Mitteilungsblatt HT08 01-2008 - BAG Bau Holz Farbe

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Mitteilungsblatt ISSN 1611-2415der Bundesarbeitsgemeinschaft für Berufsbildungin den Fachrichtungen Bautechnik, Holztechniksowie Farbtechnik und Raumgestaltung (e. V.)http://www.bag-bau-holz-farbe.deAm Werderschen Markt in Berlin: Auswärtiges Amt, Rekonstruktion der Bauakademie und Friedrich-Werdersche Kirche (Schinkel)Ausgabe 01/2008 (10. Jg.) Februar 2008Qualität entwickeln –Kompetenzen fördernSonderheft zu denHochschultagen 2008in NürnbergFachtagung Bau-Holz-Farbe

<strong>Mitteilungsblatt</strong> ISSN 1611-2415der Bundesarbeitsgemeinschaft für Berufsbildungin den Fachrichtungen <strong>Bau</strong>technik, <strong>Holz</strong>techniksowie Farbtechnik und Raumgestaltung (e. V.)http://www.bag-bau-holz-farbe.deAm Werderschen Markt in Berlin: Auswärtiges Amt, Rekonstruktion der <strong>Bau</strong>akademie und Friedrich-Werdersche Kirche (Schinkel)Ausgabe <strong>01</strong>/<strong>2008</strong> (10. Jg.) Februar <strong>2008</strong>Qualität entwickeln –Kompetenzen fördernSonderheft zu denHochschultagen <strong>2008</strong>in NürnbergFachtagung <strong>Bau</strong>-<strong>Holz</strong>-<strong>Farbe</strong>


Eingang in der Gustav-Falke-Straße in Hamburg. Architekt: Fritz Schumacher(Foto: Niels Göttsche)6<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong>


Werner KuhlmeierQualität als Gegenstand vonReformprozessen in der beruflichenBildungDas Rahmenthema der diesjährigenHochschultage BeruflicheBildung lautet „ Qualitätin Schule und Betrieb: Forschungsergebnisseund gutePraxis“. Damit wird eine Entwicklungaufgegriffen, die seiteinigen Jahren die Institutionender beruflichen Bildungmaßgeblich beschäftigt. In vielenBundesländern sind in denletzten Jahren Qualitätsmanagementsysteme(QMS), insbesonderein beruflichen Schulen,eingeführt worden. DieseSysteme beziehen sich auf unterschiedlicheKonzepte zumQualitätsmanagement. Dasgemeinsame Bemühen, wassich hinter Kürzeln wie EFQM,ISO oder Q2E verbirgt, ist es,die Entwicklung einer Institutionund der in ihr ablaufendenProzesse systematisch voranzutreibenund die Ergebnisseder Arbeit dieser Institutiondadurch nachweisbar zuverbessern.Nun ist das Ziel, die Qualitätvon Bildungsprozessen kontinuierlichzu verbessern, keineneue Erfindung, sondern einepädagogische Selbstverständlichkeit.Was ist also das qualitativNeue an dieser Entwicklung?Es geht darum, Qualitätnach festgelegten Kriterienzunächst einmal genau zu beschreibenund dann systematisch,d.h. mit Hilfe von standardisiertenVerfahren, Maßnahmenzur Erreichung dieserQualitätskriterien einzuleitenund deren Erfolg zu überprüfen.Qualitätsmanagement vollziehtsich üblicherweise in einerfestgelegten Abfolge vonSchritten:1. Schritt: QualitätsmerkmaleformulierenZunächst findet ein Verständigungsprozessdarüber statt,was als Qualität gelten soll. Eserfolgt eine Soll-Wert-Bestimmung.Dabei geht es um normativeSetzungen und Fragen,wie z.B.: Welche konkretenZiele sollen im Rahmen derberuflichen Bildung überhauptangestrebt werden? Wie lassensie sich legitimieren? WelcherMaßstab soll in einer Einrichtungfür die anzustrebendeQualität gelten?2. Schritt: Maßnahmen einleitenEs ist zu überlegen, mit welchenVerfahren die Qualitätberuflicher Bildungsarbeit verbessertwerden kann und welchekonkreten Schritte undVorgehensweisen geeignetsein können, um die angestrebtenQualitätsmerkmale zuerreichen.3. Schritt: Resultate überprüfenDer erreichte Qualitätsstand istfestzustellen; das heißt, dassder aktuelle Ist-Stand in Bezugauf die Qualitätsmerkmale ermitteltwird. Dabei ist zu klären,welche Messmethodengeeignet sind, um die Qualitätberuflicher Bildung zu erfassen.4. Schritt: Prozesse etablierenEine große Herausforderungbesteht schließlich darin, Maßnahmenzur Qualitätsverbesserunglangfristig und dauerhaftzu verankern.Die Prozesse zur Implementierungvon Qualitätsmanagementsystemenin der beruflichenBildung stehen in einemengen Zusammenhang mitanderen berufsbildungspolitischenZielsetzungen und Programmatiken.Ein übergeordnetesPrinzip ist die Outputsteuerungvon Bildungsprozessenund –systemen. EineSteuerung über Inputs, wiezum Beispiel über detaillierteLehrplanvorgaben und Regularien,wird zunehmend als ineffizientangesehen. Stattdessenwird auf eine Überprüfungdes Erreichten anhand vorabdefinierter Standards gesetzt.Dieses Vorgehen steht auchim Einklang mit den übergeordnetenberufbildungspolitischenZielsetzungen der EuropäischenUnion, die über einenQualifikationsrahmen(EQF) und ein Leistungspunktesystemfür die berufliche Bildung(ECVET) die Transparenzder beruflichen Bildung inden Mitgliedsländern erhöhenund für die Ergebnisse dieserBerufsbildungsprozesse Standardsfestlegen will.Im Zusammenhang mit diesenZielsetzungen und Programmatikenlassen sich vielfältigeDiskussionen führen:- Können Instrumente zumQualitätsmanagement, dieletztlich aus der betrieblichenÖkonomie stammen, auf beruflicheBildung und auf diedort stattfindenden pädagogischenProzesse sinnvollübertragen werden?- Wie ist das Verhältnis vonSelbststeuerung und Fremdsteuerungbei der Einführung<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong> 7


von Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung?- Erhöht sich die Autonomieder Bildungseinrichtungen,wenn anstelle detaillierterVorgaben eine Orientierungam Output von Bildungsprozessenerfolgt?- Kann die Qualität von beruflicherBildung tatsächlichdauerhaft durch die Festsetzungvon Standards verbessertwerden?- Welchen spürbaren Nutzenhaben die Bildungseinrichtungenund die Lernendenvon den aktuellen Bemühungender Bildungsverwaltungenzur Qualitätsentwicklung?- Sind die Programme zurQualitätsentwicklung in deneinzelnen Bundesländern soheterogen, wie sie auf denersten Blick erscheinen oderlassen sich übergreifendeGemeinsamkeiten feststellen?- Sind Maßnahmen zur Qualitätsentwicklunggeeignet,mehr Transparenz der Arbeitin den Bildungseinrichtungenzu erzeugen?- Wird das vielfach vorhandeneEngagement von Lehrendenin der beruflichen Bildungdurch diese Maßnahmensichtbar gemacht undauch gefördert?- Welche Erfahrungen habendie verschiedenen Institutionenbislang bezüglich deroben genannten Aspektegemacht?Werner KuhlmeierUniversität HamburgSektion für Berufliche Bildungund Lebenslanges LernenAuf den Hochschultagen BeruflicheBildung sind zu diesenFragen spannende und angeregteDiskussionen zu erwarten.E-Mail: wkuhlmeier@ibw.unihamburg.de<strong>Bau</strong>zaun in Córdoba (Foto: Frauke Göttsche)8<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong>


