<br />

Sozialdemokraten, Gewerkschafter,<br />

Sozialisten, Trotzkisten, parteiunabhängige<br />

Linke und Arbeitersportler stellten<br />

den größten Anteil der <strong>Berlin</strong>er Widerstandskämpfer(innen).<br />

Daraus haben<br />

sich trotz Terror und Verfolgung immer<br />

wieder neue Freundes- und Wider-<br />

standskreise, Schulungszirkel sowie<br />

informelle Begegnungs- und Organisationsformen<br />

gebildet.<br />

Am Abend des 26. Juni gehen Dr. Hans<br />

Coppi, Rüdiger Lötzer (IG Metall <strong>Berlin</strong>),<br />

Prof. Dr. Siegfried Mielke, Dr. Gisela Notz<br />

(Historikerin) und Prof. Dr. Johannes Tuchel<br />

der Frage nach, inwieweit der <strong>Arbeiterwiderstand</strong><br />

zu den Desideraten<br />

der Widerstandsforschung gehört.<br />

Am Samstag, dem 27. Juni, stellen<br />

Studenten der FU <strong>Berlin</strong> neue Arbeiten<br />

vor: Marion Goers und Stefan Heinz zum<br />

Widerstand aus den Reihen der Gewerkschaften,<br />

Hendrik Weipert zur Robert-<br />

Uhrig-Gruppe und Benjamin Rostalski<br />

zur KPO-Gruppe um Walter Uhlmann.<br />

Dr. Annette Neumann und Dr. Bärbel<br />

Schindler-Saefkow sprechen über die<br />

Neuorganisation des kommunistischen<br />

Widerstandes am Beispiel der Saefkow-<br />

Jacob-Bästlein-Organisation und Dr.<br />

Hans-Rainer Sandvoss über den sozialdemokratischen<br />

Widerstand in der<br />

Kriegszeit. Zwei Workshops zum Widerstand<br />

von »Zwischengruppen«, von<br />

Trotzkisten, Anarchisten, oppositionellen<br />

Kommunisten und Sozialisten sowie<br />

zum Widerstand mit und von Zwangsarbeitern<br />

beschließen die Tagung. Eine<br />

Veröffentlichung ist geplant.<br />

Weitere Informationen über: www.hellepanke.de<br />

Eintritt zur Abendveranstaltung am 26. Juni:<br />

1,50 Euro, zur Tagung am 27. Juni: 5 Euro incl.<br />

Kaffee und Mittagessen, Anmeldungen möglichst<br />

bis 10. Juni unter:<br />

info@helle­panke.de oder bei der <strong>Berlin</strong>er<br />

VVN­BdA unter 29784378 (fax) oder per mail<br />

berlin@vvn­bda.org.


Deutsche Antifaschisten im Gulag<br />

Auftaktveranstaltung des Gesprächskreises Deutsche Antifaschisten im sowjetischen Exil<br />

