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Gedenktafel - carocktikum.de

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Die drei Vorbil<strong>de</strong>r sollen klar machen, dass nach <strong>de</strong>r Analyse von vielen Dutzen<strong>de</strong>n<br />

Vorbil<strong>de</strong>rn sich ein Mo<strong>de</strong>ll für die Traumsprache aufstellen lässt6 . Ich habe es Schlüssel –<br />

Ko<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>ll genannt7 . Der Schlüssel ist <strong>de</strong>r Name Kraepelin. Wörter wie Kröpelin, Ka,<br />

kraipalé und praecox, alles Wörter, die zum Teil zum Namen Kraepelin passen8 , sind Ko<strong>de</strong>wörter<br />

<strong>de</strong>r Traumsprache. Sie formen <strong>de</strong>n Kraepelin-Ko<strong>de</strong>.<br />

Die Ko<strong>de</strong>wörter funktionieren wie eine Art Alphabet für Kraepelins Traumsprache:<br />

das Kraepelin-Alphabet. Schon <strong>de</strong>r Dichter Friedrich Hebbel sagte, dass im Traum mit<br />

einem Alphabet, das <strong>de</strong>r Träumer nicht versteht, unsinnige Figuren zusammengesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Hier haben wir also ein solches Alphabet, aus <strong>de</strong>m zwar nicht unsinnige Figuren,<br />

aber scheinbar unsinnige Sprachäußerungen zusammengesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Schlüssel-Ko<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>ll lässt sich verstehen, wenn wir ein Merkmal <strong>de</strong>s Traums im<br />

Allgemeinen betrachten und zwar <strong>de</strong>n vielfach erwähnten egozentrischen Charakter. Der<br />

griechische Philosoph Heraklit hat gesagt: Die Erwachten haben eine gemeinsame Welt, bei<br />

<strong>de</strong>n Eingeschlafenen aber wen<strong>de</strong>t sich je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Eigenen zu. Friedrich Nietzsche sagte:<br />

Nichts ist mehr euer Eigenes als eure Träume. Nichts mehr euer eigenes Werk. Subjekt, Form,<br />

Dauer, Akteur, Zuschauer ... in dieser Komödie seid ihr alles selber. Freud meinte: Träume<br />

sind sämtlich egoistisch, in allen tritt das liebe Ich auf, wenn auch verklei<strong>de</strong>t. Man könnte<br />

<strong>de</strong>shalb sagen: <strong>de</strong>r Traum ist eine egozentrische Bil<strong>de</strong>rsprache und die Traumsprache<br />

Kraepelins ist eine egozentrische Sprache. An<strong>de</strong>rs formuliert: <strong>de</strong>r Traum ist wie ein Selbstbild,<br />

die Traumsprache ist wie eine Autobiographie.<br />

Lesen wir nun die erste Zeile aus <strong>de</strong>r Autobiographie Kraepelins: Geboren wur<strong>de</strong> ich<br />

am 15. Februar 1856 als Sohn <strong>de</strong>s 1882 verstorbenen Musiklehrers, späteren Reutervorlesers<br />

Karl Kraepelin in Neustrelitz. Geburtsdatum, Geschlecht, Name und Geburtsort wer<strong>de</strong>n<br />

erwähnt. Sie formen Elemente <strong>de</strong>r minimalen I<strong>de</strong>ntität. Im Traum nun haben wir ein geschwächtes<br />

Ich, ein minimales Ich. Die minimale I<strong>de</strong>ntität in sprachlicher Hinsicht ist <strong>de</strong>r<br />

Eigenname und dieser macht sich breit mittels Ko<strong>de</strong>wörtern in <strong>de</strong>r Traumsprache. In <strong>de</strong>r<br />

Traumsprache spricht <strong>de</strong>s Träumers minimales Ich, aus eigenem Namen, <strong>de</strong>r Eigenname.<br />

So erklärt sich also das Schlüssel-Ko<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>ll.<br />

Nun wollen wir uns kurz <strong>de</strong>n Sprachstörungen in <strong>de</strong>r Schizophrenie hinwen<strong>de</strong>n. Erinnern<br />

wir uns an Freuds Aussage über Traum und Psychose: Es ist wahrscheinlich, dass eine<br />

verän<strong>de</strong>rte Auffassung <strong>de</strong>s Traumes unsere Meinungen über <strong>de</strong>n inneren Mechanismus <strong>de</strong>r<br />

Geistesstörungen mit beeinflussen muss, und so dürfen wir sagen, dass wir an <strong>de</strong>r Aufklärung<br />

<strong>de</strong>r Psychosen arbeiten, wenn wir uns bemühen, das Geheimnis <strong>de</strong>s Traumes aufzuhellen.<br />

Wenn nun die von Kraepelin immer wie<strong>de</strong>r betonte Analogie von <strong>de</strong>r schizophrenen<br />

Sprachverwirrtheit und <strong>de</strong>r Traumsprache zutrifft, wäre man geneigt zu sagen, dass<br />

Sprachstörungen schizophrener Patienten jetzt leichter zu verstehen sind. Leichter aber<br />

heißt nicht leicht. Leichter wird es, weil wir <strong>de</strong>n Eigennamen auch hier als Schlüssel vermuten.<br />

Ein Vorbild einer Sprachstörung, das ich ins Deutsche übersetzt habe, soll zeigen, wie<br />

mit Hilfe <strong>de</strong>s Eigennamens eine Dekodierung stattfin<strong>de</strong>n kann9 . Die Sprachstörung <strong>de</strong>s<br />

Patienten trat hervor, als er vom Unfall erzählte, bei <strong>de</strong>m sein jüngerer Bru<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Tod<br />

6 Einige weitere Vorbil<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>t man in: Huub Engels, Frank Heynick & Cees van <strong>de</strong>r Staak. (2003). Emil<br />

Kraepelin´s dream speech: a psychoanalytic interpretation. International Journal of Psychoanalysis, 84,<br />

1281-1294.<br />

7 Engels, Huub (2004). Gestoor<strong>de</strong> taal in <strong>de</strong> dromen van Emil Kraepelin (Promotionsschrift). ISBN 90-6464-<br />

228-1. Als full-text im Internet: www.webdoc.ru.nl/e/engels h/gesttaind.pdf; Zusammenfassung in Englisch<br />

auf Seite: 207-214.<br />

8 Da praecox zu Rühr-ochs führt, müsste man es in <strong>de</strong>r Traumsprache als praec-ox abbrechen. Man vergleiche<br />

nun praec mit Kraep-elin.<br />

9 Siehe Engels (2004, S. 169-173)<br />

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