Fachtagung <strong>Bau</strong>technik, <strong>Holz</strong>technik, Farbtechnik und RaumgestaltungQualität entwickeln – Kompetenzen fördernKonzepte, Erfahrungen und Perspektiven in den Fachrichtungen<strong>Bau</strong>technik, <strong>Holz</strong>technik, Farbtechnik und Raumgestaltung15. Hochschultage Berufliche BildungFriedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg vom 12. - 14. März <strong>2008</strong>Ausrichter der Fachtagung:Bundesarbeitsgemeinschaft für Berufsbildung in den Fachrichtungen<strong>Bau</strong>technik, <strong>Holz</strong>technik sowie Farbtechnik und Raumgestaltungverantwortliche Tagungsleiter:Dr. Sabine Baabe-Meijer, Prof. Dr. Werner Kuhlmeier,Prof. Dr. Johannes MeyserQualitätsentwicklung und Kompetenzförderung sind ein grundlegendes Anliegen beruflicherBildung. Wie diese zu bestimmen und zu messen sind, welche Standards in denBerufsfeldern <strong>Bau</strong>technik, <strong>Holz</strong>technik sowie Farbtechnik und Raumgestaltung gesetztwerden, inwieweit sie spezifisch auf das berufliche Lernen in diesen Berufsfeldern ausgerichtetsind und ob sie die Lernprozesse positiv beeinflussen können, sind zentraleFragestellungen. Dabei sind sowohl die Ausgangsbedingungen, die Lernenden, dieLehrkräfte, das Unterrichts- und Ausbildungsgeschehen, wie auch die Entwicklung dereinzelnen Lernorte und die Lernortkooperation in den Blick zu nehmen.Die Referenten der Fachtagung befassen sich damit, welche Qualitätsentwicklungssystemein den verschiedenen Bundesländern angewendet werden (Qualität entwickeln)und wie Unterricht und Ausbildung auf der Umsetzungsebene zur Qualitätssteigerungbeitragen (Kompetenzen fördern). Ein anderer Schwerpunkt richtet sich darauf, welchenAnteil zentrale Abschlussprüfungen am Qualitätsaufbau haben, wie Prüfungsaufgabenentwickelt und die Leistungen von Auszubildenden bewertet werden können (Leistungenerfassen). Die Beiträge zum nachhaltigen und energieeffizienten <strong>Bau</strong>en, dem Zusammenwirkender Lernorte und der internationalen Zusammenarbeit von beruflichenSchulen beleuchten einen weiteren Aspekt der Qualität beruflicher Bildung (nachhaltighandeln).Anmeldungonline über www.hochschultage-<strong>2008</strong>.de<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong> 9


zeigt, die u. a. im Orientierungsrahmen Qualitätsentwicklung an HamburgerSchulen und im 'Schulportfolio Qualifizierungsplanung' der Behördefür Bildung und Sport ihren Ausdruck finden. Als Beispiel für Schulentwicklungmit Blick auf die Fachrichtung <strong>Bau</strong>technik aus Schleswig-Holsteinwird die Lernortkooperation der überbetrieblichen Ausbildungsstätte(ÜAS) mit den Lehrkräften der beruflichen Schulen in Mölln vorgestellt. Mitdem Status „Regionales Berufsbildungszentrum“ sind zusätzliche Entwicklungsperspektiveneröffnet.10.00 – 10.30 Qualitätsentwicklung am Oberstufenzentrum <strong>Holz</strong>technik Berlinim Spiegel des Berichtes der SchulinspektionHolger Sonntag und Jörg Wiedemann, Marcel-Breuer-Schule (Oberstufenzentrum<strong>Holz</strong>technik)Zur Beurteilung der Qualität von Schulen lagen bislang kaum verlässlicheDaten vor, die Aussagen über die Wirkungen, Leistungen und Erfolge einzelnerSchulen zuließen. Mit den in Berlin eingeführten Schulinspektionenwill man deshalb eine Basis schaffen, um auf der Grundlage empirischerErhebungen einzelne Qualitätsverbesserungsmaßnahmen zu begründenund vorzubereiten. Zudem soll damit die Erreichung schuleigener undschulpolitischer Ziele überprüft werden können. Schulinspektionen habendamit sowohl eine Kontroll- als auch eine Informations- bzw. Legitimationsfunktion.Externe Inspektoren, ein vielschichtiges Evaluationsinstrumentariumund ein Vergleich mit einem Referenzrahmen sollen den Zustandeiner Schule und deren Entwicklungsmöglichkeiten erfassen. Nebender Aufsicht über Schulen soll so zunehmend auch deren Unterstützungund Beratung erfolgen und die Verbesserung der Qualität von Schulenangesteuert werden.10.30 – 11.00 KaffeepauseKompetenzen fördern11.00 – 11.30 Entwicklung von Qualitätsstandards zum Management vonGewerke übergreifenden ProjektenFrauke Göttsche, Berufskolleg HennefEs ist schon ein Wagnis, mit einem Lehrerteam aus neun Gewerken eingemeinsames handlungsorientiertes Unterrichtsprojekt zu planen und diesesdann auf einer realen <strong>Bau</strong>stelle von der Bodenplatte bis zur Schlussbeschichtungmit insgesamt 140 Schülerinnen und Schülern umzusetzen.Hier wird nicht nur der <strong>Bau</strong>alltag Realität für alle Beteiligten: Vor allem andie Planung und Durchführung des Theorieunterrichts und dessen Verzahnungmit der Praxis werden neue Anforderungen gestellt. Für das reibungsloseGelingen eines solch komplexen Unterrichtsprojekts brauchtein Gewerke übergreifendes Team deshalb klare Zielvereinbarungen,Qualitätsstandards und eine umfassende Evaluation. Am Beispiel des<strong>Bau</strong>s einer Garage für die Moped-AG der Gemeinschaftshauptschule inHennef durch Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Hennef werdendie Erfolge, aber auch die situations- und kommunikationsbedingtenSchwierigkeiten, die sich auf dem Weg von der ersten Idee bis zur Übergabean den Kunden einstellen können, dargestellt und reflektiert.<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong> 11


11.30 – 12.00 Qualitätsmerkmale guten Unterrichts in den Fachrichtungen<strong>Bau</strong>technik, <strong>Holz</strong>technik sowie Farbtechnik und RaumgestaltungThomas Vogel, Studienseminar StadeDer Qualitätsbegriff hat in der erziehungswissenschaftlichen Diskussionder letzten Jahre immer mehr an Relevanz gewonnen. Dabei blieb seineBedeutung trotz vielfältiger Veröffentlichungen höchst unklar. Qualität wirddeshalb in diesem Beitrag in einem Beziehungsdreieck zwischen denZielsetzungen, den lernpsychologischen Grundannahmen sowie den Methodenund Medien des Unterrichts verortet. Dabei soll vor allem diskutiertwerden, wie die Qualität von Lehr-/Lernprozessen verbessert werdenkann. Nach einer genaueren Klärung des Qualitätsbegriffs und einer Rezeptionbisheriger Forschungsergebnisse soll es um die Frage gehen,welche spezifischen Qualitätsmerkmale einen „guten“ Fachunterricht ausmachen.Dabei wird das „Qualitätsdreieck“ die spezifischen Bedingungenberuflicher Bildung im Berufsfeld <strong>Bau</strong>technik einbezogen.12.00 – 12.30 Lehrerhandlungstraining und FachgesprächskompetenzTobias Roß, Fachhochschule MünsterZunächst wird ein Überblick über den gegenwärtigen Forschungsstandzur Kommunikationsform des Fachgesprächs im gewerblich-technischenUnterricht gegeben. Unter anderem werden dort Gütekriterien beleuchtet,von denen die Fachgesprächsqualität entscheidend abhängt. In einemzweiten Schritt soll aufgezeigt werden, warum und in welcher Form Lehrerhandlungstrainingsein geeignetes Instrument zum Aufbau von Fachgesprächskompetenzsind. Zur besseren Veranschaulichung werden dabeiEinblicke in den Ablauf des Fachgesprächstrainings am Institut für BeruflicheLehrerbildung in Münster gewährt. Seine eigentliche Schwerpunktsetzungerreicht der Beitrag mit der Durchführung eines Fachgesprächstrainingsmit den Teilnehmern der Tagung und anschließenderDiskussion.12.30 – 13.00 Empirische Evaluation des experimentierenden Lernens in der<strong>Bau</strong>technikFrank Bünning und Klaus Jenewein, Otto-von-Guericke-UniversitätMagdeburgIn der beruflichen Ausbildung werden mit der Implementierung arbeitsprozessorientierterLernkonzepte Methoden zum handlungsorientierten Lernenforciert. Folgerichtig stehen solche Konzepte im Zentrum der fachdidaktischenDebatte. Der Beitrag stellt die ersten Evaluationsergebnissezum experimentierenden Lernen in der <strong>Bau</strong>- und <strong>Holz</strong>technik vor. Es werdenempirisch gesicherte Aussagen zur Bedeutung experimenteller Lernformenfür die Kompetenzentwicklung dargelegt, insbesondere zum Erwerbdeklarativen und prozeduralen Wissens sowie des Problemlösungswissens.Ein Experimentalunterricht im Bereich der <strong>Bau</strong>technik/<strong>Holz</strong>technikwird der Kompetenzentwicklung in direktiv unterrichteten Vergleichsgruppengegenüber gestellt. Empirische Basis des Beitrags bildet eine ander Berufsbildenden Schule I in Stendal durchgeführte Studie, mit der12<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong>