<strong>Das</strong> Haus der Demokratie und Menschenrechte<br />

war gut gewählt für die<br />

erste öffentliche Veranstaltung des<br />

neugegründeten Gesprächskreises:<br />

als symbolischer Ort der Auseinandersetzung<br />

mit einem Kapitel gravierender<br />

Menschenrechtsverletzungen im Namen<br />

des Sozialismus und als realer Ort<br />

der Begegnung zwischen politischen<br />

Gruppierungen, die aus den Demokratiebewegungen<br />

vom Herbst 1989 in der<br />

DDR hervorgegangen sind.<br />

Im geräumigen Robert-Havemann-<br />

Saal hatten sich am 9. März über hundert<br />

Interessenten versammelt, die<br />

– wie sich später zeigen sollte – nicht<br />

nur zum Zuhören gekommen waren. Aus<br />

Dresden war auf Anregung von Oswald<br />

Aufmerksam verfolgen die Anwesenden (Foto links) das Gespräch<br />

und die Ausführungen von Frido Seydewitz (mitte),<br />

Schneidratus, dem Initiator des Gesprächskreises,<br />

der neunzigjährige Frido<br />

Seydewitz angereist, um über seine<br />

schwerste Zeit im sowjetischen Exil, die<br />

zehnjährige Lagerhaft in der sibirischen<br />

Kolyma, zu berichten.<br />

Ein Gespräch war es dann auch im engeren<br />

Wortsinn, denn Werner Schneidratus<br />

(1908 – 2000), Oswalds Vater, war<br />

zur gleichen Zeit im selben Gulag. Schon<br />

die Eckdaten beider Familienbiografien<br />

geben Aufschluss über Schicksale deutscher<br />

Sowjetemigranten von den 1930er<br />

bis zu den 1950er Jahren. Frido Seydewitz<br />

wird 1919 in Leipzig geboren, emig-<br />

riert 1935 nach Moskau, wird 1938 in der<br />

Ljubjanka inhaftiert, 1939 nach Kolyma<br />

deportiert und kehrt 1948 nach Deutschland<br />

zurück. Oswald Schneidratus wird<br />

1951 in Sibirien nahe der Stadt Krasnojarsk<br />

geboren und kommt mit seinen Eltern<br />

1956 in die DDR. Frido Seydewitz<br />

absolviert nach seiner Rückkehr ein Jurastudium,<br />

arbeitet bis zu seiner Pensionierung<br />

1979 als Staatsanwalt und ist<br />

heute Ehrenvorsitzender der VVN-BdA<br />

in Sachsen. Oswald Schneidratus studiert<br />

in Moskau am Institut für Internationale<br />

Beziehungen, vertritt als Diplomat<br />

die DDR bei den Wiener Abrüstungsverhandlungen<br />

und befasst sich heute als<br />

Konversionsexperte mit der Beseitigung<br />

militärischer Altlasten.<br />

Die Spur der Säuberungen<br />

1937, das Jahr der »großen Säuberungen«,<br />

hat in den beiden Emigrantenfamilien<br />

weitere Spuren hinterlassen.<br />

Oswald Schneidratus Senior, der Vater<br />

des Kolyma-Häftlings, gehörte als Mitglied<br />

des Spartakusbundes zu den Mitbegründern<br />

der KPD, ging schon in den<br />

1920er Jahren in die Sowjetunion, wird<br />

1937 verhaftet und vom NKWD wegen<br />

konterrevolutionärer Tätigkeit erschossen.<br />

Horst Seydewitz, Fridos Bruder, gerät<br />

als 19-Jähriger in die Fänge der Stalinschen<br />

Geheimpolizei, überlebt Lager<br />

und Verbannung in Workuta und kommt<br />

1949 in die DDR, wo er unter anderem<br />

für die VdN in Potsdam arbeitet.<br />

Arbeit in Gold- und Uranminen<br />

<strong>Das</strong> »Arbeits- und Straflager« Kolyma,<br />

in das der 17-jährige Frido mit weiteren<br />

5.000 Häftlingen 1938 deportiert wird,<br />

ist inzwischen bekannt als derjenige Teil<br />

des »Archipel Gulag«, der die meisten<br />

Menschenopfer forderte und zu den<br />

ökonomisch profitabelsten gehörte. <strong>Das</strong><br />

Lager- und Wirtschaftsimperium von<br />

20-facher Größe Deutschlands war mit<br />

menschenverachtendem Kalkül in der<br />

kältesten Klimazone Nordostsibiriens<br />

angelegt worden – in einer Region, die<br />

Oswald Schneidratus (rechts) und Hans Coppi (links) (Foto<br />

rechts) Fotos: Jutta Harnisch<br />

schon Tieren keine natürliche Lebensgrundlage<br />

mehr bietet, aber besonders<br />

reich an strategisch wichtigen Bodenschätzen<br />

wie Gold und Uran ist. Von den<br />

Häftlingen, so Frido Seydewitz, wurde<br />

Goldsand im Tagebau gefördert. <strong>Das</strong><br />

hieß, das Gestein wurde mit Hacke und<br />

Spaten aus dem Dauerfrostboden gebrochen<br />

und mit primitiven Schubkarren<br />

zu entfernten Goldwaschanlagen<br />

transportiert. Die vorgeschriebene Allunionsnorm<br />

von fünf Kubikmetern war<br />

unerfüllbar, gearbeitet wurde noch bei<br />

50 Grad minus, die Verpflegung bestand<br />

aus 600 Gramm Schwarzbrot täglich<br />

Nr. 40


und gelegentlichen Wassersuppen. Zur<br />

durchschnittlichen Todesrate sagte Seydewitz:<br />

»Im Herbst 1938 sollen sich im<br />

Lager etwa fünftausend Personen befunden<br />

haben. Bei unserer Ankunft im<br />

April 1939 zählte man im Kolyma noch<br />

an die 500.« Gestorben seien die Menschen<br />

ohne äußeres Zutun, wenn die<br />

Substanz an Lebenskraft aufgebraucht<br />

war. Sie verschwanden dann einfach.<br />

Der deutsche Komsomolze Frido Seydewitz<br />

war diesem Ende nahe. Er galt als<br />

»Dochodjaga«, in der Lagersprache Synonym<br />

für einen Erlöschenden, vergleichbar<br />

dem »Muselmann« in deutschen<br />

Konzentrationslagern. Seine Rettung<br />

war, dass er »aktiert« (abgeschrieben)<br />

in ein Invalidenlager kam und dort wie<br />

durch ein Wunder überlebte. Sterben im<br />

Kolyma – das hieß auch: »Die Toten sind<br />

nicht einmal richtig begraben worden im<br />

ewigen Frostboden. Man hat nur etwas<br />

Schnee hochgeschaufelt, und wenn im<br />

Frühjahr das Tauwetter kam, haben die<br />

Wachmannschaften mit den Totenschädeln<br />

Fußball gespielt.«<br />

Grausame Erinnerungen<br />

Wie es oft bei Erinnerungen von Zeitzeugen<br />

an Grausamkeiten des Lagerlebens<br />

geschieht, bricht Frido Seydewitz<br />

die Schilderung an dieser Stelle ab. »Es<br />

ist hier nicht der Ort, das alles zu erzählen«,<br />

sagt er dann, oder: »Es ist nicht<br />

meine Aufgabe, dies ausführlich darzustellen.«<br />

Solche Andeutungen müssen<br />

vorerst reichen für eine hundertköpfige<br />

anonyme Zuhörerschaft. Es gäbe ja,<br />

darauf kommt Seydewitz noch mehrfach<br />

zurück, die geschriebenen Erinnerungen<br />

von Solshenizyn, Trude Richter,<br />

Helmut Damerius oder Warlam Schalamow.<br />

Wer sich ein genaues Bild vom<br />

Alltag im Gulag machen wolle, der sollte<br />

Solshenizyns Lagertagebuch »Ein Tag<br />

im Leben des Iwan Denissowitsch« aus<br />

dem Jahr 1962 lesen, den literarischen<br />

Türöffner der Tauwetterperiode in der<br />

Sowjetunion. Offenbar hatte niemand<br />

der Verbieter daran gedacht, dass damit<br />

auch den deutschen Antifaschisten, die<br />

den Gulag überlebt hatten, eine Stimme<br />

genommen wurde.<br />

Langes Schweigen gebrochen<br />

In der Diskussion kreisten die meisten<br />

Fragen um das lange Schweigen nach<br />

dem Ende des großen Terrors. Wie<br />

selbstverständlich waren die allermeisten<br />

Remigranten nach 1945 in die DDR<br />

Nr. 40<br />

gekommen, obgleich sie hier nicht immer<br />

mit offenen Armen empfangen wurden.<br />

Ruth Santos sagte in der Diskussion,<br />

dass ihre Mutter Hedwig Remmele,<br />

die in der Sowjetunion Vater, Mutter<br />

und Bruder verloren hatte, 1956 von ihren<br />

Genossen mit der erstaunten Frage<br />

empfangen wurde, ob sie nicht mit ihren<br />

