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Gedenktafel - carocktikum.de

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Doppelgänger genannt, <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> am Leben bleibt. So lautet <strong>de</strong>s Rätsels Lösung<br />

das Vi aus vis vitalis, dies ist Latein für „Lebenskraft“, entstan<strong>de</strong>n ist, und dass vis vitalis<br />

das Bin<strong>de</strong>glied zwischen Ka und Vi bil<strong>de</strong>t: Ka – vis vitalis – Vi. Vi erweist sich als <strong>de</strong>r so<br />

genannte Ka Diener, ein Priester bei <strong>de</strong>r Begräbnisfeier im alten Ägypten.<br />

Die Lösung ist wie<strong>de</strong>r einfach und genau. Ist sie auch Kraepelin gerecht? Der Begräbnistraum<br />

stammt aus <strong>de</strong>m August 1923. En<strong>de</strong> 1922 wur<strong>de</strong> bei Theben, im alten Ägypten,<br />

im Tal <strong>de</strong>r Könige, Tutanchamuns Grab ent<strong>de</strong>ckt. Ein Schatz nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren kam zum<br />

Vorschein: unter an<strong>de</strong>rem im Februar 1923 zwei Wächter, die vor <strong>de</strong>r Grabkammer stan<strong>de</strong>n:<br />

es waren sogenannte Ka-Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Tutanchamuns. Kraepelin interessierte sich sehr<br />

für Ägypten, das er 1899 besuchte, und wo er Kontakt hatte zum Ägyptologen Ermann.<br />

Die gefun<strong>de</strong>ne Lösung entspricht also auch Kraepelins Lebenserinnerungen.<br />

Zwei Worte haben wir bis jetzt durch Analyse gefun<strong>de</strong>n: Kröpelin und Ka. Gibt es<br />

außer Kröpelin und Ka noch mehr ähnliche, in Träume verborgene Worte? Das griechische<br />

kraipalé erweist sich als wichtiges verborgenes Wort in <strong>de</strong>r Traumsprache. Es heisst<br />

Rausch. Das Wort Rausch kommt zum Beispiel vor im allerersten Traum <strong>de</strong>s Monats Mai<br />

1908. Es ist <strong>de</strong>r erste uns bekannte Traum <strong>de</strong>r En<strong>de</strong> vorigen Jahrhun<strong>de</strong>rts aufgefun<strong>de</strong>nen<br />

zweiten Traumsammlung Kraepelins.<br />

Als letztes Vorbild will ich einen Traum aus <strong>de</strong>m letzten Lebensjahr Kraepelins, also<br />

von 1926, behan<strong>de</strong>ln. „Rührochs gibt es nicht mehr“ lautet die Sprachstörung im Traum.<br />

Der Traum spielt sich ab in einer Wirtschaft. Woraus ist das Traumwort Rührochs entstan<strong>de</strong>n?<br />

Aus Rührei und Ochsenaugen sagt uns Kraepelin. Warum aber verschmelzen die bei<strong>de</strong>n<br />

Wörter zu einem Worte und warum entsteht nicht Rührochsen statt Rührochs? Hat<br />

die Wortneubildung Rührochs vielleicht eine Be<strong>de</strong>utung? Kann eine Wortneubildung<br />

überhaupt etwas be<strong>de</strong>uten?<br />

Betrachten wir das Traumwort Rührochs mal als mini-Traum: aus nur einem Wort bestehend.<br />

Dazu gibt Kraepelin zwei Assoziationen: Rührei und Ochsenaugen. Freud, in<br />

seiner Traum<strong>de</strong>utung, meint, dass wenn einmal <strong>de</strong>r Träumer seine freien Assoziationen<br />

zum Traum gegeben hat, <strong>de</strong>r Sinn <strong>de</strong>s Traumes schon klar wird. Was aber ist nun <strong>de</strong>r Sinn<br />

<strong>de</strong>s Wortes Rührochs: man wür<strong>de</strong> vielleicht meinen, das wäre ein Art Eiergericht und dann<br />

könnte man über <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>s Eiergerichts spekulieren. Der Sinn von Rührochs wird aber<br />

erst klar, wenn es uns gelingt, eine Verbindung zwischen <strong>de</strong>n zwei Assoziationen Kraepelins<br />

herzustellen. Dann erst kann man klären, woher die zwei Assoziationen und damit die<br />

Wortneubildung Rührochs rühren, und was Kraepelin mit <strong>de</strong>r Wortneubildung Rührochs<br />

sagen will. Lassen sie sich nun überraschen!<br />

Welches Wort ähnelt Rührei? Frühreif! Dies ist eine Klangassoziation („Rührei“ steckt<br />

in „frühreif“). Diese Assoziation ergibt sich leicht, da es die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Wortes praecox<br />

ist, ein Kraepelin wohlbekanntes Wort. Aus <strong>de</strong>m lateinischen praecox entstan<strong>de</strong>n ist<br />

das Wort „Aprikose“, die frühreife Frucht, und von „Aprikose“ kommen wir dann zu<br />

Ochsenaugen, <strong>de</strong>nn Ochsenaugen be<strong>de</strong>utet nicht nur „Spiegelei“ son<strong>de</strong>rn auch: Gebäck<br />

mit Aprikose.<br />

Genau zwischen <strong>de</strong>n Wörtern Rührei und Ochsenaugen befin<strong>de</strong>t sich also das Wort<br />

praecox. Man kann auch sagen: praecox hat zu zwei Wörtern Rührei und Ochsenaugen geführt<br />

und diese verschmelzen nicht nur, weil sie bei<strong>de</strong> Eiergerichte sind, son<strong>de</strong>rn vor allem,<br />

weil sie aus ein und <strong>de</strong>mselben Wort entstan<strong>de</strong>n sind. „Rührochs gibt es nicht mehr“<br />

be<strong>de</strong>utet damit „praecox gibt es nicht mehr“. Das Wort praecox erklärt, wieso aus Rührei<br />

und Ochsenaugen ein neues Wort entsteht: Rührochs.<br />

Die gemeinte Äußerung im Traum ist also „praecox gibt es nicht mehr“, und das ist<br />

auch sonnenklar, wenn wir darin „Dementia praecox gibt es nicht mehr“ lesen, da Dementia<br />

praecox 1926 Schizophrenie genannt wur<strong>de</strong>.<br />

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