grundlegende Aussagen über die Bedeutung handlungsorientierter undinstruktionaler Lernformen für die Kompetenzentwicklung herausgearbeitetwerden. Von besonderer Bedeutung sind Fragen der differenziertenFörderung leistungsstarker und förderungsbedürftiger Schüler in unterschiedlichenLernsettings. Diese Fragen sind über die <strong>Bau</strong>technik hinausvon grundsätzlicher Bedeutung zur Einschätzung der durch das Lernfeldkonzepteingeleiteten berufspädagogischen Wende und hier anzustrebenderzukünftiger Entwicklungsperspektiven.13.00 – 14.00 Mittagspause14.00 – 15.00 Standards für die didaktische Qualität von Ausbildung und Unterrichtin den Berufsfeldern <strong>Bau</strong>technik, <strong>Holz</strong>technik sowieFarbtechnik und RaumgestaltungFrauke Göttsche, Berufskolleg HennefWerner Kuhlmeier, Universität HamburgEgbert Meiritz, Max-Born-Berufskolleg RecklinghausenDie Qualität beruflicher Bildung lässt sich in verschiedenen Phasen undanhand von verschiedenen Indikatoren bestimmen. In diesem Beitragstehen die Lehr-/Lernprozesse und ihre didaktische Gestaltung im Mittelpunkt.Es wird diskursiv erörtert, worin sich die didaktische Qualität beruflicherLehr-/Lernprozesse bemisst und welche Vorstellungen die Lehrendenvon „guten“ Lehr-/Lernprozessen haben. Es wird außerdem den Fragennachgegangen, ob es diesbezüglich Unterschiede zwischen den verschiedenenInstitutionen beruflicher Bildung oder zwischen den drei beruflichenFachrichtungen <strong>Bau</strong>, <strong>Holz</strong> und <strong>Farbe</strong> gibt. Schließlich werden Vorschlägefür die Umsetzung und Überprüfung von didaktischen Qualitätsmerkmalendiskutiert.15.15 – 16.15 Mitgliederversammlung der Bundesarbeitsgemeinschaft fürBerufsbildung in den Fachrichtungen <strong>Bau</strong>technik, <strong>Holz</strong>techniksowie Farbtechnik und RaumgestaltungDonnerstag, den 13. März <strong>2008</strong>Leistung erfassen08.30 – 09.00 Qualitätsstandards durch zentrale AbschlussprüfungenEgbert Meiritz, Max-Born-Berufskolleg RecklinghausenFast ausnahmslos hat sich in den letzten Jahren das Zentralabitur in allenBundesländern durchgesetzt und diese Entwicklung hat auch vor den berufsbildendenSchulen nicht halt gemacht. Mit dem Schuljahr 2005/2006wurden in Nordrhein-Westfalen die ersten Schülerinnen und Schüler in die<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong> 13


Diagnose der intellektuellen Leistungsfähigkeit und die quantitativ-qualitativeAnalyse der Arbeitsergebnisse von Jugendlichen bzw. Erwachsenenschafftdafür eine wesentliche Grundlage. Mit dem Beitrag wird veranschaulicht,wie Erkenntnisse durch leistungsdiagnostische Betätigung imPlanungsprozess von Unterricht bzw. von Aufgabenstellungen für Auszubildendezum Tragen kommen können.10.00 – 10.15 KaffeepauseNachhaltig Handeln10.15 – 10.45 Kompetenzentwicklung für nachhaltiges <strong>Bau</strong>enKlaus Hahne, Bundesinstitut für Berufliche BildungWerner Kuhlmeier, Universität HamburgDer Leitidee einer „nachhaltigen Entwicklung“ kommt im Bereich des<strong>Bau</strong>ens eine besondere Bedeutung zu. In kaum einem anderen Produktionssektorwerden in so großem Umfang natürliche Ressourcen genutzt,Abfälle erzeugt und soziale Lebensräume gestaltet. Durch die Langlebigkeitder <strong>Bau</strong>werke werden darüber hinaus die Lebensverhältnisse dernachfolgenden Generationen erheblich mitbestimmt. Die berufliche Bildungsteht daher vor der Aufgabe, den Nachhaltigkeitsgedanken in den<strong>Bau</strong>- und <strong>Bau</strong>nebenberufen zu verankern. In diesem Zusammenhangstellen sich einige Fragen: Wie verändern sich die Anforderungen anFacharbeiter durch das Ziel eines „nachhaltigen <strong>Bau</strong>ens“? Sind hierfürbesondere Kompetenzen erforderlich? Wie müssen Lernarrangementsbeschaffen sein, um Auszubildende für Nachhaltigkeitsaspekte zu sensibilisierenund für entsprechende Aufgaben zu qualifizieren? Welche Modelleund gute Beispiele gibt es hierzu bereits? Auf diese und weitere Fragenversucht der Beitrag erste Antworten zu geben.10.45 – 11.15 Energieeffizientes und nachhaltiges <strong>Bau</strong>en in der Aus- undWeiterbildung – Stand und Perspektiven einer Lernortkooperationin HamburgHans-Jürgen Holle, Technische Universität Hamburg-HarburgEnergieeffizientes und nachhaltiges <strong>Bau</strong>en erfordert einen Qualitätssprungin der Aus- und Weiterbildung für die Berufe der <strong>Bau</strong>haupt- undNebengewerke. Dies beginnt mit einer entsprechenden Akzentuierungdes gewerblich-technischen Studiums der künftigen Berufsschullehrer indiesen Fachrichtungen. Dargestellt werden die Erfahrungen mit der HamburgerLernortkooperation zwischen dem überbetrieblichen Ausbildungszentrum,der Gewerbeschule und den am GTW-Studium beteiligten beidenUniversitäten seit 2004. Die inhaltliche und methodische Folge, dieVerzahnung der Lernorte, Beispiele für Ergebnisse wie Entwürfe, Lehr-Lernsituation sowie die Erfahrungen dieser ersten Etappe der Lernortkooperationwerden dargestellt und diskutiert. Die Schwerpunkte des weiterenVorgehens werden als Ausblick formuliert.<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong> 15


11.15 – 11.45 Ausbildungsbegleitende Hilfen im Handwerk – Ein Qualitätsmerkmalfür die berufliche Bildung?!Julia Gillen, Technische Universität DresdenMatthias Schönbeck, Technische Universität DresdenAusbildungsbegleitende Hilfen (ABH) stellen eine spezifische Form derUnterstützung in der beruflichen Ausbildung dar. Sie richten sich an eineeng begrenzte Zahl von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der betrieblichenErstausbildung. Die Stabilisierung und Festigung von betrieblichenAusbildungsverhältnissen, die Reduzierung von Ausbildungsabbrüchenaufgrund intensiver Unterstützung und die Vorbereitung von Zwischen-und Abschlussprüfungen sind das Ziel. Das Modellprojekt „AusbildungsbegleitendeHilfen der Berufsausbildung im Hamburger Handwerk“ist eine spezifische Form der ABH. Es richtet sich an Lernbeeinträchtigteund sozial benachteiligte Ausbildungssuchende und Auszubildende. Nebender Senkung der Abbrecherquote soll die Integration in den erstenArbeitsmarkt verbessert werden. Exemplarisch wird die Arbeit von fünfHamburger Innungen vorgestellt, die eine Gewerke spezifische Nachhilfein den theoretischen und praxisbezogenen Fächern anbieten und mit sozialpädagogischerUnterstützung verbinden. Der Beitrag problematisiertdas Konzept der ABH und zeigt grundsätzliche Qualitätsmerkmale undVerbesserungsaspekte auf. Zudem fasst er die zentralen Ergebnisse auszwei empirischen Untersuchungen des Hamburger Modellprojekts zusammen.Die zentrale Frage des Beitrags wird sein, durch welche Aspektedie Qualität von ABH-Maßnahmen im Allgemeinen und dieses Modellprojektsim Besonderen gewährleistet werden kann.11.45 – 12.15 Roofs of Europe – Qualitätssteigerung durch Comenius SchulpartnerschaftsprojekteMartin Borg, Malta College of Arts, Science and Technology„Roofs of Europe“ – Dächer Europas ist ein laufendes Comenius Schulprojektam Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen, an dem Partnerschulenaus Letterkenny / Irland, Naxxar / Malta und La Laguna (Teneriffa)/ Spanien teilnehmen. In drei Jahren und sieben „Campustreffen“ anallen Schulen haben eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern sowiemehrere Lehrkräfte zum Thema Dachkonstruktionen im europäischenVergleich gearbeitet. Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Geschichte,Ästhetik, Konstruktion, Ausführung, (ökologischer) Nutzung und <strong>Bau</strong>stoffenwurden untersucht. In multinationalen Gruppen wurde jeweils eineWoche lang gearbeitet. Der entscheidende europäische Mehrwert bestandneben dem Zuwachs an Wissen auch darin, über die eigenen nationalenbzw. regionalen Bedingungen hinauszublicken und fit zu sein, füreinen europäischen Markt, auf dem längst Großbauprojekte internationalausgeschrieben werden. (Der Vortrag wird in englischer Sprache präsentiert.)12.15 Abschluss und Evaluation der Fachtagung16<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong>