beiden Töchtern in den Westen weiterreisen<br />

wolle.<br />

Tuch des Schweigens<br />

Noch heute ist nicht allgemein bekannt,<br />

dass alle Repressionsopfer eine Schweigeverpflichtung<br />

zu unterschreiben hatten.<br />

<strong>Das</strong> Reden über die Verbrechen, so<br />

Oswald Schneidratus, konnte ein Straftatbestand<br />

sein. Neben der aufgezwungenen<br />

Disziplinierung, daran erinnerte<br />

Frido Seydewitz, hinderte auch die bei<br />

deutschen Kommunisten zutiefst verinnerlichte<br />

Selbstdisziplin die Terroropfer<br />

am Reden oder Schreiben. Die Lagermemoiren<br />

von Helmut Damerius, Trude<br />

Richter und Wolfgang Ruge erschienen<br />

erst nach 1990. <strong>Das</strong> Argument, mit ihren<br />

Erinnerungen womöglich »dem Gegner<br />

Munition zu liefern«, hatte bis zum<br />

Ende der DDR seine fatale Wirkung auf<br />

die Betroffenen nicht verfehlt. Als in Sibirien<br />

geborene Tochter deutscher Politemigranten<br />

kenne ich aus eigenem<br />

Erleben die verschiedenen Arten des<br />

Schweigens – das selbst auferlegte, das<br />

erzwungene und die schlimmste Variante:<br />

das Verstummen der alten Genossen,<br />

wenn die an ihnen verübten Verbrechen<br />

hätten zur Sprache kommen müssen.<br />

Als weiteres, bis heute andauerndes<br />

Hemmnis für die Auseinandersetzung<br />

mit dem Themenkreis Antifaschismus<br />

und stalinscher Terror benannte der<br />

Jurist Seydewitz die mangelnde Bereitschaft,<br />

Menschenrechtsverletzungen<br />

einzugestehen, die den sozialistischen<br />

Systemen des 20. Jahrhunderts immanent<br />

waren.<br />

Schon in der sowjetischen Verfassung<br />

von 1936 seien im Artikel 102 Formen<br />

der Gerichtsbarkeit verankert worden,<br />

die kurz darauf die Prozesse juristisch<br />

legitimierten: die Sondergerichte, die<br />

berüchtigte »Troika« von Parteiführung,<br />

Staatsgewalt und Sicherheitsapparat,<br />

das NKWD als Ermittlungs-, Straf- und<br />

Vollzugsorgan, die gesetzliche Erlaubnis<br />

zur physischen Folter von Untersuchungshäftlingen<br />

– all das, was heute<br />

unter den Begriff »stalinistische Repression«<br />

fällt. In seinem bekannt zynischen<br />

Sprachgebrauch hatte Stalin 1937 die<br />

beginnenden Verfolgungen mit den Worten<br />

begründet (Seydewitz zitiert aus dem<br />

Gedächtnis): »Wenn mal irgendwelche<br />

Schweine ihre dreckige Schnauze in unseren<br />

Sowjetgarten stecken, dann werden<br />

wir ihnen eine gehörige Abfuhr erteilen.«<br />

Und dann habe Stalin begonnen,<br />

nach diesen Elementen zu suchen.<br />

Verfolgung ein Lotteriespiel<br />

Heute wissen wir – auch dank der Forschungen<br />

von Historikern aus dem VVN-<br />

Gesprächskreis wie Wladislaw Hedeler,<br />

Andreas Herbst, Ulla Plener und Gerd<br />

Kaiser – dass die gesuchten »Elemente«<br />

am Ende die eigenen Kampfgefährten<br />

aus den Kommunistischen Parteien sein<br />

konnten, aber auch willkürlich beschuldigte<br />

einfache Sowjetbürger oder eben<br />

Emigranten aus Deutschland (Frauen<br />

Überreste des Gulags in Perm.<br />

Foto: wikimedia<br />

immer mitgedacht), die als aktive Antifaschisten<br />

von den Nazis aus dem Land<br />

gejagt worden waren und voller Hoffnung<br />

damit begonnen hatten, den Sozialismus<br />

aufzubauen. Stefan Doernberg<br />

verglich in seinem Diskussionsbeitrag<br />

die Verfolgungen mit einem Lotteriespiel.<br />

Keiner konnte sicher sein, nicht verfolgt,<br />

nicht angeklagt und letztlich nicht umgebracht<br />

zu werden – die Verkehrung<br />

staatlich zu garantierender Menschenrechte<br />

in ihr absolutes Gegenteil.<br />

Hans Coppi, der Gesprächsleiter an<br />

diesem Abend, musste hin und wieder<br />

seine Autorität einsetzen, um möglichst<br />

viele Redner aus dem Saal zu Wort<br />

kommen zu lassen. Die Atmosphäre war<br />

dennoch entspannter und toleranter, als<br />

es das brisante Thema vermuten ließ.<br />

Coppis eingangs gestellte Frage, ob<br />

denn die VVN der richtige Ort für Debatten<br />

dieser Art sei, hatte sich zumindest<br />

für die Auftaktveranstaltung von selbst<br />

beantwortet.<br />

Inge Münz-Koenen


Erinnerungen an Erich Meier<br />

Spandauer Antifaschisten bereiten 100. Geburtstag vor<br />

<strong>Das</strong> Spandauer Bündnis <strong>gegen</strong> Rechts<br />

existiert seit März 2000. Jahrelang bestanden<br />

die hauptsächlichen Aktivitäten<br />

in der Aufklärung und Information über<br />

neonazistische Umtriebe im Bezirk sowie<br />

intensiver Erinnerungsarbeit. So führten<br />

wir antifaschistische Stadtrundgänge,<br />

Demonstrationen, Veranstaltungen mit<br />

Zeitzeugen und unter anderem eine Ausstellung<br />

zu Nazischmierereien mit Irmela<br />

Schramm durch. Eine beeindruckende<br />

Woche lang begleiteten wir einen ehemaligen<br />

polnischen Zwangsarbeiter<br />

nach über 50 Jahren auf seinen ersten<br />

Schritten zu den Orten seiner Qual durch<br />

Spandau. Die Wortprotokolle und Fotos<br />

dieser Woche warten noch auf eine Veröffentlichung.<br />

Wir haben aktiv an der<br />

Entstehung der Initiative »Zwangsarbeit<br />

erinnern e. V.« mitgewirkt. Im Waldkrankenhaus<br />

(dort war von den Nazis die Arbeiterstadt<br />

»Große Halle« geplant) erinnert<br />

jetzt eine Plastik des Künstlers Ingo<br />

Wellmann an die Spandauer Zwangsarbeiterinnen<br />

und Zwangsarbeiter.<br />

Inzwischen fokussiert sich unsere<br />

Kraft auf die jährlichen Erinnerungstreffen<br />

zum Todestag des Spandauers<br />

Erich Meier. Er trat als junger Arbeiter<br />

1931 dem KJVD bei. Schnell entwickelte<br />

er sich zum Vorsitzenden der KJVD-<br />

Gruppe in Spandau und aufgrund seiner<br />

mitreißenden Art, seiner ansteckenden<br />

Unternehmungslust und seiner unübersehbaren<br />

Führungsqualitäten zu einer<br />

Integrationsfigur der antifaschistischen<br />

Jugend Spandaus überhaupt. Er organisierte<br />

Aufmärsche <strong>gegen</strong> die NSDAP,<br />

versuchte, in soziale Konflikte einzugreifen<br />

und Benachteiligten zu helfen und<br />

trat bei politischen Großveranstaltungen<br />

oft als Redner in Erscheinung.<br />

Einmal glückte es ihm sogar, eine<br />

NSDAP-Kundgebung, auf der Goebbels<br />

sprechen sollte, durch die Inszenierung<br />

eines Riesentumults platzen zu lassen.<br />

Es ist überliefert, dass Goebbels nur<br />

noch die Flucht aus dem Toilettenfenster<br />

blieb. Nach dem 30. Januar 1933<br />

gehörte Erich Meier zu den von der SA<br />

meistgehassten und -gesuchten Antifaschisten.<br />

Als es der SA gelang, sein<br />

illegales Quartier zu finden, wurde der<br />

noch Schlaftrunkene an Ort und Stelle<br />

zusammengeschlagen und anschließend<br />

in der SA-Kaserne Drechsel in der<br />

Wilhelmstraße schwer misshandelt. In<br />

der Nacht erfolgte dann die »Hinrichtung«<br />

des Schwerverletzten auf einem<br />

Rieselfeld bei Seeburg. Der Mord von<br />

Karolinenhöhe wurde von der Polizei pro<br />

forma untersucht, die Ermittlungen nach<br />

kurzer Zeit eingestellt. <strong>Das</strong> Begräbnis<br />

von Erich Meier geriet zu einer der letzten<br />

öffentlichen Demonstrationen der<br />

antifaschistischen Kräfte von Spandau.<br />

