Gedenktafel - carocktikum.de
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damit <strong>de</strong>ren Ursache erkennen könne. Somit wen<strong>de</strong>t er seinen Blick ein drittes Mal nach<br />
Leipzig und bittet Wundt, ihn als Assistenten in seinem Labor für Experimentalpsychologie<br />
anzunehmen. Wundts Labor wird jedoch bis 1883/84 eine Privatinitiative bleiben und<br />
er verfügt <strong>de</strong>shalb über keinerlei bezahlte Stellungen, empfiehlt jedoch, sich an Paul Flechsig<br />
(1847-1929) zu wen<strong>de</strong>n. Der sei Professor für Psychiatrie in Leipzig und suche für seine im<br />
Frühjahr 1882 zu eröffnen<strong>de</strong> neue Universitäts-Irrenklinik klinisch erfahrene Assistenzärzte.<br />
Nebenbei könne sich Kraepelin dann gern in seinem Labor beschäftigen.<br />
Kraepelin folgt diesem Rat und tritt am 25. Februar 1882 in die Flechsigsche Klinik in<br />
Leipzig ein. Während <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n Monate wird er sich jedoch ausgiebig <strong>de</strong>m zeitrauben<strong>de</strong>n<br />
Studium und Experimentieren bei Wundt hingeben und seine Dienstobliegenheiten<br />
in <strong>de</strong>r Irrenklinik vernachlässigen. Flechsig wird ihn daraufhin, nach noch nicht einmal<br />
viermonatiger Tätigkeit, fristlos entlassen. Dies bringt <strong>de</strong>n gebürtigen Neustrelitzer jedoch<br />
nicht von seinem Vorhaben ab, an <strong>de</strong>r Universität Leipzig zu habilitieren. Er genießt dabei<br />
die Unterstützung einiger Professoren, so von Wundt und <strong>de</strong>m Neurologen Wilhelm Erb<br />
(1840-1921), <strong>de</strong>r Kraepelins Habilitationsangelegenheit gegen <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand Flechsigs<br />
entschei<strong>de</strong>nd befürwortet. Jedoch bringt auch die Habilitation keine Aussicht auf eine<br />
feste bezahlte Anstellung und <strong>de</strong>r junge Privatdozent ist gezwungen, Wundt zu verlassen<br />
und nach München zurückzukehren. In<strong>de</strong>s be<strong>de</strong>utet die Rückkehr in die bayerische<br />
Hauptstadt, wo sich unter von Gud<strong>de</strong>n die Verhältnisse nicht verän<strong>de</strong>rt haben, nicht mehr<br />
als einen kurzen Zwischenaufenthalt. Der bestimmte Wunsch, eine Familie zu begrün<strong>de</strong>n,<br />
lässt ihn schweren Herzens auf die Unbestimmtheit eines aka<strong>de</strong>mischen Aufstiegs verzichten<br />
und sich zum Juli 1884 um eine zu vergeben<strong>de</strong>, sehr gut bezahlte Oberarztstelle an <strong>de</strong>r<br />
schlesischen Irrenanstalt Leubus (Lubi¸a˙z) erfolgreich bewerben. Am 4. Oktober <strong>de</strong>s Jahres<br />
1884 heiratet Kraepelin seine langjährige Verlobte, die auf <strong>de</strong>m Gutsbesitz Marly aufgewachsene<br />
Ina Schwabe (1855-1944). Obgleich sich die Verhältnisse in und um die Anstalt<br />
im O<strong>de</strong>rwald offenbar gut gestalten, reizt es Kraepelin doch, als er von <strong>de</strong>r Ausschreibung<br />
einer Oberarztstelle an <strong>de</strong>r Irrenabteilung <strong>de</strong>s Dres<strong>de</strong>ner Stadtkrankenhauses erfährt, vor<br />
allem, weil er damit an einer stark frequentierten großstädtischen Klinik arbeiten und forschen<br />
kann. Als <strong>de</strong>ren relativ eigenständiger Leiter kann er dann zu<strong>de</strong>m fast völlig frei<br />
über Aufnahme und Abgabe von Patienten entschei<strong>de</strong>n. Ein Umstand, <strong>de</strong>r ihm später, vor<br />
allem in Hei<strong>de</strong>lberg, als I<strong>de</strong>al vorgeschwebt haben muss. In diese Stellung, die er am 1. Mai<br />
1885 antritt, gelangte er scheinbar problemlos. Aber wie sich bald zeigen sollte, mangelte<br />
es hier an Mitteln für wissenschaftliche Forschungen, zumal die Krankenhauskommission<br />
<strong>de</strong>rartige Vorhaben hemmte. Auch im Privaten muss das Ehepaar einen ersten Schicksalsschlag<br />
hinnehmen, als Anfang November ihr erstes Kind kurz nach <strong>de</strong>r Geburt an einer<br />
Nabelschnurumschlingung verstirbt.<br />
Doch plötzlich, durch einen persönlichen Glücksumstand, wird Kraepelin die aka<strong>de</strong>mische<br />
Karriereleiter wie<strong>de</strong>r hingehalten: Hermann Emminghaus (1845-1904), Professor <strong>de</strong>r<br />
Psychiatrie in Dorpat (Tartu), wird 1886 nach Freiburg berufen. Und dieser ehemalige<br />
Würzburger Lehrer Kraepelins vermittelt nun ihn als seinen Nachfolger auf <strong>de</strong>n psychiatrischen<br />
Lehrstuhl <strong>de</strong>r im Machtbereich <strong>de</strong>s russischen Imperiums liegen<strong>de</strong>n, aber<br />
<strong>de</strong>utsch-baltisch geprägten Universität im heutigen Estland. Trotz dieser Umstän<strong>de</strong> zögert<br />
<strong>de</strong>r 30-jährige keine Minute, zurück in die schon abgeschriebene universitäre Laufbahn zu<br />
gelangen. Dort nun kann er sich neben <strong>de</strong>r ärztlichen Tätigkeit, die Klinik umfasst 70 bis<br />
80 Betten, <strong>de</strong>r Forschungsarbeit verstärkt hingeben, die in <strong>de</strong>n ersten Jahren vor allem<br />
eine experimentalpsychologische ist. Mit großer Begeisterung will er in einem selbst begrün<strong>de</strong>ten<br />
experimentalpsychologischen Labor nun endlich sein Forschungsprogramm angehen<br />
und die Wundtsche Experimentalpsychologie in die Psychiatrie einführen. Doch ergeben<br />
sich bald Schwierigkeiten verschie<strong>de</strong>ner Art. So erweist es sich auch als nahezu unmöglich,<br />
mit manifest psychotisch Erkrankten die eine gewisse Mitarbeit erfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Versuche anzustellen. Nun besinnt er sich mehr und mehr darauf, sich <strong>de</strong>r schon in seiner<br />
Antrittsvorlesung angekündigten klinischen Verlaufsbeobachtung <strong>de</strong>r Kranken zu verschreiben.<br />
Schon 1863 hatte Karl Ludwig Kahlbaum (1828-1899) gefor<strong>de</strong>rt, dass das Wesen<br />
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