Hamburger Eingänge (Fotos: Niels Göttsche)<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong> 17


Michael MartinEntwicklung des SelbstgesteuertenLernens im Fachunterrichtdurch den Einsatz‚Neuer Medien’Die berufliche Praxis fordertvon Fachschulabsolventenein hohes Maß an beruflicherHandlungskompetenz.Egal, ob es sich um diePlanung und Durchführungvon Arbeiten oder die Annahmeund Abwicklung vonAufträgen und Bestellungenhandelt, stets sind Handlungsstrategienzur Problemlösung,aber auch kommunikativeFähigkeiten gefragt.Dabei erfolgen die Informationsbeschaffungsowiedie Kommunikation mitKolleginnen und Kollegenheute besonders unter Einbezugder Neuen Medien.Internetnutzung sowie InformationsaustauschüberE-Mail und Netzforen gehöreninzwischen schon zurSelbstverständlichkeit. DieKompetenz, Fachwissenzielgerichtet zu erwerbenund einzusetzen (Methodenkompetenz)ist untrennbarmit dem Gebrauch derzu diesem Zweck verwendetenMedien, wie demComputer, (Medienkompetenz)verwoben.Weshalb sollen ‚Neue Medien’innerhalb des Fachunterrichtseingesetzt werden?Methoden- und Medienkompetenzensind wesent-Abb. 1: Selbstgesteuertes Lernen18<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong>


lich mit dafür verantwortlich,Fachkompetenzen aufzubauenund erworbenesWissen erfolgreich einzusetzen(vgl. Klippert, H.,2004). Die gleichzeitigeEntwicklung von Fach-, Methoden-und Medienkompetenzenals Teile der beruflichenHandlungskompetenzsollte deshalb in der modernenberuflichen Bildungimmanenter Bestandteil derVorbereitung auf den Berufsalltagsein. Fachschülerinnenund -schüler müssenals (künftige) Verantwortungsträgerin der Lagesein, selbstgesteuert Lösungsstrategienfür fachlicheAufgaben zu entwickelnund die hierzu benötigten(Neuen) Medien effektiv zunutzen. Denn der kompetenteUmgang mit demComputer wird neben Lesen,Schreiben und Rechnenzunehmend eine tragendenKulturtechnik. Genauso wenig wie Papier,Stift und Taschenrechneraus dem Fachunterrichtverbannt werden können,sollte auch der Computerals Werkzeug zur Informationsgewinnung,-aufbereitungund -präsentation nichtvon den Fachinhalten abgekoppeltsein. Der Computersteht also nicht als Lerngegenstandim Mittelpunkt,sondern ist im LernprozessMittel zum Zweck. Die Entwicklungder notwendigenMethoden- und Medienkompetenzenbei denFachschüler/-innen solltedemnach nicht ausschließlichim EDV- oder Informatikunterrichterfolgen, sonderninnerhalb des „normalen“Fachunterrichts. DerGebrauch des Computersim Fachunterricht fordertund fördert bei den Fachschüler/-innenzudem dasselbstgesteuerte Lernen inidealer Weise.Selbstgesteuertes Lernen –Was ist das überhaupt?Selbstgesteuertes Lernen istWeg (Mittel) im Lernprozessund Ziel des Lernprozesseszugleich. Die Schüler/-innen„sollen zunehmend befähigtwerden, für ihr Lernen selbstverantwortlich zu sein, in derBewältigung anspruchsvollerLernaufgaben ihre Kompetenzenzu erweitern, mit eigenenFähigkeiten produktiv umzugehen,um so dauerhafteLernkompetenz aufzubauen.Ein solches Bildungsverständniszielt nicht nur auf dieSelbstständigkeit und Selbsttätigkeit,sondern auch auf dieEntwicklung von Kooperationsfähigkeitund Teamfähigkeit.“(vgl. Huber, L., 1999)Selbstgesteuertes Lernen istdamit Grundlage für die Befähigungzum lebenslangenLernen, das durch die ständigenEntwicklungen und Neuerungenin allen Berufsfeldernnotwendig ist.Wie kann selbstgesteuertesLernen mit Neuen Medienrealisiert werden?Das selbstgesteuerte Lernenmit dem Computer wird denFachschüler/-innen innerhalbhandlungsorientierter Lehr-/Lernarrangements (LLAs)ermöglicht. Die LLAs schaffenoptimale Rahmenbedingungenfür den aktiven Aneignungsprozessder Lernenden, d.h.das Zusammenspiel von Lernsituation,Lernplanung, Aufgabenstellung,Informationsbereitstellung,methodischer Anleitung,Medienbereitstellung,Lernhandlung, Lernberatungund Ergebnisüberprüfung (vgl.Bräuer, M., 2004).Konzeptionell basieren dieLLAs dabei u.a. auf den folgendenAnnahmen:• „Selbststeuerung“ als methodischeKompetenz derStudierenden wird schrittweiseentwickelt. Lehr-Lernarrangements zumZwecke der Entwicklungdes selbstgesteuerten Lernensenthalten deshalb instruktionaleund konstruktivistischeElemente in einemder Zielgruppe angemessenenVerhältnis.• Geeignete Lehr- Lernarrangementsgründen auf modernen(unterrichts-) methodischenHerangehensweisen.Solche Herangehensweisenbeziehen geeigneteElemente unterschiedlicherpädagogischerAnsätze (z.B. projektorientierterUnterricht, computerunterstützterUnterricht, kooperativerUnterricht, Gruppenunterricht,Leittextmethode,Lernen durch Lehren,learning by doing u.a.)ein.• Die Studierenden an Fachschulenverfügen (schon)über grundlegende Methoden-und Medienkompetenzen.Sie verfügen zudemüber ein relativ hohes Maßan Selbstdisziplin und sindgrundsätzlich motiviert alsauch in der Lage, innerhalbgeeigneterLehr-/Lernarrangements über einenlängeren Zeitraumselbstgesteuert mit NeuenMedien zu arbeiten.Die Erstellung der LLAs erfolgtnach folgenden Schritten:<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong> 19