In Weststaaken, das von 1945 bis 1990<br />

auf der Grundlage alliierter Vereinbarungen<br />

zum sowjetisch besetzten Gebiet<br />

bzw. zur DDR gehörte, gab es seit<br />

etwa 1960 eine Erich-Meier-Straße. Im<br />

Zuge der Vereinigung 1990 beschloss<br />

der Rat der Gemeinde Staaken die Zusammenführung<br />

und Umbenennung der<br />

Straßenabschnitte. <strong>Das</strong> dortige Erich-<br />

Meier-Klubhaus wurde im Jahre 2000<br />

für ein Jahr wegen der Orientierung<br />

einer Mehrzahl der jugendlichen Besucher<br />

(Fußball-Verein) in Richtung Rechtsextremismus<br />

geschlossen. Bis 2006<br />

gab es ein aktives Streetwork-Projekt,<br />

das sich zeitweise mit Vorwürfen der<br />

akzeptierenden Jugendarbeit durch uns<br />

konfrontiert sah. Ende 2006 überliess<br />

das Spandauer Bezirksamt dem Professorenehepaar<br />

Bier das Haus, um Kindern<br />

aus sozial schwachen Spandauer<br />

Familien einen Mittagstisch sowie einen<br />

Ort zum Lernen und Leben zu schaffen.<br />

Unsere Versuche, den Namen Erich Meiers<br />

wenigstens in einem Nebenvermerk<br />

im neuen Namen »Jonas Haus« zu erhalten,<br />

scheiterten nicht zuletzt an der<br />

schnell erarbeiteten Corporate Identity<br />

durch den Mc-Kinsey-Konzern, wie in<br />

einem Gespräch mit dem inzwischen<br />

verstorbenen Prof. Bier zu erfahren war.<br />

In diesem Haus fand ein Jahr zuvor<br />

unsere erste Lesung aus der von Willi<br />

Döbbelin in erweiterter Fassung erstellten<br />

Broschüre über Erich Meiers Leben<br />

und Sterben statt (die erste, nur noch<br />

vereinzelt exstierende Broschüre erschien<br />

1979 auf Veranlassung der SED-<br />

Kreisleitung Nauen). Seit neun Jahren initiieren<br />

wir die jährlichen Gedenkstunden<br />

am Grab Erich Meiers auf dem Friedhof<br />

in den Kisseln und ein nachfolgendes<br />

Beisammensein zum Austauschen von<br />

Informationen und Ideen.<br />

Am 16. Dezember 2010 jährt sich der<br />

Geburtstag Erich Meiers zum 100. Mal,<br />

deshalb planen wir für das nächste Jahr<br />

besondere Aktivitäten: So sollten wieder<br />

eine Straße oder ein Jugendbegegnungsort<br />

nach ihm benannt und ein Stolperstein<br />

für ihn verlegt werden.<br />

Nicht zuletzt, um diese Aktivitäten zu<br />

bündeln, plant das Spandauer Bündnis<br />

die Neugründung/Wiederbelebung einer<br />

Spandauer VVN-Gruppe. Die Vorbereitungen<br />

hierfür sind im vollen Gange und<br />

zu einer Gründungs- oder Beitrittsveranstaltung<br />

werden wir zur gegebenen<br />

Zeit einladen. Wer mitarbeiten möchte,<br />

wende sich bitte per E-Mail an: linkesspandau@power.ms<br />

A.-L. Düren, Sprecherin SBgR<br />

Die Broschüre: »Erich Meier und seine<br />

Zeit (1927 bis 1933) von W. Döbbelin ist<br />

zu beziehen für 3 € plus Porto über die<br />

<strong>Berlin</strong>er VVN-BdA-Geschäftsstelle.<br />

10 Nr. 40


»Ich bin <strong>gegen</strong> den Faschismus!«<br />

Eindrücke einer Befragung von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen<br />

Ich studiere Sozialwissenschaften an<br />

der HU <strong>Berlin</strong> und führte im Rahmen<br />

eines Praktikums bei der <strong>Berlin</strong>er VVN-<br />

BdA eine Befragung von Zeitzeugen und<br />

Zeitzeuginnen mit zwei Zielen durch.<br />

Zum einen befragte ich Personen, die<br />

bei bisherigen Befragungen gar nicht<br />

oder kaum berücksichtigt worden sind.<br />

Ihre Erfahrungen, insbesondere aus der<br />

Zeit von 1933 bis 1945, sollten dokumentiert<br />

werden. Es ging mir darum,<br />

die Erinnerungen an die Verbrechen der<br />

Nazis und an den antifaschistischen<br />

Widerstand festzuhalten. Zum anderen<br />

interessierte mich die Sozialisation, die<br />

zur Ablehnung der Nazis führte. Wie kam<br />

es dazu, dass Menschen eine Ideologie<br />

kritisierten oder gar bekämpften, die von<br />

der Mehrheit der Bevölkerung begeistert<br />

Nr. 40<br />

geteilt und bei Ablehnung mit dem Tod<br />

bestraft wurde? Wie begründete sich diese<br />

Ablehnung theoretisch? Wie wurde<br />

sie in die Praxis umgesetzt?<br />

Ich habe mit völlig verschiedenen<br />

Menschen gesprochen. Menschen, die<br />

schon vor 1933 bewusst eine kommunistische<br />

oder sozialistische Haltung<br />

vertraten und Menschen, die erst durch<br />

die eigene Verfolgung oder durch die<br />

Verfolgung ihrer Eltern eine antifaschistische<br />

Einstellung entwickelten. Und so<br />

individuell wie die Lebensläufe waren die<br />

Zeitzeugengespräch in der Galerie Olga Benario mit Kurt Hälker, der über seine<br />

Erlebnisse im französischen Widerstand berichtete. Foto: Juliane Haseloff<br />

Antworten.<br />

Dennoch wurde deutlich, wie wichtig<br />

ein Angebot von antifaschistischen<br />

Veranstaltungen und ein antifaschistisches<br />

Umfeld neben der Erziehung für<br />

die Entwicklung eines antifaschistischen<br />

Erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

Im <strong>Berlin</strong>er Stadtbezirk Treptow-Köpenick<br />

gibt es ebenso wie andernorts<br />

verschiedene Gruppen, Vereine und<br />

Bündnisse, die sich antifaschistischer<br />

Arbeit widmen. Zwei dieser Gruppen,<br />

die VVN-BdA Köpenick e.V. und das<br />

Antifaschistische Bündnis Süd-Ost (AB-<br />

SO), sind in den letzten Jahren aufeinander<br />

zu gegangen. <strong>Das</strong> ABSO ist ein<br />

Zusammenschluss von drei Antifagruppen,<br />

bestehend aus der Treptower Antifagruppe<br />

(TAG, gegründet 1999), dem<br />

Antifaschistischen Aufstand Köpenick<br />

(AAK, gegründet 2002) und der Gruppe<br />

Antikapitalistische Aktion <strong>Berlin</strong> (AKAB,<br />

gegründet 2004). Der gemeinsame territoriale<br />

Aktionsschwerpunkt Treptow-Köpenick<br />

und gemeinsam durchgeführte<br />

Aktionen wie das jährlich stattfindende<br />

Antifa-Konzert »Le Monde est à nous«<br />

hatte die drei Gruppen vor ca. drei Jahren<br />

enger zusammenwachsen lassen.<br />

Ziel ist und war es, der Neonaziszene im<br />

Bezirk etwas ent<strong>gegen</strong>zusetzen und alternative<br />

Jugendkulturen zu stärken. Mit<br />

verschiedenen Aktionen wie Demonstrationen,<br />

Kundgebungen, Aufklebern, Plakaten,<br />

Veranstaltungen und Konzerten<br />

wurde diesem Anliegen in den letzten<br />

zehn Jahren Ausdruck verliehen.<br />

Bewusstseins sind. Viele der Befragten<br />

konnten die eher theoretische Frage,<br />

warum sie die Nazi-Ideologie abgelehnt<br />

hätten, nur ansatzweise beantworten.<br />

Einer brachte es wie folgt auf den Punkt:<br />

»Ich war Sozialist, mein Vater war Sozialist<br />

und hat mich auch so erzogen,<br />

ich war auch jahrelang in sozialistischen<br />

Jugendorganisationen gewesen. Da war<br />

es einfach ganz klar: Wir sind <strong>gegen</strong> den<br />

Faschismus und <strong>gegen</strong> den Krieg. Und<br />

mein Vater geht nicht in die NSDAP und<br />

ich nicht in die Hitler-Jugend.« An erster<br />

Stelle stand nicht die theoretische Auseinandersetzung<br />

mit dem deutschen<br />

Faschismus, sondern die praktische Erfahrung:<br />

Die Nazis sind für meine Familie<br />

und Freunde eine Bedrohung und haben<br />

<strong>gegen</strong>sätzliche Ziele – also bin ich <strong>gegen</strong><br />

