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Das Bistum Münster 7,2. Die Diözese. - Germania Sacra

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§ 6<strong>2.</strong> Gottesdienstliche Ordnungen 7<br />

Einfluß stehenden Damenstift Essen gehörten, wo Liudgerverehrung üblicher<br />

war als in der <strong>Diözese</strong> <strong>Münster</strong>.<br />

<strong>Das</strong> älteste bekannte Missale (um 1300), wiederum aus der Zeit Everhards<br />

von <strong>Die</strong>st, gehörte der Kirche in Harsewinkel. In ihm fehlte noch das Fronleichnams<br />

fest. Harsewinkel war dem Cisterzienserkloster Marienfeld inkorporiert.<br />

Es verwundert daher nicht, daß dieses Missale in zahlreichen Fällen vom<br />

<strong>Bistum</strong>scommune des 15. Jahrhunderts abweicht, dagegen oft mit "konservativen<br />

Stifts- und Ordenshandschriften des 15. und 16. Jahrhunderts" übereinstimmte<br />

(Lengeling, Missale S. 39).<br />

Etwas jünger dürfte ein dem Damenstift Nottuln gehöriges Missale (um<br />

1320) sein, das ebenfalls zahlreiche Abweichungen vom <strong>Bistum</strong>scommune des<br />

15. Jahrhunderts aufweist. Es enthält zum 19. Januar das Fest der hll. Marius<br />

und Martha, zum 23. Januar das Fest des hl. Valerius. Dafür fehlen die hll. Dorothea<br />

und Apollonia, die erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts eingefügt<br />

wurden. Am 24. Januar wurde Nativitas S. Johannis mit einer missa matutinalis<br />

und einer summa gefeiert. Unvollkommen ausgebildet erscheint die Oktav Mariae<br />

Himmelfahrt. Der W. Augustinus - die Nottulner Damen lebten nach der<br />

Augustinus-Regel- wurde kommemoriert und mit der Oktav gefeiert (Lengeling,<br />

Missale S. 37f.).1)<br />

Aus der Bearbeitung der älteren Missalhandschriften durch Lengeling ergibt<br />

sich eindeutig, daß das <strong>Bistum</strong> <strong>Münster</strong> im 14. Jahrhundert noch keine<br />

einheitliche Liturgieregelung besaß. Bischof und Domkapitel waren an zentralisierenden<br />

Maßnahmen nicht interessiert. Dagegen gab es im 15. Jahrhundert<br />

im Oberstift schon den üblichen Standard hinsichtlich Kalender, Rubriken,<br />

Gesängen und Texten, die als <strong>Bistum</strong>scommune angesprochen werden können.<br />

Maßgebenden Anteil an der eingetretenen Vereinheitlichung hatte die<br />

Schreibtätigkeit der münsterischen Fraterherren. <strong>Die</strong>sen lag aus verständlichen<br />

Gründen für ihre Produktion von Büchern an einem einheitlichen Text<br />

(Haller, Handschriften S. 194-202), während der Bischof in dieser Hinsicht<br />

keinerlei Maßnahmen ergriff (Lengeling, Missale, S. 591-600).<br />

Der erste Druck des Missale Monasteriense von 1498 weist zahlreiche Abweichungen<br />

vom <strong>Bistum</strong>scommune auf und hielt sich vielfältig an das Vorbild<br />

des Körner Missale, während sich der Druck von 1520 dem <strong>Bistum</strong>scommune<br />

annähert (ebd. S. 151-156). Doch blieben Stifte und Klöster bei ihren Sonderüberlieferungen.<br />

Wie wenig sich Bischof und Domkapitel für eine Vereinheitlichung<br />

einsetzten, geht allein aus der Tatsache hervor, daß die vom Dom-<br />

1) L ENGELING charakterisiert das Nottulner Missale in seinem "jetzigen Zustand<br />

(mit den Ergänzungen aus der Zeit um 1500) zweifellos als <strong>Bistum</strong>smissale, obwohl es<br />

für ein Stift nach der Regel des hl. Augustinus geschrieben ist". Eine nähere Begründung<br />

für diese Einschätzung gibt er nicht.

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