1) Zielbestimmung (in Formvon Richtlernzielen für dieSchüler/-innen),2) Entwicklung eines geeigneten(medienbezogenen) Szenariosfür die Schüler/-innen,3) Auswahl geeigneter Methodenund Medien für das Lehr-/Lernarrangement,4) Ermöglichen des weitgehendselbstgesteuerten Arbeitensder Schüler/-innen,5) Lernerfolgskontrolle undEvaluation des Lehr-/Lernarrangements.In den nach dieser Vorgehensweiseentwickelten LLAswerden die Schüler/-innennach einer kurzen Einführungmit Hilfe eines „Szenarios“ ineine realitätsnahe Lernsituationversetzt und erhalten einengemeinsamen, komplexen Arbeitsauftrag.Der Auftrag wird zunächst anhandvon Leitfragen in Kleingruppenbearbeitet, wobei jedeArbeitsgruppe mit einem Teilaspektdes Gesamtauftragsbeschäftigt ist. Die Gruppensetzen sich aus „Computerprofis“und „Computerlaien“ zusammen,die sich ihre Teilthematikselbst aussuchen, ihreArbeitsweise selbst bestimmenund sich gegenseitig unterstützen.Als Bearbeitungshilfe erhaltendie Arbeitsgruppen eineMappe mit Hintergrundinformationenzum jeweiligen Thema.Als Medium zur Informationsbeschaffung,Informationsaufbereitungund Ergebnisdarstellungdienen vernetzte Computermit Internetzugang, ausgewählterSoftware (Internet-Explorer, Word, Power-Point,Media-Wiki) und Peripheriegeräten(Drucker, Beamer).Die Lehrkraft zieht sich währendder gesamten Erarbeitungsphasein die Rolle einesLernberaters und Moderatorsim Lernprozess zurück. DieErgebnisse der Gruppenarbeitenwerden nach dieser Phaseim Plenum präsentiert, überprüft,diskutiert und bewertet.Die Teilergebnisse werden abschließendzu einem Gesamtergebnis,das sich auf den gemeinsamenArbeitsauftrag bezieht,zusammengeführt.Es bietet sich an, ein LLA projektorientiertinnerhalb einesSchultages durchzuführen.Bezüglich des Zeitbedarfskann der Rahmenlehrplanbezughergestellt werden, indemformell zwei Unterrichtsblöckedem Fachunterricht und einBlock dem EDV-Unterricht zugeordnetwerden. Ein weitererBlock ist als „Methodenblock“deklarierbar. Der Ablauf desUnterrichts nach dem vorgestelltenMuster ist in der Tabelle(„Zeitleiste LLAs“) zusammengefasst.Ein Unterrichtsblockumfasst jeweils 90Minuten.Welche Fachinhalte eignensich zur Umsetzung der Unterrichtskonzeption?Die Arbeit mit den Neuen Mediensollte einen „didaktischenTabelle 1: Zeitleiste LLAsMehrwert“ gegenüber traditionellerUnterrichtsverfahren insich bergen. Der Computerkann dabei motivationsförderndwirken, aber auch gewinnbringendbezüglich desAspektes der Veranschaulichungsein. Besonders dann,wenn der Lerngegenstand inder Natur oder an Realien nichtbeobachtbar ist und von denSchüler/-innen ein hohes Abstraktionsvermögenabverlangtwird, bietet sich die Arbeit mitden Neuen Medien an.Zu welchen Ergebnissenführte der Unterricht mittelsder LLAs?Die LLAs wurden mit 74 Schüler/-innenaus fünf Fachschulenin sechs Klassen (zweiKlassen mit insgesamt 32Meisterschüler/-innen, vierKlassen mit insgesamt 42Technikerschüler/-innen) erprobt.Außerdem wurden zwölfLehrkräfte in die Erprobungeneinbezogen. Die Resultate wichentrotz der Heterogenitätzwischen den Klassen (Meister-und Technikerklassen),aber auch innerhalb der Klassen(formale Bildung vom20<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong>


Hauptschulabschluss bis zurHochschulreife) nicht besondersstark voneinander ab.den Unterrichtseinheiten (vorgelagert)als auch danach(nachgelagert) vorgenommen.Versuchsklasse LLA 1 LLA 2A 1,26 1,37B 1,67 2,38C 1,69 1,53D 1,73 2,80E 2,22 2,50F 2,75 2,50Durchschnitt: 1,89 2,18Tabelle 2: Noten der fachlichen Testarbeitenund Posttests abgeprüft undverglichen.Die erworbene Fachkompetenzwurde durch fachlicheTestarbeiten ermittelt. Die Resultateder Fachtests bewegensich überwiegend von „sehrAbb. 2: Selbsteinschätzung der Studierenden zur MethodenkompetenzOb die Schüler/-innen Methoden-und Medienkompetenzenim Unterricht erworben haben,wurde über schriftlicher Schüler/innen-und Lehrendenbefragungensowie durch Gruppeninterviewsermittelt. Die Befragungenwurden sowohl vorDarüber hinaus wurden dieSchüler/-innen während ihrer(selbstgesteuerten) Arbeitsphasennach festgelegten Kriterienbeobachtet. Zudem wurdendie vorhandenen bzw. dieentwickelten Methoden- undMedienkompetenzen über Pre-gut“ (1) bis „befriedigend“ (3).Es sind keine „mangelhaften“(5) oder „ungenügenden“ (6)Leistungen zu verzeichnen.<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong> 21


Abb. 3: Einschätzung der Lehrenden zur MedienkompetenzHieraus lässt sich ableiten,dass das Teilziel „Zugewinnan Fachkompetenz“ im Wesentlichenerreicht wurde.Die Ergebnisse der (schriftlichen)Befragungen zeigen fürfast alle Fragestellungen einähnliches Bild. Fast immer isteine „Rechtsverschiebung“ derSelbst- und Fremdeinschätzungenin Richtung höhererKompetenz nach der Durchführungder LLAs zu verzeichnen.Dies ist ein Indiz für dieWirksamkeit der Unterrichtenach dem Muster der LLAs.Auch die Auswertung der PreundPosttests stützt die These,dass das Unterrichtskonzeptund die darauf basierendenLehr-/Lernarrangementsgeeignet sind, selbstgesteuertesLernen schrittweise zuentwickeln. Die Auswertungder Beobachtungen führte zurErkenntnis, dass die Schüler/-innen sich innerhalb der LLAssehr intensiv mit den fachlichenThemen auseinandersetzten.Es wurden kaum fachfremdeBeschäftigungen registriert,die durchgehend aktive Auseinandersetzungmit dem Unterrichtsgegenstandspricht füreine hohe Motivation derSchüler/-innen, die auch aufdie Konzeption der LLAs zurückzuführenist.FazitDie meisten Schüler/-innen arbeitetenauffällig diszipliniertund engagiert, sie haben nahezualle gesetzten fachlichenund methodischen Lernzieleerreicht. Allerdings: Bei der Befragungäußerten einige Schüler/-innendie Vermutung, dasssie mit entsprechenden Lehrbüchernschneller zum Erfolggekommen wären. Offensichtlichrealisierten sie nicht, dasssie neben dem Fachwissenauch andere Fähigkeiten undFertigkeiten erworben hatten:Sie- lösten „ganz nebenbei“ dasProblem, welche Informationenim Internet brauchbarwaren und welche nicht,- übten sich im Vortragen,- haben ihre Fähigkeit zur Beurteilungvon Leistungen geschärft,- trainierten ihre Organisationsfähigkeitim Team.Diese Schlüsselqualifikationenwerden in unserer arbeitsteiligenWelt immer bedeutsamerund werden gerade von Führungskräftenim Berufslebenständig gefordert.22<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong>


Studierendentätigkeiten im Unterricht (LLAs)7060Studierendentätigkeiten (%)5040302<strong>01</strong>00S arbeiten mit denUnterrichtsmaterialienS kommunizieren mitanderen (fachbezogen)S arbeiten aktiv am PC(fachbezogen)S sitzen derfachbezogenen Arbeitam PC beiS beschäftigen sich /kommunizierenfachfremdS sind beteiligungslos /gelangweiltLLA 1 (n = 70) LLA 2 (n = 74)Abb. 4: Tätigkeiten der Studierenden im UnterrichtSelbstverständlich müssennicht immer alle „<strong>Bau</strong>steine zurSelbststeuerung“ (Informationsbeschaffung,Informationsaufbereitung,Informationsdarstellung,Ergebnispräsentation,Ergebniseinschätzung, Ergebniszusammenführung)in den(Fach-) Unterricht mit einfließen.Die Lehr-/Lernarrangements sind sokonzipiert, dass auch Sequenzenhieraus sinnvoll in einenmehr oder weniger „traditionellen“Unterricht integriert werdenkönnten. Sowohl die zeitlichenals auch die inhaltlichenKomponenten sind flexibelhandhabbar. So können dieLehrkräfte selbst entscheiden,an welcher Stelle sie inhaltliche,methodische oder medientechnischeSchwerpunktesetzten wollen. Auch die Umsetzunganderer Themen inLehr-/Lernarrangements sollteproblemlos möglich sein.Selbst der Lernort kann beiBedarf angepasst werden. Sokönnte die gesamte Phase derInformationsbeschaffung und -aufbereitung im Sinne des„Blended Learning“ auch amheimischen Rechnerarbeitsplatzerfolgen.Abschließend bleibt festzustellen,dass der Einsatz ‚NeuerMedien’ im Fachunterrichtnach dem Konzept der vorgestelltenLLAs eine Möglichkeiteröffnet, selbstgesteuertesLernen als einen <strong>Bau</strong>stein imfachschulischen UnterrichtAbb. 5: Selbstgesteuertes Arbeiten am Computer<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong> 23