die Nazis.<br />

Diese Erkenntnis ist natürlich keine<br />

Neuheit. Dennoch macht sie, auf heute<br />

übertragen, wieder einmal deutlich, wie<br />

wichtig neben all den notwendigen Reaktionen<br />

auf die Neonazi-Aktionen – ihre<br />

Veranstaltungen, Infostände, Aufmärsche<br />

und gewalttätigen Übergriffe – eigene<br />

Aktionen und die Verbreitung einer<br />

antifaschistischen Kultur sind. Wichtig,<br />

um einen antifaschistischen Konsens zu<br />

etablieren. Die Interviews werden, sofern<br />

die Befragten einverstanden sind,<br />

demnächst bei der <strong>Berlin</strong>er VVN-BdA für<br />

Interessierte zur Verfügung stehen. Ich<br />

bedanke mich bei der <strong>Berlin</strong>er VVN-BdA<br />

und vor allem bei den Befragten für die<br />

Unterstützung! Malte Goßmann<br />

Seit 2007 ging das ABSO zunehmend<br />

auf lokale Bündnispartner und Bündnispartnerinnen<br />

zu, um dem Vorurteil,<br />

es handele sich dabei um eine Gruppe<br />

schwarz gekleideter Steinewerfer, etwas<br />

ent<strong>gegen</strong>zusetzen.<br />

Es wurden verschiedene gemeinsame<br />

Veranstaltungen durchgeführt, darunter<br />

mit der VVN-BdA Köpenick e. V. Höhepunkte<br />

der Zusammenarbeit bildeten<br />

die Veranstaltungen zum 23. April, dem<br />

Tag der Befreiung Köpenicks, und zum<br />

75. Jahrestag der Köpenicker Blutwoche<br />

am 21. Juni 2008. Ebenfalls im Juni<br />

2008 veranstaltete das ABSO ein Zeitzeugengespräch<br />

mit Erwin Schulz. Die<br />

erfolgreiche Zusammenarbeit wird auch<br />

im Jahr 2009 fortgesetzt.<br />

11


Ihre Einstellung sprach aus ihren Texten<br />

Zum Tod der Journalistin Marlies Emmerich<br />

Viele von Euch haben mit großer Bestürzung<br />

vom Tode der Journalistin Marlies<br />

Emmerich (<strong>Berlin</strong>er Zeitung) gehört. Für<br />

diejenigen, die sich nicht mehr an Marlies<br />

erinnern: Sie war Reisebürokauffrau,<br />

Publizistin und Soziologin und arbeitete<br />

vor 1989 als Redakteurin für die damalige<br />

Tageszeitung der Sozialistischen<br />

Einheitspartei West-<strong>Berlin</strong>s »Die Wahrheit«.<br />

Als eine der wenigen mit dieser<br />

Biographie hat es Marlies Emmerich geschafft,<br />

1990 einen Job im bürgerlichen<br />

Blatt »<strong>Berlin</strong>er Zeitung« zu bekommen.<br />

Sie hat sich in ihren Texten niemals verbogen<br />

und zusätzlich noch als Betriebsrätin<br />

jahrelang eine hervorragende Arbeit<br />

geleistet. Sie war im Vorstand der<br />

VVN/BdA.<br />

Maren Crosnest<br />

Mit Bestürzung habe ich soeben die<br />

Todesanzeige von Marlies gelesen. In<br />

den 80-er Jahren, etwa von 1980 bis<br />

1986, hatte ich das Privileg, mit Marlies<br />

bei einem Geschichtsforschungsprojekt<br />

der VVN Westberlin mitzuarbeiten.<br />

Wir »Jüngeren« teilten die zwölf Bezirke<br />

Westberlins zwischen uns auf und<br />

nahmen uns vor, Broschüren über Terror<br />

und Widerstand von 1933 bis 1945<br />

in den jeweiligen Bezirken rechtzeitig<br />

zum 50. Jahrestag der Machtübergabe<br />

herzustellen. Nun, unsere Gruppe war<br />

nicht so groß, wie sie hätte sein können,<br />

und manchmal ließ die Energie nach.<br />

Marlies war aber immer dabei, um neue<br />

Anstöße und neue Energie in die Gruppenmitglieder<br />

hineinzupumpen. De facto<br />

hat sie unsere Gruppe geleitet und<br />

dafür gesorgt, dass tatsächlich einige<br />

Broschüren unterschiedlicher Qualität<br />

herausgebracht wurden. <strong>Das</strong> Erscheinen<br />

von Broschüren über Wilmersdorf,<br />

Tempelhof, Wedding – und später Neu-<br />

<strong>Berlin</strong>er Meinungen zum Verbot der NPD<br />

Die Erlebnisse meiner Jugend, die Jahre<br />

im Zuchthaus Luckau, in den Moorlagern<br />

Bürgermoor, Esterwegen und Aschendorf<br />

sowie die Zeit in der Strafdivision<br />

999 fordern zwangsläufig ein Verbot der<br />

NPD. Nie wieder Faschismus! Nie wieder<br />

Krieg!<br />

Erwin Schulz, 96, VVN-BdA <strong>Berlin</strong><br />

Die NPD ist die politisch organisierte und<br />

organisierende Hauptkraft des Neonazismus<br />

in Deutschland. Udo Voigt, ihr<br />

Vorsitzender, erklärte in den letzten Jahren<br />

wiederholt, so in einem Interview für<br />

die »Junge Freiheit« vom 24. September<br />

2004 (S. 3): »Es ist unser Ziel, die BRD<br />

ebenso abzuwickeln, wie das Volk vor<br />

fünfzehn Jahren die DDR abgewickelt<br />

hat. <strong>Das</strong> geht offensichtlich auch über<br />

die Wahlurne«, womit er auf den Einzug<br />

der NPD in den sächsischen Landtag<br />

anspielte.Auch ohne V-Leute müsste<br />

also den Verfassungsorganen der Bundesrepublik<br />

klar sein, dass ein Verbot<br />

der NPD – gestützt auf Artikel 9 (2), 18,<br />

20(4), 21(2) und 139 Grundgesetz – geboten,<br />

möglich und durchsetzbar ist.<br />

Wo bleibt der politische Wille dazu?<br />

Gerhard Fischer, 78,<br />

BdA Weißensee-Hohenschönhausen<br />

Es ist einfach erschreckend, dass es<br />

noch Menschen und Parteien gibt, die<br />

nicht gemerkt haben, dass mittlerweile<br />

60 Jahre vergangen sind. Wie kann<br />

es so was geben? Und: Wieso kann es<br />

so was noch geben! Hass, Rassismus,<br />

Homophobie, Ausländerfeindlichkeit,<br />

Sexismus, Antisemitismus, Populismus,<br />

