Jahresbericht 2009 - Bach-Archiv Leipzig
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im Rahmen der <strong>Leipzig</strong>er Beiträge zur <strong>Bach</strong>-Forschung mit dem nachweisbaren Bestand<br />
von Musikalien des 16. bis 18. Jahrhunderts.<br />
der historische notenbestand der thomana – Musikalien des 16. bis 18. Jahrhunderts<br />
Nachdem die thomasschule bei dem schweren Bombenangriff auf <strong>Leipzig</strong> Anfang De-<br />
zember 1943 beschädigt worden war, wurde das Gebäude vorsorglich evakuiert. Der tho-<br />
maskantor Günter Ramin begab sich noch am Abend des 4. Dezember mit den Alumnen<br />
nach Grimma, wo sie bis Kriegsende in der dortigen Fürstenschule untergebracht werden<br />
konnten. Bei der übereilt organisierten Abreise wurden zunächst nur die Zimelien der<br />
schulbibliothek mitgenommen, darunter die 44 originalstimmensätze von J. s. <strong>Bach</strong>s<br />
choralkantaten. Über das schicksal der übrigen, in der thomasschule noch verbliebenen<br />
handschriften liegen bis heute noch immer keine gesicherten erkenntnisse vor. Nach<br />
ungesicherter Überlieferung sollen teile der historischen Bibliothek Anfang 1944 in das<br />
schloss Belgershain bei Grimma (wo Ramin ge legentlich als cembalist gastierte) verlagert<br />
worden sein.<br />
Die Bibliothek der thomasschule war nie eine öffentliche einrichtung. Daher ist der Bestand<br />
an historischen Notenhandschriften und<br />
-drucken zu keiner Zeit unter bibliothekarischen<br />
Gesichtspunkten erfasst und vollständig katalogisiert<br />
worden. Auch wurden die Musikalien immer<br />
nur punktuell von wissenschaftlern herangezogen<br />
und ausgewertet. Umso erfreulicher ist der<br />
Umstand, dass drei unbekannte, bislang nicht publizierte<br />
Musi kalienkataloge (aus den Jahren 1823,<br />
1893 und 1921) erhalten geblieben sind und über<br />
die seit 1945 vermissten ca. 2.500 Notenhandschriften<br />
und -drucke Auskunft geben können.<br />
Mit der Zusammenführung dieser Verzeichnisse<br />
und unter hinzuziehung weiterer Quellen und Aufzeichnungen<br />
wird erstmalig der Versuch unternommen,<br />
den historischen Musika lienbestand der<br />
thomasschule in seiner Gesamtheit zu dokumen-<br />
tieren.<br />
Auch sind über dessen Provenienz inzwischen nähere<br />
Angaben möglich. einige Musikalien stammen<br />
aus der Notenbibliothek Johann sebastian<br />
<strong>Bach</strong>s, seiner Amtsnachfolger Gottlob harrer, Johann<br />
Friedrich Doles, Johann Adam hiller und Johann<br />
Gottfried schicht, beziehungsweise befanden<br />
sich ehedem in den Notenarchiven der<br />
<strong>Leipzig</strong>er collegia musica oder des 1743 gegründeten<br />
„Großen conzerts“. ein teil der handschriften<br />
war im Besitz des <strong>Leipzig</strong>er Verlegers Johann<br />
Gottlob immanuel Breitkopf und wurde von die-<br />
tÄtiGKeitsBeRichte DeR ABteiLUNGeN<br />
21<br />
Fagottstimme einer<br />
ouvertüre von J. F. Fasch