(weiter) zu entwickeln. Mit derDurchführung von zwei bisdrei LLAs nach dem aufgezeigtenMuster in den Fachschulbildungsgängenkann –insbesondere vor dem Hintergrunddes lebenslangen Lernens– zum beruflichen Erfolgder Absolventen beigetragenwerden.Literatur:Bräuer, M.: HandlungsorientiertesLehr-Lernarrangementim Fachunterricht von Gärtnernund Landwirten. Verlag Dr.Kovač, Hamburg, 2004Huber, L.: Nordrhein-westfälischeRichtlinien zu den Gestaltungsprinzipiendes Unterrichts;Vorwort aus dem Gutachten„Förderung des selbstständigenLernens auf der O-berstufe“ (1999). Internet,11/07.Klippert, H.: EigenverantwortlichesArbeiten und Lernen.Beltz Verlag, Weinheim undBasel, 2004.Michael MartinWissenschaftlicher Mitarbeiteran der Technischen UniversitätBerlin, Fachgebiet <strong>Bau</strong>technik,Gestaltungstechnikund LandschaftsgestaltungE-Mail: michael.martin@tu-berlin.deMuseum der Arbeit in Hamburg (Foto: Frauke Göttsche)24<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong>


Matthias Schönbeck„Macht hoch die Tür“ – DasHauptportal der Frauenkirchezu Dresden. Ein Projektvon Auszubildenden im TischlerhandwerkMit dem Beitrag „Rekonstruktionder Frauenkirche zu Dresden– ein Rückblick“ eröffnetedie Professur für <strong>Bau</strong>technik,<strong>Holz</strong>technik, Farbtechnik undRaumgestaltung /BeruflicheAbb. 1: Portal der FrauenkircheDidaktik der TU Dresden, unterihrer damaligen Leitungvon Professor Dr. JohannesMeyser, in der Ausgabe1/2006 eine Reihe von Beiträgenzur beruflichen Bildungam Beispiel der Frauenkirche.Es schlossen sich die Aufsätze„<strong>Bau</strong>kultur in Stein: Ein Bildhauerzu seiner Arbeit in derFrauenkirche“ (2/2006), „Gestaltungskompetenzin Arbeitsprozessenvon Malern und Lackiererndargestellt an der ‚ehemaligen<strong>Bau</strong>stelle’ Frauenkirchezu Dresden (1/2007)“sowie „Rekonstruktion derTurmhaube der Frauenkirchezu Dresden – ZimmermannsmäßigeArbeiten und Integrationin ein Ausbildungskonzept“(2/2007) an.Alle Beiträge stellten dieWechselbeziehung zwischenArbeit, Beruf und beruflicherBildung her.Mit der Frauenkirche wurdeein <strong>Bau</strong>werk ausgewählt, dasüber die Grenzen Dresdensund Sachsens hinaus bekanntist und mit seiner internationalenBeachtung ein Zeugnis fürdie anspruchsvolle handwerklicheArbeit ist. Es war überJahre hinweg der beruflicheArbeitsort und -gegenstand fürzahlreiche Gewerke der Berufsfelder<strong>Bau</strong>technik, <strong>Holz</strong>techniksowie Farbtechnik undRaumgestaltung. Mit dem„Wachsen“ der Frauenkircherückte auch die Werkbeziehungder Arbeitsprozesse wiederstärker in den Blickpunktder Untersuchungen.Es ist noch längst nicht allesüber das Potential, welchesdie Frauenkirche für die Gestaltungberuflicher Arbeits- undLernprozesse im Handwerkbereithält, gesagt bzw. geschrieben.Jedoch gibt es eineReihe aktueller berufsfeldspezifischerThemen, denen künftigmehr Beachtung geschenktwerden soll. Daher soll mitdem vorliegenden Beitrag zurHerstellung des Hauptportalsder Kirche durch Auszubildende,die Reihe abgeschlossenwerden.Es scheint auf den ersten Blicketwas Unglaubwürdiges indem Beitragstitel mitzuschwingen:Die Frauenkirchentür alsArbeitsergebnis von Auszubildenden?In der Tat ist dieserZweifel nicht ganz unbegründet:Von den insgesamt achtTüren der Frauenkirche wur-<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong> 25


den sieben als Meisterstückeangefertigt. Und gerade dasHauptportal – vor dem täglichtausende Besucher auf Einlasswarten und durch das bereitsmehrere Millionen Gästedas „innere Dresden“ besichtigthaben? Ja, von Auszubildenden!Zu begründen ist dieses Vorhabenfolgendermaßen:Der Geschäftsführer der DeutschenWerkstätten Hellerau(DWH) wollte einen sinnvollenBeitrag mit seinem Unternehmenfür den Wiederaufbau derFrauenkirche leisten. Damitmeinte er jedoch keine Geldspende,sondern ein Produkt,mit dem sich das Unternehmenals Spezialist für Möbelund Ausstattungselementeeinbringen konnte. Mit der StiftungFrauenkirche wurde daraufhingemeinsam die Anfertigungdes Hauptportals beschlossen.Um die Anfertigungder Tür schließlich zu finanzieren,wurden zunächstDas folgende Interview mitdem Ausbildungsleiter derDWH, Herrn Stelzer, gewährtEinblicke in die Hintergründeund in den Entstehungsprozessdes Portals.Mit der Herstellung des Portalssollten die Auszubildendenbeauftragt werden. Wie habenSie diese Nachricht damalsaufgenommen?mich beruhigen. Später habenwir uns dann die erstenSchritte überlegt, wie wir dieLehrlinge einbinden können.Allmählich sah die ganze Sachedann nicht mehr ganz sounvorstellbar aus.Welche Planungsgrundlagenstanden Ihnen für die Anfertigungder Tür zunächst zurVerfügung?Stelzer: Wir haben uns amAnfang weitestgehend auf eineArchitektenzeichnung gestützt,die die äußeren Umrisse derTür dargestellt hat. Die Zeichnunghaben wir als Grundlageverwendet und sie nach undnach für unsere Belange vervollständigt.Mein KollegeLanger hat sich überwiegendder Zeichnung gewidmet undich war mehr mit der Herstellungvertraut. Bei der Planungkam es dann immer wieder zuProblemen. Vor allem derDenkmalschutz stellte spezifischeAnforderungen an dasAussehen der Tür. Aber dieArchitekten hatten ihre eigenenVorstellungen und dakam es natürlich oft zum Streit.Wir standen als Handwerkeroft zwischen den beiden Fronten,da wir uns ja immer überlegenmussten, wie das dannkonstruktiv auszusehen hat.Die Zeichnungen haben sichdann immer wieder verändert.Irgendwann gab es dann denZeitpunkt, an dem alle Beteiligtengesagt haben: ‚Jawohl, sowird’s.’Was waren die ersten Planungsschritte?Abb. 2: Verleimung des Blendrahmensihre Planung, Herstellung undder Einbau über mehrere Jahre„gestreckt“ und nachfolgenddie Auszubildenden mit derArbeit beauftragt.Stelzer: Mir ist als Lehrmeisternatürlich anfangs die Luftweggeblieben. Die Lehrlingesind doch Anfänger und sollengleich mit einer derartigen Türbeginnen, die ja eine Meisterleistungist? Denn alle anderenTüren sind Meisterstücke undselbst da ziehe ich meinen Hutdavor! Das sind ja alles jungeLeute denen gewisse Erfahrungeneinfach fehlen. Die habenviel Mut bewiesen um andiese Türen zu gehen und zusagen: „Jawohl, ich mach meinenMeister mit Hilfe so einerTür.“ Und das Hauptportal sollenLehrlinge machen?Na ja, da musste ich michdann schon mal setzten undStelzer: Wir hatten ausgerechnet,dass wir mit den geplantenProbestücken undVerschnitt insgesamt etwa 4,5m³ <strong>Holz</strong> mit einem gleichenGerbsäureanteil brauchen.Das heißt, das <strong>Holz</strong> musste26<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong>