all das ist es, was es zu bekämpfen gilt!<br />

All das ist es, was man der NPD, der<br />

DVU und allen Rechten vorwerfen kann!<br />

All das ist es, was in <strong>Berlin</strong>, und gerade<br />

Köpenick, nichts mehr zu suchen hat!<br />

kölln, Steglitz, Tiergarten geht teilweise<br />

auf ihr Konto zurück. Ich habe sie als<br />

eine äußerst patente Mitarbeiterin und<br />

eine liebe Kollegin in Erinnerung.<br />

Seit 1986 verlor ich Kontakt zu Marlies,<br />

denn zu jenem Zeitpunkt kehrte ich<br />

als Sohn deutscher Flüchtlinge in meine<br />

neuseeländische Heimat zurück. Dann,<br />

Ende letzten Jahres habe ich mehrere<br />

Artikel im Internet gelesen, die alle in der<br />

<strong>Berlin</strong>er Zeitung erschienen sind und<br />

von Marlies geschrieben worden waren.<br />

Ich bemerkte mit Wohlwollen, dass sie in<br />

ihrem Schreibstil nicht nachgelassen hat<br />

und, wenn überhaupt, noch einen Zahn<br />

dazugelegt hat. Ich freute mich, dass<br />

sie so offensichtlich in ihren Reportagen<br />

aufgegangen ist, und trat wohl deshalb<br />

und aus alter Erinnerung erneut mit ihr<br />

über e-mail in Verbindung. Sie konnte<br />

sich noch an mich erinnern, aber unser<br />

e-mailwechsel war recht kurz. Ich habe<br />

zuletzt erst vor etwa zwei Monaten von<br />

ihr gehört, und die jetzige Meldung traf<br />

mich deshalb wie ein großer Schock.<br />

Bitte leiten Sie mein Mitgefühl und Beileid<br />

an ihre Angehörigen weiter und versichern<br />

Sie ihnen, dass Marlies bei mir<br />

immer in bester Erinnerung bleibt.<br />

Oliver Hoffmann<br />

Deshalb fordere ich jetzt von der Bundesregierung<br />

ein eindeutiges Zeichen<br />

und ein eindeutiges NPD-Verbot, um den<br />

ewig Gestrigen zu zeigen, dass sie immer<br />

gestrig sein werden. Nur dadurch können<br />

wir das wiedergutmachen, was wir<br />

vor 60 Jahren ermöglichten, deshalb ist<br />

es unsere Pflicht, da<strong>gegen</strong> vorzugehen,<br />

heute und morgen, hier und überall!<br />

M. Andrade Sanderink, 14<br />

P<strong>rote</strong>st <strong>gegen</strong> NPD in Reinickendorf im<br />

April Foto: Jutta Harnisch<br />

1 Nr. 40


Tod für Richard Hüttig<br />

Erinnerung an den ersten in Plötzensee ermordeten Antifaschisten<br />

Der Kiez um die Wallstraße (heute Zillestraße)<br />

in Charlottenburg gehörte vor der<br />

Machtübertragung an die Nazis zu den<br />

Hochburgen der organisierten Arbeiterbewegung<br />

und des Kampfes <strong>gegen</strong> den<br />

Faschismus. Dementsprechend hart<br />

waren hier die Auseinandersetzungen.<br />

Der Charlottenburger SA-Sturm 33 war<br />

Richard Hüttig<br />

Foto: Gedenkstätte Dt. Widerstand<br />

schon in ganz Deutschland für seine<br />

Brutalität und seine Morde berüchtigt.<br />

Im Februar und März 1933 steigerte sich<br />

dieser Terror noch einmal. Bei einem<br />

Überfall auf ein Arbeiterlokal starb der<br />

SS-Mann Kurt von der Ahe an seinen<br />

Schussverletzungen, die ihm eine verirrte<br />

Kugel aus den eigenen Reihen beigebracht<br />

hatte. Für diese Tat wurden 18<br />

Antifaschisten angeklagt. 17 von ihnen<br />

erhielten Gefängnis- und Zuchthausstrafen<br />

von insgesamt 112 Jahren. Als<br />

Hauptangeklagten suchte man sich den<br />

25 Jahre alten Maurer Richard Hüttig<br />

aus.<br />

Richard Hüttig kam 1928 nach <strong>Berlin</strong>,<br />

wurde Mitglied im KJVD und in der<br />

KPD und leitete 1932 eine der Häuserschutzstaffeln,<br />

in denen sich die Bewohner<br />

<strong>gegen</strong> die Übergriffe der SA und SS<br />

zur Wehr setzten. Juristisch endete der<br />

Prozess mit einem Fiasko. »<strong>Das</strong> Gericht<br />

ist jedoch nicht zu der Überzeugung ge-<br />

Nr. 40<br />

langt, dass Hüttig den tödlichen Schuss<br />

abgefeuert hat« liest es sich in der Urteilsbegründung,<br />

aber er war Rädelsführer.<br />

Am 17. Februar 1934 wurde er zum<br />

Tode verurteilt. Harald Poelchau fasste<br />

in seinen Erinnerungen dieses Urteil in<br />

dem Satz: »Es war in Wahrheit ein reiner<br />

Justizmord« zusammen.<br />

Jan Petersen hat in seinem Tatsachenroman<br />

»Unsere Straße« (im faschistischen<br />

Deutschland geschrieben, ins<br />

Ausland geschmuggelt und dort veröffentlicht)<br />

dem antifaschistischen Kampf<br />

in der Wallstrasse und Richard Hüttig im<br />

Besonderen ein Denkmal gesetzt.<br />

Am 14. Juni 1934 wurde das erste <strong>gegen</strong><br />

einen antifaschistischen Häftling<br />

ergangene Todesurteil in Plötzensee<br />

vollstreckt. Als der Wagen mit seinem<br />

Leichnam an seinem letzten Wohnort in<br />

der heutigen Seelingstraße vorbfuhr, kam<br />

es zu spontanen Demonstrationen und<br />

Zusammenstößen mit Polizei und SA.<br />

Seit 1950 heißt die Straße, die zur Hinrichtungsstätte<br />

nach Plötzensee führt,<br />

Hüttigpfad. Am Sonntag, dem 14. Juni<br />

2009, 11.00 Uhr, werden wir anlässlich<br />

des 75. Jahrestages seiner Ermordung<br />

mit einer Kundgebung in der Gedenkstätte<br />

Plötzensee an Richard Hüttig und<br />

den antifaschistischen Widerstand in<br />

Charlottenburg erinnern.<br />

K.-F. Böhne, VVN-VdA<br />

Wir gratulieren!<br />

Wir gratulieren unseren Jubilaren ganz<br />