von einem Standort geschlagensein. Hier in der Gegendhaben wir nichts in der Mengebekommen. Dann haben wirdeutschlandweit gesucht undsind 2002 nach Thüngen inden Spessart gefahren, umuns vor Ort <strong>Holz</strong> anzusehen.Das war besonders für dieLehrlinge interessant, die damalsim ersten Lehrjahr waren.Die haben zwar mehr dabeigestanden,als dass sie direktbeteiligt waren, aber ihnenfehlten natürlich die Vorkenntnisse,um bei der Auswahl mitzuwirken.Als wir nach gutsechs Stunden die 4,5 m³ <strong>Holz</strong>ausgesucht hatten, sagte mireiner der Lehrlinge, dass ererstaunt war über die langeZeit, die man bei der Auswahlverbringt.Als wir später dann das ganze<strong>Holz</strong> hier auf unserem Lagerplatzhatten, haben zwei Lehrlingeaus dem zweiten unddritten Jahr einen ersten grobenZuschnitt gemacht und esbei uns eingestapelt. Das ganze<strong>Holz</strong> musste ja dann nochetwa ein Jahr liegen gelassenwerden.Und in der Zwischenzeit…Stelzer: … haben wir unsbeispielsweise auf die Suchenach einem zweckmäßigenLeim gemacht. Wir habenverschiedene Sorten eingekauftund uns die Anwendungshinweisedurchgelesen.Dabei gab’s dann auchdas erste Schreckenserwachen:Auf vielen Leimdosenist ausgewiesen, dass erausgezeichnet für die äußereAnwendung sei. Wir habensämtliche Leimarten ausprobiert,indem wir verschiedeneMuster eingestrichen undmiteinander zusammengepressthaben. Die Stückehaben wir dann eine Weileder Witterung ausgesetzt. Imspäten Winter und Frühjahr2003 war es nachts verhältnismäßigkalt und tagsüberschien bereits intensiv dieSonne. Rückblickend betrachtet,waren das ausgezeichneteWitterungsverhältnisse für denTest. Im Ergebnis hielten fastalle Leime die starke UV-Bestrahlung einfach nicht aus.Der Leim zerbröselte nur sozwischen den Fingern. Lediglichein Leim hielt bis zuletztden gesamten Witterungseinflüssenstand, den haben wirdann natürlich auch verarbeitet.Abb. 3: Beginn der TürverleimungIn der Zwischenzeit haben wirdie Zeichnung detailliert, bestimmteAbstimmungen mitdem <strong>Holz</strong>bildhauer getroffen,der die Aufsätze gemacht hat.Dann haben wir uns natürlichauch über die Oberflächenbehandlungverständigt. Daswürde ich alles noch als Planungsphasebezeichnen. DieLehrlinge wurden dort ja auchintegriert und haben alle mitgedachtund haben Vorschlägegemacht, die wir immergemeinsam besprochen haben.Das war schon ein gutesArbeiten mit denen.Gab es Probleme, auf die Siewährend der Anfertigung gestoßensind und wie haben Siediese gelöst?Stelzer: Die Lehrlinge hattenangefangen mit der Formatbearbeitung.Sie haben stückweisedie eingelagerten Teilegeholt und bearbeitet. Das warteilweise sehr problematisch,weil unsere Räume zu trockenund zu warm dafür waren. Wirkonnten die Stücke höchstenszwei bis drei Stunden bearbeiten,dann haben wir das <strong>Holz</strong>sofort wieder hinaus getragenund haben selbst im Winterdraußen im Freien unter einerFolie gearbeitet, damit es keinesfallsbeginnt zu reißen. Eineebenfalls extreme Erfahrungwar, als wir über Nachtverschiedene Stücke in derWerkstatt verleimen mussten.Im Vorfeld habe ich zehn EimerWasser in der Werkstattausgekippt und die Heizungabdrehen lassen, nur damitdas <strong>Holz</strong> nicht reißt. Das war<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong> 27


gut so, denn die Tür sollte ja indie Nähe der Elbe kommenund damit ist ja der spätereStandort mit einer erhöhtenLuftfeuchtigkeit verbunden.Hätten wir das nicht bedacht,wäre die Tür vielleicht jetztnicht mehr verschließbar, oderumgekehrt. […].Sie haben also die Planungengeleitet und auch die Entscheidungengetroffen. In welcherWeise wurden die Auszubildendenin die Planungenund Ausführungen mit eingebunden?Stelzer: Die Lehrlinge sindallmählich mit reingewachsen.Mit sehr viel Interesse ausdamaliger und heutiger Sicht.Sie haben natürlich schnellgemerkt, dass diese Tür etwasBesonderes darstellt. Und ichmuss sagen, sie waren unsdafür sehr dankbar. […].Ich habe natürlich nur die motiviertestenund leistungsstärkstenLehrlinge ausgewählt.Sie mussten einerseitsabstrakt denken können,zeichnerisch und gestalterischgut sein und vor allem gutepraktische Arbeit leisten können.Wir arbeiten hier meistmit CAD-Zeichnungen undmüssen aber immer wieder dieZeichnungen aufs <strong>Holz</strong> übertragen.Insofern war das schonziemlich anstrengend für mich,mir diejenigen auszusuchen,die insgesamt gute und vor allemaber stabile Leistungenerbrachten. Ich habe aus jedemLehrjahr welche ausgewählt,damit das Projekt, dasja über mehrere Jahre ging,auch zu Ende geführt werdenkonnte. […].Integriert habe ich die jungenLeute natürlich von Anfang an.Das lief vom ersten Augenblickso, dass wir eine Gruppe warenund alles miteinander besprochenhaben. Die Entscheidunglag letztendlich beimir, aber wie wir dahin gekommensind, war insgesamteine Gruppenerfahrung.Das Projekt fand ja seinenHöhepunkt beim Einbau desPortals. Haben die Lehrlingezusätzlich ein Gesellenstückangefertigt, oder wurde dasProjekt als Gegenstand vomPrüfungsausschuss anerkannt?Stelzer: Nein, leider nicht. Wirhatten diese Überlegungenauch angestellt, aber letztendlichwar die Tür ja ein Projekt,das sich über einen bestimmtenZeitraum entwickelte undmit dem Einbau seinen Abschlussfand. Es waren jaauch sehr viele Jugendliche andem Projekt beteiligt, da stießenbeispielsweise welche imersten, zweiten, aber auch imdritten Lehrjahr dazu. Und esgab schließlich keine klareTrennung der Aufgabenstellungfür die Lehrlinge, was jaein Gesellenstück einfordert.Aber ich kann ihnen sagen,dass alle, die an der Tür mitgearbeitethaben, gute undsehr gute Gesellenstücke angefertigthaben, da gab eswohl schon einen gewissenZusammenhang.Wie gestaltete sich die Abstimmungdes Projektes mitden inhaltlichen und zeitlichenAnforderungen des Ausbildungsrahmenplans?Stelzer: Bestimmte Tätigkeitenüberschnitten sich grundsätzlichmit Inhalten des Rahmenlehrplans.Das waren z.B. Inhalte,wie ‚Herstellen von Verbindungen’,‚<strong>Holz</strong>bearbeitung’und ‚Schweißarbeiten’. Aberbestimmte Inhalte, wie ‚Furniertechnik’konnte ich mit demProjekt nicht abdecken, damusste ich den entsprechendenLehrlingen natürlich nocheinen gewissen Freiraum geben,damit sie die Inhalte abdeckenkonnten. Das lag mirpersönlich auch am Herzen.Denn so gut das Projekt auchfür die persönliche Entwicklungder Lehrlinge war, sowichtig sind ja auch bestimmteandere Fertigkeiten, die einewichtige Rolle in der Ausbildungspielen. Insgesamt wares für mich manchmal schonein ziemliches Jonglieren zwischenProjekt und Lehrplan.Was hat Sie während des gesamtenProjektes besondersbeeindruckt?Stelzer: Das schöne an demProjekt war für mich, dass dieLehrlinge sich ständig mit derweiteren Vorgehensweise derTürherstellung beschäftigten.Sie nutzten sogar auch ihreFreizeit um gemeinsam miteinanderLösungen zu entwickeln.Im Ergebnis kamen gutdurchdachte Skizzen und Ü-berlegungen heraus. Beispielsweiseüberlegten siesich, wie man die Tür späterprobeweise - also ohne Zuhilfenahmevon Leim - einmalzusammenbauen könnte.Denn irgendwann kommt jadann der Moment, wo es soweitist. Und die Lehrlinge habenein Verfahren entwickelt,das es ermöglichte die Füllungenzusätzlich noch mit Edelstahlschraubeneinzuschrauben,ohne dass die Schraubenköpfespäter von Außensichtbar waren. Aber auch insgesamtstellte das Projekt einenHöhepunkt meiner bisherigenZeit als Ausbilder dar.Grundsätzlich sind unsereLehrlinge ja sehr intensiv beiuns im Betrieb integriert, diehaben nicht nur mich, Lehrmeister,als Ansprechpartner,28<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong>


sondern da stehen ihnen dieganzen Kollegen unserer Planungs-und Ausführungsebenezur Verfügung. Bei der TürAbb. 4:Transport des Blendrahmenskam hinzu, dass wir mitDenkmalpflegern, Architektenund Vertretern der StiftungFrauenkirche zusammenarbeitenmussten. Das warmanchmal ziemlich schwer,aber es hat uns alle weitergebracht.Hat sich seit der neuen Ausbildungsordnung,also seitdem Ausbildungsbeginn in2006, in ihren inhaltlichen undmethodischen Konzepten gegenüberder bisherigen Strukturetwas verändert?Stelzer: Grundlegend hat sichfür uns die Sicht auf dieSelbstständigkeit der Lehrlingegeändert. Sie müssen vielmehr planen und entwickeln,als das früher der Fall war.Denn tatsächlich war es ja so,dass ich einen Zettel mit einemkleinen Auftrag hingelegthabe den sie bearbeiten mussten.Und anschließend habeich dann geholfen, den Auftragzu bearbeiten. Es ist natürlichrelativ schwierig, einen Lehrlingselbst etwas entwickeln zulassen und ehrlich gesagt,habe ich auch meine Problemedamit. Ich mache es jetztso, dass ich das erste Lehrjahrinhaltlich raffe und Kleinprojektemit anbiete. Unskommt es sehr auf Detailtreueund ästhetische Qualität an.Und darauf lege ich hier meinenSchwerpunkt bei denKleinprojekten. Die Lehrlingemüssen jetzt auch ihre Arbeitenvorstellen und die Ergebnisseverteidigen. Da stelle ichmanchmal ganz unbequemeFragen. Bis jetzt hat das allerdingsganz gut geklappt. Imzweiten und dritten Jahr werdensich die Projekte ausweitenund wesentlich komplexerwerden. Da war das Projektmit der Frauenkirchentür natürlichauch für meine methodischeVorbereitung sehr gutgeeignet.Matthias SchönbeckTechnische Universität DresdenE-Mail: matthias.schoenbeck@tu-dresden.de<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong> 29


NotizenCD-ROM KS-ORIGINAL zum Fachbuch Planung, Konstruktion,Ausführung.Auflage 2003Das komplette Nachschlagewerk für Architekten, Ingenieure, <strong>Bau</strong>ausführendeund Studierende in digitaler Fassung.Im Markenverbund „KS-Original“ kooperieren 30 Unternehmen mit61Produktionsstätten. Auf der homepage: http://ks-original.de werdeneine Reihe von interessanten Fachbüchern und DVDs vorgestellt,die direkt beim Markenverbund zu beziehen sind. Diese sindzum Einsatz in der Beruflichen Bildung geeignet, so auch die hierangeführte CD. Viele der Informationen stehen als Download zurVerfügung.EnEV PC - NachweisprogrammDer Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V. stellt ebenfallsauf seiner homepage: http://ziegel.de umfangreiches Downloadmaterialzur Verfügung, das für Unterricht und Ausbildung geeignetist. Außerdem gibt es für Schulen eine kostenlose Version desEnEv PC-Nachweisprogramms.FAINLAB-DVDDie Abkürzung FAINLAB steht für die „Förderung von Akzeptanzund Integration von netzbasierten, multimedialen Lehr- und Lernangebotenin der Ausbildung der <strong>Bau</strong>wirtschaft“. Im Rahmen diesesvom BMBF und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördertenProjekts wurden digitale Lernmodule entwickelt, die auf einer kostenloserhältlichen DVD veröffentlich wurden. Die insgesamt 32Lermodule sind für den Einsatz in der Ausbildung in verschiedenenHochbau-, Tiefbau- und Ausbauberufen geeignet. Die DVD „FAIN-LAB“ kann bezogen werden bei Herrn:Björn Müllerc/o Berufsförderungswerk e.V. der <strong>Bau</strong>industrie NRWHumboldtstraße 30-365<strong>01</strong>71 Kerpene-mail: b.mueller@fainlab.de30<strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong>


Jugendstilfenster in Braunschweig (Foto: Frauke Göttsche)


Herausgeber des <strong>Mitteilungsblatt</strong>es: Der Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft <strong>Bau</strong>-<strong>Holz</strong>-<strong>Farbe</strong>Redaktionsmitglieder:Anschrift der Redaktion und Geschäftsstelle der <strong>BAG</strong>:Dr. Sabine Baabe-MeijerProf. Dr. Johannes Meyser, Vorsitzender der <strong>BAG</strong>Dr. Frauke GöttscheTechnische Universität BerlinProf. Dr. Werner Kuhlmeier Sekr. FR 4-4Dr. Hans-Jürgen LindemannInstitut für Berufliche Bildung und ArbeitslehreEgbert Meiritz Franklinstraße 28 – 29Prof. Dr. Johannes Meyser10587 BerlinUlrich SeissTel.: +49 30 314-250 70 oder 314-732 66Fax: +49 30 314-216 11E-mail: johannes.meyser@tu-berlin.deISSN 1611-2415 URL: http://www.bag-bau-holz-farbe.de


BeitrittserklärungAn die Geschäftsstelle der Bundesarbeitsgemeinschaft für Berufsbildung in den Fachrichtungen<strong>Bau</strong>technik und <strong>Holz</strong>technik sowie Farbtechnik und Raumgestaltung e.V.c/o Prof. Dr. Johannes Meyserhttp://www.bag-bau-holz-farbe.deTechnische Universität BerlinSekr. FR 4-4Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre Tel.: (030) 314-250 70 oder 314-732 66Franklinstr. 28 – 29 Fax: (030) 314-216 1110587 Berlin E-mail: johannes.meyser@tu-berlin.deIch bitte um die Aufnahme in dieBundesarbeitsgemeinschaft für Berufsbildung in den Fachrichtungen <strong>Bau</strong>technikund <strong>Holz</strong>technik sowie Farbtechnik und Raumgestaltung e.V. Es entsteht mir damitein Jahresbeitrag von 35,00 € für ordentliche Mitglieder/Vollzahler, 15,00 € für Studierende,Referendare und Arbeitslose und 70,00 € für juristische Personen.Den Mitgliedsbeitrag überweise ich auf das Konto der Bundesarbeitsgemeinschaft für Berufsbildungin den Fachrichtungen <strong>Bau</strong>technik und <strong>Holz</strong>technik sowie Farbtechnik undRaumgestaltung e.V. Kto.-Nr. 643 420 <strong>01</strong>1 bei der Mainzer Volksbank, BLZ: 551 900 00.Name:........................................................ Vorname:……........................................................Straße:....................................................... Ort:........................................................................E-mail:........................................................ Telefon:…..............................................................Datum:....................................................... Unterschrift:...........................................................Ermächtigung zum Einzug des Beitrags mittels LastschriftHiermit ermächtige ich die Bundesarbeitsgemeinschaft für Berufsbildung in den Fachrichtungen<strong>Bau</strong>technik und <strong>Holz</strong>technik sowie Farbtechnik und Raumgestaltung e.V. widerruflichden von mir zu zahlenden Beitrag zu Lasten meines Girokontos mittels Lastschrift einzuziehen.Kreditinstitut:...............................................................................................................................Bankleitzahl:..........................................Girokonto Nr.:........................................................Weist mein Konto die erforderliche Deckung nicht auf, besteht für das kontenführende Institutkeine Verpflichtung zur Einlösung.Datum:...................................Unterschrift:…………..……...............................................


Fenstergitter in Córdoba (Foto: Niels Göttsche)

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