herzlich und wünschen ihnen zum Geburtstag<br />

Gesundheit, Optimismus und<br />

Lebensfreude!<br />

Zum 107.:<br />

15.8. Lucie Schumacher, Treptow<br />

Zum 100.:<br />

16.6. Liselotte Lewy, Mitte<br />

Zum 95.:<br />

2.6. Kurt Lohberger, Lichtenberg<br />

21.6. Paula Kleinmann, Köpenick<br />

8.7. Johanna Seifert, Treptow<br />

24.8. Heinrich Katschke, W‘see/Hhschhn.<br />

29.8. Eva Halbleib, Köpenick<br />

1.9. Ellinor Stiele, Treptow<br />

Zum 90.:<br />

14.7. Werner Krisch, Köpenick<br />

Die <strong>Berlin</strong>er VVN-BdA<br />

Der Vorstand<br />

Hans Coppi, Wilhelm Girod, Michael<br />

Landmann, Prof. Dr. Kurt<br />

Langendorf, Gisela Lingenberg,<br />

Markus Tervooren, Peter Wegner<br />

Die Geschäftsstelle<br />

<strong>Berlin</strong>er VVN-BdA, Franz-Mehring-Platz<br />

1, 10243 <strong>Berlin</strong>, Telefon:<br />

030-29 78 41 78, Fax: 030-29 78<br />

43 78, e-Mail: berlin@vvn-bda.org,<br />

Internet: http://berlin.vvn-bda.org<br />

Die Geschäftszeiten<br />

Dienstag bis Donnerstag<br />

10.00 Uhr bis 14.00 Uhr<br />

Die Gliederungen<br />

als Bezirksorganisationen<br />

BO Hellersdorf/Marzahn, BO Mitte,<br />

BO Pankow, BO Prenzlauer Berg,<br />

BO Weißensee/Hohenschönhausen,<br />

Basisorganisation 8. Mai<br />

als Kreisvereinigungen<br />

BdA Hohenschönhausen/Weißensee<br />

e. V., VVN-BdA Köpenick e. V.,<br />

VVN-BdA Lichtenberg e. V., BdA<br />

Treptow, e. V. VVN-BdA Friedrichshain-Mitte-Kreuzberg<br />

e. V., VVN-<br />

BdA <strong>Berlin</strong>-Pankow e. V., VVN-VdA<br />

e. V. mit den lokalen Gruppen Reinickendorf<br />

(Nord), Südwest (Süd)<br />

korporative Mitglieder<br />

Antifaschistische Initiative Moabit<br />

12.8. Dorothea Mehnert, Fhn.-Krbg.-Mitte<br />

16.8. Lisbeth Wabra, Lichtenberg<br />

11.9. Irmgard Klauß, W‘see/Hhschhn.<br />

Zum 85.:<br />

14.5. Eva Hellingrath, Mitte<br />

20.5. Vera Köppen, Lichtenberg<br />

27.5. Gertrud Mayer, Marzahn<br />

1.6. Frieda Broede, Lichtenberg<br />

16.6. Ingeburg Preez, Treptow<br />

21.6. Prof. Stefan Doernberg, Lichtenberg<br />

8.7. Elisabeth Lewin, Fhn.-Krbg.-Mitte<br />

27.6. Eva Neumann, Treptow<br />

20.7. Lieselotte Peckermann, Mitte<br />

6.8. Sonja Kurella, Pankow<br />

28.8. Erika Tlusteck, Lichtenberg<br />

9.9. Renate Leuschner, Mitte<br />

Zum 80.:<br />

25.6. Brigitte Schauss, Lichtenberg<br />

2.7. Inge Gutmann, Fhn.-Krbg.-Mitte<br />

5.8. Sonja Moldt, Marzahn<br />

27.8. Marion Legler, Lichtenberg<br />

1


Veranstaltungen in den Monaten Mai und Juni 2009<br />

Veranstaltungen zum Tag der Befreiung<br />

vom Faschismus am 8. Mai<br />

8. Mai, 10.00 Uhr<br />

VVN-BdA Lichtenberg: Ehrung für Nikolai<br />

Bersarin an der Gedenktafel, mit<br />

Blumen, Alt-Friedrichsfelde Ecke Rosenfelder<br />

Str.<br />

8. Mai, 10.00 Uhr<br />

VVN-VdA Gruppe Reinickendorf: Ehrung<br />

zum Tag der Befreiung mit Blumen, Russischer<br />

Friedhof, Wittestr.<br />

8. Mai, 10.00 Uhr<br />

Initiative KZ-Außenlager Lichterfelde:<br />

Ehrung zum Tag der Befreiung, in Anwesenheit<br />

ehemaliger Häftlinge, mit<br />

Ansprachen und Blumenniederlegung,<br />

Säule der Gefangenen, Wismarer Str. am<br />

Teltowkanal, 12207 <strong>Berlin</strong>-Lichterfelde<br />

8. Mai, 10.30 Uhr<br />

Öffentliches Gedenken der BO Prenzlauer<br />

Berg anlässlich des Jahrestages<br />

der Befreiung vom Faschismus, mit Ansprachen<br />

und Blumenablage, Gedenkstein<br />

am Ostseeplatz<br />

8. Mai, 15.00 Uhr<br />

Meeting der VVN-BdA Lichtenberg am<br />

Panzer, mit Ansprachen und Blumen,<br />

Deutsch-Russisches Museum Karlshorst,<br />

Zwieseler Str.<br />

8. Mai, 16.00 Uhr<br />

Meeting der VVN-BdA Friedrichshain-<br />

Kreuzberg-Mitte gemeinsam mit der BVV<br />

und dem Bezirksamt an der Gedenktafel,<br />

Dienstgebäude Petersburger Str.<br />

8. Mai, 17.00 Uhr<br />

Kundgebung des BdA Treptow am Treptower<br />

Ehrenmal für die gefallenen Sowjetsoldaten.<br />

Es spricht Christa Luft.<br />

8. Mai, 18.00 Uhr<br />

Gedenken der <strong>Berlin</strong>er Friedenskoordination<br />

am Sowjetischen Ehrenmal, Straße<br />

des 17. Juni.<br />

9. Mai, ab 13.00 Uhr<br />

9. Mai – Tag des Sieges über den Faschismus:<br />

Wer nicht feiert, hat verloren!<br />

Großes Fest mit Musik und Kultur auf<br />

der Bühne, Zeitzeugen, u. a. Ilja Kremer,<br />

Moskau, Mitglied des Exekutivkomitees<br />

der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer<br />

(FIR) und des russischen<br />

Komitees der ehemaligen Kriegsteilnehmer<br />

und Veteranen des Militärdienstes,<br />

Essen und Trinken, Hüpfburg für Kinder,<br />

zahlreichen Ständen, Parkplatz am Rosengarten,<br />

Puschkinallee, <strong>gegen</strong>über<br />

dem Eingang zum Ehrenmal Treptow.<br />

Veranstaltet von der BO 8. Mai der <strong>Berlin</strong>er<br />

VVN-BdA, AIM, APB, ABSO.<br />

Weitere Veranstaltungen<br />

<strong>Berlin</strong>er VVN-BdA<br />

Termine zur Pflege der VdN-Gräber auf<br />

dem Friedhof Friedrichsfelde:<br />

16. Mai, 13.30 bis 16.30 Uhr<br />

23. Mai, 13.30 bis 16.30 Uhr<br />

Treffpunkt am Eingang<br />

26./27. Juni<br />

Tagung: <strong>Das</strong> <strong>rote</strong> <strong>Berlin</strong> – <strong>Arbeiterwiderstand</strong><br />

<strong>gegen</strong> das Nazi-Regime, in Kooperation<br />

mit Helle Panke e. V., Robert-<br />

Havemann-Saal, Haus der Demokratie<br />

und Menschenrechte,<br />

Greifswalder Str. 104, 10405 <strong>Berlin</strong><br />

BdA Treptow e. V.<br />

Begegnungsstätte PRO, Kiefholzstr.<br />

275, 12437 <strong>Berlin</strong><br />

20. Mai, 18.00 Uhr<br />

Vor 60 Jahren: Verabschiedung des<br />

BRD-Grundgesetzes – besser als die<br />

DDR-Verfassungen? Prof. Erich Buchholz<br />

analysiert<br />

17. Juni, 18.00 Uhr<br />

Nach den Wahlen zum Europa-Parlament.<br />

Elisabeth Schrödter, Abgeordnete<br />

der Grünen, berichtet (angefr.)<br />

VVN-BdA Köpenick/ABSO<br />

21. Juni, 11.00 Uhr<br />

Gedenkkundgebung zum 76. Jahrestag<br />

der Köpenicker Blutwoche<br />

Platz des 23. April<br />

VVN-BdA Friedrichshain-Kreuzberg-Mitte<br />

alle Veranstaltungen im Seniorenclub<br />

»Silberfüchse«, Palisadenstr. 46<br />

6. Mai, 14.30 Uhr<br />

»Zur Entwicklung in Kuba«. Vortrag<br />

und Gespräch mit Eduardo Lazo,<br />

Erster Sekretär der Botschaft Kubas in<br />

der BRD<br />

3. Juni, 14.30 Uhr<br />

Der »Klub International« aus <strong>Berlin</strong>-<br />

Karlshorst, vorgestellt von Hanni Simon,<br />

Präsidentin<br />

BO Prenzlauer Berg<br />

6. Mai, 15.00 Uhr<br />

Frühlingsveranstaltung mit dem Gitarrenduo<br />

Giocoso<br />

WABE, Danziger Str. 101, 10405 <strong>Berlin</strong><br />

24. Juni, Abfahrt 8.00 Uhr<br />

Busfahrt mit Heidenreisen zu Schlössern<br />

in Mecklenburg<br />

Fröbelstr. Ecke Prenzlauer Allee, 10405<br />

<strong>Berlin</strong><br />

18. August, zw. 10.00 u. 11.00 Uhr<br />

Gedenken anlässlich des 65. Jahrestages<br />

der Ermordung Ernst Thälmanns<br />

Ernst-Thälmann-Denkmal, Greifswalder<br />

Str.<br />

9. September, 15.00 Uhr<br />

Veranstaltung anlässlich des Tages der<br />

Erinnerung und Mahnung, WABE, Danziger<br />

Str. 101, 10405 <strong>Berlin</strong><br />

12. September, zw. 10.00 u. 11.00 Uhr<br />

Öffentliche Gedenkveranstaltung zum<br />

Tag der Erinnerung und Mahnung an<br />

der Stele »Zum Gedenken an die vom<br />

Faschismus ermordeten Widerstandskämpfer«,<br />

Danziger Straße/Ecke Diesterwegstraße<br />

VVN-VdA e. V.<br />

16./17. Mai, ab 13.00 Uhr<br />

Infostand auf dem Schöneberger Maifest,<br />

Am Rathaus Schöneberg<br />

14. Juni, 11.00 Uhr<br />

Gedenken für Richard Hüttig, den ersten<br />

in Plötzensee hingerichteten Antifaschisten<br />

Gedenkstätte Plötzensee, Hüttigpfad<br />

VVN-VdA e. V. (Gruppe<br />

Reinickendorf)<br />

Die Veranstaltungen finden jeweils am 3.<br />

Donnerstag des Monats um 15.00 Uhr<br />

1 Nr. 40


im Roten Laden, Schlossstr. 22, 13507<br />

<strong>Berlin</strong>, statt.<br />

21. Mai, 10.00 Uhr<br />

Fahrt nach Stolpe zum Gedenkstein<br />

»Gegen den Krieg«<br />

Treffpunkt: Roter Laden, Schlossstr. 22,<br />

13507 <strong>Berlin</strong><br />

Galerie Olga Benario<br />

Richardstr. 104, 12043 <strong>Berlin</strong>,<br />

(U7 Bhf. Karl-Marx-Str., Ausgang Neuköllner<br />

Oper und durch die Passage)<br />

Öffnungszeiten: donnerstags ab 19 Uhr<br />

und auf Anfrage<br />

www.Galerie-Olga-Benario.de, e-Mail:<br />

forum@galerie-olga-benario.de<br />

AUSSTELLUNG<br />

Menschenrechte in Lateinamerika<br />

Veranstaltungsreihe und Fotoausstellung<br />

der peace brigades international<br />

Vom 23. April bis 9. Juli 2009<br />

Die Fotoausstellung »25 Jahre Erfahrungen<br />

in gewaltfreier Konfliktbearbeitung«<br />

zeigt die einzigartigen Erfahrungen<br />

der peace brigades international (pbi).<br />

Anlässlich ihres Jubiläums zog die internationaleMenschenrechtsorganisation<br />

Resümee: die Ausstellung berichtet<br />

von den Freiwilligen-Einsätzen der internationalen<br />

pbi-Teams in Krisen- und<br />

Konfliktgebieten in Kolumbien, Mexiko<br />

und Guatemala. Durch den Ansatz der<br />

schützenden Begleitung bedrohter Personen<br />

und Gruppen sowie durch ihre Bildungsarbeit<br />

leistet pbi einen wirksamen<br />

Beitrag zur Gewaltprävention und Friedenserhaltung.<br />

Auch die Ursprünge und<br />

Wurzeln der gewaltfreien Friedensorganisation<br />

werden dargestellt. Sämtliche<br />

Fotomotive wurden von pbi-Freiwilligen<br />

im Einsatz sowie von befreundeten Fotografen<br />

oder Fotografinnen aufgenommen.<br />

Begleitend finden jeden Donnerstag<br />

Veranstaltungen zum Schwerpunkt<br />

Nr. 40<br />

Lateinamerika statt. Zugesagt haben<br />

Referenten und Referentinnen verschiedener<br />

Menschenrechtsorganisationen,<br />

die einen Einblick in ihre Arbeit gewähren,<br />

und es gibt die Möglichkeit, sich mit<br />

ihnen und internationalen Gästen über<br />

die Situation der Menschenrechte auszutauschen.<br />

Mit einer Fiesta Latina wird<br />

die Ausstellung am 9. Juli beendet.<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

7. Mai, 19.30 Uhr<br />

Brigade des Friedens.<br />

Film und Vortrag zur Arbeit der pbi- Friedensfachkräfte<br />

in Kolumbien<br />

14. Mai, 19.30 Uhr<br />

»Bio«-Sprit: Menschenrechtsverletzungen<br />

statt Klimawunder.<br />

Diskussionsveranstaltung mit Beispielen<br />

aus Kolumbien und Indonesien<br />

28. Mai, 19.30 Uhr<br />

»Nur wer lesen kann, kann verbriefte<br />

Rechte einfordern.«<br />

Ein Reisebericht über Schulen in Guatemala<br />

von Erika Kammer und Sera Rene<br />

Zentkis<br />

4. Juni, 17.00 Uhr<br />

»Vom Süden lernen«. Ökonomische Alternativen<br />

in Lateinamerika.<br />

Vortrag von Steffen Stierle, Attac<br />

11. Juni, 19.30 Uhr<br />

Im Einsatz für die Menschenrechte.<br />

Maren Enders berichtet über ihren Freiwilligeneinsatz<br />

in Guatemala<br />

18. Juni, 19.30 Uhr<br />

Clowns in den Straßen Guatemalas – ein<br />

mobiler HIV- und AIDS-Aufklärungscircus.<br />

Ein Bericht von Madlen Gardow<br />

26. Juni, 19.30 Uhr<br />

Gäste aus Lateinamerika: Die RegionalkoordinatorInnen<br />

der Projekte in Lateinamerika<br />

von terre des hommes Edilberto<br />

Noguera, José Luis Nuñez, Luis Perdmo<br />

und Hermelinda Magzuli berichten über<br />

ihre Arbeit<br />

2. Juli, 19.30 Uhr<br />

Zivile Friedenscamps. Menschenrechtsbeobachtung<br />

und Zeugenbegleitung in<br />

Guatemala und Mexiko. Aktive von CA-<br />

REA e.V. berichten über ihre Arbeit<br />

9. Juli, 19.30 Uhr<br />

Finissage: Fiesta Latina mit Live-Musik<br />

aus Kolumbien<br />

o Ich möchte Mitglied der VVN­<br />

BdA werden<br />

o Ich möchte mehr über die VVN­<br />

BdA wissen.<br />

o Ich möchte zu Veranstaltungen<br />

eingeladen werden.<br />

........................................................<br />

Name<br />

........................................................<br />

Straße<br />

........................................................<br />

PLZ, Ort<br />

........................................................<br />

Datum, Unterschrift<br />

Zusätzlich für Beitritte:<br />

geb. am:..................in:.................<br />

Beruf:.............................................<br />

Telefon:..........................................<br />

Fax:................................................<br />

e-mail:...........................................<br />

Bitte einsenden an <strong>Berlin</strong>er VVN­<br />

BdA, Franz­Mehring­Platz 1, 10243<br />

<strong>Berlin</strong><br />

ist das Informationsblatt<br />

der <strong>Berlin</strong>er<br />

VVN-BdA und erscheint vierteljährlich.<br />

Die Abgabe ist kostenlos.<br />

Anschrift:<br />

<strong>Berlin</strong>er VVN-BdA e.V.,<br />

Franz-Mehring-Platz 1, 10243 <strong>Berlin</strong>,<br />

Telefon: 030-29 78 41 78,<br />

Fax: 030-29 78 43 78,<br />

mail: berlin@vvn-bda.org<br />

Redaktion:<br />

Dr. Hans Coppi<br />

Jutta Harnisch<br />

Satz und Layout:<br />

Juliane Haseloff<br />

Druck:<br />

Union Druckerei <strong>Berlin</strong><br />

Namentlich gezeichnete Beiträge<br />

müssen nicht dem Standpunkt des<br />

Herausgebers und der Redaktion<br />

entsprechen.<br />

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